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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-28
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1880
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Erste Beilagezum Leipziger Tageblalt und Anzeiger. .1? rrr. Donnerstag den 28. October 1880. 74. Jahrgang. Die Denkwürdigkeiten desehrmal. Slaatsmiuistrrs v. Friesen. i Der bi- vor wenigen Jahren an der Spitze der königi. säcbfiichen StaatSreaierung siebende StaatS- minister Richard Freiherr v. Friesen hat soeben „Erinnerungen a«S meinem Leben" (2 Bee.; Dresden, W Baensch) veröffentlicht, welche natür lich eine reiche Fülle interessanter Mittbeilunaen enthalten. Da< Werk hat die Form einer Selbst- bioaraphie, ist aber tatsächlich eia höchst lehr- reicher und interessanter Beitrag zur Geschichte der Entwickelung de- politischen Leben- in Sachsen seit dem Eintritte desselben in die Reihe der kon stitutionelle» Staaten. Der erste Band enthält die Abschnitte: Jugend und Vorbereitung — Mein erstes Ministerium — Zwischenzeit zwischen meinen beiden Ministerien; der zweit« die Abschnitte: Mein zweite- Ministerium — Die schtr-wig- holsteinische Angelegenheit bi- 1868 — Vom Aus bruche de- Kriege- bi- zum Beginn der Friedens verhandlungen — Die Frieden-Verhandlungen in Berlin. Schon dies« lurze Inhaltsangabe läßt erkennen, daß in den etwa 100 Bogen, au- welchen da- Werk besteht, ein ganz bedeutende- Material zur näheren Kenntniß und zum besseren Verständniß unserer Zeitgeschichte aufgespeichert ist. Der Verfasser macht in der Vorrede sich selbst den Einwurf, daß die Veröffentlichung seiner Er innerungen als eine zu frühzeitige oder überhaupt alt nicht zweckmäßig erscheinen könnte. „Man kann nun freilich und wird mir vielleicht auch Folgende» einwenden: Nach langen und erbitterten Kämpfen ist endlich die lang ersehnte Einigkeit hergrstellt, ist der überwiegend größte Theil der deutschen Nation zu einem großen und mächtigen Reiche vereinigt. Daß Da- nur durch einen blutigen Krieg und iu einer Weise möglich war, die zu jener Zeit den Ansichten, Wünschen und Hoffnungen Vieler nicht entsprach, Da- kann man bedauern, aber nicht ändern. Selbst da- Verhältniß Oesterreichs zu Deutschland, in dem ja eigentlich der Kernpunct der ganzen da maligen Krisi» lag, hat sieb viel, sehr viel bester gestaltet, al- man vor 1866 hoffen konnte und durste; eS hat sich so gestaltet, daß beide Theile damit können zufrieden sein. Freuen wir un» also der neuen Zustände, suchen wir sie so fest wie möglich zu begründen, so gut und zweckmäßig wie möglich zu gestalten, aber lasten wir da- B«. aangene vergangen sein! Wozu soll eS nützen, schon jetzt wieder alte Wunden aufzureißen, an irthere Kämpfe und Streitigkeiten zu erinnern, sie, wenn auch nur literarisch, zu erneuern?" Mit vollem Rechte hat sich der Verfasser durch solche Betrachtungen nicht abhalten lasten, sein Vorhaben auSzufuhren. Er hat, wie er glaubhaft versichert, sich gewissenhaft bemüht, die Personen und Ereignisse so zu schildern, wie er sie zu jener Zeit thatsächlich aufgefaßt hat, und sich dabei, so weit irgend möglich, jeder eigentlichen Polemik, jede- Angriff- aus Andere zu enthalten. Natür lich ist sem hauptsächlichste- Absehen darauf gerich tet, die damaligen Absichten und Ziele der sächsi schen Staat-regierung sowie die Motive ihrer Schlüffe und Handlungen so darzustellen, wie sie wirklich waren. Die Glaubwürdigkeit und da- Vertrauen, welche- er dabei beansprucht, wird gewiß kein Unbefange ner ihm vorenthalten, selbst wo er im Uebrigen nicht auf demselben Standpunkt wie der ehemalige Minister steht. CS ist auch sehr