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Dresdner Nachrichten : 05.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190904051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19090405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19090405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-04
- Tag1909-04-05
- Monat1909-04
- Jahr1909
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.04.1909
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nur durch Vettol« frWete. Er mird zu 14 Tagen GesärrgniS u»d 4 Taae« Haft verurteilt. — Die ISjährtg« «ertäuseri» Elsa Mark Johanne Winkler Latte in ihrer letzten Siel- lung sich S0 kleine Galantertogeaenftänd« angeetgnet, ferner ihrer Bermtetertn 10 Mk. entwendet und sich eine- Wäsche, diebstahl« schuldig gemacht. Die Mutter der Anseklagten desänd sich ln der städtischen ArbcitSanstalt. aus der sie an ihre Tochter die Bitte richtete, ihr Leib- und Bettwäsche zu bringen. Die Tochter entsprach dem Wunsche der Mutter, batte dt« Wäsch« aber gestohlen. Die Mutter Mari« veno. Winkler steht mit unter Anklage, und zwar tzveaen .Hehlerei. Da- Bestreiten ihrer Schuld bleibt erfolglos, denn sie wird twersüHrt und zu 2 Wochen Gefängnis uer. urteilt, wogen die Tochter wird auf » Monate Gefängnis erkannt. — Der Händlerin Johanna Kohl, die sich schon seit Jahren mit der Vermittlung von Heiraten besaht, war die AuSttvung diese- Gewerbes untersagt worden: da sie die Vermittlungen danach doch noch fortsetzte, ging ihr eine Strafverfügung über iw Mk. Geldstrafe zn, gegen die sie richtevliche Entscheidung beantragte. Sie erzielte denn auch mit ihrem Anträge einen teilweise» Erfolg: denn -aS Ge richt setzt die Geldstrafe auf 30 Mk. herab. — Der 44 Jahre alte Arbeiter Hermann Oowald Keller beleidigte Anfang Februar einen Armenpflcger in Evita, den er um Unter stützung gebeten lwtte. mit groben Tchimpsivorten. Bei seinem strafbefleckte» Vorleben wird auf 1 Woche Gefängnis erkannt. — vesseutltch« 8erft«i«ern»aeu I« auSwörtise« ««tsaerichte» Di.nstaq. 0. April, Fretberg: Hieaeleibellyer Ernst Louis Sanges .stiegelei.chrundststck: Gedände, Hofranm. Feld »nd Wiele i> Hektar «,t Arj t» «leinnialter-iwrs, liebst Zubehör 267'ttM M, Aus den amtlichen Bckanntmachnngeu. Dir bei der L e i h a m t s - H a u p t g e s ch ä s t S st e l l c zu Drcöden-Neustadt ausgenommenen Darlehen, deren Mckzahlungssrist in den Monaten Dezember INW und Januar lüO» abgelausen ist, sind bis zum >4. April znrück- zuzahlen oder zu verlängern, andernfalls werden die ver pfändeten Wertpapiere an ein hiesiges Bankhaus verknust, die Einlagen der verpfändeten Srurrkassenbuchcr samt Zin sen erhoben und die übrigen Pfänder illhren, Schmuck- sachen, goldene und silberne Gegenstände, Betten, Wäsche usw.s vom IN. April an im 'Versteigern ngsiaolc des Leih- amtS, -Hauptstraße 3, l., versteigert. »onturs«, Zahlunyoeiufte0ungs« »s«. ^ Dresdner AmtSgerichtSbezirk: lieber das Vermöge» des ttzrön. warenhandlers August Hermann Eckhardt in Dresden, (Y«. Ichafitloeal: Haupimarktüallc Dresden-,Friedriäiftadt. Liand za, ist da» AonkurSatersakren eröffnet und Herr Kaufmann Alfred Eanz- ler in Dresden, Plrnaiscl-e Strafte 88. zum KonkurSvcrn'allcr er nannt worden. Konkiirsforderungcii sind bis zum 2-t. April a»- zumclden. — lieber das Vermögen der Handel.'aekellscha'i „L ä ch - fische Steinholz-Werte 6» c s c I l s -t, a s I m i, be schrankter Haftung" i» Dresden, stloienstrastc U>7. ist das .