Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 12.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190910126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19091012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19091012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-10
- Tag1909-10-12
- Monat1909-10
- Jahr1909
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.10.1909
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
gesetzt» ab-än^en werde, ab unser Vaterland seinen Ruhm, .das Änd der Schulen" zu sein, behalten wird. Dann ent wickelte der Vorsitzende de- Sächsischen LehrcrvereinS Herr Oberlehrer Leuschke das Schu lvrog ramm de» Sächsischen LehrervereinS: Wett ein vvllständia neues BolkSschulgesetz geschaffen wird, kann sich die Lehrer schaft nicht mit wenigen Forderungen begnügen, sie mutz vielmehr daS gesamte Gebiet des BottSschulwesenS in Rück sicht ziehen. Die wichtigste Forderung ist die der natio nalen Einheitsschule, die alle Kinder ohne Rück sicht auf Stand, Vermögen und Konfession der Eltern min destens vier Jahre lang zu besuchen verpflichtet find. Wenn diese allgemeine Volksschule dem Stande der fetzigen mitt leren entsprechend eingerichtet wird, dann wird sie zweifel los ein wichtiger Kultursaktvr zur Hebung unseres Volkes werden. Sie ist durchaus nicht das Hirngespinst einiger unpraktischer Idealisten, selbst streng konservative Männer, wie der vormalige preußische Kultusminister Bosse, der preußische Iinanzmtnister Hobrccht und Oberbürgermeister Dr. Beutler, sind für sie etngctreten. In Oesterreich, Frankreich, Amerika und besonders in der Schweiz und in Dänemark bat sie sich bestens bewährt, selbst in Baden und Bauern ist sie etngeführt. Die Lehrerschaft fordert ferner die G i m u l t a n s ch u l e: das ist nie und nimmer die religionslose Volksschule, eS ist nur eine solche, die feiner einseitigen kirchlichen Herrschaft gehört. Bei Ein führung der Simultanschule bestehen durchaus keine sittlich- religiösen Gefahren, und sie wird keine Beunruhigung der Bevölkerung, deren kvnscssionelle Mischung zuninimt, Her vorrufen. Haben sich doch selbst in einer Vorstadt Dres dens, wo eine Art simultaner Schule besteht. Lehrer, Schü ler und Eltern dabei wohlbefunden. Hessen hat simultane Volksschulen und selbst drei derartige Lehrerseminare. Der konfessionelle ReligivnS-llntcrricht gehört der Kirche, der Ivufcssioiislvse der Schule. Erst kürzlich ist in der Meinin ger Laudeüsnnvde der O b c r h o s p r e d i g c r I). Grane für den konfessionslose» Religionsunterricht und für Tren nung der Schule von der Kirche lebhaft eingetretcn. Die Trennung der Schule von der Kirche bringt de» Weg fall der Beaufsichtigung des Religions unterrichts durch den Geistlichen mit sich. Der Geist liche ist wohl Fachmann für religiöse Kragen, aber in Sachen der Schule sind es die Pädagogen. Der Staat ist der Herr der Schule, nicht die Kirche: er hat das größte Interesse, daß die Kinder zu vollwertigen Gliedern unseres Staates erzogen werden. Diese Korderungen der Lehrer schaft sind durchaus nicht kirchenfeindlich. Wir wollen keine Umgestaltung der Religion, sonder» Reform des Religions unterrichts. Der Gedanke der S e l b st v e r w a l t u n g aus dem Gebiete der Volksschule mutz iveitcr durchgeführt wer de». Damit soll nicht etwa der Schulhicrarchie das Wort geredet werden. Dem «staatc mutz sein bisheriges Recht voll gewährt werden, ebenso der Einslutz der Gemeinde und der Familie. Sowohl den interessierten Laien, wie den Pädagoge» werde ein weitgehendes Mitbestimmungü- recht eiugcräumt. daher