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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187902138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-13
- Monat1879-02
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1879
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KW -Berlin, N. Febrnar. Die Änstitzgesetz commisfiou de« Abgeorduetenhanfe- hat nun auch die Berichte Über die beiden letzten thr zur Vorbcruthung überwiesenen Vorlagen erstattet. Ja dem Gesetzentwürfe, betreffend die Eompe- tenzconflicte zwischen denGerichten und den Verwaltungsbehörden, hat die Com mission au der Fassung deS Herrenhauses noch einige wichtige Leaderungen getroffen. Die werthvollste derselben, daß nämlich der Competmz- coulict nur während de- Verfahrens in erster Instanz erhoben werden kann, hat auf Seiten der Regierung einen lebhaften Widerstand gesund«. Bemerkt wurde hauptsächlich, daß durch «ne solche Beschränkung auf die erste Instanz der Conflict viel öfter würde erhoben werden und daß die zuständigen Verwaltungsbehörden, zumal bei der durch daS neue Verfahren vorgeschrie be»«» Form der Einleitung de- Proteste-, oft nicht m der Lage sein würden, in Ermangelung erlangter Kcnntuiß rechtzeitig den Cowpetenzconflict zu er heben. ES ist demnach zweifelhaft, ob in der noch zur Verfügung stehenden kurzen Zeit eine Ver ständigung mit der Regierung und dem Herren haufe zu erreichen sein wird. Eine zwingende Nothwendigkeit, wie bei den übrigen Iustizgesetzen, liegt dazu nicht vor; denn nach tz. 17 deS deutschen Elafkhrung-gesetzeS zum GerichlSverfastungSgesetz bat die Veränderung in derEinrichtung und dem Ver fahren der CompetenzconflictSgerichtShöfe gemäß den dort aufgestellten Normativbestimmung«, sofern sie : cht bi- zum 1. Oktober d.J. lande-gefetzlich getroffen i't. durch landesherrliche Verordnung zu erfolgen. — Noch geringere Aussicht aus eine schließliche Ver ständigung scheint sich dem Gesetzentwürfe, betreffend die Eoofllcte bei gerichtlichen Verfolgungen wegen Amt-- und Diensthandlung«, zu eröffnen. Im Adgeordnetenhause wurde auch heute noch, ebenso wie gestern Abend, die dritte Berathung deS StaatShau-haltSetat- zu einer endlosen Schnur langer zweckloser CulturkampfSreden mißbraucht. So kommt der Reichstag wirklich heran, ehe nur der Generalbericht der Budgetcommission zur Ver handlung im Hause gelangt ist. (Siehe den kolgeude» Bericht. D. R.) Haus »er »bzevrdueteu. 4». Sitzung vom 11. Februar. Präsident v. Bennigsen eröffnet die Sitzung um 11'/. Uhr. — Am Ministertische: Graf »u Eulen- bürg, vr. Falk, Hobrecht und mehrere Com- missare. — DaS HauS genehmigt zunächst die Ge setzentwürfe, betreffend die hannoversche LandeScreditanstalt und die Abänderung der Wegegesetzgebung für die Provinz Schles wig-Holstein, und seht alSdann die gestern ab aebrochene Berathung deS EultuSetatS fort. Bei T»t. 3 (Directoren im EultuSministerium) erbebt sich wieder eine DiScusston. in welcher Graf Be- thusv-Huc für die vom Abg. v. Schorlemer-AIft an gegriffene Provinz Schlesien emtritt, Abg. I)r. Franz für d»e Erihetlung deS Religionsunterricht- in Ober schlesien in polnischer Sprache eintritt und Aba Kantak gegen die AermanifinrnqSversuche de- Abg. Graf Brthusy prlemistrt. — Im weiteren Verlaufe der Berathung klagt Abg. vr. v. StablewSki über die traurige Wirkung der Maigesetze, welche Klagen Negierung--Lommistar Geb Rath LucanuS al- unoegründct zurückweist. — Abg. Bachem klagt über rigorose Ausführung deS SperrgesetzeS, Abg. Crem er Köln) beschuldigt