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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187909181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 5228-5229 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-09
- Tag1879-09-18
- Monat1879-09
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1879
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'Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. >«»««»» »at Trve»Üto» Ivballui-gasi« 83 >»uch-»»>rN irr Dledorris«: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—<1 Uhr. Yst, »v -inoriandi^r V!»rni> j»»<k »ua>l t«<d di» Rrd^lum nutzt »-riiiidlich. »uuahm« der für dir «Schft. 'olomde Nummer bestimmten Gwenne an Wochentagen bis Z llbi Nachmittags, an Loirn- Md Festtagen früh bis '/,S Uhr. H» »rv /Maler» fSr Zos.-Xnaahme: Ost» Klemm. Universitätsstr. 22, >j»tttS Löiche.Katharinenstr. 18,p am dis VH Uhr. KiMger.TqMtl Anzeiger. OlW fir Politik, Locilgkschichtk, Houdtls- lllld Gkschöstsvrrkkhr. AhoMnaentoprei» viertelt- 4'/, Äk. incl. Brmaerwhn 5 Ml., durch die 'Post bezogen 8 Mt. Jeve einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Bf. Gebühren für Extrabeilagen ' ohne Postdeförderung 39 Mt mit Postbefbrderuug 48 Ml Zastratr dgesp Petitzeil« 20 P» «röste« Dchrittm laut unsere« 1>rn4»erz«rchnitz — Labellaritche-: Latz nach höherem Tarif Neclamr, unter »em stedaeNun^trlch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate find stets an d. Leprdttto» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung pravuruusrnn^o oder durch Pvstvorschuh. 261. Donnerstag den 18. September 1879. 73. Jahrgang. Bekanntmachung. Durch die in Aussicht genommene Errichtung zweier Hülf-senate beim Reichsgericht und die dadurch b dingte Ueberfiedelung einer weiteren Anzahl von Mitgliedern de- Reichsgericht- wird die veschaßuug uoch eiutger Sotzuuugeu uörstt,. Wir wiederholen daher hiermit die an all« Besitzer und Administratoren hiesiger Grundstücke schon früher gerichtete Bitte, die in ihren Grundstücken zum 1. October d. I. miethfrei werdenden Wohnungen, »eiche für Mitglieder des «etchSgertcht» geeignet seit» »ürde«, nut Angabe der Lage und deS Mietpreise- und wenn möglich unter Einreichung einer Bauzeichnung uns thunlichft bald anzuzergen. Wir bitten, derartige «umelstuuge» in der «athSnuuttatur, RathhauS, l. Etage, niederzulegen, edeudaseibft ader auch die Veemirttzung üvgemeldeter Wohnungen zur ««zeige zu dringe». Leipzig, den 15. September 1878. Der «ohnung-ausschuh für die Mitglieder des »etch-gertchtS. i. «.: vr. Georgi, Oberbürgermeister. Bekanntmachung. Die zur Submission ausgeschriebenen Maler«, Etuccateur«, Lisch!«« und Schlofferarbeiten für den Neubau emer LolkSschule a« der vebaftiaa Bach-Straße hier sind vergehe», und ed »erden daher die nicht berücksichtigten Herren Bieter hiermit ihrer Gebote entlassen. Leipzig, den 13. September 187». Der »«ttz der «t«dt Leipzig. vr. Seorgi. WiUsch, Aff. Bekanntmachung. Der von unS zur Submission ausgeschriebene Vau einer Schleuß« lll. Eiasse auf der Kochstraße zwischen der Straße kl und Fichteftraße ist vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber hiervon in Kenntmß gesetzt. Leipzig, am 18. September 187». Der ««ttz der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Die Auflösung öes puußischr« Abgeordnetenhauses. Ein gestern nach Schluß