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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187904176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-04
- Tag1879-04-17
- Monat1879-04
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1879
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2i34 erste Gehülsr des Direktor», Namen» Eichstedt, ein Deutscher, in Rußland geboren und erlogen. Die verhafteten sollen der Theilnahme au der re«! volutionüren Bewegung überführt sein, die «an»«! Entdeckung jedoch war nicht so wichtig. Die Typen aaben der Polizei keinerlei >nhalt» und obgleich viel« Papiere »orgesunden wurden gelangle man doch nicht zum Schlüssel de» Geheimnisse». Der Sitz der Haupt- druckerei blieb nach w»e vor unbekannt. Dahingegen vergingen noch nicht drei Tage, und man fand den Lerräther i« Gasthaus« Mamontow in Moskau er mordet. Aus seine Brust war ein Zettel geheftet, auf dem zu lesen stand: „Gerichtet auf Befehl de» Revo- lutionScomitt. Tod den Verräthern!" Niemand kennt in «»»kau den Namen de» Ermordeten, der mit einem falschen Paß reiste, doch die Eemla i Ewaboda ließ ihre Leser nicht lange über den Fall im Unklaren Lag» daraus berichtet, sie: „Am S. März wurde der BerrSther Reinstein im Mamontow'schen Gasthause zum Mo-kau hingerichtet. Reinstem, ein polnischer Jude, verrieth der dritten Abtheilung den Sitz von zweien unserer Druckereien, dafür tödteten wir ihn. Die Regierung mag sich übrigens keine unnöchigeu Ausgaben machen, sie hat bei den Haussuchungen nicht» WerthvolleS gefunden. Unangenehm ist un» höchsten», daß den Häschern da» RedactionSporteseuille in die Hände gefallen ist; da wir aber niemals einen Artikel unterzeichnen, so hat auch da» weiter Nicht» auf sich. Mil Geld wird man bei un» überhaupt keine Verräther ködern, denn Reinstem war blo» ein Agent, vertreib er von Zeitungen: wir verfügen über solche Summen, daß unsere Leute den Lockungen de» Golde» widerstehen können. Kostet un» doch die Hinrichtung Mesenzew'S 6000 Rub»l und die Krapotkm's ungefähr eben so von Mauteussel schon definitiv Abftand ge nommen sei, bedarf mindesten» noch der Be stätig« g. lieber die verschiedenen Anträge, welch« i« vundesrathe bezüglich der Regelung de» Gütertarifwesen» ans den dentschen E-seu- bahnen gestellt, bezw. angenommen worden sind, ist schon berichtet worden. Unbekannt ist dagegen bislang folgende Erklärung de-königl. sächsischen Bevollmächtigten geblieben: Die königl. sächsische Regierung könne zwar der in dem Antrag« ausgesprochenen Ansicht, daß die aesetzliche Festsetzung der Larifmaßregeln dem Reiche zustebe, in dieser Allgemeinheit nicht bei- pflichtm, wolle jedoch der Berufung eines außer ordentlichen Au-schusse» behufS der versuchsweisen Ausarbeitung eine» Gesetzentwurf» über da» Güter tarifwesen unter der in dem württembergischen Anträge enthaltenen Voraussetzung (daß den An sichten der einzelnen Regierungen über Grenzen und Umfang de» Gesetze» nicht präjudicirt werde) nicht entgegentreten. Der königlich bayerische Bevollmächtigte ent hielt sich, im Hinblick aus die Bayern durch die Verfassung gewährten Reservatrechte, der Abstim- mung. Wie eS heißt, erhält Bavnm trotzdem eine Stimme in dem zu bildenden