ist den Lehrern durch Erweiterung der Lohrcrkvnferenzrechte. durch Umgestaltung des Schul vorstandes nach Leitung, Zusammensetzung und Befug nissen, durch Bildung von Bezirksschulkommissioncn und Einrichtung eines LandeSschulbeirates dauernder Einslutz auf den inneren AuSba» der Volksschule zu gewähren. Auch Acndcruugcu im S ch u l b e t r i e b e sind nötig. Der Volksschullehrerschast ist bei der Auswahl der Lehr fächer, der Auswahl der Lehrstoffe und ihrer Verteilung auf die einzelnen Jahrgänge eine entscheidende Mitwirkung zu sichern. Jedem Lehrer ist innerhalb des Arbeitsgebietes einer Klasse in der Auswahl und Gestaltung der Unter richtsstoffe Freiheit zu gewähren. Die Volksschule kann »ur dann ihr eitel erreichen, wenn die 'Schnlrrzahl einer Klasse herabgesetzt wird. Es ist ein bcionderes Ministerium des Unterrichts zu gründen. Die gesamte Schulaussicht ist de» Beztrksschulinspektorcn zu übertragen. Jedwede weitere Beaufsichtigung des Lehrers ist zu beseitigen. Diese letztere Forderung ist eine Krage des Vertrauens. Finan zielle Gründe sollte man nicht immer gegen die Forderun gen der Lehrerschaft geltend machen. Wer die Volksschule als Erziehungsanstall anerkennt, der muh auch bewillige», was zu ihrem Fortschritt nötig ist. Eine hochentwickelte Volksschule ist für den Staat eine ebensolche Notwendig keit, wie ein schlagfertiges Heer. Möchten die selbstlosen Arbeite» der Lehrerschaft den Boden bereite» sür die große Zeit, die uns ein wirklich modernes Volköschulgesetz be scheren wird. sLebhafter Beisall.s — In der sich anschlietzen- den Debatte drückten die anwesendeu Vertreter der ver schiedenen politischen Parteien ihren herzlichsten Dank aus sür die umfassenden, gründlichen Vorarbeiten der Lehrer schaft und insbesondere sür die trefflichen Insormativnc» des Vortragenden." — Herr ObcrkonjistorialratOvr. Tibelius feiert am 10. d. M. sein 25jähriges Jubiläum als Super- iiitelrdent und Pfarrer der Krcuzkirche — Tie Einweisung des Herrn Professors D r. Poland als Rektor sür das Wettiner Gymnasium erfolgt nächsten Freitag mittags 12 Uhr durch Herrn Oberbürger meister Geh Rat Tr. Beutler in der Aula des Wettiner Gnmnasiums in feierlicher Weis«. — Zur Gemcindcsteuerorduung. Ta durch die Rcichs- siuanzresorm die vom Rat in seiner Vorlage vvrgcschlage- nen Matznghmcn zum Ersatz des Wegfalles der indirekte» städtischen Abgaben verschiedentliche Aenderiingen erfahren müssen, hat der Rat nach Anhörung des vvrbcratcnden ge mischten Ausschusses beschlossen, von der Einführung einer W c r tz n w a ch s st c » c r und der Erhöhung der Besitz wert, s c l a b g a b c Abstand zu nehmen. Zum Ausgleich der damit sür de» Grundbesitz eintretenöc» Verringerung seiner geplanten Belastung wird von der Einführung der Mietsteuer abgesehen. Die Steuer sür Einfach- Bier wird nur ans M Pfg., anstatt ans 50 Psg. pro Hek toliter, wie im Entwürfe vvrgeichlaqen war, erhöht. Da gegen soll zur Deckung der Ausfälle der städtische Ei n- gangSzoll für F i s ch e, W i l d nndGeflügel auch ferner erhoben werden. Nach den jüngsten Erklärungen des Reichsickmtzamies jst dies zulässig, da Wild und Geflügel entgegen früherer Auffassung als Fleisch im Sinne des Zvlttarifgejetzcs nicht anzusehe» ist. Ter Reinertrag dieser Eingangsabgabc wird aus etwa 200 00» Mk. beziffert. Dir Erhebung der Steuer sür diese Vcrzehriingsgcgenstünde soll durch ein gänzlich vereinfachtes Verfahre» erfolge». Die übrigen Vorschläge seines Entwurfs zur Gcmeiiidc- stcucrordnniig hält der Rat aufrecht. Der vor dem In krafttreten der RcichSsinanzrcfvrm ausgearbeitete Entwurf