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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187905108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-10
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1879
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Erscheint titgttch früh 6'/. Uhr. Aetzettto» »t <«Pc»tt1», Hohanat-gast« »». L»>e<v4»»Se» »er tzrierN»»» t*»NlnttagS —12 Uhr. H«hmrtlLg4 4—I Uhr «, »U«k«Ld« Nn«eia»»!rr »«»». sc ich« »«chtMch, Annatzm» der für die nächst, kelernd« Nummer bestimmten Auxnite an Wochentag eu bis 8 Uhr Nachmittags, an Tonu- «tt -chlagea srühbis '/,S Uhr. 1, »r» FUtele» str L»t1t»»atz»r: Ott« klemm. UaiversitätSfir. 22. «ke«B stö'ike.Kacharmmstr. 18,-. IMI l>>4 Uhr. UtiWM Tagrlilall Anzeiger. L)WN für Politik, Lvkrlgcschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. Aaslgge LK.SSE -U>aa»e»c«1«errtt viertelt. turl. Bringerlodn b Mt., durch die Post bezogen 6 «r Jede einzelne Hummer 2t P» Belegexemplar tö Pt Sedührr», jür iLxrradeitag«, «hne Postbrfvrdernng 3a Ml Mit Poslbesördernng 4b Mt Inserate bgesp Petitzrile 20 P> Größere Schriften laut nuferem PreiSverzrlchniß. — Tadellarttchr. Satz nach höherem Tarif. ttrrUonee «uler »nn «e»arti»iußrm die Spaltzrile 4» Pf. Inserate find stets an d. ckepedNto» zu senden — Rabatt wird aiM« gegeben ZahUmape»«nn»«m»4 »der durch Pofivorschutz. U«. Sonnabend den 10. Mai 1879. 73. Jahrgang. Im gefälligen Achtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 11. Mai nur Vormittags bis ',9 Uhr geöffnet. Nach den Messungen deS Leuchtgase- im Monat April d. Gewicht. Leipzig, den 8. Mai 1879. Bekanntmachung. Herrn Geh. Rath Prof. vr. Kolbe betrug die Leuchtkraft I. nahezu dai 15 fache der der Normalwachskerze deS städtischen bei 0,493 spec fischem Die Lebntntton zur Gasanstalt. WaldgraS-Vervachtung. > Die diesjährige Gra-nutzung im Rosentbal-Revi« soll Mittwoch he« 14. Mai d. I. in einzelnen Parcellen gegen sosortige Erleguag heS PachtztafeS «ach he« Zuschlar« und unter den im Termine noch näher bekannt ,u machenden Bedingungen an den Meistbietenden verpachtet werden. Zusammenkunft: Nachmittag- 3 Uhr am neuen Wehre an der Gohliser Mühle. Leipzig, am 6. Mai 1878. Des NathS Uorstheputatio«. Die Novelle zur Grwerbrorduung. Dem Reich-tage ist die von dem Präsidenten deS ReichSkanzleramtö am Beginn dieser Session in Aussicht gestellte Novelle z«r Gewerbe» ordn « ng wre erwähnt zngegangen. Der Entwurf betrisst Bestimmungen über die Privatkrankeuan- stallen, über die Gast» und Schankwirthschaften und Üb« die Pfandleiher. Bon weitaus der größten Wichtigkeit ist der die Gast, und Schankwirth. schäften betreffende Theil. Nach dem bisherigen tz. 33 der Gewerbeordnung kann die Erlaabniß zum Betriebe von Gast- und Schankwirthschaften n«r im Falle deS Mangel- gewisser persönlich« Qualitäten versagt wnden. Außerdem kann für die Coucessionirung von Branntweinschänken durch die Landesgesetzgebung die Bedürfnißfrage vorge» schrieben bezw. beibehalten wnden. An Stelle dies« letzteren Bestimmung, welche als Absatz 3 ve- tz. 33 siznrirt, soll nunmehr da- Folgende trete«: „Die Landesregierungen sind befugt, außerdem zu bestimmen, daß ». die Erlanbaiß rum Ausschänken von Branntwein oder zum Klein handel mit Branntwein oder Spiritus allgemein, h. die Erlaabniß zum Betriebe d« Gastwirtschaft oder zum AuSschänknr von Wein, Bier oder anderen, nicht «nt« a fallenden