Sonderausschüsse, weil angenommen wird, daß Bayern da« festzu stellende Tarifgefetz dann auch für sich acceptiren wird. Die Motive zu dem Zolltarif sind auf dem Bureau de» Reichstag* nunmehr eingegangen; viel, und trotzdem liegen fortwährend baare 400,0001 e» wird jedoch bei dem großen Umfang diese» Rudel zu unserer Verfügung, um unser Werk bis zu I Actenstücke» wohl da» Ende der Woche heran- Ende durchzuführen. Eine frechere Sprache inmitten der Hauptstadt deS Zarenreiche» gegenüber der so gefürchteten dritten Abtheilung mit all ihren GarodowoiS und Geheim polizisten kann e» unmöglich geben. Die Polizei war außer sich. Man verhaftet« an die 300 Personen, aber keinen Schuldigen, und die Revolutionspresse machte sich obendrein noch über den blinden Eifer ihrer Verfolger luftig. Die moralische Tragweite dieser Proclamationen wurde immer bedenklicher. Da» gemeine, zum Aberglauben sehr geneigt« Volk meinte, die Verschwörer seien mit dem Gottseibeiuns im Bunde, verständigere Leute aber legten sich die einfache Frage vor: WaS für Leute mögen Da» sein, die ungestraft mit solch unerhörter Frechheit austreten können? Studenten? —nun und nimmermehr! Den armen Teufeln gebricht Macht und Mittel auch nur zu dem tausendsten Theil von Dem, waS geschehen. Also einflußreichere Persönlichkeiten. DaS gab Anlaß zu» Denken, und man schwieg, denn man begann zu fürchten." Die bezeichnet« Petersburger Correspondenz schließt mit folgenden Betrachtungen: „Niemandem, der die hiesigen Verhältnisse einigermaßen kennt, kann e» nach allem Dem mehr zweifelhaft sein, daß die Verschwörer mächtige Verbindungen besitzen, die bi» in die Sitzungen der Minister, ja selbst bis in die dritte Abtheilung hinein, ihre geschickten Fäden gezogen haben. Und wenn e» auch blo» Kammerdiener und Lakaien sind, die dort im Solde der Socialisten stehen, gewiß ist, daß die Verschwo renen von jedem Anschlag, der gegen sie geschmiedet wird, früher Keuntniß erhalten' als Diejenigen, die beauftragt find denselben auszuführen. Ruß land krankt an einem bekannten großen Uebel, da« al- Ursprung der heutigen Bewegung angesehen werden kann: e« ist die Bestechlichkeit und Unred lichkeit. Ohne Bestechlichkeit keine derartigen fort gesetzten Ungerechtigkeiten, und ohne diese keine Unzufriedenheit, die schließlich in Revolution au»- artet Ohne die Bestechlichkeit und Unredlichkeit der russischen Beamten säße die ganze Socialisten bande längst hinter Schloß und Riegel". Rußland hat nun an seiner sittlichen und poli tischen Wiedergeburt zu arbeiten; möge ihm der Erfolg zur Seite stehen! kommen, bi» die Drucksachen den Abgeordneten zugehen können ES besteht jetzt sicher die Absicht, dem Reichstage eine Vorlage über Aenderungen de» Reichsgesetzes vom 6. Juni 1870 betreffs de» UnterstützungS Wohnsitze» zu machen. Insbesondere wäre 1) als AnfangSfrist für den Lauf der im Gesetze festgesetzten Fristen statt de» 24. da» 21. Lebensjahr zu bestimmen, und überdies 2) die Dauer der eben erwähnten Fristen von zwei auf ein Jahr h.'rabzusetzen; ferner 3) die Anordnung, wonach der OrtSarmenverband des Dienstorte» verpflichtet ist, Personen, welche im Gesindedienste stehen, Gesellen, Gewerbegehülfen und Lehrlingen, welche