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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187908177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-08
- Tag1879-08-17
- Monat1879-08
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1879
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. le»«»«» «a gobaauistgass« LS HaUßniSr, >cr Nedaett»»: VennMag« lO-12 Ubr. staibmiNagS 4—S ltbr. !», »« MtckALdr Monu. »L», sich In- «kd -citoa nxdi »,rd,»t»,ch « brr für dir »äckst- Nummer deitimuriru an Wostiruragrn dis >Hr Äackmtnago. an Sonn- Festtagen ftüy dis '/,st Uhr. Ul Malen für Jos Xnaahmr: lll« Klemm, UmvcrsiralAsir. 22. Mt» L-fchk, «acharmcnstt. I b.p. dt- '/.8 Uhr. leipziger OWN °v! PonNk Hindcid- mi Pk«»MSdrrkrhl. Kirklage IS,OE«». It»»oe»e»t«»reta vterteft. 4V,Mk., mrl. Brrnacrtohu b durch b»«'Post dez^en « Ml. Jede einzelne ^lunnner 2S Pf. Belogejbmplar lo Pf Erdükren für Extrabeilagen ohne Postbefvrdenmg S» Mt. mit Paftbesdrderung 48 Mt. Jasrrale Lgrsp. Petitzeifi 20 Pf. ÄrtHcre Echristm taut unserem PrciSverzeichiiiß. — Tabellarischer 6atz nach döberrm Tarn Lettavz, „irr »rm ztebartt-u^rtch "dir Dpaltzeile 40 Pf. Jnscratc find slei-Z an d. Tr-rüttto» »u frndrn. — Rabatt wird nndt gegeben Zahlung pr»«u»vi»>»»iuto oder durch Postvorfchutz. är L28. Sonntag den 17. August 73. Jahrgang. Bekanntmachung. Da» >»«d« «erger sche *tipr»dtu» für einen ,^»rmen Studenten zur Erlangung der Magister- ^icke". im Betrage von - »b Mark «9 Pf».. < M Rickaelt» d. I. zu vergeben. Bewerber um diese» Stipendium werden aufgefordert, ihre Gesuch« nebst den erforderlichen vescheini« MN» bi» »um 1. September d. I. bei uns etnzureichen. «l',»«. den I. August IST». Den »attz der «tadt Sei»,t,. vr. Tröndlin. Messerschmidt. Die Königliche Baugewerkenschule zu Leipzig (4 8 1« »rdiiude der «eakschule tt. vrdunuir, Nordftruße) mr» m dem brvorstehenden Wintersemester in Gemäßheit de» neuen OrganlsationSpIanS ihren vierten und riechen Sur» erhalten. Der Unterricht in sämmiltchen vier Eursen beginnt Montag de« 8. Oktober ilU 8 Adr und haben sich Neu»»st»«etz«e»de bis zn« LS «eptemder bet dem Director Bauratb kVßo», Weststraß« 44. unter Uebergade de» Geburtsscheine», des Impfscheine», de» letzten Schulzeugnisfi » at einr» Zeugnisse» über gute» Verhalten »u melden, ebenso ifijenigen, welche sich der Nachprüfung unter« eafrn wollen; letztere schriftlich. Die Nachprüfung und d«e Prüfung derjenigen, w lche unmittelbar in einen höheren EurS aufge« «amen »ein wollen, findet Mittwoch dea 1 Lctoder ron früh 8 Uhr an statt; die Aufnahmeprüfung M für den ersten (untersten) Sur» Angemeldeten TouuerStag den 2. veioder gieichfall» von früh b lltzr an. Die Vorstellung der seitherigen Schüler, welche die Anstalt auch in diesem Winter besuchen wollen, d»t unter Beibrinoung eine» Zeugnisse» üb«7 Beschädigung und Verhalten im Laufe de» Sommerhaltjahr» tzennadend deu 4. veioder »wischen 1« «ud 12 Uhr vor dem Dirccior im Echullocale »u erfolgen. Prospecte find durch di« Direction grati» ru erlangen. Die Direktion der »öui, licken «auorwerkeuschule »u Ueipzi,. E. Lipstu», Kal Bauratb. Bekanntmachung. D»r von un» »ur Submisston au-gesckrtebe«, Herstellung voa Brückenpfeilern und «ine» Echli-ußen- bucker» in der Verlängerung der viSmarckftraße ist vergeben und werden die unberückftchtigt gebliebenen Herren Bewerber hiervon in Keuatnib gefitzt. ifiip»ig. am 14. August IST». Der Rattz der Stadt Leipzig «aug vr. Tröndlin. igemann. Betanimnachrrng. Di« gepflasterten Gingäng« von denjenigen Grundstücken der Vorstädte, deren Nutzwege iu städtische Verwaltung übernommen worden sind, sollen mit Trottoirplalten belegt und die hier»u erforderlichen Arbeiten