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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120315016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912031501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912031501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-03
- Tag1912-03-15
- Monat1912-03
- Jahr1912
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.03.1912
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GtaatSfeksstLr Dr. DelbrLck: Dir Angelegenheit gehört. streng genommen. vor de» preußischen Landtag, aber dir RetchSgrsetzgebung »reist auch erheblich in die Verhältnisse der Bergarbeiter ein. und eine Arbeitseinstellung im Ruhrrevier reicht in ihren Wir kungen über den Ureis der unmittelbar Beteiligten wett Hinaus. Sie ist geeignet, die ruhige Entwicklung in unserer .Industrie zu bedrohen und uns in die Gefahr einer ernstlichen Störung der öffentliche» Hube und Ord n u » g zu stelle». Daher hat der Reichs kanzler es für seine Pflicht gehalten, nrtt Ihnen die Lage zu erörtern. Er ist heute verhindert, behält sich aber vvr. „och in die Debatte etnzugreifen. Sie fragen, was die R egierung zu tun gedenkt, um den S t r e tk z u c i n e m befriedigenden E » dezu bringen. Wie ist dieser Streik entstanden? Was sind seine Ursachen? Der Staats sekrelär weist daraus hin. daß bereits im Herbst eine Lohn brivegung unter den Bergarbeitern ein setzte. Er schildert die weitere Entwicklung dieser Bewegung, wie sich der alle sozialdemokratische Verband. die Hirsch - Dunckerschcn lvewertvereine und die polnischen Vereine zuiammen- schlvssen: der christliche hielt sich von der Bewegung fern, weil eine Lohnerhöhung bereits von den Sechen bewilligt n'vrden war oder in Aussicht gestellt wurde. Die Zechen waren im Prinzip in der Lohnfrage zu einer entgegen kommende» Haltung bereit. Run stellten die drei Ver- bäirüe zehn bestimmte Forderungen auf. Die Zechen aber erwiderten, Sah sie mit ihnen nicht, verl-andel» könnten, da die ArbeiterailssctNliie die gesetzlich dazu berufenen Organe seien. Der Staatssekretär stellt fest, daß nach seiner Ansicht die Situation günstiger war. als in früheren Jollen. Dir Koniunttur stieg, eine Erhöhnng der Kohlen preise war in Aussicht genommen. Die Löhne stiegen, und die Zechenverwaltungen waren bereit, weitere Steigern» gen einlreten zu lassen. Sie waren auch in -er Mehr ,al,l bereit, mit den Arbeiterausschüfsen über die Lage der Löhne und deren künftige (Gestaltung zu verhan- dein. Tie Situation wurde inzwischen unruhiger. Man mies aus den Streik in Englarrö hin und lenkte die Aufmerksamkeit auch in dieser» Hause aus die Bewegung im Ruhrrevier. Ich verhandelte daher mit de» Abgeordneten Behrens. Giesberts. Sachse, Schmidt und Sosiiiski: ungeladen erschien auch der frühere Abgeordnete Hue. «Hort! hört! rechts und im Zentrum: Unruhe bei den Sozialdenvokraten.i Durch diese Vcrliandlllngctt wurde meine Ansicht bestätigt, das, cs in der Lohnsragc möglich war. zu einem friedlichen Ende zu t o m m e ii Ich bin mit dem preußischen Handelsmintstcr in Verbindung getreten, der mir seine Unterstützung zu- saglc und erklärte, dag auch die Z e ch e n v e r w a l t u n - a e » z n e i n e r B erstündignng bereit sein würden. IM habe darauf hingewiesen, wie nötig und nützlich ein ruhiges Abwarten und Verhandeln mit den Zcchcnver- banden sei. Die Zechen verhielten sich nicht ablehnerrd, im «Gegenteil! Trotzde m begann am il. März der Strei k. Die christlichen Gewerkschaften machten nicht mit. Ich stelle »eit. dah der Streik, wenn es sich nur um eine angemessene Erhöhung der Löhne handelte, nicht notioendig war. Der Streit hat jedenfalls begonnen, ehe die vorhandenen Mittel und Möglichkeiten zu einer friedliche» Beilegung erschöpft waren. «Hört! hört!