am Dienstorte erkranken, während eine» Zeiträume» von sechs Wochen die erforderliche Cur und Verpflegung zu gewähren, auch auf Fabrikar beiter, land- und forstwirthschaftliche Arbeiter auSzu- dehnen und statt sechs Wochen drei Monate zu setzen; zur Erleichterung de» Beweise» der Landarmen Politische Ilebersichl. Leipzig, 1«. April. Rach übereinstimmenden Nachrichten auS Ber liu ist da» Wohlbefinden deS Kaiser» ein fast über Erwarten günstige». Der hohe Herr hat den letzten Unfall mit Leichtigkeit überwunden und so verlautet denn au» guter Quelle, daß entgegen de» früheren Gerüchten, wonach da» kaiserliche Paar den Tag der goldenen Hochreit in ver-»^ ^ ^ ^ - «.genschaft diese anzunehmen nicht nur, wenn der Unterstützte keinen UnterstützungSwohnsitz hat, sondern auch, wenn ein solcher sich nicht ermitteln läßt; 5) dem Gesetze eine Bestimmung einzufügen, wonach e» in ähnlicher Weise, wie nach dem preußischen Gesetze vom 81. Mai 18b5 der Fall gewesen, den Behörden wiederum die Befugniß beilegt, Personen, deren nicht arbeitsfähigen Angehörigen öffentliche Unterstützung gewährt werden muß, ohne vorhergehend« gerichtliche Procedur zur Arbeit inner- oder außerhalb eine- ArbeitSbauseS anzuhalten. Den preußischen Be hörden ist bereit» aufgegeben worden, auch durch die OrtSbehörden über vorerwähnte fünf Puncte gutacht liche Aeußerungen einzuziehen und dabei gleichzeitig sonstige für nothwend'g erachtete Aenderungen deS mehrerwähnten Gesetze» zur Sprache bringen zu lassen. AIS besonders erwünscht wird e» bezeichnet, wenn die Vorschläge durch gesammelte» statistische» Material begründet werden könnten Eine Reihe von Socialdemokraten, Vor standsmitglieder der Metallarbeiter, Klempner »nd Tischler, waren vom Zuchtpolizeigericht zu Köln von der Beschuldigung, in ihrem Kranken- rc.-Cassen-verband politische Erörterungen ge pflogen und Verbindungen mit ähnlichen socia- listischen Vereinen unterhalten zu haben, freige sprochen worden. In der AppellaiionS-Iastanz kamen sie nicht so glimpflich davon. Von circa 18 Beschuldigten wurden vor einigen Tagen 10 verurtheilt: 1 zu 4 Wochen, 2 zu je 14 Tagen und 1 zu 6 Tagen Gefängniß und 6 zu je 30 Mark Geldbuße. Bei den Metallarbeitern wurde die Beschuldigung durch bei der Haussuchung Vorge fundene Briese erhärtet. Der Landtag de» Herzogthum» Sachsen- Meiningen ist auf Sonntag, den 27. April e. voraussichtlich zu einer längeren Session einberufen. Unter den vielen Vorlagen wird die wichtigste der Etat für 1880/82 abgeben, der au» Veranlassung schloffen« Sache ist, daß die Jubelfeier m Berlin stattfindet. Gauz Europa wird dem seltenen Feste de» durch Macht, Ruhm und hohe- Alter gleich auSgereichneten Herrscherpaare- seine Theilnahme beweisen. Außer den deutschen Fürsten «nd den nahe verwandten Herrschern sollen bereit» die Kaiser vo« Oesterreich und Rußland, die Könige von Italien »nd Spanien rc. ihren Besuch ange kündigt haben. Der Sohn de» Kaiser» wird sich im Auf träge seine» erlauchten Vater» im verlause diese» Jahre« umfassenden «ilitatrischen Aufgaben und- me». I« Zusammenhänge damit werden im Re- sidenzschloffe z» Würz bürg zur Zeit bauliche Veränderungen vorgenommen, da dasselbe Sr. K. K. Hoheit dem Kronprinzen während