des Rates sah nur eine vierprozentige Erhöhung der städti schen Gemeindeeinkvmmenstencr vor, die sich aber nach der erforderlichen Acndernng auf l2 Prozent steigern dürste. Tie RatSvvrlage wird demnächst die Stadtverordneten be schäftige». — Wählerversammlnng. Gestern abend stellte sich der n a t i o n a l l i b e r a l e Kandidat des 7. Dresdner Land- tagöwahlkreises, Fleischermcister Paul Richter, der stell vertretende Obermeister der Fleischer-Innung, seinen Wählern vor. Er sprach in „Watzkes Etablissement" i» Dresden - Mickten über „Die Ausgabe» des neuen Land tages". Die Versammlung war sehr gut besucht: freilich vv» einem grvtzcn Teil vvn Sozialdemvkralc». Sie wurde vom Fabrikbesitzer Zschocke eröffnet. Der Hauptredner führte aus, Satz er sür jeden vernünstigen Fortschritt cin- treten werde. Der Memvrterstoss in den Schulen müsse verringert werden, die Staatsbeamten dürsten sich nicht als Staatsdiener, svndern sic mutzten sich als freie Menschen fühlen. Bon einer WarenhauSfieucr verspreche er sich nicht viel, doch werde er die Auswüchse der Warenhäuser be kämpfen. Die Existenz des einfachen Arbeiters müsse nicht nur gesichert, sondern auch auskömmlich sein. Der Arbeiter müsse außerhalb der Wcrkstättc als gleichberechtigt mit jedem Stand angesehen werde». Von dem Dresdner In- nungSauSschutz sei ihm, dem Redner, die Kandidatur ang«. trogen worden. Auch die Konservativen, der Hausbesitzer verein und die Mittelstandsvereinigung hätten ihre Unter-! siützung zugesagt, aber in letzter Stunde einen Gegen kandidaten ausgestellt, weil er sich nicht schriftlich habe ver pflichten wollen, sich der Mittelstandsvereinigung anzu- jchlietzen. iPsui->Nuise.) Er aber wolle nicht mit gebun denen Händen in den Landtag eintreten. »Reicher Beisall.s — Nach einer Pause von zehn Minuten erhielt zuerst Mürtelwerksbesitzer Hauptmann a. T. Gebier das Wort: er gab im Rame» des Vorsitzenden des Konserva tiven Vereins, Herrn Landgerichtsrats Dr. Kraner, eine Erklärung ab, die die Darstellung des Herrn Richter über die Aufstellung eines konservativen Gegenkandidaten un richtig erscheinen Uetz. Er sei der Ansicht, datz ein Neu- städtcr allein die Interessen dieses Wahlkreises am besten zu vertreten missen werde. lBrirvos Er sei seit 1872 in Trachau ansässig und lange Jahre in Trachau Gemeinde- ältester gewesen. Der Gegenkandidat Richter Hütte gewiß die Neustadt nur deS Schlachthvss wegen betreten. l-Heiter- kcit.s Er werde in einer Wählerversammlnng noch Ge legenheit haben, sein Programm zu entwickeln. Stadtver ordneter Ulrich bedauerte es, datz die Siadtvcrordnete»- mehrheit konservativ sei. Die Kandidatur des Herrn Richter sei ja aussichtSlvS: nmsvmchr müsse man ihm dankbar sein sür die Uebernahmc. Er trat für die Wahl des Herr» Richter ein. lVeifall.s I» seinem Schlußwort stellte der Hauptredner die Gründe, die zur Aus stellung des Gegenkandidaten Gebier geführt haben, wieder anders dar, sv datz man nicht volle Klarheit über den Fall erhielt. Der Landtag sei nicht die rechte Stelle, um dort die Interessen des Wahlkreises zu vertreten: dazu sei das Stadtvervrdnctcn-Kvlleginm da. Mit einem Lob ans das Handwerk schloß der Redner unter Beifall. Die Versamm lung, die sich vor andere» ihresgleichen durch grotze Sach lichkeit der Redner auszeichncte, ging schon um lO Uhr zu Ende. — Der Landesverband der evangelischen Arbeitervereine im Königreich Sachsen hatte zu einer Sitzung für Sonntag nachmittag '.48 Uhr im „Kronprinz Rudolf" an die Vorsitzen den aller Vereine des Landesverbandes Einladung ergehen lassen: nahe an Ist» Delegierte waren