> Der Staatssekretär rve-ist noch darauf hin, daß auch Ansschlifmritglieder. des alten Ver bandes erklärt haben, die Lvhnvcrhültnisse ihrer Zechen ieien so. das; man daran zioeifeln könne, ob ein Streik not- nrendig sei. Der Staatssekretär gibt Zahlen über die Be wegung der »iohlenpreise aus der einen und der Berg- arbeftertöimc auf der anderen Seite. ES ergibt sich hier aus. daß die Preise bei der Fettkohle im Jahre 1911 gegen -S das Jahr 1W7 mn 5,5 Prozent zurücksranden, die Löhne '2.tz nin um 1 Prozent, für alle Bergarbeiter berechnet. Die Löhne in den siskaUichen Zechen haben jetzt schon den Höchststand des Jahres 1908 überschritten. Einige Privat- -2 zechen zeigen eine ganz ähnliche Entwicklung. Dabei war L — auch >908 ein Milsterjahr. Die Entwicklung der Löhne war Z ' also nicht so, daß ein Streik notwendig gewesen wäre. Nun L ? ist aus Anregung der Zechenvcrwaltuiigeu fast ausnaüms- los noch im Lause dieser Woche mit den Arbeitcrausschüffe» ^ ^ vertmnüclt worden. Allerdings ist eine löprozentige Lohn- »k>erhvhung als nick» durchführbar bezeichnet worden. Die Zechen haben aber zngesichert, daß bei anhaltender Kon- lunktnr ein weiteres Ansteigen der Löhne eintreten würde. Tie Zechen habe» also ein weites Entgegenkommen geübt. Sir hatten sämtliche "Arbeiter, die am Montag unter Kon- traktvruch die "Arbeit niedergelcgt haben, entlassen inrd mit einem iechstägige» Schichtlohn bestrafen können. Sie h.rLen diesen Termin aber aus nächsten Sonnabend ver schoben. um den Belegschaften die Möglichkeit zu geben, die Verhältnisse »och einmal zu prüfen. Ich betone noch mals. daß angesichts des Verhaltens der Zcchcnvcrwaltun- S» n Lrt-t wer-eu. Dte L-rtftltihe« strch nur au» vvlutschens Motive« -e« Streik frrngebNeLen. Unser deutscher Bund; t» ist stolz darauf, dte »rbeiierinterelsen zu vertreten, wollen Gchtttz für detde Telle, auch Schutz für die. ?» H- Wir ^ - ^ ^ dt« nicht arbette« «ollen. Hne ist nicht uneingetadeu »u der Konferenz mit dem Staatssekretär getvmmen. Er zufällig tn Berlin, und da fragte ich den UnierftoaiS- sekretär Richter, ob Hu« nicht teitnetzme» könne. Da lvnrde er ausdrücklich zugelassrn. Di- Unrntzen sind nur durch Las Vorgehen oer Polizei entstände«. Redner schildert das Verhalten einzelner Pvlizetoraan« im Stretkreoter in ausfälliger Welse. (Aus den Retve» der Svzialdemvkrateu wird Pfui gerufen. Vizepräsident Dove: Pfni-Ruse sind parlamentarisch nicht zulässig. Wenn Sie damit fvrtfahren. muß ich die einzelnen Herren ermitteln und zur Ordnung rusen.l Abg. Sachse: Wenn der Staatssekretär über dte Disziplin bei un» spvttet, — lieber Herr Staatssekretär, ich wollte Sie einmal sehen und Ihr« Kollegen, wen» Sie in dieser Weise von den Polizisten behandelt wllrden. ob Ihnen nicht die Galle überliefe. Gegen diese Polizeiwirtschaft, gegen diese Blut- Hunde. (Große Unruhe und Tumult. Vizepräsident Dove erzwingt mühsam Ruhe und ruft dann den Redner zur Ordnung.) Abg. Sachse: Als die ersten Berliner Po lizisten eintrafen, wurden wir gefragt, ob das die Leute au» Moabit seien und ob vielleicht -er Mörder von Herr mann dabei sei. (Große Unruhe.) Der Redner spricht dann über die Verhandlungen im preußische» Herren bause. (Zurufe von den Sozialdemokraten: Irrenhaus! Vizepräsident Dove: Wir dürfe» ein Institut des preu- ßische» Staates nicht verunglimpfen.) Abg. Sachse: Herr v. Puttkamer