an einen Unternehmer in Aceord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbauverwaltung, Rathhau», ü. Etage, Zimmer Nr. 18 au» und können daselbst e«ngesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find verfiegelt und mit der Aufschrift „rrottoirplatteulegm»« dar Honseiugsuge» t» de« Vorstädte» »etrrsteud irrseben ebendaselbst und »war dt» pi» 2S. »«»«ft d. L. «ochwtttugS d Ahr, imzureichen. Leipzig, am tö August 187». Lrr »«td der Gtadt Lerorto vr. Tründlrn. Wanarmann Gewcrbckammer zu Leipzig. Dienstag, den 1» August, Nachmittag 8 Uhr »steutltche Pleuarsttzu«, t» Saale der Erste« Bürgerschule Tage»ordnung: Bericht au» der Stegistrande. — Bericht de» AuSschuffe» für Gewerbegesetzgebung über «in Normal- Ctotut für Innungen. — Bericht über «ine Eingabe gegen die gewerbSmätzigr Versteigerung neuer Baaren. — Mittheiluna über den geger wärtigen Stand der Steuererhebung»^««. W. tzäckrl, Vorfitzender. Herzog, Secretair. Herr voa PattLamer. Die prevtzische Regierung hat sich endlich de- ^ wogen gesanveu, da» Schweigen in einer Ange- legruheit zu brechen, welche da» Land, ja ganz Deatschland aas da- Peiultchste berühren maßte. Der .Slaatsanzeiger" veröffentlicht aanmehr den Wortlaut derjenigen Stellen aas der Cö-liner AededesCulta-minister» v. Pattkamer, welche in deu letzten Tagen z» so lebhafter D>»' crssto« Aaloß gegrbeu habeo Nach de» amt- licheu Matte äaArte sich Herr von Pattkamer über seiuea Vorgänger im Amte, vr. Falk, wie folgt: „Mit besouverer Freace und Genagthuang habe ich die voa dem Herrn Vorredner den Verdiensten arme» Herrn Amt-vorgängei» gezollte Aneiken- nmrg veruommen; ich freue mich dieser Anerken nung am so mehr, al» ich mich ihr nur darchaa» »schließen kann, wenngleich ich. wie ich offen be kenne nicht in allen wesentlichen Beziehungen deu kirchlichen and politischen Standparct meine» Herrn Amt»vorgänger» therle. Ich kann aus «gmer Erfahrung bekunden, mit welcher dewan- dmmgSwürbigeu Energie and Tbät gkeit der Herr Mmster Falk während seiner 7 jährigen Amt«- sShraug sich eie Pflege and Förderung de» ge lammten Schulwesen», de» höheren sowohl wie de» mederen, hat angelegen sein lasten. Dafür »edührt ihm der Dank de- Lande-, auch aller Derer, welche ihm aas seiuem Wege nicht immer mit völlige« Einverständviß haben folgen können.' „Das meine eigene ministerielle Stellung betrifft, so bemerke ich, daß, wenn ich meiner per- jSvlichen Neigung hätte folgen dürfen, ich e» ent schieden dorgezogen haben würde, in meiner Gtel- >«ig al» Oderpräfident an der Spitze der schönsten Provinz de» Staate» za verbleiben, einer Stellung, welch« mir volle Befriedigung und fruchtbare, «ine ganze Mavne-kraft au»fülleave Beschäftigung gab. 3ch habe aber nicht geglaubt, da» Recht zu haben, da» von Gr. Majestät ve« Kaiser im Eivverständ- aiß «it dem Fürsten Bi»marck mir übertragene Vertrauen«mandal abzulehnen, und werde mich be mühen, die» vertrauen auch in meiner neuen Stellung zu rechtfertigen; sollte ich aber bei Füh rung «eine» Amte» gemäß meinen lieberzeuguvger, de» io mich gesetzten Erwartungen der obersten Staat-leituug nicht entsprechen, so würde ich jederzeit bereit fern, von «einem U»te zurückj»- tretea." Mit Besriediauna wird man bemerken, daß da» Peinliche, ja verfitzende, welche» deu Anfang» durch die Preste gegangenen Versionen avhaftete, durch diese amtliche Darstellung beseitigt wird. Herr v Puttkamer hat die Verdienste seine» Amt»- Vorgänger» m den loyalsten und wärmsten Worten anerkannt, wie e» von einem Manne, der zwei Jahre al» Oderpräfident unter Kalk fungnt hat, i, der That nicht ander» z, erwarteu war. Nach dem also diese unerquickliche Außenseite der Aa- tzrle-evheit adgethan, kann mau desto