Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187904193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-04
- Tag1879-04-19
- Monat1879-04
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1879
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2174 Aultau uu- LheLivk. vi Per«, 13. April. Der Staatsstreich d«s Khedive hat in den hiesigen diplomatffchen Kreisen große Aufregung hervorgernfea. Da man den nicht sehr «uthtgen Charakter I-mail'- kennt, dachte man sofort an «ine au-wärtige Ivtrigne, »ad der verdacht lenkte sich ans die Pforte, de» Sultan (1) «nd Rußland. Die in Vieser Beziehung in türkischen Kreisen cir culireudeu Versionen, welchen allerdings der Charakter des Tatsächlichen nicht zuerkannt werde» kann, lassen 'uh in folgender D«fe vernehme». vor etwa drei Wochen wurde ein Adjutant de» SnltanS nach Kairo gesendet, nm den Khedive zur Ikü^heit z» mahnen und ihm zu rathen. sich vea Wünschen der Westmächte zu fügen. Heute ist man in Stambul überzeugt, daß Abdnl Hamid dem Khedive vielmehr augerathen habe, die auswärtige Einmischung in seine Angelegen heiten zurückzuweisen »nd sich a»s seine Unab hängigkeit z» berufen. Abdul Hamid, sagt man, wolUe sehen, wie weit die Geduld und Lanamulh der West»ächte reiche, um darnach eventuell seine eigene Haltung einzurichten. Jedermann weiß anderseits, daß der Khedive ebenso ergebene wie einflußreiche Parteigänger in der nnmittel baren Umgebung d«S Sultans besitzt. Der eiste Secretair des Palastes ist Riza Bei (ein Sohn Moukhtar Pascha'»), welcher lange Zeit die GtMe eine- diplomatischen Agenten de- Khedive in Konstantiuopel bekleidete und selbstverständlich oft »nd erfolgreich testen Sache im Palaste führte. Derselbe Riza Bei ist der Schwager OS man Pascha'-, und Jedermann kennt den Abscheu be setzteren vor den Europäern und weiß, daß er »naufhörlich dem Sultan räth, als Herr in seinem Hause zu handeln, seine Rechte und seine Souveraruetät zu behaupten. Andererseits gilt Osman Pascha als der russischen Sache gewonnen und man bHauplet, daß die egyptische Afsaire unr eine große russische Intrigue sei, bei welcher Osman Pascha der russischen Diplomatie al- Werkzeug gedient hätte. Als die Vorgänge von Kairo hier bekannt wurden, zeigte nur der Großvezier sein Er staunen, während die Mehrzahl seiner College» die Sache ganz natürlich zu finden schien und »an i« PalaiS des Sultan-, wie man versichert, sich vergnügt die Hände rieb. In den Bureaur der Pforte herrscht nur eine Stimme über den Muth und die Energie, welche der Khedive den ^GiaurS" (Christen. D. R.) gegenüber au den Tag gelegt. Wenn «an diesen Leuten sagt, daß der Sultan den Khedive absetzen oder die Erbfolge-Ordnung ändern und den Prinzen Halim auf den Thron erheben werde, so erwi dern sie, daß Nicht- von alledem geschehen werde, und zwar aus mehreren Gründen: Zunächst, weil der Sultan das Verhalten des Bicekönig» voll ständig billige, dann, weil ISmail Pascha, wiewohl znr Hälfte ruinirt, noch reich genug sei, um alle Inwohner de- PalaiS zu erkaufen, während fein Onkel, Prinz Halim, vollständig ruinirt ist. UebrigenS, fügt man hinzu, würde Halim genau so regieren, wie sein Neste; wozu also der Wechsel? Lhereddin Pascha, der Großvezier, hingegen soll da- Verhalten