hat den Mnt gehabt, eine Rede zu lzalten. die nach Blut gedürstet hat. Es ist kein Kampf zwischen den großen Bcrgarbettervrganisattonen, sondern ein Kamps gegen die Zechenverwaltungen. Ueberall herrscht der Herrscherstandpunkt. Das ist Herrenrecht. Wie rechtlose Hunde wollen die Kohlenbarone ihre Arbeiter behandeln. Maschinengewehre läßt man kommen, aber die Arbeiter werden nicht zu Kreuze krieklxn. Sie sorder» ihr Recht, sie sind keine Sklaven. Sie, meine Herren von der Rech ten. vom Zentrum, von der Negierung, haben dem arbei tenden Volke die Lebensmittel künstlich verteuert. Die Löhne müssen erhöht werden, ob 14. 15 oder l:t Prozent, darüber läßt sich reden. Ich schließe mit den Worten unseres Dichter-: Wir kämpsen für unser gutes Recht, ein Freier zu sein und kein ewiger Knecht! (Beifall bei den Sozraküeinokraten.) — Abg. Rogalla v. B i eb e rft e i n (konf.): Das war keine Friedensredc. Mit lebhafter Freude begrüßen wir, daß jetzt Militär in das Streikgebtet ge sandt worden ist. ES war dringend rwtivendig. den Arbeits willigen und den friedlichen Bürger zu schützen. Ich lege Verwahrung ein gegen die Perringt ftnpsung der Polizei, die im Streikgebiet ihr schwieriges Amt, ihre Pflicht zu erfüllen tust. Die Arbeitswilligen werden in unerhörter Weise behandelt. (Lärm bei den Sozialdemokraten). Der Streik ist leichtsinnig vom Zaun gebrochen. Er beruht ans politischen Gründen. (Großer Lärm Lei den Sozialdemo kraten. Abg. Lachse ruft: Lüge! und wird vom Prä- identen Käenrps zur Ordnung gerufen.) Die Svzialderno- kraten ivvllen eine Machtprobe oblegen. Das wird ihnen nicht gelingen. Der Streik ist ein Sympathiestreik für die Engländer und in dem jetzigen Augenblick eine große Dummheit. Er ist aus -Haß und Zorn gegen die christliche Gewerkschaft in Szene gesetzt worden. Die Zechen find tn loyalster Weife den Arbeitern entgegengekommen. Biele streiken nur, weit sie durch brutale Gewalt an der Arbeit gehindert werden. Wir verlangen militärischen Schutz. Ich richte auch in diesem Hause im Namen meiner Fraktion an die preußische Regierung den Wunsch (Zuruf bei Len Sozialdemokraten: Befehl!), daß fie alle Machtmittel ent falte, um die Arbeitswilligen vor der brutalen Bergelval- tigung durch die vvlksverhetzrnde Sozialdemokratie zu schützen. (Lebhafter Beifall rechts und im Zentrum, großer Lärm bei den Sozialdemokraten.) — Preußischer Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sodom: Vor dem Gesetz sind alle gleich, die Streikenden wie die Arbeits willigen. Wer sich beim Streik nichts zuschulden kommen läßt, wer in die persönliche Freiheit anderer nickt ctn- greift. dem wird kein-Beamter etwas tun. Der Minister verweist auf einen Bericht des Regierungspräsidenten in Münster, in dem fest-gestellt wird, daß Arbeitswillige be schimpft wurden und daß ihnen ausreichender Schutz noch nicht gewährt werden tonnte. (Lebhaftes Hört, hört! rechts. — Abg. Lcdcbour ruft: Bestellte Arbeit!) Die Dinge sind erst gestern geschehen. Arbeitswillige sind Über fallen worden. Einem wurde das Auge ausgeschlagcn: zur Mittagsschicht fahrende Radler wurden von Weibern an- gesallcn. (Lärmende Ruf« bei den Sozialdemokraten: Weiber!) Kindern, die ihren Vätern Essen bringen woll- Rach Mitteilung von jwverläifigrr Gelte . der gestrigen außerordentlichen Hauptvers»««. lung des Zeche «verbände» allseitig wer un. genügendenGchutzderArvektSwtlligtu Kl<ke aesiihrt. Bon dem. Rechte der Arbeitsordnung di« Kon traktbrüchigen bereits »ach dreitägigem Feiern au» der VelegschaftSUstr zu streichen und ihnen den Lohn »on ü Schichten etilzubehalten. beschloß man erst dann Gebrauch zu machen, wenn sie nicht spätestens Sonnabend dte Arbeit wieder ausnehmen. Folg«« der «otzlennot. Hamburg. (Priv.