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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187902032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-03
- Monat1879-02
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1879
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der Senat-Präsident Märtel Ministerpräsident werden und Dusaure an die Spitze de- Senat» lreten. Da» Cabinei selbst aber wird vor der Hand im Amte bleiben, da «S durch sein feste» Auftreten bei der Mehrheit sehr populär geworden ist. E- liegen darüber folgende Telegramme vor: Pari-, 1.Februar. Me au-parlamentarischen -kreisen verlautet, befestigt sich die Hoffnung, daß sich Dusaure durch die erneuerten dringenden Aufforderungen de- Präsidenten Grevy und der von der Linken deS Senats und der Kammer an ihn abgesendeten Delegirten bestimmen lasten werde, die Conseil-Präsidentschaft zu be halten. Die Gerüchte über die Demission der an deren Minister und der StaatSsecretaire werden unterrichteterseitS als unbegründet be»eichnet, für wahrscheinlich gilt nur» daß der Handelsminister Teisserenc de Bort den Londoner Botschaften Posten und Wilson daS HandelSminiftermm über nimmt. Pari», 1. Februar. Der „Tempi" erfäbrt, daß der Ministerpräsident Dusaure dem Minister conseil mitgetheilt habe, daß sein Entschluß, sich zurückzuziehen, unwiderruflich sei Aus alle Ent gegnungen habe Dusaure geantwortet, daß die veränderte Lage der Dinge auch andere Männer verlange. Dusaure wird seinen Entschluß beute Abend auch Grevy anzeigen. Bon der Rückkehr der Kammern nach Pari» ist stark die Rede, doch stößt sie noch auf ziemlich großen Widerstand. Bom Sonnabend wird ferner au- Pari- gemeldet: Man kann mit Bestimmt heit erwarten, oaß da- Project eines Minister processe» jede Aussicht, die Majorität im Ab geordnetenhause zu erzielen, verloren hat. Bezüglich oer A mnestiefrage wird Grevy mit individuellen Begnadigungen und vollkommenen Straferläffen noch weiter gehen al» sein Vorgänger, im Princip hält er aber an dem vom Ministerium Dusaure dargelegten Standpunkt und au dessen Gesetzentwürfe, betreffend die Contumace-, entschieden fest. Gambetta will al- Kammerpräsident hauptsächlich auf schleunigere parlamentarische Arbeit und straffere HauSdiSciplin hinwirken (??); die Tumultuanten der Rechten werden in ihm einen schlimmen, schlagfertigen Gegner finden, der sich nur vor der Heftigkeit seine- Temperaments zu hüten haben wird. Fürst Hohenlohe hat heute mit dem Minister de- Aeuß«n, Waddingtou, eine Unter reduna. Mau ist hier über die Aufnahme, welche der Regierungswechsel bei den fremden Cabineten finden wird, vollkommen beruhigt; höchsten- er wartet man, daß der Petersburger Hof ein ziemlich unfreundliche- Gesicht zeigen werde, doch waren die Beziehungen Frankreich- zu Rußland schon ohnehin seit einiger Zeit sehr kühl. — Morgen stehen iu den Departement- einige inter essante Wahlen bevor. ES handelt sich unter Anderm um die cassirten Abgeorduetenmandate von Casfagnac, Fourtou und Graf Mun. Der Sturz Mac Mahon'- war diesen Candi baten jedenfalls nicht förderlich. — Alle Nachrichte» auS den Provinzen eonstatiren den freudigen Eindruck, den die Lösung der KrisiS gemacht hat. Die republikanische Presse fährt mit ihrem Jubel fort, bleibt jedoch voll Rücksicht aus