de- Khedive offen gcmißbllltgt haben. E» ist aber sehr möglich, daß dieser Zwi schenfall in einer den Wünschen des GroßvezierS ganz entgegengesetzten Weise zum Abschlüsse ge langt und sogar seine eigene Ungnade nach sich ziebt, worauf mehr als ein Symptom hindeutet. Als Mr. Fournier sich am 2. d. M. vom Sultan verabschiedete, sagte er demselben: „Ew. Majestät wolle mir versprechen, daß ich bei meiner Rückkunft Shereddin Pascha noch alS Großvezier finden werde" Der Sultan lachte und ertheilte eine ausweichende Antwort. Die Stellung de- Groß- vezier- ist in der That seit Längerem ernstlich erschüttert. Zudem ist dem Großvezier folgender schlimme Streich gespielt worden. Khereddin hatte seine vordem in arabischer und französischer Sprache publicirtc Broschüre „Ueber die nothwendigen Re- formen in den muselmännischen Staaten" von seinem Freunde und ehemaligen Sekretär, Selim Karr iS Efsendi, dem Chrfredacteur des großen »rabischen Blatt«s „Djewaib" ir- Türkische Uber« " setzen »nd ve. öffentlichen lasten. In einem PassuS dieser Broschüre führt Kher-Pdin, um zu zeigen, daß die muselmännische Verfassung eine wesentlich demokratische und liberale sei, au-, wie und in welchen Fällen die Nachfolger des Khalifen abgesetzt werden könnten. Dieser unterstrichene PassuS wurde von perfiden Händen dem Sultan unter die Augen ge- bracht, welcher, darüber indignirt, den Befehl er theilte, sämmtliche Eremplare der Broschüre bei dem Herausgeber mit Beschlag zn belegen. Die Dazwischenkunft de- englischen Geschäftsträger- Malet verhinderte die sosortigeAuSsÜhrung dieses Befehl«-, der aber durchaus nicht widerrufen, son dern nur aufgeschoben ist. An dem Tage, an wel chem diese Beschlagnahme vor sich gehen wird, wird Khereddin Pascha aufhören, Großvezier zu sein. Kadri Pascha wird schon jetzt offen al lem Nachfolger bezeichnet. Die Unterhandlungen über die gemischte Occu- pation Ost-Numeliens haben Khereddin Pascha viel zu schaffen gemacht, welcher nach einander pH« besonderen kl folg zwei verfchiedine Projekte vdrlegte. Das erste derselbe», dahin gehend, die Vollmachten der Commission verlängern und Burga«. sowie die Ichtiman-Päsfe durch türkische Truppen occupiren zn lasten, wurde zu allererst durch die Russep abgelehvt, welche erklärten, überhaupt die Theilnahme der Türken an der ge mischten Okkupation nicht dulden zu wollen. In Erwiderung hierauf erklärte die Pforte sich bereit, uicht einen einzigen Soldaten nach Rumeliea zu seuden; man möge aber die Russen gleichfalls von der Oreupatiou auSschließeu und letztere nur durch die neutralen Mächte vollziehen laste». Dieser Vorschlag hatte keine Chance, von den Rüsten «cceptirt zu werden, und »an zieht be kanntlich gegenwärtig andere Combinattoven in den KreiS der Erwägnngev. (Ein Interim »ater Ale ko Pascha als Ger eralgouverneur. D. R.) Politische Uebersicht. Leiptts, 18. April. Ueber einen Theil der Umgebung Potsdam ist der „Belagerungszustand" verhängt worden, um den deutschen Kronprinzen in ferner Sommer« residevz vor Attentaten zu schützen. Lauter „honnete" Revolutionaire wohnen nun einmal nicht in und um Berlin, wie dem Polizeipräsidenten Madai bester als dem Abgeordneten Rudolf Birchow wohl bekannt sein mag. Man schreibt uns in dieser An gelegenheit»»»« Donnerstag