-Tel.) Der gesamt« Fährbetrieb im Hiesigen Hafen ist heut« infolge des Zusammenwirkens von Aroeiterentlasfungen und Sohlenmangel b«i allen Linien auf dt, Hälfte reduziert worden. Ganz emp findlich -urückgegangrn ist ferner der allgemeine Dampser- vcrkehr im Hasen, namentlich dadurch, daß die ankom mende» Dampfer, dte sonst in Antwerpen Kohlen «in nehmen, dort ihren Bedarf an deutsche» Kohlen nicht mehr zu decken vermögen. Dte Versorgung der Dampfer mit deutscher Kohle hat ihren Grund darin, daß die deutsche Kohle in Antwerpen billiger ist, als im Hamburger Hafen. SS macht sich hier jetzt allgemein ein starker Mangel an Kohle für den Hausbrand bemerkbar. Stettin. (Priv.-Tel.) Die E i sen bah n dir e kti o n Stettin macht bekannt: Infolge des englischen Berg arbeitcrstreikS und des Streiks im Ruhrkvhlenrevier ist der Zulauf an Kohlen aus dem vberfchlestschen Kohlen revier nach Stettin und Gohlow so übermäßig, daß eine ordnungsmäßige Abwicklung des Verkehrs auf den Stet tiner Bahnhöfen gefährdet ist. Wir haben vorläufig dte Annahme von Kohlen aus Oberschlvsien -iS etnschltcßlich 17. Mürz sperren lassen. Drohender Streik in Amerika. Newyork. (Priv.-Tel.) Das Zehner-Komitee der AnthrazI tg rubenbesitzcr hat der AbleHuung jeder der neuen Forderungen der Bergarbeiter eine aus führliche Begründung beigegeben. Der Streik wird jetzt voraussichtlich am l. April ausbrechen und auch die Weichtohlengrubeii einschließcu. Der Vertreter der Berg werkSbesitzer erklärte aus Befragen, die den Arbeiter führern gemeldete Antwort sei ein Ultimatum, und schlug eine Verlängerung des bestehenden Nedereinkommens um drei Jahre vor. Die Arbeiterführer sagten für Freitag mittag eine ausführliche Erklärung darüber zu, warum ihnen eine Verlängerung des llebcrein kommend unmög lich fei. gen und des Standes der Löhne k e i ir h i ii r e i ch e n d c r > sten, wurden die Hcnkeltüpse weggenvmmen. Die A » l >i ß z ii ei n e in Streit uorlag. (Zuruf bei >i n z » ei n e in L trei ( uorlag. (Zuruf bei den iozialöeniokraten. Aiiwaft der Zechen!) Solange ich ein össcntftches Anu bekleide, bin ich l»einüht gewesen, die Tinge vbiettiv und ruhig darzulegcn. Was ich hier gc- sngl habe, sind feststehende Zahlen. Ich halte mich sür verpsllchtet. dieses -Okaterial vvr dem Lande bekanntzu- gebcn, damit inan draußen in der Lage ist. sich über die Notivendiakcit der jetzigen Lohnbewegung ein unbefange nes Urteil zu bilden. (Lebhafter Beifall rechts und im Zenlrum.i Nun zur Frage der Beilegung des Slreile-. Selbst, wenn ich geneigt wäre, jetzt einzu- greiscn. würden dazu die eigentlichen Voraussetzungen fehlen. Wir werden zunächst einmal abwarten müssen, zu welchem Ergebnis das Verhalle» der ZechenverivalNingen in dieser Wache ftihren wird. Gebt der Streik nach weiter, so können Tic mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß die Zechenverwaltungen dann zu nichts mehr bereit sein wer den. iZurus bei den Sozialdemokraten: Zechenanwalt!) Ich bin kein Anwalt der Zechen, sondern ich prüfe die Ehancen des Streiks. Eine Vermittlung würde den Streik nicht beendigen, sondern nur verlängern. Wir müssen warten, bl-s die Zeit reis ist. Die große Menge un organisierter Arbeitswilliger stellt selbstver ständlich an die Behörden die Ansorderung eines abso luten und sicheren Schutzes. Die Arbeitswilligen können verlangen, daß sie ohne Schädigung ihres Körpers und Ihrer Ebre