den Marschall Mac Mahon. Gambetta'S Erwählung zum Präsidenten der Deputirtenkammer wird al- kluger Zug betrachtet, da Gambetta sich da durch in «ne neutrale, unabhängige Stellung zurückzieht, die ihm gestattet, dem Gange der Ereignisse zuzusehen urd zugleich der Eventualität, ein Ministerium übernehmen zu müssen, enthebt. — Zur Präsidentschaft Gambetta'S schreibt die Hficiöse,.R. A. Z ": LlS Präsident der französischen Depu- ttrtenkammer, welche ihn mit SI4 von 405 Stimmen berufen, erscheint Herr Gambetta nach fast genau acht Jahren wieder in hoher offizieller Stellung, nachdem er in seiner Eigen schaft als Deputirter in den letzten Jahren einen immer steigenden, zuletzt fast maßgebend gewordenen Einfluß auSgeübt Halle. Für die Beurtheilung der Verhältnisse in Frankreich fällt eS »»eniger in daS Gewicht, daß Herr Grevy der augenblickliche Nachfolger de- Marschalls Mac Mahon ist, und daß dieser Wechsel in der Person de- Staatsoberhauptes ungleich schneller und geräuschloser von Statten gegangen, als damals, da Herr ThierS dem Marschall den Platz räumte, — der Schwerpunkt dürfte vielmehr in der nunmehngen Stellung Gambetta'S zu suchen sein, und des halb verlohnt eS wohl, noch einen Augenblick bei diesem neuesten Wahlact der Deputirtenkam- mer zu verweilen. Dieselbe zählt 533 Mitglieder, SS Mandate find augenblicklich erledigt, dre Zahl der Deputirtrn stellt sich mithin auf 505. Der Lelearaph berichtet, daß nur 405 an der Stimm abgabe theilgenommen und von diesen nur 314 für Gambetta gestimmt hätten. Nicht für Gam betta gestimmt haben erstlich 100, welch« am Votum nicht theilnahmen, sodann 24. welche ander- votirten, und dann auch wohl die 67, welche „unbeschriebene oder ungültige" Zettel abgegeben, zusammen: 191 Deputirte. ein sehr erheblicher Bruchtheil der Kammer. Beide Kammern haben sich bis zum 6. Februar vertagt, um Herrn Grevy Zeit zu lassen, sich al- Präsident z» »nstalliren und sich mit den Ministern r« verständigen. Die Frage, ob neue Accreditiv« für die Gesandten w Pari- erforderlich sind, ist noch unentschieden, doch scheinen Schwierig keiten dabei nicht zu befürchten zu sein. Mehrere Diplomaten haben Grevy bereit» Privatbefuche gemacht, um ihn zu beglückwünschen Ulilchal Pascha. it: Smyrna. 1k Januar. Da die, auf die Ernennung Midhat Pascha'- zum vali von Aid in gesetzten, allerdings ziemlich hochgespannten Hoffnungen sich auch nicht in einem geringfügigen Maße erfüllt haben, bemächtigte sich der Bevölke- r»ng de- BilajetS eine intensive Mißstimmung, welche hie und da bereit« z» bedauernSwerthen Aus schreitungen geführt hat. Am bedenklichsten scheinen die in Magnesia auSgebrochenen Unruhen zu sein. Die durchweg mohamedanische Bevölkerung dieser ur alten, halb in Trümmern liegenden Stadt schickte nach Abhaltung einer Volk-Versammlung eine Deputation iu den Konak de- Muteflarif, um demselben vor Allem bekannt zu geben, daß da- Volk, nachdem zur Verbesserung seiner ökonomischen Verhältnisse noch immer nichts geschehen ist, die ihm aufge- bürdete Steuerlast Nicht länger tragen könne. Weiter wurde die llnmöglichkert weiterer Recru- tenauShebungen dargethan, da die letzten Kriege die kräftige männliche Bevölkerung absorbirt haben und die wenigen tüchtigen Arbeitskräfte, welche noch zurückgeblieben find, sich der