geistigen Getränke« in Ortschaften mit wenig« als 15,000 Einwohner», sowie in solchen Ortschaften mit ein« größeren Einwohnerzahl, für welche Die- durch Ort-statnt (tz. 142) festgesetzt wird, von dem Nachweise eine- vorhavdenrn Bedürfnisses abhängig sein solle. Die Bestimmung deS tz 1 Absatz 2 de- Gesetze- vom 12. Juni 1872, betreffend die Einführung der «Gewerbeordnung deS Norddeutschen Bundes vom 21. Juni 1869 in Bayern, wird, soweit dieselbe Len Betrieb d« Gast- und Schankwirthschast und deS Kleinhandels mit geistigen Getränken betrifft, hiermit aufgehoben." Ueb« die Schädlichkeit d« unverhültnißmäßigen, ja «schreckende« Zunahme der Zahl d« Wirth- schaften ist man längst einig Bedenken hegt »an nur gegen die Wiedereinführung der Bedürfnis frage für die Gastwirthfchaften. In dieser Be ziehung bemerken die Motive: „Sein« Zeit ist »er Vorschlag de- Entwurf- zur Gewerbeordnung, welcher da- Vorhandensein eine- Bedürfnisse- für die Errichtung ein« Gastwirthschast als Bedingung der Coucessionirung hinstellte, von d« Mehrheit de- Reichstag- deshalb abgelehut worden, weil »an einerseits der Polizeigewalt eine so diS- cretionaire Entscheidung nicht überlasse«, und andererseits nicht annehmen wollte, daß die Er- richtung von Gastwirthschafteu. welche immerhin ausgedehntere Räume zur Beherbergung vo» Fremde« und zur Unterbringung der Gespanne erfordern nud hindurch erheblich kostspielig« werde«, al- bloße Schankwirthschaften, lediglich oder vorzugsweise zu« Zwecke de- Schau kbetttebes au-genutzt werden könne. Seitdem sind jedoch, wa- die Beforgniß vor polizeilich« Willkür au- langt, d«rch die LaudeSgesetzgebungen «höhte Ga rantie« de- Schutze- für die öffentlichen Rechte der Staatsangehörigen theil- geschaffen, theil- in der Begründung begriffe«, und e- hat ferner die frühere Anschauung über die in der größeren Kostspielig, kett der Gastwirthlchaftea liegende Sicherung durch die bi<h« aema hten Erfahrungen keine vestäti- timwß, sondern im Gegentheil ibre Widerlegung gesunde», indem grade die Zahl derjenigen Gast- wirtschaften, in welchen die verabreichnug geistig« Getränke, nicht ab« die Fremdenbeherbergung den Henptbetrieb an-macht, den weitaus überwiegen de» Bestandtheil de- hervorgetretenen Zuwachse- au Wirtschaften nachgewiesenermaßen bildet. Die Vorlage will die Erlaubniß zn» DirthschaftSbe« trieb nicht ««bringt von der Bedürfnißfrage ab- häugig machen. Sie ist zunächst dabei stehen ge blieben. daß die Prüfung de- Bedürfnisse- nur dort Platz greifen soll, wo die Landesregierungen Die- für vöthig «achte». Sodann hält die Bor lage eine solch« Prüfung der Regel nach unr in Orte» mit gering«« Einwohnerzahl für möglich und zweckmäßig/^ Der fünfte Tag -er Joll-ebatte. Berlin, 8. Mai. Immer höher und höh« steigert sich da- Interesse für die General debatte über den Zolltarif, nicht bloS wegen der schneidigen Gegensätze, die sich innerhalb der Parteien und gegenüber d« Regierung tu drama tischer Weise manifestiren, sondern auch wegen der persönlichen Differenzen und de- leidenschaftlichen LonS, den die DiScufsion annimmt. Obwohl die Wirthschaftliche Vereinigung, welche die Mehrheit de- Hause- repräsentier, vor der Plenarsitzung sich darüber einigte, daß heute der Schluß der Ge« neraldebatte herbeizusühreu fei, scheiterte dieser Plan doch an dem Umstande, daß noch viele Mitglieder, darunter vr. Braun, Rickert, Berger, Stumm, v. Kleist-Retzow