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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187907292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-29
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1879
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arkt durfl ^erreich, in den Er««. t»gang au er gewesn, beten ein waren au, ab« To», ke KLus». gen und war tz« Gegend«, »t. «elt» i t» de, !> daffelbe ie Nord- » flotter«, » von hin mit seine» > al» dal »er Rubel. kLufeu ab ^e seitens adung ab a bekannt. 112 » cis >t. Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. RebacN»» uu» Lepe-tttea JoharmtSgastr 33. Arrrchgmlbea brr Nebarttia: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. Nur »>« Rückgad« rtn^kiandikr Manu ln»» mach! sich drk Rrdoctwn nicht vrrbtndlich. Annahme der für die uüchtt- tolarnbe Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittags, an -onu- nnd »bestlagen früh bis '/.Ü Uhr. Zu »eu Filii,lru snr Zns-^unahmr: Lno Klemm, Universitätsftr. 22, LoutS Lösche.Kalharincnstr. Id.p. nur bis V,i! Uhr. UeipMerLaaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichtk, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 1V.VV0. Xboaaemeotevrrt» viertelt. 4»/, Mt., >ncl. Brmgrrlohn 5 MI., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar tu Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbesvrderung 39 Dtt. mit Postbesvrderung 48 Ml. Inserate 5grsp. Petitzeile 29 Pf. Größer« Lchriftrn laut unserem Preisverzeichnih. — Tabellarischer Latz nach höherem Tarif. Verlaine» nntrr trm vebarttoiellkich dir Spaltzeile 4V Ps. Inserate sind stets an d.Levrbltto, zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenawor-axto oder durch Postvorschuß. 21«. Dienstag den 29. Juli 1879. 73. Jahrgang. -Markt- ich in der »Hastigkeit, Klarsehm Petro, havpteteu ing; loco -24. Juli S BrlS. - age stellte zogen in r Vorrath lcox 38 0 bez. tetretenni ^l, ihon rla Slem« Avola irdellen ericht von S Wetter r auimir- den Ski- hier eine iben und «zeichnen. > Gerste per 1000 Oelsaat August Bekanntmachung. In Gemäßheit de» Finanzarsetze» vom 5. Juli vorigen Jahre» und der Ausführungsverordnung hierzu vom 9. Rovember deflelben Jahre» ist Ser zwetie Termin Ser EtnatS-Giokommeuftearr am »L. Jntt S. I. zn «ine« Lrttithetle SeS Gesa«mtSetra»S fällig, und werden die biefiaen Steuerpflichtigen hierdurch aufgefordert, ihre Etruerb,träge ungesäumt und spätestens Sinnen 3 Sachen nach demselben an die Etadt-Eteuer-E,«nähme, Brühl »1, BIau»r Harnisch, 2. Stock, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist »egen die Säumigen rintretenden gesetzlichen Maßnahmen abzuführen. Leipzig, am 12. Juli 187«. Ter »ath Ser «taSt Leipzig vr. Georgi. Taube. Bekanntmachung. Rach 8. 