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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187903134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-03
- Tag1879-03-13
- Monat1879-03
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1879
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1402 punct der Ausruf bildete, auf einen TheU der elsaß- lothringischen Lehrer pass« ein bei ander« Gelegen heit gebrauchte« Wort, da« Wort „Banditen". Für diesen Ausdruck traf den Redner unter dem Beifall de« entrüsteten Hause« der Ordnungsruf. Nachdem noch der Abg. v. Puttkamer (Loewenbera) — der» selb« fungirte bekanntlich vordem in Elsaß-Lothringen als Bezirk-Präsident — den Beschuldigungen gegen die deutsche Verwaltung mit Erfolg entgegengetreten war. wurde die Besprechung geschlossen und da« Hau« fuhr in der Specialberathung de« Reich«hau»- haltsetat« weiter fort. Zum Etat de» Reichs- beere« lag der bekannte Antrag de« Abgeordneten v. vuehler (Oehringen) vor, den Reichskanzler auf zufordern, zum Zweck der allgemeinen Ab rüstung einen europäischen Eongreß ,u veranlassen. Herr v. Buehler befürwortete fernen gut gemeinten Antrag mit dem Hinweis auf den durch die Mili- tairlasten erzeugten wirthschaftlichen Druck und Hoffnung au«, daß die Grob- Schritten Deutschland« nach- Der Abgeordnete Sonnemann fluß aufbieten wolle, um die Veröffentlichung de« Materials fprciell jener Gutachten, herbeizuführ. jrn« Gutachten, yerdeizufüdren oükemmen unerträglich, daß wir nach ernem chau Zeitraum bei solche» Ereignissen so aus- rchend« »md rein formale Erklärungen hinnehmen rsfrn. Ich Mächte auf da« Urthnl s ft«: ich gehör, ß Mitglied der wir de« a nicht zur Majorität; aber norität muß gegen eine solche sprach naiverweise die Mächte den etwaigen kommen würden. begrüßte den Antrag sympathisch, aber selbst er ver- k. nnt die Schwierigkeit seiner Durchführung nicht. Doch meinte er, daß der Antrag namentlich im Hinblick auf di« zu gewärtigende enorme SteuererhShung Be achtung verdiente, und empfahl die Einsetzung einer besonderen Commission, welche die einschlägigen Ver hältnisse, und zwar im Zusammenhang« mit der Frage der Steuererhöhung, zu untersuchen hätte. Abg. Hänel erklärte sich zwar mit dem Grundgedanken de- AntrageS einverstanden, erachtete den letzteren jedoch für inopportun und unpractikabel. In ähnlichem Sinne ließ sich der Abg. Reichensperger (Crefeld) au«, worauf der Antrag selbst abgelehnt wurde. Dafür stimmten drei Mitglieder de« EentrumS, die Social- Demokraten, Herr Eonnemann und der Däne Krvger. (IN einem gestern nach Schluß der Redaction eingetroffenen Telegramme de« „W. T B." war der Abg. Sonnemann als „Eocialift" be zeichnet; wir bedauern diesen Telegraphiefehler um oe« geschützten Abgeordneten willen. Seme glühende Vaterlandsliebe und seine innige Verehrung für da- deutsche Reich lassen ihn hoch über den Vorwurf de» Sociali-mu- erhaben erscheinen. Die Red d. L T.) ES folgt die Berathung deS Etat- der Marine verwaltung. Beim Titel 1: Chef der Admiralität - 36,000 Mark — ergreift Abg. Hänel zuerst daS Wort. Ich hätte erwartet, daß der Chef der Admi ralität zuerst da- Wort ergriffen hätte, da er un einige Erläuterungen schuldig ist über daS unglückliche Erergniß vom 31. Mai v. I. Seit dem September vorigen Jahre-. wo sich der Chef der Admi ralität gegen gewisse allgemeine Beschuldigungen gegen daS sogenannte „System Stosch" vertheidigte. aber mit gr- ßer Reserve über die eigentliche