aus Berlin: „Ander Spitze der heut« erschienenen Potsdamer Blätter findet sich in fetter Schrift folgende Bekanntmachung: „Bon heute ab bi- auf Weitere- wird da- Be- treten de- Neuen PalaiS und de- demselben Zunächst gelegenen Thcils de- Sanssouci- Parke- in gleicber Weise wie durch die Bekannt machung vom Juni vorigen Jahre- untersagt. Die Avschließung geschieht durch Militaii Posten. Zuwiderhandelnde haben sofortige Arrrlirung und demnächst event. Bestrafung zu gewärtigen. Pot-tam, den 16. April 187S. König!. Garten- Intendantur. König!. Commandantur. DaS Neue Palais dient bekanntlich dem kronprinz- lichen Paare zum Gommeraufenthalt »nd wird von diesem bereit- morgen, unmittelbar nach der Rückkehr au- Wiesbaden, bezogen werden. Bon einer Absperrung gegen da- Publicum war vor den Attentaten de- vorigen Sommer- hier so wenig wie in Babel-berg, der Sommerresidenz des KaiferS, die Rede." In den Kreiseu der preußischen Richter herrscht große und leider nicht ungerechtfertigte Verstimmung wegen der noch immer andauernden Ungewißheit de- Schicksals, das ihrer vom 1. Oc- tobrr ad harrt. „ES wird bestimmt behauptet — so wird un» aus Berlin geschrieben — daß schon im Monat Februar im Justizministerium ein voll ständiger Plan der Besetzung sämmtlicher Richter stellen der Monarchie, an den Oberlandes-, Land- und AmtSgerich.en, ausgearbeitet worden sei und daß noch im März die Absicht bestanden habe, jedem Einzelnen (wie auch allgemein erwartet wurde und im vorigen Jahre vom Landtage unzweifelhaft angenommen worden ist) bis zum t. April eine Mittheilung über da» Amt, das er bei der neuen Organisation bekleiden soll, zu machen. In jenem Plane soll die QuieScirung verhältnißmäßig vieler älterer Richter in Aussicht genommen gewesen sei». Da ist denn nun in letzter Stunde eine gewichtige Stimme laut ge worden (man kann nur vermuthen, woher sie ge kommen ist), welche sich dagegen ««-gesprochen und so da- ganze Programm umgefloßen hat, so daß im gegenwärtigen Augenblicke noch nicht feststcht. ob auch nur bi- zum l. Juli die richterlichen Bcamten über ihren Verbleib unterrichtet sein werden." Die von un» gebrachte Nachricht des „Kurier poznar-ki",deß die Unterhandlungen zwischen Berlin und Rom neuerding- einen besonderen Fortschritt gemacht und sich schnell ihrem Abschluß nähern, soll^ wie officiö- versichert wird, mindesten- den Thatsachen bedeutend voraus eilen. „Man habe der Nachricht des genannten Blatte- eine besondere Bedeutung deshalb beilegen zu sollen ge- laubt, weil eS für da- Organ des Cardinal- edocbowski gilt. Nicht- desto weniger hätten die betr«ffenden Verhandlungen in neuerer Zeit keinen dcmkrkbaren Fortschritt, allerding- aver ebenso wenig einen Rückschritt gemacht. ES liege kein Anlaß vor. die Hoffnungen herabzustnnmen, ebenso wenig aber rin solcher, dieselben auf einen un mittelbar bevorstehenden Abschluß zu richten." — Wie viel Worte für den einfachen Satz: e» ginge wohl, aber — e- geht nicht! In Marine-Angelegenheiten wird der „Weser-Ztg." au- Bremen geschrieben: „Der zweite Admiral! Nachdem die deutsche Krieg-marine in Folge hinlänglich bekannter Vorgänge auf die Dienste de- Admiral- Werner hat verzichten wüsten, scheint auch der Verlust de- Viceadmiral- v. Henk, de» Direktor- in