17 der revidirten Städttordnuna sind alle diejenigen männlichen selbstständigen Semerndemit- gliedrr »um Erwerbe de» Bürgerrechts brrpfltcktet, welche 1) Sie sächsische StaatsangehSrtgkeit besitzen, 2) das fünsundzwanjigfte Lebensjahr erfüllt haben, ») unbescholten find und öffentliche Armenunterstützung weder beziehen, noch im Laufe der letzten zwei Jahre bezogen baden, 4) feit d,et Jahren im GemetvSeSejtrke ihren wesentlichen Sahnsitz haben und 5) mindestens S an directen StaatSsieuern jährlich (wobei die Zuschläge gesetzlicher Bestim mung zu Folge und rücksichtial zu bleiben Hanen) entrichten. Wir fordern daber alle nach obigen B'ftrmmungen verpflichtete hierdurch auf, sich nunmehr unge säumt innerhalb 14 Tagen wegen Gewinnung de» Bürgerrecht» bei unS anzumelden, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen mit Strafe vorgegangrn werden wird. Leipzig, am 1». Juli 1«7«. Ter «ath Ser EtaSt veipzis. vr. Tröndlin. Nitzsche. Bekanntmachung. Der Gründer d,S Unt»rstützun,ss,«SS für SaS ftSStische Krankenhaus hat un» für diese Stiftung die weitere Summe von 30,08« Mark alS Geschenk übergeben, wobei derselbe auch jetzt wieder die Ver ichwrigung seine» Namen» un» zur Pflicht gemacht hat. Wir verfrhlen jedoch nicht, von dieser reichen Zuwendung öffentlich Krnntniß zu geben und dem hoch herzigen Geber auch hierdurch unfern aufrichtigsten Dank auszusprechen. pzm. am 22. Juli 187«. Ter «ath Ser «taSt vetvzia. vr. Tröndlin. M-fserfchmidt. Bekanntmachung. steitzer Straße zwischen der iü Die Einfassung der Fußwege der Zeitzer Straße zwischen der südlichen Grenze der Grünen Lind« und der südlichen Flucht der verlängerten Albertstraße mit Granitschwellen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werben. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserem Ingenieur-Bureau. RathhauS, 2. Etage. Zimmer Nr. 18 au» und können daselbst «ingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift ..«ravttschwellen für Sie Zeitzer «tratze' versehen ebendaselbst und zwar bis rum ro. August Siesea Jahres, Nachmittag» 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, den 25. Juli 187S. Ter »ath Ser EtaSt veisrig vr. Tröndlin. Wangemaan. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen da» Ende jede» akademischen Halbjahre» zu haltenden Revision der Universität!- Bibliothek werden diejenigen Herren Sludirsnden, welche Bü cher au» derselben entliehen haben, aufge- fordert, diese während der Zelt vom 29. bi» 31. Juli gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuliefern. Die Ablicferung wird in der Weis« zu geschehen haben, daß diejenigen, deren Namen mit einem d<r Buchstabe., von ^ bi» N anfangen, am 29. Juli (früh von 11 — 1 Uhr «der Nachmittag 3—5 Uhr), die, deren Namen von ö bi» K beginnen, am 30. Juli (früh von IS—1 Uhr) und die Uebngen am 31. Jul, (früh von 10—1 Ubr) abliefern. Alle übrigen Entleiher werden aufgefordert, die an sie verliehenen Bücher am 4, 5. oder t>. August (während der gewöhnlichen OeffnungSftunden) zurückzugeben. Während der RevistonSzeit (29. Juli bis 9. August) kann eine Ausleihung von Büchern nicht Start finden. Ebenso wird während derselben daS Lesezimmer geschloffen bleiben. Leipzig, den 28. Juli 1879. Tie Tirecttou Ser Universität» Bibliothek. vr. Kr,HI. Atro»? <>«8 Sertliedkn vkLlrlisvereliis fter 8t»«It I-elprlz krsltsg, ckvn 1. Xngnet, Tdvnäs 8 TSr, im 8a»I« üor Lrstou Vürgorsodulv. I'egesoränung 1. verlebt rle» 8,»n6e»-^u»»eti»»8e8 über äi« Ü88 deri,Il88rr1Iieiie Lxsmen detrefteväen Oe8elre8be8limmungen 2. vie »ul «ter T8ge80iüiiuog üe» Xerrtel8g8 »lekenüen ^ngelegeukeitev: s Imps- l?r8ge; d. äteckieinsl pluuckerei im llmkerrieben; e lluuesrrilieti« Xlieeie kür l.edensveieitbrrunßev : 8 Vo8tocir»r >atr»g: „Viri8ection" betr. 3. >5»k> ä«8 ve!egirten ru» ^errtelN^. vr. klon«. >r 27/9". w tnlän- 185 bi» > 190 bis -20« » biestaer r 18« bi» -148 I« bi» —188>» l3/o ! 