der Redaction einge troffene» Telegramm hat unsere Leser bereit- davon m Kenntmß gesetzt, daß nach einer i« „StaatS- anzeiger" publicirten königlichen Ordre die A»s- lSsuug deS preußischen Abgeordnetenhauses erfolgt ist Zugleich macht der Minister de- Innern be kannt, baß die Wahl der Wahlmänner am 30. Srp lember. die Wahl der Abgeordneten am 7. October stattfinden soll. Nicht mehr volle zwei Wochen stehen also den Parteien zur Verfügung, um ihre Vorbereitungen für die Wahlschlacht zu treffen. Kau« jemals vorher hat eine Wahlbewegung in Preußen unter so ungünstigen Anspielen begonnen wie die gegenwärtige. Nach dem wenig erheben den Reich-tag-wadtkampse de» vorigen Jahre», sodann nach dem unerquicklichen Interefsengezänk de» letzten Sommer» hatte sich der weitesten Kreise eine Ermüdung, ja ein Widerwille gegen die poli tischen Dinge bemächtigt, der eine außergewöhn lich geringe Thrilnahme an den Wahltagen in Aussicht zu stellen schien. Die jüngsten Wochen -adeß haben wenigsten- die schlimmsten derartigen Befürchtungen beseitigt. In ganz Preußen rühren sich die Parteien, und e» freut un» constatiren zu Annen, daß dabei die uattonalliberale Partei hinter den andern nicht zurücksteht. Daß es dieser au-drücklichm Constatirung überhaupt erst bedarf, ist freilich Angesicht» de- von der nationalliberaleu Partei bei allen früheren Wahlen bewiesenen Eifer» seltsam genug. Aber — warum sollten wir e» leugnen? — gerade die uattonalliberale Partei wird ja von der Ungunst der heutigen Situation am schwersten betroffen Bei der Verschiedenheit der wirthschaftlichen Interessen und Anschauungen, «elche innerhalb dieser Partei von jeher notorisch ist, konnten die Vorgänge der letzten Reichstag-- sesston auch auf die politische Thätigkeit derselben »icht ohne einen gewissen lähmenden Einfluß bleiben. Und diesen Zustand nahmen die Organe der Regierung wahr, u« mit voller Wucht direct auf das lange erstrebte Ziel der Vernicklung oder wenigsten- der Sprengung der nationalliberalen Partei hinzu rr beiten. Nach den monatelang fortgesetzten Ent- siellungen und Verleumdungen der osficiösen Presse hätte man onuehmen sollen, jeder anständige und besonnene Bürger würde sicd von einer Partei zurückgezogen haben, deren Führer nur noch im Lichte von Revolutionären und Verschwörern er schienen. Wir können den übereifrigen Freundeu der preußisch-deutschen Regierung für diese groteske Sprache nur dankbar fern. Sie hat zur Folge gehabt, daß auch den unbefangensten Optimisten Äar geworden ist, worauf die- wüste Treiben «gentnch abzielt. Unter der Fahne des Wahlauf ruf« der uationalliberalen Partei haben sich überall jene Elemente zusammengeschaart, »elche die verfassungsmäßigen Rechte und Ein richtungen ausrecht erhalten «ad die Politik des preußischen Staate- nach gemäßigt liberalen Grundsätzen geführt wissen wollen. Freilich, in diesen vierzehn Tagen wird noch viel gethan wer den müssen, um die große Masse der Wähler über Da», worauf e- aukommt, zu belehren. Aber die »atioualliberale Partei darf — so viel kann mau heute bereit- sagen — «it froher Zuversicht in deu Kamps gehen. Da- Bürgerthu« — die- Wort i» besten und weitesten Sinne genommen — braucht nur de« politischen Geiste treu zu bleiben, »er sich au- seiner Geschickte, aus seinem Wesen, au« seinen gemeinsamen Interessen von selbst er- aiebt, und der