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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187902149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-14
- Monat1879-02
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1879
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856 besonder- angesubt- der Aufstellung unserer „Ge sammtintereffen" »l- deS maßgebenden Regulator-, vo» den verschiedensten Standpunkten au- acceptirt werden. Aber die Thronrede hält eS weiter für Pflicht, „daß demgemäß unsere Zollgesetzgebung den bewährten Grundsätzen wiederum näher trete, auf welchen die gedeihliche Wirksamkeit deS Zoll- Verein- säst ein Halbe-Jahrhundert beruht hat und welche in «nsererjHandelSpolitik seit dem Jahre 1885 in wesentlichen Theilen verlassen worden sind. Ich vermag nicht zu erkennen, daß thatsächl'che Erfolge.dieser Wendung unserer Zollpolitik zur Seite gestanden haben.'" E- ist hier nicht der Ort, über Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Anschauung zu streiten; wir constatiren nur. daß mit derselben den Grundsätzen, nach welchen Fürst Bi-marck während der Dauer seiner Stellung an der Spitze de- preußischen CabinetS wie der Verwaltung de- Norddeutschen Bunde- und später de- Reich- Hand in Hand mit Delbrück unsere Zoll- und Handelspolitik geleitet hat, der Krieg erklärt wird, in einer Schärfe, die selbst da- Schreiben vom 15. December vermieden hatte, einer Schärfe, die sogar die unbedingten Anhänger diese- Programm- einigermaßen überrascht hat. Nicht erfreulicher werden die Aussichten der Session durch die Stelle, in welcher das sogenannte „Strafgesetz" angekündigt wird. In der Form einer Erweiterung der dem Reichstage auS Ar tikel 27 der Verfassung zustehenden Befugnisse wird demselben zugemuthet, auf eben diese Befugnisse, nämlich seine Di-ciplin selbst zu regeln, zu ver zichten und die Redefreiheit, welche verfassung«- mäßig lediglich an dieser SelbstdiSciplin deS Hause- ihre Schranke findet, durch Gesetz beschränken zu lasten. Daß der Reichstag — von dem mate rielle» Inhalte der Vorlage ganz abgesehen — auf eine solche Zumuthung nicht eingehen kann, bedarf nicht erst de« Nachweise-. Wie immer man sich da- Schicksal de- Gesetzentwurs- oenken mag. zum Vorth eil de- Verhältniste- zwischen Volksvertretung und Regierung wird er sicher nicht au-schlagen. Er eröffnet die Perspective in eine trübe Zukunft. Alle Freunde de- Vater landes, die der Ueberzeugung sind, daß unser junge- Reich für heftige innere Reibungen noch nicht stark genug sei, werden dieser Zukunst mit tiefer Be- sorgnrß entgegengehen. Wir können — traurig genug! — nur Eine- wünschen: daß un- die that- sächliche Entwickelung der Schwarzseherei überführe. » * * Wir lasten einen Bericht unsere- Correspon- dcnten folgen, der im Foyer des Reichstage- überaus heimisch ist und die Stimmung in den Fraktionen durchaus treu wiederzugeben pflegt: Berlin, 12. Februar. Die Physiognomie der heutigen Eröffnungssitzung de« ReichStagS verrieth Nicht- von den tiefgehenden und ernsten Besorgnissen, welche die Repräsentanten de- deut schen Bolle- seit Wochen bewegen. Die geschäft liche Seite der ersten Zusammenkunft vor der Constituirung de- Hause- wurde in der herkömm lichen Weise erledigt, und man erkannte nur an den ernsten Begrüßungen alter Parteigenosten, daß e- sich die-mal um Entscheidungen handele, welche da- Wohl und Wehe der deutschen Nation umfasten. Im