den CultuSmimfter abermals, die .Gartenlaube" in seiner früheren Rede als Autorität citirt zu haben, welche Bemerkung der Minister st eine «Verdrehung seiner Worte" zurückweist Bis zu Cap. 134 «Gymnasial- und Realschulen) erledigt da- Hau» den Etat und vertagt die Fortsetzung der Be rathung alSdann auf heule Abend 7',, Uhr Schluß 8'/. Uhr Herrenhaus. (11. Sitzung vom 11. Februar.) Präsident Herzog v. Ratibor eröffnet die Sitzung um l'/. Uhr. — Am Miniftertische: 1>r. Friedenthal. Maybach und mehrere Commiffare. — DaS HauS erledigt zuerst den Gesetz-Entwurf, betr die Hinter« legungSordnung in der Fassung deS Abge ordnetenhauses nach einer kurzen Debatte, in welcher u. A. der Bankpräfident v. Deckend mUtheilt, daß die bei der Reichsbank hinterlegten Werthobjecte be reit» auf 800 Millionen Mark a.igewachsen seien. — «wann werden die Gesetz-Entwürfe, betreffend die Ergänzung de- Ablösungsgesetzes hinsichtlich der den geistlichen rc. Instituten zupebenden Real- berechtigungen, die Abänderung der Wegegesetze im Regierungsbezirk Kassel und deS AuSführungSgesetz.s zum Unterstützung-Wohnsitz Gesetz für Lauen burg, eben falls ohne erhebliche DiScusston genehmigt und mehrere Petitionen von untergeordnetem Interesse durch Ueberweisung an die Regierung resp. Tagesordnung erledigt, womit die Tagesordnung erschöpft ist. — Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr. (SckiedSmanns- ordnung, Geschält-verhältnisse der GerichtSlchreiber, Ausführung deS GerichtSkoften- rc. Gesetze», Hauberg- ordnung, Petitionen rc.) Schluß »'/. Uhr. Engländer vnd Zulus. Der Telegraph hat gestern über eine schwere cktiederlaae berichtet, welche Cetewaho, der König der Zulu-Kaffern, den Engländern beigebracht. Der Eindruck, welchen diese Nachricht in London hervorgerusen, ist rin geradezu niederschmetternder, da der von den Engländern vom Zaune gebrochene Krieg nur geringe Sympathien findet »nd noch größere Mißerfolge als der Krieg in Afghanistan aufznweisen haben dürfte. Bon englischer Seite verlangte man von dem Zulukvnig Auflösung seiner Armee, weil man m derselben eine Gefährdung für die Zukunft sah Die Annexion der Tran-vaalrepublik durch England gegen den Willen der Bo er- hat seiuer Zeit in Europa einige- Aufsehen gemacht; der jetzige Krieg gegen die Zulus entspringt derselben Politik, die in dem SUdosten von Afrika einen großen englischen Coloniestaat errichten will. Ein Blick aus die Karte belehrt, daß die ZuluS den Küstenstrich innehaben, dessen Hinterland die ehemalige Tran-vaalrepublik bildet und da» Zulugebiet im Süden cm die Colonie Natal an- stößt. DaS Ultimatum de- englischen Obereom-i mlffarS wurde im December erlaffen, die Frist zur' Annahme war am 1. Januar abgelaufeu. am S. verließ der englische Resident da- Gebiet de- KönigS Eetewah». -ord Ehelm-sord, der Oberbefehl-- Haber der Truppen, wollte nach den letzten Nach richten warten di- zum 11. Januar, ehe er den Tugela, den Grenzfluß zwischen Natal und dem Zulugebiet, überschritt. Nunmehr kommt die Nachricht von der Niederlage der Engländer beim Fluß Tugela selbst; ist die geschlagene Abtheilung nicht ein Vortrab, sondern, wie e- scheiut, ein Nachschub, so ergiebt sich darau-, daß die Rück- zugSlinie de- ganzen betreffenden englischen Corp- gesährdet wäre, lieber die Streitkräfte der beiden Gegner verbreitet sich die „N. Z." wie folgt: Wa- die Streitkräfte anbelangt, über welche Eetewayo gebietet, so werden dieselben von Lord EhelmSford auf 40—60X/00 Mann geschätzt. In dies« Zahl ist jeder waffenfähige Mann