Dresdner Nachrichten : 13.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190904136
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19090413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-04
- Tag1909-04-13
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- Dresdner Nachrichten : 13.04.1909
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SS. Jahrgang Dienstag, IS. April 1999 . ^102. V«r»«««edü»r ,i»N»tt«»rl. ftir Lr«. »»« »et lüg»» «>«n- nxUi,»rZuna<,ung<i>n »««- u«» Monluee» nur «t«»aO I.ÜO Mk. »«»ch «ttwürti». «om- m,Ist»nire ü.La «IN »ec einmaliger Zu lu It«»» durch di« Pot» » Mzoine Betlel.gelo, - Pt« de« Leier» von rrr.den u lluigedung «I La,« oorber ,u- ,«Helte« »dend-^u«. »ade« „Hallen dt« au«- wchUae» Lt-jietzer n,ir der Dtor-e«-Au«<iude eusammeii ,ug«suu>. )!«chdr»lt mir mit deut licher vuellenangade > Drrdd. Stuchr >» ,u- liifft,. — Uaorrlangle Mamiskrtote werdeii «ich» a»tde»ahn. ^esZ^nSet 18LV Druck und Verlag von Liepsch Le Reichardt in Dresden. Telegramm-Adresse Nachl-tchten Dresden. Fernsprecher: 11 * 209« « 3«01. Lodvek L vo. lloklistersnten 8r. Llaj. ck. liöoigs v Litedsell. VLoeoiaavll, vsosos vesserk. Lior.elrertiLitf: liieren. 4ltm»Ft 2. Anzeigen-Tarif vnnahms von Ankun- blglMffen bt» „ackn- S Uhr. Lomito>,» mir Marienürü^e it« von Hbis',lUhr. L>- eiujpalug- oirund^Ue ico. 8 bilden» 2L . Hamilieu- -tack,uice.i 'NI-' Drr?veu .:o P. «HelchaUL Ailingen , her Privaten» - :t0 P».. vic Hweiw^^'^e Zeile a. Teri1eue«'»0 Pi — Nummern noch tzonn u Feiertagen die -mjpalnge l^ruiid» -eile!»0P, . aus LrtrkN» seile <OPs. Kamillen, die<ii5undjeile2ü'Ls - Auswärtige -lusiroge nur gegen Slorau-öb.. »ahlnng. — ^edes l^e. legl-latt kittt 10 Ps. Houptgeschijitsitellr: Maricnstrnße lik 40. «re»»r»7»oi»»t«»»rr>cx ««»«11» von Lkg. all »LUodt " OorrirrsiÄV Kairo. — UenIIn HV. fesnickuet a . II. lokaber 6<»r LiiniglN t» tn n r>t«!itrt->1^'l»illo iu Kiltrer, t^rantl pri» lUtUi.stF'IIunl: tit. 1004. Kr'LiLloi'sLkl« vllLliW^WL z K Julius8ckää>ie!i:: . , ^ . !D /8z ^n« >»«» >«, siar«. «. ff. Lt. sz LW«°«N. , ...i.j-.,"^'.".^. »öriiZI. k-iofLpoilieks -» Liiiiiolckunkon valckigat ordotsn. > I »W>M I» II II X I» II > - 4., <»«-o»'ir,WM» ALrv ortrS^ Lefev. Mutmassliche Witterung: Kühl, veränderlich. Staatsmini st er Gras von Hohenthal tritt am 1 Juli zurück. Iu seinem Nachfolger ist. wie verlautet, der sächsische Gesandte in Berlin Graf Vitzthum von Eckstädt ausersehen. Reichskanzler Fürst Bülow und der italienische Minister des Auswärtigen Tittoni hatten in Venedig längere Besprechungen Castro wurde in Fort de France mit Gewalt auf das Schiff gebracht. Seiner Gattin wurde in Venezuela die Lan dung versagt. In Lima (Peru) wurde gestern früh ein starkes Erd beben verspürt. Neueste Drahtmeldnngen vom 12. April. Abschiebung Castros auo Martinique. Fort de France. Castro weigerte sich io hart näckig. abziircisen, weil er dazu unfähig iei, das, der C)vn- »crneur Fvureau gestern wieder eine llniersilchnng st-ines Gesundheitszustandes durch drei Aerzte anordnele. Tie Untersuchung ergab, dost die Meise das Leben Castros nicht gefährde» würde. Als Castro seinen Widerstand trotzdem sortfetzte, wurde die Anwendung von Gewalt besohlen. TaS Erscheinen von Gendarmen im Hotet lockte eine lobend« Volksmenge an. Ta Castro sich weigerte, sich an- zuffletben, wurde er auf einer Matratze i» eine Tragbahre gelegt und so eine Meile weit nach dem Tampser gebracht. Der Transport schien ihm Schmerzen zu verursache». Washington. Der amerikanische diplomatische Ver treter in Carracas berichtet, es sei der Gattin Castros nicht gestattet worden, an Land zu gehe». Sic habe sich mit einem Dampfer nach Columbia begeben München. Der Bildhauer und Professor an -er hie sigen technischen Hochschule Anton Hetz ist in der ver gangenen Nacht gestorben. Venedig. Nach dem Diner im Hotel Daniel!, an dem Fürst und Fürstin V ü l o w tcilnahmcit, ist Minister Tittoni abends nach Mom abgereist. Saint Eticnne. Der französische Sozialisten- kongresi beriet gestern nachmittaa über die Frage der A » s s ch l i e s, u » g Hernes ans der Partei wegen der Angriffe, die er in seinem Vlait „Dce soziale .