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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187901315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-01
- Tag1879-01-31
- Monat1879-01
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1879
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Erschein t»r»tch früh 6'/, Uhr. UchecS»» >m» Lwetttt«, JvhaituiSgaße »S. »er Aidakttoue Vovmtlag- lv—12 Uhr. KachmitUlg» 4—ü Uhr. «r »» MUl^Ux »tn^an-«rr Mairie «a»i ftch di/ Urd Litton nutzt v«L>tndlttii drr für dir nächst- Numm« bestimmten an Wochentagen dis Nachmittags, an Sonn- ttage« srühdis '/.d Uhr. I, öe« Ftllale» ftr Zas Aouahme: Ott» Stemm. Uuiverfitärsstr. 22. LaviS L ösche. Satharwenftr. 13, p. nur bis '/^ Uhr. MWM.NMll Anzeiger. OrM Kr Politik, Localgeschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. «»n»,- ls,s«». Ade»»t«r»1»»«t» viertelt. iucl. Vr,ugcrl»h» d Mt. durch di« Pvst bezogen 6 Btt. Jede rmzelue Nummer 2L hg Belegexemplar lü Pf Gebühren für Extrabeilagen »hue Postdefvrdcruug 8ü NN mit Postdefvrdcruug 4L Mt Znferate Lgesp Petitzeile 2» Pf Größere «chrifteu laut nuferem PreiSoerzeichmh. —LabeUanfax Satz nach höherem Lanf »ectaue, »»irr de» Nrtz»t1ir»^UM die Svaltteile 40 Pf. . Inserat« sind stet- au d. Lwedttt«, zu senden. - Rabatt wird mehr gegeben Zahlung pr»«oiuu«,r»uch, oder durch Poftvorschuß. 31. Freilag den 31. Januar 1879. 73. Jahrgang. Bekanntmachung. fffftt Rückficht auf den LuSbruch der Rinderpest in Lützen verordnen wir auf Unweisunader hiesigen leoniglichen KreiHhauptmannschaft unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 5. vor. Mon., welch« m Lraft bleibt, noch Folgende»: l. Um eine gehönge Uederwachun, der wechselnde» «»der- n»d «ülderdeftünde zu «mögltchen, haben alle Händler und Befitzrr solch«, Vieh«», — gleichviel ob Nutz» oder Schlachtvieh — in sofern fi« dasselbe nicht auf dem Pfaffendorf« Fettviehhof« auftreiben ob« überhaupt hier nicht einftellen. sowie alle diejenigen Personen, det denen derartige» Vieh, wenn auch nur vor übergehend aus kurze Zett, eingestellt wir», insbesondere Fleischer, Gastwirt he und Besitzer von viehställen uuoerzügltch und spitefteus dtuueu »4 Stuuden oo» de« dermalige« vtetzde. Rande, sowie de« «tadrtnge» der nenetngesützrten Rinder und »Rider unter Ungabe d« Stückzahl, de» UrsprunaSortes und de» Standort» det uaserer RarhSwache ««zei»e zu erstatten. Alle Rinder und »Sl»>er. welche hier eingestellt werden, dürfen weder Wetter »erinderl «och geschlachtet werden, dedor sie von dem bestellten Herrn Biehrevisor oder besten Stellver treter «ntersacht worde« find. Zur sorgfältigen Ueberwachung dieser Viehbestände ist für den Stadtbezirk Herr VezlrkSthterarzt krlotset» beauftragt worden. Derselbe be». deffeu Stellvertteter wird mindesten» allwöchentlich Revisionen jener Viehbestände vornehmen und ist besten Unordnungen strengsten» nachzugehen. AlS Stellvertteter bei der Liehrevlfion, bez. zur Ausübung veterinär-polizeilicher Control« im hiesigen Cchlachthofe und Pfaffendorfer Fettviehhofe find dre Herren AmtSthieriirrte Müller und vöhme bestellt worden. il. D« veterinär-polizeilichen Beaufsichtigung deS Schlachten? wegen dürfen alle hier eingebrachten Rinder und Milder nur entweder im tzteft»e» Schlachthose oder im Pfaffendorfer Kettvteh- tzose, und zwar Montag, Freitag und Sonnabend von 3—8 Uhr Nachmittag», und DienStag, Mittwoch und Donnerstag von 9—18 Uhr