anerkennenSwerth von dem Verfasser, daß er ausdrücklich erklärt, er habe seine Schrift zu einer Zeit erscheinen lasten, wo eine Widerlegung irrtümlicher Darstellungen und eine Rechtfertigung etwa fälschlich beschuldig, ter Persönlichkeiten noch möglich ist. Wie schon oben angedeutet, schließt da- Werk mit der glücklichen Beendigung der Friedens»«. Handlungen von 1866, und e- scheint nicht im Plane de- Verfassers zu liegen, schon in näherer Zeit seine Darstellungen bi- auf die Gegenwart sortzuführeu. „Mit diesem Friedensschlüsse — sagt er — wurde die Zeit de» Kampfe-, de- Zufammen- brnchS alt« Verhältnisse beschlossen, eine nene Zeit begann, in der e- galt. Neue» zu schaffen, zu be festigen. Bis dahin kann man sagen: da» Ver gangene ist vergangen, e» liegt vor un» nur noch al- Gegenstand ernst«, ruhig« Betrachtung. Wa- seitdem geschehen, ist noch zu neu, zu sehr »it dem unnnttelbar Gegenwärtigen verbunden, al- daß eine unbefangene Darstellung desselben geschrieben und veröffentlicht werden könnte." In einigen weiteren Artikeln werden wir ver suchen, au- dem reichen Stoffe, welchen da- Friesen'sche Werk darbietet, eine Reihe interessanter Mittheilungen verschiedenen Charakter-, welche unseren Lesern gewiß eine angenehme Lrctitre ge währen, in Auszügen vorzulegen. Gemeinnützige Geseüschast. * Leipzig, 27. Oktober. Die Gemeinnützige Gesellschaft hielt gestern Abend im Saale de» Kaufmännischen Verein-Hause- ihre erste Versamm lung! im gegenwärtigen Winterhalbjahre ab. Der Vorsitzende, Herr vr. Geusel, hieß die An wesenden herzlich willkommen und «klärte, einige Worte über die Angelegenheit, welche de« Reich«- verein vor Kurzem beschäftigt, die Vorgänge in der nationalliberalen Partei betreffend, auch an dies« Stelle sagen zu müssen. Redner betonte, « glaube bestimmt annehmrn zu können, daß ganz dieselbe Gesinnung, wie im Reichsverein, auch in der Gemeinnützigen Gesellschaft vorherrsche und daß man auch in deren Kreise daran unbe dingt sesthalte, daß die nationalliberale Partei in Leipzig durchaus keinen Grund habe, dre Spal tung auch in ihr« Mitte etnreißea zu lasten. Es wurde diesen Bemerkungen von kein« Seite widersprochen. Der Vorsitzende theilte bierauf weiter mit, eS sei an den Vorstand der Gesellschaft da- Ersuchen gerichtet worden, einige seiner Mitglieder in die behufs der in der näch sten Zeit stattfindenden Kirchenvorstand-- wahlen niederzusetzende Commission zu deputiren, und eS habe der Vorstand dies« Aufforderung ent sprochen, indem er die Herren Stadtrath Scharf und Rechtsanwalt vr. Scheuffl« in die betreffende Commission abordnete. In Bezug auf die Stadt verordneten wählen schlage der Vorstand vor, daß eS wieder so wie m den letzten Jahren gehalten werden möge, nämlich von Seiten d« Gemeinnützigen Gesellschaft eine Commission zu bilden, der da» Recht der Zuwahl au- den ver schiedenen BUrgerkreisen und ferner die Befugniß zusteht, mit anderen Vereinen und Corporationen wegen event. Aufstellung einer gemeinsamen Can- didatenliste sich zu verständigen. Die Versammlung genehmigte diesen Vorschlag und war ferner damit einverstanden. daß zu Mitgliedern der gedachten Commission die Herren Karl Geibel jnu., Gust. Hermann, Bankdirector Heuschkel, Goldarbeit« Höffler und NechtSanwalt vr. Langbein bestimmt wurden. Hinauf ergriff He« Stadtratb Ludwig- Wolf da- Wort zu einem Vortrage über die Leipziger Rauch- und Rußfrage. Nach einer poetisch-humoristischen Einleitung gelangte der Vortragende zu dem Ernst dieser Frage und betonte, daß dieselbe in dn That zu einem öffent lichen sanitären Uebelstande sich entwickelt habe, der dringend der Abhülfe bedürfe. Uebermäßiger Rauch und