üricg" gegen die Sozialisten gerichtet hatte. Hcrrü rechtfertigte diese An griffe. Aus einen Vorschlag Janres' »erwies der .üvngres, die Frage der Ausschlicstniig Hernes an eine .üvmmissinn. Washington. Der Vorsitzende des Finanzausschusses des Senats Aldrich äußerte sich heute über die vom Finanz ausschuß eingebrachten Anträge zu der Payneschen Tarif- bill und erklärte, der Ausschuß habe dreiinal mehr Zollherab- setzunsien als Erhöhungen vorgenommen. Die Mehrzahl der Zollsätze fei niedriger als die Sätze des Dinglen-Tariss. Die Sätze für Chemikalien seien gegenüber der Paynebill erniedrigt, für' gewöhnliche Töpferwaren seien die Sätze des Dingley Tarifs beibehalten, der Zoll auf Eisenerz und Bleiprodukte sei erhöht, ebenso der auf Weine und Spirituosen, uird zwar letz terer durchweg um 15 Prozent, für Strnmpfwaren, Wollwaren und Handschuhe seien die Sätze des Dingley-Tarifs wieder hergestellt. Kunstwerk« seien im allgemeinen auf die Freiliste gesetzt worden. Lima (Peru). Honte früh um 3 Uhr S Minuten wurde hier ein starkes Erdbeben verspürt, das die Richtung von Osten nach Westen hatte und von unterirdischem Getöse be gleitet war. Oertliches und Sächsisches. — Se. Majestät der König wohnte am ersten Osterfeier tag« dem Gottesdienste in der katholischen Hostirche bei und nahm alsdann Uhr mit der Königlichen Familie das ge- werhte Ostersrühstück ein. Nachmittags unternahm der König mit seinen Kindern eine Spazierfahrt und kehrte in der Hose- wiese zur Einnahme des Kaffees ein. Um t> Uhr fand im Re- sidenzschlosse Familientafel statt. — Gestern besuchte oer Monarch den Gottesdienst in der katholischen Hoskirche. nahm '.-12 Uhr militärislb« Meldungen entgegen und dinierte "el Uhr mit jeinen Kindern. Abends fand das große Osterkonzert statt. Heute vormittag empfängt der König im Schlosse ein« Deputa tion von Schleswig-Holstein-Kämpfern aus dem Jahre 1849. — Gestern abend 'L9 Uhr fand in den Paradesalen des Könial. Residenzschlosses das große Ostertonzert statt, dem Seine Majestät der König und Ihre König!. Hoheiten Prinz u n d Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Ma thilde beiwohnten und zu dem an die am König!. Hose vorgc stellten Damen und Herren durch Ansage Einladung ergangen war. Die Gäste versammelte» sich von '29 Uhr ab im Stucksaale und im großen Ballsaal«. Eine Paradewachc des Garderciter- Reaiments erwies den Ankommenden die militärischen Ehren Unter den Festteilnehmern gewahrte man die Herren vom diplo matischen Korps mit ihren Dame», die Herren Staatsminijter mit Gemahlinnen. Vertreter der Generalität und der Ofsizier- korps, höhere Zivilstaatsdiener und viele Damen und Herren der Aristokratie. Der Königliche Hof erschien, nachdem die Vor stellung neu angemeldeter Damen und Herren cntgegengenom- men worden war, unter Vortritt der Könial. Leibpagen und begleitet von den Damen und Herren der Host und Militär staaten im Konzertsaale, wo die Käste inzwischen plaeiert worden waren. Das von Mitgliedern der König!. Hosoper und der gesamten König!, musikalischen Kapelle unter Leitung des lsieneralmusikdirektars Geh. Hosrats v. Schuch ausaefiihrte ko» zeit begann '«19 Uhr. Das Programm lautete: l. Ouvertüre u. d. Oper „Euryanthe" von L. M. v Weber. 2. Arie aus „Paris und Helena" von Gluck sFrl. Seebes. 3. Adagio aus dem 9. Konzert für Violine von Spohr (Herr Bäriich). 