«oukurKversalirc» eröffnet und Herr Rechisanivall Dr. Huao Schubert in Dresden. Prager Strafte 8«. zu,» Konkursverwalter ernann, worden. Äonkursforderungen sind bis ,»m 24. April an- zumelden. Verolnskolendo* kttn honte- Dresdner Orpheus: «fiefamtprobe. ...Ärviiprinz Nudoll", '4-g II. Sicwerbc-Verei«: Haiiptverfammlung, 8 Uhr. Krank.- u. Begrab».-Kaffe b. Ver. Gcwerbtreibcndcr Dresdens: Haiiplversainnilnng, ..Goldener Apiel", Uftr. 1'nterifcher Bund: ÄuriuSbcglii». .Zoolvaticlicr Garten", !» Uftr. Patrouat-Ber. b. SSuigl. Konscriiatorium: Opcrn-Ausfubr., >Z8. Ans der Geschäftswelt. Bet etncr Badecinrichtiiiig soft ma» es mit Wanne und Ösen allein »ich« genug sei» lasse». Vor allen Dingen darf eine Ein lage in der Wanne nicht fehlen, »in ein sltiadcnbriiigciidcs Aus- gleNe» aus dem glatten Bode» der Badewanne z» vermeide». Ferner dlciie» zur Bequemlichkeit Badeci,«lagen, Badckopsstiivcu, verbuiidcu mit Nttckeiiichiip, sowie Badcsit,killen. Einem atlge meinen Bedürfnis entsprechend bringt nun die hiesige Firma Oscar Buhland. Waisenhaus!,raftc ü ,, diese Artikel, aus Liiiia augciertigt, in de» Haitdel. Die Sachen sind ti» Scl'auiokal aus gestellt: ebenso stehen iUnstrtcrlc Prospekte gratis und franko zur Verfügung. Wetterlage in Europa am 4. Avril 1888. Das Hock har sich ostwärts ausgebrenet. Das ^tarnnum befindet sich über der südlichen Ostsee. Unter mäftiaen Nordostwinden ist volle Auf- fteüeruiig eingelreten Das Hoch fest leine OstmSrlsdewegung fort. Fn- solgebesien ist auch weiter mit heiterem, trockenem Weller zu rechnen. Nacht froste weiden in tief ren Lagen nuninehr seltener. Prognose kür Montag den 3. Avril 18«». Mastige NordostwinLe, wolkenlos bis heiter, Temperatur nicht erheb lich geändert: trocken. Wasfe»«tand der totste und Moldo». BudweiS Kriwenir P-rrn b,h Metnik Leilmeritz Aussig Dresden ft. April 4-76 — 4- 226 4- 216 4- 216 4- 806 4- 146 4. Aval 4- » - 4- ISO 4- 2l0 4- 202 4- 288 4- 12S TasttSncschichte. Rochklänge zur Orientkrisi». Die österreichisch-ungarischen Vertreter bei den Signatarmächten erhielten den Auftrag, das formelle Ansuchen um Zustimmung zur Aufhebung des Artikels 25 des Berliner Vertrages zu stellen. (Wiederholt.) Die „N. Fr. Pr." schreibt über den österreichisch- serbischen Zollkrieg: „Die Monarchie hat ihr Wort verpfändet. Serbien Erleichterungen in Handels- und Verkehrs- sragen zu bewilligen. Wir hohen mit Serbien politisch abge rechnet und kommen ins Unrecht, wenn das Land nun durch einen Zollkrieg wirtschaftlich bedrückt wird. Der Zollkrieg, der «in ganzes Arsenal von Wasscn für unsere Feinde in Europa liefert, must schleunigst aufhören. Zeder Tag der Verlängerung steigert nur den Verlust an Vertrauen." Der Zar soll es vorläufig abgelehnt haben, den von Zswolsti erbetenen Rücktritt zu bewilligen. Wie verlautet, wird Jswolski ihn sogar auf der Seefahrt begleiten, die er Mitte Mai unternehmen wird. Im Anschluß an sie sollen be kanntlich mehrere Höfe besucht werden. Zur Deckung der durch die Krieasvorbereitungen völlig er schöpften serbischen Kriegskassen wird eine serbische Aus ländsanleihe von 3N0 Mill. Frcs. gegen Verpfändung bestimmter Erwerbssteuern vorbereitet. Die Hetzereien gegen Deutschland werden sowohl von der französischem wie von der englischen Presse eifrig fort gesetzt. Zn einem Leitartikel, betitelt: „Der Wert diplomati scher Versicherungen", in dem natürlich auch