dessen im Herbste vorzunehmenden Inspektion de» 2. bayerischen Armeecorp» vom Könige z»r Verfügung gestellt werde» soll. Der BundeSrath wird in etwa zehn Tagen seine Arbeiten wieder a»fuehmen. Dieselben wer- den sich zunächst denjenigen Gegenständen zuwen- den, welche der Reichst aa noch in dieser Session erledigen soll. Dahin dürfte in erster Reibe die Vorlage wegen der Verwaltungs-Organisation von Elsaß-Lothringen gehören, wozu die Vorarbeiten ziemlich weit gefördert sind. Die Frage «ach Ernennung eine» künftigen Statt- Halters in den ReickSlanden wird bi» zur An nahme de» Gesetze» durch den Reichstag erledigt sein; früher ist indeß Bestimmte» darüber schwer lich zu erwarten Die Angabe, daß von der Er nennung de» General-Feldmarschall» Freiherrn allein eine GehaltSregulirung der Iustizbeamten, foudern aller Staatsbeamten bringen wirb. Außer dem kommen eine ganze Reihe von den sämmt- lichen thüringischen Staaten in den Grundzügen gemeinschaftlich vereinbarter Au»sUhrung»gesetze zu den verschiedenen Reichsjustiz gesetzen zur Vorlage. » » » Die „egvptische Frage" umschwebt ein ziem lich tiefe» Duster, welche» an eine „egyplifche Finsterniß" heranstreift. Man schreibt lun» vom DienStag au» Berlin: „In hiesigen diploma tischen Kreisen wird auf Grund specieller Mit« theilungen behauptet, daß dem Anerbieten der Pforte, den Vicekönig von Egypten durch Ha lim Pascha zu ersetzen, eine zwischen dem Sultan und dem Khedive vereinbarte Intrigue zu Grunde liege, welche darauf berechnet sei, einen Confiict zwischen England und Frankreich herbeizuführen. Man erwartet angeblich in Kon- stantinopel, daß der Khedive dem Absetzung»- Firma» nicht Folge leiste, und hat diesen auch unter der Haud hierüber verständigt. Man nimmt an, daß Frankreich in diesem Falle i« Interesse der französischen Coupons-Gläubiger eine bewaffnete Intervention verlangen werde, wozu bei der eng lischen Regierung, wie man in Konstantinopel so wohl wie in Alexandrien weiß, eine Neigung nicht vorhanden ist. DaS AbsetzungSdecret wurde von dem hiesigen Vertreter einer Großmacht al» „Zank apfel" bezeichnet, der bestimmt sei, die englisch- französische Entente zu Fall zu bringen." Regierungsseitig wird noch immer „dem ver nehmen nach" behauptet, die Pforte hätte den Khedive telegraphisch ausgesordert, die Minister Wils»» und VltiaiLre» wieder in ihre Stelle» eivzusetzeu, widrigenfalls seine Absetzung erfolgen würde. Der Londoner „Daily Telegraph" wiederholt al» autbeutische, „absolut wahre" Thal sache, daß der Sultan sich freiwillig erboten habe, den Khedive abzusetzeu und dessen Oheim, Halim Pascha, auf einem türkische» Schiffe nach Alexan drien zu schicken Auch in Bezug auf Ostrumelien und die übrigen heiklen Puncte de» Berliner Vertrage» lauten die Nachrichten verworren und widerspruchs voll. Ein unter dem Vorsitze de» Sultan» am Dienstag stattgehabter Ministerrath, zu welchem auch die hervorragendsten türkischen Generale ge zogen waren, beschäftigte sich mit der ostrume- tischen Frage, mit der Convention von Novi- bazar und der griechischen Frage. Auch einige albanefische Notabel» nahmen an dem Mivister- rathe Theil. ES wurde beschlossen, in den näch- sten Tagen die Berathung der Detail» der