vertraulichen Verkehr der einzelnen Mitglieder wurde selbstverständlich die Lage der Dinge eingehend besprochen. Manche Anhalts punkte für übereinstimmende, wie für auseinander gehende Meinungen bot sowohl die Thronrede dar, alS die Lage der einzelnen Angelegenheiten und sie schwebenden Personalsragen, wie sie Jedem in einem Kreise zur Kenntniß gekommen sind. AlS eine- guten Zeichen- sei gedacht, daß viele der Reich-boten nicht mit jenem PessimiSmuS in den ReichStagSsaal eingetreten sind, der hier in letzter Zeit unter den Landtags-Abge ordneten gang und gebe geworden ist. von diesen Mitgliedern deS Reichstags wurde con- statirt, daß nach den ihnen gewordenen Informa tionen kaum vor Ablauf der ersten Hälfte der Session der Kampf um die eigentlichen Aufgaben derselben beginnen wird. Noch hätten die be treffenden Vorlagen nicht die ersten Stadien ihrer Ausarbeitung erreicht, weil die dissentirenden Auf fassungen sich mit jedem Schritt mehren, den man auf dem schwierigen Wege der Lösung der Finanz- und volk-wirthschaftlichen Gesetzgebung macht, wie sie sich der Kanzler in seinem vielbesprochenen Briefe dachte. Gewiß sei, daß ein autonomer Zolltarif dem Reich-tage im besten Falle erst gegen Ende der Session vorgelegt werden könnte, und Jedermann glaubt, daß die Stellungnahme der Parteien, wie sie sich heute bereit« markirt, nicht danach angethan ist, den einzelnen Positionen eine feste Mehrheit zu sichern. Rach Aeußerungeu au- der Umgebung de- Reich-kanzler- soll er Klage darüber führen, daß di« Fachmänner, welche feine Zoll- und Steuer politik unterstützen, theilS divergirende Austastungen Über die einzuschlagenden Wege hegen, theilS, durch die Delbrück.Eamphausen'sche Aera vorein genommen, mit innerem Widerstreben an die Durch führung de- neuen Programm- gehen Dem gegenüber wird von anderen ReichStagS-Mitgliedern auf Grund ihrer Informationen behauptet, daß in der Wilhelmstraße kein Zweifel über die geringe Willfährigkeit de« Parlamente- für die Annahme der projectirten Zoll- und Steuerreformen herrsch«. ES handelt sich im Augenblick darum, einzelne Vorlage», die den Reform. Ideen de- Reichskanzler entsprechen, derart zugespitzt, de« Reichstage zu unterbreiten, daß dieselben abgelehnt und so da- Parlament dem Kaiser und der Nation gegenüber in- Unrecht gestellt wird. Die Aufl-fung de« Reich-tage- würde die unvermeidliche Folge sein und eine konservative Mehrheit, unt welcher allein Fürst Bi-marck zu regieren für möglich hält, erzielt werden. ES wird bestritten, daß der event. Auflösung de- Reich-tage- ein kaiserliche- Veto entgegengesetzt würde und die Thronrede bietet dazu insofern einen Anhaltspunkt, als sie nicht, wie Die- sonst üblich, günstige Erwartungen an die Ergebnisse der nächsten Reich-tag-sesfion knüpft. von offieivfer Seit«, wo man den Stirn« «unge» au entscheidender Stelle gewiß Rechnung trägt, wird geradezu mit dem rothen Gespenst ge droht und ungefähr gesagt: „Wir wissen, daß die Verzweiflung und dre Erbitterung der vergeben- Arbeit Suchenden stetig und rasch zunimmt und fall- kein Wandel geschaffen wird, die Stunde de- allgemeinen LoSschlagenS alS die Erlösung von ihrer Pein, alS die ultima ratio ange sehen wird. Nicht ohne Bedenken werden diese Drohungen inReich-tag-kreisen ausgenommen, weil sie im Zusammenhang mit jener Stelle der Thronrede stehen, welche dre Hoffnung auSspricht, daß auf die Mitwirkung de- Reichstage- gerechnet