der Admiralität, in naher Au«sicht zu stehen. Die Reibungen zwischen dem Chef der Admiralität und Direktor v. Hcnk waren nachgerade nirgendwo mehr ein Geheimniß; man konnte nur gespannt sein, wie lange sie dauern würden, ohne zur KrisiS zu führen. Merkwürdiger- weise stehen auch diese Reibungen in innerem Zu sammenhänge mit der Angelegenheit de» „Großer Kurfürst', wenigsten-datiren sie au- der Zeit, wo die Anklagen gegen das „System Stosch" laut wurden. Sckwn damals hieß e», der Direktor v. Henk werde vielleicht in die Rolle eine» Süedenbock» gerathen, die derselbe aber, wie e» scheint, nicht mit der solger Henl'S in Aussicht." In den letzten Tagen sind mehrere wichtige, auf dieReich-gesetzgebuug bezügliche Dispositionen seiten- d«S ReichskanzlerS getroffen worden, wie es heißt, ist hierdurch die ursprünglich für die Osterferien projectirte Reise de» Fürsten Bis marck nach Barzin aufgeschoben worden. Fürst Bismarck conferirte miede,holt mit Sr. Majestät dem Kaiser; man wird nicht irren, wenn »an annimmt, daß es sich hierbei um die kaiser lich« Vollziehung jener Acte gehandelt habe. Die letzte Vsrathung des Kaiser- mit dem Militair- Labinet betros dem vernehmen nach die Festst«lhrna u ilitairischer vtsvrderungen. — Mau höit, daß der G'h Legationsrath Lothar Bücher beab sichtigen soll, -««nächst seine Per.fiontruvg zu bean tragen. Bücher stkht im 64 Jahre seine- Leben-. — Fürst Bi-marck wird voraus sichtlich wieder einen längeren Curgebrauch in Kissiugen genießen von Seiten der Direktion werden die herrschaft lichen Wohnräume auf der oberen Saline wieder in vollkommenen Stand gesetzt. Die Commission, welche der Reichstag zur Berathuug der uicht io einer einfachen Plenarver- handlung zu erledigenden Theile de» Zolltarifs zu ernennen haben wird, dürste sich nicht ohne er hebliche Schwierigkeiten zusammensetzen lassen. Man soll sich privatim dahin verständigt haben, daß e- geboten sein dürfte, im vorliegenden Falle von dem sonst festgehaltenen Usus, nach welchem die CommiffiooSutttglieder durch die Parteien nach Maßgabe ihrer numerischen Stärke gewählt werden, abzuweichen. Der Umstand, daß die politischen Par teienden wirthschaftlichenAragen, um welchee» sich hier handelt, keineswegs geschlossen gegenübcrsteben, er fordert einen anderen Modus für die Wahl der Commission, etwa derart, daß die Schutzzöllner, im Wesentlichen also die Mitglieder der „Freien wirtbschastlichen Bereinignag", auf der einen, die Freihändler auf der andern Seite im Bcr- hältniß ihrer Anzahl die Mitglieder für die Com mission ernennen. Sollte sich eine Verständigung in dieser Richtung nicht erzielen lasten, so müßte eine Zettelwahl in de» Abtheilungen eintreten. Die Schwierigkeiten, welche der Erwerbung de» RaczyuSki'schen Grundstück- zur Erbauung des Reichstag-Hause- entgegeugetreten waren, find jetzt beseitigt worden; sie waren indosten so groß, daß noch m letzter Stunde der ganze Plan zu scheitern diohte. Die bezügliche Vorlage, welche sich nur mit der GruudstückSerwerbung beschäftigen soll, wird alsbald an den BundeSrath »nd Reichstag gelangen. Lorau-fichtlich wird auS Mitgliedern beider Körperschaften dann eine Com mission gebildet werden, welcher e» überlasten wird, da« Weitere über die