die Bezugnahme auf Moritz Dusch nicht fehlt, suchen die „Times" zu beweisen, daß das Kommunique der „Nordd. Allg. Ztg." über den Charak ter der deutschen Intervention in Petersburg unwahr sei. Ruß land hätte nur unter dem Druck schwerer Drohung so gehandelt, wie es gehandelt hat. Denn sonst hätte es fürchten müssen, das Vertrauen der ihm so loyal beistehenden Westmächte mutwillig zu erschüttern. — Der Korrespondent des „Echo de Paris in Koisitanttnopel erzählt, daß ein österreichisch-türki scher Bündnisvertrag bestehe, der von Deutschland begütütigt werde. Wenn die Pforte ihm zustimmt, werde sic das Rekrutierungsgebiet im 4. Armeekorps von Erserum ver größern müssen, um dort 25k> OW Mann konzentrieren zu können. Dies« sollen eventuell die russischen Kaukasustruppen und wenig stens 5 Armeekorps de« europäischen Rußlands beschäftigen. Di« Befestigungen von Bajazid, Erserum und Trapezunt sollen nach öst«rreich>sthK>eiitschen Ratschlägen verstärkt werden. Der Rest der türkischen Armee soll in Rumelien konzentriert werden, um Bulgarien und Griechenland im Zaum zu kalten. Der Preis dieses Bündnisse« sei dt« Garantie des türkischen Grenz bestand«, und Vereinigung der bosnischen Eisenbahnlinie, die in Uwatz endet und der Bahn Saloniki—Mitrowitza. Man er warte bestimmt« Vorschläge von Oesterreich und Deutschland nach Regelung der türkisch-bulgarischen Angelegenheit. Der Gedanke einer solchen Allianz sei den Empfindungen des Sul- 1«, entsprechend. Di« Pforte lehn« sie nicht direkt ab. wolle aber erst di« Bedingungen und di« Sicherheit der angebotenen Garantie prüfen. — Schon dt« Einbeziehung des vor einem Jahre von Rußland so bitter bekämpften Plane, der Eand- schakbahn in dieses angebliche Projekt zeigt, worauf di« Mel- düng abztelt. Zugleich sollen die Weltmächte gegen eine an geblich drohende „teutonische Heaemontr »m Orient mobil gemacht werden. In dieselbe Kategorie gehört die Mel dung, daß der bevorstehende Rücktritt Zswolstls Deutschland» Werk sei, da» einen deutschfreundlichen Minister an seine Stelle bringen wolle. Man darf, wie gesagt, an diesen Erscheinungen nicht achtlos vorübergehen. Flottenwüusche der englisch«, Opposition. Aus London wird gemeldet: Einer vertraulichen Mitteilung Balfours zufolge will die Opposition des Oberhauses von der Regierung die Zusicherung des Baues von ackt Dreadnoughts für dies«» Jahr verlangen und. fall» sie damit nicht durchdringt, das Budget ablehnen. Di« Uniontsten rechneten mit der Auflösung des Parla ments. Zur Frage d«e Schissahrtmrbgaben. Die Arbeitsausschüsse der Rhein-, Elbe- und Weser-Inter essenten gegen die Schifsahrtsabgaben hielten vor einigen Tagen in Frankfurt a. M. eine Sitzung ab, in welcher der kürzlich ver öffentlichte, dem Bundesrat vorgelegte Gesetzentwurf der preußi schen Regierung zur Erhebung von Schifsahrtsabgaben ein gehend durchgefprochen wurde. Man kam dabei allgemein zu der Ueberzeuguna, daß durch den Gefetzentwurs und fein« Be gründung die bestehenden Bedenken gegen die Einführung von Schifsahrtsabgaben in keiner Weise beseitigt, sondern nur noch verstärkt werden, sowohl in staatsrechtlicher wie in wirtschaft licher Beziehung. Di« einzelnen, den Arbeitsausschüssen an gehörenden Körperschaften werden die gegen den Gesetzentwurf geltend zu machenden mannigfachen Bedenken ihren Regie rungen eingehend darlegen. Deutsches Reich. Auf di« vom Bürgermeister Dr. Pauli in Bremen in Vertretung des