den Weg zur Arbeit zurückicgen könne». Ter Schutz der Arbeitswillige» ist in weitem Umfange durchgesührt. Es sind «,lM> Pvttzeimannschastcn im Rnhr- > eoier vereinigt. Wir hoffen, daß eS uns gelingen wird, die Arbeitswilligen zn schützen. Diese Maßnahmen sind notwendig, weil wir Ihre (zu den Sozial demokraten) Disziplin bisher überschätzt haben. Wenn das P a l i z c i p c r s o n a l nicht genügt, so wird die Regierung nicht zögern, Militär hcran- zii ziehen. «Großer Lärm bei den Sozialdemokraten. Zürnt: Schießen!) Wer zuerst geschossen hat, das wird sich iwch Herausstellen. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Auf > öustricbczirk Baier und Mutter schießen!) Es werden nur die Arbeits willigen geschützt gegen Angriffe auf ihre Gesundheit und ibre Ehre. Wir werden unnachsichtlich gegen die einschreiten, die das Vorhaben anderer unwürdig beschränken. > Stürmi scher Beifall.) Abg. Lachse iSoz.i: Im Ruhrrevier ist alles ruhig bis ans das Zentrum und seine Helfershelfer: aber zahl reiche Ehristliche sind bereits zu uns übergegangen und tämpien mit uns Das ist wieder der alte kameradschaft- tlche Geist von 1905. Noch mehr würden zu uns über gehen, wenn nicht gewisse Leute hier wären. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Berräterl) Ich will keinen un- parlamentarischen Ausdruck gebrauchen. Der Staatssekre tär hat mit Recht festgestellt, daß die Lohnbewegung schon seit langem im Gange ist. Auch mit England hat ste nichts zu tun: auch wenn «S in England ganz ruhtg wäre, wäre der Streik nach de» Wahlen gekommen. DK Lohnver- stdktnisse zwiygen dazu. Auf die Versprechungen der Zechru- »»««altuugeu tjt krt« Verlaß: Lenen muhen die Zäynr ge- 15 pro.zentlgc Lohnerhöhung kann auch von den fiskalischen Zechen nicht gemacht werden. Der Bergbau ist ein kauf männisches Unternehmen. Lohnsteigerungen können nicht sckzemattsch vvrgenommcn werden. Man muß die Verhält niste berücksichtigen und sich auch Arbeit und Leute ansehcn. Der Streik ist nicht zufällig ausgebrochen, sondern sorg sam vorbereitet worden. — Abg. Dr. Bvttgcr lntl.) er klärt, daß er für seinen Fraktivnsfrcund. den Bergmann Hertmann, spreche, der leider noch durch einen Unfall ver- hiirdert sei. Auch er führt den Streik im wesentlichen aus politische Motive zurück. Eine innere Berechtigung habe der Streik nicht. Die Arbeitswilligen verdienen Dank, daß sie in ihrer scinvierigen Stellung ausharren. damit schließlich eine Verständigung zustande kommt. Die Regie rung muß die Ruhe aufrecht erhallen, dann wird der Streik bald ein Ende nehmen. Die Zechen haben sich bereit erklärt, am l. April Lohnerhöhungen durchzuführen. Die Sympathie des Publikums ist ntchr auf seilen dieses Streiks, der frivol und unberechtigt ist. Eine generelle Ibprozentigc Lohnerhöhung ist freilich ausgeschlossen. Nicht durch einen unberechtigten Streik und durch Terrorismus wird etwas erreicht, sondern durch friedliche Verständigung. (Beifall.) Schluß (FZ Uhr. — Weiterberatung morgen 1 Uhr. Der Streik der Bergarbeiter. Bochum. (Priv.