wird, soweit die Heilung unserer socialen Schäden sich alS unvollendet erweisen sollte. Ob e- richtig ist, daß damit eine neue Auflage de« Socia- listengesetzeS eingeleitet, oder ob damit der Werth angedeutet werden soll, welchen die Reich-regierung auf die Annahme de- „Straf gesetze-" gegen die Reich-tag-abgeordneten legt, Da- vermögen wir biS zur Stunde noch nicht zu unterscheiden. Aber zweifellos bleibt eS, daß der PastuS der Thronrede, welcher von der Vorlage über die Ausschreitungen der ReichStagSabgeord- veten spricht und dieselbe als „eine erweiterte gesetzliche Unterlage" preist, alS einer der Angel punkte der konservativen Politik betrachtet wird, die unter Umständen zu einem Conflict zwischen der Reichsgewalt und der Volksvertre tung führen könnten. ES ist selbstverständlich, daß jene Stellen der Thronrede, die über die WirthschaftSpolitik handeln und mit den bisherigen Traditionen voll ständig brechen, ein außerordentliche- Aussehen innerhalb und außerhalb deS Reich-tage« gemacht haben. Mit Recht wird ein Vergleich mit den Ausführungen der Thronrede vom Jahre 1877 gezogen, welche constatirte, daß die inneren Zu stände de- deutschen Reiche- einen wesentlichen Antheil an den Uebelständcn nicht haben, die in allen anderen Ländern gleichmäßig gefühlt werden. Die Schutzzollpolitik wirft unbedenklich die Aera der neueren Handelsverträge hinter sich und steuert dem autonomen Zolltarif zu, dessen Mittelpunkt die Getreide- und Viehzölle bilden sollen." So weit unser Herr Correspondcnt. Am Reichs tage selbst wird e- nun sein, unter Hintansetzung der Parteileidenschast da- Wohl de- Lande- sich zur obersten Pflicht zu machen. Diese Pflicht ist schwer zu erfüllen in einer Phase, in der die Nation mit der Omnipotenz de« Staate- in einen tief gehenden Widerstreit tritt, um seine ErwerbSfähig- kcit zu erhöhen, Überhaupt seine gesammten wirth- schaftlichea Zustände zu verbessern. Möge reicher Segen au« den bevorstehenden Kämpfen hervor- gehea! Reichstag. ** Berlin, 12. Februar. Die national liberale Fraktion wird bei der morgigen Prä sidentenwahl de- Reichstag- einfach für Wieder wahl d«S bisherigen Präsidium- stimmen. Ein Grund, von dem zu Beginn der letzten Hcrbst- fession beobachteten Verfahren abzuweichen, liegt m den obwaltenden Verhältnissen nicht vor. 1. Sitzung vom 18. Februar. Nach der Eröffnung versammeln die Mitglieder de- ReichStaaeS sich in ihrem Sitzungssaal«. Um 3'/, Uhr eröffnet Präsident v. Forckenbeck al- Präsident der vongen Session die Sitzung und beruft zu provisori schen Schriftführern die Abgg. BernardS, Graf Kleist, Thilo und vr. Weigel. — An Vorlagen sind bereit- eingegangen: der Etat, Gesetz-Entwurf, betr. die Erhebung einer Anleihe zur Durchführung der Münzreform und für die Verwaltung des Heere-, der Manne, der Post und Telegraphie, die Gebühren ordnung für RechtSanwälte, der Handelsvertrag mit Oesterreich, der Gesetz-Entwurf, betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln und Verbrauch-gegenständen, der Weltpostvertrag und verschiedene Nebersichten, darun ter dre Darlegung der Maßnahmen zur Durchführung de- EocurlistengesetzeS.