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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187905186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-18
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1879
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2882 V-U Tatze. r Dir spekulative Aufmerksamkeit, schreibt die Nationcüztg.", war heute in erster Linie den Köln- Mindener Eisenbahnactien zugewendet, wegen der Meldung, daß die Regierung dafür eme «Procent. Aentenavstempelung biete. ES ist bemerkenSwerth, daß «Procent. Rente langst in Aussicht genommen war und die Spekulation beut« den vollständigen Abschluß eScomptirte. ungeachtet biS dabin noch »in weiter Weg ist. Rheinischr und Bergisch-Märkische schlossen sich der Bewegung mit lebhaftem Geschäft unv Hausse an. Die Gruppe, in welcher diese Papiere gebandelt wurden, war so zahlreich, daß wir die Schwankungen nicht ermitteln konnten. — Luch Ungarische Goldrenle und Oestrrreichische Goldrente (deren Eotirung jetzt in London beantragt wird) halten lebhafte» Geschäft unv Hausse. Luch rn Credit wurde ein Borstoß gemacht. Credtt 454.50. Kölner 186 87. Belgische 88.50. Rheinische 118.37. Oester- reichischeS Gold «8.85. Ungarische- Gold 81.18. Die Lpril - Einnahmen der rheinisch - westfälischen Bahnen sind lange nicht so glänzend ausgefallen, wie di« Speculation angenommen hatte. Daß die gestern erwähnte Concesfion an die Verlin-Elettiner Bahn, den Kauscontract abzuändern, kernen weiteren Werth hat, da der TrlgunaScourS un verändert bleibt, liegt auf der Hand. ES zeigt sich ab'r, daß die Lctionaire, wenn sie auSharren, viel bessere Resultate erzielen würden. In der „Ham- bu'gischen Börsenballe" findet sich eine Eorrrspondem, betreffend die Berlin-Pot-dam-Magdeburger Eisen bahn, worin gesagt wird, daß die Weigrrung der R.gierung, mehr al- 4 Proc. Rente zu bieten, durch aus nicht alS letztes Wort betrachtet wird. Der v»n unS bereits als unbegreiflich charakterifirte Antrag, einfach die Offerte der Regierung anzunehmen, rührt, wie mitgetheilt wird, von ofsiciöS journalistischer Seite her. Die für die Verstaatlichung gewonnenen Bank häuser sollen der Mehrzahl nach, wie man hört, diesen Standpunct nicht theilen. ES werde Die- spe- ciell von der DiSconto - Gesellschaft, der Deutschen Bank und der Darmstädter Bank angenommen. Größere Chancen habe der Antrag, welcher neben der Sprocentigen Rente wenigsten- noch eine Lonver- nrungSprämie in Aussicht nimmt. ES entstammt di ler Antrag der anscheinend wichtigen Annahme, daß die ministeriellen In,tanzen für den Fall, daß da- Gebot von 4 Procent nicht acceptirt wird, geneigt sind, die Rücklagen der Gesellschaft zur Repartirung an die Lctionaire preiszugeben und so denselben noch ca. '/, Proc. alS LonvertirungS- prämie zu bewilligen. Daß Herrn Maybach unter allen Umständen daran gelegen ist, einen Faden für weitere Verhandlungen in Händen zu behalten, geht u. A. auch daraus hervor, daß, une wir bestätigen können, die bisher in ministeriellen Kreisen vorwal- tenbe Abneigung gegen die Leistung de- Kaufpreise- bei Eisenbahn-Verstaatlichungen in effektiven preußi schen ConsolS plötzlich geschwunden ist und daß Herr Maybach auch bezüglich der