rc. sowie die Socialdemokraten und Polen noch nicht zum Worte gekommen sind. Indessen wird wohl dl« Sencralvebatte morgen geschlossen werden, nachdem re heute durch die Theitnahme deS Reichskanz ler- ihren Höhepunkt «reicht haben dürfte. Diesen hat die Rede d«S Abg. La Sk er zu ein« Erwide rung veranlaßt, welche sogar die Intervention ve- Prästdenten v. Korckeudeck nothwendig machte. Während dieser den Abg. La-'er gegen die AuS- führungea de- Reichskanzler- zu schützen suchte und »abei auch die Herren am BuudeSrathStische auf- forderte, in den Schranken der Mäßigung zu blei ben, glaubte der Reichskanzler sich der DiScrplinar- gemalt de- Reichstag-Präsidenten entziehen zu müssen, indem « bemerkte, daß « als Präsident de» BundeSratheS Nicht- von feinen Aeuße- rungen zurückzunehmen und Nicht- hinzuzufügen habe. Der Abg. La Sk er schloß diese Episode da mit ab, daß « bei einer persönlichen Bemnkung, welch« der Reichskanzler nicht mehr anwobnte, seine angeblichen Aeußrrunaen üb« mangelhafte GefetzeSkuude und Unzuverlässigkeit de- Reichs kanzler- richtig stellte. Die Reden d« Abgg LaSker »nd Windthorst in der heutigen Sitzung bezeichnet«! die differirenden Ansichten, welche ein Theil der Nationalliberalen »nd da« Cen- trum zu den Borlagen einnehme«. Während LaSk« an mehr«« Stellen sein« Rede, theil- direct, thcil- indirect den Abg. v. Bennigsen angriff, in ve hement« Sprache de- Reich-kanzlerS Bestre bungen ein« herben Kritik unterzog, die Streichung d« Finanzzölle ««langte, die konstitutionelle Frage mit Ja oder Nein entschieden »nd keine Schein- Sarantten annehmen wollte, entwickelte der Abg. Windthorst da- Programm der Ultramon tanen, ohne dabei neue Momente zur Sprache zu bringen. Ob da- Centrum die Finanzzölle bewilligen wird, ist hente noch ebenso fraglich wie vor Woche«. Znr Vorsicht fügte der Abg Windt horst feinen Ausführungen nur hinzu, daß er einige Finanzzölle bewilligen werde, wenn die Schutzzölle znr Deckung der Matricalarumlagen nicht ansreiche« sollten. AnS de» Sitzungsberichte heben wir die folgenden Debatten fpeciell hervor: Abg. LaSker knüpft zunächst einige vemnkungen an b»e Red« d«S Herrn Lommissar» (vurchard», na mentlich geht « auf dir Identificirung durchgehend« «aaren »um Zweck de- Erlasse- de» EingangSzolleS nn, die He« ». Bennigsen vorgestern bezüglich GeiretdeS berührt hatte. Dann fährt er sott: Der Aba. v. Bennigsen hat unsere wuthschastlich« «ntvickeding s, bärgest«üt, «lS sei sie durch dir schwer Wiegenden Kehler der Mehrheit diese- Hause-, ia-befondere seiner frethändleris» gesinnte» Mitgift, der. in neuerer Heit compromittitt worden und wir müßten mm die Folgen davon tragen; durch welche Schuld diese Fehler gemacht seien, sei gleichgültig Doppelt kräftige Gründe muß man ab« alSdann von Denen so-der«, die diese- Geständniß ablegen und nun verlangen, daß man ihnen auf ihrem neuen «ege folgen soll. Denn die Geschichte ettheilt die Warnung, nicht unbedingt auf di« Wort« de- Mei- zu schwören, der selbst ein gefleht, Fehl« auf r begangen zu haben. Die Vorlage, betreffend Veränderung der Eisenzölle, wurde von der Re- «»gebracht und durch di« Mehrheit so ermä- ß selbst die Echujuöllner zufrieden waren, ng oder Ermäßigung der Eisenzölle fand rn d« Landwirthschaft, nicht der Frei, zu Lieb«. Ferner soll sie auf den Noch- dies« selbstmörderische Polüik hervorrief, nicht gehört und die Untersuchung de- RotbVande» dechmdett