u» befangen er u» die Beurtheilung de» eigertlich Sachlichen zehen. Herr v. Puttkamer zollt den Verdiensten »r« Herrn Kalk Aacr^runung, wenngleich er den kirchlichen «rd politische»" Staudpmrct de», sckbe» „nicht in «lle» wesentlichen Beziehungen" »heilt Herr d. P»tt>am«r hat sich demnach nicht al« «neu „eutschtetzeuen Gegner" Kult'» bekannt, «ich nicht gesagt, er „scheide" sich iu kirchlicher und votrtischer Brztehuug von demfeibe«; i« Grunde aber kommt seine «eutzenm, doch aus Dasselbe Hera,». Di» betreffende Netze fchlH sich, wie der .Vtaat-an zeiget hervor hebt, an einen aus Herrn d. Puttkamer anSgebrachlen Toast an, in welchem zugleich der Verdienste ve» Herrn Falk rühmend gedacht wurde. Un» scheint, Herr v. Puttkamer hatte e» hiernach durchs»» in feiner Hand, ob er überhaupt und wie viel er erwidern wollte. Er konnte ganz schweigen, er konnte sich aus ein kurzes Dankr-wort beschränken, er konnte abdrechen bei der Zustimmung zu der Anerkennung der Ver dienste seine» Vorgänger». Statt dessen hat er ausrrücklich da» Bekenntniß einer Nichtüberein stimmung iu weseotllchen Punctra hinzugrfügt. Eme Nichtübereinstimmung in wesentlichen Punkten I abe- ist eben ein Gegeusatz. Und wie ernst Herr! v. Puttkamer e» mit diesem Gegensätze nimmt, I b,weist die Stelle, in welcher er erklärt, er werde' jederzeit zur Riederlegung sein,» Amte» bereit sein, wenn die nach seinen Uederzeugmigen geführte Ver waltung desselben deu von der obersten Staat«- leitung gehegten Erwartungen nicht entspreche. — So wäre deu» der «it dem Personen wechsel im preußischen CultuSmintste- rinmzugleich ein getretene Systemwechsel amtlich constatirt Unklar bleibt nach der ministeriellen Aeußerung nur noch der Umfang desselben; die Thatsache an sich aber ist fortan über jeden Zweifel erhaben. Moralische Eroberungen wird diese in Deutschland nicht wachen: Da» glauben wir Herrn von Puttkamer versichern zu können v«M1schr Ilrdrrsicht. 8etp»1«, 1«. August Zu den pre«ütsche» Wahle« wird un» au» Berlin vom Freikag geschrieben: „In dem Wahlkreise Marien bürg haben sich die Liberalen an den früheren Präsidenten de» Ab^eordneten- hause-, Herrn von Forckenbeck, errnnert »ud eine Wählerversammluug beschloß denn auch, den ehemaligen Führer von Iuna-Litthauen al» Tan- dtdaten aufzustelfin. Jedenfalls wäre die Wahl Forckenbeck'» zu« Mitglied de» Abgeordneten hauses. de« er so lauge Jahre zur Zierde ge dient, für die liberalen Parteien ein außerordent licher Gewiua »ud würde «inigen Ersatz für da» Ausscheiden Beumgsen'S bieten. E» ist gar nicht daran zu zweifeln, daß die vereinigten liberalen Parteien — vielleicht nicht einmal den rechten Flügel der Nationalliberalen au»geschlossen — iu Forckenbeck den geborenen Eaudivaten für da» Amt eine» Präsidenten de» Abgeordnetenhauses erblickt habeo würden vielleicht wäre auch Herr von Forckenbeck noch vvr einigen Wochen geneigt gewesen, ein Mandat zum Adgeord nrtenHauke anzrmehmen, io welckem er doch seine größt«» parlamentarischen Triumphe ge feiert hat. Inzwischen aber hat der Magistrat von Berlin einstimmig beschlrsseu, Herrn von Fo,ckeub«ck al» Vertreter der Stadt Berlin im Herreuhause ,« präseutireu und iu der Heu- trge« Maglstratsfitzuog ist die Allerhöchste Eadinets- orvre »itgetheilt worden, welch« die Berufung de» Oberbürgermeister» von Berlin zum Mitglied« de» Herrenhause« auf Leben»zeit ausspricht Die ver». jung aus Lebenszeit ist iu der fitzten Zeit regelmäßig erfolgt, weil dadurch de« Gesetz« vom 7. März 18L3, wonach die Zusammensetzung der Ersten Kammer bezw de» Herrenhckuse» durch königl. Anordnung an die Eiufchränkuu, geknüpft »st, daß die B-< rusung mit erblicher Berechtigung oder aus Lebens- »eil erfolge» müsse, mehr entsprochen wi>d. Die köaigl. Anordnung über die Bildung ver Ersten Kammer vom 12 Oktober ist namentlich in der neuen Aera von Georg v. Bivcke gerade vrshalL sehr augesochteu worden, werl dieselbe ein io dem Gesetze vom 7. Mai I8L3 gar nicht enthaltene» Präsentation-recht voa Corporationen und Ver bänden einsühre, welche« über die er 1 heilte Er mächtigung htnausaehe. Mit der Berufung ver Präseutirren auf LcbenSzeit scheint die SlaatS- regierung den staatSfeinblichen Anstoß beseitigen^ zu wollen." Au» der Provinz Hmuuovrr wird der „N.