de» Lande- entyallen. In Zwischenräumen von zwei bi- fünf Jahren werden alle Knaben im Alter von vierzehn bi- fünfzebn Jahren als Rekruten eingestellt und zu einem Regiment formirt. Nach einem UebungS- od« BersuchSjabr wird rin solche» Regiment in einen Mrlitairkraal einquartiert und einem andern dort stationirten Regiment ober EorpS zugetheilt. Bisweilen bildet daS neue Regi ment auch den Stamm für einen neuen Kraal. Die einzelnen Regiment« selbst erhalten keine Rekruten, mehrere Regimenter, dre natürlich ungleich stark sind, werden zu einem EorpS vereinigt. Augenblicklich sind zwölf EorpS und zwei Regiment« vorhanden. Bon diesen jedoch be stehen fünf nur auS einem Regiment, da ihre Stammregimenter mit der Zeit ausgebraucht find. Die EorpS zählen von zehn bi- zweihundert Com pagnien, welche wieder fünfzig Mann stark sind. Jede» EorpS hat einen Commandanten, einen Unter-Eommandanten und zwei Flügel Comman danten, jede Compagnie einen CapUain und einen bis drei Subalternosficiere. Besteht daS CorpS auS mehreren Regimentern, so rangiren die Regiment- Commandeure nach den oben genannten höheren Osficieren. ArdeS Regiment bat eine be sondere Form und einen besonderen Namen. So führt ein Regiment den Namen. Wanderer", ein zweite» den Namen ,T heil er", ein drittes den Na men „Schweine". Solcher Regimentersind 33 vor handen. doch find bei sieben die Mannschaften bereit- üb« 60 Jahre alt und können daher nicht mehr in Rechnung gezogen werden. Bei den übrigen 3« Regimentern sind 34oO Mann zwischen vierzig und fünfzig und 4600 Mann zwischen fünfzig und sechSzig Jahre alt Eine seltsame Sitte herrscht in Betreff deS HeirathenS. Niemand» weder Mann noch Weih, darf sich ohne Erlaubniß des König- verheirathen. Dieser pflegt einem Regiment die Erlaubniß zur Ver- heiralhuna nur erst zu geben, wenn die Mannschaften ein durchschnittliche» Alter von 40 Jahren erreicht haben. Alle müssen dann gleichzeitig in den Ehe stand treten. Sie icheeren sich dann daS Haar wie zu ein« Krone und tragen weiße Schilde, während die unverheiratheten Regiment« buntbemalte Schilde führen und ihr Haar natürlich tragen. Die ZuluS gelten als die stärksten Eingeborenen und zeichnen sich durch Tapferkeit auS. Der König Cetewaho hat sich angelegen sein lassen, seine Truppen nnlitainschzu üben, doch ist natürlich tue Ausbildung eine höchst man gelhafte. Sie vermögen nur wenige geordnete Bewe gungen auSzufübren. In der Schlachtordnung bildet die Reserve ein Viereck in der Mitte. Sie sitzt nieder und wendet dem Feind« den Rücken. An den Flügeln springen Abtheilungen in Form von Kuh hörnern hervor, und der von diesen äußersten Posten gebildete Zwischenraum wird durch die Avantaarde eingenommen. Die Zulu» sind Dank der Habsucht der englischen und portugiesischen Kaufl.ule mit Feuerwaffen versehen und sollen selbst über Artillerie verfügen. Die Engländer werden somit zwar einen unauSgebildeten, aber tapferen und gut bewaffneten Fernd vor sich haben. Die englischen Truppen, welche zum Kriege gegen die ZuluS zur Disposition stehen, waren nach früheren Nachrichten wie folgt vertheilt. Der Ober befehlshaber Lord EhelmSford befand sich zu Moritzburg in Natal, etwa fünfzig englische Meilen südlich von Bourke's Drift. Die Buff», da» 1. Bataillon de» L4. Fuß Regiments und die Marinebrigade hielten den Tagela Rider von sein« Mündung b s zu seiner Vereinigung mit dem Tugela Drift und verschiedene Verjchanrungen be setzt. DaS 3. Bataillon de» 34. Fuß-Regiment», eine Batterie und eine Abtheilung Kavallerie