Sieg »ird auch die<mal aus seiner Seite sein. Die Früchte desselben aber werden — Drs hoffen «nd erwarten wir — nicht nur dem preußische», sonder» de« gefa««teu deutsche» Volke zu Gute kommen. Politische llebersicht. Leipzig, 17. September. Di« Zeit ist mrvmehr angebrochen, in welcher auf de« Gebiete de- L ultwrs«« pfes allerlei ^Überraschungen hervortrete» dürste». Hrodelt es sich zwar zunächst nur um scheinbar unwichtige» Vorgänge, so kann dennoch nicht in Abrede gestellt t werden, baß, wenn einmal da» Steinchen in« ^ Rollen kommt, die Wucht de» Falle» nicht mehr zu mildern ist. Der Iesuiti»««» hat von jeher sich mit der Taktik vertraut gemacht, zunächst mit eine« Finger vorlieb z» nehmen, um dann u« so sicherer die ganze Hand verlangen zu können. Und so kann denn die «ltramontane Partei in Preußen stolz sein auf einen ersten Sieg. Der neue CultuSminister v. Puttkamer hat angeordnet, daß der Regierung», und Schul rath vr. Lauer ia Köln von den eigent lichen AussicklSgeschästen in Bezug auf die Volksschule entbunden und fernerhin nur mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt wird. An sich hätte e» ja ein streitiger Punct sein kön nen, od ein früherer katholischer Priester, der eine Ehe eiugegangen, gerade die geeignete Persönlich keit wäre, an der Spitze de« coufesfionell-katho- lischen Unterricht-weseuS eine» Regierungsbezirk» zu sungireu und so den engherzigen FanatiSmu- der noch dazu von der Geistlichkeit aufgehetzten Eltern der Schulkinder herau-zusordern. Nach dem aber einmal vr. Falk nicht ein, sonder« mehrere Male die Petitionen um Absetzung dc» vr. Lauer zurück^ewiesen hat, ist die Willfäh rigkeit de» Herrn von Puttkamer ein Erfolg, den die »ltramontane Agitation sicherlich für sich au»zubeuten verstehen wird. Im Uebrigen dauert der Culturkampf fort, denn auch bei der Iesuitenfraction vedeutet der Stillstand den Rückschritt. Da- ist auch in vier Worten der Sinn eine» römischen Briefe», welcher dieser Tage in einem Posen» Blatte erschienen ist und von der „Germania" keinem Geringeren al bern früheren Erzbischof Graf Ledochowski zu- grschrieben wird. Ia der Thal, wie der Frieden»- schluß nahe sein könnte in einem Augenblick, da der UltramontauiSmu- in Deutschland aggressiver al» je auftritt, wäre schwer begreiflich. Von dieser aggressiven Tendenz hat soeben wieder die „Ge neralversammlung der deutschen Katholiken" zu Aachen einen deutlichen Beweis gegeben. Auch an anderen Erscheinungen mangelt e» nicht, welche aus» Neue die Frage nahelegen, ob mit der scolezia wilitsns an einen wirklichen Frieden überhaupt zu denken sei. Von einem bewährten alten Kämpfer erhalten wir folgende Zuschrift: „Wann wird endlich der deutsche Geist er wachen. um fick gegen die Gefahren, welche v,n Rom drohen, zu rüsten? Warum läßt man sich immer ausS Neue von Zeitung-gerüchten an der Nase herumfahren mit der Fabel, al- hätten wir mit einem friedfertigen Papst, zu thun? Warum hält man stch nicht an dre uniweideutigen Acte von Leo XU1.? Am 4. August d. I. hat Leo XIII. eine Encvklica erlassen, welche vermittelst der ge- MtßbrauchtenWorte.,Philo, ophie" und „Wissenschaft" deutsche Vernunft, deutsche Wissenschaft und deutsche Bildung verlästert und verdammt. Am II. Juli d. I bat er den nrugestifteten EamstuSverem „zum Schutz der religiösen Erziehung" genehmigt, und jüngst am S. September