Präsidenten des Senats dem K a i s e r gemachte Anzeige von dem Ableben des General direktors Dr. Wiegand ist nachstehende Antwort beim Senat eingetroffen: „Schmerzlich bewegt habe ich die Nachricht von dem Ableben des von mir so hochgeschätzten Generaldirektors Dr. Wiegand erhalten. Zu dem für die deutsche Schiffahrt überaus schmerzlichen Verluste dieses weitblickenden Geistes spreche ich dem Senate der Stadt Bremen meine wärmste Teil nahme aus. Der Schmerz seiner Vaterstadt wird vom gesamten Vatcrlande geteilt. Wilhelm I. K." Der Reichskanzler Für st v. Bülow wird auf seiner Reise nach Oberitalien, die er Sonntag früh angetreten hat. begleitet von dem Gesandten von Flotow. dem Adjutanten Hauptmann von Schwartzkoppen, einem Beamten des Chisfrierbnreaus und einem Beamten der Reichskanzlei. Der Polizeipräsident von Breslau. Bienko. ist in der Rächt zum Sonnabend gestorben. Herr Vienlo hat sich namentlich durch scharfe Bekämpfung der Sozialdemokratie bekannt gemacht. Griechenland. Rhallis lehnte es ab, ein neues Kabinett zu bilden, weil er glaubt, leine Mehrheit in der Kammer zu finden. Aus seine Anregung betraute der König Theotis niit der K a b i ne!1 t so i ld u n g. (Wiederholt.) Kunst uiiv Wissenschaft. s- König!. Hofthcater. Heute geschlossen, s Residenztheater. Heute: „Rosenmontag", s- Lentral-Theater. Heute: „Die Dollarprinzessin". -f Königl. Opernhaus. Am Sonnabend fand vor aus- vcrkaustcm Hause die Generalprobe zu der „Großen M u s i k a u f f ü h r u n a" zum Besten des llntcrstützungsfonds sür die Witwen und Waisen von Mitgliedern der Königl. musikalischen Kapelle statt. Bruchstücke aus „Parsifal" und Beethovens Neunte Sinfonie standen auf dem Programm. Opernbruchstückc in Konzertprogrammen sind grundsätzlich ab zulehnen. Solange Wagner um Existenz uiio Anerkennung tampfen mußte, wird niemand gegen Hie Ausführung von Bruchstücken aus seinen Musikdramen im Konzertsaal, gegen diese Art der Propaganda etwas einzuwenden gehabt haben. lichen gramm eines Sinfoniekönzertes entschieden abzulehnen und als unkünstlerisch zu verurteilen. Ganz besonders aber noch, wenn dazu das vom Meister einzig zur Wiedergabe in seinem Bayreuther Theater bestimmte Buhnenweihsestspiel hergenom- men wird. Solche Eralsräubereien überlaste man getron den Vettern jenseits des großen Wassers. Daß sie bei diesem Raub doch wenig mehr als den toten Buchstaben, das äußere Ge rippe des Kunstwerks erbeutet haben, ist ja seinerzeit aller Welt offeabar geworden. Man kann auch nicht behaupten, daß über der vorgestrigen Aufführung der Bruchstucke des Meisters Geist segnend und stimmungspendend geschwebt hätte. Das soll jedoch kein Tadel an der untadeligen Aufführung sein; denn der künstlerisch feiner fühlenden Naturen fehlende Stimmungs zauber hat in der oben genannten Tatsache seinen Grund. Wenn der befrackte Herr Giunemanz teils stehend, teils sitzend sein« Lehren verkündet, den ebenfalls befrackten Herrn Parsifal belehrt „Du siehst mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit", so kann ein ästhetisch empfindender Mensch bei allem guten Willen nicht in Stimmung kommen. Die Aufführung der beiden Bruchstücke, der Berwandlungsmufik und Schlußszene aus dem ersten und des Karfreitagszaubers aus dem dritten Akt war allen Lobes wert, die Orchesterleistung zeichnete sich durch berückende Tonfülle aus; Hofkapellmeister Hage» war der Partitur ein beredter Anwalt, und die Herren