stehen in Grey Town und haben Posten nach Bourke'S Drift vorgeschoben. Oberst Wood hält mit dem SO. Regiment, mit Geschützen und Frei willigen daS Gebiet von Utrecht biS Luneburg be setzt, während in der Delagoabah eine Brrgade Marinesoldaten zur Unterstützung bereit steht, sollte e» nothwendig werden, dort einem Einfall der ZuluS entzegenzutreten. DaS 4., 89. und «8. Re arment standen al- Reserve bei King Williams Town. Die aesammte englische Truppenmacht ist auf 6000 Weiße und 8000 Eingeborene geschätzt. Bei den Erster« steht eine große Anzahl Freiwillig«. Von Lavallerie stad nur zwei EorpS vorhanden, jedrS zu 80 Mann stark. Die eingeborenen Truppen sind zu 8000 Mann «ingrtheilt, zu denen 160 Euro päer hinzutreten. Die englische Truppenmacht ist somit keineswegs groß, ihre Opnation-bast- nicht vollständig gesichert. Cetewaho wird bald al- der mächtigste Herrscher Ost-Afrika- gelten. Die Sache ist in der Thal höchst ernstlich für die Colonialpolitik England-, von welch« ihre Gegner behaupten, daß sie in einen „Erdhunger" verfallen sei, wie ein englische- Blatt sich «»»drückt; nicht minder ernst ist die Sache für die englische Regierung selbst. Da- Parlammt, welche» am Donner-tag Zusammentritt, findet «neu Verhandlungsstoff höchst aufregend« Art »md die Opposition einen AngrrffSpunct vor, wie « seit Langem ihr nicht geworden war. „Mhlerversammluug" im Neftaurimt Leüevue. * Leipzig, 12. Februar. Große gelbe in d« hiesigen socialvemokratischa» „Genossenschaft-- buchdruckerei" gedruckte Placate an den Anschlag, säulen verkündeten, wie schon mitgetheilt, daß am Dien-tag Abend im Restaurant Bellevue 1 in der Kreuzstraße eine „Wählervnsamml»ng" lzu dem angeblichen Zwecke stattfinden werde, die Thätigkeit de- hiesigen Gewerbeschied-gericht- einer Besprechung zu unterziehen. Bou wem die Veranstaltung der Versammlung »ud die Einladung zu derselben auSging, war auf dem Placate nicht zu «sehen, denn es figurtrte daraus nur der ft, den Zeiten d« socialdemokratischen Agitation fleißig thätige „Einberufer". Wir verfügten uv», um unsere Reporterpflicht zu «füllen, pünktlich zur augesetzten Stunde nach dem Versammlung-local, fanden ab« um diese Zeit nur wenige „Wähl«" versammelt. Ein am Eingänge aufgestellt« Teller erinnerte an die schönen Zeiten, wo noch keine rauhe Hand die so «giebigen Tellersammlungen vnwehrte; gestern wurde selbstverständlich nur zur „Deckung der Kosten d« Versammlung" ein OboluS erbeten. Eine ganze Stunde verstrich, ehe d« Saal sich einiger maßen füllte, und 9 Uhr war vorbei, als der Ton ein« Klingel verkündete, daß die Versammlung ihren Anfang nehmen werde. Der „Einberufer" nahm daS Wort, ohne seinen Namen zu nennen, und machte die Anwesenden kurz« Hand damit bekannt, daß die Veranstalt« der Versammlung dahin übereingekommen, nicht «st ein Bureau wählen zu lassen, sondern daß sie da» Bureau bereit- gebildet hätten: die Versammlung wurde nur befragt, ob sie diesen ModuS billige, und nach dem diese Genehmigung «theilt, übernahm Herr Kreb-, dessen Berns unsere- Wissen- Clgarren- arbeit« ist, die Leitung der Versammlung Herr Kreb- glaubte zuvörderst seine volle Ent rüstung üb« da- Tageblatt aussprechen zu müssen, da dasselbe gewagt hatte, in einer Notiz t-arauf aufmerksam zu machen, daß die Veranstal tung der „Wählerversammlung" ganz danach auS- sebe, als ob damit versucht werden solle, den socia- lifiischen Agitatoren wieder Gelegenheit zu geben, sich mit den Arbeitern in Fühlung und Verbindung zu setzen. Auch die anderen Redner «klärten ihren Zorn