Vormittag- und 3—8 Uhr Nachmittag» geschlachtet werden. Da» Schlachten dieser Lhiere in Privatschlächtereien ist daher verboten. Für die thierärztliche Untersuchung eine- Rinde» find rn den untersuchenden Thierarzt 75 ^ für die eine» Kalbe» 30 H von dem Schlachtenden zu entrichten. Ul. Diejenigen Fleischer und HüvDler, welche frische» Fletsch t» die tziesi»en Lo«dfietschertzolle« »der sonst hier einsühre», also auch diejenigen hiesigen Fleischer bei. Fleischverkäuf«, welche audwärt» ihre Schlachttäume haben und dott schlachten, habe« sich «U 'Bescheinigungen darüber, dass da» Schlachte» der betreffenden rhtere unter thterärztlicher Aufsicht ge schehen. uud datz jene gesuud desuuden worde«, zu »ersehe«, und diese Bescheinigungen, welch« von den Aufsichtsbeamten abgefordnt werdm, hier stet» beizubrtugen. Letzt«« Bestimmung tritt von nächst« Woche an in Geltung, während die Bestimmungen unter I. und U. mit dem 81. Januar in Kraft treten. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen unter I.—Ul. werden, insoweit dieselben nicht nach 8- 386 de» Reich-strafaesetzbuche» mit Aefilugnih bi» zu st Jahren zu bestrafen sein würden, polizeilich mit Geld strafe bi» ,» Ist» ^l oder mit Hast bis zu »Wochen g«hndet. - * Leipzig, «rn SS. Januar 1879. >, Le» Rach de, Stadt Lechzig, M. Tröndlik. Kretschmer. Holzauktion. Im UatoersttiitSwalde bei Liebertwolkwitz sollen Mittwmh, de« » Februar L87» von vormittags 10 Uhr an 8 Stück Fichtenstämme von 17 Lentimeter Mittenstärk«, 1 Stück Eiche nstamm von 40 Genti- met« Mtttenftärke, 17 Stück birkene Klötzer von 30 bi» 34 Lentimeter Mitte „stärke, 47 Stück eichene Klötzer von 80 bi» 50 Lentimeter Mittenftärke und 17 Stück eichene Klötzer von »1 bi» 94 Lentimet« Mittenftärke gegen Erlegung der geordneten Anzahlung sofort nach dem Zuschläge und unter den sonst bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend »ersteigert werden. versau»«!«»». im NniversttätSwalde zwischen dem sogenannten Butter- und Lallgenweg« am vor- iäbriarn Kablsdrlaae. Leipzig, am 33. Januar 1879. Universität- - Rentamt Graf. In Verfolg d« Bekanntmachung d«S Königlichen Ministerium- deS Innern vom 87. d. M. und nn« solchen d« Königlichen AmtShauptmannschaft Leipzig vom 85. d M. wird hierdurch zur Kenntniß gebracht, daß in Eutritzsch jede Einführung und Durchführung von Rindvieh, Schafen, Ziegen und anderen Wied« käuern, als Hirschen, Rehen rc. auS den Regierungsbezirken Merseburg, Potsdam, Frankfurt a. O. und Liegnitz vnboten ist. Gleichem verbot unterliegt: >. die Einfuhr aller von Wiederkäuern stammenden thierischen Theile in frischem Zustand«, unt Ausnahme von Milch, Butter und Käse; d) die Einfuhr von Dünger, Rauchfutt«, Stroh uud anderen Stteumatenalien. gebrauchte« Stallgeräthe, Geschirre und Lederzeug; c) die Einfuhr von unbearbeiteter oez. keiner Fabrikwäsche unterworfener Wolle, Haaren und Borsten, gebrauchten Kleidungsstücken für den Handel und Lumpen; ä) der sogenannte kleine Grenzverkedr, d. h. d« Verkehr mü Gespannen von Rindvieh »wischen preußischen Grenzorten und Elinigsch; e) Die Anwendung, der Verkauf und dle Anempfehlung von BorbauungS- und Heilmitteln. Jeder, -«zuverlässige Kunde davon erlangt, daß im diesigen Ort ein Stück Vieh an der Rinderpest krank oder gefallen ist, od« daß auch nur ein Verdacht einer solchen Krankheit vorliegt, hat hiervon dem unteizeichneten Gemeindevorstand unverzüglich Anzeige zu «statten. Besitzer