-L. E." geschrieben: „Da» Losungswort für die Abgeordnetenwahlen, welche» die Osfictöjen gern ausgeben uns angenommen sehen möchten, nämlich für oder wider die B«»- marck'scheWtrthschaftSpolitik, ist nirgends vernunsligerwesie anwendbar, seine Adsurvltät wnd aber besonder» handgreiflich in der Provinz Hinnover. Dort kämpfen seit 1887 wesentlich Nuttonalliderale und Welsen um die Land tag» und Reich»tag»sitze; nur einzelne ehrenwerthe F, eiconservative, wie z. v. Graf Otto SioWetg, sind wohl hier oder da mit in Betracht gekommen. Bon den Nationalliberalen ist Herrn v. Bennigfen'S Stellung zu den Zollsragen zwar genau bekannt, aber wie er danach für den Wahlsall zu classificiren, dürste doch selbst den von oben erleuchteten Gelehrten der „Provinzial- correspouvenz" einige Schwierigkeiten machen. Noch mehr würde Herr Miquel sie in Ver legenheit setzen, weil er freilich in früheren Jahren dem Reich-tag angehört und sich auch de, Zollcebatten wohl belheiligt, aber doch keine Gelegenheit gehabt hat, den neuen Tarif seinem parlamentarischen Votum zu unterwerfen Soll die Adfttmmung feiner ostsriesischen Landsleute etwa ohne Weitere» für ihn mttgelteu? Over käme ihm umgekehrt die notonfch in seiner Stadt O-nabrUck vorherrschende fchutzzöllnerlfche Auffassung zu Gute? Wenn ferner die Mehrzahl der hannoverschen Na- ttonaUlderalea nicht dlo» gegen den neuen Zoll tarif im Ganzen gestimmt hat. foncern auch schon vorher gegen vessen wichtigste Positionen, so lheilen sie drefe Ruchlosigkeit mit mehreren der wrlfischen und denn Eeutrum ho«pit»renden Reich« lag-abgeord- neten. Nach Parteien kann e» hier also schlechterdings nicht gehen. Man müßte Windthorst von Brüel rechen, Herrn von Adelebsen ander» sortiren al» Herrn voa Grote. wenn Die» wirklich der Mobstab sein sollte. Darau» folgt, daß derselbe in der Provinz Haunomr nicht dre geringste prak tisch« Veveutavg besitzt. Lein dort angestellter preußischer Beamter wird ihn, wenn er an sein Wahlgefchäft geht, au» der Tasche ziehen. Er hätte zu befürchte», daß diele gute Freunde der Regierung, wie sie heute ist, die Probe nicht be- stehen möchten »nd mancher entschiedene Gegner mlt obrigkeitlicher Genehmigung durchiäme. Aber nicht blo» die Bismarck'fche Wirlhschast-politik - der Fürst Bismarck überhaupt lpirlt in der Provinz Hannover nicht die große populäre Rolle, die er anderswo ja ohne Zweifel spielt. In Hannover, da» rin von Natur couservaliver. nicht allzu beweglicher Stamm bewohnt, so stark und tiesgewurzelt der gemäßigte Liberalismus dort auch ist, dürste Herr v. Ben n iase u reichlich Io beliebt «nd angesehen sein wie Fürst Bismarck Seit «an diese beiden Männer nicht mehr in derselben Linie vor sich sieht, hat die Regierung auf der Nb«, ralen Seite mebr verloren, al» sie «uthmaßNch ahnt. Durch Betonung de» Gegensatzes zum Reich», kanzler die ganze Anhänglichkeit an den verdienten alten Führer wider sich herauszusordern, wäre ein sehr ge vagle» Spiel Eine andere Frage ist e», ob sich nicht von ver Welfenpartei der konservativ- aristokratisch« Flügel für die Regierung gewinnen ließe. Da» könnte ja versucht werden und käme immerhin dem