Ausführung zu beschließen. An die'Äbreise de- Feldmarschalls v. Man- teuffel nach Karlsbad wird die Annahme ge- stüpft — so schreiben die Osficiösen — daß von der Berufung desselben zum Statthalter von Elsaß- Lohtringen gänzlich Abstand genommen sei. An- eer Candidaturen werden gleichzeitig genannt. „Wie indcsten früher der Angabe, welche die Be rufung v. Manteuffel'S als bereit» vollzogen hin stellte, kann jetzt mit demselben Recht der Behaup tung widersprochen werden, daß von der Berufung bereit- Abstand genommen sei. Dieselbe kommt nach wie vor in Frage, so lauge die definitive Wahl eben nicht getroffen ist." * * » In Berliner Regierung-kreisen behauptet man, eS herrsche unter den Mächten ein völlige» Einvcrständviß darüber, daß der Berliner Friede au-gesührt werden soll«. Deshalb sei auch der noch nicht geregelten ostrumelischen Angelegenheit keine große Wichtigkeit beizulegen. Auf jeden Fall würben die russischen Truppen zur festgesetzten Zeit die Türkei verkästen. Welche Zeit ist aber durch den Berliner Frieden be stimmt? Nach einer weitverbreiteten Auffassung wüsten die Rüsten am 3. Mai da- linkische Ge biet geräumt haben, wie denn der englische Bot schafter in Wien, Sir H. Elliot, sogar gesagt haben soll, wenn nach dem 3. Mai noch russische Truppen in der Türkei ständen, würde Da- der Krieg sein. ES taucht aber von Neuem die An sicht auf; daß die Rüsten am 3. Mai erst die Räumung beginnen würden. Inzwischen birichtet der Telegraph cuS: Konstantinopel, I6.April. Bon gut unterrichteter Seite meldet man, daß die Pforte anläßlich der nachstehenden vier Punkte von der europäischen Commission für Ostrumelien um ihre Meinung»- Stßerunq angecangen Worten sei. 1) In welcher Iracweite der linkischen, bulgarischen und griechischen Sprach» d«r Charakter einer amtlichen Sprache solle beigelegt werden ? 2) Wie hoch sich die Ziffer der von Ortrumeiien an den Schatz der Pforte »u entrichtenden Tributärzablung stellen Weid«? 3) Ob der die geist lichen Vorstände der nicht muselmännischen Glaubens- aenostenschaften mit der administrativ«» Gewalt bc- kleidrnde Berat vom Sultan selbst oder nur von dem Generalgouverncur der Provinz ausgestellt werden würde? 4) Nach welchen Normen die auf ostrume- lischem Territorium belegenen Bakus-Besitzungen ab gelöst werden dürfen? — Wie verlautet, habe sich der Minifterrath auch mit der Prüfung dieser Fragen besctästigt und sich binfichtlrch der beiden ersten schlüssig gemacht, während derselbe die Entscheidung der dritten Fräse einer späteren Bc- rathung vorbesi.lt, die vierte Frage aber an eine Commnsion verwicS. Ueber die betr«ffS d«r beiden ersten Fragen gcti offenen Entscheidungen vernimmt man, daß die oben angeführten drei Sprachen gleich mäßig alS amtliche Sprachen berechtigt sein sollen: der von Oftrum« li-n zu leistende Tribut werde auf 240,000 türkische Pfund für die ersten 6 Jahre fest gesetzt werden, unter de« Vorbehalt, denselben nach Ablauf dicser Zeit aus der Basis der zukünftigen Er trägnisse der Provinz zu regeln. Die Nachrichten auS Rußland lauten an dauernd beunruhigend An allen Enden de- Reiche» erhebt die nihilistische Revolution da- blutige Haupt. Kiew ist eine der Brutstätten der foc alistischrn Propaganda. Die Aufregung ist noch sehr