Ursache jene- UnglückSfalleS au-sprach, bat allerdings die DiS cussion in der Presse eine gewisse Aufhellung herbei geführt, wenigsten- so weit ich eS al- Laie beurtheilen kann. Wir werden bei der Beurtheilung jene- Er eignisse- die mittelbaren von den unmittelbaren Ur sachen zu unterscheiden haben. Nach ossiciellen Mit theilungen ist der Spruch de- Kriegsgericht» in letz terer Beziehung bereit- ergangen. Ueber seinen Jn- kalt wird Schweigen beobachtet. Die tiefer liegenden Ursachen sind die, welche die Gegner de« Chef oer Admiralität als „System Stosch" bezeichnen. Ihre Borwürfe beziehen sich hauptsächlich auf die Ueberspannung aller Kräfte in einem Dienst, sehr starke Uebertreibung in den Indienststellungen, mangelhafte Bildung der llnterofficiere, kurz darauf, daß die praktisch maritime Seite der Verwaltung hinter einer gewissen bureaukratischen Manier zurück tritt. Alle d»ese Borwürfe haben in der öffentlichen Meinung nicht eine innere Berstärkung, aber eine stärkere Accentuation bekommen, ersten- durch die nicht officielle Nachricht, daß jener Collision vom Mai in einem verhältnißmäßig kuizen Zeitraum andere vorangegangen, ferner durch den Abgang de- Admi ral- Werner. ES ist ein öffentliche- Geheimniß, daß eine MeinungS-Differenz zwischen ihm und dem Chef der Admiralität über jene mittelbaren Ursachen den Abschied herbeigeführt haben soll. Ich habe durchaus nicht die Absicht, eine Art Anklage gegen den Chef der Admiralität zu formuliren, aber ich halte an Dem fest, waS ich im September vor. I. ber Gelegenheit der Interpellation de- Abgeordneten MoSle gefordert habe. Wenn eS Thatsache ist, daß da- unheilvolle Ereigniß vom 31. Mai auf gewisse Maßregeln und Maximen in unserer Verwaltung zurückzuführen ist, dann haste ich eS für ein Recht der Nation im Allge meinen, vor allen Dingen aber für ein Recht diese- Haufe», volle Aufklärung ohne jeden Rückhalt zu empfangen. Man hat allerdings prophezeit, daß die Aufklärung auf ein geringe- Maß zurückgeführt werden und der Chef der Admiralität, nachdem die Spannung der Gemüther abgenommen, nur DaS ge währen würde, waS er für gut finden werde. Ta ich nicht wünsche, daß wir unter dem Eindruck stehen, al- ob derartige Insinuationen sich bewahrheitet hätten, so wäre e- mir persönlich lieb gewesen, wenn der Chef der Admiralilät sich gleich beim Eintritt in diese Berathung darüber ausgelassen hätte, warum wir dieses Material heute noch nicht haben. . Chef der Admiralität v. Stosch: Ich bedauere, di« gewünschte volle Aufklärung über jene- unglück liche Ereigniß nicht geben zu können, da da- gericht liche Verfahren noch nicht abgeschlossen ist. DiesxS Verfahren hat nach den bestehenden Vorschriften unmittelbar nach dem Ereigniß angefangen; da» eigentliche ünt-rsuchungSverfahren ist Ende December »um Schluß gekommen, im Januar hat der Spruch s'.attoefunden und er liegt noch der Allerhöchsten Entscheidung vor. Ich habe über da- Material selbst, da da- gerichtliche Verfahren bei dem Garde- corp- Hierselbst stattaefunden hat, keine Aenntniß, und wa- ich davon weiß, gehört ganz außerhalb meine« Ressort«, und ich bin gar nicht einmal im Stande, selbst wenn ich dazu autorifirt wäre, die Sache in ihren Detail- hier mitzutheilen. Ich stehe der gerichtlichen Unter suchung gegenüber fremd. Ich vertraue, daß Sie bei eventueller Kenntnißnahme der Sache sich überzeugen werden, daß mehr Unglück al« Fehler zu Grunde liegt. WaS den Fall de« Admiral« Werner anbe- trifft, so muß ich darauf verzichten, darüber hier zu sprechen. ES ist ein Act der militairischen DiSciplin, und e« ist eine einfache militairische Verabschiedung auf da« ganz reglementsmäßig abgesaßte Gesuch. Darüber, ob die Herren mir gegenüber den Etat be willigen wollen, kann ich kein Wort verlieren. Ich laube, ich Hab« mein« Schuldigkeit gethan und werde thun, so lange ich auf meiner Stell« bin. (Beifall rechts.) Abg. Hänel: Die Antwort de« Chef« der Admi ralität ist doch im höchsten Grad« befremdlich, denn sie ist ein entschiedener Rückzug gegen Dasjenige, wa» er im September zusagte, daß er nämlich feinen Ein v. Stosch: Ich wollte nur Gutachten zu den gerichtlichen E« fob »ei müssen. Ich prooocireu; ich Ich »I« Mitglied Methode protestiren. Chef der Admiralität bemerken, daß Acten gehören. Abg. Lasker: Ich bin im Zweifel, wo die Majo rität sitzt, von der der Abg. Hänel sprach. Aber ich erkläre nicht al- Vertreter der Majorität, sondern al« einfacher Abgeordneter: Die Antwort de- Chefs der Admiralität habe ich nicht recht verstanden. Wollte er erklären, daß er heute noch nrcht im Stande sei, Auskunft zu ertherlen, dagegen wäre Nicht- ein- »uwenden, so lange der Proceß eben noch schwebt. Aber der Chef der Admiralität muß doch zugestehen, daß Deutschland die Ursache de« UnglückSfalleS kennen muß. Der Chef der Admiralität sagt, er könne Nicht thun, — dann vielleicht die Nrmeeverwaltung oder der ReichSkanzleramtS-Präkdent Hofmann oder der Reichskanzler oder der Präsident Friedberg; aber »rgend Jemand muß doch Aufklärung oeben können. Chef der Admiralität von Stosch: Ich kann nur nochmals mein Bedauern aussprechen, daß die Sache noch nicht abgeschlossen ist. DaS kriegsrechtliche Ver fahren stellt den Kaiser an die Spitze und überläßt »hm di« letzte Entscheidung, ohne daß eine Unter instanz gehört wird. Die Acten liegen ganz außer halb meine- ReffortS. Ich kann nur wiederholen, daß ich den lebhaften Wunsch habe, den Herren Alle» zur Kenntniß zu bringen, weil ich überzeugt bin, daß Die- da- Beste ist. Aber mit meiner Autorität kann ich dafür nicht eintreten, Da- liegt außerhalb derOrganisation. WaS die beiden Collisionen betrifft, die ich vorher nicht berührt habe, so ist mir die eine derselben, die im Mittelländischen Meere ftattgefunden haben soll, nur durch die Zeitungen zur Kenntniß gekommen; bi- dahin war sie nicht allein mir, sondern auch selbst den Betheiligten unbekannt. (Heiterkeit rechts.) Bei der Colliston mit dem Feuerschiff an der englischen Küste bin ich selbst rugegen gewesen. Dieselbe ent sprang einem Mangel an Kenntniß der momentanen Stromverhültniste, die sich stundenweise nach Ebbe, Strom und Wind, richten und kann darum so hoch nicht angerechnet werden. Also die beiden Collisions- fälle sind meiner Ueberzeugung nach Sensations nachrichten gewesen Abg. Luc,uS: Ich entnehme der Erklärung de- Chefs der Admiralität, daß er bereit ist und den Wunsch hat, unS die Ergebnisse der kriegsgerichtlichen Untersuchung mitzutheilen. Abg. Hänel: So, wie der Borredner, habe ich die Erklärung deS ChesS der Admiralität nicht fassen können; er hat wohl den Wunsch zu erkennen ge geben, unS da- Material zu unterbreiten, aber hat gesagt, seine Autorität hierfür einzusetzen, sei er nicht im Stande. Er müßte daraus eine Bedingung für sein verbleiben im Amte machen. Wenn er ein solche- feste- Versprechen abaeben würde, könnte ich auf eine Verschiebung eingrhen. Ich beantrage, die Berathung de- vorliegenden Titel- vorläufig abzu setzen. Abg. La Sk er: Die Absetzung der EtatSberathung wird wohl nicht nöthig sein; aber wir haben ein Recht, zu verlangen, daß unS alle- Material gegeben werde, und ich glaube »m Sinne de- Reichstage-zu sprechen, wenn ich sage, daß er sich nicht eher be ruhigen wird, ehe ihm nicht volle Klarheit gegeben ist. Chef der Admiralität von Stosch: Ich habe vor hin gesagt, daß die Autorität, welche hier allein zu entscheiden hat, der oberste Kriegsherr ist, und ich füge hinzu, daß ich mich nicht für berechtigt oder verpflichtet halte, hier zu erklären, wie ich mich in dieser Sache zu meinem Krieg-Herrn stelle. Abg. LuciuS bittet ebenfalls, die EtatSberathung fortzusetzen; beim Extraordinariurn oder in dritter Berathung könne man ja auf die Sache zurückkommen. Damit schließt die Debatte; die Vertagung der weiteren Berathung de- Marine-Etat- wird gegen die Stimmen der Fortschritt-Partei abgelehnt; Titel 1 wird bewilligt. Schluß 4"/« llhr. Nächste Sitzung: Donner-tag 11 llhr. (Convention, betr. Abwehrmaßregeln gegen die RiblauS; Vogelschutzgesetz: Wahlprüfungen: Peti tionen; Etat.) Da- Loueert zu« Vesten «es Orchester- Pensionsfonds wird am Sonnabend den 1K. März im Saale de-Gewandhauses stattfinden: dasselbe war ursprünglich für den L7. Februar projectirt, der Um stand aber, daß die letzte Serie der Wagner-Auf- iührungen den 98., L6. und L8. Februar und 1. März in Anspruch nahm, machte eS nöthig, den Tag zu verändern. Wir geben un» jedoch der zuversichtlichen Hoffnung hin, daß dieser Umstand keinen der stän digen Besucher der GewandhauS-Concerte abhalfen wird, dem Orchester seine Sympathien durch Besuch de- ConcerteS auch thatsächlich zu beweisen. Der PenfionSfondS de- Orchester- ist eine überaus segens reiche Institution, ohne welche eS schwerlich möglich sein würde, unserem Orchester seine trefflichen Kräfte unter allen Umständen zu erhalten» resp. dieselben durch ebenso treffliche neue zu ersetzen, und wenn gleich derselbe schon eine recht ansehnliche Höh« er reicht hat. so ist dennoch ein stetiger Zuschuß durch da- alljährliche PensionSfondS Concert dringend von Nöthen, da höchst bedeutende Ansprüche an denselben gemacht werden. Entgegen dem, beinah« zur Regel gewordenen, Brauche, für die« Concert einen berühmten Solisten von auswLrt« al- besondere „Zugkraft" zu gewinnen, hat der Vorstand diesmal versucht, da« Concert (ab- aeseben von der gesanglichen Mitwirkung de» Fräulein Wilhelmine Gips, welche durch ibr erfolgreiche» Auftreten in früheren GewandhauS-Concerten noch >utem Andenken stehen wird) nur durch eigene au-zustatteu, indem er die Herren Concert- Echradieck und Schröder ersucht hat, die Sololeistungen in diesem Eoncertc zu übernehmen. Wie immer, so find auch die-mal einige interessant« Novitäten für Orchester gewählt worden, nämlich eine „Dramatische Ouvertüre" von dem in jüngster Zeit viel genannten talentvollen Componiften Franz Ries und die Musik zu Alpbonse Dandet's Drama l. Urftaienve" von Georg,-Bizet, welcher bekanntlich in jüngster Zeit so ungewöhnlich« Erfolge errang. George- Bizet, der in sehr jungen Jahren verstorben« Componift der vielgerühmten Oper.Karmen", gehörte unstreitig »u den talentvollsten jungen Componiften Frankreich«, und man rühmt auch diesem von ihm hinterlassenen Werke eine eigenartig-pikante Erfin dung, ungemeinen Farbeyreichthum und virtuose Bw Handlung de« Orchester« nach. Al« symphonische« W<rk darf dasselbe nicht betrachtet und beartheilt werden, da e« für da« Theater ^schriebe» ist und viel mehr de« Genre der feinen Balletmustk. wie fte auch Schubert, Cherubim, Rubinstein geliefert haben, angekört. Jedenfalls ist e« dankenswrNh, daß UN« di« Bekanntschaft mit Bizet, von dem bi« dahin noch Nicht« in Leipzig erklungen ist, vermittelt wird. Freilich verlangt die Wiedergabe der „ärte»ie»l.e" eine be deutende Virtuosität de- Orchester», an der eS aber bekanntermaßen dem unsrigen nicht mangelt. Eine andere, aber nicht geringere Seite der Virtuosität zu entfalten, wird da« Orchester Gelegenheit nehmen durch Ausführung einer der reizendsten Symphonien von Haydn, der sogenannten Oxford-Symphonie, welche um so willkommener sein dürste, alt in diesem Winter nur eine einziae Symphonie von Haydn zur Aufführung kam. Möge denn unser kunstsinnige- Publicum, welche- die Leistungen de- Gewandhaus- Orchester- so häufig mit begeistertem Beifall lohnt, jetzt die Gelegenheit wahrnehmen, um dem Orchester »u beweisen, daß e- der hohen und edlen Genüsse, die eS demselben so oft verdankt, wohl eingedenk ist. -i- Loucert Hans «»» Bül,». Leipzig, 1L. März. Han» von Vülow, der schon wiederholt sein lebhaftes Interesse für die Kunst Richard Wagner'- zu erkennen gegeben, erwirbt sich gegenwärtig ein neue-Verdienst dadurch, daß er es unternommen hat, zum Besten de» Bayreuther Fond», dietzletzten Sonaten Beethoven'- (OpuS 101, OS, 10S, 110 und 111) zn Gehör zu bringen. Gestern Reihe. Ueb war Leipzig an der leber daS Interesse, ibe. , welche- dem Unternehmen hierorts entgegen gebracht worden ist, wird sich der Meister nicht zu beschweren haben. Der Saal des Gewandhauses war nahezu ausverkauft und die Stimmung de- Publicum- eine höchst animirte. Der Künstler wurde mit Beifall em pfangen, nach jedem Vortrage in gleicher Weift aus gezeichnet und schließlich mit solcher Beharrlichkeit »mmer wieder gerufen, daß wir darüber daS Hau verlassen haben. Abgesehen von dem besonderen Zwecke, welcher mit dem Auftreten Bülow'S verknüpft ist, muß das selbe al- ein Ereigniß von kunfthiftorischer Bedeutung bezeichnet werden, insofern, als eS den Kunstfreunden Gelegenheit bietet, sich eine Meinung zu bilden über die ltzten Sonaten von Beethoven, die, wie Alle-, wa» der letzten Periode de- Meiste»- entstammt, be kanntlich noch nicht die unumwundene Anerkennung gefunden haben, die seinen früheren Productionen so allgemein gezollt wird. Während aber die Quar tette aus jener Zeit und verschiedene größere Werke, wie z. B. die dl,«,» aoleinni» und die 9. Symphonie, dem Publicum immer wieder vorgeführt werden, so daß sie an Boden bereit» beträchtlich gewonnen haben, tbeilen die Claviersonaten da- Schicksal aller Werke ihrer Gattung, d. h. sie werden eigentlich von Niemandem gepflegt, wenigst. nS öffentlich nicht. Um so willkommener muß da- Anerbieten erscheinen, welches Hans von Bülow gegenwärtig der musika lischen Welt macht, bestehend in nichts Geringerem, als in einem Abende die fünf letzten Sonaten Beethoven - zu spielen, ein« That, die ohne Vorbild daftehen dürfte. CS kann unsere Absicht nicht sein, in dem Rahmen eine- Referate- ein auch nur einigermaßen erschöpfen de- Urtheil über die letzten Sonaten Beethoven'- ab- zugeben. Wenn eS aber erlaubt ist, in wenigen Worten den Eindruck, den wir erhalten, mit Offen heit wiederzugeben (einem Meister wie Beethoven gegenüber hat DaS ja sein Bedenkliche»), so müssen wir zuvörderst bekennen, daß derselbe unserer bereit- früher gefaßten Ansicht von der Sache nicht