haben Ad« die Enquete wurde abgewie- sen, well die Regierung ste bekämpfte; wir haben di« Einsetzung von Specialenqueten für Baumwolle, Sizen und Tabak gefordert, weil von ihnen eine ob jektive Untersuchung zu erwarten war. In der That find auch die beiden letzteren vortrefflich ausgefallen, )ie über Baumwolle hat nur dazu genutzt, daß einzelne Motive mißverständlich in die Regie- runqSmotive herübergenommen worden sind, so )aß eS scheint, al- ob ste da- Segentbeil von Dem sagen. waS sie thatsächlich sagen. (Gehr wahr! link-.) Die Frage der Eisenzölle auf ihr« eigenen Grundlage zu lösen, bat die Regierung keinen ernsten Versuch gemacht. Wir kennen den Nothschrei der BergwerkSbefitz«, dem sich die Börse angeschlossen hat. Aber dieselben Herren, die jetzt Zierden der Vereinigung der 804 sind, gaben im Pnvatgespräch zu, daß der Zoll der Eisenindustrie nicht helfen könne. Da- Zeugniß der Börse in der Eisenzollfrage ist nur mit größter Vorsicht aufzunehmen Ihr Interesse an dcr Eisenindustrie besteht nur darin, daß die rndu» pnellen Wetthpapiere, die noch in ihrem Besitz find, steigen. So wurde die DiScontogssellschaft als Be- sitzerin von 15 Millionen Mark Dortmund« Union plötzlich eine ungemeine Stütze der Echutzzöllner. Wenn die Vorschläge der Larifcommisston durch gehen, so steigt diese» Papier sicher um 10 Pro cent, d. h. um 1'/, Millwnen Matt. Daß die DiSconto - Gesellschaft ihre eigenen Geschäfte im Auge hat und bei unS so vir! durch,uj h-n sucht, al- sie kann, so ist >aS ganz lohal, uv« ein unpartertscher Zeuge bei dies« Bewegung ist sie nicht. Daß eS sich hier um Interessenvertretung handelt, ist wohl nicht zu bereiten. Di« Stadien dies« Bewegung haben sehr rasch gewechselt. Biele, die ein Eompromiß mit dem Programm de- Reichs kanzlers vom 15. December 1878 nicht für möglich hielten, verteidigen heute den «odificitte» Plan eifrig. Während jene- Programm allgemeine aber mäßige Besteuerung verhieß, hat der Tarif den Ge danken, sämmll che Industrien der au-gleichenden Gerechtigkeit halber zu besteuern, aufgegeben. Ich kann dies« Unabhängigkeit der Tarifcommisfion von dem die Industrie sehr schädigenden Programm de» Kanzler- nur rühmen. Ich kann jedoch dem Tarif den Borwurf nicht sparen, daß er mit mangelnder Sachkunde abgefaßt ist. Nun hat der Abg. von Barnbüler den Freihändlern vorgeworfen, daß sie durch Verweigerung der Enquete jene Nichtkennlniß, die er einräumt verschuldit haben. Die Regierung aber hat ja selbst die Enquete bekämpft. Hätten aber auch die Freihändler die Schuld, so dürfte man doch nicht da- ganz« Land für diesen Fehl« büßen lassen, den die Regierung selbst moralisch be wirkt hat. Von dem neu au-gearbetteten System landwirthschaftlicher Zölle werden die Kornzölle irrig alS Schwerpunkt de- Ganzen behandelt, viel be deutender für die Landwirthschaft sind die Zölle aus Holz, geschlachtete- Fleisch und Fette. Wer aber glaubt, daß die geringen Kornzölle al- Austausch für industrielle Zölle der Landwirthschaft helfen können, der muß die neue Situation würdigen, welche der Briefwechsel zwischen Herrn von Thüngen und dem Reichskanzler eröffnet bat. (Sehr richtig!) Dies« Briefwechsel hat Alle» überholt, wa» brSH« irgend wie alS wirthschaftliche Polüik der Regierung ge- dacht worden ist. (Sehr wahr!) Er ist die einfache unbedingte Annahme deS Agrarierprogramms nicht in seiner berechtigten, sondern in sein« agitatorischen