Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187907259
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-25
- Monat1879-07
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1879
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Ersch-tnl täglich früh 6»/, Uhr. >tt4«rtl»» „» Reveditt,» JohauniSgafir 38. 1y«chß>»>r, »er Rr»«u1t«»: Vormittag« 10—12 Udr. Nachmittag« 4—6 Uhr. «»i Ue Nück-ad« kti»,s1and<kr Maiui- L«,,k «acht sich dir Rrdattton nicht vrrdindlich. »r der für die «ächst- Nummer desttmmtrn an Wocheniagrn dis Nachmittags, an Sonn- mtt> Fefttagen früh »is '/.S Uhr. H, »e» Mialr» für Z»s. ^»mchmr: Otto Klemm. UniverfitätSstr. 22. LrntS Lösche, «acharinenstr. td.p. nur bis V,3 Uhr. r««. Anzeiger. Organ str Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Freitag den 25. Juli 1879. «ufiage 16,000. Xtzmanveitipre!« viettrlj. 4»/,Mt., incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Pos, bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Pf. GebiWrrn für lLxiradeilage» ohne Postbefvrderung 39 Mt. mit Postbefvrderung 48 Mt. Zostratk Lgelp. Petttzrile 2« Pf. «rvßrre «chrifteu laut unserem Preisverzeichnis, — Tabellarischer Satz nach böbevem Tarif. Reklame« «nler de« Rr»ar1t»»»stttch die Spaltzrile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Ee»edt1to» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»eovm«r»L«io oder durch Postvorschuß. 73. Jahrgang. Bekanntmachung. von den am so. vor. Mon. »um verkaufe versteigerten 8 v «»Plätze» an der alte« Elster und an der Enenstratze sind nur die mtt Nr. 20—22 bezeichn eten für di« darauf aetbanen H-chftgebote zu- Geschlagen worden und entlaste« wir daher in Gemäßheit der Bersteigerungibrdingungrn die übrige« vieler hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 82. Juli IST». Ler »nth der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin Eerutti. Bekanntmachung. Der mittlere Theil de» Gericht! taegeS vom Eingänge nach dem Güterschuppen de» Ellenburger Bahn- Hofe- bi- an den Eingang nach der Personenhalle wird der vorzunehmenden Pflasterarbeiten wegen vom Montage, den L8. Julr d. I. ab bi- zur Fertigstellung der Pflafterarbeiten für den Fährverkehr gesperrt. Der Zugang zum Güterschuppen de- Ellenburger Bahnhofe- ist von der HoSpitslstraße, der nach der Personenhalle von der Dre-dner Straße resp. dem Täubchenwegr zu nehmen. Leipzig, den 84. Juli 1878. Ler «ath der Stadt Leipzig. vr. krön dl in. Wangemann. Bekanntmachung. Am heutigen Tage find der Barbier und Friseur Herr Ferdinand Stöbert Deckelmann, Zeitzerftraß« 24, parterre wohnhaft, der Privatmann Herr Friedrich August tz il deb ran dt, Wtesenstraße 24, Souterrain wohnhaft, der Orkonom Herr IustuS Heinrich Gramme, Sidonienstraße 8, lV. wohnhaft, der Maschinenbauer Herr August Friedrich Wilhelm Wesenberg, Weststiaße 38 part. wohnhaft, der Buchbinder Herr Peter Heinrich Andres» n, Reudnitzerstraße 4, II. wohnhaft, der Kaufmann Herr Christian Andrea- Samuel Matthias, Thalftraße31 parterre wohnhaft und der Viktualienhändler Herr Gustav Adolph Schindler, Magazingaffe 7 parterre wohnhaft zur gewerbmLßigen Ausübung der mikroskopischen Fleischbeschau verpflichtet worden. Leipzig, am 18. Juli 187». Ler Nattz der Etadt Leipzig. vr. Tröndlin. Kretschmer. Zs de« Lmdlag-wichleu in Sachsen. Der Zeitpunkt der Landtags»«chlen rückt näher; dieselben sollen dem vernehmen nach in der ersten Hälfte de- September stattfinden. E« ist daher doch an der Zeit, daß die reichStreueu Liberalen m rnsere» Lande sich — namentlich dort, wo Wahlen vorznnehmen sind — fester znsammeu- schlicßen, die Lücken ihrer Organisation noch zn gntrr Letzt nach Möglichkeit ergänzen »nd in die Wahlvorbereitungen eintreten. Für Letztere ist ja freilich die jetzige Zeit der Sommerfrischen, der politischen Erschöpfung und Erholung keine sehr günstige; da- darf »n- aber nicht abhalten, dle erforderliche Thätigkeit rechtzeitig zu entfalten; wir können sonst leicht in die ("esahr kommen, von »nseren schon jetzt ziemlich rührigen konserva tiven Gegnern überrnmpelt z» werden. Mehr al» je hat die-mal da» liberale Bürger« thnm Ursache, wachsam »nd thätig z» sein. Der „konservative Hanch", von dem man früher sprach, rst seit geraumer Zeit mehr nnd mehr z» einer starken konservativen, ja reactionairen Strömung », im Leich-ta-e hat eine nltramsntan- e Mehrheit da- Heft in die Hand ae- »nd der leitende Staatsmann hat sich grollend von dev seither mit ihm verbündeten Liberalen abgewandt, deren vertraue» in seine Politik durch seine Annähernng au da- Eentrnm und durch den Rücktritt de- CnttuSmiuister- vr. Falk tief erschüttert ist. Solche Vorgänge sind natürlich nicht geeignet, den reich-treuen Liberalismus in den Einzelstaalen zu stärken, am allerwenigsten in Sachsen, wo sie vielmehr den schon ohnehin so ein flußreichen reactionair-particularistischen Elementen neue Nahrung zugrführt haben. Man hört denn auch die Couservativen nicht nur sehr siege-ficher von der Behauptung ihrer alten Wahlkreise, son der» auch von der Eroberung der seither von den Liberalen eingenommenen Platze sprechen; sie spe« cnliren dabet ans die Spaltungen, oder, sagen wir bester, auf die Meinungsverschiedenheiten, die in folge der wirtbschaftlichen Interrstenkämpfe im liberalen Lager selbst anSgebrochen sind, und Hof fev, mtt Hülfe wirthschaftSpolitischer Schlagwörter einen Theil der Liberalen zn sich herüber zu ziehen. Allen solchen Einschüchterungen »nd Locmngen gegenüber gilt e-, mannhaft Stand z« halten »nd Zeuguiß dafür abznlegen, daß eS noch freisinnige Bürger in Sachsen giebt, die sich dnrch Interessen- fragen nie und nimmer von ihren politischen Zielen nnd Grnndsätzen abwendig machen lasten, freisinnige Bürger, die wohl in einzelnen Zwcck« mäßigkeitsfragen, z B. in Betreff der Nothwendig- keit diese- oder jene- Schutzzolls, anSeinandergehen können, darin aber nach wie vor einig sind, daß sie keine politische Umkehr, keine Reaktion wollen, »aß sie eintreten für gesetzliche Freiheit, für stetigen Fortschritt in Gesetzgebung «nd Be» wattnug, in Kirche und Schule, für eine würdige, aber maßvolle Fortentwickelung unserer öffent lichen Einrichtungen »nd Anstalten, für die sie Opfer z» bringe« bereit find, bei der sie aber auch die Stenerkraft deS Volke- geschont wissen wollen. Da- ist e-, worauf e- avkommt. Die wirthschastlichen und gewerblichen Versprechungen, welche die Eonfervative» al- Lockspeise anSzuwerseu lieben, haben mit den Landtagswahlen Nicht- z» schaffen; denn diese Fragen gehören gar nicht vor den Landtag. Mau taffe sich also dnrch solche Redensarten nicht irre und kirre mache». Man »ringe vielmehr darauf, daß da- Budget mit mög> lichster Sparsamkeit ausgestellt und vereinbart werde, daß neue Eiseubahaankänfe, kostspielige Banteu »nd sonstige Loxn-nuternehmnngen, an deren Folgen der Steuerzahler schwer zu leiden hat, vermieden »erden, >wd daß die Enttastuug. die den Bevölke rungen der Einzelstaalen al- Frucht der Zoll- und Steuerreform im Reiche in Aussicht gestellt worden ist, anch wirklich eintrete und »u Form von Steuer erleichterungen dem Säckel de- Bürge,» zu Tute komme. Da» sind Fragen, die den Landtag an« gehen, nnd nnr solchen Eandtdateo, die dort n, der anaedeuteten Richtnna gewirkt habe« oder fernerhin wirken wollen, kann ein wahrhaft voll-srenndlicher Mann seine Stimme geben; denn ie dienen, indem sie da- freie Bürgerthnm ver- reten »nd von dem verfastnngSmäßigen Rechte der Prüfung aller Borlagen und Maßregeln der Re- iernng ernsthaften Gebranch machen, zugleich am «stcn den wahren Interessen «nsereS Lande». In diesem Sinne wird denn auch der Reichsverein ür Sachsen «nd werden die ihm nahestehenden Vereinigungen guten