Ruß entstünden in «st« Reihe au» mangelhaft« Heizung, bei welcher Unsummen guten Geldes zur Este hinaus gejagt würden. Wenn auch der hindurch entstehende materielle Verlust den Einzelnen nicht so schwer treffe, so sei doch der Verlust, den die Gesammtheit hierbei erleide, ein erschreckend groß«. Man möge bedenken, daß die schwarzen Schätze der Unterwelt in Deutschland nicht all^u reich bemessen seien und daß auch die Erneuerung de- Waldreichthum- sich in bestimmten Grenzen bewege. Die Verschwendung de- Heiz- materiale- durch mangelhafte Heizung sei eine berenkliche Handlungsweise auf Kosten unserer Nach kommen. Der Redner «örtert im Besonderen die Einwirkungen der D«mpfesten und citirt au- den Gutachten de- Ort-gesundheit-rathe- in Karlsruhe den Nachweis, daß m Kabrikstädteu dnrch die große Menge der Dampfesten der atmosphärischen Luft schwefelsaure Stoffe zugeführt, dadurch aber die menschlichen Athmung-oraane in hohem Grade gereizt werden. Ein Beispiel in dieser Be ziehung bietet Manchester in England, wo dnrch die Ausströmungen dn Esten die Luft derartig mit Schwefelsäure gemischt sei, daß d« niederstrvmeude Regen diese Substanz an sich ziehe Auch au- seiner Vaterstadt Werdau erbrachte der Redn« ein Beispiel, indem dort durch den Rauch und Ruß der Dampfschornsteine, je nach der Windrichtung, die Baumblüthe in den Gärten n- tödtet wird, und er gelangte zu dem Schlüsse, daß, da auch in Leipzig wir unter übermäßig« Entwicke lung von Rauch und Rnß ru leiden hätten und dadurch oftmals die freien Plätze und Promenaden- Anlagen, welche man alS die Lungen der Stadt zu bezeichnen Pflege, verpestet würden, allerding- alle Veranlassung gegeben sei, nach Schutz gegea eine derartige Calamität zu suchen. D« Redn« untersuchte, welche Schutzmaßregeln au- den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen, so wohl auf dem Gebiete de- Privatrechte- al- auf dem de- Verwaltung-recht-, sich ableiten lasten, und gelangte zu folgende« Resultate. Proteste werden bei der jetzigen Höhe der Gerichtskosten wegen Rauch- und Rußbelästiguna nur sehr wenige Hau-« besitz« anstrengen. D»e ReichSgewerbegesetzgebung gestaltet, daß durch OrtSstatut gewisse Theile der Orte al- solche bezeichnet werden können, in denen Fabrikanlage«, durch welche viel Rauch und Ruß entsteht, nicht errichtet werden. DreSven hat sich diese Bestimmung zu Nntze gemacht, «ud e- entsteht die Frage, ob die Füglichkeit gegeben, daß Leipzig diesem Beispiele folge. Redn« beantwor tete diese Frage mit Nein, erstens mit Rücksicht darauf, daß die sogenannten Central-FeuerungS- Anlagen durch die betreffende gewrrbegesetzliche Bestimmung nicht getroffen werden, und zweiten», weil wir dadurch in Leipzig der gewerblichen und industriellen Thätigkeit die Lebenskraft in hohem Grade unterbinden würden. E- hat sich übrigen- ngeben, daß man in Dresden mit der gedachten Bestimmung keinen wirklichen Erfolg «zielt hat. Die tzß. 51 und 52 de- RetchSgewerbegesetzr-, nach denen der Fortbetrieb gewerblicher Anlagen gegön Gewährung von Entschädigung untersagt werden kann, wenn sie gemeingefährliche Wirkungen auS- übeu, bleiben in der Regel auch unpraktisch, weil nicht festgestellt ist, «er die Entschädigung zu leisten hat, dn Staat oder die Gemeinde, und Jeder sich vor dieser Entschädigung fürchtet. Ungleich einschneidender sind die bestehenden ge setzlichen Bestimmungen in Bezug aus die Dampf kessel-Anlagen und mit ihnen kann mau schon etwa- weil« kommen. Da- Gesetz sagt, die Dampfkessel - Feuernngen müssen so eingerichtet werden, daß der Rauch möglichst verbrannt wird, und der Besitzer solcher Anlagen kann auch nach träglich dazu angehal