hat Felix v. Lo* auf der Katholikenversammlung in Nachen diesen Herein empfohlen, indem „der heilige Lanisiu» der Nach, folger de» heiligen BonisaciuS, der zweite Apostel der Deutschen sei." Wie Leo XUI. durch sein Schreiben vom 4. August den Thoma» von Aquino au» seinem Grabe »userweckt und zum Lehrmeister der aegenwärtigrn Christenheit eingesetzt, s» hat er durch »einen Act vom II. Juli den vor bald 300 Jahren verstorbenen Jesuiten Canisius »um Vorbitd religiöser Erziehung den Deutschen aus gestellt. Wer ist dieser Peter Canifiu»? Er ist der erste Deutsche, der in den Jesuitenorden ein- trat. AI» Jesuit hat er di« Reformation de» Erz bischof» Hermann von Köln hmtertrieben, al» Hof- predigrr hat er dir Reformgedanken de- Kai»er» Ferdinand l. vereitelt. Ferdinand l. war den Pro testanten keineswegs günstig, aber als deutscher Kaiser batte er doch Rücksicht zu nehmen auf Millionen protestantischer Reich-angehSrigen, und auS diesem Grunde verlangte er von de« Eoncil von Trient ernstliches Vorgehen in Betreff der kirchlichen Nothständ«. Gr ging deshalb nach Ins- druck, um dem Eoncil nah« zu sein, er schrieb an den Papst: „Wenn nicht Ernst gemacht »erde mit der ««sonn, so würde daS Eoncil mit einem großen Weltskandal zu Ende gehen." Dem PetruS Canisius ist eS zu verdanken, daß der Kaiser in verzwerflung JnSbruck verließ und daS Eoncil dem Wrltskandal überantwortete. DaS ist also der zweit« heilige Apostel der Deuischen, wie Felix von Loö sagt und wie die Katholikenversammlang in Aachen glaubt. Gleichwie Leo Xtll. den Thomas von Aqmno, den Leibtheologen der Jesuiten, zum Untversatphrlosophen, so hat er den ersten deut schen Jesuiten Peter EanisiuS zum Umversalpäda gogen eingesetzt. WaS aber diese doktrinäre Ver herrlichung des JesuitiSmuö zu bedeuten tzat, DaS baden die beiden fürstlichen Jesuitenscküler Kaiser Ferdinand II. und Maximilian von Bayern dem deutschen Volke so deutlich gemacht, daß e» noch heute zu fühlen ist." AuS Alledem scheint «nS hervorzugehen, daß gegenwärtig an einen Ausgleich mit Rom nicht zu deukeu ist, daß aber gerade deshalb der Wechsel m der Besetzuag oe» preußischenCultu-ministerium- »« so befremdlicher erscheint. Wir «einen, es sei nunmehr endlich an der Zeit, dem deutschen Volke, wa» diese TranSacttoneu mit der Curie aubetrifft, reinen Wein einzuschenkeu. In dem neu zu wählenden preußischen Land tage wird die Gtsewbahwpolttik der Regierung sicherlich zu sehr bewegten Debatten Veranlassung geben. Die Parteien haben schon jetztStellung zu diesen Fragen genommen, um prüfen zu kön nen, in wie weit sie sich dabei in Uebereinstimmung mit der Masse der Wühler brfiaden. Im Zusam menhänge damit wird un- aus Berlin vom DienStag geschrieben: „Der Erwerb der Köln- Mindener Bahn durch den Staat erscheint nach den »nS gewordenen Mittheilungen keines falls völlig gesichert. Selbst die detheiligten Finanzier», die gestern einer Conferrnz in Elsen- bahN'AngetegmheUep beiwohnten, sprachen sich in der Mehrheit gegen die Opportunität einer Ver staatlichung dieser Bahn au». Da die Ver handlungen unt der Rheinischen u >d Berlin- Anhallischen Bahn bi- jetzt verlaufen, ohne ein sllr die Bestrebungen de- Staat» günstiges Resul tat erkennen zu lassen, so wird sich die Vorlage de- Staat- bei dem nächsten Landtage den bis herigen Ankündigungen zuwider doch nur auf die