Con vention bezüglich NovibazarS zu beginnen. — Eine Brigade oftrumelischer Miliz hatte Burgo» be setzt. — Die albanefische Liga hat beschlossen, gegen einen Einmarsch der Oesterreicher in Novi- bazar Widerstand zu leisten. — Die Pariser „Röpublnjue fi-Ln^aise" hat Grund zu der An nahme, daß da» Project einer gemischten Okkupation Ostrumelien» von den Mächten definitiv aufgegeben sei. Die Verlängerung der Ge walten der internationalen ostrumelischen Com mission um 1 Jahr bilde die bislang angenommene Basis der neueu jetzt im Zuge befindlichen Ver handlungen. Die Frage der Besetzung der Balkan- Pässe durch die Türken werde bi» zu einem bi scht noch nicht bestimmten Zeitpunkte zurückgesteüt werden, da die GrenzregulirungScommissiosn die neue Grenze noch nicht fest bestimmt habe. — Die Antihassunisten haben an die Pforte da» Verlangen gestellt, ihnen die Ermächtigung zur Wahl eineS neuen Patriarchen zu verleihen. Auch im Czarthum Polen terrorisirt die revo lutionäre Camarilla die Bevölkerung. AuS Warschau schreibt man der „O. Z " vom 10. April: „Die hiesigen Beamtenkreise sind seit einigen Tagen von einer wahren Panik ergriffen, seitdem in denselben bekannt geworden ist, daß eine Anzahl hiesiger hochgestellter Beamten — man spricht von 12 —, darunter mehrere Generale, von dem geheimen nihilistischen Centralcomitb in Petersburg Drohbriefe zugeschickt erhalten haben, worin ihnen angekündigt wird, daß, wenn sie ihr Verhalten gegen die hier in Untersuchungshaft be findlichen Nihilisten nicht ändern, die Todesstrafe unverzüglich an ihnen werde vollstreckt werden. Die Polizei ist Tag und Nacht auf den Beinen, um die Urheber und Verbreiter dieser Drohbriefe, die mit gutem Grunde hier in der Stadt ver- muthet werden, zu ermitteln; doch haben ihre Nachforschungen bi» jetzt nicht den geringsten Er folg gehabt" Die von den' Pest gebieten zurückkehrenden deutschen und österreichisch-ungarischen Delegirten sind am Sonnabend wohlbehalten in MoSka« eingetroffen. Der Reichsverein für Sachsen wird am Sonntag den 27. April in Leipzig seine Jahresversammlung abhaltcn Auf der Tagesordnung steht zuvörderst der vom Vorstand zu erstattende Geschäftsbericht, dem e» a gewiß nicht an Lichtseiten fehlen wird, aber frei- ich auch nicht an Schattenseiten. Beide vorzuführen, Gewinn und Verlust ehrlich gegen einander adzu wägen, ist ebenso sehr Pflicht einer ernsten Partei eitung, wie e» Pfl cht eine» ordnungsliebenden Ge> chäftSmanneS ist, am Schluffe deS Jahre» die Bilanz u ziehen und sich klare Rechenschaft über den Stand einer Geschäfte zu geben — wie auch da» Resultat auSfallen möge. Betrachten wir zuerst die Lichtseiten, so tritt un» chon der unveränderte, nach wie vor gesicherte Fort bestand deS Vereins al» eine erfreuliche Thatsache entgegen. Denn die nationalen und liberalen Elemente in Sachsen, deren Sammelpunkt der Reich»- verein ist, batten gerade in dem abgelaufenen Jahre mit einer Ungunst der allgemeinen politischen Ver hältnisse zu kämpfen, wie sie seit dem JnSlebentreten de» Verein» noch nicht dagewesen war. Die extremen Strömungen, welche die Bevölkerung unsere» Lande» in weiten Kreisen durchziehen und zwischen denen I kür > der Reichsverein in der Mitte steht, hielten in diesem I verhält es sich auch schon in der That. Freihändler und Lchutzzöllner gehören dem Verein an und find ib» auch im vergangenen Jahr«, in welche« die Wellen de» wirlhschaftlichen Zwiste» ja so hoch und heftig gingen, treu aebtieben. Wir können nur wünschen, daß diese friedlich vermittelnde Richtung, die dem Verein durch seine Zusammensetzung gerade- zu vorgeschrieben ist, auch in der Besprechung der allgemeinen politischen Lag«, welche neben den sonsti gen geschäftlichen Angelegenheiten auf der Tagesord nung der Generalversammlung steht, von allen Seit« eingehalten werde. Daß der Reich»verein oder die Richtung, die er i« Lande dertritt, auch im vergangenen Jahre in Bezug auf äußerlich« Ausbreitung und Organisation einige Fortschritte gemacht hat, wurde schon auge deutet. TheilS auf Anregung de» Centralveretnt. theil» unabhängig von ihm, aber in seinem Geiste und in inniger Fühlung mit ihm entstanden verschi«. dene neue Ort»- und Bezirksvereine, so namentlich im 14. Reich-tagSwahIkreise (Verna r:.), im SO Wahlkreise (Zschopau rc) und in den beiden vogt- ländischen Kreisen (28.Reich«nbach rc.und 83. Plauen rc.). Sowohl die neuen Vereine und Verbände al» die be reit» früher bestandenen wurden vom Lentralpuncte au» durch Schrift und Wort, durch Correspouden»- und Flugblätter und durch rednerisch« Kräfte nach Möglichkeit unterstützt. Die Neugestaltung unserer Partei im Zschopauer Wahlkreise war eine Frucht der bitteren Erfahrungen, die unsere dortigen Freunde bei den letzten Reichs- tagSwahlen gemacht hatten. Dieselben waren ohne genügende Organisation in den Kampf gezogen und so ging der Wahlkreis an die Lonservativen ver loren, denen die Strömung de» Augenblick» günstig war. Betrübende Verluste hatte die Partei ferner in den Wahlkreisen Frankenberg, Freiberg und Löbau zu verzeichnen. Daß diese Scharten nur durch eine rege und regelmäßige BereinSthätigkett auch in der Zeit de» Wahlfrieden» auSzuwetzen find, hat man wohl eingesehen, auch vielfach nach dieser Einficht gehandelt, doch bleibt in dieser Beziehung noch gar Manche» zu wünschen übrig. Zwar giebt e» nur noch wenige Bezirke, in denen e» an einem festen Rahmen für die Organisation der Partei fehlte; doch ist. um diesen mtt lebendigem, immer neuem und frischem Inhalte zu erfüllen, noch mehr Gewicht al» bisher auf die Bildung kleinerer OrtSvereine zu eqen, die am leichtesten ben An schluß an örtliche Beziehungen und an praktische Bc- dürfnißfraaen zu finden vermögen. Daß gerade auf diesen Anschluß das Meiste ankommt, daß ohne ihn alle politische Parteithätigkeit, alle Führung und An regung wirkung-loS verpuffen würde, braucht wohl nicht erst klar gemacht zu werden. Auch braucht kaum darauf hingedeutet zu werden, daß andere ähnlich« Vereinigurmen in unserem deutschen Vaterland«, wie z. B. der Deutsche Verein in den Rheinlanden, denn doch noch über ganz andere Mitgliederzahlen und Mittel zu verfügen haben, al» unser ReichSverein. Dennoch darf auch dieser Verein sich sagen, daß er nach Kräften sein« Pflicht erfüllt, und er darf muthig in die Zukunft hinauSsteuern, da er unter einem guten Zeichen fährt. Er hat die Sache de» Reiche» zu der seiniaen gemach, und wie La» Reich trotz aller wirlhschaftlichen Weben und Spaltungen vor wärts gehen wird, so möge auch der RetchSverei» 1u dem neu anjutretenden Jahre unter freundlicher» Verhältnissen wachsen und blühen l (Correspondenz d. R.