en werden. Einrichtungen in dieser Richtung zu treffen, die Schornsteine müssen eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende Höh« baden :c. Aber wenn man diese Bestimmungen beim richtigen Lichte betrachtet, dann kann man nur sagen, daß auch ihre Wirkungen in vielen Fällen illusorisch sind, und e» entsteht nun die Frage: Wa- hat zu geschehen, um eine» größeren Schutz gegen die Rauch- und Rußcalamität herbei zu führen? Der Vortragende betont, daß bei Er örterung dies« Frage vor Allem auch unsere Essen kehrer mit herauzuziehen sein ««den, da deren dermalige Kehrmetyode außerordentlich viel zu wünschen übrig läßt, indem namentlich der ru« Reinigen der russischen Schornsteine verwendete Kuaelbeseu unzulänglich ist. Nach dem Competenzgesetz von 1835 ist un zweifelhaft, daß dre Gemeindebehörden zur auto nomen Regelung d« vorliegenden Frage befugt sind, und ebenso steht außer Zweifel, daß die deö- fallsigen Anordnungen sich auch auf mangelhafte Heizanlagen, zu denen die Concession in früheren Jahren erthcilt worden, erstrecken können. ES ist ein NechtSirrthum, wenn Mancher glaubt, er könne, weil seine Dampfkessel-Eoncession so und so viele Jahre zurllckreicht, seine Dampfeste ruhig qualmen lasten. Die ReichSgewerbeorduuug und ebenso die Ausführungsverordnung de» BundeS- rathe- wollen da- keineswegs. England und die Schweiz, die Länder, welche al- Sitze der klas sischen Freiheit gelten, sind längst damit voran gegangen, Bestimmungen zu «lasten, wonach auch ältere Dampfesten, die mangelhaft find, verbessert werden müssen. Von techmscher Seite ist übri gens nachgewiesen, daß bei diese« Abänderungen und Verbesserungen der Heizanlagen deren Besitz« selbst mit den Vortheil durch Ersparniß an Heizmaterial, Entwickelung einer größeren Heizkraft baden, und e- wird tn dieser Beziehung namentlich dte sogenannte Tembrink-Feuerung empfohlen. Al» Beweis, daß die Techniker und die direct betheiligten Besitz« von Dampsheizanlagen selbst darin übereinstimmen, daß e- recht wohl möglich ist, Einrichtungen Her rustellen, die den Rauch völlig verzehren, verliest Redner ein ausführliche» Gutachten, welches der bairische Dampskestel-RevisionS-Bereiu auf die vom Magistrat in München an denselben gerichtete Anfrage, ob eS etwa allzu großen Schwierigkeiten begegnen werde, wenn den Besitzern von Dampf kessel-Anlagen die Auflage zugehe, binnen einer bestimmten Frist Letztere so eiuzurichten, daß d« Rauch gänzlich verzehrt wird, «stattet hat. Zum Schluffe betont d« Redner, daß aber bei emem gesetzlichen Vorgehen nicht allein die Dampfkessel, sondern auch dre Privat- und gewerblichen Heiz anlagen, sowie dte Eentralfenerungen mit in» Auge zu fassen seien, und « faßt den Inhalt seiner mit vielem Beifall aufzenommenea Darlegungen in folgenden Thesen zusammen: Die Versammlung erklärt: 1. der durch Rauch und Ruß hervorgerufene Nebel- stand hat auch in unser« Gemeinde vielfach schon ein« in sanitärer Beziehung bedenkliche Gestalt an genommen, 2. sie «achtet es dröbalb für geboten und gerecht fertigt, daß von der Behörde zur Beseitigung bez. Milderung de- Uebelstande» entsprechende Maßnahmen getroffen worden, 3. al» solche Maßregeln betrachtet sie: ». eine au-aiebig« und nachdrückliche Handhabung der bettest- dn Dampfkeffelanlagen bestehenden gesetzlichen Bestimmungen, d. eine analoge Anwendung derselben auf die Central- und sonstigen aewerblichen Heizungen im Wege de» communalen Regulativ», e. Einführung einer Straf« für dergl. lieber- ttetungen, von welcher nur Contraventionen ausgenommen werden können, welche al» durch technische Mangelhaftigkeit der Heiz anlage verursacht von dem Eontravenienteu