ver mehrt worden durch die neuliche Entdeckung der gehinmen Druckerei rmd die darauf folgenden Ver haftungen. Wie dem „Daily Telegraph" geschrieben wird, haben die Männer und Krauen den eiu- drtvgendev Polizisten entschlossenen Widerstand ge- leistet »nd später im verhör, wie gewöhnlich, jev« Antwort verweigert. Der Gouverneur wollte sie gemäß dem MaS, der nach der Ermordung de- GeueralS Mefenzewerlafsen wurde, vor rin Krieg», gericht stellen und wenn Das geschehen wäre, so würde eine schleunige Uebaführung »ud Verurteilung sämmtlicher Gefangenen »ud die öffentliche Hmrich- tung derselben sicher gewesen sein. Andererseits aber würde eine Hinrichtung in einem Lande, wo die Todes strafe nicht üblich ist, gerade den Socialisten da» A»sehen von Märtyrern gegeben »nd ihre Be strebungen gefördert haben. Indessen könnten doch bei der beständigen Wiederholung von Mordthaten solche strengen Maßregel» nöthig befunden werden E» wird nun von zuverlässiger Seite berichtet, daß die Mehrzahl dieser Gefangenen kaltblütig nieder, geschossen wurde, als sie, ohne Ahnung, daß ihr Fluchtplan den Behörden verrathen worden war, zu entkommen versuchten. Ein Gerücht will wisse», daß der Vicegouverneur von Thar- kow von den Socialisten eingefangen worden sei (!). Man erzählt, daß eia wohlaekleideter Herr in einem hübschen geschloffenen Wagen bei den, Bicegonverneur vorgefahren wäre, denselben besucht und mit ihm sich unterhalten hätte, al» eine Bot- schast aukam, welche die Anwesenheit de- Letzter» in einem entfernten Theile der Stadt dringe« verlangte. Der Bicegouvernenr bestellte eilig fernen Wagen; der Fremde aber schlug ihtn vor, um Zen zu ersparen, sich seine- Wagen» zu bedienen, der vor der Thür stände. Der unglückliche Beamte nahm daS Anerbieten an, die Beiden fuhren fori und man hat seitdem von ihnen Nichts mehr gehört noch gesehen. Diese Demonstrationen und Gewalt- streiche der Socialisten flößen den Beamten einer ganz »atürlichen Schrccken ein. Au» Odessa meldet die „Moskauer Ztg.: „Seit einigen Tagen werden runLhlig« Placcur revolutionaire» Inhalt» verbreitet, in welcher allen kaiserlichen Behörden mit deren vernichtun, und einem allgemeinen volk-ausstande g«dr,k wird. Alle diese Placate find mit rothen Buck- staben gedruckt und tragen an der Spitze die arme» same Devise: „Terror k» terror!" („Schrecken für Schrecken!") Die Folge der Verbreitung dieser Placate war, daß der Höchstcommandirende der Truppen deS Odefsaer MilitairkreiseS, General lreutenant Eemeta, über die Stadt Odessa den Belagerungszustand verhängte. Die Odessa«, Poli^i wurde, wie der „Odeßku «estnrk' vom 11. d. MtS. schreibt, angewiesen, „prr Sicherung der Ruhe darauf zu sehen, daß in der Stadt keine Zusammenkünfte ftaltfinden, daß in allen öffentlichen Häutern, Gärten und dergl. Ruhe und Ordnung herrschen, daß nicht gkschofirn oder öffentlich ««lärmt werde, daß di« Saft- und Einkehrhäuser bis Mittag g>schloffen bleiben, daß von allen llnruben oder öffentlichen versäum lunaen unvercüglich dem Höchstcommandirenden meldet wcrdrn solle"' u. s. w Zu diesem Zweckt wurde die Odeffarr Stadtpolizer um 180 Mann Infanterie Soldaten. 