—Der vorgenommene Namens aufruf ergiebt die Anwesenheit von 800 Mitgliedern (1 über die beschlußfähige Zahl). Zur Wahl de- Präsidium- beraumt der Präsident die nächste Sitzung auf Donner-tag 3 Uhr an. Schluß 4»/, Uhr. preußischer Landtag. »*» Berlin, 12. Febr»ar. Der Abgeordnete Miguel ist seit 8 Tagen an einem heftigen Bronchialkatarrh erkrankt und wird kaum an den Verhandlungen dieser Session de-Abgeordneten- Hause- wieder theilnehmen können. Die Ab wesenheit Miquel'S wird bei der Debatte über die Resolution wegen Quotisirungdcr Personal steuer «m so fühlbarer, alS bekanntlich seine Fraktion einen Zusatzantraa einzubringen beschloß, nach welchem, ohne die konstitutionellen Garantien zu gefährden, die Ueberweisung eine- TheilS der Grund- und Gebäudesteuer an die Gemeinden alS erwünschte Verwendung von Ueberschüssen neben dem Erlaß an der Elasten- und Einkommensteuer verlangt wird. Mit Recht sagt die wohlinformirte ..Osnabrück« Ztg ", daß die Regierung in der Lage fei, ohne eine besondere Ermächtigung von Seiten der Lande--Vertretung alljähr- lich immer größere Stenerquanta vom Lande zu erheben. Hier ist somit im wahren Sinne de- Worte- eine Schraube ohne Ende vorhanden, ver möge deren ein erheblicher Theil de- Volkseinkom men- in die StagtScasfe wandern muß, gleichviel, ob der Staatshaushalt eine Vermehrung der Ein nahmen nothwcndia macht oder nicht. Ohne Zweifel hätte der Aba^ Migael den Cardinalpunct der konstitutionellen Garantien in ebenso fachge mäßer wie eingehender Weise im Landtage behan deln können. Die Tommission de- Abgeordnetenhauses, welche über den Gesetzentwurf, betreffend die Eon- flicte bei gerichtlichen Verfolgungen wegen AmtS- und Diensthaodluvgen, berathen hat, faßte ihren Beschluß, den Entwurf abzulehnen und einfach die Abschaffung de- Gesetze- vom IS. Februar 1854 zu empfehlen (wie nachträglich erwähnt werden mag), mit 12 gegen 6 Stimmen. Dann wurde die Frage ausgeworfen, ob die Commission jetzt für den Fall, daß dieser Beschluß nicht die Billigung de« Hause« finden sollte, die GeneraldiScussion über die Regierungsvorlage fortsetzm und demnächst in die SpecialdiScussion Über dieselbe eintreten wolle. Anfang- überwog die bejahende Ansicht, da die Majorität sich wohl selbst sagte, daß auf eine Zu stimmung seiten- der Regierung und de- anderen Hauses nicht gehofft werden könne. In der sür die Specialbcrathung nunmehr anberaumten fol genden Sitzung wurde jedoch durch eine ohne Widerspruch zugelasiene abermalige Abstimmung mit 16 gegen 2 Stimmen beschlossen, von dieser weiteren Berathung der Regierungsvorlage und damit zugleich auch von einer eingehendenBerücksichtigung der von einem Mitgliede der Commission vorgeschlagenen anderweitigen Formulirung de- RegierungSent- wurfS bi- dahin Abstand zu nehmen, daß etwa da« Plenum den Vorschlag der Commission ab lehnen und die Regierungsvorlage zur weiteren Berathung in die Commission zurück oerweisen werde. Maßgebend für diesen Entschluß war die Rücksicht auf die gegenwärtige Geschäftslage de« Landtag-; e- erschien der Commission wünfchens Werth, bei dem nahe bevorstehenden Schluß der Session mit ihrem principalen Anträge so zeitig vor das Plenum zu treten, daß für den Fall einer Genehmigung diese- Beschlüsse- auch da« andere HauS noch Gelegenheit erhalte, zu dem selben Stellung zu nehmen. Die Justizcommission berieth gestern Abend noch zwei Petitionen, in denen AmtSgerichtSsitze erbeten wurden — muthmaßlich die letzten, denn Petitionen, die jetzt noch eingehen sollten, würden gewiß nicht mehr zur Verhandlung'gelangen, viel mehr, wie der palamentarische AuSdruck lautet, unter den Tisch fallen, ein Schicksal, welche- be kanntlich auch mancher Regierungsvorlage zu Theil werden