von dergleichen Vieh trifft im Unterlassungsfälle neben der geordneten Strafe noch überdies der Verlust de- Anspruch» auf Entschädigung für fallende- oder getödtete» Vieh. Hier im Orte wohnende Viehbefitzer haben die bei ihrem Viehbestände verkommenden Veränderungen an Zuwachs und Abgang unverzüglich anzuzeigen und die hei ihnen allwöchentlich vorzunehmenden Revisionen unweigerlich geschehen zu lassen. Behufs strenger Durchführung de» vorstehend Ungeordneten wird der Unterzeichnete Wagen-Revifionen rc. vornehmen lassen und ist bei dies« Gelegenheit den Anordnungen der betreffenden Officianten unbedingt Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen werden unnachfichtlich geahndet und können auf Grund 8- 328 de» Reich-Aras- gcsetzduche» mit GefLngniß bi» zu 8 Jahren lx-n.^aft werden - . Eutritzsch, am 88. Januar 1879. - Lrr Gemeiube-Vorsta«». Thomas. 8 Sie Pest. Sine fürchterliche Krankheit hat, wie e» scheint. Mz S»ropa «faßt, nicht etwa die an den Ge laden de» kaSpischen Meere- ausgebrochene Seuche selbst, sondern die Furcht vor derselben, die Besorg« niß, daß die Pest die europäischen völkerfamilien bedenklich red«ciren könnte. In Wien hat die Pest furcht den Carneval «stickt, in Mo-kau, in Peters burg wird Niemand seine» Leben» mehr froh, denn die TageSblätter verbreiten da» „Coutagium" in sensationellster Weife. S« ist in der Lhat erstaun lich, wa» in dies« Hinsicht von der Presse geleistet wird. Man hat ein sehr einfache- Mittä, da- Publicmn gruseln zu machen, indem man täglich die Distanz abkürzt, die un- zur Zeit von der nahenden Gefahr noch trennt. Kaum war der Odessaer Fall dementirt, so ließ da» „N. W. T ", da- bei derartigen Gelegenheiten nicht gern zurückbleibt. die Pest in Konstantinopel auf tauchen. Da- war eine sensationelle Nachricht, die ab« schon Tag- darauf durch die Mel dung eine» anderen Wiener Blatte- übertrumpft wurde: die echte und rechte Pest sei bereits in einem galizischen Dorfe ausgetreten. Sin galijische- Dorf thut bei derartigen Gelegenheiten lmm« gnte Dienste. Kein Wunder, daß auch die Wien« Börse, bei der da- orientalische Element ja so stark vertreten ist, von dieser ansteckenden Seuche der Pestfurcht stark inficirt ist. Sonderbare Leit«, in denen wir leben! In einem kleinen Dorf an der asiatischen Grenze bricht eine Pest artige Krankheit a»- und au der Wiener Börse fall« die Courfe der österreichischen Creditsctien! Ja selbst au- Posen mußte der Telegraph demen- tiren, da» Gespenst habe bereit» sein« Einzug in Warschau gehalten. Lnün, die Summe der Thatsacheu, die jetzt üb« den A«»br«ch und den Verlauf der Pest vor uu» liegt, erlaubt uu» die Gefahr ihrer Ver schleppung nach Deutschland zu beurtheilen, Sre ist bi» jetzt nicht so groß, wie man im Allge meine« anzuuehmen pflegte. Gelbst die in Folge der Panik befürchtete Flucht der bedrohten Bevölkerung wird nicht nach Westen, sondern nach Osten, den Steppen zu. ihren Weg nehmen. Me Steppen- bewohn« fühlen sich in civilisirteren Verhältnissen eingeengt und besitzen keine Mittel, «m in der Stadt leben zu könne». Ab« die Pest ist andererseits ei» hinterlistiger und hartnäckig« Gegner. Monate, ja Jahre lang kan« sich der giftige, ansteckende Stoff er- halten, und nach dem scheinbaren Erlöschen der Epi demie kann sie durch alte Lumpeu und Kleider, durch Kftrfarabe« der Leichen u s. w. von Neuem aus- brechen Go ist e- eine erwiesene That lache, daß die Pest,.welche