ihr gefolgt. Pastor Winter von der Drcikömgskirche, der Vorsitzende des Ver bandes, bedauerte in seiner Ansprache über die gegenwär tig e L a g e, datz die Spaltung des Blocks auch der Sache der evangelischen Arbeitervereine geschadet habe. Dre Reichsftnanz- reform, deren Notwendigkeit auch von den evangelischen Ar beitervereinen anerkannt worden sei, habe wegen ihrer wenig befriedigenden Form Erbitterung hervorgerusen. Doch sollten sich die evangelischen Arbeiter deshalb nicht etwa verleiten lassen, bei den bevorstehenden Landtagswahlen den Sozialdemokraten ihre Stimme zu geben. Nationalgesinnte Männer gehörten in den Landtag. Eine allgemeine Parole aueHugeben, sei nicht gut möglich. Die Regsamkeit und Opferwilligkeit der Sozial demokratie sei vorbildlich: die evangelischen Arbeitervereine müßten finanziell erstarken, um Erfolge erzielen zu können. Die Bestrebungen des sozialdemokratischen Leipziger Parteitages gegen den Alkoholismus müsse auch der Verband aufnehmen. Das nächste Ziel des Verbandes sei die Kräftigung der be stehenden Vereine. Nach der Debatte, aus der hervorging, daß die Ausstellung eigener Kandidaten nur aus finanziellen Grün den gescheitert sei, erklärte der Vorsitzende, daß er im Frühjahr 1910 endgültig sein Amt als Vorsitzender niedcrlegcn werde. Darauf nahm die Versammlung den Entwurf eines K r e i s v e r b a n ds st a t u t s in der Vorlage an. doch wird sich noch die nächstjährige Hauptversammlung damit zu beschäf tigen haben. Eine Resolution, die Herr Fleischer am Schluß seines Referats über die Reichsfinanzreform unter breitete. fand ebenfalls Annahme; in der Resolution kommt das Bedauern zum Ausdruck, daß die Reform eine Verschlechte rung der Lebenshaltung der unteren Stände im Gefolge haben müsse, und daß die verantwortlichen Parteien die Wirkung einer derartigen Steuerpolitik auf die patriotische Gesinnung der Be völkerung so gering eingeschätzt hätten. In einer zweiten Re solution, die ebenfalls angenommen wurde, wird der Reichs kanzler ersucht, „anordnen zu wollen, datz die zur Unterstützung der Arbeiter und Arbeiterinnen, welche durch die Neuordnung der Tabaksteuer ganz oder zum Teil arbeitslos geworden sind, laut Reichstagsbeschluß bereitgestelltcn 1 Millionen Mark im Sinne des Beschlusses schleunigst zur Auszahlung an die Betreffenden gelangen, und weiter Anstalt tressen zu wollen, daß die über diesen Betrag hinaus erforderlichen Mittel zur Ver fügung gestellt werden". Zum Schluß trat Herr Berndt für die Heranziehung der Arbeiter zum Amte als Schöf- s e n ein und wünschte gesetzliche Maßnahmen, die eine Urlaubs verweigerung des Arbeitgebers unmöglich machen sollen. Dem stimmte die Versammlung einmütig zu. — Einwohnerzahl Dresdens mit Albertstadt: Züblnngs- ergcbnis vom 1. Dezember lOOü: 516 OW, FortichrcibungS- ergcbnis aus 1. September 1909 : 5 4 6 0 0 0. — Das finanzielle Ergebnis der Internationalen Photographischcn Ausstellung Dresden 1808. Wie verlautet, wird die Ausstellung mit einem geringen Defizit ab- schlicßen, jeövch werden die privaten GaronticsvndSzeichner voraussichtlich nicht in Anspruch genommen werden, da mehrere phvtvgraphische Firmen sich bereit erklärt haben, den Ausfall zu decken. — Eine Anerkennungsurkunde verlieh die Handels kammer Dresden dem seit 25 Jahren bei den Vereinigten Elbeichissglirts-Gescllichaflen A.