Pflicht nicht entziehen können, ihre Familien zu er nähren. Diese Leiden wolle man nicht abermals über sich ergehen lassen. Schließlich wurde der Mutessarif ersucht, bei der Regierung dahin zu wirken, daß Maßregeln ergriffen werden, um dem allgemeinen Verfall de- rechtgläubigen Volke» zu steuern. Midhat Pascha, welchem hierüber be richtet wurde, wollte die Autorität der Regierung in keiner Weise erschüttern lassen, und entsendete rasch ein halbe- Bataillon nach Magnesia, «m die Ordnung herzustellen und die Rädelsführer der Bewegung zu verhaften. E» gelang tatsächlich, sich 12 Malcontenter au- Magnesia zu bemächtigen und dieselben nach Beirut zu eScortiren. Diese« heroische Eingreifen verfehlte aber die beabsichtigte Wirkung, ja provocirte ein dem erwarteten diametral ent gegengesetzte- Resultat. Die gesammte waffen fähige männliche Bevölkerung von Magnesia, in der angeblichen Zahl von 480 Mann, ergriff die Waffen und schlug sich in da- nahe Gebirge, um sich dort zu orgamsiren. Vor ihrem Exodu» haben diese Insurgenten in spe die allerdings nicht sehr gefüllte Casse de» Mutessarif geleert und da- große, seit einem Jahre hier eingerichtete Proviant- Magazin niedergebrannt. Diese Bewegung flößt um so mehrBesorgniß ein, alS auch die zum Theil im Bilajet vaaabundirenden Tscherkessen sich den einheimischen Aufrührern angeschloffen haben. Wiewohl die hiesige RegierungSpreffe sich be müht, die im Gebirge hausenden Rebellen al- ein fache Räuber zu bezeichnen, so ist doch die Furcht vor einer allgemeinen Erhebung, namentlich in den hiesigen Handelskreisen, keine geringe, und um so berechtigter, alS die bisherigen, von der Local- Regierung gegen sie ergriffenen Maßregeln frucht los geblieben ^sind. Midhat Pascha kann allerdings für diese be dauerlich«« Ereignisse nicht verantwortlich gemacht werden. Er ist von der Nothwcndigkeit, radikale Reformen durchzuführeu. durchdrungen, allein alle seine Entwürfe und Pläne wurden bi- jetzt in Kvnstantinopel beharrlich verworfen. Er be klagte sich über die ihm zugemuthete passive und unerträgliche Rolle btt den fremdem Vertretern und gab bereits seiner Absicht Ausdruck, eher zurück- zutreten, al» noch länger die Schatten existen; al- Vali fortzuführen. Nur auf Zureden seiner Freunde entschloß er sich noch zu einem letzten Schritte, indem er seinen Secretarr nach Konstan- tinopel entsandte, um Vollmachten und Mittel zu einer reformatorischen Action z» erwirken. Sollte auch dieser Versuch an dem Uebelwollen der Macht haber am Bosporus scheitern, dann wird Midhat sicherlich abdanken und sich inS Privat leben zurückziehen. Dieser Entschluß scheint btt ihm unerschütterlich festzustehen. Leipziger Gelrhrtenflriß im Jahre 1878 Leipzig, 1. Februar. Der zweite Se mesterband de- HiurichS'schen „BerzelchnisseS der Bücher. Landkarten rc." (HalbjahrS- katalog) de» Jahre» 1878 ward dieser Tage au»- gegebeu. In der deutschen Bibliographie nehme» Werke von Leipziger Gelehrten- und Schriftsteller namen, wie gewöhnlich, einen nicht unbedeutenden Raum in Anspruch. Da sind: Ahlfeld's Pre digten und Vorträge; W. Arndt'S Schrifttafeln zum Gebrauch bei Vorlesungen; Baur'S Ansprache am 5. Juni und seine Pfingstpredigt 1878;K. Birn- bau m'S Brotbacken: Brugman'S morphologische Studien auf dem Gebiete de- Indogermanischen; CH«u'S