nachgewiesen werden, dafern derselbe mit In standsetzung der Heizanlage nicht im Ver züge ist, ». eine au-giebige Handhabung de» 8- 60 der Baupolizeiordnung für Städte und Auffichd- sührung d« Baupolizei darüber, daß in eine Este nur die ihrem Fafsung-oermögen ent sprechende Anzahl von Feuerungen eingeführt werde, e. eine — nöthigenfallS durch Strafen zu 'er zwingende — Abstellung der jetzt von den Schornsteinfegern beliebten Kehrweise für rus sische Schornsteine, s. ein Borangehen der städtischen Verwaltung in Abstellung der Nebelständ« und Mängel, welche etwa durch die ihr unterstehenden industriellen und Lentral-Heizungen hervorgnufen wnden. An den Vortrag knüpfte sich eine längere De batte. Herr Ingenieur Kuntze bemerkte. Rauch und Ruß seien gewiß böse Feinde de- Menschen, e- werde ab« nicht gelingen, sie ganz zu beseiti gen, und in England und in d« Schweiz, auf welche Länder der Referent mit Genugthuung hin gewiesen. seien sie auch nicht verschwunden. Eine vollständig rauchfreie Verbrennung laste Übrigen» die Heizkraft d« Brennstoffe nicht ganzau-nützen, indem dabei denselben eine so große Menge von Sauerstoff zugeführt wird, daß die Wirkung der Feuerung dadurch sich verringert. Versuche, die in Mülhausen im Elsaß in größerem Maßstabe stattgefunden, hätten Da» vollkommen bestätigt. D« Redn« «klärte, n sei ab« trotzdem Freund d« rauchverzehrenden Einrichtungen, und empfahl gleichfalls da» Tembrink - System. Nächftdem machte « aber daraus aufmerksam, daß die häu-lichen Heizeinrichtungen in erster Rcihe «it die Rauch« und Ruß-Calamität Hervorrufen und daß dorzng-weis« nach dies« Richtung hin die bessernde Hand angelegt werden müsse, wenn über haupt eine Besserung «zielt werden solle. Die Besserung habe sich auf die cvnstructive Beschaffen heit der Heizanlagen zu erstrecken, auf die unsere Architekten und Maurermeister viel zu geringes Augenmerk hätten, und dann müsse die Bedienung der Orfen eine bessere werden, die gegenwärtig in den meisten Fällen sehr im Argen tiegc. Dn Redner machte auf einen vom Klempnermeister Wagner hi« erfundenen, am Eingänge de- Saale- ausgestellten Apparat aufmerksam, der dazu dient, da» Eindringen de» Winde- iu die Schornsteine — eine hauptsächliche Quelle der Entstehung von Rauch und Ruß — zu verhüten. Hnr Stadtverordneten - Vorsteher Goetz schloß sich in Vielem dem Vorredner an und verwabrte die Dampfesten dagegen, daß sie der eigentliche Sündendock in Bezug auf die Entstehung von Ranch und Ruß tn Leipzig seien. Weit mehr al» die Dampfesten seien die Tausende der gewöhnlichen Hau«esten an dieser Calamität schuld. Bestehend« Dampsheizanlagen abzuändern sei nicht so leicht, wie man eS sich vielleicht hi« und da vorstelle; die Behörden könnten da nicht ohne Weitere» decretiren, man wöge der weiteren Eatwickelung d« Technik die Löiung der Frage überlasten. Redn« erklärte sich dagegen, daß die Gemein nützige Gesellschaft Uber dre vorgeleaten Thesen abstimme, denn eS sei nicht ihre Ausgabe, üb« solche technische Fragen Urtheile abzugeben. Man könne nnr belehrend eiugreisen und möge sich vor sehen, der Industrie die Beine nicht derart zu sammen zu schnüren, daß sie nicht mehr laufen könne. /Vielfache Zustimmung.) He« Wahl fand den Hauptgrund der hiesigen Rauch- und Ruß-Calamität darin, daß die Häu ser viel z« wenig Esten haben, daß oft zwölf und mehr Oefen in eine einzige Este münden, und er empfahl der Baupolizei dringend, hierin Wandel zu schaffen. Herr Fadrikinspector Morgenstern bestätigte durch Zahleneingaben die Annahme, daß die Dampftsten in Leipzig nur zum kleineren Theil zu der Rauch- und Rußentwickelung beitragen und daß die