gegen eine solche freche „denunciato- rische Behauptung", und verschiedene Vorschläge wurden laut, in welcher Weise dem Tageblatte zu Leibe gerückt werden solle. D« Ton, welchen »uehrere Redner hierbei anschlugen, ließ erkennen, daß die Unterweisung im Schimpfen, welche sie jedenfalls früher in der socialdemokratischen Schule empfanden, auch jetzt noch ihre Wirkung äußerte. Man ließ schließlich diesen Gegenstand fallen, um am Schluffe d« Versammlung wieder darauf rurückzukommen. Zur Einleitung der Verhandlung üb« die Thä tigkeit de- GewerbeschiedSaericht- wurde zu nächst Herrn Markthelfer Kießling das Wort «theilt, welch« Mitglied deS Schiedsgerichte- an der Claffe der Arbeitnehm« »st. Derselbe gab einige Darlegungen Uber die gegen früher verän derten gewerblichen Verhältnisse und prophezeite allen Bemühungen, da- Alte in veränderter Form wieder einführen zu wollen, keinen Erfolg. Der Redner verlas alSdann daS Statut de- Gewerbe- schied-gerichtS und knüpfte daran eine kurze Ueber- sicht der bisherigen Thätigkeit diese- Gericht», dem er daS Zeugniß nicht versagte, daß e- auf libe raler Grundlage beruhe und ein gute-, wirkliche- BolkSgericht se». Nur mit Einem schien der Red ner nicht einverstanden zu sein, nämlich mit dem Umstande, daß bei Bekanntgednng der Schieds sprüche nicht mitgetheilt werde, mit wie viel Stimmen Mehrheit der Schiedsspruch gefällt worden. Nicht so ganz in diese- Lob de» Schiedsgericht- stimmte der nächste Redner, Herr RechtScandidat Dix, ein. Er «klärte zwar von vorn herein, auch er anerkenne die gute Grundlage, die das Gericht insofern habe, alS es sehr rasch und prompt Streit fälle «ledige und dadurch einen großen Vorzug vor dem übrigen Rechtsverfahren habe; indessen ließ er sodann eine sehr ungUnstigeKcitik derRechtS- behandlung seiten- de- GewerbeschiedSgerichtS folgen. Er meinte, er habe dessen Thätigkeit genau verfolgt und es seien ihm nicht selten Schieds sprüche vorgekommen, von denen er behaupte, daß sie ein Colleaium von recht-gelehrten Richtern niemal- gesägt haben würde. Nach seiner Auf fassung hätten diese Schiedssprüche mit Dem, waS von kompetenter Seite, von den Gerichtsbe hörden bis zum ReichSgericht und Oberappellationö« gericht, für Recht erklärt worden, ft» direktem Widerspruche gestanden, und er wisse, daß unter den hiesigen Juristen große- Erstaunen über eine derartige Rechtsprechung herrsche, ja daß man ft» diesen Kreisen öfters üb« Erkenntnisse de- Ge- wcrbeschied-genchtS „gelächelt" habe. Redner be merkte, « volle in dies« Beziehung nur zwei Fälle anfüh' en, deren er sich augenblicklich «innere. Seiten- de- Vorsitzenden de- Schiedsgericht- werde die RechtSanschauung »«treten, e- fei nothwen- dig, daß der Arbeit«, wenn ihn d« Arbeit- gever vorzeitig auö d« Arbeit entlasse, dies« ungesetzlichen Entlassung widersprechen müsse, um einen Klagranspruch auf Entschädigung vor dem GewerdeschiedSgericht begründen zu können. Nun hätten aber ReichSgericht und Oberappellation-- gericht längst anerkannt, daß in dem betreffenden Falle ein Widerspruch seiten- de» Arbeiter- nicht nölhia sei. Im anderen Falle gehe der Vorsitzende de» Schiedsgericht» noch weit«, indem « dem Arbeit« die ausdrückliche Verpflichtung auferlege, daß er, wenn ihm d« Arbeitgeb« vor Beendigung de- Arbeit-Verhältnisse- keine Arbeit gebe, Arbeit verlangen müsse, um seinen Lohnanspruch sich« zu stellen. Auch diese Meinung werde von den ge nannten Gerichtshöfen nickt getheilt. Redner er klärte. e- falle ihm nicht bei, dem Vorsitzenden