Nervensystem der Rippenquallen; Cohn- heim'S Antrittsrede über die Aufgaben der patho logischen Anatomie; CaruS Darwinübersetzung (Schluß der gesammelten Werke) und Geologische Beobachtungen über Südamerika; Franz De litzsch'- und K. F. Keil'« Commentar Uder da- Alle Testament. Eber-' Aegypten in Wort und Bild; Francke'S Psychologie de- Arnobiu«; ricke'S Ansprache am 5. Juni v. I.; Adolph arnack'S praktisch« Theologie (Geschichte und heorie der Predigt und der Pastoralen Gemttnde- leitung; Hennig'S Laparotomie bebufS Ausrot tung von UteruSgeschwülsten; Hildebrand'S Fortsetzung von Gnmm- Wörterbuch; Kuntze'S ursu« de- römischen Recht- (Institutionen) 2 Aust.; Lange'- Disputation über die PlebiS« rite de» OviuiuS und AtiniuS; Lechler'S An sprache am S. Juni v. I.; Lenel'S Beiträge zur Kunde de- prätorischen EdictS; Lindner'S HabilitationSschrift über die DikSHL oder Weihe für da- Somaopfer; Luerssen'S mediciuisch- pbarmaceutische Botanik; Luthardt'- apologe tische Borträge (». Aust ); Predigt über die rich tige Stellung zur Welt, und Vortrag Über kirch lich« Kunst. Minckwitz Vater und Sohn find der Eine durch sein illustrirte- Taschenwörterbuch der Mytho logie aller Völker (L. Auslage), der -lodere durch fein ABC de- Schachspiel- vertreten. Otto Müller hat den ersten Theil feiner Beiträge zur systematischen Darstellung de» königl. sächsischen Etvilrecht- (die Reallaste») erscheinen lassen. WM? - 7»-» Paul Nie meyer bietet vier Schriften, zum Theil iu neuen Auflagen. JustuS Radin- macht in einer Schrift „einige Bemerkungen zur lUnrrnucopo«» Oorwunic» vom 1. Juni 1872 " Karl Reclam giebt „Leben»- regeln" (Heitere« und Ernste» au» der Gesundheit- lehre) und Schriften über den Leib de» Menschen, über Sprache und Gesang. Hugo Riemaun schließt sich hier an durch seine umfassenden „Studien zur Geschichte der Notenschrift." Wilhelm Roscher'S Ansichten der VolkSwirth- fchaft liegen in dritter Auflage vor. KarlRoscher schreibt über die Betheiligung der evangelischen Geistlichen an der socialen Bewegung unserer Zeit, Wilhelm Heinrich Roscher über Herme- den Windgott. Woldemar Schmidt veröffentlicht em kritisch-exegetische» Handbuch über den Brief an die Epheser. A Springer behandelt für, Kunst und Künstler d«S Mittelalter- rc." die gewaltige» Meister Raffael und Michelangelo. Von Otto Stobbe'S Handbuch de» deutschen PrivatrechtS liegt der dritte Band vor. F. Stohmann giebt ein Handbuch der Zucker fabrikation (illustrirt). Adolf Wach hat seinen bei der Meißner Kirchen- conferenz gehaltenen Vortrag über die christlich sociale Arbeiterpartei drucken lassen. Karl Wolcker bespricht in einer Brochure „Die Ursachen und Heilmittel der socialdemokratischen Umsturzbestrebungen". E Wenzel setzt seinen AtlaS der Gewebelehre deS Menschen und der höheren Thierc fort. E. Windisch giebt mit B Delbrück „Syn taktische Forschungen" herauS. T. Hill er fügt Erläuterungen zum Jahrbuch de» Verein« für wissenschaftliche Pädagogik hinzu. F. Zöllner setzt seine „Wissenschaftlichen Ab handlungen" fort (illustrirt durch meisterhafte Bild nisse von Gauß. Wilhelm Weber, Riemann und Kepler). F. A. Zürn bearbeitet die Parasiten de- Menschen (mit Medicinalrath Küchenmeister). Aus dem Gerichtssaal. * Chemnitz. 