Hauptschuld ans die gewöhnlichen Wirth- schaft-effen entfällt. Herr Hoff mann-Ebel ing bemerkte, zu dem vielen Rauch und Ruß in Leipzig trage nicht unwesentlich d« Umstand bei, daß die Kohlenconsumenten sich mit Vorliebe d« Pechkohle; die diel Ranch au-strömen laste, bedienten, wäh rend e- entschieden vortheilhaster sei, Ruß kohle zu verfeuern, welche Meinung von Herrn Fabrikinspectvr Morgenstern al» begründet er klärt wurde. ES sprachen nun noch die Herren Kuntze, Schmidt-Söhlmanu, Goetz und Ludwig- Wolf, welcher in seinem Schlußreferat bemerkte, « bestehe nicht darauf, daß die Versammlung üb« seine Thesen abstimmc, eS genüge ihm, daß sie zum öffentlichen Vortrag gekommen. Er betonte alsdann noch, man haoe e» in der Hauptsache mit der großen Bequemlichkeit vieler Besitzer von Dampsheizanlagen zu thun, dies« müsse zu Leibe gegangen werden. Die Verhandlung war hiernach erschöpft. eS «folgte keine Abstimmung und der Vorsitzende «klärte die Versammlung für ge schlossen. Lyceum für Damen. DaS Interest«, da- die gebildeten und vermögen den Krerse der Gesellschaft, namentlich die Frauen und Töchter, den Bestrebungen entgegenbringen, die unsere Eultur gezeitigt, bezieht sich m erster Reihe auf die Genüsse d« Kunst und Geselligkeit. Nach und nach hat sich aber doch ein Bedürfmß nach der mit der Kunst so innig verwandten, die Geselligkeit so sehr veredelnden Wissenschaft auch bei den gebilde ten Frauen eingestellt. Seit dem Jahre 1874 finden bekanntlich, um diesem Bedürfnisse entgegen zu kom men, „wissenschaftliche Lehrcurse" für Damen statt, welche seit dem vorigen Jahre von einem Curatorium veranstaltet werden, da- von dem Verein für Familien- und Volkserziehung mit dieser Aufgabe bettaut wor den. Seit dem Bestehen dieser Vorträge ist das Be streben darauf gerichtet gewesen, Gebiete zu wählen, die theil- mit d« Kunst und Literatur verwandt (Literatur- und Kunstgescbichte), tLeilS den Natur wissenschaften und der Culturgeschichte angebiren. In diesem Wint« ist die Wahl der Gegenstände, die behandelt werden sollen, eine besonder- glück liche zu nennen. Sech- Vorträge über „Goethe'» Faust", da» bedeutendste und vieldeutigste Werk das d« deutsch« GeniuS geschaffen, und sechs Vor träge über „volk-wirthschaftliche Fragen" melden di« diesjährigen Prospekte. Dem ersten Gegen stand kommt gewiß da» Interesse der Damen ent gegen — e» wird ab« vielleicht nicht überflüssig sein, darauf aufmerksam zu machen, daß die „volk-wirth- schaftlichen Fragen" tief einschneidende für dw» „WirthschaftSleben de- Hause» und der Familie" sind — ja, daß von einer Lösung dieser Fragen der Fort bestand uns«« gesammten Eultur und all ihr« Segnungen, welche die Frauen in «st« Reihe ge nießen. abhängt. So wichtig e» ist, daß die Männer dn Wissenschaft bemüht sind. Bildung und Auf klärung den unbemittelten Schichten der Bevölkerung zuzufübren, ebenso wichtig ist e», daß die Frauen und Töchter dcr vermögenden Schichten der Gesell schaft Kenntniß «halten von den realen Verhältnissen. Läßt doch der groß« Meister selbst seinen Faust (tt. Theil) Befriedigung in der Arbeit für die Volks- Wohlfahrt finden. Möge dieser Hinweis auf den Zusammenhang, d« in allem Menschlichen liegt, da zu beitragen, da- Interesse für Bestrebungen zu ver mehren, die «inzia und allein durch da- frei ent gegenkommende Interesse bestehen. Wir oemerken noch, daß d« «sie Bortrag üb« „Goethe - Faust" (vr. Ereizenach) am Montag, 1. November, Vormit tag» 11*/,—18'/, der erste Vortrag: „lieber valkS« wirthschaftlich« Fragen" sHerr vr. Elfter) am Mitt woch, 3. November, Nachmittag» 4—5, im Saale der
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