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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187906046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-06
- Tag1879-06-04
- Monat1879-06
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1879
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in« kaum talüäten. enig er sein, wurdrll xntlicien » frisch« dach dem gen Vo ten gulk andtoa,. lenbm Landl ireMch kstsch« U «ÜN ftvbedE teiger,^ ! c Scht. len. md Lnvm begehn, e Sorte» ester. - ö, en-l ler «m « S« m, ns Bau« s , Wilcrii . ^ I Baum vrleant! do. y> VW« lv» X) L. -I Mais lg Mu» »chmali - Epes Wochen te vom auf de aeSwe«! and hin Nt« um ä stockt r« un- die -elsaalen «eist -e- dah sie irtoffeln. unserer >Iich un>- l Ginpl- m bisher erlief in i voran- ch seine weniger >ar und ndiast«4. ch gleich ibte dar elbst die oll. für 3 80 dir Huglerch lßigr Zu rrt unter l seitens Pr. Qrlr. rden, un- er lleber- ikünftev m Lande i Durch nglandS am 8s, r 41« LS. - leichfM daS »e- Marseille ind de» echt fest hren in t gegen llnfana- ei,en ^ sich s-< rat au» olland on circa >e kleine Orschrtut täglich früh 6»/, Uhr. Uttzattto» me» LrpeMte, Johann,-gaff« k»S. >MrL»ovdra »er RetaUlra, tzonmttagS tv-!2 Uhr. Nachm,trag» 4—« Uhr. H», m» mre,edr e,n»5,,«d,er «r>»« »»ch: sich die RedacNon »Uh, »»rbMdltch. i, der tür die nächst- Nummer beftimmleu au Wochentagen bis ln« stach,ninags, an Lona- Festtagen früh dis '/,S Uhr. I-len SUtair» für Zas.-Anaahw«: Hk» Klemm. UmverfitLrsstr. 22. ßMltS Lösche. Katharineustr. 18.P. >mr bis '/L Uhr. Tagrblalt Anzeiger. vrW für Politik. Svcalgcschichte, Handels- and ErschastSverkehr. Auflage 1L,St>0. A.daaae»r«t,l,rri» viertelt. 4>,. M, incl. Bringrrlohu L Dl'., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2l> ps. Belegexemplar 10 Pf, Gebühren für Exttabeüagen ohne Pvstbesörderung »tz^Ptk. mit Postdefvrderung ib Llk. Inserate Lgesp. Petitzeile 2.> sts. Größere Vchnfleu laut un'errm PreiSverzeichniß. — TadeLantckr» Satz nach höherem larn stectame» »»irr dem st«»«tton»»nch di« Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets LN d.strpk^li» zu senden. — Rabatt wird aicht gegeben. Zahlung pr^onnmt^iutäo oder durch Postvorschnst. 155. Mittwoch den Juni 1879. 73. Jahrgang. Bekanntmachung. Lin von Marie Louise Weidmann gestiftetes Stipendium im Betrage von 154 Mark 18 Pfennige jährlich für in Leipzig wohnende Wiitwen oder Jungfrauen, deren Männer oder verstorbene Väter den Wissen- schäften oder der Handlung »ugethan gewesen sind, welche einen stillen und frommen Lebenswandel führen, ohne ihr Verschulden in Armuth gerathen sind und ihren nöthrgen Unterhalt nicht erwerben können, ist wm IS. Mai c. ab zu vergeben. Wir fordern dieienigen Personen, welche in den Besitz diese- Stipendium- zu gelangen wünschen und den angegebenen StiftungSbeftimmungen entsprechen, auf, schriftlich unter Beifügung der erforderlichen Nachweise bei unS bi- zum 15. Juni e. sich zu melden. Leipzig, den 28. Mai 1879. Der «ath der rtadt Leipzig. vr. Tröndlin. Richter. Die allgemeine Ausstellung der sämmtlichen Schüler- Zeichnungen der städtischen Schulen, Thomas- und Nicolaighmnafium, Realschule I. und II. Ordnung, Höhere Schule für Mädchen, Fortbildungs schule für Mädchen, sämmtliche Bürger- und Bezi'kSschulen für Knaben und Mädchen und Rathssreischule, findet in den Tagen der Hauptversammlung deS Verein- deutscher Zeichenlehrer Mittwoch, den 4. und Donnerstag, de« 5. Junt statt. Local: 1. Bürgerschule für Knaben, 1. Etage. Geöffnet von früh 8 Uhr bi- Nachmittag 6 Nhr. Eintritt frei, Kinder nur in Begleitung Envachsener. F. Alinzer, städtischer Zeicheninspeclor. ur » gegen- Atnstev h regel ufnhre« prompt, n blieb Kölner tter- in ifalen, '«richte» zesuud«, ge, d« n Ser en unt ch Un sen «nb nd fest« chu«gr» wegunz stärkt, te »eist ie die» ,n so« lNd hi« Märkte, r Druck n alle» die »er- n wird, rcht vor hästeul tig«>b' mna zu Politische Lage in Frankreich. G Pari-, 30. Mai. Zwei wichtige Fragen find eS. welche in diesem Augenblicke unsere diplo matischen und die RegierungSkreise beschäftigen: die egyptische.und die griechische Frage. Die Bemühnngen Frankreichs in der egyptischen KrisiS sind — ungeachtet eincs gewissen, auf der Pforte dafür anzutrefsenden guten Willen-—keines wegs auf die Absetzung JSmail Pascha'S gerichtet. Sie bezwecken vielmehr die Wiederaufrichtung des Landes und darum will man dort eine ernste und sogar ausgedehntere Controle alS bisher eingerichtet haben. In gerechter Würdigung dieser Anschauungs weise hat der deutsche Reichskanzler in dem selben Sinne zu handeln beschlossen wie Frankreich, um die etwaigen in Egypten engagirten deutschen Interessen zu schützen. Diese sehr bedeutsame Thalsache wird, wie man hofft, England beein flussen, die schlaffe Haltung aufzugeben, die eS jevcSmal an den Tag legt, wenn eS sich darum handelt, im Oriente »m Einvernehmen mit Frank reich vorzugehen. Man hätte eS aber vorgezogen, Deutschland nicht in dieser Angelegenheit inter- veniren zu sehen. Es ist positiv, daß die Beziehungen zwischen ParlS und London ziemlich zufriedenstellende st»». Die auti-enalischen Artikel der „Republiqne Aru»§aik" «d de- „Journal de- DSbatS" haben nur «rin großer Lebhaftigkeit die Anschauung de- Public»»- wiedergegeben. In London veröffent licht «ach mehreren pikanten Antworten der Blätter die „Pall Mall Gazette" einen längeren Artikel, in wuchern da- Cabinet von St. IameS aufge- fordert wird, eine activere Politik an der Seite Frankreichs zu befolgen. Man glaubt also hier, daß man bald zu einem endgültigen Einverständ nisse gekmßen werde. Der Meinungsaustausch dauert fort; bereit- siud aber mehrere von der französischen Regierung ergriffene Maßregeln in Ausführung begriffen. So sollen die Befugnisse »nd Vollmachten der Con- lnln in Egypten erweitert werden, weShalb Mr. Tricon zum General-Consul bei dem Khedive ernannt wurde. Sobald er an den Usern des Nil augelangt ist, soll er sich mit de BligniöreS, der im Lande bleibt, inS Einvernehmen setzen «nd anS Werk gehen. Man rechnet daraus, daß auch England seinem Eonsul Vivian neue Weisungen ertheilen werde, welche eS ihm ermöglichen, in einer mehr euro päischen und unparteiischen Weise vorzugehen. Dem Khedive werden sodann wichtige Vor schläge gemacht werden, die er wohl schließlich an- uehmen wird. Uebrigen- wird die Rückberufung des außerordentlichen Gesandten JSmail Pascha'S beim Sultan, Talaat Pascha'S, hier alS ein An reichen de- Mißerfolges anfgesaßt. Er wird durch Abraham Pascha, einen sehr findigen und ge schickten Armenier, ersetzt, welcher sich seit einer Reihe von Jahren in Kor.stantinopel anshält und den Khedive bereit- bei Abdul Aziz vertreten hat. Abraham Pascha wird aber Nicht- gegen die entschlossene Haltnng Europas vermögen. Wenn Deuschland so sehr wünscht, in den egyptischen Angelegenheiten zu interveniren, so ist der Grund dafür nur in dem Zögern England- zu suchen. Nun aber aiebt diese- letztere die Absicht knnd, sich nicht von Frankreich zu trennen, und die Erklärung, welche der UnterstaatSsecretair Bo « rke «sinn im Hause der Gemeinen über das wirk- «che Einverständniß der beiden Regierungen ab gab, hat hier die beste Wirkung gemacht. Da «tunlei eigentliche diplomatische Schwierigkeit zwischen den beiden Ländern erisiirt, so bc- rechtiat Alle- zu dem Glcmben, daß da- Cabinet von St. IameS nicht mehr so sehr widerstreben werde, wenn da- Pariser Cabivet energische Maß regeln in Vorschlag bringen wird. Im Uebrigen vergißt man in London nicht, daß der Handels vertrag mit Frankreich noch nicht abgeschlossen ist. Wiewohl Mr. Waddivgton, wie versichert wird, eS nicht liebt, die Formel „Vonnunt ckovoant" in so brutaler Weise anzuwenden, so kann diese Erwägung doch immerhin auf die gegenseitigen Beziehungen von Einfluß sein. Roch nicht so weit jedoch sind wir mit Italien, u»d die Reise d«S General- Cialdini nach Rom wird sehr commentirt. TS haben sich einige Schwierigkeiten über die egyptische Logelegenheit, sowie m Betreff der griechischen Grenzfrage erhoben. Italien scheint seit einer gewissen Zeit sich im russischen und englischen Fahrwasser zu bewegen, um die französische Orient-Action zu behindern. Jetzt erwartet man, eS bald im Ge folge Deutschlands zur Regelung der egyptischen KnsiS einherschreiten zu sehen. WaS die griechische Grenzfrcwe anbelangt, so scheint dieselbe ihrer baldigen Regelung ent gegenzugehen. AuS bester Quelle geschöpfte Nach richten und die Erklärungen Mr. Bourke'S be stätigen diese Anschauung. Die französische Re gierung hofft sogar, daß die Lösung die Griechen jufriedeustellen werde, wiewohl anderweitige In formationen dieser Hoffnung widersprechen. Die Türkei scheint die Abtretung IaninaS in un widerruflicher Weise zu verweigern, während England »nd Italien daS griechische Gouver nement zu bestimmen suchen, auf diese Stadt zu verzichten. Man hat hier in Erfahrung gebracht, daß man an manchen Orten Mr. Wad dington verdächtigte, die Formirung eines griechischen Lagers an der türkischen Grenze gebilligt zu haben. DieS liegt außerhalb der seine Politik inspiri- renden Ideen. Nachdem Europa sich auf dem, Berliner Congresse zu Gunsten Griechen-! landS enaagirt hat, verfolgt Waddingion die friedliche Ausführung des eur. päiscben Wunsches »nd er zählt dcucaus, daß die nahe Lösung sich in ^ ganz friedlicher Weise vollzieh» werde. Er soll vielmehr die militairischen Maßwahmeo Griechen lands mißbilligen, die die Verhaudt«»Fe« nicht Muffig beeinflussen können. Man rälh hier den Griechen, Vertrauen zu den eventuellen Verhand lungen der Botschafter-Conferevz in Konstantinopel zu haben, welche ein befriedigende- Arrangement zu Stande bringen werde. P-UNscht tlebersicht. Leipzi,, 3. Juni. Z« Parteilaa« wird unS aus dem Reichs tage geschrieben: „Die Reconstruction einer libe ralen Partei wird augeublicklich von jenen Mitgliedern derBolk-Wirlhschaftlichen Ver ein lgung geplant, die in polinschen Dingen den Conservativen »nd Ultramontanen fern stehen. Nach dem Abschluß deS Zolltarifs und jedenfalls vor den Wahlen zum Abgeordneten hause soll eine Agitation auf Grund ein<s Pro gramm- unternommen werden, welches die Bil dung einer „konstitutionellen Fraction" bezweckt. In dem Programm soll der Beweis ge führt werden, daß die handelspolitischen Parteien zusammenwirken müssen, um die konstitutionelle Freiheit gegen die politische und kirchliche „Re- action" zu schützen. Außerdem soll da- Programm entwickeln, daß sich in dieser Partei Rheinländer und Westfalen, welche allen Freihandel auSscl ließen, eben so gut sammeln können, wie Ostpreußen, welche von Schutzzöllen Nichts wissen wollen." Daß von allnr Seiten Heilungsversuche gemacht werden, um compactere Partei gruppen zu etabliren, ist nur zu natürlich; denn die Berechtigung dazu ist überreichlich vorhanden. Es muß sich aber darum handeln, nur diejenigen Männer zu einem stärkeren Fähnlc in zu vereinigen, welche, dem UtcpiSmuS abhold, auch wirklich be rechtigt sind, unter einander „voli tische Freunde"»ubleiben. Der nationalliberalen Partei wnd sicherlich in dem Bestreben, neu- geflärkt a«S der bestehenden Krisis hervorzngeben, die Besonnenheit nicht abhanden kommen, so sehr fie auch von der KortschrittSdemokratie um- leuchtet wird. Die „Parlamentarische Correspon- deuz" der deutsche» Fortschritt-Partei nimmt in ihrer Pfingst»»«mer Stellung zu der vankct- rede de- Herrn v. Korckenbeck, die sich an da- „freie und thatkräftigedeutsche Bürgerthum" richtete. Diese Rede gipfelt« in einem Appell an die Be- strcbungen der vereinigten liberalen Par teien. DaS fortschrittliche Organ setzt nun Folgende- auseinander: „Jndcffen gehören Forckenbeck und Bennig sen zu derselben nationalliberalen Parte». Gegner und Freunde der Kornzölle befinden sieb in derselben Partei, diejenigen, welche Forckenblck zur Thal auffordrrt, und diejenigen, gegen welche diese Aufforderung gerichtet »si. Die nationallibe rale Partei hat solche Gegensätze stets umfaß», wenngleich die Situation dieselben niemals so scharf, wie eS jctzt der Fall ist, zum Vorschein brachte. Der Fortschritt-Partei ist dadurch ihr Ver- hältniß zur nationalliberalen Partei stets in Hohem Maße erschwert gewesen. Die aegnerischen Nationalliberalen suchen ihr gegenüber Deckung durch die befreundeten. Bei den letzten Wahlen kehrten sich die gegnerischen Nationalliberalen nicht im Mindesten an die mit der Fortschritts partei geschloffenen Eompromisse, stellten eS aber als einen Angriff gegen die gesammte nationalliberale Parte» dar, wenn sie von un- in ihren Wahlkreisen beunruhigt wurden. Ein zweiter Uebelstand der unnatürlichen Parteiverbin- oung trifft nicht blos unS, sondern die gemeinsame Sache. Für die befreundeten Nationalliberalen ist der FractioriSverband keine Stütze, sondern ,in Hemmniß für jede- planmäßige und organifirte Vor gehen im Kampfe. Wir sehen neben uns tüchtige Männer im Kampf, wir sehen dieselben aber ohne taktischen Zusammenhang untereinander Vorgehen. Wir selbst können den taktischen Zusammenhang oft nicht erreichen, weil derselbe im Kampfgetvühl dieser Tage nicht mit Einzelnen, sondern nur mit einer geschloffenen Truppe möglich »st. Die Mino rität erjcheint dadurch schwächer »m Reichitage, alS fie wirklich ist. Dazu kommt, daß die Forcken- beck'schen Nationalliberalen, wenn man so sagen darf, in den Commissionen, z. B. in der Tariscomnnssion weit schwächer vertreten sind, alS sie ihrer Zahl nach einen berechtigten Anspruch haben. Die gemeinsame Sache leidet darunter schwer, aber dre Fortschritt-Partei ist nicht im Stande, DieS zu ändern. Sie wird ruhig abzuwarten haben, ob ein« Aeuderung sich auS der Initiative der Nationalliberalen vollzieht, eventuell, ob die bisherigen Nationalliberalen im Lande den Voll zug der Forckenbeck'schen Worte kräftiger in die Hand nehmen". Eine Fusion der beiden Parteien kann bei dem politischen NihiliSmuS der Fortschrittspartei unmöglich vor sich gehen; eS sei denn, daß die Nationalliberalen gänzlich mit ihrer Ver gangenheit und mit bewährten Principien brechen wollten. DaS wird aber, und darauf deuten alle Anzeichen hin, nun und nimmermehr geschehen. WaS unS anbetrifft, so befinden wir »ns darin in Urbereinstimmuna mit einer Reihe angesehener nationalliberaler TsgeSorgane. In diesem Siune schreibt auch heute durchaus zutreffend die „Kölnische Zeitung:" „Die Sorge, die Kraft de- Reichs über den ParticulariSmuS der Einzelstaaten zum nachhaltigen Siege zu führen, verbindet «ns nach wie vor mit dem Reichs kanzler, der treuere Freunde als unS nirgeud» finden kann, namentlich weder imCentrnm noch bei den Deutschconservativen. DaS Be ker,»tniß de- gemäßigten Liberalismus scheidet unS sowohl von der Politik der Agrarier, welcher Fürst BlSmarck einstweilen in trauriger Weise seine Unterstützung leiht, wie von der rücksichtslos unbedingten Kanzler-Verehrung der Mehrheit der Freiconservativen und den „ cäsari - stischen" Idealen deS Fürsten BiSmarck in Betreff einer heilsamen gouvernementalen Kanzler-All gewalt. Aber eben so bestimmt geschieden wollen wir bleiben von der Principienreiterei der Fortschrittspartei und ihres Führers Richter (Hagen). So glauben wir denn, daß eine Neu bildung der Fraktionen im Reichstage durchaus noch nicht zu erwarten oder auch nur zu wünschen ist; nur eine Klärung der gegenseitigen Beste hungen. die wünschen auch wir sehr ernstlich. Der Abg. Richter erklärt in seinen Zeitung- Corre spondenzen ausdrücklich, daß keinesfalls tie Rede davon sein könne, den Verband der Fortschritts partei auszulös.n, um in einer neuen Partei aufzugehen, und der gleiche Wille des ruhigen Fortbestehens ist bei der national liberalen Fraction hoffentlich eben so wenig zu bezweifeln. Ob vielleicht einzelne Personen, durch Wahlver wandtschaft nach rechtS oder links angezogen, »uSscheiben mögen, Da- müssen wir abwarten. Jedenfalls wird die große Mehrheit der „Fraction" wie desgleichen die im ge- sammten bürgerlichen Mittelstände fest gewurzelte „Partei" unerschüttert zu- sammenhalten." Welche Wandelungen in dem inneren poli tischen Leben deS Staate- vor sich gehen sollten, wenn die Wünsche der jetzt herrschenden klerikal-deuts chconservcrtivkn Coalition sich der Erfüllung zuneigen, Da» wird so recht klar, wenn man zurückblickt aus eine Schilderung der wuth- schastlich befreienden Gesetze deS Norddeutschen Bunde», wie sie vor noch nicht zehn Jahren, im Juni 1870, in dem — a«S der Feder de» Abg. La-ker geflossenen — RecbenschastSberichte de» Vorstandes der nationalliberalen Partei über die verflossene Legislaturperiode zu lesen war. ES heißt da: „Die Wahl deS Wohnsitzes, der vor übergehende Aufenthalt sind völlig freigegeben, die polizeiliche Ausweisung ausdrücklich unter sagt, das Reisen von den Hindernissen und Beschwerden der Paßlegitimation befreit, der den Gemeinden oder der OrtSobrigkeit zustehende Widerspruch gegen die Eheschließung in Wegfall gebracht, der Wechsel deS Staatsbürgerrechts inner halb deS Bunde- «n den bloßen Willen deS Ein zelnen geknüpft und alle diese wichtigen LebenS- verände»ungen auch dem Unbemittelten erleichtert, indem die Behörden und Gemeinden für den Ab- zuc-, Zuzug, die Begründung eine» Familienwesenk, HauS- und NahrungSstandeS keine Kosten mehr auferlegen, den Nachweis eines Vermögen- oder gesicherler Nahrung-Verhältnisse nicht mehr fordern dürfen. Jedem Verarmten endlich wird ein Unter- siützungSwohnsitz gesichert, welcher unabhängig vom Bürger- «ud HermathSrecht lediglich durch den sreiwllligen zweijährigen Aufenthalt bedingt isi Durch die Gewerbe-Ordnung ist der Gewerbe betrieb bi- auf wenige Ausnahmen freigegeben Die wenigen CovcessionSpflichtigen sind an sicher erkennbare Merkmale geknüpft und unter den Schutz eines dem Recht-Wege nachgebildeten öffent lichen Verfahrens gestellt. Den gewerblichen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind in Bezug auf daS Dienstverhältniß völlig glciche Rechte zu ertheilt «nd Beide genießen CoalitionSfrriheit. . . . Die alten Zünfte sind zwar nicht ausgehoben, aber ihres, den jetzigen wirthschaftlichen Zu ständen nicht entsprechenden Charakters entkleidet, ihre Auflösung durch freien Beschluß der Bethei ligten gestattet und der Uebergang zu freien Ge nossenschaften vorbereitet Durch Aushebung der ZinSbeschränkung ist daS DarlehnSgeschäst befreit; durch Aushebung der Schuldhast die Frei heitsentziehung als Execution für eine bürgerliche SchuldauSgeschlosien. Hierdurch, sowie durch da» daran sich schließende Gesetz, welches die Beschlag nahme der Arbeitslöhne alS ErecutionSmittel für civilrechtlicbe Forderungen auSschließt, werden zahlreiche Gestaltungen eines ungesunden CreditS beseitigt. AtS Ergänzung dieser Gesetze dienen die über die ErwerbSgenosseuschasten und Actien gesellschasten erlassenen, indem durch beide der Ansammlung deS kleinen wie de- großen Capital» zu gemeinsamen Geschäftszwecken und der Ent faltung de- soliden Credit» freier Spielraum verschafft worden ist." Ist irgend e»ne einzige der in Vorstehendem aufgezählten „Errungenschaften", gegen die nicht jetzt von der einen öder anderen Seite ein Ansturm versucht wird? Daß alle der jetzigen Strömung zum Opfer fallen würde». kann nur der Wahnwitz annehmen. Zur parlamentarischen Lage wird unS au? Berlin vom Montag geschrieben: „Innerhalb de Tarifcommission veS Reichstage» habr sich die maßgebenden Mitglieder geeinigt, die erst und zweite Lesung zu benrdigen bevor die zwei:! Lesung der Finanzzvlle stattsindet. Man will Uber da» Erträgniß der Schutzzölle einen Ueberblick haben, um mit größerer Sicherheit a i die Berathung der Finanzzölle gehen zu können Gutem Vernehmen nach bemühen sich jene Mitglied? deS Reich-tag-, deren Beziehungen zum Fürste , BiSmarck bekannt sind, den Schluß der Sei sion möglichst zu beschleunigen. Sie verlangen, daß die Tarif-, Tabak- und Brausteuer-Commissionen ihre Arbeiten beeilen, die Redner im Plenum sicll kurz fasten, die Debatten durch Schlußanträgc auf ein Minimum beschränkt werden u. s. w., damit die Session Ende Juni geschloffen werde», kann. Alle Berechnungen der Präsibialmitglieder und hervorragender liberaler Abgeordneter stimmen jedoch darin überein, daß vor dem 8. Jul, daS vorliegende Material nicht bewältigt werden kann. Der Oberbürgermeister von Forckenbeck, welcher sich zur Herstellung seiner Gesundheit in Badenweiler aufhält, theilt seinen hiesigen Freun den mit, daß er den Festivitäten zur goldenen Hochzeit deS kaiserlichen Ehepaare- in seiner amt lichen Eigenschaft beiwohnen wird. Vom Abg Frhrn. von Stauffenbcrg lauteten die bisheriger Nachrichten über den Verlaus seiner Krankheit nicht- weniger al» günstig. Er war stet- bett lägerig und erst seit vorgestern hat sich sein Z, stand so weit gebeffert. daß die Acrzte die Reise m
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