Verstaatlichung der Magdeburg-Halberflä vier, Berlin-Stettiner und der Berlin-PotSdam-Magde burger Bahn erstrecken, wenn die Generalversamm lung letzterer zusttmmt und die Bergisch-Märkrsche Bahn wegen der B-aunschwriger Bahnen ihr Einver sländniß erklärt. Gleichwohl herrscht in allen polt tischen Kreisen volle Einmüthigkeit darüber, daß die Frage, odStaats- »derPrivatbahnsystrm, milder Vor tage der VerstaatlichungSprojecte auch nur einiger Bahnen für Preußen jetzt definitiv entschieden wird. Auch in denjenigen Kreisen, die sich mehr aus die Sette de- StaalSbahnsystem- neigen, «ird die Ge währung von Garantien in finanzieller, politischer und wirlhschaftltcher Beziehung seiten- der Regie rung gegenüber dem Landtage al- unerläßliche Voraussetzung der weiteren Verstaatlichung von Privatbahnen angesehen. In finanziell« Bezie Huna wird von Vereinen und vielen Stimmen in der Presse gefordert, daß Ueberschüsse der Bahne» über einen bestimmten Procentsatz de- Anlage kapitals zu einem besonderen Fond- angesam melt werden, über welchen nur mit Zustimmung d«S Landtag* verfügt werden kann. In »irth- schaftlicher Beziehung hält «an eiue Mitwirkung de- Landtag» bei der Festsetzung der Güter- und Personeutartfe slkr unerläßlich. Politisch wird Garantie gegen die Mißbräuche gefordert, die durch die außerordentliche Stärkung der fißca- tischen Macht und die Vermehrung de» Beamten- Heeres zu befürchten sind. Die Formulirung für diese Garantien gegenüber der Staats-Regierung im Einzelnen wird schwierig sein. Erst nachdem die Erörterungen hierüber unter deu politischen Parteien festere Gestalt gewonnen haben werden kann «an übersehen, ok eS überhaupt möglich ist, deu Garantien so feste Formen zu geben, daß sie gegen die befürchteten schweren Mißständ« wirksa sein «erden. Ebenso kann mau erst dann klar legen, ob die Staat- Regierung solche Garantien annehmeu wird »ud ob sie nicht die Besch,än kung ihrer Macht durch dieselben für schwer wiegender hält, al» die Verstärkung ihrer Gewalt durch die Verstaatlichung der Bahnen. Denn au» Alle», wa- bekannt wird, geht hervor, daß der Schwerpunkt der Eisenbahnfrage nicht in der wirthschaftlichen, sondern in der politischen Seite der Sache liegt und daß auch die Regierung tatsächlich von diese« Gesichtspunkt cm-geht Die- erkennen namentlich auch die liberalen Parteien in der überwiegenden Mehrheit ihrer Mitglieder; da- Schicksal der Verstaatlichuvg-- cntwürse i« Landtage wird davon abhängig, ob auch von de« Centrum diesem Cardinalpunct der Eisenbahnsragen Rechnung getragen wird." lieber die Fortschritte der MtMhlbewegnn- n Preußen erhalten wir den folgenden Berich» au» Berlin vom DienStag: „Ein Veteran der liberalen Partei inSchle-vtg- holstein schreibt unS über die dortige Wahibewegung nicht viel Tröstliche-. Die Stimmung unter den LSHIern sei flau und die pessimistischen Auffassungen über den Au»sall der Wahlen macken sich so wei« geltend, daß man heut« schon eine conservativ-ultra montane Majorität im Abgeordneten Hause in Be tracht zieht. Ob Die- berechtigt ist, mag dabin gestellt »leiben. Aber Ein- scheint grwiß. nämlich daß die Mehrheit des EchleSwig-Holstein'schen Volke- der iservativen Agitation zugänglicher geworden ist. die in den dänischen Kämpfen geschulten Parteien eS erwarten ließen. Diese Elemente werden in der un- vorliegenden Zuschrift wie folgt