Erösch und Rains sangen ihre Rollen mit aller Hingabe. Folgte Beethovens Neunte in einer in technischer Beziehung geradezu vollendeten Wiedergabe. Kapellmeister, Solisten. Chore und Orchester vereinigten sich zu einer glänzenden Lösung der so anspruchsvollen technischen Aufgaben der Sinfonie. Auch der Stempel, den der Dirigent seiner Auffassung des Werkes auf- drllckte, war cinwandsrei und zu billigen. Die Grundzcitmaßc waren alle richtig ergriffen, die Dynamik erfuhr scharfe Be obachtung. Der Ebor, der ous Mitgliedern der Dreyß la ichen Singakademie, der obersten Ehorklasse des Königl. Konservatoriums, des Dresdner Mannergesangvereins, des Königl. Hosopern- chorcs, des Königl. Hoskirchenchores und der Ka- pellknaben der katholischen Hoskirchc gebildet war. hielt sich sehr wacker. An der Soitze des Soloquartetts konnte man das jüngste der „früherem' 'Mitglieder der Hos- oper Frau Wedekind. vorzüglich disponiert, begrüßen, das Alt- und Tenorsolo sangen Frau Bender-Schäfer und Herr Grasch vortrefflich, auch Herr Rains entledigte sich des schweren Baßsolo anerkennenswert. Die Trennung der großen Phrase des Rezitativs und die Wiederholung des Wortes „freudenvollere'' ist eigentlich unstatthaft. Das vollbesetzte Haus spendete am Schluffe herzlichsten Beifall, sür den sich Diri genten und Solisten oftmals bedanken mußten. 14. v. -s- Das Königl. Schauspielhaus hatte am Sonnabend mit einer ausgezeichneten Aufführung vvn Gerhart Hauptmanns fünsaktigcm Schauspiel „Fuhrmann Hcnschcl" einen großen Abend. Selten hatte ein Kunstwerk bei seinem Erscheinen in der Oesfentlichkcit solche Zustim mung gefunden, als die Tragödie des schlesischen Fuhr manns Hcnschel in der unvergeßlichen Ausslthrung durch das Deutsche Theater unter Brahm. Ter vielgcschmähtc Naturalismus zeigte sich hier in seiner ganzen Stärke. ES war eine Schöpfung, frei von den Schlacken der Un wahrheit und der Konvention, ein starkes Stück Leben, nicht in nachgedunkeltem Galcriesaucenton entworfen, nicht allein durch die Treue in der Umweltschilderung überzeu- gend, al» durch das warmherzige Ersaßen eines Menschen. lchicksalS. Der Stofs ist an sich weder eigenartig, noch neu. was aber hat Hauptmann aus diesem Gtosf gemacht, der vielleicht jedem anderen als ihm in der Hand zerronnen wäre. Prüft man brüte den kräftigen Eindruck von ehedem nach, so sühlt man zur eigenen Genugtuung die Freude, daß er nicht abgeflaut und verkümmert ist. Das durch Ausführungen am Residenztheater mit dem wundervollen Rtttmer tn der Titelrolle auch in Dresden bekannte Drama ist hier in einer Reihe von Jahren nicht gegeben und bedeutet sür das Königl. Schauspiclbaus eine Neuerwerbung. — Fuhrmann Hcnschel hat ein sieche» Weib, mit der nervösen Reizbarkeit und dem hellseherischen Auge einer Todgeweihten steht sic, daß ihrem Manne, ihrem Kinde und dem HauSwrsen durch Hanne Schäl, der jungen, strammen Magd, Gefahr droht. Bestimmtes weiß sie nicht, aber ihre tränenvoll« Verzweislun« ist jo groß, daß ih, Mann ihr in die Hand schwürt, jene Hanne nicht zum Weibe zu nehmen. Frau Hcnschel stirbt und der Mann hält sein Versprechen nicht. Nicht Liebe, nicht einmal Sinn lichkeit treibt ihn zum Bruch, er ist die Notwendigkeit dec Tages, die Gewöhnung, das Zureden eines guten Freu,, des. Hanne wird Frau Hcnschel. Sie ist eine rohe, egoistische, starte Natur, i» ihrer animalischen Nitalitä, liegt eine Kraft, der Henschel nicht gewachsen ist. Sie, die im Stande der Dienenden so viel Herrschsucht ausgespeicheri hat, entwindet ihrem Manne das HauSzepter, und sie herrscht brutal, wie nur einer, dem die Geburt nicht da-.