wird. Die beiden Petitionen waren von der Stadt Kurnik (Provinz Posen) und Usedom auf der Insel gleichen Namen- auSge- gangen und beschweren sich darüber, daß Schrim m und Swinemünde den Vorzug erhalten haben; die betreffenden Verhältnisse wurden bi- in da- kleinste Detail von dem Referenten und dem Vertreter de- Justizministers behandelt und er örtert. ES wird genügen, zu erwähnen, daß die von der Regierung getroffenen Wahlen von keiner Seite eine Mißbilligung erfuhren. — Von den sonst verhandelten Petitionen verdienen drei (Posen und Schlesien), welche eine Revision der neuen Vormundschafts-Ordnung empfehlen, eine besondere Erwähnung. Früher hatte bckanntlich der Vor mund eine sehr untergeordnete Stellung und der Richter verwaltete, während da- neue Gesetz dem Vormund eine würdigere Stellung einräumt und große Selbstständigkeit gewährt. In diesem letz teren Umstand, der seiner Zeit in beiden Häusern de- Landtags die eingehendste Erörterung fand, will man jetzt plötzlich eine Gefahr erblicken. ES stellte sich indeß im Laufe der Verhandlung heraus, daß von einer gewissen Presse die Besorgest genährt und verbreitet und solchergestalt ähnlich wie bei der Wucherfrage eine kleine Agitation in- Leben ge rufen ist. alS deren Frucht »an vielleicht die ge dachten Petitionen bezeichnen darf. Charakteristisch war schon, daß die Gesuche durch keinerlei That- sachen begründet sind, sondern aus allgemeine Reden-arten sich stützen. Eine Untersuchung der bisherigen Wirksamkeit de- neuen Gesetze- hat denn auch ergeben, daß dieselbe eine segen-reiche ist und daß jedenfalls nicht mehr Uebelstände, al- unter dem alten Gesetz hervorgetreten sind. Die Petenten sind denn auch L limine adgewiesen. Haus der «geordnete«. 51. Sitzung vom 18. Februar. Präsident v. Bennigsen eröffnet« die Sitzung um 10'/« Uhr. Am Minifiertische: Hobrecht, May bach und mehrere Regierung--Commiffare. — Nach Erledigung der Gesetz-Entwürfe^ betreffend die Hannoversche LandeScreditbank und betreffend die Abänderung der Wegegesetzgebung für Schleswig- Holstein, tritt da- Hau- m die Berathung de- Generalberichts der Budgetcommission. — Nach der Erklärung de- Präsldenten werden zu nächst die beiden ersten Resolutionen der Commission zur Debatte gestellt. Dieselben lauten: 1) Die Re gierung zu ersuchen, in Zukunft auf Ersparnisse bei den laufenden Ausgaben der Staatsverwaltung, ins besondere durch Vereinfachung de- Geschäftsgänge- und Verminderung der Zahl der Beamten, Bedacht zu nehmen: 3) sodann die Regierung aufzufordern, mit Rücksicht auf die gegenwärtige Finanzlage von kostbaren, nicht unumgänglich nothwendiaen Neu bauten Abstand »u nehmen und bei den beschlossenen Ausführungen, insbesondere bei der Herstellung von Bahnhofsgebäuden, Dienstwohnungen rc., jeden kost spieligen LuruS und jede über da- vedürsmß hinaus- gehende Anlage zu vermeiden. I Die Debatte^ welche sich^über diese Resolutionen erhebt, ist von keiner Bedeutung; e- betheiligen sich die Abgg. v. Meyer (ArnSwalde), Richter (Hagen), v. Zedlitz und der Referent Abg. Rickert und da- HauS genehmigt die Resolutionen mit großer Majorität. — In Bezug auf die Resolution Nr. 3 (den Ankauf von Vollbahnen und die Eisenbahn politik betreffend) melden sich 15 Redner für und 5 gegen diese Resolution. — Nachdem die Abga. vr. Nasse und Richter (Hagen) gesprochen, behält sich der Handelsminister Maybach seine Aeußerungen bis zur nächsten Sitzung