de» Schiedsgericht- irgendwie persönlich zu nahe treten zu wollen, indessen der Grund. weShalb da» Gericht sich so wenig im Einklänge m»t den Anschauungen der RechtSgelehrten befinde, möge in d« Haupt sache darin beruhen, daß der Vorsitzende nicht ein Mann sei, der sich in richterlich« Thätigkeit Routine «worben, sondern ein Mann, der bisher nur in der verwaltnrglbranche thätig gewesen. Au- allen diesen Gründen erklärte Redner sich schließlich dafür, es werde zweckmäßig sein, eine zweite und zwar juristische Instanz für da- Gewerbeschieb- gericht einzurichten, damit dessen Urtheil« ft» erste» Instanz, wenn sie ft» offenbarem Widerspruch «it dem Rechte stünden, reformirt werden könnt«. Herr Buchbindcrmeist« Kritzsche, ebenfalls Mitglied de- GewerbeschiedSgerichtS, nah« dieses Gericht sehr entschieden gegen di« Behauptung«, de» Vorredner» in Schutz. Derselbe habe da« Gericht und dessen Vorsitzenden mit der Bemerkung, daß man üb« die Schiedssprüche in juristischen Kreisen nicht selten gelächelt, gerade»« beleidigt. D« Vorredner hätte sich doch sag« sollen, daß um in so absprechend« Weise zu urtheileu, »a> die Dinge etwa- genau« an- eigener Auschauuug kennen müsse. Da» Verlang« nach ein« zweiten Instanz sei ganz unnvthig und ungerecht fertigt. Die abzuurtheilenden Gewerdcstreitlgkeilra lägen meist so einfach, daß irgend welch« ver wickelte Rechtsfragen gar nicht vorkämen. Redner bemerkte an- sein« Erfahrung, daß eine Differenz der Meinungen »nt« den Mitgliedern de» Schied-, gericht- gar nicht vorgekommen, sondern daß die Schiedssprüche mit Einstimmigkeit gefaßt worden, «nd lehnte für sich und seine Beruf-genchse» ans da» Entschiedenste die Zumuthung ab, daS I,stüm de« GewerbeschiedSgerichtS durch Aussetzung «a« »weiten Instanz ganz wesentlich beeinträchtigt sehen. Man sei in den gewerbetreibenden Kreis« herzlich froh, ein solche- Gericht, da- schach md billig arbeite, zu haben. He« Dix suchte gegen Id« Vorredner auSzv führen, daß « da- GewerbefchiedSgericht keine», weg» boleidigt, sondern daß « nur eine sachliche Kritik geübt, von der« Richtigkeit « nach wir vor überzeugt sei, worauf Herr Fritzsche auch cm sein« Darlegung« festhielt, denn « habe law und deutlich die beleidigenden Worte gehört. Die Sache schien dem Vorsitzend« etwa» bedenklich z, werden, da er mit einem gewissen Eis« constchr« zu müssen glaubte, daß „die AmtSehre d«S tzn. sitzenden de- Gewerbeschiedsgerichts, Stadtrch» Dietcl, nicht angetastet worden sei". Die Ausführungen de- RechtScandidateu DH gegen da- Schiedsgericht schienen in der Versa»»- lung auf fruchtbar« Boden gefall« zu sein, d» mehrere Redn« Fälle anführten, ft» denen nach ihr« Meinung d« klagenden Arbeitern vor«» Schiedsgericht Unrecht geschehen sei. Herr Di: hielt e- nunmehr für geboten, sich etwas zu deck«, da er mit PathoS «klärte, man dürfe bei Leite nicht dem GewerbefchiedSgericht nachsagm, daß e« nicht da-Rechte gewollt, daß seine Mitglieder nicht nach bestem Wissen «nd Gewissen geurtheilt, dw, damit würde man die ganze Thätigkeit de» Gericht», seine Würde und sein Ansehen untergrab«. Erfrarllch war, daß auch ein Arbeit« auftrat und wir Der «, Heinrich 1 Lrröffeutl der gedach ..Die«u,s ersichtliche det Herrn in Tlauch Leichtstra uud zur st theilt wor Solche» diäten vff, Leipzig. König!,chei Sekt ßu k«l. al» d« «» den -i Auuinceu mkitzlt- ist »ine an denket» S stärkend u, mul einw Perdu««« M>ß»m Nu ovn Atteste lMigt ist Der echt » ststagazi «rumarkt man qenin ich vor B> »einleiue «utifttüch vutisttü» vutisttüch «uttsttstch k»oI1 