- Herrschcrrecht verlieh, und Henschel, dieier bärenstarte. kindlich vertrauende, herzensreichc 'Mensch, merkt es nicht einmal, wie sic ihn lenkt. Sie betrügt ihn mit einem albernen Kellner, und von dieser Beschimpfung erhält er im Gast zimmer Kenntnis. Furchtbar, atemlähmend ist der Aus brnch seines Manncszorns, aber er trifft die Schuldigen nicht. Ter starke Plan» bricht zusammen, vielleicht weil die tote Erste ihm plötzlich erschien, leite nn das gebrochene Versprechen mahnend. Tara» geht er zugrunde, dieser rührend einfache, kiitderglanbige deutsche Michel, nicht am Weibe — an seiner Ehrenhaftigkeit. Zu der wilden Tat. wie Bahnwärter Thiel, der Held der -Hauptmaiinsche» Meisternovelle, gekannt Henschel nicht, er weicht aus dem Leben, von Schatten des z'öahns umdiistert. Hauptmann ist es gelungen, in den Schacht der Volksseele hinab.zusteige» und Schätze zu fördern, er bringt sie mit reinen Händen ans Tageslicht und gewinnt dabei immer neue Kräfte, denn das Volkstum ist ihr lkranell. Zn die Hütten schreitet de« Dichter, in denen sich Leben und Gefühle, »«verfeinert, in den einfachste» Formen geben. Er sieht nicht Ideal und Uebermenschen, sondern Mensche», deren Empsindungen sich nicht hinter ichöngcsaltetcn Schleiern verbergen. Zn Fuhrmann Henschel ist alles klar und wahr, machtvoll über zeugt darum diese Wirklichkeit. — Eine andere Frage ist cs, ob man den grasten, befreienden Eindruck mit nimmt, den man nach Gennst eines Kunstwerkes cmpiin den sollte. Die F-raae läßt sich nicht unbedingt in besahen dem Sinne beantworten. So genial das Wirklichkettsbild auch entworsen ist, es ergreift, erschüttert, schmettert nieder, es löst jedoch diele Empfindungen nicht zum Schluß in einem vollen, ruhigen Akkord aus. Und dieses Manko liegt wohl in einer Besonderheit vvn Hauptmanns Dichter natur, die einen starken, frohe» Menschen, der im Voll besitz seiner keusche», reinen Empfindungen siegt, anschei nend nicht schassen kann. Fuhrmann Hcnschel hätte dieser Mensch sein können. Der Schassnna einer solchen Gestalt scheinen in dem Dichter unüberwindliche Hemmungen ent- aegcn.znstehcn, wie auch die cl» Jahre 'eit Erstehung deS Fuhrmann Henschel gezeigt haben. Doch bleibt die Dich tung in ihrer Einfachheit, Kraft und künstlerische» Aus führung ein wichtiger Markstein, wenn nicht der Höhepunkt des nakuralistiichcn Dramas — einer Gattung von Kunst werken, der man sich nie verichiießeii wird, wenn sie aus der Basis eines so vornehmen KuiistschaiicnS geboten wer den. — Der Ausführung kann man, wie schon eingangs ge sagt, srcudia zustionnen. Immer mehr zeigt es sich, daß das Ensemble des Königl. Schauspielhauses in Herrn Fischer nicht nur einen darstellenden Künstler vvn be deutenden Qualitäten besitzt, sondern auch einen außer ordentlich hervorragenden Regist'enr — namentlich war der vierte Att in der einfachen lSestaiuing der Vorgänge, dem lorglältigen Abwägc» vvn Stimmungen mustergültig. Ein.. Sache, mit der Herr Fischer direkt wohl nichts zu tun hat, sind die „BeleuchtungSessekte", vielleicht kann er aber doch Eintluß nehmen »nd die kitschig iveistgrüne Mvndbklench- tung im letzten Akt reduzieren — viel Mond hat leicht etwas Opernhastes. Wie zu erwarten war, batte Herr Wahlberg mit dem Hcn'chel