in Turkestan 1872 bi» 1873 wüthete, dadurch entstanden ist, daß zu fällig« Weise die Schafhirten in einer Gebirg» höhle auf die Gräber der vor 30 Jahren gestor baren Pestkranken gestoßen sind, milden Gebeinen in Berührung kamen undsöbstam zweiten Lage erkrank te». Wir sehen daran» auch, daß kotz d« Gründe, die die Gefahr nicht so drohend erscheinen lasten, die Verantwortlichst, welch« die Regierungen auf sich ladeu, geradezu eine furchtbare ist und wegen »u viel sich Niemand beschwere« darf. Die deutsche Regierung hat denn auch di« Sache sehr ernst ge nommen und jegliche Maßuegel gegen eine Ver schleppung getroffen. Noch aosteru mÄdete der Telearaph. der Reichskanzler habe Pettcn kofer au- München, den berühmte« „Seucheubauner", nach Berlin in die Quarantatuv-Eoeumtssion berufen Hoffen wir also da» Beste! . * . ES mag schließWH noch eine Stimme auS den Kreisen der Wiener Wissenschaft üb« da- Urbel vernommen werde». Sochor schreibt in der N. F. P": Fast noch »»entwirrt sind die Völkerschaften, welch« in den Gebieten jenseits d« Wolga wohnen, von Alter» her Nomaden, haben sie auch seit der Unterjochung durch Rußland ihren Lharakter nur wenia verändert. Ist doch die russische Herrschaft dort zumeist nur «ne territoriale; sie erstreckt siä nicht auf die Mensch«, sondern lediglich auf das Gebiet. Wo diese Nomaden im komm« sich aufhalten, wohin sie ziehen. Da» hängt von den Verhältnissen der Weideplätze, der Jagd und de- Handel» ab; fi« wandern fast ununterbrochen; ihre Standplätze (StanitzaS) sind in Nicht- mit Dem »u vergleichen, wa» in cultivirten Ländern unter dem Begriffe Wohnst- verstanden wird. Gl sind die» einfache Sammelpuncte. an denen sie die Greise und die Kranken zurücklaffen und an denen sie sich zeitweilig zusammenfinden. Wie unt« ihren Hrerden tritt auch unter ihnen selbst oft ein großes Eterben ein, und dann macht sich ihr Wandertrieb mit doppelterGewalt geltend. Sie suchen vor der Seuche, wenn sie selbst für orientalischen Stumpfsinn zu heftig auftntt, in die Steppe zu entfliehen, und in d« Regel wandert d« Tod mit ihnen. So kommt e», daß jene Gebiete fast niemal» frei von Epidemien sind; die Blattern, die Pest fterben dott niemals au». Sie verschieben sich nur wie die wandernden Menschen und wechseln ihre Inten sität mit den Verhältnissen de» Bodens und de- Klima-, da» b«k«nntlich dott wie fast sonst nirgend» sich in Extremen bewegt. I« Frühjahre 1877 wurde »um verspiel die Pest in der Nähe von Zarizvn bemerkt: ste soll damals mit jenen schwarzen Fellen »ugrschleppt worden sein, die man hi« unter dem Namen Astrachan« Pelzwerk kennt. An solche Er scheinungen gewöhnt, machte man kein Aufheben» damit; hat doch selbst Herr JelenSki, der Ver walt« d« dortigen Dampftchifffabtt-Gesellschaft Liebed, »u dies« Zeit die Pest selbst durchgrmacht, ohne Dies al- etwa- Besonderes zu betrachten Alljährlich im Herbst beainnen die Zuzüge d« jen seit» d« Wolga nomadrstrenden Völkerschaften an diesen Strom, d« da» Hauptverkehrsmittel de» östlichen Rußland», die direct« Verbindung zwischen dem Kaspischen und dem Baltischen Meere ist. Sie tauschen dott hauptsächlich rn Zattwn und Astrachan ihre waaren (Felle, Häute, Pelrwerk, Safran, Südfrüchte) gegen russische und fremd ländische Artikel rhre» Bedarf«» ein. Weit« ver mittelt wird dieser Handelsverkehr zumeist durch Tataren die Wolga aufwärts. Wird nun die Wolga-Schifffahrt unterbunden (im Winter durch Ei» und jetzt durch den Cordon im Lschornijar- schen Kreis, und in Zarrzyn), so ist eine Ver schleppung von Kramheitistoffen an und für sich auSgeschlosten Schmuaael ist. nachdem d« Betrieb der einzigen Eisenbahn!'