schlichten Worten «klärte, die Arbnter Hütte» alle Ursache, sich über da» Gewerbeschiedsgericht zi freuen, da sie bei Differenzen mit den Arbeit-cher« nun nicht mehr auf d« langwierig« »md lost- spieligcn W« de- gewöhnlichen RechtSvnsahrevS angewiesen sei«. Herr Nathanfon gab dir Erklärung ab, e- erscheine ihm allerdings richtig, daß ein routinirter Nicht« den Vorsitz im Gc- werbcschiedsgericht führe, im klebrigen ab« stimm, « vollständig mit Dem überein, wa- von de» Vorredner Herrn Fritzsche gesagt Word«. Damit war die Debatte über dies« Gegenstand «schöpft und man nahm nunmehr da- Tageblatt Wied« vor. Der Vorsitzende theilte mit, eS so ein Antrag eingegang«, die Versammlung möge in ein« Resolution ihre tiefste Entrüstung gega die mehrgedachte Mittheilung de» Tageblattes, i» welch« die Veranstalt« der „Versammlung" m verleumderisch« Weise dmuncirt Word«, aul- drück« und gegen die Mittheilung protestiren. Der Antrag fand theil- Zustimmung, theil» wurde er bekämpft, weil man den Protest doch nicht zur Kenntniß de- Publicum- bring« könne, da daß Tageblatt die Aufnahme der Resolution verweigern werde*) und die Bekanntgebung in einem anderen Blatte nicht viel nützen werde. Bei dies« Gelegen heit wurde dem Referenten de- Tasteblatte« die Ehre zu Theil. daß man seine Anwesenheit constatirte. Der Vorsitzende der Versammlung glaubte, ei« per sönliche Beleidigung noch hinzufügen zu müssen. Rü dem Hin- und Herreden ging schließlich der Beschluß hervor, es möge die von Herrn RechtScandidat D>x vorgefchlagene Fassung der Resolution gegm da-Tage- blatt alS ver Ausdruck des Willens d« Versamm lung betrachtet und die aeeignete Veröffentlichung d« Resolution im „Tagevlatte" und in der, Seip ig« Volkszeitung" bewirkt werdm. Herr Bock- ündermeistn Fritzsche «klärte für sein« Theil, daß « mit der Resolution Nicht-gemein habe. Hinauf wurde gegm 11 Uhr die Versammlung, welche im Aufträge de» Polizeiamte- Herr Wacht meister Döbl« überwachte, geschlossen. Wmn wir dem Bericht noch ein kurzes Schluß wort hinzufüst« soll«, so könn« wir dm Ein druck, den w»r von der Versammlung empfang« Hab«, in Folgendem darleg«. Wir glauben aller dings sehr bestimmt, daß mit der Abhaltung d« Versammlung d« Anhängern d« socialdrmokrati- schen Partei Wied« einmal die Gelegenheit gegebcn werden sollte, sich zusammen zu find« und An regungen im Sinne dies« Partei eutaeam zu nehmen. Man hat eben versucht, festzustellm, ob e- geht, wmn man sich unter ein« solch« un schuldig auSfehenden Form »«sammelt. Wa- ist außerdem ab« mit der Versammlung «reicht Word«'? Man hat geg« ein unbestritt« segens reich wirkende- gememniitzige- Institut, wie r- da- Gewerbeschiedsgericht »st, gegm eine Ein richtung de« Staate» den Samen de» Miß trau«- uud der Verdächtistung in die Masse geschleudert, «ud e- wird diese» Vorgehen sich« seine unheilvoll« Früchte hervorbring«. V»« Voluft»»« reiner ftm Heut» L, »tuSstelsil »ruttu, T« «öfter« r«u»»eDw Baracken o«n » U Bmn- u Ort-se rc bprnj verkauf: i 1» Vhr in Für C LNgesperr kvuil Vevasri «»rwrti vroed, Sicke loo-en L»II»ch« Ulier lleeni 8 fteluee Uecher 8odm» ftessuo vNrerckr von U« AMotai -»«» 4« ««vt« »» bebau. Aula»« » *) Gewiß nicht, wir möchten sogar um eine s-r» lich« Zufeitiguna der Resolution an un» gebet»» baben, bannt dieselb« neben ander« derartige» , LuriosttLIen unter Olal und Rahmen in unser« > RedactionßrLumen prang« könne. D. Red. »er bi, N*«»eß»r geborenen m Yrehna ». Januar ledia,. Delitzsch, O-utgltch«
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