einen vollen Erfolg. Er "ab ihn mit Einsachheit, Hcrzenswärmc und feiner Detail- malcrei, lauter Momente, die das Bild von den künstle rischen Möglichkeiten dieses Darstellers angenehm bereicher ten. Man glaubte diesem Henschel die rührende Kindlich keit seines Wesens und den jähen, machtvollen Zorneö- ausbruch — man fühlte, daß der Eharakter von dem Dar steller erlebt war. Frau Salb ach gestaltete die Hanne Schäl mit überraschendem Realismus. Sie ging viel leicht in der Wahrung des harten, schroffen Tons, nament lich in den Eingangsatten, ein meniq zu weit, gab aber sonst eine überzeugende Ebarakterzeichnung. Sie bot eine Gestalt voll Saft und Kraft, einheitlich öurchgeführt, scharf linia umrisien, natürlich und wahr in ihrer zugrcisenden Derbheit, vielleicht die Bestie allzusehr verratend. Fron Firle gab in Henlchels erster Frau eine sorgfältig ge tönte Leistung, ohne iemals zu übertreiben. Ein Reich tum von wirkungsvoller Detailmalerei, die dgs Ensemble des Königl. Scha»sptel7xn>>es gui schöner Höhe zeigte, war auf die Gestaltung der kleineren Rollen gewendet. Wie kraftvoll und schlicht war Herr Rena als Schwager He» schels, wie überraschend einfach Herr Deitmer als Sic benhaar, wie sein ausgearbeitct waren die Leistungen der Herren Neumanu (Hauffei, Fischer (köstlich als Hausierers, Bcycrals KellnerSäwrich, mit einer Mischung von Albernheit »nd Frechheit, und Herr» Froböscs ab gedankter Liebhaber der Hanne. Eine allerliebste Leistung voll Pikanteric und Grazie, frei von jeder anidringliche» Manier, echt und einfach im Ton, bot Frl. Werner als Fränzchen Wcrmelskirch. Zn Herrn Müller und Frl. Billiger hatte Franziska ein Elternpaar, das den Tnv alter Schmierciikvmödiaolen glücklich traf. Das Publikum verhielt sich anfanas kük! zuwartend, wendete aber nach dem dritte» »nd vierten Akt lebhaften Beifall. Zcdenfalls ist es erfreulich, dicies wertvolle Schauspiel unseres stärksten zeitgenössischen Dichters im Besitz des Königl. Hoftheatcrs zu wissen. Hartwig. s- Der Großherzog von Weimar hat den Kammersänger Karl Scheidemantel in Dresden zum Ehrenmitglied des Weimarer Hoftheatcrs ernannt. s- Gerhart Hauptmann, der bekanntlich vor längerer Zeit eine Studienreise durch Griechenland unternommen und seine Reiseeindriicke in dem Buch „Griechischer Frühling" niedergelegt bat, erhielt vom König Georg das Offizlerskreuz des Erlöserordens. s Leopold Adler, bisher Regisseur am Königl. Schauspiel Hause, ist zum Leiter des Schauspiels am herzoglichen Hoftheatcr in Braunschweig mit dem Titel Direktor ernannt worden. 's Im Hamburger Stadttheater wurde Hugo Wolfs „T o r r e g id o r" in einer von Stransky herrührenden Nev hearbeitung und unter dessen musikalischer Leitung in den Spielplan ausgenommen. s Im Münchner Residenztheater hatte vorgestern Raoul Anernheimers Lustspiel „Die glücklichste Zeit" einen sehr freundlichen Erfolg. s Die Tragödie »Der Jude oo« Konstanz" von Wilhelm v. Scholz übte bei der Erstaufführung im Hoftheater z« Statt gart eine ergreifende Wirkung aus und fand reichen Beifall. Svort-Rachrlchter». Die «lelsterschoft »,» vstsochse* i« Fnß»«I tft »n» enSNch dadurch enischiedcn. daß Dresdner Svort-Llub I. g«s«» Bail^vuo Lportluß I. mit 8 : 0 qowann. Der D. L.-S. wivd sich weitee «u der Meisterschaft oou Mttteldeotlchlsu- «eteiltge». Dres-ire* Nachrichten. Sir. 85. Seite 3. ^ Montag, 5. «vril 1888
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