-'-, wclche di« Verbindung mit dem Westen herstellt, dermalen unterbrochen I ist, unausführbar, theilS weil die ungehaurm Wege-1 losen Distanzen die Verwendung ander« TranZ-s pottatten unmöglich machen, theil» weü d«I Handel mit den auS jenen Gebieten stammenden Srzeugmffen i« Kleinvettrieb nicht lohnend genug ist. Nun ist in jenen Gegenden die Best auSge- brachen, die Pest im eigentliche« Gmne de» Wortes. Unt« dem Einflüsse eint- unge wöhnlich milden Winter» (die Wolga, bie sonst regelmäßig Ausangs Decemb« «iafttert, »ft jetzt noch bG nach ZärPyn hinau» offen), tz« auch wegen da» dadurch verspäteten Fischfang«» auf die ErnährustgSverhLltniffe jener Gebiet« höchst un günstig ttngewrrkt hat, haben sich die schon im bomm« vorigen JahreS wahrnehmbaren Erkran kungsfälle bedeutend gesteigert; unterstützt durch da» Zusammentreffen d« Wanderzüge dn Basch kiren, Kngisen, Kalmücken, Tscherkeffen, Tataren und Perser mit der Rückkehr der au- dem arme nischen Feldiuge über den Kaukasus beimgesende ten Mannschaft de» aftrachanschen KosakenhrereS, hat sich die Pest vom linken auf da» rechte User herübergezogen und ist dort, wie au» dem Berichte de» Oberarztes der aftrachanschen Kosaken-Hetman- schüft, vr. Depner. bekannt ist, in einer Reihe von Dörfern, vor Allem in Wetljanka, im Novem ber vorigen Jahres mit ungewohnt« Heftigkeit ausgetreten. Diese Thatsache ist nicht zu bezweifeln. Ein Andere» aber ist es jedoch, ob die Besorgnisse, welche daraus speciell hier zu Lande abgeleitet werden, begründet find. Wie schon erwähnt, sind es nicht Ortschaften in unserem Sinne, welche von d« Pest ergriffen find, sondern Ansammlungen elender Hürden, in welchen ein halbwilde» Volk wohnt, da», schlecht grnähtt, unrein, allen Unbilden eine» elenden Klima» auS- gesetzt, jahraus jahrein von Seuchen decimirt wird. Und gerade diese» Volk betreibt gar keinen Handel und kennt kein Gewerbe, und wenn e» flieht, so stiebt e» nach dem Osten in die Stepp«, nicht nach dem Westen, wo e» sich eingeengt fühlt und wo zu reisen und zu leben ihm jede» Mittel fehlt. W«e gesagt, e» ist eine «clufivh. eigenartige Bevölkerung, di« in keinerlei Relativ» zu dem Westen steht. Und dann die Distanze»! Wien ist von Zarizvn 885 Meilen und von Wetljanka 407 Metten, also weit« al» von Madrid entfernt; zur Eisenbahnreise von Wien nach Zarizvn braucht man sieben Tage, genau dieselbe Zett, wie zur Seefahrt von Havre nach New-Uork. Mit den Gegenden, in welchen die Pest jetzt herrscht, wird überhaupt gar kein Handel betrieben, und auch auS den angrenzenden Gebiet»- Iheilen belzht mit Oesterreich, ausgenommen viel leicht in Euviar und gepökelten Fischen, fast aar kein HandÄSverkehr, und zwar deshalb, weil sich da» gekinasüglge Geschäft in Artikeln de» Astra chan« GebteteS wie ehedem so auch heute noch au»schließlich auf der Route Reval-Stetttn-Bre-lau bewttt. Die ungeheure Distanz au! der einen und d« Mangel an Geschäftsverbindung mit Oesterreich ans der anderen Seite gestatten ohne Weitere» di« Behauptung, daß, wo immer im Orient die Pest auf- treten mag, die Gefahr dn Verschleppung nach Oesterreich arößer u/.re, al» Die- nach der Oertlich- keil ihre» jetzigen Auftreten» der Fall ist. ES ist eine bemer k«nSwettbe