155 u. vr-. chlestscher 4 ^1 de». 18« bi» !>e»., do. IttLt ge- » 230 bis Laare, » do. ne Fas, st 57u» t höher, Nr. 00 ^ do. «vage» verband, ack, loco » I« u» « Grs- räume« iNordd. Norgru» varupfer feu: iu itannia" : Great vn der v-Dork: in", in beide ia", von Dampf rlparatso Der Frtrdeusschluß mit dem Vaticau. Allem Anschein nach — schreibt die „VrrSl. Zta." — wird Bad Kissingen dem Ruhme seiner heil- kiästigen Soolbäder unv feine» wirkungsvollen Rakoczy »och eine historische Bedeutung zugeselle», devn man wird in Kürze daselbst den Pact der deutschen Reichsregierung mit der römischen Eurie datireo. Der kirchliche Frieden scheint dem Abschlüsse nahe zu sein und die Fabrikanten von Privat- telegrammen in Rom wissen bereit» alle Detail» ve» Friedensschluss,« anzugeben. Wir sind keine Freundc solcher Wahrscheinlichkeitsrechnungen, deren Rechenmeister triumphiren, wenn sich irgend eine ihrer Bermulhungen, wie Die» der Lage der Dinge nach zutrrssen muß. bestätigt, und stillschweigen, wenn die Sache ander» kommt. Die politische Bedeutung eine» kirchlichen Frieden» liegt zudem weniger in der Form desselben, als darin, daß er überhaupt zu Stande kommt. Daß die Curie, die in allen Einzelheiten entgegenkommend sein wird, in der Hauptsache nickt den Kürzeren z,«hen dürfte, dafür spricht die hoffnungsvolle Zuversicht ver verbannten Bischöfe, welche da» Wort de» BreS- lauer Fürstbischof« vr. Förster kennzeichnet: „Bald naht — Dank der Standhaftigkeit der Priester und ihrer Heerden — hoffentlich die Zeit, da wir wieder ungehindert im Weinberge de» Herrn pflanzen dürfen." Fürst BiSmarck von heule ist nicht mehr der Minister Mark eine« Diocletian, nachdem er einen Frieden mit dem unfehlbaren Papstthum durch einen Pact mit dem Centrum emgeleitet hat, und Leo XIII. ist kein Piu» IX, der da erklärte, er würde mit Freuden den Batican nieder brennen, wenn er damit den Tod de» Fürsten BiSmarck und die Zerstückelung deS deutschen R«che» erkaufen könnte. Weil da« Urtheil der Mitwelt unseren leitenden Politikern gleichgültig und selbst die Meinung eine» deutschen Reichstage« (wenn wir auch nicht daran glauben, daß BiSmarck geäußert habe, der ReichS- iag müsse thun, wa« er wolle) bekanntlich nicht immer maßgebend ist, so muß man schon abwarten, wa» einst die Weltgeschichte zu BiSmarck'S Ver halten in der ReliaionSpolitik unserer Tage sogen wird Zeigt der unitarier BiSmarck Wohlwollen für parlirulariftische Bestrebungen, der Finanz- zollpolitikrr den Umschwung zum Schutzzöllner, hat der Kanzler die nalionallibrraUn Stützen weggrwor- fen, um aus klerikal konservativen Krücken einherzu- wandern, wa» Wunder, wenn au« dem Saulu» ein Paul»«, au» dem Eulturkämpfer einReligionSpolitiker aeworden ist, der sich nach dem Frieden mit dem Vatikan sehnt. Der BiSmarck von Versailles, der Ledochow»ki die Thür von außen zumachen ließ, al» er sür da» kaum geborene deutsche Kaiserreich ein Coneordat al» Prthengeschenk brachte, empfängt vielleicht in Kürze auf der Saline zu Kifsingen wieder den schlauen