geschildert: „Der Land mann ist von Natur zähe, eigensinnig, hängt an de« Althergebrachten und ist dr-balb in der Wolle con- elvativ gefärbt. Der intelligentere Lheil desselben veiß jedoch den Fortschritt zu würdigen und ist d«S- »alb mäßig liberal, in dieser Gesinnung aber fest, treu und zuverlässig, aber leider bildet dieser Theil )ie Minorität. Der Großgrundbesitz, namentlich der Adel hat feudale Neigungen und strebt vielleicht mehr noch nach Macht als nach Geld. Daß der Lrndmann trotz der Kornzölle bei dem neuen Eystem dupirt ist, mögen die Herren wohl schon einseh n, aber eb« sie -S auch eingestehen, wird noch viel Wasser in- Meer ließen. Unter der Masse der kleineren Landbesitzer ft ein großer Theil außer Stande, die wayre Sachlage zu würdigen, und deshalb den agra rischen Verlockungen zugängiq, während viele an- )ere sich in einer solchen Abhängigkeit befinden, daß sie zu den Wahlen commandnt werden. Unter diesen Umständen bin ich auf Verluste in den Reihen der liberalen Abgeordneten sehr gefaßt. — In drastischer Form, aber jedenfalls zutreffend, schildert unS ein hervorragendes Mitglied der liberalen Partei in Nassau die dortige Wahifituation, wie folgt: ,Lm StodtkretS Wiesbaden wird die sonst immer ein stimmige Wahl deS OberappellatMnSgerichtS-RathS vr. Petri diesmal bestritten durch die KirchthunnSin terrs- senten. Dieselbe erscheint aber gleichwohl gesichert. Im Landkreis Wiesbaden ist die Wiederwahl deS SanitätSrathS vr. Lh leniuS beinahe zweifellos. Ein jugendlicher previsonscher Landrath bemüht sich zwar, mit Hülfe der Agrarier den Sitz zu erobern, aber schade um die Mühe. Im Rheingaukrei» scheint die Wiederwahl de» nationaliiberalen Ober-AmtSrichterS Schlichter gesichert, obwohl er durch die Schwarzen hart dedrängt wird. Der fortschrittlich gesinnte Unter- Lahn-KreiS vüryt für di« Wiederwahl deS Gutsbesitzer» Mohr, wenngleich die Gouvrrnementalen für den Ge heimen Rath Massow au» Berlm mit allen Mitteln eintreten. Im Ober-Lahn-KreiS bleibt noch der Streit zwischen Fortschrittlern und National- liberalen auSzugleichen. Dieser Wahlkreis aeht sicherlich verloren, wenn die Eonservativen und Ultra- montanen sich einigen. Im Ober-Westerwald Krei- wird der bisherige Abgeordnete, KretSgerichttrath Wißmann, durch zwei Landräthe und dre Dillen- burger Krähwinkler hart bedroht. Im rabenschwarzen Unter-Wefterwald-KreiS, w« nie ein liberaler Licht strahl hingelanqt und die Eavlänr eine unbest, itten« Herrschaft auS-ben, fitzt vr. Lieder s, sicher, wie in Araham'S Schvoß. AuS dem Ober TaunuS-Kr ei- lauten die Nachrichten über die Fortsetzung de» Bruderzwiste» zwischen Fortschrittlern und National- liberalen bi» auf Todtschlag Niemand freut stch Deff« mehr, als die leitenden Götter in Berlin und ihre Werk»eug« in der Provinz. Hoffentlich fitst die Uw- stände stärker als dir Menschen, und auS der voranS- sichtlichen Stichwahl wird schli ßlich doch ein Liberaler b rauSsprinqen. Im Unter-TaunuS-KreiS, den früher i'r. Fnckhöffer vertrat, »ird vr. Gosebruch, ein guter Redner und der Fortschritt-Partei anaehörig, allem Anschein nach auS der Wahl hervorgehen." Boa der dewtsche» M«rt»e stud einige Reuig- ketten zu melden Era Lorrespondeut berichtet der „K. Z " a»< Kiel vom Montag: „Nachdem da- Geschwader von der Daoziger Rhede zu-
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