118 Reiter au» dcm 7. Kosaken- regnnent und 28 Polizeibeamte auS dem Osficier- corpS verstärkt. Die Pariser Blätter drucken da- von un-er- wühnteSchreibenErneste Renan'» ab und knüpfen daran Betrachtungen über die Beziehungen Frank- reich» zu Deutschland. Einige besonder» chau viuistisch« Blätter unterziehen die Sympathie, Renan'» für Deut chland einer Kritik und erklären, von einer Aussöhnung könne vor der Rückgabe Elsaß-Lothringen» überhaupt keiueRede^ü,. von den Hiob-posten au» dem Caplande ab gesehen aus „England" uicht- Reue-'. Lord Derby hat in einem an die couservativr Association von Lancashire gerichteten Schreibe, feinen Namen von der Liste der Mitglieder der selben zurückgezogen. Da- gedachte Schreiben zeig: die definitive Trennung Lord Derby'» von de, conse, vativen Partei an. Die Tory's haben dmt den Austritt diese- Staatsmannes einen schwere, Verlust erlitten. Aus Italien. lH Rom, 15. April. Gegenüber den zahlreiche, I widersprechenden Gerüchten über die angeblich. Haltung Italien- in der ostrumelischeu Fmc kann versichert werden, daß die italienische Mr! gierung entschlossen ist, ihre Haltung nach jenc:I der anderen, in der Frage weniger direct betheil rate,! Mächte, wie Dentschland und Frankreich.! einzurichtev. Bei tiefer Gelegenheit möge auch de-Gerüchte von einer angeblichen politischen Mission de russischen Staat-rathe» v. Hamburger anders italienische Gouvernement mit der authentische! Versicherung erwähnt werden, daß StaatSrelil v. Hamburger Überhaupt mit keinerlei wie imwnl gearteten Mission von Seiten seiner Regierung be i traut war und seine Anwesenheit in Rom eirzzl und allein mit seiner Bcrheirathung mit einer die: lebenden Dame zusammeuhäogt. Alle Ger IW s über angebliche Allianzwerbuugen, Compensatioril Anträge u. s. w. gehören einfach in da- Gebx müßiger Erfindung. Die von der albanesischen Notabel»-Ver sammlung entsendete. an- Abdul Bei »nd Mehe-I med Ali Bei bestehende Deputation ist hier ringe- troffen und wurde io Verhinderung de- Minister- Präsidenten «nd interimistischen Minister« bei Aeußeren, Herrn Depretis, dom Generalsrcretaiil Grafen Tornielli empfangen. Die albanrfischal Dtputirten haben mit Berufung aus da- Ralie-I nalitätS-Prir.cip «inen Protest gegen den Anschlril de» Epirus an Griechenland einqelegt iwl die hiesige Regierung gebeten, diesen Protest pl unterstützen. Hie führte« bet dieser Gelegeuhcii! eine sehr energische Sprache. „Wir werden «nT.I sagten sie uuaesähr, .gutwillig einer Vereinig»»?! mit Griechenland nie fügen Die Griechen hateil un- nie, wohl aber wir sie beherrscht. Wir lc»! fitzen 37 000 wvhlbewaffnete, für die Vertheidig«»» ihre- Vaterlandes begeisterte Männer, und «0»! wir unfern Strauß mit Griechenland allein « zusechten hätten, so würden wir schneller in Ath« al- die Griechen in Jan»«« sein, «an möge> daher wenigsten- unsere Affaire allein um Griechen abmachen lassen." Gras Tornielli begnüg^ sich dcffuit, der putation Mäßigung »nd Achtuug vor de» schlüfien Europa- aazuernpsehleu, und benützte diese Gelegenheit, z» erklären, daß Italien, st an den Bestimmungen de- Berliner vertrage»! "L! Agent lustr, ««ge» »nges P-äsi Kann, kaunt wohl uische man der r revol seren »nd run dem von dulp müt per -pec nah hön E al» de» »vä Pof »I eie, Nu, »c I »,lo r Lo» (I Da schc in «ri
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder