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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187904222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-04
- Tag1879-04-22
- Monat1879-04
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1879
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2248 PslMsche «edersicht. «eipzt,. 81. April. Endlich erfährt »au etwa» Nähere« über die Vorarbeiten, welche zur Regelung der Frage nach der Versorgung der Hintervliebenen von Reich-beamten neneroiua« getroffen worden siid. „Danach liegt — so schreibt sma» un« an« Berlin — di« Sache folgendermaßen. Im Reich«- tauzleramte war ein Entwurf anlaearbeitet wor den, welcher sich die Allgemeine Prenßische Wittwen- verso und Waisen in Betracht zog. Dieser Testen von einer au- Vertretern der verschiedenen Reich verwaltungen und de« preußischenAinanzminifterium« -usammengesHten Tommission in zwei Sitzungen am 7 und S. d. M berathen worden. Da« Refullat der Erwägungen war eia für die Vorlage de- ReichS- lanzleramt- entschieden ungünstiges. Die Com- misston konnte sich nicht verhehlen, daß über die zum Vorbilde genommene preußische Wittwencafle gerade iu Beamtenkreifen keine günstige Ansicht herrscht. Der Reich-kauzler hat nun bestimmt, ein neuer, die Wittwen und Waisen um- ea die atwurf- weicper pcy oie rrugemerne Preuyucpe «nriweu- oraung- - Anstalt zum Muster genommen hatte wie diese nur die Wittwen, nicht auch die sen in Betracht zog. Dieser Gesetzentwurf ist nun daß fast. Gericht, fastender Gesetzentwurf aufgestellt, dageg commiffarisch« Berathung de- bi-herigen «n a«-gesetzt werden soll." Der preußische Staat hat einen seiner her vorragendsten Juristen verloren. Der Ehefpräsi- dent de- KammeraerichtS, vr. iuris v. Strampff, ist am Sonntag Morgen um 5 Uhr nach beinahe vollendetem 79. Lebensjahre sanft entschlafe«. Kein Leben lang eine kerngesunde, feste und elastische Natur — so schreibt da- „Deutsche MontagS-vlatt" — die fast Nicht- von Krank heit wußte, hatte er auch vor seinem Hinscheiden nur ein Krankenlager von wenigen Lagen durch- plmachen. Ein Magenkatarrh warf ihn kurz vor Ostern nieder, der vereint mit Wassersucht und Fieber seinen Tod herbeiführte. vi- »um ver gangenen Mittwoch, den 1«. d., blieb er in amt licher Thätigkeit; er wohnte an diesem Tage noch einer Lenseren» bei. Seine große Rüstigkeit, trotz seiner selten hohen Jahre, gestattete, daß man auch bei der »um Herbst bevorstehenden Justizreorgantsation noch weiter auf seine amtliche Wirksamkeit reflectirte; er war bereit» zu« Präsidenten de- Berliner Ober-LandeS- ichte- defignirt. Er ist nur etwa ein halbe- früher gestorben, ehe da- Kammer- - an dem er die le den- ununterbro extstiren. In ordnung der Richterstellen am entscheidenden Puncte sich natürlich ganz ander» gestalten müssen, al- e» eben noch in Lu-stcht stand. Heinrich Leopold v. Etramp.ff war Berliner. Am 88. Juli 1800 al- Sohn de» General» v. ktrampff geboren, legte er in noch sehr jugend liche» Alter mit fast militairischer Pünktlichkeit seine juristischen Examina ab. Mit SO Jahren AuScultator, mit 83 Referendar, mit LK Jahren Assessor, wurde er am 18. Februar 188« ,um Justizrath beim Stadtgericht »u Berlin ernannt. Schon am 89. September 1838 erfolgte seine Er nennung »um Rath beim Kammergerrchle, doch blieb er vorerst noch nicht bei diesem Gerichts höfe, sondern verließ ihn am 18. Juli 1888 wieder, da er »um Mitglied« der Lentralbebörde ,u Frankfurt a. M. und dann »um vice- Präsidenten de- OberlandeSgerichtS »u Münster er nannt wurde. Am «. Oktober 1848 trat er in gleicher Eigenschaft »um Oberlande-gericht in Naumburg über. Durch Allerhöchste» Patent vom 87. Mai 1845 wurde er »um Viceprästdenten de» Kammergericht» ernannt, dem er fortan bi- zu seinem Tode ange- hörte. Am «. Mai 1846 erhielt er da- Patent al» erster Präsident desselben Gerichtshöfe», al» welcher er im Jahre 1870 »um Wirklichen Geheimen Rathe ernannt wurde. In seiner Stellung am Kammer gericht führte er den Borfitz diese» LnbunalS, ebenso wie den der fünften Livil-Abtheilung. während er gleich»eitig die Leitung de-tz Referendar > Examen- besorgte. » * * Bewaffnete Lrnauten sind, wie bereit» ge meldet. in Serbien eingefallen, lieber diesen Krawall an der serbisch-türkischen Grenze erfährt die „Pol. Torr." a«S Belgrad, derselbe hätte bei Prepolac mehrere Tage gedauert und sei bis zum 19. d M. fortgesetzt worden, nachdem mittler- weile regulaire serbische Truppen der angegriffenen Eordonwache zu Hülfe gekommen seien. Die Nachricht, daß die Arnauten bi- Kurschumlje vor gedrungen wären und diese Stadt überfallen hätte«, hat sich bestätigt. Auch neuerliche Insur- rectionsversuche iu Makedonien werden stgna- lisirt. In den Ortschaften vlahic, Kamenica, Bilja- und Pianica sei e« bereit- zwischen einer von Marino« befehligten, k»OV Manu starken bulgarisch« Insurgenten bande und einem Detache ment der bei Nevrekop in ziemlicher Stärke con- cer.trirten türkischen Truppen zu einem Zusammen stoß gekommen, wobei die Insurgenten mit Verlusten bi-Doljuo Dragliste, zwei Stunden von Razlag, zu rückgetrieben worden wären. Die Gesammtstärke der J«s«raenten betrage etwa» über 7000 Mann. Der oberste militairische Leiter der Insurrektion sei der Montenegriner Peko BoSkovic, der Ehef der „provisorischen Regierung für Makedonien" Erzbischof Athana- von Ochrida. Der Sitz der provisorischen Regierung und de- militairischen Hauptquartier« sei in Posiljevgrad. zwölf di« dreizehn Stunden von Trnj (in Serbien) entfernt. Alek» Pascha hat die Ernennung zum Gene ral-Gouverneur von Ostrumelien angenommen und begiebt sich am nächsten Mittwoch über Wien nach Konstautinopel. — Wie die Pariser „Aaence Hav»-" erfährt, bestätigt e- sich, daß zwischen England und Rußland Uber die wesentlichsten Punkte de- neuen Arrangement« in Betreff Ostrumelien« eine Uebereinstimmung erzielt sei. England und Rußland seien überein- gekommen, durch ideutisch« Noten diese« Arrange- ment bei der Pforte zu empfehlen, lieber 3 Punkte des Arrangement- werde noch zwischen England I und Rußland verhandelt. Der malisch« Botschafter in der Türkei. Latzard, ist must Stambul zurückgereist; er emvfiag vor seiner Abreise tu London eine Anerkennung-, adresse seiten- de- patriotischen Verein- und be merkte, auf die au ihn gerichtete Lusvrache er widernd, Lord Palmerston hätte sicherlich die gegen wärtige Orieutpolitik de- Ministerium« gebilligt Der Berliner Vertrag müsse nach Wort und Seist vollständig durchgeführt werden. Die Zwei theilung Bulgarien« sei ein nolhwmdiaer Schutz der griechischen Nationalität gegen d!e lieber- Wucherung de- minder cultursähigen Slawen- elemeut». Die bulgarische Nationalität dürfte be drückender werden al« e« die Türken jemal- ge wesen. Eine allzu weite Durchführung de- NationalitätS-Priucip- würde im Orient schwere Gefahren erzeugen Lavrrd erklärt, daß er »nver- rückt der liberalen Partei auaehöre, und weist den Vorwurf einseitiger Turkophitie zurück. Ja Folge energischer Intervention von diplo matischer Seite, und zwar namentlich seiten« de- euglischen Geschäft-träger« iu Konstautinopel Malet, zu Gunsten der Tonvention wegen Novi- bazar- hat der Sultan ein Jrade zur Unterzeich- nung