Bewegung. (Sehr wahr!) Em Theil der Landwirthschaft will landwirthschaftliche Zölle alS Ausgleich, ein an derer al- Rache für die Jndustriezülle. An dieser Eoalition der Landwitthjchast mit d« Industrie haben augenblicklich die Industriellen gefieat, die jetzigen Kornzölle find den industriellen nicht äquivalent, aber in d« nächsten Session schon wird die Landwitth schaft den von Herrn v. Thüngen gezogenen und vom Reichskanzler acceptirten Wechsel auf Erhöhung d« ländwitthschaftlichen Zölle zur Einlösung präsentiren. (Sehr wahr!) Sie «offnen damit einen principiellen Krieg zwischen der Landwirthschaft und den Städten. Ich bm in dieser Frag« vollständig unparteiisch, sowohl nach meiner Lebensstellung oü nach mein« Vertretung hi« im Hause. AlS Unparteiischer muß ich nun sagen, daß d« mit dies« Maßregel einae- leitete Bruch zwischen Stadt und Land vom wnthschaft- lichen auf da» politische Gebiet sich auSdrbnen wird. Ruhr ist nicht zu «warten, weder di« Landwirthschaft noch die Städte wnden den Kampf für ihre Interessen, die ste durch diesen Tarif nicht genügend grwahrt resp. beein trächtigt glauben, aufgeben. Ich glaub?, dt« Landwtrth» schaft »st nicht für Schutzzölle geeignet in dem Sinne, daß ste dadurch zu einem frlbstständiaen Gewerbe aroßgezogen werden könnh eine Jahrhundert« alte Industrie, wir dt« Landwirthschaft, kann man auf diesem Wege nicht schützen. Ich will gern für die Landwirthschaft, z. B. bet Beseitigung der sie unge recht aravirenden Differentialtarife, da» Menschen mögliche thun, aber diesen verkehrten Weg. d«. ohne Ruh« zu bringen, ein« wett« Kluft in der Politik eröffnet, will ich nicht mitmachen. Ich bedauere, daß die preußischen Verhältnisse zur Grundlage d« Reich»- finanzpolitik gemacht werden, das ist keine nationale, sondern eine particulare Politik. (Sehr richtig!) Ab« d« Reichskanzler ist ein so wichtiger Factor in der Regierungspolitik, daß ich »hm auf diesem Wege bi» zu einem gewissen Puncte fol gen muß. Ich muß Sie dringend warnen, alS ob- jectiv treffend Demjenigen Glauben zu schenken, waS der Reichskanzler über die BesteuerungSverhältn.sse d« Landwirthschaft in seiner FreitagSrede gesagt ha». Ganz unbewußt, wie ich vorauSscbicke, aber größere Uebettreibungen wegen Ueberbürdung als in dies« Rede habe ich niemals, auch nur au» dem Mund einet Abgeordneten gehört (Heiterkeii). Wenn dieser Zustand in der That in Preußen wäre, wie der Reichskanzler ei klärt, dann wäre undenkbar, daß nicht schon längst die Landwitthschaft vollständig bau- kerott wäre. Der Reichskanzler hat ausgerechnet, daß >ie Landwirthschaft im Minimum 10 Proc. in ftaar lichen Steuern und mit den Zuschlägen in den Ge meinden 90 Proc. ihres wirklichen Einkommen- zahl--. DaS steigere sich bei einer Verschuldung bis zur Hälfte. d»e nicht- Seltene- sei, bi- auf 40 Proc. Di« Rech nung ist aber nicht richtig. Der Reichskanzler schätzt die Gebäudefteuer auf dem Lande von 8 bi* 5 Proc. und behauptet, daß, weil dieselbe nicht cor.