-V. f. v.) Pspvloü a.v«oA«i» 3». K«ieli88ti-»»8v, I. Liugv. ketor Llcbtsr^G A«k. DM- v»k« ävm vrübl. -MG ävssvrMvödllllel» VUIIzr Jahre nicht nur an, sondern wuchsen vielfach zu ver-1 ^ Vultzö»»» närkter Gewalt auf. Vor dem Wendepunkte der un 4» Al »li-llv», „eben 6,kt Sterenr seligen Attentate war e» die revolutionäre Social- demokratie, nachdenselbendieconservativ-varticu- lariftische Richtung, die der deutschen, gemäßigt libera- Wck. KM«, MiM, lÄser AM- Mani»,«toffe Meter 1V.-8V, DM- "V. MSbel Lamaft u. -RtpS Meter 8'/. u. 8>l 8MSM. LMM klsntM». Kloüerv»Mii - veeke». >M- Da» Lage, bestntzel sich MG GM- auch wiitzreutz der Messe L. S (k li 230). V,8ckea unä Istosternieirei, 60 u. 7b ^ Strodstütv llercen, v»men u. Kioäer von KO /ä »» empüebii in reicker Xnsvrkl äie 8tsobtiols»orill von 7'kom»«Ilicet>tiol blo. st oeden 6»kt Slerenr » (AUIulvi Svckstr»»»« S.) lwltlrl« 8 3111 I k«,ot «arde^ I»8elieiitiiei>er dieser trotzdem, trotz de» wirlhschaftlichen Nothstande», au» welchem die Gegner einer freisinnigen Reichs- Politik Lapital schlugen, trotz der Mißverständnisse, die sich in da» seither so freundliche und förderliche verhältniß »wischen der Regierung und der nationalliberalen Partei einschlichen, trotz de» in der Partei selbst zu Tage tretenden Gegensätze» »wischen Freihändlern und Schutzzöllnern fortfuhr zu bestehen, >a hier und dort frische Schößlinge zu trei ben, neue Freunde zu erwerben wußte —, so hat er mm vmrinäelo empkog in neue» Ll»»tern Ällaarll Aovd, ------- iss. en gro« u. en ärt,'! zu fetzr billtgev Preisen empfiehlt L. k. Ldvrt, Vürfsh-ißchen 2. I vLMMLzcile LIMi-vtkelie seine Lebensfähigkeit krästig bewährt. Diese Erfahrung ist geeignet, die Anhänger de» Verein- mit Befriedigung zu erfüllen, ihnen Math einzuaeben für die Kämpfe der Zukunft: zugleich aber giebt ste ihnen auch einen lehrreichen Fingerzeig für »hre fernere Arbeit. Sie mahnt zur Festhaltung der bisher verfolgten Richtung, ste warnt vor der Hinein etgeuer Fabrikalt,« nach gut sitzeube» Tchuttte«. «eichSstratze Nr. Lll. Ltllck«rv»Lva0soll«>i empfiehlt billigst traguug wirthschaftlicher Schul- und Jnteressenfragen OllO 25. in da, Programm einer politischen Partei, deren I .»uiltziieriic,, Ziele in allererster Linie politische find und bleiben sollen. Wer auf dem voden einer nationalen und aemäßigt liberalen Politik steht, deren Aufgaben noch lange nicht gelöst, deren Wirkungskreis noch lange nicht abgeschlossen ist, der stebt auf dem Boden de» Rnch»ver«in», bat m ihm Platz und ist ihm al» Bundesgenosse willkommen — mag er in Zoll- und Tariffragrn denken wie er wolle, mag er der freien internationalen Loncurrenz oder dem „ Schutze der nationalen Arbeit" da» Wort reden. So räunutl'che welche tu be« hiesige« «chuie» un» JuMtuie« riugesützrt, sind, wie früher, auch in diesem Jahr« gut und »auertzaft gebunden zu den btligfte« Preisen vorräthig >n der Univrrsttättstraße Nr. 1», Paulinum, dem Gewand- gäßchen gegenüber.
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