der Convention ergehen lasten. Der Groß- Vezier, Khereddin Pascha, sowie der Minister dpi Auswärtigen, Karatheodory Pascha, welch« wegen Htnau-schicbuua der Unterzeichnung ihre Demission beabsichtigt hatten, haben sich in Folge hiervon veranlaßt gesehen, ihre Portefeuille- zu behalten. Rußland wird eine erhebliche Vermehrung seiner Armee vornehmen. Der „Russische Inva lide" veröffentlicht einen Befehl de- Kaiser-, wo nach 3 Regimenter der Grenadier - Divisionen und 35 Regimenter der Armee-Infanterie-Divisionen fortan au« 4 Bataillonen, zu je vier Compagnien per Bataillon, bestehen sollen. — Im Winterpalai« zu Peter-burg fand am Sonntag die Feier der Volljährigkeit de-Großfürsten Nikolaus, ältesten Sohne« de« Großfürsten Michael Nikolajewitsch, statt, wobei von demselben der übliche Huldigung«- eid geleistet wurde. — Der im Hotel der deutschen Botschaft zu Gunsten der HülfSbedürftigen der deutschen Colonie veranstaltete Bazar wird au- allen Kreisen der russischen Gesellschaft sehr zahlreich besucht. In Frankreich gehen die Wogen de- Cultur« kämpfe- immer höher und höher Die Versamm lung der katholischen Comitb- faßte in ihrer letzten Sitzung folgende Beschlüsse: „Die Katho liken sind auszufordern, überall Privatversamm lungen hervorzurufen, um gegen die Ferrv'schen UnterrichtS-Gesetze zu kämpfen; rS sollen d»e Be sitzer von großen Unternehmungen und die Fabri kanten al- Patrone der Arbeiter ausgesordert wer den. ihre Werkstätten nach deuGrundsätzender katho lischen Lehre umzugestalten, e- soll eine Lasse für die Heine Meinung völlig geändert z» haben , er hrt Au-gaben werden, um die römische Curie in ihrem Kampfe für den katholischen Unterricht zu unterstützen." Außer den öffentlichen Sitzungen halten die katho lischen Comitä- auch geheime Versammlungen, in welchen die ernsten Beschlüsse gefaßt werden und der geheime Feldzug-plan aufgestellt wird. Diesen Privatversammlungen wohnen nur die Mitglieder de- Episkopat«, der Cardinal Guibert, die Bischöfe von Anger-, Poitier», sowie die übrigen Führer, wie de Mun, ChrSnelong, Keller rc. und der päpstliche Nuntiu« an. — Au- einem Berichte de» Justiz- minister- über den Staat-lath geht hervor, daß dieser Gtaat-körper von 1872 bl- 1877 Ver mächtnisse im Betrage von beinahe 57 Millionen für kirchliche Zwecke ermächtigt hat, von denen die kirchlichen Congregationen beinahe 17 Millionen erhielten. — Der Präsident Grevy hat wiederum nicht weniger al- 800 Begnadigungen bestätigt. ES wird al» unbegründet bezeichnet, daß Grevy Blanqui begnadigt habe. Au- Rom wird gemeldet, der künftige Cardinal Hergenrvther sei bestimmt, al- Vertrauens mann de« Papste- die Verhandlungen über den moüus rireocki mit Deutschland zu führen. Klerikale Quellen bringen gleichzeitig die Nachricht, Döllinger habe sich dem Pupst unterworfen und sein darauf bezüglicher Brief solle demnächst veröffentlicht werden. Da« wird denn doch noch lehr der Bestätigung bedürfen. — Die Untersuchung über die römischen Eisenbahnen ist beendigt und die italienische Regierung hat beschlossen, die bi-herige Verwaltung unter gewissen Bedingungen an der Spitze der Bahne» zu belasten. Der Sitz der Gesellschaft sott nach Rom verlegt werden und die Regierung will da- Recht haben, Direktor und Berwaltung-räthe ne« zu ernennen. Bi« jetzt will die Gesellschaft diese Bedingungen nicht an nehmen. — Die Fregatte Vendetta begiebt sich nach Brindisi; man sagt, sie solle nach Egypten beordert werden, wenn die Verhältnisse sich dort verwickeln. — Am Sonnabend hielt da- Haupt der Anti-Haffunisten, Kupelian, eine feierliche Widerrufung vor dem Papste, welcher in Folge besten eine Allocution hielt. Ein Correspondent de« „Boston Herald" berich tet am 30. März über eine Unterredung mit dem ehemaligen Präsidenten der Güdflaaten, Iesfer- son Davis, zu Boston. Danach hat sich der selbe etwa folgendermaßen ausgesprochen: Man glaube gewöhnlich, er sei vor Allem für den Krieg verantwortlich gewesen. Dem fei nicht so, Tausend« hätten so gedacht wie er, und der Krieg würde auch ohne ihn «»»gebrochen fein. Di« Emaneipa- tion der Sklaven »erde sich schließlich al« ein Segen für da« Land erweise», dagegen sei der gegenwärtige Zustand der Neger nur schlech ter al« früher geworden. Herr Dadi« hält den Versuch, die Neger zu unterrichten, für fragwürdig und die Ertheilung de« Stimmrecht« an dieselben für durchaus unrichtig. Die Neger-Race ist nach seiner Meinung stet- eine niedrige und servile Race und wird im Lauft der Zeiten unter allen Umständen der höheren Race weichen. Doch er- kennt der Ex-Präsidmt au, iu einer Beziehung sich nämlich überzeugt, daß der Reichthu« de» Süden- — Baumwolle und Zuckerba» — mit größerer Sparsamkeit und größerem Erfolg be« trieben werde» könne, wenn mau statt der Sklaven bezahlte Arbeiter hält. Die Gesinnung der Südstaatler gegen ihre ehemaligen Sklaven ist nach Meinung de- Expräsideatm vorwiegend eiue freundliche Die Zrckuuft der Union endlich erscheint ihm eiue Vielversprechende: nachdem da» Schwert einmal entschieden, werde keine zweite Trennung erfolgen. Am Schluffe der Unterredung sagte Herr Davil: „Sie können Ihren Leuteu die Versicherung geben, daß ich weder gegen diese Hörner noch Pserdehufe, und wenn die Leute dort mich kennten, so würden sie finden, daß ich durch aus wie einer der Ihrigen au-sehe". Der mericanischeCongreß wurde am «.April eröffnet. Ja feiner Botschaft beklagte Präsident Porfirio Diaz, daß die dem amerikanischen General Ord wegen Ueberwachung der mexikani schen Grenz« ertheilten Befehle noch nicht zurück- genommen worden find. Weiter zeigt die Bot schaft den Abschluß eine- vertrage- mit den vereinigten Staaten wegen Legung eine- beide Länder verbindenden Telegraphen - Kabel- an und empfiehlt die Abhaltung einer Ausstellung in Mexico. Der Finanzmmister Römers wurde durch Trinidad Garciale ersetzt; andere Ver änderungen im Cabinet sind bevorstehend. Vas Attentat auf den (Haren. Der Mordversuch auf den Kaffer Alexander war kein vereinzelte« verbrechen. Der 14. April war, wie e- scheint, dazu au-ersehen, eine allge meinere revolutionarre Bewegung einzuleiten. Wie jetzt bekannt wird, haben die Nihilisten eine größere Demonstration im Auge gehabt. Fast in dem selben Momente, in dem da- Attentat geschah, schoß ein junger Manu, welcher mit zwei Frauen- zimmern in einer Kalesche saß, in der ersten Straße de- JSmailow'schen Regiment« zu St. Petersburg auf einen in einer Droschke vorbeifahrenden General. Der Verbrecher wurde sogleich festge- nommen. Auch soll ein al« General verkleideter Mann zu derselben Stunde bei der Cascrne eine- Cavallerie-Garderegiment- angehalten und de« wachestehenden Soldaten »«gerufen habeu, daß da» Regimeut bald werde alarmirt werden. Ueber die Person des Mörder-Solowiew werden neue Angaben verbreitet, die erkennen lasten, daß er da- Werkzeug eine« „Ringe«" von Verschwörern gewesen ist. Da« in deutscher Sprache adgefaßle Gut achten de« chemische« Laboratorium« über da- Gift, Welche« der Attentäter eingenommen, wurde dem selben, da er sagte, daß er Deutsch verstände, vor gezeigt. ES hieß darin, da« Lvankali, besten sich »er Mörder zur Vergiftung zu bedienen suchte, s« theilwetse verdorben. Al« Solowiew Die« la», murmelte er: „Da- habe ich nicht erwartet." Nach den neuesten Nachrichten hat der Attentäter erst dann da» von ihm bereitgehaltene Gift ein genommen. al- er arretirt unv jeder Rettungs versuch ihm unmöglich geworden war. Da» Gift war in einer Nußschale eüigeschlosten, die augenscheinlich hermetisch verschlossen gewesen war. Der Rand der beiden Hälften der Schale war mit Siegellack versiegelt und außerdem da- Ganze von außen mit Wach- verklebt. Der Verbrecher verschluckte im Momente seiner Ver haftung ein solche« Küchelchen, welche- er unter der Zunge hielt; ein zweite« fand man später während der Untersuchung bei ihm. Auf dem Wege zur Stadthauptmannschaft begann er Blut zu brechen, doch den herbeigerufenen Aerzten ge lang e«, durch Anwendung energischer Mittel die Wirkung de- Gifte- zu paralysiren. Der „Kreuz rettung" schreibt mau, die Civilisteu und Wachleute seien im Momente, al- die Schüsse fielen, wie ver steinert dagestanden, so daß der Czar au-gerusen Hab«: „Will denn Niemand den Mörder ergreife»?" Der Czar stieg dann, nachdem er sich bekreuzigt hatte, in den Wagen eine-OfficterS. An alarmi- renden Gerüchten über neue Attentate und an Verhaf tungen fehlt e-, wie au- Peter-bura berichtet wird, nicht. So verbreitete sich am 16.V.M. die Nachricht, iu den Wagen de- Etadthauptmann« Surow sei eiue Orsinidombe geworfen worden, und gleich darauf sollte auf dem New-ki ein General erstochen worden sein. Surow und Drentelen wurden im Lause desselben Tage- wenigsten« zehn Mal todt- gesagt, befinden sich aber dabei ganz wohl und munter. E- sollen über tausend Personen ver haftet worden fein, darunter eiu Bankdirector und eia Ingenieur. Eine Correspondenz der „Köln. Zeitung" vom 16. d. Mt«, enthält folgende Angaben üver dm Mörder: „Solowiew wurde gestern durch feine eigene Mutter erkannt und e- erwie« sich dem- gemäß, daß der zugelegte Name Sokolow ein fal scher war. Der Name Sokolow ist in Rußland ungefähr ebenso beliebt» wie die Ramm Schmidt und Neumaun in Deuts " eiu wenig Heer der Sokolow'« mit de« Pseudo der Stadthauptmannschaft zu confrontiren. Man wählte in Folge besten einen zwar nicht kürzer«, aber desto sicherer« Weg. Der Verbrecher wurde unter starker Cavallenebedeckuog (eine Schwa dron Leibgarde zu Pferd«) vorgestern Abend noch nach der brittm Abtheilung übergcsührt, vor her aber war ei worden. Solowiew geben, während der und die Augen zu verdreh«, allein da« gütliche Zureden der Polizeisergeanten und die «Gewandt heit de« Photograph« brachten do nterfi' le oorr »eine, er nicht lauge »»sastmde« t, wie e« ja um lich gelang, di« Mutier de« Verbrecher« aufzufiude». Diese erkannte ihn, und so kam e- da» h-rau-, daß Solowiew vordem io Petersburg ftudtrt« uud ,»letzt al« Hauslehrer in Tor, " ' ------ Vernement-PleSka« tigste Denn da- inquirirrude dritte Abthelluug bewog, er habe Mit^ schuldige, die er nicht umnm werde, und da- Looö habe ihn dazu verurtheilt, da- Ateattat zu be gehen, hat nur wmig Werth. Weu» überhaupt die dritte Abtheilung dm Verbrecher nicht »Erbe macht — und sie hat die Mittel dar» (al- heute vor 13 Iahrm Korakassow aus den Kaiser schoß, da wurde der Verbrecher auch der dritü, Abtheilung überantwortet und wollte dort sei», Namm nicht angeben, e- verging aber Zeit, und Korakassow legte ei» Gestäadutß ab) — oder wen» nicht, zuweilen vorkommt, der Zufall die Nachforschung« begünstigt, dann wrrd Solowiew auch fei» Geher«, niß mit in« Grab nehmen. Man glaubt hier auch nicht allgemein an da- Tefländniß de- Atten- täter«, sondern nimmt vielfach au, da-Geständniß fei entweder von der Kama hervorgezaubert (die dritte Abthelluug hat dabei etwa- nachgeholft») oder von Solowiew nur abgegeben Word«, die Inquirenten auf andere Wege zu brin, überhaupt etwa- zu sag«, um einige < Ruhe vor seinen Peinigern zu gewinn«. Wenn er einmal so weit gebracht fern wird, dm Anfang zu einem Geständnisse zu mach«, daun wird er auch moralisch so gebrochen fein, daß er rückhalllo beichtet. Die „Nowoe Wremje" berichtet in der soeben erschienenen Nummer, daß der Verbrecher mit vollem Namm Alexander Konstantinowitsch Solowiew heißt, bi- zum April bei seinen Eltern hier wohute »ud dies« mitthellte, er würde nach Mot kau reisen, um dort eine Stelle auzunehmea. Sein Vater soll ei» achtzigjähriger Srei« sei«, außerdem leben von feiner Familie noch Mutter, eine Schwester, die sich durch Stuadmgeben ihr Brod verdient, und zwei Brüder, von dm« der eine im Zollamt angestellt ist und der andere krank im hiesigen Stadtbospital liegt. Die Familie wohnt in Kammi-Ostrow." Ueber die außerordmtlichen Maßnahmen der Regierung ist bereit- im Allgemein« berichtet worden. Die Situation, wie sie ist, erheischt schleunige Abhülfe. E« bleibt für dm Augenblick nur die Ergreifung von Maßreglln übrig, wie sie der Kaiser in seiner Erwiderung auf die Ansprache de- Adel-marschall« bereit- angmindigt hat. Schon fett Wochen werden — wie au- Peter-bura ver lautet — diese Frag« erwog«. Fast täglich hält da- Miuistercomil- Sitzung«. E« ist von hober Bedeutung, daß in dies« Berathung« nicht der augenblickliche Präsident, der greise Graf Igna- tieff, dm Vorsitz führt, sondern der Minister der Domänen. Walujeff, der in dm sechziger Iahrm Minister de« Innern war. ein cnl. schieden« Gegner panslawistischer Dem Kaiser persönlich feit langer Zeit und sein hauptsächlichster Gehülse bei de« Werke der Bauernbefreiung, ist er e-, der bei jede« An lässe, wo von einer anderweitigen Reconstruirnng de- russischen Ministerium« dre Red« war, al« künftiger Ministerpräsident gmannt wurde. Wa lujeff (seine Mutter ist eine deutsche Kur- länderin) ist eiu Mann, der dem Werke der Reform zu allen Zeit« aufrichtig ergeben war, aus diesem Gebiete etwa- Bleibende- geleistet «ud sich von allen phrasenhaften Koketten« mit unmöglichen Institutionen fern gehakt« hat. Der Name Walujeff bürgt dafür, daß Rußland nicht vor einer „Aera Murawieff" steht, wenn auch die ange- oidnetm Au-uahm-maßregeln die denkbarste Schärfe besitz« und dm nmen Gmeralgouverueureu außer- ordmtlich weitgehende Vollmachten anvertraut wer dm. Der Telegraph bringt bereit« einige Er- Nennungen iu diesem Sinne: Petersburg, 80. April. Der „Regierung-bote" veröffentlicht einen kaiserlichen Erlaß, wonach zu pro visorischen Generalgouverneuren ernannt worden find: Seneraladjutant Graf TotIeben in Odessa, General- adjutant GrafLoriS-Melikoff in Charkow, General adjutant Gur ko in Petersburg. La rtk E«vpIoI»-r»dr1A-LLLsr --«rermS, 85. »olvümtr»««, 1. Atass«, kotor Ktebtor», N*t. »uüo ckom vrüül. sieli MM Ser IM mrrr I. 4>>88erLevSln>IleIl RdUItM ropploüv, VlsodckooAoo, MMM, «M klMM«. I»n m Deu Ischl and, ^ WS« deshalb Blutton, schwierig slir di, Polijei da» ükttVOkldMo, 80pll«öeeIisII, . m.i i. „».MM. «LfölStz» «tk. M- M vötM ier lsM -uäou bol mir «tu UromurttU«» Sorttmout «or rorueblockouatea Kouüottoulk Häuser und dann Hau- für Hau-, bi- e- ihr schlirß- s Bruno ^»xnor, AlM>t- und Lodrumrrusedrit, Markt Nr. », empfiehlt sein reich affortirtes Lc und Kinderhüte in allen mögl Formen zu solid« , Große Modklhllt-Attstelmz. I Bxmorl. Lm uro». -dch-m-I» er neuester Damen- Geflecht« und eisen.
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