4. Re zitativ und Arie aus dem Oratorium „Die Schöpfung" von I Haydn sHerr Groschs. 5. Duett aus „Romeo und Julie" von Gounnd (Frl. Seebe, Herr Groschs. 9. „Die Moldau", ans der sinfonischen Dichtung „Mein Vaterland" von Fr. Smetana. 7. „Liebestod" aus „Tristan und Isolde" von R. Wagner (Frau Wittichs. Nach dem ersten konzcrtteile trat eine kurze Pause ein, während der den Gästen Erfrischungen gereicht wurden. Das Konzert endete gegen 'eil Uhr. Sowohl während der Pause wie auch am Schlüsse des Konzerts hielten der König uns die Prinzlichen Herrschaften Cercle, wobei auch die aussiihren- den Künstler mit Ansprachen ausgezeichnet wurden. Gegen "ill Uhr zog sich der Hos zurück: die Hofgesellschaft verweilte noch einige Zeit an den in den Speisesälen errichteten kon- ditoreibüsetts. Prinz Max trifft heute zum Besuche der königlichen Familie hier ein. — Staatsminister Gras Hohenthal hat mit Rücksicht auf seine angegrisfene Gesundheit Se. Majestät den König um Ent Hebung von seinem Amte für den 1. Juli ge beten. Das Abschiedsgesuch ist bereits genehmigt: die osji zielte Bekanntgabe dürfte demnächst im „Dresdner Journal" erfolgen. Nachfolger des Grasen Hohenthal als Minister des Innern und der auswärtigen Angelegenheiten wird, wie mit Bestimmtheit verlautet, der derzeitige sächsische Gesandte in Berlin Graf Vitzthum von Eck st ä dt, der gestern vom König in Audienz empfangen und auch zur Tafel gezogen wurde. — Das Befinden des Herrn Grafen Hohenthal ist zurzeit ein recht befriedigendes. An beiden Feiertagen unternahm er Aus fahrten. Wenn das Befinden in gleicher Weis« anhält, wird sich der Herr Minister in 8 bis 19 Tagen nach Homburg zur Kur begeben. — An die Stell« des Grafen Vitzthum dürfte der Geh. Rat Freiherr von Salza und Lichtenau. der gegenwärtige Vorstand der Amtshauptmannschaft Dresden- Neustadt, treten, der früher längere Jahre im Ministerium des Auswärtigen als Geheimer Legationsrat tätig war. — Den Verlagsbuchhändlern und Buchdruckercibcsitzern Hof rat Dr. phil. h e. Ackermann und Dr. phil. Giesecke, Inhabern der Firma B. G. Teubner in Leipzig, wurde der preußische Kronenorden 3. Klasse verliehen. — Der langjährige Chef der Leipziger Kriminalpolizei, Herr Polizeirat Müller, tritt am 1, Juli in den Ruhestand. — Der chinesische Besuch in Dresden, von dem wir in der letzten Nummer berichteten, ist eine zu Studienzwecken und An knüpfung von Handelsbeziehungen gegenwärtig in Berlin wei lende chinesische Sondergesandtschaft, die auch in besonderer Feier vom Kaiser empfangen worden war. Am Freitag und Sonnabend machten der Vizekönig der Mandschurei, namens Tang Shao-Pi, der Sekretär Taotai Cheng-Ching-Shih und der deutsche Konsul von Schanghai von Berlin aus einen Abstecher nach Sachsen, um die Familien des Herrn Kommerzienrats H u g o H o e s ch - H ü t t e n und des Herrn Grafen von Rex- Zehista, Bruder des deutschen Gesandten in Peking, mit ihrem Besuche auszuzeichncn. Der Sohn des Herrn Kommerzienrats Hugo Hoesch und jetzige Mitinhaber der Hüttener Papierfabrik, Herr Leo Hoesch, kannte die Herren aus der Zeit seiner früheren Tätigkeit bei der Gesandtschaft in Peking, rhm galt vor allen Dingen die Ehre des Gegenbesuches. Die Zeit wurde mit Be sichtigung des Dresdner Johanneums, der neuen Pirnacr Lellu- losesabrik der Firma Hoesch u. Co. und der Hüttener Papier fabrik ausgcfüllt. Die Sondergesandtschaft begibt sich dieser Tage nach Petersburg. — Zur Frage des Atheismus im Religionsunterricht. Gegenüber der Erklärung des Leipziger Lchrervereins. die mir kürzlich auszugsweise brachten, schreibt uns Herr Pfarrer Lic. Rietschel-Sachscndon u. a. folgendes: Die Erklärung unterscheidet aufs schärfste zwischen zwei von mir nicht scharf auscinander- gehaltenen Fragen, nämlich der mit „Nein" beantworteten Frage, ob die Lehrerschaft auf Grund der Zwickauer Thesen Freiheit für den Atheismus im Religionsunterricht fordere, und der mit „Ja" beantworteten Frage, ob sie Freiheit dafür fordere, daß auch ein Atheist den Religionsunterricht erteilen dürfe. Diese Unterscheidung beruht auf der Voraussetzung, daß ebensowenig der Atheismus wie der Theismus, d. h. ebenso wenig die Leugnung wie die Anerkennung Gottes in den „päda gogischen" und „doamenlosen" Religionsunterricht gehöre. Ich überlasse es dem Urteile der Leser, ob sic eine solche Voraus setzung anerkennen können, m. a. W. ob sic sich einen „christlichen" Religionsunterricht vor st eilen können, bei dem von der Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, völlig abgesehen wird. Der Referent, Lehrer Arnold-Pirna, der aus der Zwickauer Versammlung die vorliegenden Thesen zu begründen hatte, hat darüber anders gedacht als der Leipziger Lehrervercin. indem er sich ausdrücklich dagegen verwahrt hat, als wollten die Ver fechter des neuen Reuglaiisunterrichtes „auf alle Dogmen ver zichten", und erklärt hat. das Dogma, „daß ein persönlicher Gott die Geschicke der Menschen zu ihrem Besten lenkt und die tröstet, die ihn suchen", sei „für das Christentum wesentlich", Uebrigens ist meines Erachtens auch die Gleichsetzung von Gott, Natur und Unendlichkeit, wie sie in der Einleitung zu dem Religionsbuche „Im Strome des Lebens" vollzogen ist, ein Dogma, freilich kein christliches, sondern ein pantheistisches. D'e Erklärung hüll mir weiter entgegen, daß es „eine allgemein anerkannte Grenze zwischen Theismus und Atheismus'" nichi gebe. Dem gegenüber bemerke ich, daß ich die (mir allerdings durchaus berechligt erscheinende) Unterscheidung zwischen „goti gläubig" und „atheistisch" nicht selbst geprägt, sondern der „L. Lchrerzeitung" entnommen habe. Für theologisch-wissenschost liche Erörterungen über den christlichen Gottesbcgrisf ist wohl weder die Tribüne in einer Volksversammlung, noch ein Zeitungsartikel der richtige Platz. Ich glaube auch, datz sur die vorliegende Streitfrage es ganz unerheblich ist, wie ich selbst darüber denke. Auf jede» Fall halte ich es bis zum Beweis des Gegenteils für eine feststehende Tatsache, daß alle im qeisl licken oder akademischen Amte stehenden Theologen Sachsens darin einig sind, daß der Gotresglaube ein unentbehrliches Stück des Christentums darslellt, und daß ein atheistischer Lehrer zum christliche» Religionsunterricht nicht 'zugelaffen wer den darf. Das Verlangen, daß ich die von mir an die Lehrer schaft gestellte Frage auch an die Geistlichen hätte stellen müssen, ist deshalb nicht begründet. Wenn die Erklärung fordert, daß ein Lehrer das Recht haben solle, sich von dem Religionsunter richt, der ihm gegen sei» Gewissen geht, dispensieren zu lassen, ohne damit sein ganzes Lehramt zu verlieren, so entspricht das auch meiner Ansicht. Doch bemerke ich. daß in Zwickau der Satz . Dein Lehrer muß das Recht zugestanden werden, Erteilung des Religionsunterrichts abzulehnen", trotz eines dahingehenden Antrages nicht in di« beschlossenen Thesen ausgenommen worden ist. Es handelt sich hier also nur einen Wunsch, in dem sich neuerdings viele Vertreter von Kirche und Schule zusammen finden, aber nicht um eine Forderung der Zwickauer Thesen. — 3. Pserde-Ncnncn in Reick. Das Osterfest brachte dem herrlichen Dresdner Rennplatz in Reick einen großen Tag. Ter Andrang war enorm. Nur ganz selten hat man rings um de» weiten grünen Plan hinter den Ställen der Dresdner Pserdeansstellllilg so viele Tausende gesehen wie gestern. Alle Plätze, alle Tribünen schienen ausverkauft zu sein. Das prächtige, warme Frühlingswetter, das a», Morgen des zweiten Feiertages wider alles Erwarten ent setzte, hatte die Menge yinausgelvckt in den langersehnten Lenz, der nun endlich über Baum und Strauch seine zart grünen Schleier gezogen hat. Ta wollten auch die Damen nicht ziirückstehen und hüllten sich in die entzückendsten Ge münder, die die Schneider-Ateliers am heiligen Abend des Osterfestes gerade noch vor Torschluß abgeliescrt hatten. So lain es, daß schon die Südhalle unseres imposanten Hauptbahnhoss, deren Verkehr in der zweiten Nachmittags stunde von Rennivnntagen so sehr an das Leben auf dem Berliner Bahnhof Friedrichstraßc erinnert, ein gar wunder hübsches Bild eleganter Tvilettcnknnst darbot. Und dieser Anblick, an dem sich gestehen ivir's nur vsse» — auch das Auge der Männerwelt so gern weidet, gewann immer mehr an Reiz, je näher man dem mit lustig wallenden Fahnen geschnnicttcn Rennplatz kam. Ta mußte man: Die nächste» Stunden würde» nicht »nr durch einen, wie immer in Dres den, vortrefflichen Sport, sondern auch um deswillen amüsant werden, weil sich hier das Dresden ein Stelldichein gegeben hatte, das der sächsischen Residenz im Lause der Jahre den Ruf des vvrnehm--elcganten Lebens erworben hat. Fm Rate der Götter aber war cs anders beschlossen. Sie konn ten zwar nicht gegen den Sport ankämpsen, der interessant bis zni» Schluß blieb. Unsere Herrenreiter und Jockeis lassen sich durch drohende Gewitterwolke,, eben nicht ab- schrecken wie unsere Damen, die ein saht über die schwarze Wetterwand im Süden zuckender Blitz, ein dnmpsgrvllen der Donner, ei» die Sonne verfinsternder Wvlkcnschlcier mit io banger Angst lim, Hut und Kostüm erfüllen, datz sie die Flucht ergreifen, noch ehe der tückische Wcttergott, der nicht einmal vor der Weihe eines Ostcrnachnnttags Respekt hat, richtig znm Angriff übergegangen war. Bevor das Auge sich noch recht in die garnierte Pracht der hoch modernen. sehr Hellen Seidenleincn-Kostüme, dc'r überaus geschmackvollen Ne»lieit dieses Lenzes, mit ihren Tirek toire-Facketts hatte versenken können, war es mit der so» ncnüberstrahlien Promenade schöner Fraiiengcstalten an der Seite von Ossiziercn schon vorüber. ' Ans Süden und Osten lieraiiziehende Gewitter machten der Revue ein vor zeitiges Ende. Und wer sich nicht lieber gleich zu Wagen g»S dem Staube ingchle, der zog sich doch aus die Tribünen oder in die Rei'taiirationsrännie zurück, so daß der Platz vor der Tribüne einiai» lag. Und bnld goß unendlicher Regen herab, gerade als sich den Dankenden das seltene Schauspiel eines Starts von iki Pferde» kneten sollte. Dan der verunglücken würde, nnn bei der -Nähe der Gewitter, die sichtbar ihren Einfluß ans die edlen Tiere ansübten, zu erwarten. Und so kam s auch. Einige falsche Starts erschöpften gerade die Favoriten so, daß ihre Besitzer sie lieber gleich aus dem Nennen zurückzogen. Tie armen Schiedsrichter aber mußten säst eine halbe Stunde im strömenden Regen aus hohem Podium aushaltcn, der sie bis ans die Haut durchnäßte. Wenngleich die Macht des Unwetters bald gebrochen war, so büßten die folgenden Rennen doch g>, Interesse ein, da die vielen, die am Totali satvr keinen Reichtum mehr erwerben wollten, dem Bahn hof ziistrelNcu. Und doch hatten die niedrigen Häuschen, zu denen sich alles mii Golde drängt, gestern einen Umsatz von beinghe 290 999 Mcirl. Ein Zeichen non der Höhe der Besnchcrzghl und der feicrtügigcn Wettlust. Fn einer der Reiinpgusen bot sich den Be'iichern ein interessantes Schau spiel, als nämlich der große Bolton „Falke", der pünktlich »m 5 Uhr im Zovlogi'chcn Garten ausgestiegen war. trotz Wind und Rcgcnbraiis und trotz der mit Elektrizität ge ladcnen Almosphäre in ziemlicher Höhe über -aS Elbtal
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