1. Februar. Heute gelangte der große Proceß der Falschmünzer, über welchen die Ge schworenen seit dem 23. Januar Gericht hielten, zum Abschluß. ES saßen auf der Anklagebank 27 Personen, darunter zwei Frauen, welche durch fünfzehn Advocaten, unter denen sich Herr Advocat Fr eh tag aus Leipzig befand, vertheidigt wurden. Der Rädelsführer, die Seele der Gesellschaft, Christian Gottlob Schwalbe, befindet sich heute in der Irrenanstalt in Sonnenstein und deshalb mag mancher Angeklagte mit leichterem Herzen auf seiner Bank gesessen haben, denn Schwalbe beherrschte sie Alle bis zur WillenSlosigkeit. Unter den Angeklagten gibt eS Bürger, Haus- und Grundbesitzer, die sich nicht scheuten, mit Gesellen von der Sorte eines Gabler und Zander, der bereits im Zuchthause saß. gemeinsame Sache zu machen. Die Verhandlung, welche volle zehn Tage dauerte, hatte eigentlich zwei Arten von Münzverfälschungen zum Gegenstand. Ein Rohproductenhändler in Chemnitz. Christian Schwalbe, fabricirte in der „guten" Stube deS Besitzer- der Obermühle zu Ein siedel, Karl Schmiedel, falsche Thaler- und Mark stücke, die an zwei Chemnitzer Hausbesitzer Jrmscher und Weckschmidt um einen Spottpreis verkauft wurden. Dadurch kam die Behörde, alS Gabler, ein Schlaukopf und abgeftrafter Dieb, seines Zeichens Mechaniker auS Löbnitz, verhaftet wurde, auf die Spur der Gesellschaft, welche Zwanzig-Mark-Gold stücke verfertigen und im Ausland, besonder- auf den ungarischen Tetreidemärkten auSgeben wollte. — Schwalbe und seine Genossen ließen beim Lylo- graphrnGö bring in Neuschönefeld Stanzen graviren, welche den echten Zwanzig-Markstücken ähnlich sein sollten. Sie sagten: „Wir venöthrgen die Stanzen für Manschetten - Knöpfe, welch« wir al» einen originellen Modeartikel in Verkehr bringen wollen". AlS die Arbeit de» Göhring nicht gm gelang, wendeten sie sich nach Leipzig an einen Graveur, der durch einen anderen Graveur ein täuschend ähnliche» Zwanzig-Markstück anfertigen ließ. Der Umstand, daß Erster« seinem HülsSarbeiter für die Arbeit 45 zahlte, für sich aber 170 von den Bestellern forderte, beweist, daß er von deren verbrecherischen Absichten Ahnung und Kenntniß batte. Da die Spitz buben einmal «ne gelungene Gravirung besaßen, kauften sie mit dem Gelbe desSchmtedel 2 Maschinen und suchten durch ihre Genossen, zwei Maschinen, welche zuerst auf dem Gute deS Karl Vogel zu Schlettau aufgestellt, dann nach Chemnitz in daS HauS de» Restaurateurs Karl Fochtmann geführt wurden, der mit seiner Frau Christiane den Falschmünzern Quartier gab. AIS die Polnei bereits nach ihnen fahndete, flüch teten sie mit den Maschinen in die Hammermühle nach Dittersdorf, wo der Müller Wilhelm Finger sie heimlich aufnahm. ES wurde zwar fleißig ver sucht und geprägt, aber von den gefälschten Gold münzen kam keine in den Verkehr. AIS Schwalbe und einige seiner Gesellen in die Hände d« Polizei fielen, zerschlug Finger mit seinen Freunden die Maschinen und vergrub die einzelnen Stücke im Mühlgraben. Dabei halfen ihm sein Weib Auguste und der Knecht Arnold. Derselbe vertheidigte sich bei der Verhandlung gegen den Vorwurf, warum er keine Anzeige gemacht habe: „Ich bitte, wo so Biele dabei find, kommt eS ja doch rauS; warum sollte ich der Erste sein!?" Heute, den 1. Februar, wurde der Proceß der Falschmünz« beendet, nachdem die Reden der Ber- theidig« die Zeit von zwei Tagen in Anspruch ge nommen hatten. Um 9 Uhr früh traten die Ge schworenen in ihr BerathungSzimm« und erst spät Abend» verkündete ihr Obmann den Wahrspruch, durch welchen die Fragen auf Schuldig b« sämmt- lichen Angeklagten, mit Au-nahme de» Jrmscher, bejaht wurden. D« Gerichtshof zog sich sodann zurück und vnkündete um 12'/, Uhr NachtS da- Urtheil. Gabler wird zu einer Zuchthausstrafe von «Jahren, Zander zu Zuchthaus von 10Jahren, Schmiedel »u Zuchthaus von 5 Jahren 8 Mon., Uhl mann zu Zuchthaus von »Jahren. Göthel zu Zuchthaus von 4 Jahren verurthttlt. Ueber di« Üebrigen werden Gesängnißtzrasen vo» 1 Jahr bi-1 Menat verhängt. Aus Stadt uu- Land. * Leipzig, 2. Februar Am Sounabeud feierte die namentlich durch die Herau-aabe der trefflichen „Allgemeinen Militair-Encyklopadie" rühmlich be kannte hiesige Verlagsbuchhandlung vo» I H Webe! ihr sünfundzwanzigjährige- Geschäft-- Jubiläum. Die Firma Wedel besteht zwar schon seit fast einem Jahrhundert, denn sie wurde bereit- im Jahre 1798 von Herrn Wilhelm Wedel in Zeitz gegründet und firmirte unter dessen Namen. biS sie, al» « 1814 kinderlos verstorben war, an seinen BruderSsohn, Herrn Immanuel Wedel überging, welch« nun »nt« seinem Namen al- Firma da- Geschäft fortsührte. Von diesem er hielt sein Sohn, Herr Juliu» Hermann Wedel, die Handlung, welcher dieselbe 1. Februar 1854 übernahm und nun I. H. Wedel sirmirte. Die Besitz« der Handlung zeichneten sich in ihr« BerlagSthätigkeit, wie in ihrem ganzen Leben stet« durch eine ächt deutsch-nationale, gemäßigt fort- schrittliche Gesinnung auS. Unter der Franzosen herrschaft, welche nach der unglücklichen Schlacht von Jena üb« Deutschland sich auSbreitete, ent ging Wilh. Wedel, der mehrere franzosenfeindliche Flugschriften verlegt «nd verbreitet, überhaupt durch die Presse mehrfach gegen Napoleon ge wirkt hatte, nur mit Mühe dem Schicksal Palm'-; er mußte flüchten und sich länzerr Zeit vor den französischen Gewalthabern o«. borgen halten. Sein Großneffe, der jetzig Besitz«, war in Zeitz zugleich Verleger und Herausgeber de» amtlichen „Zeitz« KreiSblatteS" und kam während der ConflrctSzttt zu Ansang der Sechziger Jahre wegen der fortschritt lichen Haltung seine- Blatte- in mehrfach« Differenzen mit den Verwaltungsbehörden uni verwandelte deshalb dasselbe m eine nicht amtliche „Zeitz« Zeitung", zog eS ab« 188« vor, nach Leipzig überzusiedttn. Hier ent faltete die Handlung sehr bald eine umfangreiche VerlagSthätigkttt, insbesondere begann sie rin Jahr nach dem Kriege von 1866 die Herausgabe einer zweiten, vollständig neu bearbeiteten Auflage d« schon oben genannten „Allgemeinen Militär:- Encyklopädie (10 Bände, 1867—1873, 1 Supple- mentband 1878), welche unter der Ungunst der Zeit verhältnisse, insbesondere, als während deSKtteg» von 1870—71 sein militärischer Redakteur, wie der größte Theil der Mitarbeiter in daS Feld rücken mußten und somit da- Erscheinen der Hefte fast ein Jahr pa»sirte, vielfach zu leiden hatte, aber nach dem Frieden rasch beendigt wurde und sich sehr bald ein« allgemeinen Verbreitung erfreute, um so mehr, alS da» Werk von kompetentester Seite h« al» daS beste militärische Handwörter buch erklärt und namentlich vom Prinzen Fried rich Karl von Preußen und dem damaligen Kriegsminister von Roon