-G- in Dresden tätigen Prokuristen Herrn Otto H u ngcr. — In der Angelegenheit der direktesten Verbin dung B c r l i » — B a u tz e» — P r a g fanden dieser Tage die von der Prager Statthaltern angesetzten kommissionellen Ver handlungen »alt. Die Kommission bestand aus Delegierten der Statthaltern, der beteiligten Bezirke, der Böhmischen Nord bahn, des Revinbnaantts usw. Von reichsdeutschn Seite wohnten den Verhandlungen die Herren Oberbürgermeister Dr. Kaeubler und Bürgermeister Dr. Zahn aus Bautzen und Kom merzienrat und Domänenbesitzn Ernst Grumbt aus Dresden bei, ferner der Gemeindevorsteher und zwei Eemeindnäte der sächsischen Gemeinde Rosenhain. Zweck der Kommission war die Bestimmung des Grenziiberganaspunktes, der Stationsanlage in Rosenhain, Erhebungen und Festsetzungen der Wege und Wasier- lüufc, sowie die politische Begehung der Trace. Die Verhand lungen fanden ohne besondere Schwierigkeiten ihren Abschluß Seit dem Jahre 1871 hat die Bahnlinie nach Sohland. der Reststrecke der direktesten Verbindung Berlin—Bautzen—Prag, die Gemüter im ganzen Grenzbezirk in Aufregung gehalten. Durch die Tätigkeit des gegenwärtigen Ausschußes schreitet nun das Projekt dieser Bahnverbindung, welche den Wünschen weiter Interessenkreise hüben und drüben dienen soll, der Verwirk lichung entgegen. Den Betrieb übernimmt die österreichisch- ungarische Staatsregierung. -- Die Rennsonderzttge, die am Sonntag vvn Dres den nach Reick und zurück in Verkehr gesetzt wurden, sind insgesamt vvn 1209 Persvnen benutzt worden — In der Angelegenheit der Erbauung einer elek trischen S t r a h c n b a li n vvn Dresden nnch Pirna im Anschluß an die Linie Dresden-Seidnitz und mit Abzweigungen vvn Mügeln ngch Dohna und vvn Pirna nach Evpitz soll dem demnächst znsammcntretcndcn Landtage abermals eine Petition zngelicn, der sich außer den beteiligten Landgemeinden auch die Städte Pirna und Dvhna, sowie eine Anzalil dortiger Firmen und der Haus besitzer- und Gcwerbevercin in Pirna angeschlosscn haben. — Oessentlichc Polizeihund-Vorführung. Der Kuno- logische Verein „Rawyl" in Dresden veranstaltete unter Mitwirkung des Vereins zur Förderung der Zucht und Verwendung von Polizei- Kunden im Bezirke der Amtshauptmannschaft Dresden lSitz Loschwitz) und deS Sächsischcn Vereins zur Förderung der Zucht von Polizeihunden lSitz Ehcmnttzs auf dem stadtwärtS gelegenen Teile deS Btenert-Parkcs in Vorstadt Plauen am Sonntag nach mittag eine interessante Darbietung. Es galt, 16 Polizei- Hunde aller Gattungen und jeden Alters zu prüfen. Ge meldet hatten Loschwitz. Dresden. Radebeul und Meißen. Trotz des ziemlich kalten, regnerischen Wetters war der weite Wiejenplan vvn einem zahlreichen Publikum diän uinsänmt. Die Prüfung erstreckte sich zunächst aus Av legen, Freihereinkvmmen, Setzen. Legen, Lautgeben. Füb ren und Folgen. Sämtliche Tiere, auch die Aniänger, be friedigten allgemein. Hervorragendes leistete wiederum der bekannte Polizeihund „Harras" aus Loschwitz, den Herr Pvlizciinspektvr Iunglianns vorsülirte. "lute Leisin» gen waren das Ueberklettern der 1 Meter und 2'„ Meier hohen Bretterwand. Datz der Polizeihund nicht nur als Gehilfe nnd Beschützer seines Herrn zu gebrauchen in. wurde ebenfalls vorgesührt. Die Hunde aovvrtierten mtt Sicherheit aus Entsernungen bis zu 500 Nietern verloren gegebene Gegenstände: Schlüsselbunde, Portemonnaies und dergleichen. Besonders interessant gestaltete sich die Verfolgung und Festlegung eines improvisierten Bei brechers. Zu heiteren Szenen führte die Prüf»»« der Hunde ans Verweigern der Annahme von Futter aus fremder Hand oder vv» gefundenen Brocken. 