- tingentitt sei, d« Landwirth für jedes neue für seinen Betrieb nölhige Gebäude eine neue Steuer zahlen müsse. Der Reichskanzler kennt die Gesetze seine» Lande-, die er »ur Grundlage seiner Finanz- und WirthschaftSpolitik macht, m diesem wichtigen Puncte gar nicht, denn gesetzlich find landwirthschaftliche Gr- bäiive frei von jeder Gebäudesteu«. (Hört! link- ) Wenn Sie den jetzigen Inhabern der Güter die vom Reichskanzler so hart getadelte Grundsteuer «lassen wollten, so würden Eie ihnen einfach mit einer Milliarde auShelfen. Diese Milliarde für den Grund besitz würde aufgebracht werden müssen durch Zölle auf die nothwendigsten Lebensbedürfnisse, die gerade den armen Mann am stärksten treff.n. Da» Volk wird einseben, daß die» eine Finanzpolitik der Besitzer gegen die Nichtbesitzer sein würde. (Sehr wahr!) In dem ProgrammfinddreiModificationenberrorgetret n. Der Reichskanzler will die di»cten Steuern b»S auf eine Kleinigkeit aufheben. Dazu sind 140Millionen indirekter Steuern nötbig. Rechmt man da» Dcficil hinzu, so ergiebt sich eine Summe von circa 300 Millionen. Dazu muß im Reiche eine Ueb«,- schußwlttbschaft eingeleitet werden, mit der allerdings die preußischen Eollegen de» ReichskansierS nicht rin verstanden sind. Da nach Auskunft deS Minister» Hobrecht diese Vorlagen nicht über 186 Millionen ergeben werden, so sind noch ca. 120 Millionen zur Ausführung diese- Plane- «forderlich, ohne daß da» Reich einen Pfennig von den neuen Steuern für sich erhält. Dahin führt also diese Finanzpolitik. Der Minist« Hobrecht hat in seiner offenen, schlichte,» Erklärung — da- Wort „ZukunstSmasik' in Bezug auf die Politik d?S Reichskanzlers bat er im stenogra phischen Bericht weggelassen (Heiterkeit^ — sich mit der, au» dieser Vorlage result>renven 166 Millionen einver standen e»klärt. Der Minister Hobrecht hat nur die Po- tttik deS Fürsten BiSmarck in dieser Session zu vertreten, wir ab« müssen die Absichten de- ReichSkanzftrS für unsere zukünftige finanzielle Entwickelung im Auge behalten. DaS Programm de» Minister» Hobrecht ist da» zweite. DaS dritte ist da- de» Abgeordneten v. Bennigsen; dieser will unter Er mäßigung der Schutzzölle nur »0 Millionen al» Fi- nanzergebniß. Ich kann da- Programm de» Reichk- kanzlerS nicht annehmen, weil ich «» für da» grötzt? Unglück halten würde» durch Zölle aus nothwendige Leben-mittel, welch« di« untersten BolkSclaffen durch Herbeiführuna einer Einschränknna der Eonsumt on relativ am stärksten belasten müssen, den Grund besitz und da» Vermögen vollständig von der Besteuerung zu entlasten. Kein nvilisitte» Land d« Welt bat eine solch« Politik bewußt eingel«»t-t. wenn r» sie nicht übettommen hat al» ein Nebel au» vergangenen Zetten. (Sehr wahr! link». Ruf: Blech! rÄtS.) Wenn Sr« sa,'.en, daß wir in der Entwickelung de» indirekten Steuersystem- z. V. hinter Amerika nnd Großbritannien Zurückgeblieben sind, so haben Sie «uß« Acht gelassen, daß wir im Gegensatz zu diesen Ländern jährlich 350,000 arbeitende Männ« zu den Fahnen Kellen müssen ES ist ja auch noto risch, -atz in Preußen mindesten» die Hälfte d« recht mäßigen Einkommensteuer nicht entrichtet wird. (Rufe: die Landwirth« aeh-ren nicht dazu!) Auch die Land witth« haben Netten, auS denen da- Einkommen nicht zur Cognition kommt. Ueb« die Modalität ein« Rkform der diretten Steuern in Preußen kann ich hier nicht diScutiren, aber ich will Erhaltung der diretten Steuern neben den indirekten, weil dadurch allein eine gerecht« Ausgleichung hnbetoesührt werden kann »wisch« den Besttzenden und Nichtbesttzenden. (Unterbrechung). Präsident »«n Forckenbeck: Ich bitte, den Herrn Redn« nicht durch Zuruf« zu unterbrechen. Die Zu rufe kan« ich Wed« d« Person noch dem Inhalte > nach controliren. «nd ich «kläre offen, wenn tch den
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