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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187907123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-12
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1879
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Erscheint täglich früh 6»/. Uhr. »rvattto» »od «WrNtt», Joh«muiSgaff« SS. >»rrchß»«ve» ver Nevurtt»« vormittags l0—l2 Uhr Nachmittags 4—L Uhr. Mir »te «LS,ad« kt«g«1andirr Man» icriytk «ochi sich d,« R»dLrtt»« archt »rrvindtich. »e der für dir nächst- Nummrr drftimmte» «n Wochentagen dis Nachmittags, an Sonn- ttagrn früh bis '/,S Uhr. z» Sr» Filiale» fiir Zis -^uaahwr: Ott» Klemm. UniversitLtsstr. 22, LoutS Löfche.Katharinenstr. l b, p. uur bis V,3 Uhr. MpMer Ta-MU Anzeiger Organ für Politik, Localgkschichte, Handel»- and GcschistSvcrkehr. Auflage 16,00V. Aveuunutuiepreievietteff.^LML. >ncl. Brinaerlohn ü Mt., durch di« Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar l t) Pf. vebühren für Lxtradeilagrn ohne PostbefVrderung 3« ML mit PostbefVrderung 48 ML Ivferile ügrfp. Prtttzeil« 2v Pf. «0rvhere Lchnftcn laut unserem PrriSverzeichnitz — Tabellarischer Latz nach höherem Tarif. Lkliamca »»irr dem Lrdaltio»»strtch die Lpaltzeile 4« Pf. Inserate find stet« an d.Crpevtli», zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeauLeraiulo oder durch Postvsrschuß. iss. Sonnabend den 12. Juli 1879. 73. Jahrgang. M gefälligen Achtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 13. Jvli nur Vormittags bis ',9 Uhr geöstnet «Ls» LssZ»«L^s^ L"«LsSL«rFLs». Bekanntmachung, Wir beabsichtigen, in nächster Zeit den PeterSsteinweg vom sogenannten Römischen Hause ab bis zur Ulbertstraße neu pflastern zu lasten und ergeht deshalb an di« Besitzer der angrenzenden Grundstücke unv de». an dre Anwohner hierdurch Lustorderuna, etwa beabsichtigte, den brzeichneten Etraßentract berührende Nrveiten an den Privat - GaS- und Wasterleitungen und Beischleußen ungesäumt und jedenfalls vor der Rrupflafterung auszuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung erneS guten StraßenpflafterS dergleichen Arbeiten während eine» Zeitraumes von K Jahren nach beendigter Reupflasterung in der Regel nichr.zugc- laffen werden. Gleichzeitig verweisen wir auf unsere Bekanntmachung vom 2ü Mär» d. I., Inhalt- deren vor Neu- Pflasterung von Straßentracten die Dachtraufen mittelst besonderer Fallrohrschlrußen unter den Fußwegen hindurch in die städtischen Hauptschleußen zu führen find. Leipzig, am 36. Juni 1879. Irr «ath der Stadt Leipzig vr. Seorgi. Stoß. Bekanntmachung, die e»««n««le vefteueruu, de« feste« Gt>k,»«e«» betreffe»«. Nach 8- 17 deS Regulativ» für die Gemeindeanlagen der Stadt Leipzig sind feste« Diensteinkommru, Wanegeld und Pensionen nur zu 4/3 m Anschlag zu dringen. E« ergeht daher an diejenigen Steuer- zabler, welche glauben, diese Bestimmung für sich in Anspruch nehmen zu können und von derselben, soweit eS nicht bereit« geschehen noch Gebrauch machen wollen, hierdurch die Aufforderung, ihre darauf abzielenden Gesuche binnen 3 Wochen vom Tag« deS Erscheinen« dieser Bekanntmachung ab, als» späteste«« dts zu« LS. Juli d. I. det Verlust de« Neel««att»nSrechteS an die Steuerabtheiluna de» unlerzeich- neten RathrS (Brühl, Blauer Harnisch 3. Etage) einzureichen. Dem «nbringrn ist der Nachweis beim- fügen, aus welchem Grunde bez. inwieweit das Einkommen de- Reklamanten al» ein feste» zu be trachten sei. Leipzig, den 30. Juni 1879. ster Rath der Stadt Leipzi«. vr. Georgi. Bekanntmachung. DaS Henning-Glvße'sche Magisterstip-ndium ist auf d»e Termine Petri Pauli 1878 und Pauli Bekehrung 1879 von uns zu vergeben. Empfang! berechtigt find Solche, welche den Nachweis Herdringen, daß sie die philosophische Doktorwürde an der hiesigen Universität gegenwärtig erlangen oder wenigsten« die Dissertation zur Erlangung derselben beim Herrn Decan eingereicht haben. BewerbungSgesuche sind bi« »um 31. d. M. bei un» einzureichen. Leipzig, den 10. Juli 1879. Ler «ath der Stadt Letpzta. vr. Georgi. MesserschundL Lismarck's Rede in der Mittwochs-Sitzung de- Reichstags wird von der „Weser-Zeitung" wie folgt trefflich commeulirt: „Der Reichskanzler" — sagt de« genannte Blatt — „hat mit der ihn stet» au-zeichnendcn Prägnanz seiner Rede ein Bild gebraucht, das vielen ae- müthlichen Deutschen al« der Inbegriff aller volülschen Weisheit erscheinen wird. Wer den umereu Beruf verspürt, über Dinge eine Meinung zu äußern, denen er da« zu ihrer gründlichen Er fassung uothwendige Maß von Zeit unv Studium aber zu widmen nicht Lust hat. der wird die ihm geböte« schöne Gelegenheit, sich billig den An schein der Ueberlegenheit »» erwerben, nicht vor übergehen lasten. „Ein schwarzer Tuchrock oder ein Rock v»u schwarze» Tuch", das Bild ist so schlagend, es läßt sich in tausend Fällen mit Glück auweuden, also, we-halb sollen solche Leute e- utcht aus die ermüdende Zolldebatte anwendcn? Ob es hier paßt oder nicht, wozu bedarf eS der Untersuchungen? Li« Fürst BiSmarck im Drcember vorigen JahreS mit dem bekannten Briese an die OeffentliHkeit trat, in welchem er von dem Grundsätze einer allgemeinen Zollpflicht für alle eingehenden Güter ein neues wirlhschaftliche» Heil deS Lande« prophezeite da wie- man ihm sofort nach, daß er noch zwei Jahre zuvor, 1876, die Parteien im Reichstage aufgefordert hatte, ihn darin zu unterstützen, daß alle Artikel bis auf sehr wenige, sehr ergiebige, zollfrei eiugelasten werden köuuten. Der Toutrast war so grell, daß selbst seine unbedingtesten Anhänger anfänglich verdutzt wurden und zu den sonderbar ste« Auskünften ihre Zuflucht nahmen. Seitdem sind in einer langen Reihe die maßlosesten Anklagen erfolgt gegen die WirthschaftSpotttlk, die die Nation im Einklänge mit dem Fürsten BiSmarck von der CoufliciSzeit von 1862 an durch die Jahre der großen militatrischen Erfolge und die Jahre libe ralen Regiment- bi- 1876 geführt hat. Wo irgend wo ein Uebel war, da sollte der Freihandel, den wir gar nicht einmal besaßen, eS verschuldet habe« ; Herr v. Lardorff schrieb sogar die mangelhaste Blüth« der Rhederei dem Freihandel zu. Auf der anderen Seite wurdeu die lockendsten Versprechungen frei gebig auSgetheilt; die verschiedensten Juteresten- rreise wurden caressirt und überredet — wie gern läßt sich der Steuerzahler zu solchem Glauben überreden —, sie feien zu schwer mit Steuern über bürdet. Wurde nun darauf hingewiesen, daß trotz dieser angeblichen Ueberlustuna mit Steuern die Regierung gerade damit beschäftigt sei, neue Steuern aufzulegeu, so wurde erwidert, die Lasten sollten bei Leibe nicht vermehrt, sondern nur anders «mgelegt werden, und die Steuerreform hätte, außer daß sie Bequemlichkeit beim Zahlen mit sich bringen würde, gar keine Folgen. Wäre bie Sache wirklich so bedeutungslos, so hätten wir nicht die hochgefieigerte Erbitterung erlebt, nicht die compromtttireudeu Bündnisse zwischen alten Gegnern, zwischen Eonservativen »nd Ultramon tan«. Wäre die Sache unwichtig, so könnte sie nicht zugleich sehr wichtig sein; vom Betreten deS neuen Weges könnte dann nicht Hülfe aus allen UÄeln uud Herbeiführung allen Segen- bergelei Verden. Zwischen dem Alten »nd dem Neuen entweder ein Unterschied wie zwischen Tag uud Rächt, oder wie zwischen einem „schwarzen Tuch rock «nd einem Rock von schwarzem Tuch." Beides zugleich ist nicht möglich. Fürst Bismarck mag nun Recht oder Unrecht haben in dem jähen Bruch mit seiner verganaen- heit, er hat aber kein Recht zu so bitteren Au flagen gegen Die, welche nicht gleichzeitig mit ihm die alte Fahne verlassen wollten, sowohl die Fred Händler wie auch die Liberalen, weiche zwar Schutz röllner find, aber nicht in den Verlust wichtiger Rechte der Volksvertretung eiuwilltgeu wollen Mag e« Lote geben, die ohne Besinnen sagen: der Kahne zr folgen, die Fürst BiSmarck trägt, ist >ine Schande, so ist ihre« Argument einfach die Spitze gebot«, wenn mau ihnen erwidert, daß e- demnach eben so wenig tadelnSwerth sein kann, auf derselben Seite zu bleiben, auf der Deutsch land- großer Staatsmann vierzehn Jahre gestanden hat, in deren Rahmen sicherlich seine große Zeit fällt. Solche peinlichen Vertrauensfragen gehören überhaupt nickt iu eine politische Debatte. Zoü- und Steuergesetze wirken auf dieselbe Wttse, ob :ürst BlSmart sie einführt oder verabscheut. Sie nd einfach UillersuchungSobMe der Wissenschaft und sollten oh»e alle Leidenschaftlichkeit behandelt werden. Die Gereiztheit aber, welche zur Zeit auf allen Seiten herrscht, ist sicherlich weder von frei- häuolerischer noch von ttberaü.r Seite ausgegaugen. Und wenn auch i« Verlaufe de« Kampfes heraus fordernd« Animofitä» mit Bitterkeit und Hohn be dient wurde, so werden doch die Schutzzöllner in ihren Reihen vergeblich nach einer so objektiv sprechenden, alle Jnvectiven unbeachtet lassenden Persönlichkeit suchen, wie die Freihändler in Del brück besitze,. Ebensowenig haben die Conseroo- tiden eine« so maßvoll auftretenden Mann wie die Liberalen in Bennigsen. Die Sturm ernte, die den Eonservativen und Schutzzöll nern von km gesäeten Wind aufgehen wird, brauchen die Liber«en und Freihändler nicht zu scheuen. Sie haben vom ersten biS zum letzten Tage, auch tls. die Schlacht schon verloren war, da- Princip kr Gerechtigkeit hoch gebalten: keine Begünstigung des einen Producenten durch Mittel, die man dem andern abzapft; keine Abwälzung der Lasten von den tragfähigen Schultern auf die schwachen. Am Prüfstein der Wirklichkeit wird daS Volk erckrsseu, wer zu seinem Segen »nd wer zu seine» Schaden gewirkt hat." Polnische «rdersicht. Leipzig, 11. Juli. Im Lause einer stebenstündigen Sitzung erle digte der Reichstag am Donner-tag die zweite Lesung der Gewerbeordnung-Novelle, den Ge setzentwurf über den Ankauf d«S Raczynski'scben Palais zum Zwecke der Errichtung eine- Reichs- tagSgebäudes, die Vereinbarung zwischen Deutsch land »nd der Schweiz wegen der Grenze bei Constanz, die erste und zweite Berathung de- Gesetzentwurfs, betreffend die Steuerfreiheit de» Branntwein- zu gewerblichen Zwecken, den Gesetz entwurf über die Statistik von Deutschland» Waarenverkehr mit dem AuSlande, eine Anzahl von Berichten der WablprüfungScommission, dre dritte Berathuag de* TabaksteuergesetzeS und die Generaldiscussion zur dritten Lesung de« Zoll- tarifgefrtze». Bon der Gewerbeordnung-Novelle war uur noch der von den Pfandleihern :c. handelnd« Ar tikel ä im Rückstände. Ei wurde ohne erhebliche Debatte nach den Vorschlägen der Eommisfiou angenommen. Eine ähnlich glatte Erledigung fanden bi« auf die letzte Angelegenheit alle übrigen Gegenstände der Tagesordnung. Zumal das Tabaksteuergefetz veranlaßte gar keine Debatte mehr. E« wurde nach den Beschlüssen zweiter Lesung mit sehr großer Majorität endgültig angenommen. Ueberaus leb- Haft dagegen gestattete sich die Debatte über daß Zolltarisgesetz. Alles, was in dem großen Redekampfe der letzten Tage nicht znm Ausdruck gekommen war, suchte sich jetzt zur Geltung zu bringen. Wie am Mittwoch infolge des Bismarck'schrn Angriffs, so stand auch a« Donner-tag wieder die natioualliberale Partei im Vordergründe des Interesse». Die grundlosen Beschuldigungen des Reichskanzlers mag eine selbstständige Partei im Bewußlseiu ihrer guten Absichten leicht ertragen, leine Uefbetr übend« Erfahrung aber wird es ihr unter allen Umständen sein müssen, wenn einer ihrer eigenen Angehörigen, ja sogar ein hervor ragende» MiHlied, diese Beschuldigungen vor ver sammeltem Reichstage wiederholt. Eine solche Rolle hat der Abg. Völk gespielt. Die Stellung desselben zu dem Tariszesetz war längst kein Ge- heimniß mehr. Die schwerwiegenden Gründe, welche einen so maßvollen Politiker wie Herrn von Bcuuigsen in die Negative trieben, waren für ihn nicht vorhanden. Aber es scheint, daß Herr Völk sich mit de« Aussehen, welche« sein Ja in der Schlußabstimmung Hervor rufen mußte, nicht begnügen zu können meinte ; er wollte eS noch ausdrücklich von der Tribüne de« Reichstags herab begründen. Auch der Abg. v. Hölder hielt eine derartige Begründung seine» bejahenden Votum- für völhig; dock» tbat er es in rein sachlicher Weise. Der Abg. Völk daqege« betrachtete es al- angemessen, der Kritik der Bennigsen'schen Argumente auch den Hohn hinzu zufügen, einen bitterern Hohn, al« ihn weder der Reichskanzler noch die Redner der Majoritäts parteien gewagt haben. Sachlich brachte Herr Völk übrigen- dem von den Letzteren Entwickelten nicht» Neue» hinzu. Geradezu unverständlich war eine pathetische Bertheidiguag gegen Angriffe, die unseres WisseuS kein Mensch gegen ihn gerichtet >at. ES bedurft« wahrlich nicht der breiten Lrinnerungen an sein Eintreten für die preußische Spitze lange vor dem Jahre l866, um ihn vor dem Verdachte reich-feindlicher Gesinnung zu be wahren. Wohl aber wird Herr Völk nach diesem Vorgänge sich Überlegen müssen, ob er sich noch erner al- einen liberalen Politiker betrachten änn. Die Rechte spendete ihm ungemeffenen Bei all ; aus der Milte der nationalliberalen Fraction erhielt er durch den Abg. K»efer die richtige Ant wort. Erbaulich freilich war daS Schauspiel nicht, daß die natwnalltberale Partei auf solche Weise gezwungen war, einem namhaften FcactionS- »enossen gegenüber die einfachsten und unbestritten stcn Grundsätze de- ConftltutionaliSmaö zu ver« theidigen und die Gefährlichkeit deS Frankenstein' schen Antrags für die fernere ReichSentwickelung klarzustellen. Kiefer hat sich dieser Aufgabe unter dem lebhaften Betsall seiner Parteigenossen ent> ledigt. Zugleich wie- er mit der ihm eigenen Wärme und Unmittelbarkeit ver Rede die Angriffe der Gegner zurück. Die beginnende Versöhnung zwischen der Regierung »ndder katholischen Hierarchie kündigt fick auch in manchen kleinen Zeichen an. So hat der neue Oberprästsent der Provinz West Preußen vor wenigen Tagen, wie die „Germania" mit großer Befriedigung anmerkt, den Bischof von Culm, Johannes von der Warwitz, in Pelplin be sucht und bei dem greisen Knchenfürsten, der freilich unter allen preußischen Bischöfen am besten «in äußer liches Einvernehmen mit den staatlichen Behörden anfrecht zu erhalten verstanden hat, zu Mittag gespeist. DaS Jrsuitenblatt siiat hinzu, baß unter dem früheren Over Präsidenten, Herrn Achenbach, so Etwa- nie vorgekommen sei. Damals waren allerdings auch die Unterhandlungen mit der Eurie, bei denen möglicherweise auch dem Eulmrr Bischöfe eine Vermittlerrolle zuaesalleu sein mag, noch lange nicht so weit gediehen wie heute. Auf wie wenig Dank »au in »er Politik z» rechnen hat, dafür liefert das Benehmen der klerikalen Partei während der letzten Woche« und noch heute ein recht eclataute- Beispiet. Die Parlamentarier »nd diePoeffe des EevtrumS fallen mit Vorliebe kber diejenigen liberalen Abgeordneten her, welche bei allen Gelegenheiten, wo die Verwal tungsbehörden in ber Hitze de« Lultur kämpfe« zu wri gegangen zu sein scheinen oder die Gesetzgebung srlbf gewisse Schranken überschreiten wollte, häufig au die Gefahr hin, mißverstanden »nd verkannt zu werden, für die Rechte der anscheinend Unterdrück- tea eiugetreten find. Am häßlichste» ist, daß fich diese Angriffe, die in gleicher Weise gegen Mit glieder der nationalliberalen wie der Fortschritts« mrlei, gegen LaSker wie Richter gerichtet find, zu »ersöalichen Vereächtigungen und Schmähungen ieigern. ES wird hoffentlich die Zeit kommen, wo die- unwürdige Benehmen seine gebührende Strafe findet. Die Osficiösen bestätigen, daß von dem AuS- cheideu der Herren Bonrtz und Wehren Pfennig au« dem CultuSministerium keine Rede ist, während e« für eine ausgemachte Sache gilt, daß Unter- iaatSsecretair vr. Sydow nicht länger im Amte »leibt. Wenn osficiö» hinzugefügt wird, daS Ge rücht, daß auch einige Räthe de« Ministerium! au-sck^lden würden, scheine „auf »nvollkommeue Lenntniß der bezüglichen amtlichen Verhältnisse zu beruhen", so ist Dies allerdings insofern richtig, al- dw Rmisterialräthe nicht wie die UnterstaatSsecretair,: »ei einem Ministerwechsel aus Gründen der Politik zur Disposition gestellt, sondern nur im disciplinarischen Wege beseitigt werden können, wofern die Regie rung nicht verzieht, sie auf andere Stellen in der iöhereu Verwaltung zu versetzen. Zu einem diS- ciplinarischen Einschreiten liegt aber selbstverständ- ich nicht der mindeste Grund vor, »nd so wird e« von dem persönlichen Belieben der Herren Bonitz, Wehrenpsennig rc. abhängen, wie lange sie auf ihreni Posten auSharrrn wollen. Freilich lasten ich Möglichkeiten denken, die ihnen diescL AuS harrrn zur Unmöglichkeit machen. Die Panzercorvette „Hansa", die sich jetzt nach Südamerika zur Wahrung deutscher Inter essen in dem zum ÄuSbruch gekommenen Kriege »wischen Chile, Peru und Bolivia begeben hat, sollte von Seiten der deutschen Regierung an die Regierung von Peru verkauft werden, doch ist aus diesem Kaufgeschäft an eine kriegführende Mackt natürlich jetzt Nichts geworden, da DieS gegen daS Völkerrecht verstieße. Die erst am 30. Juni erfolgte Erklärung Frankreich», sich osfictell nicht an der in München stattsindenden internationalen Kunstausstellung betheiligen zu wollen, giebt zu den verschiedensten politischen Vermuthungen Anlaß Den Einwand Waddington'S, daß bl« französische Regierung durch bestehende Gesetze verhindert sei, Gegenstände au» Staatssammlungen inS Ausland zu senden, will man nicht gelten lassen, da bei der Wiener Ausstellung 1873 viele Kunst werke au« französischen Staatssammlungen ausge stellt waren, obwohl die bezüglichen Gesetze damal» schon bestanden haben. DieHaltung Frankreich»wird um so mehr besprochen, alS da« Auftreten de» sraniösischen Botschafter« General Chanzy in St. Petersburg, welcher eine förmliche Jnspicirung der russischen Land- und Seesestungen vornimmt, auf eiue Gunst schließen läßt, die man sonst nur einem künftigen Aliirten gewähren dürfte. Zu gleich wirft da» Unterbleiben der Reise de» Kaiser- Alexander nach Deutschland, da« Passiven Berlin- durch Fürst Gortschakoff, ohne beim Reichskanzler einen Besuch zu machen, noch mehr Schatten aus die deutsch-russischen Beziehungen, welche überdies noch durch die heftige Polemik der Osficiösen etwa« getrübt erscheinen. Bei einem am Donner-tag in Lyon siattgebab- ten Festmahl hielt Ferdinand Lessep« eine Rede, in welcher er die Zuversicht auSdr tickte, daß da- Prejcct de« Durchstich« der Landenge von Pa« »am» zur Durchführung gelangen werde Der Rmerikuuer Nathan Appleton glaubte in seiner Erwiderung dieser Rede versichern zu können, daß Amerika diese- Unternehmen unterstützen werde. Ja Nancy wird am 3. August ein Denkmal Thiers' enthüllt. An diesen Act knüpfen sich viertägige Festlichkeiten, welche am l. August, als am Jahrestage de- Abzug» der deutschen Occupa- tionstrul-pen, ihren Anfang nehmen sollen. Die Minister Lrpöre und Jule« Kerry w.rden gewiß,
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