wider sprochen hat. Das Urtheil kann nicht über alle fünf Sonaten dasselbe sein. Am wenigsten innere Be friedigung gewährt hat unS OpuS 10«, Sonate für da- Hammerclavier, beiläufig gesagt eine nähere Bezeichnung, die nicht- Besondere- zu bedeuten hat. Hier finden wir den Vorwurf, daß sich der Meister mit seiner Phantasie ins Unendliche verloren und ein Werk geschaffen hat, welches in Folge seiner kolossalen Dimensionen fast formlos, weil un faßbar, erscheint, gerechtfertigt. Es kann un- nicht beikommen, die Intentionen dev Meister- er gründen zu wollen. Aber selbst wenn wir sie kenn ten, würden wir sie mißbilligen, weil sie Das nicht zu Wege gebracht haben, was wir von der Musik zu nächst erwarten, Anregung für daS Gemnth, ohne welche von einem sittlichen Erfolge der Kunst, der in letzter Instanz maßgebend für den Werth derselben ist, gar nicht die Rede sein kann. Wir wenden unS mit unseren Ausstellungen allerdings zumeist gegen den letzten Satz, den wir bei aller Hochachtung vor der hier aufgewendeten Kunst trotzdem als unschön bezeichnen müssen. Auch der erste Satz geht gewaltig in- Breite, enthält aber im Einzelnen neben vielem Abstrusen auch warm Empfundene-, welche- geeignet ist, für jene» zu entschädigen. Von wunderbarem Eindrücke ist der zweite Satz, der in seinen architek tonischen Verhältnissen »war kaum zu übersehen ist, aber eine Sprache spricht, welcher man sein tiefste- Mitgefühl nicht versagen kann. Nächst der Sonate Opus 10» würde zu reden sein von OpuS 111, deren erster Satz da» Grandioseste ist, wa- in der Form einer Claviersonate je erdacht wurde. Im zweiten Satze führt unS die Phantasie de- Meister- zwar wieder auf ziemlich entlegene Pfade, allein er wird nirgends unschön, ja, erade dieser Satz enthält Partien von ganz wunder arer Klangwirkung. Gegen die übrigen Sonaten, OpuS 101,109 und 110, wüßten wir nicht- Erhebliches einzuwenden, sie enthalten viel für den Geist, aber auch viel für da- Herz; wa» sie bewirken, ist wahre Harmonie der Seele und somit Dasjenige, wa» der Mensch von der Kunst am liebsten entgegennimmt. Gan» besonders animirt haben un- die Schlußsätze von Opus 109 und 110, dieser ein prächtiger Fugensatz mit vorau-gebendem Adagio, jener die geist- und ge- müthvollsten Variationen über ein wunderbar innige« Thema. Daß diese Sonaten nicht häufiger gespielt werden, wir meinen öffentlich (besonder« m Kammer musiken), Da« ist eine Sünde, der man sich schon au« Pietät für den Geist Beethoven'« nicht schuldig machen sollte. Daß die letzten Sonaten Beethoven « schwer zu spielen find. Da» ist richtig. E« genügt da nicht, daß Jemand in allen möglichen Künsten der Technik, von Czerny rückwärts bi« zu Bach, wohl erfahren ist, e« erhört zu einer erfolgreichen Wiedergabe jener Werke vor allen Dingen eine durch und durch mustkalisch« Natur, die nicht nur im Stande ist, unter den Hiero glyphen, welch« die Notenschrift de« letzten Beethoven darbietet, gründlich aufzuräumen, sondern auch die vorhandenen contrapünctischen Räthsel zu lösen, di« Vermittelung zwischen den oft wechselnden Tempi zu finden, und noch Die« und Da«, kur, ein ganzer Künstler, al« welchen di« mMkalisch« Welt Herrn San» v. Vülow läna, kennt. Mas dieser ausgZeich- nete, in feiner Selbstlosigkeit «»zig dastehend« Mann der Kunst gegenwärtig leistet, untzieht sich unserer Kritik. Man kann in einzelnen Dingen ande rer Meinung mit ihm sein. So z. v. erschien un« da« Tempo für verschiedene schnellere Sätze (Schlußsatz