vor und da- HauS vertagt, der Eröffnung der ReichStagSsesflon wegen, die Fort setzung der DiScusfion auf Donner-tag 10 Uhr. ^ 1 Uhr. Rußland. — St. Petersburg', 10. Februar. Die öffentliche Meinung legt hier dem formellen Abschluss« d«S de finitiven Frieden- (der inzwischen erfolgt ist; d. R.) k«ne so große Bedeutung bei; sie erblickt darin da letzte Capitel eine- Drama, besten Ende sie beschleu nigt zu wissen wünschte. Außerdem freut man sich, endlich die russischen Truppen heimkehren zu sehen. Ohnehin hat man seit geraumer Zeit und seit Ab schluß deS Berliner Vertrage- darauf verzichtet, die großen an Menschen und Geld gebrachten Opfer durch Aequivalente belohnt zu sehen, welche der öffent lichen Meinung Genugthuung gewähren und den endgültigen Frieden, sowie die Ruhe der Christen im Oriente sichern. Nach den gemachten hartcn Erfahrungen denkt man heute nur daran, von Letzterem Nutzen zu ziehen, indem man eine neue Aera der Sammlung eröffnet und sich ausschließlich der Entwickelung der nationalen ökonomischen Kräfte und neuen Reformen hingiedt. Von letzterem Ge- sichtSpuncte auS darf nicht verschwiegen werden, d«ß die öffentliche Meinung hier, und zwar jene der höchsten klaffen ebenso wie die in der Presse sich kundgebe,ide, seit einigen Tagen unter dem Ein drücke einer wahrhaften Traurigkeit und bitteren Enttäuschung steht. Die Schuld an dies« De pression trägt die Haltung des nachbarlichen LuS- landeS gegen Rußland auS Anlaß der im Gou vernement von Astrachan auSgebrochenen Petz- Epidemie. Die Zweifel, welche man trotz aller seiten- der kaiserlichen Regierung von allem Anfänge an in dieser Angelegenheit an den Tag gelegten loyalen Offenheit und Aktivität nachhaltig gegen ihre Wahrhaftigkeit und Energie zu bekunden sich bemüht, müssen tief verstimmend hier wirken und dem Ver dachte keinen geringen Vorschub leisten, daß mit da verfrühten und durch die Situation nicht gerecht fertigten Jnsceniruna einer Reihe von ties em- schneidenden Maßnahmen seitens der Grenznach- barn Rußland- Tendenzen verknüpft seien, welche über den Rahmen einer präventiven Sanitätt- Politik weit hinauSreichen. Man darf e- der SffeM- lichen Meinung in Rußland nicht verübeln, wen» fir von üblen Absichten spricht, die gegen den russische, Handel in einem Augenblicke gerichtet sind, wo ch sür Rußland ein LebenSbedürsuiß war, seine aui> wärtigen Handelsbeziehungen zu entwickeln, um sich von den im letzten Kriege erlittenen Verlusten zu er holen. ES ist hier nicht unbemerkt geblieben, daß diese überstürzten AbschließungS-Maßregeln Haupt- sächlich unter dem Drucke Deutschland- erfolgt sind und daß dieser Druck sich immer weiter und weiter erstreckt hat. Diese Beobachtung mußte gegen über der Tbatsache an Bedeutung gewinnen, daß in demselben Augenblicke die deutiche Zoll-Politik von Rußland wenig günstige Abmachungen sür den russischen Handel zu erlangen strebt. Alle- Dir- hat hier Gefühle deS Bedauern- und der Enttäuschung bervorgerufen, welche namentlich in bitteren Re flexionen der Presse ihr Echo finden. (Wir sprechen der russischen Gesellschaft die Berechtigung ab, de» seiten- Deutschland getroffenen Maßregeln falsche Motive unterzulegen. Jedenfalls ist da« von dm Herrn Korrespondenten entworfene Stimmung-bild em sehr interessante-. D. R.) Dir Nachricht über die österreichiU-deutsche I»» vention bezüglich de- Artikel- V de- Prager ffrit- den- ist hier selbstverständlich nicht