in militärischen Kreisen aus da» Angelegentlichste empfohlen wurde. Auch «hielt Herr Webe! vielfach« Aner kennungen, unter denen besonder- eine vrillant- nadel mit NamenSzug vom Herzog Ernst von Sachsen - Coburg - Gotha sowie von Setten de- König- OSkar von Schweden die Verleihung der großen goldenen Medaille: „Iu sui meworirun'' hervorzuheben sind. Der Abend de» Jubiläum»- tage- vereinigte eine» zahlreichen KreiS von Ver wandten und Freunden zu einem heiteren Festmahl in der Familie de- JubrlarS. — Am nächsten Dien-tage soll ein „Carueval auf dem Eise" d« Insel Buen Retiro mit vielem Pomp aufgeführt werden, wozu schon di« weitgehendsten Vorrichtungen getroffen find. Der Wirth, Herr Rosencrantz, wird keine Koste» scheuen, um etwa- Pikante- bieten zu könne». DaS Programm findet sich im Jnseratevthttl. )) Leipzig, 2. Kebrrrar. Am Peterösternweg verunglückte gestern Nachmittag ein hiesiger Hand arbeiter, al» er auf einen Wagen aufsteige» wollte. Er rutschte dabei ab, «urve überfahre» und wegen der erlittenen Verletzungen in» Srau- kenha«» gebracht. — Ein gleicher Unfall ereignete sich denselben Nachmittag am Fleischerplatze, wo selbst ein 13jähriger Knabe, welch« mit eine» vierrädrigen Handwagen de- Wege- dah« ka», von ein« Droschke, die unvermuthet an seine« Wagen anstieß, überfahren und anscheinend inner lich verletzt wurde. ES mußte ihm ärztliche Hülse zu Theil werden. — Mittelst der Dre-dner Bahn traf Nachmittags 4 Uhr 18 Min. da- in Wald- Heim abgelöste Wachcommando de- 108. Re giment», 2 Offiziere »nd 144 Manu stark, hi« ein * Lindena», 1. Februar. An einem der letzte» Nachmittage wurde durch die hiesige Gendarmen« in der Restauration „Zur B»rgaue" in Barneck eine von CorpSstudenten abgehaltene Paukerei aufgehoben. Ein Koffer mit Paukzeug wurde er langt und auch der Name de- einen der Theil- nehmer, welcher verwundet worden war, ermittelt — Der Rath zu Chemnitz «läßt soeben ein Regulativ, den Verkauf von Brod betr. Rach demselben finden polizeiliche Revisionen de» Ge wichte- der Brode bei den Brodverkäufern nicht mehr statt, vielmehr wird e» den Brodkäusnu überlassen, wie bei dem Einkauf ander« Maaren, durch Vorwiegenlassen de» Brode» sich selbst z» schützen. Auch die bisherige Verpflichtung der Bäck« hört a»s, Brode nur in Laiben vo« eine« oder mehreren ganzen Pfunden zu backen, so daß in Zukunft Brod von jedem Gewicht, also auch nach Bruchtheilpfunden, Lothe« »nd Grammen, gebacken «nd verkauft werden kann. Die Brod- käuf« werden sich leicht vor Schaden bewahren, wenn sie stet- da» Gewicht de» Brode- bezeichnen, da- sie kaufen wollen, und Letztere- sich vorwiegen lassen. Andererseits können sich die Bäck« vor der in 8- 4 de» Regulativ» festgesetzten Strafe leicht schützen, wenn sie beim verkauf von Brod da» Vorwiegen de» Letzteren nicht uuterlasseu. Lassen sich Gewichtsdifferenzen nicht im beidersei tigen Einverständnisse durch Zerschneiden de« Bro- de« ob« Zulegen von Brod bez. anderen Back- waaren au-glttchen, so muß diese Ausgleichung im tPrttse «folgen, »ein Brodverkäuf« kann sich btt Mindergewicht altbackenen Brode» da- raus berufen, daß Letzt««- ursprünglich mehr gewogen habe: « darf alle- Brod auch altbacke- ne-, ^uur nach de« Gewichte verkaufe», welche»
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