päpstlichen Nuntius Masella oder einen anderen Delegaten Rom», um den iuockns rirenäi sestzustellrn. Dem BiSmarck von 1878 war es ein Greuel, daß die Geistlichen alle öffentlichen katholischen Schulen regierten, di« Krauen durch die Beichte beherrschten und die Wahlen beeinflußten, doß die rö« wische Kirche offen die Priucipien, aus denen der moderne Staat ruht, verwarf und ver- urtheilte; dem Kissinger BiSmarck sind um de» lieben Frieden» willen alle diese Dinge Neben sache geworden. C» gab eine Zeit, in welcher ein deutscher Reichskanzler im Namen des Patrio tismus und de» gesunden Menschenverstandes be schloß, die Forderungen der Gerechtigkeit und der bürgerlichen Freiheit auch den Jesuiten und der römischen Kirche gegenüber durchzufetzen; eS gab einen Kanzler, der erklärte, die Publikation und die intolerante Anwendung der vatikanischen De krete in den katholischen Schulen Deutschlands, sowie die offene Nichtachtung der Vorrechte der Krone verlangten augenblickliche und energische Maßregeln zur Gegenwehr. Ä tzt oder nie! rief jener Kanzler a»S: ,.CS gilt, die Fesseln zu sprengen oder für lwmer gebunden zu bleiben"! Und heute'? Man muß e» abwarten, welche Antwort aus diese Frage d»e Friedenspräliminarien von Aissingen geben werden. Im Grund« genommen hat sich der Cultur- kawps überlebt. Er war volkSthümlich, so lange er nicht allein mit Energie geführt wurde, sondern auch die Hvffnnng durchblicken ließ, er werde die deutschen Katholiken allgemein aufklären und aus die Seite hinüber führen, auf welcher man für die StaatSldee und für eine nationale Selbst ständigkeit deS Reiches den hierarchischen Ein griffen gegenüber kämpfte. Aber da» neunzehnte Jahrhundert, welche» sich selbst den Namen der Aera der Aufklärung, der Wissenschaftlichkeit und der Toleranz deigeiegt hatte, täuschte die Hoffnung aller Culturfrennde auf schmähliche Weise. Man hat geirrt, al» man annabm, daß das katholische Volk Verständmß sür die Haltung de» Staate« zeigen würde, e- blieb nicht allein in den Frsseln der Kirche, sondern eine mächtige Aufregung, die in Schlesien, Posen und im Rbeinlande selbst zu Excessen führte, bewies, daß r» die religiöse Freiheit, welche ihm der Staat bot, wie ein Werk de- Satan» verdammte. Eine lahme Mißgeburt, der AUkatholiciSmuS, eine Reformation ohne Reformatoren, führte rin klägliche» sectirerischeS Dasein und seine Schaaren lichteten sich, als innere Zwiste die kleine Partei, die nicht einmal zur Verwerfung d«S Cölibat» sich erhob, spaltete; man sah ein, daß sür den Papst nur eine Anzahl kleiner Päpste eingetauscht worden sei. Der erfolgreiche Schwindel, der mit den MultergolleSerscheinungen auf den Pflaumenbäumen im Elsaß, im Busch zu Marpingen und aus dem Ahorndaum im Pfarr garten zu Dietrichswalde in Scene gesetzt w»id«, zeigte deutlich, daß vie größte der internationalen G'vßmächte, die Dummheit, noch eben so schöne BlÜthrn in Deutschland trieb, wte im Mittelalter. Ehe da» Volk politisch beglückt werden kann, muß eS durch die Schule dem Banne der Unwissenheit entrisst« werden; ein CoUurkamps für die Idee deS Staate» fand in Kreisen kern Berständniß, Welte den Kamps nickt verstehen konnten. Wenn trotzdem die Maigesrtzgebung die Lmie zwischen dem Machtgrbiet de» Staate» und der Kirche ge zogen hat, so ist Die« ein um so Höhere-Verdienst, al» nicht allein der offene Widerstand, sondern auch die Passivität und Dummheit der Massen da« Werk erschwerten. Die wirklichen eiziehlichen Erfolge der FaU'schen G«setzgebung, besonder» so weit sie die Schule angeht, konnten sich erst in Jahrzehnten zeigen; sie werden sich niemals zelaen, weil matt jetzt werkthätig daran geht, diese Gesetz gebung wieder «inzusargen. Der Frieden mit dem Vatikan ist die Besiege lung der politischen und wirthschaftlichen Reacttkn, weil er die Axt an die Wurzel aller Aufklärung, an die Schule legen wird; er ist der Schlußstein zum Grabmonument aller freiheitlichen Bestre bungen. Wir gehen nicht nach Canossa, sondern reiten mit Windeseile dahin. Wie alle Flieden, wird auch der ReligionSsrieden zu Kissingen ein ewiger sein; und DaS ist unser einziger Trost. Unsere „ewigen" politischen Friedensschlüsse sind nie etwa» Andere» gewesen, al» eine Waffen ruhe biS zum nächsten Kampf. Es gelten auch nach dem neuen Frieden und unserer Reaktion zum Trotz die stolzen Worte Lord R»ssell'<: ,Tie Sache de» deutschen Reiche- ist die Freiheit, und die Sache deS Papste» die Sklaverei!" ES ist noch nicht lange her, al« der deulsche Kron prinz an PiuS IX. schrieb, der Kampf zwischen Deuischland und Rom sei ein tausendjähriger. Der Culturkampf mag in Kissingen begraben werden; jener tausendjährige Kamps aber wirb damit nicht auS der Welt geschafft, denn eS giebt keinen dauernden Frieden zwischen Deutschland und dem Vatikan, e- sei denn, daö das Reich katholisch oder der Papst protestanlisch würbe. Der neue Frieden wird ein vo,übergehender Eifolg der Kirche sein. Drr BiSmarck deS CultuikaNipsrS, von drin vie NömUnge selbst sagten, er vereine die Kraft eines AtlaS mit der Wachsamkeit eine» ArguS und der Entschlossenheit eine» HeikuleS, hat ihm die Wege geebnet. Wie lange aber w,ro dieser Weg ge gangen werben? Politische Uebersichl. Let»,t,. 28. Juli. Da» Ereigniß deS Tage» ist oder sollte doch sein: der Rücktritt de» Herrn von Benntg- sen vom parlamentarischen Leben. Schon vor Wochen, unmittelbar nach dem Schluß de» Reichstag» und den begleitenden fraktionellen Zwi stigkeiten angekündigt, hat da» Gerücht vamal» kcinen Glauben gesunden. Mun wollte r ichl an nehmen. daß ein Mann, der in dem öffentlichen Leben seine» ersten engeren Vaterlandes, dann Preußen» und zuletzt (nicht der Zeit nach, denn Bennigleu'» Wirksamkeit im Nationalverein ist nickt hierher zu rechnen) Gesanemtdeutschland» eine so hervorragende Rolle gespielt hat, v,e Flinte in» Korn werfen würbe, wenn der politische Hori zont sich verdüstert. Jetzt ist an dem Entschluß Vennigsen'S, dem parlamentarischen Leben zu entsagen, füglich nicht mehr zu zweifeln. Aber e» wird wohl ein Andere» fein, ta» diesen Entschluß hervorgerufen und ge zeitigt hat Herr von Bennigsen steht rin, daß vie Zeit der Vermittelungen und de» vermittelnden Standpunkte» vorüber ist. Jetzt heißt r» für oder wider Partei ergreifen Die Liberalen müssen durch die Macht der Verhältnisse in eine immer schroffere OppositionSstellung gedrängt werden, die weder de« Geschmack de» Herrn von Bennigsen sonderlich behaat, noch semen Zukunst«plänrn gerade förderlich sein kann. Er will sich auf sparen für Eventualitäten, die nicht au»bleib«„ können: ist er doch der jüngere Mann. Man bot gesagt, Fürst BiSmarck „verbrauche" die Ministe', drei aus einmal sind jetzt abgenutzt; er „ver braucht" u'cht minder die Parlamentarier uiw Herr von Bennigsen will sich al» Parlamentarier nicht verbrauchen lassen, wie er e» al» Minister nickt wollte. Er wartet der Zeit, die ihn wieder in die Staat-geschäste rufen wird. Im liberalen Lager herrscht augenblicklich trotz der HundStage ein bunte» Treiben. Da» Gerücht von Bennigsen » Rücktritt hat die lebhafteste Bewegung hervorgerufen und bildet un- streitig den Hauptgegenstanb der Besprechung in allen gebildeten Kreisen. — Herr v. Treitschke ver sucht m den „Preußischen Jahrbüchern" sein zu- siimmende» Volum zum Zolltarif zu rechtfertige,'. Trotz der glänzenden Dialektik, welche auch diesrn Artikel auSzrichnet, wird Herr v. Treitschke sich doch der Frage nicht erwehren können, ob denn der von ihm ve»lrelene Stardpunct, mag er an sich io berechtigt sein, wie jeder andere, noch „liberal" ge nannt werven kann. Aach die ei-äevunt-Nalional- liberalen in Bayern und Würtlrmderg wissen ihren Liberalismus in neuerer Zeit sehr ge schickt zu verbergen. Ihre Organe leisten in der Verunglimpfung aller Derjenigen, die aus die wundersame Heilkraft der WirthschaftSre- form nickt Siein und Bein schwören, Unglaub liches. Sie folgen darin ?rm würdigen Beispirl, das ihnen ihr Vorkämpe Herr Böik ,m Reichstage gegeben hat. Die „Südoeulsche Presse" verlangt Nichts weniger al» eine Verschäisung de« Preß- gesetzt», um die aufreizenden Darstellungen der schlimmen Folgen der neuen W>rlhschaftSpolii,k zur Strafe ziehen zu können, und der „Schwäb. Mercur" sagt wörtlich: „Ob wir die Elrettung de» Vaterlandes unter den Kläi gen einer confei- vativen oder einer liberalen Musik erreichen, ,st nur eine untergeordnete Frage." Die ..Vossische Zeitung" bemerkt sehr richtig dazu: „Wenn d,e Klänge der conservaliven Musik, wie wir sie noch im Gevächtmß haben, eist wieder erschallen, io werden auch der „Sckw. M." und seine Genossen a«S ihrem Schlafe unsanft ausgeschreckt werden." Dem Centrum wird eS immer schwerer, nach seinem Verhallen in der letzten ReichStag-sessioi, sich seine Autorität in allen Kreisen seiner Wähler zu erhalten. Kaum hat sich Jörg in München der höheren Diplomatie Windlhorsi'S gefügt, so erheben sich im polnisch-ultramontanen Lager Stimmen, die nicht minder entschieden als die bayerische Volkspartei sich rundweg vom Centrum loSsagen und sür die Zukunft eine ledig lich polnisch nationale Politik proclamiren. D- » Organ dieser Mißvergnügten ist der „Goni.c Wiepollki", drr sich besonder» gegen die Berlin-r „Germania" wendet. Im „Kurier" sucht Pr> z Radziwill die Haltung de» Centrum» zu reck - fertigen und macht dabei die interessante Mit theilung, daß dasselbe voraussichtlich auch den gkplanten Versassung-änderungen ferne Zustimmung geben wird. Ob er mit dieser Perspective die abtrünnigen Wähler wiedergewinnen wird, scheu t denn dock) zweifelhaft Die österreichische Regierung führt s-,t einiger Zrit einen sehr aussällrgeu Krieg geg n
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