15 Hunde verweigerten energisch die Annahme, nur einer konnte der Versuchung nicht widerstehen und verzehrte mit Gier die ihm gebotene leckere Wurst. Eine Prüsnng ans Schutz festigtest machte den Schluß. Abends fanden sich die Bei anstalter zu einer eingehenden Besprechung zusammen. Die Prüsungsergebnisse sollen später bekanntgegeben werden — Wie uns Herr Rechtsanwalt Dr. Salzburg mtt teilt, hat er im Aufträge des Herrn B ü cherrevij v > s T h. I ulins Mülle r gegen die „Dresdner Rundschau", die in einem die Angelegenheit der Plateu-Sliftung und der Pensivnszuichiitzkasse bctressenden Artikel dieie» schwer angegrissen hatte, Strafantrag gestelli. — Der Ballon „Dresden" des Sächsiichen Vereins ttir Lustschisfahrt, der, wie von uns ausführlich berichtet, am Sonnabend vormittag mit Ingenieur Lehnert-Dresden als Führer und drei anderen -Herren in Zwickau ausgeiliegc» war nnd Dresden ans seiner Fahrt berührte, landete »ach I'/Ätündiger prachtvoller Fahrt um '/,4 Uhr bei dem Torte Goldbach in der Nähe vvn Bischviswerda. Drohende Regenwolken hatten die Insassen veranlatzt, frühzeitiger als geplant niederzngche». — Neue Bilder vom Tage stellte die Photvgraphtt'che Handlung vvn Oskar Bohr, neben Easv König, in »nie ren Nedaktionsschaukäisten aus, und zwar vvn den Orten tierungsvvriühr»»gen des Sächi. Automobil-Klubs aus der Inslrnktionssahrt für die König!. Vcrivaltungs- und Ge richtsbehörden am 10. Oktober nach Schandau, ferner vvn der össentlichcn Polizeihund-Vorführung, vergnstaltet vom Kynologijchen Verein „Rawul", Dresden, im Bienert-Part, Dresden-Plauen, an demselben Tage. — Aus dem König!. Kämmereramt des Königs ging bei Herrn Maurer Wilhelm Finde, Ehemnitz - Ka p o e i, folgendes Schreiben ein: Ans Allerhöchsten Beiehl werden Sie hiermit benachrichtigt, datz Se. Majestät der König den Allerhöchstihm bei seinem letzten Aufenthalt in Ehemnitz vvn Ihrem Söhnchen dnrgebrachtcu Blumeiigrntz sehr hei fällig ausgenommen und sich über die kindliche Huldigung gefreut habe». Mit Allerhöchster Geiiehmiguug wird Ihnen sür Ihren Sohn beifolgendes Buch iKönig Friedrich August Ill.s zur Erinnerung übertendcl. Ter Kümmerer Sr. Mgjestät des Königs v. Ericgeru. ver Kulow-Ztteil ist noch immer nicht zu Ende. Neuerdings treten die „B e r l. Pol. Nachr." für den Dürsten Bulow ein, indem sie seine Verdienste um die Sanierung der Reichs- sinanzen hervorhebe»: „Bei den unfruchtbaren Erörterungen über den vermeintlichen Zusammenhang der Novemberereignisse vorigen Jahres mit dem Ausgange der Neichssinanzreform und bei dem Hader der Parteien wird auf allen Seiten nicht aus reichend gewürdigt, wem in erster Linie die Herstellung des Gleichgewichts im Reichshaushaltsetat zu danken tst. Fürst Bülow hatte die Notwendigkeit, ganze Arbeit in bezug auf die Gesundung der Reichsfinanzen zu machen, und die Bedeutung eines solchen Vorgehens für die Stärke des Reiches mit dem größten Nachdruck und mit überzeugender Kraft immer und immer wieder dargelegt. Ihn haben dabei die Finanzminister der Bundesstaaten in wirksamster Weise unterstützt. Diesem Verfahren des Reichskanzlers und der Finanzminister der Bun desstaaten ist es in erster Linie zu danken, daß, als im vorigen Herbste die verbündeten Regierungen mit einem vollständigen Reichsfinanzreformplan an den Reichstag herantraten, in allen bürgerlichen Parteien ohne Ausnahme die Ueberzeugung durch gedrungen war, es müsse nunmehr ganze Arbeit gemacht und dem Reiche der ganze Bedarf an Dcckungsmitteln in Höhe von einer halben Milliarde bewilligt werden. Und zwar war diese Ueberzeugung in dem Maße fest und sicher, daß, wie immer weit die Anschauungen über die einzelnen Vorschläge der Regie rung auseinandergingen, doch auf keiner Seite des Reichstages inehr daran gedacht wurde, den Reichssinanzrcformpla». was die