Berlin-PotSdam-Magde- burger Bahn sich bei darüber stattgehabten Bera thungen im Schooße de- Ministerium- dahin ausge sprochen hat. daß eventuell auch den Actronairen dieser Bahn ConsolS alS Kaufpreis zu bewilligen seien. In diesem Falle soll kür da- Anbketen diese- neuen Zahlungsmodus der Weg gewählt werden, daß an Stelle der bloßen Betrieb-Überlassung an den Staat ein direkter Verkauf der Babn stattfindet, waS im Grunde genommen auf dasselbe hinauSläuft und lediglich alS Handhabe, um da- Marchandiren in passenderer Form fortzusetzen, eine Bedeutung hat ES ist übrigen- nicht überflüssig, darauf hinzuweisen, daß, wenn die aufwärts gerrchtete CourSbewegung der Börse von Bestand bleibt, sehr bald diejenigen Grundlagen verändert erscheinen können, auf welchen die Finanzconsorlien zur Verstaatlichung von Privat eisenoahnen sich mit der Regierung verbündet haben. Die Beseitigung de- Widerwillen- gegen die Jn- zahlunqgabe effektiver ConsolS dürfte bereit- alS Zugeständniß an die Börsenhausse anzusehen sein. Da- Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahndirecto- rrum hat übrigen- für die Generalversammlung eine Denkschrift über die Verhandlungen mit der Regie rung auSgearbeitet, worauf wir im finanziellen Wochenbericht zurückkommen werden, da der Brief, worin dem Handelsminister die Gründe vorgeleat wurden, weswegen die Offerte von 4 Procent nicht annehmbar, für die Actionaire von hohem Interesse ist. — Die Absicht der Verwaltung der Berlin-Stetti ner Bahn, welche in deren Geschäftsbericht zum AuS- druck kommt, gemäß dem HandelSgesetzbuche und der Lage der Verhältnisse k -ine Abschlagszahlungen mehr auf die Aktien ,u ertheilen, hat schon darum keine Bedeutung, weil bei der Lauheit der Actionaire die Bahn ihrem Schicksale der Verstaatlichung nicht ent gehen wvchie. Die „Magdeburgische Zeitung" erinnert daran, daß auS der Köln-Mindener Bahn dem preußischen Staate nach Abzug der von ihm geleisteten ZinSzuschüffe im Manzen nicht wrniger als «4 Millionen Mark au» dem GesellschaftSvermögen und Geschäftsbetrieb der Köln-Mindener Eisenbahn zugiflossen find. (Und der Abkauf der Berloosung im Jahre 1k««?) Immer neues Futter wird letzt den Berliner Spc- culanten geboten. Jetzt sind wieder die «ctirn der Bayerischen Handelsbank in München eingrsührt worden. Nach der,.Börsen,ritung" konnten die großen von Süddeutschland vorliegenden OrdreS nicht voll befriedigt werben. Da daS Papier eben rin süd deutsches ist, so ist dies« Reclame «ine höchst lächer lich«, wenn nicht dadurch einfach auSgedrückt werden soll, daß die bei der Eotirung intenssirten FinanzierS die scheinbaren Käufer waren. Dre Mährisch-Schlesische Centralbahn hat im vorigen Jahre «in Nettomindererträgniß von 37.98« fl gegen 1877. Da» BetriebSergebniß »eigt 38,334 fl, worauf die Curatelkosten, die Amortisationsgebote und ein restliche- Guthaben der Oberschlesischrn Bahn für die Slreckenbenutzung lasten. Vas deutsche Sperrgeseh wird ,n der Wiener „N. Fr. Pr." folgendermaßen beleuchtet: „Wie die Dinge im deutschen Reich-tag« nun ein mal liegen, bezweifeln wir nicht, daß di« handelspo litischen Plän, deS Fürsten BiSmarck mit sehr un wesentlichen Abänderungen GefttzeSkraft erlangen werden und daß folglich auch der merkwürdige, vor zwei Lagen der O ffentlichkeit übergebene Sperrgesetz- Eniwurf — wabncheinlich im Laufe der nächsten Woche — angenommen werden wird. Für alle Fälle wird e» put sein, sich auf diese Eventualität vorzubereitrn und in aller Ruhe zu erwägen, WaS angesichts jener grwaltlbLtigen Zollpolitik, die alle Verhältnisse auf den Kopf zu stellen droht, von den volksmrUchafiliches- Nachbarstaaten Deutschland», also auch von Oester reich, vorzukehren sei. Unsere Auffassung geht nun dahin, dah die beste Waffe gegen die BiSmarck'schen Kampfzölb in mög lichst weitgehender Neutralität besteht. Kr n Zweifel, die deutschen Zollerhöhungen werden in mehr al- einem Puncte auch österreichische Export-Interessen in der empfindlichsten Weise schädigen, und ebenso sicher ist, daß eS in der Macht der österreichischen Handelspolitik läge, die Sxport-Jntereffr, Deutsch land» in ähnlicher, ja vielleicht in noch empfindlicherer Weise zu treffen. Wäre also der de n deutschen Reichskanzler vorschwebende Gedanke, das e- nämlich möglich und nützlich sei, die Nachbarn in solcher Weise zu handelspolitischen Zugeständnisien zu zwin gen, der richtige, dann müßte man sicy zu einem Kampfe biS auf- Messer rüsten und schcn jetzt die Waffen zu schärfen versuchen, mir denen'eoer Streich, den der eiserne Kanzler gegen unsere Hi.ndelSinter- essen führt, womöglich zweifach und drei, , h vergolten werden könnte. Aber die BiSmarck'sch - Grundidee ist eben unrichtig; auf zollpolitischem Erbiete läßt sich durch Anwendung brutaler Gewalt nur Eines erreichen, nämlich der Ruin deS eigeien Lan des, und da wir keine Lust haben, dieselben Früchte einzuheimsen, die daS deutsche Reich »hm iweifel aus der Drachensaat seiner Zolloorlagen ern en wird, so warnen wir unsere officielle Handel:) olitik aufs Ernstlichste, auf diesem Gebiete Gleiches mit Gleichem zu vergelten.k w --»e Es ist ganz offenbar deS Fürsten BiS, i nck Absicht, daS Sperrgefetz sofort in Anwendung zu bringen, d. h. den dem deutschen Reichstage im E ltwurfe vor liegenden neuen Tarif vielleicht noch iri Laufe deS MonatS Mai in Kraft treten zu lassen > nd zugleich den famosen H. 5 deS Einführungsgesetz:-' zum Zoll tarif anzuwenden, nach welchem Jmpo .e auS sol chen Ländern, die irgend welche deutsche Waare höher belasten, als Deutschland Dies nie analogen fremden Waaren in seinem Jmport-La"f thut, mit einem ZuschlagSzoll von 100 Plocent b-'-gt werden können. Ob insbesondere dieser 5 aucz auf Oester reich Anwendung finde,» wird, wissen wir nicht; möglich wäre eS allerdings, denn in der Thai giebt eS eine ganze Reihe von Waaren, die der Ein fuhr nach Oesterreich wesentlich höher lastet sind, alS bei der Einfuhr nach Deutschland, urd es braucht wohl nicht erst hervorgehoben zu werden, daß die Drohung mit den Retorsion--Maßregeln deS 8. 5 die österreichische Regierung nicht veranlassen wird, die betreffenden Tarisposilionen fallen zu lassen. Wir selber könnten einer Zoll-Ermäßigung auS solchem Grunde selbst dort nicht daS Wort >ed:n, wo wir unsere heimischen Zölle an sich für übe trieben doch halten; eS ist DaS eben eine der Folgen der Kampf zollpolitik, daß sie, weit entfernt, die vom Fürsten BiSmarck erwartete Nachgiebigkeit zu erzwingen, ganz im Gegentheile sogar die Freihändler tcS von den brutalen Gewaltmaßregcln bedrohten Landes zu un- beuasamen Widersachern macht. Aber w-nn wir alle Umstände in Erwägung ziehen, so fürchten wir vor erst überhaupt nicht, daß Oesterreich da! Object der deutschen Strafzölle werden wird. Dazu wird eS erst kommen, wenn sich die deutschen Hände ^Politiker in jenem Petze von Gewalt und Feindseligkeit, welches sie so emsig auSzuwerf-n bemüht sind, nach allen Richtungen so sehr verstrickt haben, daß sie blind wüthend nach allen Seiten auSschlaaen und eS für ihre oberste Pflicht halten werden, sich alle Welt zum Feinde zu machen. BiS DaS eintritt, werden noch Monate, ja vrelleicht Jahre inS Land gehen, und einstweilen werden wir blo» mit dem autonomen deutschen Tarif zu rechnen haben, dev kraft deS SperrgesetzeS demnächst in Wirksamkeit treten dürfte. Dieser Tarif an sich wird für unfern Rohp.oducten- Export und vielleicht auch für den Export ein,einer Fabrikate recht störend und unbcquem werden. Einen wirklich namhaften Schaden haben wir jedoch aus der E,Höhung der deutschen Importzölle kaum zu be sorgen. Weder ist anzunehmen, daß die deutschen Felder mehr Weizen, die deutschen Wälder mehr Hol» erzeugen werden, wenn an den Grenzen Ge treide und Holz höher besteuert sind, noch glauben wir, daß die deutsche Kunstindustrie all Geschmack und Leistungsfähigkeit zunehmen wird, wenn sie aus giebiger geschützt ist. So lange also der deutsche Consum nicht zurückgeht. wird sich daö deutsche Bolk eben dazu bequemen muffen, trotz aller geqcntheiligen Ansichten deS Fürsten BiSmarck die Zölle auS eigener Tasche zu bezahlen und unS nach wie vor unfern Weizen, unser Holz und die Erzeugnisse unserer Kunstindustrie abzukaufen. Aus die Dauer wird sich allerdings auch DaS ändern, nicht etwa in Folge einer gesteigerten Leistungsfähigkeit der be treffenden deutschen Productionen. sondcnr in Folge der durch die Segnungen der BiSmarck'schen Zoll politik unzweifelhaft eintretenden Verringerung deS LonsumS m Deuischland. ES wird »wir — wenn wir unS an daS LieblingSobject deS Reichskanzler-, nämlich an da- Holz, halten wollen — in den deut schen Forsten nicht mehr Hol, wachsen, aber tsse deutsche Rhederei, daS deutsche Baugewerbe werden weniger Holz brauchen, und wir werden daher weni- aer dahin absetzen können. Aber DaS ist eben ein Verlust für unsere Production, der sich schlechterdings nicht abwenden läßt; denn eS liegt nicht in unserer Macht, da- deutsche Reich daran zu verhindern, daß eS sich wirthschastlich selber ;u Grundr richte, auch wenn wir bei dem Ruine »rnzelner deutscher Pro- ductionSzweigr mit»uleiden haben. Und cür alle Alle wäre eS sicherlich unvernünftig, diese An der Schä digung dadurch gulmachen »u wollen, daß wir unS in ähnlicher Wei e selber ruiniren, um t«e Genug- thuung zu haben, nunmehr auch unsererseits durch den eigenen Ruin deutsche Exportzweige schädigen zu können. Ja eS ist sogar möglich, d«ß sich dieser unseren heimischen Interessen indirect ,u- grfügte Verlust ganz direct in einen Vortheil verwandelt. Im Allgemeinen ist zwar ?ie Solidari tät der Jnter«ff.n unter den civilistrten Nationen so aroß, daß der Rückgang in Reichlhum und Wohlb«- sinden ,ede» einzelnen Mitgliedes der europäisch- amerikanischen Völkerfamilie von allen anderen als Nachthril empfunden werden muß; aber eS kann doch einzelne Fülle geben, wo der Rum deS Einen zum Bortheile für den Anderen wird, insbesondere wenn dieser Ruin durch gewaltsames Eingreifen der Gesetz aebung herbeiqesührt wurde. Wenn wir beim Holze bleiben wollen, so bellen wir iS nicht n rr für mög sich, sondern sogar für höchst wahrscheinlich, daß der Rückgang der deutschen Rhederri unserem bennlschcn Rhedergeschäfte zu Gute komwen wird. Wir beziehen derzeit die meisten überseeischen Art.k'l über v»r- Nordseehäfen; wir beziehen sie von dorihee, weil die bisherige kluge deutsche Handels- und Eisenbohn- Politik cS un» «möalichte, unseren Kaffee, untere Baumwolle, ursere Gewürze und Farl Hölzer über Hamburg oder Bremen ebenso beaucm und billig zu erlangen, wie über Triest. Gelingt dem Fürsten BiSmarck sein genialer Plan. unS den Weg über Deutschland zu verleiden, so wird Die- unseren eige nen Seehandelsplätzen in einer Weise zu Gute kommen, daß gar bald die Triefter, Fiumaner und Dalmatiner Rheder in die Lage kommen dürften, unseren Forst- Interessenten jene Hölzer abzukausen, tue von den Rhedern der Nord- und Ostsee nicht mehr gekauft werden können. Aehnlich aber wird es auf zahlreichen anderen Production-- und Berkehrsgebieten gehen. Die erste Folge der deutschen Zoll-Revolution wird zwar eine sehr schmerzliche Verschiebung zahlreicher tief einge- jebter Verkehrs-Interessen sein, auf die Dauer aber wird Deutschland, nicht Oesterreich den Schaden auS dieser Verschiebung tragen, und rascher, alS man wohl glauben mag, dürfte Fürst BiSmarck zu der Elkenntniß gelangen, daß gerade daS deutsche Reich das denkbar unglücklichst gewählte Versuchsfeld für handelspolitische Experimente ist. Wenn die nord- amerikanische Union mit ihrem unerschöpflichen Bodenreichthum, mit der beispiellosen Energie ihrer Bevölkerung bei ihrem Absperrungssystem an d-n Rand de! RuinS gerietb, wenn eS der nordamerikanische Schutzzoll dabin brachte, daß daS einstige Eldorado der freien Arbeit durch Aus wanderung sich zu entvölkern beginnt, so wird Deutschland, ein von Natur weit stiefmütterlicher auSgeftatteteS Land, das sich nur durch eine weise Haushaltung mit seinen Kräften auf die gegenwärtige Höhe emporzuschwingen vermochte, die traurigen Lon- ftquenzeu wirthschastlicher Reaction noch weit rascher empfinden lernen. ES wäre auch gar zu traurig, wenn ein Land dadurch, daß es gegen die Gesetze gesunder WirthschaftSpolitik verstößt, nicht sich selbst, sondern Andere schädigen könnte. Wir fürchten und bedauern die nothwendigen Conftguenzen der BiS marck'schen Zollpolitik, aber w«r fürchten sie nicht für uns, sondern für daS stammverwandte Deutschland." Die Gelreidezöllr und die Tarifcommisfiou. Die Literatur, welche daS Project der Wiederein führung von Getreidezöllen hervorgerufen bat, ist bereits recht bedeutend, viele Landwirthe, Staats männer, wie Delbrück, und BolkSwirthe, wie Eugen Richter, haben in derselben daS Wort ergriffen. Den M tclpunct dieser Literatur bildet indeß der Zolltarif- Entwurf, in welchem die Motive, welche für den Vorschlag maßgebend waren, niedergelegt wurden. Immerhin sind diese Motive — wie bereits vielfach ,n der Presse hervorgehoben wurde — sehr spärlich ausgefallen, so spärlich jedenfalls, daß ffe in gar keinem verhältniß zu der gewaltigen wmhschaftlichrn Bedeutung stehen, welche der Wiedereinführung von GetreiLszöllen beiwohnen müßte. Um so mehr Noth thut eS, den Bedenken möglich große Verbreitung im deutschen Volke zu verschaffen, welche die Minorität in der Tarifcommisfton abhielt, für Gctreidezölle zu stimmen. AlS Grund für die Begünstigung der inländischen Getreidcproducenten wird in den Motiven zum Zoll tarif angeführt, daß die einheimische Landwirthschast unter tem Drucke der über daS Bedürfniß der Con- sumtion weit hmauSgehenden Zusubr im Auslande erzeugter Cerealien nicht mehr diejenigen Geld erträge zu erzielen vermöge, welche den auf die Production gemachten Aufwendungen an Capital und Arbeit entsprechen. Dem gegenüber ist zunächst darauf aufmerksam zu machen, daß im Lause der letzten 50 biS SO Jahre die Tetreidepresse in Preußen um ca. 100 Proc. ge stiegen sind. Dieselben betrugen durchschnittlich in Silbergroschen pro 100 Kilogramm für Weizen Roggen Gerste Hafer IkLI biS 1830 . . 181 87 78 77 1831 - 1840 . . 138 101 86 86 1841 - 1850 . . 168 IL3 105 108 1851 . 1860 . . 311 165 148 188 1861 - 1870 . . 804 155 138 135 1871 - 1878 . . 229 176 168 168 Aus der gegebenen Zahlenreihe dürfte ferner er hellen, daß wir innerhalb der letzten 60 Jahre eine im Großen und Ganzen regelmäßige Preissteigerung für Cerealien zu verzeichnen haben, welche die in zwischen etwa eingetretene vielfach überschätzte Ver ringerung des GeldwerlheS erheblich übersteigt. ES ist daher zu bestreiten, daß die deutsche Landwirth- schaft eine- besonderen Schutzes bedarf. DaS wirklich Krankhaft« in ihr — übenrieben hohe Grundrente und entsprechend hohe Verkaufs« und Pachtpreise von Landgütern — würde dagegen durch einen Getreidezoll gerade gefördert werden. Ebenso wenig erscheint die in den Motiven für Gctreidezölle enthaltene Behauptung zutnffend, daß die Zufuhr an Cerealien vom LuSIanee daS Be dürfniß der inländischen Consumtiou weit übe,steige. DaS Bedürfniß der inländischen Consumtion ist viel mehr stet- der Maßstab für den Umfang der Ein fuhr, und die Ueberschätzung diese- Bedürfnisses be deutet für den Importeur in jedem Falle einen Verlust, dem er sich gewiß nicht ohne Noth und ganz gewiß nicht dauernd auSseht. Bei dieser angeblichen Ueberschwemmung dcS in ländischen Markts mit ausländischen Eerealun be fürchtet nun die Majorität, daß obne staatliche Ein mischung in nicht zu ferner Zukunft die Versorgung deS einheimischen Markts mit den zur VolkSernäh- rung nothwendigen Früchten nicht minder wie die Bestimmung deS Preise» derselben vom Ausland« abhängig werden könnte. Diese Abhängigkeit ist eigentlich schon jetzt vor handen, sie ist immer vorhanden, wenn ein Land von einem Artikel mehr consumirt als producirt, wie Dies bezüglich deS Artikel- Getreide bei Heutschland hoffentlich ftelS der Fall bleiben wird. Wir sagen „hoffentlich", weil bei der Enlw ckelung, die Deutsch- land genommen hat. der Mchrcvnsum von Getreide beweist, daß ein Industriestaat an die Stelle eines vorwiegend Ackerbau treibenden Staate» getreten ist. WaS aber ferner die Abhängigkeit der Preisbe stimmungen vom Au-Iande anbelangt, so bleibt die selbe unter allen Umständen bestehen, auch wenn die Preise im Inland« beständig um den Zollbetrag hcher gehoben werden, als die Preise de» Welt marktes. Um diese Abhängigkeit imm-r enger zu g°stallen, dazu bauen wir wie andere Völker Eisen- dahncn und Häfe.i, dazu verbessern wir olle Com- municattentmittel, dazu l gen wir unterseeische Tele- araphen, welche jede PreiSschmankung der emen Hemisphäre der andern sofort übermitteln, dazu haben wir internationale v.rlräge, dazu erstreben wir em internationales Trar-'portrrcht, ein internationales Wcchselrecht, kurzum Alle-, waS dazu bestimmt ist, den Handel und Verk-Hc zu denkbar vollkommensten Organen deS staatlichen LebenS zu machen. Abhängig keit der Preisbestimmungen heißt deshalb Ausgleichung der Presse, oder bei Getreide, wenn man will, a»ch Ausschluß von HungerSnöthen. Ja dem von der Majorität gezeichneten Zukunftsbild« kann darnach unmöglich etwa- Erschreckende- liegen. Der Eardinalpunct der Majorität-Motive liegt aber in dem klar ausgesprochenen Zweck der Gctreidezölle, eine Ausgleichung für die der einheimischen Land« wirthschast versagten günstigeren ProductionSbc- dingungen deS Auslandes derveizuführen. Ob der vorgeschlaaene Zollsatz, wenn eine derartige Ausgleichung einmal ftatlsinden soll, überhaupt ge nügen würde, mag hier unerörtert bleiben. Die Con- sequenz des ausgesprochenen Grundsätze- ist aber »hne Zweifel die, daß allenthalben, wo unS die Un gunst der klimatischen und Bodenverhältnisse getroffen bat, der Konsument eine Steuer an den bezüglichen Producenten zu bezahlen hat, gleichsam als Ersatz für die günstigere Lage, in der sich der auswärtige Producent befindet. Die Minorität bat sich von der Zweckmäßigkeit einer derartigen WirthschaftSpolitik. welche an die Stelle der natürlichen Preisbildung eine künstliche Preisbestimmung setzen will, nicht überzeugen können. Sie erblickt darin nur den Schutz der weniger pro ductiven Arbeit, sie hält ferner dafür, daß nnt eine« derartigen Schutz deS Getreidebaues nur künstliche Grundrentenverhältniffe geschaffen werden, und sie kann schließlich nicht einsehen, wie man mittelst eine- Schutzzolls dem Einen etwa» geben kann, waS man nicht der Regel nach mindesten- in gleicher Höhe an deren Staatsangehörigen vorher nehmen mutz. (S.-C.> pok- uud Telegraphenweseu. —>- Bestellgeld für Begleitbriefe und AblieserungSscheine. — Da» für gewiffe Post sendungen zu erhebend« Bestellgeld beziehentlich Nach- schuß-Bestcllgeld (bei unzureichender Frankatur) iS auf den Briefen, Begleitbriefen, Schemen ausdrück lich namhaft »u machen. — VersicherungSgebühr für Packete mit Werthangabe nach Rußland. Nach emer Mit- theilunq der kaiserlich russischen Postverwultung ist die auf die russische BesörderungSstrecke entfallende VersicherungSgebühr für Packete mit Wertbancabe nach und auS Rußland ermäßigt worden. Dieselbe beträgt s. für Sendungen mit einer Werthangabe bis einschließlich 600 Rubel: '/, Kopeken für jeden Rubel; d. für Sendungen über «00 biS einschließlich 1600 Rudel: '/« Kopeken für jeden Rubel und außer dem ein« feste Gebühr von 1 Rubel 50 Kopeken für jede- Packet; e. für Eenounarn mit emer Werth angabe von mehr alS 1600 Rubel: V, Kopeken für jeden Rubel und außerdem eine feste Gebühr von 3 Rubel 50 Kopeken für jede- Packet. — Drucksachen und Bücher nach den ver einigten Staaten von Amerika. Durch Be schluß deS CongrrffeS der Bereinigten Staaten von Amerika ist für die in den Bereinigten Staaten vom Auslands unter Streifband eingehenden Sendungen, welche andere Drucksachen als Bücher enthalten, die Zsllpflicht aufgehoben worben. Auch werden zoll- pflicotlge Bücher in Zukunft nicht mehr alS unbestell bar nach dem Aufgabeort mrückgesandt. sondern de» Empfängern gegen Einziehung des ZollbetrageS aus- gebändigt werden. Patente. Patent - «umelpan^». Die nachfolgend Genannten auS Sachsen haben die Ertheilung eine» Patente» für die daneben ange- «beneu Gegenstände nachgesucht. Ihre Anmeldung hat die angegebene Nummer erhalten. Der Gegen stand der Anmeldung ist von dem angegebenen Tag, an einstweilen gegen unbefugte BenuMmg geschützt. Nr. 8777. C. Ä. Haubold jua. m Chemnitz. „Neuerungen an Kalandern" (Zusatz,u P. R. 391). Nr. 8325. Theobald Martinsen in Oberlößnitz bei Dresden. „Verfahren zur Bereitung eine» Eisenvitriol haltenden Sprengpulver»". Nr. 10,871. Laue L TimaeuS, Dresdner Strick- Maschinenfabrik in Löbtau bei Dresden. „Neue rungen an der Lamb'schen Strickmaschine". Nr. 18,730. Hermann Gringmuth in Dresden. „Verbesserungen an einem Universalbefbck" (Zusatz zu P. R. 25L0). Nr. 13,348. A. T. Lhnert, Strmpffabrikant in Borna bei Chemnitz. „Neuerungen an den Ma- schinennade'.n für Handränderstühle". Haudelsgerichtsjachru im Lö«t,reich G«chse». Eingetragen die Firmen: Sebr. JoachimSthal in Dresden, Zweignieder lassung de- Hauptgeschäft» in Bautzen. Inh. die Herren W. L L. L. JoachimSthal m Bautzen. — C. E. Wolf L Co. in Dresden. Inh. Herr S. E. Wolf das. — Bruno Hofmann in Chemnitz. Inh. Herr E. v. Hvfmann das. — Robert Echarschmidt in Zwickau. Inh. Herr >. R. Scharschmidt das. — H. Löffler in Meißen. Inhaber Herr L. H. Löff ler das. — Schubert Sk Brink« in Bautzen. Inh. die Herren I. L. O. Schubert 4 I. I. «. Brinke das. — B. T. Braun in Mitweid«. Inh. Herr Ae. vbil B. Tb. Braun das. — Mühle WöllSdorf T. Men de, O. Becker in WöllSdorf. Inh. die Herren T. Mend« L O. Becker das. Erloschen die Firma- M. Kellner in Markranstädt. Concor». Eröffn»»,»». (Kb. DtiS erste Datum zeigt di« „AmneldungSfrtst", daS zweite di« .HerhandlungS-Tennine" und da» dritte die „PubliccttionS-Termin«"). Bez. Ger.-Amt Glauchau: Zu« Vermögen 1) de» Handel-mann» Franz Carl Lederer in Glauchau, 8. Juni. 30. Juli, 81. Tug., 3) d«S verstoidenen Wibri» und AgentenS Job. Georg Rockftroh da,'.. 9. Juni. 81. Juli, 81. Lug. vez.Ger.-Amt Dresden: Zum Vermögen 1) de» SlrumpfwirkermeifterS Carl LouiS Wo Iler in Dr-Sdrn, 18. Juni, 80. Juni. 8». September, 8) de» HetelierS Karl Heinr. Lilh. Müller da selbst. 18 Juni, 81. Juni, 89. September. S) de» Inhabers eine» Schudwaarengeschaft» Eugen Theo bald Krieger, in Firma Eugen Krieger da selbst 18. Juni, 87. Juni. 8». September. 4) de» Ho:el>erS Mox Adolph Bücher daselbst, 18. Juni, 30 Juni, 38. September, 5) de» Kaufmann- Fiiedr. Eduard BarteldeS. in Firma Müggen burg L vartelde» daselbst, 18. Juni. 4. Juli. 89. September.
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