Staat und dem Reiche zu Statteu Die Welfenpartei. gegründet auf die Hoffuuug einer nachgerade völlig aussichtslosen Restauration, ist früher oder später ja doch zum Zerfallen bestimmt. Vielleicht ist sie heute schon reis dazu; dann mag aus ihren Trümmern eine preußisch- konservative Partei erstehen Ader die schutzzöll- nerische »nd agrarische Wirthschaslspolitik d»S Fürsten BlSmarck wäre in diesem Bauern, »vd Schiffer-Lande dafür der ungeeignetste A»S gangSpunct." Die sonst so herzlichen, fast intimen Beziehungen Deutschland« zu -k«Gla«d haben feit den Tagen de» Berliner Congresse« eine ziemlich be denkliche Erschütterung erlitten. ES find dafür allerlei Anzeichen vorhanden Die russische Presse ist seit einiger Zert sehr geschäftig, ihr Publicum gegen Deutschland aus;»Hitzen und die Mißerfolge der eigenen Politik aus dre Rechnung de« deutschen Reichskanzler» ,« setzen. Be fremden muß r», wenn in diesen Choru» auch daS ossicivse Organ de» Ministerium» de» Aeußern. d«e „Agence gLuLrale russe", einstiwmt, sie thut Die» in dem folgenden Artikel, deu wir der Beachtung unserer Leser nicht entziehen zu dürfen glauben: „Einige unserer Zeitunoen greisen die deutsche Politik mit einiger Heftigkeit an. welche übel an gebracht scheinen könnte, wenn sie nicht eine kind liche. der Unschuld nabe Nawetät vernethe. Der erlauchte Kanzler, welcher d,e Geschicke Deutsch lands leitet, verfolgt die Interessen seines Lande», wie er e» versteht. Man kann sich selbst über seine Rechnung täuschen, aber er täuscht sicherlich Nieman den. Er hat aanz kürzlich fildft be, Gelegrnbeit der groß n, in den inneren Angelegendeiten Deutsch lands «ingrtretenen Aenderungen, sein politische» Princip mit bemerkenSweithem Freimuth darqelegt. Fürst Vlimarck hat se,n Ziel» er geht entschlossen darauf loS. Jeder, der ihn unterstützen kann oder will, um eS zu erreichen, ist sein Freund. Nun, richtige Rechnung macht gute Freunde — Gieb, so wird Dir gegeben, ist sein« Devise. Wenn er so mit seinen Landtleuten verfährt, um so mel mehr muß er von diesem Gru dsatz den Fremden gegen über Gebrauch machen ES war daher ganz natürlich, daß er, als er einen Kneg mit Frankreich vorauisah, die Freundschaft Rußlands suchte, um sich seinerseits eine wohlwollende Neutralität zu sichern, ohne welche da» Untern«! men sehr arsährlich gewesen wäre. — ES war die Sache Rußland», diese Lage zum besten Vorth il seiner Interessen abeuschätzen Nach dem Kr>eu« von 18)0 mußt« die Möglichkeit «ne« französische n Revanchekriegr» auf der deutschen Politik last n und den hoben Werth der Freundschaft Rußlands aufrecht erhalten, welche» damals seine ganz n Kräfte »ur Verfügung hatte und in voller Actiors- und vündntßsreidert war. Heute iS Rußland wir den Or»nt-Angelegenheiten beschäftigt, Eurova ielbst hat sich au denselben belheiligt; da» republ,- kaassch« Frankreich scheint fest,»halten an d m Bünduiß mit »ngfimd. Dt« Situation bat sich gegiert. E» ist mithin natürlich, daß di« B- fürcktungen und Hoffaunaen der deutschen Pol- t k sich nach derjenigen Seite wenden, von uo Gefahr oder Sicherheit kommen kann, um so mebr, al» der gute Wille, welchen man in London such,, nicht unverträglich ist »,t dem «n W»n unter!.»- lenen Jnterrffenduud«. In alledem ist nickt» Ei- st tunliche» al» da» Erstaunen einiger unserer Publicisten. Sie würden klüger handeln, fick an dtefin B-ispielen zu begeistern, al» fick darüber,u beklagen. Man kann aewiß nicht verkennen, daß dies« vom Ballast der Traditionen lo»arl^ste Po'n k eme neue Aera in dem Gang der Labinete v> d besonder» de» unirtgen rnaugurirt. Aber st« bat wenrgstenL da» Verdienst, daß st« keinen Rau« lür
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