Höhe der Bewilligung anlangt, in ähnlicher Weise zu ver stümmeln, wie dies mit den Steüervorschlägen des Reichsschatz sekretärs Freiherrn v. Stengel geschehen war. Die Parteien gruppierten sich in Verfolg der Verhandlungen zwar außcrordeni lich verschieden in bezug aus die einzelnen Steuervorschläge. Aber wie immer auch die Majorität sich gestaltete, daran wurde auf allen Seiten festgchalten, daß nunmehr die halbe Milliarde Mehreinnahme, und zwar nicht lediglich auf dem Papier, son dern aus Grund sachkundiger Berechnung auch wirklich bewillig! werde» müsse. Indem Fürst Bülow mit Unterstützung der Finanzminister der Bundesstaaten cs fertig gebracht Hai, dem Reichstage diese Ueberzeugung bcizubringen. kann er für sich in erster Linie das Verdienst sür die Gesundung der Reichs sinanzen in Anspruch nehmen, und zwar um so meiir. wenn man bedenkt, mit wie große» Schwierigkeiten zu allen Zeiten cs ver bunden gewesen ist, vom Reichstage größere Steucrbewilligun gen zu erlangen und wie selbst Fürst Bismarck bei diesen Ver stichen wiederholt Mißerfolge zu verzeichnen hatte. An diese Tatsache zu erinnern, ist daher angesichts des Ueberwucherns anderer Erörterungen geradezu eine Pflicht der Gerechtigkeit." Auch die „Ev.-luth. Kirchen zig." nimmt jetzt noch mals im Sinne der Gegnerschaft ge^en Bülow z» den November- wirren das Mort. Das konservätiv-ortliodore Organ bemerkt, cs sei falsch von dem Fürsten Bülow gewesen, daß er seiner zeit in der „Nordd. Ailg Ztg." erklärte, wenn er das sogenannte Interview gelesen hätte, würde er dessen Gesäbrlichkeit erkannt haben. Dann heißt es weiter: „Die Schlußfolgerung der Presse war: also hat der Kaiser eine staatsgesährliche Sache losgelasien. Und nun wurde der Sturm von Stunde zu Stunde heftiger, und alles, was offiziös ist. wurde mitgerissen, ja, einige der Zeit»» gen entblödeten sich nicht einmal, dem Kaiser damit z» drohen, daß auch das Osfizierkorvs die Entrüstung der öffentlichen Mei nung gegen ikin teile. Auf die licsiigne» antttnonarchischcn Reden im Reichstage blieb der Kanzlei stumm. Er glaubte, das beste Mittel, die Wogen zu beschwichtigen, sei, dem Volke einc Erklärung des .Kaisers zu verschaffen, daß dieser fortan sich „mehr zuriickhaltcn" wolle. Um seinen bewührlen Ratgeber, um den „glückhaften" Kanzler zu batten und zu decken, machte der Mon arch. obwohl die englischen Interviews nicht seiner Initiative entsprungen waren, die Geschichte mit. Er opserlc sich für den Staat. Noch war die Finanzresorm z» erledigen, was damals nur dem Zauberkünstler Bülow zngctravs wurde, noch er hoffte der Kaiser auch noch manche andere staaismünniiche Tat des Kanzlers. Die im November zuiage getretene .Kopilosigkeit wurde — das möchten wir gegenüber neuerlichen Geschichte- klitterern feststelle» — dem Kanzler von seinein kaiserlichen Herrn nicht nachgetragcn. Erst der Znsammenbruch des Systems Bülow bei der Finanzresorm fübrtc zur Genebmi giing des Abschiedsgesuches. "Wäre -er Abschied nickt verlangt worden, so Hütte der Kaiser ihn auch wobt kaum erteilt: vor Palcntini, vor der „Lukanisieruno" wie cs srüber hieß, war Fürst Bülow sicher. Er bat cs nicht vermocht, im vorigen Win ter Herr der Massenpsychose zu werden, und er bat im Sommer, als sein Block sich als arbeiisunfäbig erwies. die Flinte ins Korn geworfen — das ist die ganze und Io ungebeuer einkackie Wahr heit, daß man nur erstaunt sein kann, wenn jetzt allerlei In trigen-eichichten austauchcn Selbstverständlich begreift cur 'lir. 283. Seile 3. »» DienStaa. 12. Oktober LV«V
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder