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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187907030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-03
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1879
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«rschetut täglich früh 6»/, Uhr. Nedartton und Lrpkdtttoa JohanniSgasi« 33. 2»rrchl>t>adeu der Kcdacttoa: Bormittags 10—12 Uhr. Nackmittags 4—8 Uhr. HSr dir «ückg,dr klNK^ondlrr Manu- >cn»tk machl fi<d die Redaktion nutzt verbindlich. Annahme der für die nächst- folgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen dis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- m»d Festtagen früh bis '/,d Uhr. 2« de» Filialen für Ins. Annahme: Otto Klemm, Universitätsstr. 22, LouiS Lösche. Katharinenstr. I8,p. nur bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtt, Handel-- Md GeschLMerkehr. Auflage 1«,V00. Abonnement,perl« viertelt. 4V,Mk., incl. Bringerlohn 5 Ml., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 2ü Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesörderung 38 Ml. mit Postbesörderung 45 Ml. Inserate Sgesp. Petitzrile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preiüverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Ueclamca unter drm ttedarstoaostrtch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Lr-rdltto» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Jahluitg prnenllmorimüo oder durch Postvorschuß. 184. Donnerstag den 3. Juli 1879. 73. IchMNg. Bekanntmachung, Pie eo««««ale vestenernn, Pe» feste» Ginkomme«» betreffen». Nach ß. 17 de» Regulativ» für die Gemeindeanlagen der Stadt Leipzig sind feste» Diensteinkommen, Wartegeld und Pensionen nur »u 4/5 m Anschlag zu bringen. G» ergeht daher an diejenigen Steuer zahler, welche glauben, diese Bestimmung für sich in Anspruch nehmen zu können und von derselben, soweit e» nicht bereit» geschehen, noch Gebrauch machen wollen, hierdurch die Aufforderung, ihre daraus abzielenden Gesuche binnen S Wochen vom Tage de» Erscheinen» dieser Bekanntmachung ab, also spätestens bi» zu« -5. Juli d. I. bei Verlust de» «eclamationsrechtes an die Steuerabtheilung de» Unterzeich neten Rathr» (Brühl, Blauer Harnisch 3. Etage) einzureichen. Dem Rnbringen ist der Nachweis beizu fügen, au» welchem Grunde bez. inwieweit da» Einkommen de» Reclamanten al» ein feste» zu be trachten sei. Leipzig, den SO. Juni 167». Der »ath »er Stabt Leipzig. vr. Georgi. Bekanntmachung. Die Stelle eine» vnchhalter» an der hiesigen städtischen Gasanstalt, mit welcher ein Gehalt von 8000 und Pensionsberechtigung verbunden ist» soll in der nächsten Zeit besetzt werden. Bewerber um diese Stelle, welche mit der doppelten italienischen «uchfübruna vertraut sein müssen, fordern wir auf, biS zum 10. Juli e. schriftlich unter Berfügung von Zeugnissen bei unS sich zu melden, und bemerken, daß Diejenigen, welche sich bereit- gemeldet, ihre Gesuche nicht zu wiederholen haben. Leipzig, den 1. Juli 187». Ser «ath Ver Stabt Leipzig. vr. Georgi. Richter. Bekanntmachung, Kohlenliefcrung betreffend. Die Lieferung deS vebarfeS an Stetn- und vrauukohlen für daS hiesige JohanntSsttst auf daS Jahr 1878/80 und zwar von ungefähr 3000 Eentner Rußsteinkohlen, 1800 Hektoliter besten böhmischen Patent-Braunkohlen und 800 Hektoliter Meuselwitzer Knörpelkohlen soll an den Mtubeftsorberubeu, jedoch vorbehältlich der Auswahl unter den Licitanten, vergeben werden. Die Lieferungsbedingungen liegen an RathSstelle zur Einsichtnahme auS und sind die Offerten »iS zum 18 Juli d. I., Rach«tttagS 8 Uhr, bet her Rnattatur ebendaselbst mit der Aufschrift: „Kohlenlteseruug für bas Johanut-hospital" versiegelt einzureichen. Später eingehende Offerten können keine Beiücksichtigung finden. Leipzig, den 84. Juni 167». Ser «ath her Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Gewölbe-Vermiethung. Ein im Erbgeschoffe de» vörsengebäube» auf der Stock bau» feite befindliche», au» 3 Abtheilungen bestehende» Gewölbe (das erste vom Naschmarkt au», früher VerkaufSIocal de» I Leipziger HauSfrauen- vereinS) nebst «tederlagSrau« unter der Börsenterraffe ist sofort gegen halbjährliche Kündigung zu vermiethen. Die vermiethungSbedingungen nebst Jnventarium liegen auf dem RrthhauSsaale. 1. Etage, zur Einsicht nahme aus. Äipzig, den SO. Juni 187». Ser «ath »er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Errulti. Bekanntmachung. Die Strecke de- Gerichtswege» von der HoSpitalftraße bi» zum Eingänge nach dem Güterschuppen de» Eilenburger Bahnhöfe» wird der vorzunehmenden Pflasterarbeiten wegen vom Montage, be« 7. Juli Diese» Jahres ab b»S zur Fertigstellung dieser Arbeiten für den Fährverkehr gesperrt. Die bestehende Vorschrift, wonach der Täubchenweg mit den vom Eilenburger Babnhofe nach der Stadt verkehrenden Fuhrwerken jeder Art nicht befahren werden darf, bleibt auch während der Sperrung der obengedachten Strecke de» Gerichtswege» aufrecht erhalten. Leipzig, am 37. Juni 187». Ser «ath her Stabt Leipzig. vr. Georgi. Richter. Bekanntmachung. Die auf da» am 16. d. M. zur anderweiten Benniethung versteigerte Gewölbe im Börsengrbäude (Stockhaurseite) im BersteigerunaStermin gethauen Mtrthgebote haben wir abzulehuen beschlossen und entlassen in Gemäßheit der VersteigerungSbedingungen die Bieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den SO. Juni 187». Ser «ath »er Stabt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. An der UniversitätS-Bibliothek ist die Aufwärterstelle (mit einem jährlichen Gehalt von 750 Mark) neu zu besetzen. Bewerber um dieselbe haben ihre mit eigner Hand geschriebenen Gesuche unter Beifügung von Zeugnissen und Angabe ihrer bisherigen LebenSoerhältniffe dem Unterzeichneten persönlich aus der Univer- fitätS-Bibliothek (früh von 11—13 Uhr) spLtestenS br» den 10. Juli zu übergeben. Leipzig, den SO. Juni 187». vr. Krehl. Bekanntmachung. Di« Beitragspflichtigen unserer Gemeinde, welche mit ihren diesjährigen Steuern noch im Rückstände find, werden hierdurch an Entrichtung derselben erinnert. Der Vorstand »er J-raelttischen «cltgionsgemeinbe zu Leipzig. Internationale Ausstellung in Melbourne. Mit Bezug darauf, daß die AnmeldungSfrift für die nächstjährige Welt-LuSstellung in Melbourne nach den bisherigen Mittheilungen bereit- mit dem 81. Oktober d. I. geschloffen werden soll, ersuchen wir diejenigen Industriellen unseres Bezirks, welche sich an derselben zu betbeiligen geneigt find, sich schon jetzt darüber schlüssig zu machen und unS so bald wie möglich wenigsten- eme vorläufige MiUheilung zu gehen m lasten. Für die weiteren Vorbereitungen zu einer würdigen Vertretung unserer Industrie bei dieser Ausstel lung, welche die von Sydney an Bedeutung voraussichtlich weit übertreffen wird, ist die Bildung eine- besonderen Comits in Aussicht genommen. Leipzig. Anfang Juli 187». Sie Haubelskammer. Sie «ewerbekommer. vr. WachSmuth. Vorsitzender. W. Häckel, Vorsitzender, vr. Gensel, Secr. Herzog, Secr. Bekanntmachung. Die zum Neubau eine» Schulgebäude» für Plagwitz erforderlichen Maurer-, Steinmetz-, Zimmer-, Klempner-, Dachdecker-, Glaser-, Tischler-, Schlosser-, Stuck- sowie Maler-Arbeiten sollen auf dem Wege der Submission unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern an den Mmdestfordernden vergeben werden. Anschlagsformulare können bei Herrn Architekt Bösenberg in Leipzig, Königstraße 30, III., in Empfang genommen, sowie daselbst die Zeichnungen und Bedingungen eingesehen werden. Bezügliche Offerten sind unterschrieben, versiegelt, portofrei und mit der Aufschrift: „Schul-Neubau Ar beiten betreffend" bis Mittwoch den 9. Juli Abend» 6 Uhr auf dem Semeindebureau zu Plagwitz einzureichen. Plagwitz, den so. Juni 1879. Ser Schulvorstand. Uhlig, Vorsitzender. ver Rücktritt Falk's. 6) Heute unterliegt e- keinem Zweifel mehr, daß der CultuS minister Falk, gleich seinen Colleaen Hobrecht »nd Friedenthal, bei Sr. Maj. dem Könige ein Entlassungsgesuch eingereicht hat. N'chtzum ersten Male stehen wir vor der Möglichkeit, den Mann, Vesten Person ein Programm bedenlet, von den Geschäften zurücktreten zu sehen. Schon vor Jahr und Tag lag ein Entlastungsgesuch Falk'- im königlichen Caoinel, ein Gesuch, welche- über da- Attentat vom 2. Juni in Vergessenheit ge- rielh. Aber wie ganz ander- als damals liegen heule die Dinge! Hätte Falk damals auf seinem Ent schlüsse bestanden, sowäreer allgemein alSdaSOpfer der über die Besetzung deS evangelischen Ober- kirchenrathS entstandenen Streitigkeiten betrachtet worden. Alle Freunde einer freisinnigen Kirchev- und Schulpolitik würden dieS Ereigniß auf» Tiefste beklagt haben, aber Niemand hätte damals bereit- — die Aera der Aissinger Verhandlungen war noch nicht angebrochen — einen grundsätzlichen Bruch mit dem kirchenpolitischen System erblickt, als besten Träger, in kaum geringerem Grade alS Falk, Fürst BiSmarck selbst aufgetreten war. Im Gegentbeil. damals wurde erzählt und allgemein geglaubt, daß Fürst BiSmarck auch in den Streitfragen in Bezug auf die evan gelische Kirche fest auf der Seite de- CultuS- mivister» stehe. Heute wird man, wir zweifeln nicht daran, für Falk'» erneute» Entlastung», gesuch wiederum auf dem Gebiete der evangelischen Kirche nach Motiven suchen, und man wird die selben in den Ernennungen zur Generalsynode vielleicht auch finden. Aber Niemand täuscht sich darüber, daß der ausschlaggebende Grund de- Schritte» lediglich die veränderte Stellung de» ReichSkavzler» zum Centrum, kurz, derverhäng- uißvolle Umschwung unserer ganzen Politik ist. In dieser Beziehung ist der Rücktritt Fall'- von ganz besonderem Gewicht. Wenn Hobrecht geht, so kann eS sich dabei um einen Streit über mehr oder «iudcr zweifelhafte Finanzprojecte gehandelt haben, der für den Augenblick ohne praktische politische Bedeutung wäre. Auffallender schon ist Friedeuthal'S Rücktritt; denn wenn ein so hervor ragend tüchtiger, so arbeit-freudiger, so reichlich von Erfolgen begleiteter »ud dem Reichskanzler politisch so sehr ergebener Beamter selbst auf dem neutralen Boden de» landwirthschaftlichen Ministerium- nicht mehr weiter arbeiten zu können «eiut, so deutet Da» auf einen Schaden, der nur in dem herrschenden Systeme liegen kann. Die Entlastung Falk'» aber ist da» unverkennbare Signal der Reaction. ES wird nicht an Federn fehlen, welche die politische Btdeutung auch diese» Ereignisse- zu ver flüchtigen suchen. Man wird sagen, daß man den Falk'schen Schritt lediglich alS einen Act persön lichen Gefühl» aufzufasten habe, deS Gefühls näm lich, daß er nicht morgen Diejenigen alS seine guten Freunde begrüßen möge, welche er bisher al» feine erbittertsten Gegner bekämpfen mußte; sachlich brauche darum die Lage noch nicht eine grundsätzlich andere zu sein alS bisher. Man wird daran erinnern, daß wir ja selbst die Wieder herstellung deS kirchlichen Frieden- oft genug al» wünschenswerth bezeichnet haben. Ganz richtig; aber wir dachten an einen Frieden, der mit der Anerkennung, mit der thatsächlicben Befolgung der staatlichen Gesetzgebung durch die Kirche begonnen und erst von diesem Boden auS zu einer unbefangenen Prüfung einzelner nicht wesentlicher, aber in ihren Wirkungen vielleicht zu harter Bestimmungen der Maigesetze geführt haben würde — an einen Frie den, bei welchem Falk'S Verbleiben im Amte nicht allein möglich, sondern unsere» Erachten- noth« wendig gewesen sein würde. Denn alsdann erst hätte er mit voller Kraft sich den organisatorischen Aufgaben zuwenden können, die er sich gestellt hatte. Der Friede, welcher unter der Bedingung de» Rücktrittes Falk'S geschlossen wird, bedeutet die PreiSgebung der Maigesetze, bedeutet für Preußen insbesondere da- Scheitern Dessen, waS man al» die werthvollste Frucht der Aera Falk erwartete, de- UnterrichtSgesetzeS. — Einige Tage werden wir der Entscheidung über Annahme oder Ablehnung de- Falk'schen Gesuch- an höchster Stelle zu harren haben. Aber die bloße Thalsache de» Gesuch» wird unter den obwaltenden Umständen weithin wie ein Wkckruf wirken, allen Denjenigen die Augen öffnend, welche unbelehrbar in dem Traum von der Harmlosigkeit aller Vorgänge der letzten Monate befangen waren und Andere ob ihrer „ReactionS- riecheret" verspotteten. Finlmzzöür. * Während über die eigentlichen Schutzzölle di« Verständigung zu Ende geführt worden ist, sind die Finanzzvlle trotz aller darüber jüngsthin ge- pflogenen Be> Handlungen immer noch der endgül tigen Beurtheilung entrückt. Für da- Tentrum stellt sich die Sache so: Die Schutzzölle waren in den Kreisen der Wähler beliebt; die Wähler würden ihre Abgeordneten gezwungen haben, abgesehen vou jeder politischen Lage, für Schutzzölle einzutreten. Ganz in demselben Maße sind aber die Finanzzölle bei den Wählern unbeliebt. Noch vor weniger als einem Jahre ver maß sich die ultramontane Presse, daß keiner ihrer Abgeordneten für eine höhere Belastung de» Volke» eintreten werde. Ja noch auS den letzten sechs Wochen werden ähnliche Aeußerungen nachweisbar sein. Ein Windthorst schlug versöhnlichere Töne an. Wenn nun auch die Lage de» Kirchenkampfe» in diesem Augenblick (morgen kann c» doch wieder ander- sein) Aussichten auf Verständigung bietet, so bleibt doch noch die Frage übrig: Wird da- Centrum nicht für Fmanzzölle stimmen, wenn es die Ueberzeugung gewonnen bat, daß eS ohne Finanzzölle keine Schutzzölle erlangen kann? Die Frage ist bi-her noch unbeantwortet. Auch die nationalliberale Fraction ist noch nicht über die Frage schlüssig, wie sie sich nach den neuesten Wendungen der Dinge zu den Forde rungen von Finanzzöllen stellen soll. Je gewissen hafter die Erwägungen nach allen Seiten hin an- aestrllt werden, desto mehr verwickelt sich die Frage. Fürst BiSmarck wird sicher kein Ergebniß guthcißen, welches-ühm nicht reichlich fließende Quellen für da- Reich evöffnet. In die Vertagung der Tabak steuer, welche letztere mit Hobrecht'» Rücktritt al gefallen angesehen wird, dürfte er sich fügen, weil da durch feine Monopolhoffnungen neue Kraft gewinnen. Aber man wird nimmermehr glauben, daß Fürst BiSmarck einen Feldzug, den er für die Vermehrung der Reichseinnahmen begonnen hat, in den sich später der „Schutz der nationalen Industrie" al» nebensächlich eingcschlichen hat, beendigen wird, wenn er in demselben Nicht- al- Schutzzölle ge winnen kann. Wahrscheinlich steht eine neue Wendung bevor, welche über diese Zweifel hinweg führt, eine Wen dung, unerwartet, gewaltsam, wie so Biele-, waS wir in den letzten Monaten erlebt haben. Di« öffentliche Meinung, die Urtheile der P«sse haben längst ausgehört, ein bestimmendes Mo ment für den Reichstag zu sein. Ob ein Werk, welche» auf diese Weise zu Stande kommt, al- eine Kette von Bedürfnissen, Tauschgeschäften, Ueberraschungen rc. Dauer haben kann, ob e- im VolkSbewußtsein den sittlichen Untergrund besitzt, welcher ihm Bestand verheißt, wird freilich abzu- warten sein. Politische »ledersicht. Leipzig. 8. Juli. Der Reichstag erledigte am Dien-tay in dritter verathung den Gesetzentwurf über die in Folge der neuen Organisation nothwendig wer denden Abänderungen de- RetchShauShaltSetat» »nd de- LandeShauShaltSetat» von Elsaß-Loth ringen. Die hohen Beamtengehälter waren auch dieSmal der Gegenstand erheblicher »nd nicht un berechtigter Bedenken. Der Reich-tag befand sich indeß in der eigenthümlichen Lage, daß er, hätte er die Sätze herabmindern wollen, sich in Wider spruch mit den elsässischen Autonomisten gesetzt haben würde, in deren Namen der Abg. North leb haft für die Regierungsvorlage eintrat. AuS diesem Grunde waren ErmäßigungSanträge auch wohl nicht gestellt worden; bei der Abstimmung stimmte aber eine sehr bedeutende Minderheit gegen die einzelnen Sätze sowohl wie gegen daS ganze Gesitz. DaS Hau» setzte dann die zweite Berathung deS Zolltarif», und zwar bei der Position 20 (Kurze Maaren), fort. DaS Ergebniß war hier sine bedeutende Erhöhung de» Zolle» auf H b 1 (Maaren, ganz oder theilwersc auS Bernstein, Celluloid, Elfenbein, Gagat, Jet, Lava, Meer schaum, Perlmutter «nd Schildpatt, auS unedlen echt vergoldeten oder versilberten, oder mit Gold oder Silber belegten Metallen). Die Commission schlug in Uebereinstimmung mit der Regierung 120 Mk. vor, da» Hau- nahm indeß einen Antrag de- Abg. v. Miller, der bei dieser Gelegenheit wieder eine Debatte über deutsche Kunstindustri- hervorrief, aus 200 Mk. an. Position 35 (Stroh- und Bastwaaren) wurde nach den Vorschlägen der Commission angenommen. DaS Gleiche ge schah mit Position l? (Kautschuk und Guttapercha, sowie Maaren darauS). Dagegen veranlaßtc Position 21 (Leder- und Lederwaaren) eine längere Debatte. Verschiedene Anträge, die von der Tarif« commission beliebte Erhöhung de» Zolle- auf Sohlleder wenigsten» aus den Stand der Regie rungsvorlage zurückzusühren, scheiterten, dagegen wurde ein Antrag der Abgg. Zinn und Kreutz, den Zoll aus grobe Schuhmachcrwaaren gegen die Commission resp. gegen die Regierungsvorlage von 40 Mk. auf 54 Mk., und den auf feine Leder- waaren von 60 auf 80 Mk. zu erhöhen, mit erheb licher Mehrheit angenommen. Die Genehmigung der Position 40 (Wach-tuch) erfolgte ohne Debatte. Wahrscheinlich wird e» noch eiuige Tage dauern, ehe »an über die Entlassung der beiden Minister Falk und Friedenthal etwa» Zuverlässige» er sähet. Bisher steht nur von Hobrecht fest, daß er sein Entlassungsgesuch am Freitag ober Sonnabend nach Em» geschickt hat; mancherlei Umstände sprechen allerdings dafür, daß auch der landwirthschaftlich« Minister bereit» den selben Schritt gethau, und nur vom CultuS-
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