MntheS in die Wahlbewegung eintreten, »nd sie hoffen, hierbei von allen nn- abhängigen »nd freisinnigen Bürgern im Lande "lästig unterstützt zu werden. p-lMschlRedersicht. zu». Die veränderte Frontstellnng de» CentrumS wird wieder einmal recht deutlich ge- kenuzeichuet durch die Aufnahme, welche der Vor schlag zweijähriger Budgetperioden in dem leitenden Blatte der Partei, der „Germania", gesunden. Während noch vor einem halben Jahre, bei dem Gesetzentwurf über die parlamentarische Strafgewalt, die Redner des Ceutruws nicht genug Worte der Entrüstung finden ktznnEg, über da» Attentat ans die Würde »nd dt« Recht« der Volks vertretung und noch vor der Berathuag der Vor lage im Reichstag von ultramontaner Seite ein Sturm der Opposition in den preußischen Land tagen hervorgerufeu wurde, findet die „Germania" heute gegen einen Vorschlag, der doch die Macht- nnd Recht-stell »ng de» Reichstag- in ganz unleugbarer Weise Herabdrücken würde, kein Wort de- Unwillens. Das Blatt hält viümehr die Frage für wohl di-cntirbar, und wenn e- dem Vorschlag auch mW »«bedingt Betsall zollt, viel mehr au der alljährlichen Berufung de» Reich-tag- auch nach Einführung zweijähriger Bndgrtperiodeu sesshaften will, so behält e- sich doch „VorurtheilS- lose nnd sachliche Prüfung" vor. Man weiß, waS da- bei einer Partei heißen will, welcher VorurtheilS losigkeit «nd Sachlichkeit bisher stet- ganz fremde Br :iffe gewesen. Man will sich eben wieder ein neue» andelSobject bereit stellen, fall» da» Geschäft auf rundlage der nltramontanen Verdienste um die Zoll nnd Steuerreform noch nicht z« Stande kommt, oder für weitergehende Wünsche de-Eeatrum-uoch wettere Gegengaben nöthig sind. Man sieht, von welcher Wichtigkeit s'^ unser gesammtcS politische- Leben im geaenwärtigen Augenblick jeder Fortschritt nnd jeder Rückgang in den Verhandlungen mit der Curie ist. Da- Cent»»« ist bereit, seine Hülfe zu jever Art von Reaktion z» bieten, ans der andern Seite aber auch sicherlich entschlossen, alte Opposition avzuschwenken, der Sachen im Cnltnrkampf. Ganz positive »nd nnzweifelbare Mittheilungen, daß Monsignore Masella wirklich in Kis singen anguommen sei, liegen anch heute noch nicht vor, doch wäre wohl ein schnelle- Dementi von offictöser Seite z» erwarten gewesen, wenn die Thatfach« nicht richtig wäre. Da entsteht denn wieder die Frage: Wa- ist da- nächste Envziet der Berhandlnngeu, die jetzt wie im vorigen Jahre zwischen dem leitenden deutschen Staatsmann und de« osficielleu Vertreter der römischen Curie bei einer deutschen Regierung direct »nd ohne schriftlich« Bermittetung geführt werden? Die von den Ultramontanen geforderte Revision oder gar Aufhebung der Maigesctze kann e» nicht sein, denn so sicher tst Fürst BiSmarck de» Siege» bei den bevorstehenden Landtagswahlen doch nicht, daß er derartige Bersprechnngen machen könnte. Die Wahrscheinlichkeit spricht vielmehr dafür, daß e» sich'zunächst um eine Angelegenheit handelt, bei deren Regelung der preußische Landtag nicht «itzusprecheu hat, nämlich um die Bestellung eine» päpstlichen Nuntius am Berliner Hose. Fürst BiSmarck hat nie ein Hehl daran- gemacht, daß er die Ernennung eine» solchen ganz gern sehen würde, »nd wa» die Cnrie betrifft, s» ist diese ihrerseits davon überzengt, daß von einer I straffen Anwendung der Cnlturkampfgesetze keine i Rede mehr sein kann, wenn erst ein Nuutiu» in I Berlin ist. Der gesuchte mockas vivsnäi wäre mit osort wieder in die e nach dem Stand der bloßen Anwesenheit eine» solchen gefunden. Eine andere Frage freilich ist e-, ob sich d»e öffent liche Meinung Preußen- und Deutschland- so leicht darein finden würde. Die ausführlicheren Berichte über eine Rede, in welcher einer der hervorragenderen national liberalen Secessionisten, vr. v. Schauß, seinen Austritt au- der Fraktion vor sei nen Wählern in Hof zu rechtfertigen gesucht hat, haben in nationalliberalen Kreisen eine ge wisse Entrüstung hervorgerufeu. Herr v. Schauß will nämlich den Gedanken einer Scheidung nach de« Banket bei Gelegenheit de» StädtetagS gefaßt haben und äußert sich darüber folgendermaßen: Al- jener unglückselige „mittel alterliche" Ruf, der einem „idealistischen" Kopfe (Aorckenbeck!) entstammte, von der Nothwen- drgkeit eincS ueuen Claffenkampse» erhoben wurde, da habe er (Schauß) sich zum ersten Mal sagen müssen, daß er einer Partei, die solchen Mann zum Führer habe, nicht angehören dürfe, möge dieser ogar der Oberbürgermeister von Berlin sein: sicherlich wisse Der nicht- von der wirklichen öffentlichen Meinung. Der nunmehr fest conflttntrte Verein „Con- cordia", Berem zur Förderung des Wohles der Arbeiter, zählt bereit- über 1000 Mit glieder. Wie demselben früher eine außerordentlich wohlwollende Zuschrift vom preußischen Minister für Handel und Gewerbe zugrkommen ist »nd ihm die von dem betreffenden Ministerium veranstalte ten, auf die Arbeiterfrage bezüglichen Veröffent lichungen überlasten worden sind, so liegen nener- ding« zwei frenndliche Kundgebungen höchster Staatsbehörden vor. Einerseits hat das Reichs kanzleramt inhaltlich einer an den Verein Con- cordia gerichteten Zuschrift mit lebhaftem Zatgreffe von der Stiftung »nd den Bestrebungen de» BeeeinS Kenntniß genommen und die Neberlaffung der nmt- tichen, die Arbeiterfragen betreffenden Drucksachen «nentgeltlich zugesagt, andererseits hat da- bayerische Staat-minifterium de» Innern, Abtheiluna für Landwirthschast, Gewerbe und Handel, seine Bereit willigkeit erklärt, dem Verein die erbetene Fvrde- rnng seiner gemeinnützigen Zwecke nach Thnnlich- keit angedethen z» lasten und die Zustellung der bi» jetzt erschienenen »nd künftig erscheinenden amtlichen veröffentlich »ngen, welche ans die Arbeitersraae Bezng haben, ebenso wie solche über die Statistik der Bevölkerung, Uber die Preise der WohnnngS- und NahrnngSmittel verfügt. Auch ist die genannte Staatsbehörde dem Verein als Mitglied beiaetretev. Eine derartige Anerkennung der wohlwollenden Bestrebnngen de» genannten Verein- ist gewiß freudig zu begrüßen. Von dem Miuisterrath, ver am Sonntag in Wien »nter dem Vorsitze deS Kaiser- stattfand, nahm man an, daß der Ministerwechsel Gegenstand der Berathnna gewesen wäre. Da- war aber nicht der Fall. D»e CabinetSfrage ist vorläufig al< er ledigt zu betrachten und wird frühesten- wieder auf die Tagesordnung kommen, wenn der ReichS- rath Mitte September Zusammentritt. — Erve köstliche „Ente" bezüglich der Stellung Hohen- wart'- brachte vor einigen Tagen ein sensatwnS» bedürftiger (Korrespondent der fortschrittlichen Gra zer „Tagespost". Derselbe behauptete nämlich, von „einem Briefe" Hohenwart'- an einen hervorragen den Parteigenossen Einsicht genommen »nd darin die Sätze gelesen z« haben, „daß Graf Hohenwart niemals n ein andere- als in ein Cabinet Hohenwart ein« reten werde, da er liebtr der Erste in den Rethen einer Part«, als der Zweite in einem Cabtnet ein wolle; ferner daß GrafTaaffe, den man viel- ach al- einen Vorläufer Hohenwart'S oder, wie die Phrase h«ß, al» den Johanne- de- nahende» MessiaS ausehe, jedenfalls nur ein unfreiwilliger Johanne» sein werde " Diese Sensationsnachricht hat jetzt dnrch eine Zuschrift Hohenwart'S au die „N. Fr. Pr." ein Dementi erfahren, da» in den schärfsten Ausdrücken abgrsaßt ist und die K'ckheit einer derartigen Erfindung entschieden zurückweist Da« neue r»«änische Ministerium ist gebildet. Wie rS herßt, hat e» der persönlichen Einwirkung de» Fürsten Karl »nd großer Mühe von seiner Seite bedurft, um eine rasche Lösung der Krise zu erzwingen. Man erzählt sogar, es sei ihm dir» nur gelungen, weil er mit seiner Ab dankung drohte. Am Mittwoch wurde in beiden Kammern von der Neubildung de- CabtvetS Mittheiluna gemacht und da- Programm des selben verlesen. Sodann gelangte ein Decret de- Fürsten zur Verlesung, durch welche- die Kammern ans einen Monat vertagt werden. In dem Dekrete wird hervorgehoben^ daß die Ver tagung der Session nothwendig sei, damit sich die Senatoren »nd die Deputaten von Neuem mit ihren Wählern in Verkehr setzen könnten »nd da mit anch die Regierung mit den auswärtigen Mächten in Unterhandlung treten könne, um ecne Lösung herbeizusühren, welche Europa befriedige, ohne die Lebensinteressen de- Lande- zu aefährden. Betreffs der Thatsache, daß die von Rußland an Bulgarien geschenkte Don auf lo Nt te nach Odessa avgegangen ist, wird jetzt gemeldet, daß hieran» eme Ablehnung de» Geschenke- nicht zu folgern sei. ES heißt vielmehr, daß die russische Mannschaft dieser Fahrzenge in Odessa durch Bulgaren ersetzt werden soll, die in dieser Stadt erst ihre seemännische Ausbildung zu erhalten hätten. Wenn die- geschehen sei, so sollen, wie e» heißt, die Fahrzeuge nach Bulgarien zurück- kehre« nnd im Dienst de- FürstenthumS verwandt werden. Ob ihnen dann der Aufenthalt auf der Dona» wird gestattet werden können, steht wohl noch dahin. Die englische Regierung hat im Ober und Unterhause einen großen Sieg erfochten, indem sie durchsetzte, daß die famose „neun- schwänzige Katze", d. h. die Prügelstrafe, nach wie vor in der Armee in Wirlsamkeit bleiben darf. Gleichwohl ist aber die „Katze" doch abge schafft — schreibt da» „Verl. Tagebl." dazu und fährt fort: ES genügt nämlich, wie bekannt, in England nicht, ein gesetzliche» Recht aus dem Papier »u haben, dasselbe muß auch von der öffentlichen Meinung anerkannt und geduldet werden. Diese wird aber jetzt in der in Frage stehenden Sache aufgeregt, und wenn die Agitation, wie wohl er wartet werden darf, bi- über die Neuwahlen hinaus unterhalten wird, dann dürsten sich, so lange die „cat-o'llino-tLils^ (neunschwänzige Katze) besteht, noch weniger Rekruten finden, als schon jetzt der Fall ist. ES wird feu einiger Zeit bei nah« täglich in den Zeitungen conflatirt, und erst unlängst wurde eS in der Zuschrift „eine» Mili- tairS" an die „Time-" ziffermäßig nachgewiesen, daß da» große Bereinigte Königreich, das jeden Augenblick in einem andern Welttheile Krieg führen muß, nicht einmal die Hälfte der ohuedte- üußerst geringen ihm zugeschriedenen Armee besitzt, daß ferner diese zumeist au- halbwüchsigen jungen Leuten, richtiger au» Knaben besteht, die von den Wirth-häusern zusamniengetrieben wurden, die in der Kaserne nnd selbst vor dem Feinde, wie jetzt in Afrika, keine DiSciplin kennen, fortwährend zn desertiren trachten »nd z» jeder ernsten, anstrengenden Thätigkeit körperlich unfähig erscheinen. So giebt e» gegenwärtig, den angeführten Quellen nach, in allen drei Königreichen, die eine Infanterie von 5,8,000 Manu besitzen sollten, nnr 21,950 Mann mit längerer al» dreimonatlicher Dienstzeit und die Hälfte davon besteht au- Rekruten, die eben vor mehreren Monaten eingestellt wurden, ferner au- Untauglichen, Musikern, Schuhmachern, Schneidern, OssicierSdienern und wegen vergehen» gegen die DiSciplin Gefangenen, so daß in Wahrheit sich kaum 10.000 wirkliche, gediente Soldaten in der i« Lande gebliebenen englischen Infanterie befinden. Ein Regiment, da» 58., wäre beispielsweise nicht im Stande, mehr al« 100 Mann in Action zu stellen, ein andere», das 69., nicht mehr alS 118 Mann und im Durchschnitt keine« der heimischen Regimenter mehr al- 200 Mann, statt der voraeschriebenen 480. Die für den auswärtigen Dienst bestimmten 18 Regi menter sollten zusammen 12,960 Mann auswcisen; da aber auch bei diesen starke Lücken Vorkommen, wird im Bedarfsfälle zu ihnen „vnluntcert", da heißt, die brauchbaren, die älteren Soldaten der für den inneren Dienst bestimmten Armee lasten sich
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