von Opus 101 und erster Satz von OpuS 10«) zu schnell, auch vermöchten wir un« nicht damit einverstanden zu erklären, daß der höchst charakteristisch« Anfang von Opu« 111 durch irgend ein Vorspiel und sei dasselbe auch au« Motiven Beet hoven'» (p,iketiqlle) »usammengestellt, abgeschwächt würbe. W»r wünschen, den Recken, der mit dem ersten Septimensprunge in die Arena tritt, zu sehen, wie ihn Beethoven hingestellt hat, frei und ohne Vlstr. Jndeß, DaS find Ansichten, die an der Bedeutung der durch vülow vollzogenen That nicht da» Mindest« ändern. Im Großen und Ganzen beugen wir un gern seiner Aulontät, überzeugt, daß die ihm eigene Auffassung der letzten Veethoven'schen Sonaten für lange Zeit maßgebend bleiben wird. Denn eS dürfte viel Zeit darüber vergehen, bi« wieder ein deutscher Künstler erscheinen wird, der eS vermag, in einem Abende frei aus dem Gedächt nisse die letzten fünf Sonaten von Beeihoven zu spielen, wie HanS von Bülow. M. Vogel. vermischtes * volkmarSdorf, 11. März. Am verganqenen Sonntage, Nachmittag- 3 Uhr, hatte der Herr Lehrer Nebe ll. hier mit den Schülerinnen der l. Mädchen- classe im hiesigen Schulsaale, zum Besten de» „Flügelfond-", ein Concert veranstaltet, welche- durch die freundliche Mitwirkung de- Männergesang- vereinS „SängerkreiS" zu Leipzig unter Direktion de- Herrn Musikdirektors V. E. Neßler eine be sondere Anziehungskraft und Weihe erhielt. Waren eS eineStheil» die schmucklosen sinnigen Volksweisen der »arten Kinderstimmen, welche den Hörer erbau ten, so waren et anderntheilS die prachtvollen Männer- chöre, welche mit Reinheit, Präcifion und guter Nuancirung zu Gehör kamen. Jede Nummer de» reichhaltigen Programm», welche- wir hier nicht i» Einzelnen anzuführen brauchen, wurde nebst den bei fall-würdigen Sologesängen mit rauschenden Accla- mattonen belohnt. SodlLkckooßoll IsÜMSleieelL«» ?l«rS»a«oT»ii empfiehlt zu Fabrikpreisen VUo öiwSdiUlS, Lj. WM. A. Dvr m kmMIM ^ttvobl in verlli in vriginalflaschen ö 1 «0 ^ ist eine au» 100 verschiedenen Fruchtsäften und Wein bereitete GesundheitS-Limonade. welche regenerirend stärkend und belebend auf den menschlichen Organis mus einwirkt und namentlich bei Mageuletbe». Verdauungsbeschwerde«. vlutarmuth »st s großem Nutzen angewendet wird, wa- durch Tausend« von Attesten und gerichtlich anerkannten Zeugnissen bestätigt ist. 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EverS und Herrn l-ie. Merbach, Abend- 8 Uhr Hr. bic Merbach, Früy 9 Uhr Hr. 0. ideal. Fncke, '/,9 Uhr Beichte bei demselben. Abend- 6 ll.Hr.Archidiak.lft. Hartung. Früh 9 Uhr Hr. 0. ideal, vaur, Abend- 6 llhr Hr. Cand. Lindner vo« Pred.-Coll., St. Johanni»: Früh 9 llhr Hr. Pastor vr. König, Lommumon, Beichte VL> Uhr. St. Georg: Früh 9 llhr Hr. Pastor Tranzschel, St. Jacob: Früh 9 U. Hr. Pfarrer vr. Michaeli«, reform. Kirche: Früh 9 llhr Hr. vr. Howard, in Connewitz: Früh 9 Uhr Hr. v. Müller, Comniunwn, Beichte '/,« Uhr. Nachm. 9 llhr Betstunde, in Lindenau: Früh 10 Uhr Hr. k. vr. Schütz, verbunden mit Connnunwn. dlv. Auch wird an diesem Bußtage eine Collect« für die Zwecke der innen, Mission der evang.-luth. Kirche vor den Thüren sämmtlicher Kirchen gesammelt werden. Et. Nicolai: Neukirch«: St. Petri: Et. Pauli: Vesten der Liebäswerk« der innen» Mission. In Gohli« früh » Uhr GotteSdienst mit > tzlbeudmahll '/^» Uhr. — Collect« »um innen» Mission. >le«. Predigt: Hr. ?. vr. Beste» der Liek de« Beicht« ke der
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