Thatsache, daß da- Auftreten der Pest, welch« zum Beispiel 1837 in Konftan- tinopel mit großer Heftigkeit wüthete, wenig od« keinen Eindruck im übrigen Europa hervorgrbracht bat, und jetzt lähmt da» Entsetzen geradeM die Fähigkeit zur ruhigen Beuttheilung d« Sachlage! Eln gut« Theil dieser hochgradigen Erregung mag in der durch eine lange Reihe von aufreaenden volttischen Ereigniffen hervorgebrachten Nerven- stimmung lieaen, die sich ja auch auf anderen Gebieten geltend macht. Aber in noch viel höherem Grad« scheint dieselbe durch Verbreitung von ab«tteu«lichen Gerüchten heroorgerufen zu sein. ein Telegramm an einen Eisenbahn Dwector, dann wieder em Brief eine» Gerbergesellen, bald Wied« die Reise eine» anderen Eisenbahn-Beamten, ver trauliche Mittheilungen vom Zuskömen von Flücht lingen, und scheint daS Alle» noch unzureichend, stellt sich alle» DaS als unwahr heraus, so wüsten schwermüthige Betrachtungen üb« SanitätS-Be- rathungen an die Reihe. Die schlimmsten Ein drücke und wohl auch die überwiegendsten An lässe dazu stammen jedoch auS Agitationen russischer Blätter. Welche Bedeutung solche Agi tationen haben und welche Wirkungen sie in Ruß land Hervorbringen können, berührt unS vor läufig nicht, aber eben deshalb muffen diese HiobS- posten um so vorsichtiger, >a um so mißtrauischer an anderen Orten ausgenommen werden. Und nicht mindere- Mißtrauen verdienen die Börsennach- ttchten. Wie systematisch auch hier auf Begriffs verwirrung loSgearbeitet wird, zeigt »um Beispiel die Hinweisung darauf, daß d« Verkehr zwischen Norddeutschland und Moskau sich nun angeblich über Oesterreich bewegt, während thatsächlich me ein Loth diesen Weg zurücklegte. Und zu welchen Uebertreibungen geben erst die Erörterungen über Srenzaufstcht Anlaß! AIS wenn die unt« allen Umständen nur temporäre BeschränkungdeS Verkehr» mit Rußland sofort all« künftigen Ren tabilität unser« BcrkehrSanstalten ein Ende machen müßte! Vergesse man doch ja nicht, daß, wem» selbst ttne Absperrung eingesuhtt werden müßte, sie kein« einseitige sein wird, sein kann, und daß «» sich demnach nicht um den Verlust, sondern lediglich um die Anstauung d« Transporte han deln würde. Nicht von einem einseitigen, egoistischen Stand- puncte, sondern lediglich von d« Betrachtung ge leitet, daß eS Jedermann» Pflicht ist, »or Klarstellung der Cache und viellftcht auch zur Beruhigung d« üb« alle» Maß hinau» aeünastigten Gemüther nach Kräften beizutragen, »st hl« d« versuch untnnommen worden, eine Skizze der ört lichen Verhältnisse zu entwerfen und zu zeigen, daß die Eigentyümlichkett der BolkSftämme, unt« denen die Epidemie auSgebrochen ist, keine-wegS für eine Verbreitung der Letzteren spricht daß dre Gerüchte von einem Borschrettrn derselben über die seit De cemb« davon ergriffenen GebietStheile unerwiesen geblieben sind, da selbst die so nahegrlegenen Städte, wie Zarizvn und Astrachan, von dnPest noch mmer unberührt geblieben sind. Nicht Ein Moment pricht für ein« drohende Gefahr; wirklich gefähr- tch ist dagegen jener Kleinmuth, der fast noch ver- »eerender wirkt, al» die Pest selbst. Man wolle diese besonnene Mahnung überall (auch ,m lieben deutschen Reiche) beherzigen und etwa« kühler Üb« die Nähe der Gefahr denken! Wa» speciell die m Berlin herrschende Stun mung anbetrifft, so meldet un» »ns« dortiaer -Correspondent: .Die Besorgniste, welche sei»
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