unbeachtet gr- blieben. Rußland bleibt davon unberührt und wem eS mit den Principien seine Richtigkeit hat, welche in Zukunst die auswärtige Politik Rußland- leite, sollen, giebt eS wenig Dinge in Europa mehr, um welche Letztere- sich wird kümmern wollen. Die Abberufung des bisherigen englischen Bot schafters, Lord LoftuS, hat in der vornehmen rus sischen Gesellschaft gerade nicht allzu peinlich berührt. Seinem Nachfolger, Lord Dufferin, werden ein sehr versöhnlicher Geist und sehr parlamentarische Formen nachgerühmt Beide- schien Lord Loft»- ab- zugehen, dessen etwas schroffer, irländischer Charakter eS stet- in Momenten der Krise dahin zu bring» wußte, daß die Schwierigkeiten eher sich zusvitzten, alS auSglichen. Die hohe Petersburger Gesellschaft hat ihn für die Spannung, welche unmittelbar vor dem Congreffe zwischen Rußland und Eng land geherrscht hat, dermaßen v «antwortlich ge macht, daß sie ihn förmlich kalt stellte, indem ße ihm beinahe die Thüren verschloß. In Wirklichkeit ist die Situation für ihn sehr schwierig geworden. Im geraden Gegensätze zu diesem Verhältnisse erstellt sich der österreichisch-ungarische Botschafter, Baron Langenau, persönlich der größten Beliebtheit, rin« Beliebtheit, die erst gestern Abend auf der bei ihm gegebenen brillanten Soiree in markant« »eise wieder hervorgetreten ist. Mehrere Mitglied« der kaiserlichen Familie, unsere gesammte höchste Gesellschaft und da- ganze diplomatische EorpS machten sich rin wahre- Vergnügen daraus, bei dem Feste de- Bann- Langenau zu erscheinen. Frühjahr und Herdft sind die Zeit der häufigsten Erkrankungen, veil die Temperaturunterschiede »n dies« Zeit am größtem di« Schwankungen in der Witterung und m dem Wassergehalt d« Luft am unregelmäßigsten find. Dazu kommt, daß man nie mit Bestimmtheit weiß, wie sich kleiden, ob für Wärme oder Kälte. D es» Wechsel, welche sehr oft ganz plötzlich eintreten, sind der Grund d« m diesen Jahreszeiten vermehrt auf tretenden Erkrankungen. Besonder- werden die Ath- mungSorgane «griffen, doch scheint e-, daß Witte rungswechsel einen ganz besonderen Einfluß auf solche Personen, welche von Gicht und RbeumatlSmuS und ähnlichen Leiden geplagt sind, au-üben. Denn die kleinste Erkältung genügt, um den Kenn zu «new Leiden zu pflanzen und ein alte- längstvergeffeneS zurückzurufen. AuS diesem Grund« findet man auch vorzugsweise im Frühjahr und Herbst die Zeitungen mit Anpreisungen von Hunderten der verschiedensten Mittel, Methoden und Büch« gegen Gicht und Rheu matismus anaefüllt. — Fragt man einen Kranken, der fie fast alle studirt und durchgeprobt hat, so wird seine Antwort sich« die sein, wesentliche Besserung wurde mir nicht. ES ist die- auch ganz erklärlich; Krankheiten wie 'die genannten bedürfen nicht nur der rationellen Behandlung im Allaemeinen, sondern auch der Anwendung solcher Mittel, welch« den Ent- stehurmSursachen der Krankeit sowohl al- dn indi viduellen Constitution angepaßt sind. Die» «Fordert langjährige Erfahrung, eingehendste- Studium, und beide- hat offenbar He« L. G. Moesfing« in Frank furt a. M- in best« Weise vereinigt, we-halb au- dt« von ihm erzielten glücklichen Erfolge nicht verer» zeit dastehen, sondern, wie au- sein« Broschüre her vorgeht, nach Tausenden zählen. Zur Notiznah» für dl« Kranken, welche sich an Herr» Mofffiiraer wenden wollen, indeffen nicht in d« Lage find, ihr
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