-Tel.) In einer Versammlung streiken der Bergleute ivnrde mitgeteilt, der G« w e r k v e r e i n christlicher Bergleute habe gestern in einer außer ordentlichen Konferenz beschlossen, 'denjenigen Mitgliedern, die sich dem Ansstandc angeschlossen hätten, das Weiter- streiken zu gestatten. In der Konsercnz sei eS zu heftigen Auseinandersetzungen wegen der Haltung der Gewcrk- vcreinslcitung gekommen. Schließlich habe man be- «chlosien, die Regierung aufzusordern, Militär in den Jn- zu schicken. Bochum. In einer heute vormittag auf dem Schlvßhvse veranstalteten, von etwa 10« bis 12 000 Personen besuchten Strcikversammlnng wurde von einem Redner das An wachsen des Streiks konstatiert und die Zahl der heute in den Kampf hineingezogenen christlichen Bergleute auf ä0 Prozent der gewerkschaftlichen Organisation geschätzt. Der Streik werde wettergeführt, bis die Führer das Signal zur Wiederausnahme der Arbeit geben. Eine Zeche hätte mehrere Zugeständnisse gemacht, sonst hätte« die Verhand lungen mit de» Arbeiterausschüssen ablehnende Ant- warten gezeitigt. Esten. (Priv.-Tel.) Nach Len genauen Nachwvisungen von allen Zechen -er Bergreviere des Dortmunder Ober- bergamtsbrzsrkS sind von der 825 888 Mann stärken Beleg- schast der heutigen Mo-rgenschicht 187181 Mann etngBahren. LS streiken also 57.8« Prozent gegen S0H8 Prozent bei der gestrigen Morgenschtcht. Von der Anivesenheit des Militärs erwartet der Zecherwerband eine große Be- rnhignng der Bevölkerung. Zum Attentat auf den italienische« König. Weiter« Einzelheiten zum Attentat. Rom. (Priv.-Tel.) Zu dem Attentat wird noch be richtet: Beim Verhör erklärte der Täter, er habe das Atten tat begangen, um die Opfer des Krieges zu räche». Er mache den König für den unglücklichen Krieg verant wortlich. Dalba hat im Augenblick der Tat ein Fahrrad bei sich gehabt. Er wartete auf den königlichen Wagen hinter den Kolonnaden des Salvat-Palastes an der Ecke des Korso. Ein zivettes Individuum, ebenfalls mit einem Fahrrade versehen, befand sich in dem Augenblick, als die Tat verübt wurde, in der Nähe des Attentäters. Die Pferde des königlichen Wagens wurden scheu, als der erste Schuß ersolgte. Der ziveite Schuß hätte de» König ge troffen, wenn der Major Lang den Monarchen nicht mit seinem Leibe gedeckt hätte. Während der Panik, die nach dem Attentat entstand, gelang es dem Begleiter des Atten täters zu entkommen. Begeisterte Huldigungen in der italienischen Kammer. Rom. In der D cp u t i e rte n ka m m e r berichtete der mit allen Ministern erschienene Ministerpräsident G i o- ltttt über das Attentat und dessen Urheber. Zum Heile Italiens habe Gott das Leben des vielgeliebten Herrscher paares beschützt, dessen Charaktereigenschaften und Tugen den von der ganzen Nation bewundert würden. (Lang- anhaltender Beifall auch aus der Linken und den Tri- bünen. Wiederholte Ruse: „Es lebe der König!") Die Rede des Kammerpräsidenten Marcora, der dem Hause dann mitteilte, daß er dem Könige sofort die tiefgefühltesten Glückwünsche der Kammer und des Landes zum Ausdruck gebracht habe, schloß mit einer be geisterten Huldigung Mr den König und einer Wiederholung der Worte, welche der Souverän am Tage seiner Eidesleistung gesprochen, daß er dem WoHle -es Vaterlandes seine eigene Person, sein Herz und seinen Geist zur Verfügung stelle. (Nicht endenwoll-enber Beifall. Rufe: „Es lebe der König!") Das älteste Mitglied der Kammer Deputierter Laeava gab l der Entrüstung über das Attentat Ausdruck und schlug unter lebhafte» Huldigungsrusen sür den König seitens der Deputierten vvr. die Kammer solle sich »och heute in corpore in den Quirinal begeben, um gerade jetzt ihrer Anhäng lichkeit und Ergebenheit gegen den König und dte Königin Ausdruck zu geben. Die folgende» Redner Sonino und der Radikale Pantanv schloffen sich diesem Vorschläge an, wobei elfterer betonte, dte Schande müßte durch verdoppelte dliisirengluigen für die Hebung der Stärke und Gesittung dev Vaterlandes wieder gut gemacht werde», und letzterer hob hervor, die Tat könne nur die Tat eines Irrsinni gen sein. Unter unaufhörlichen Rufen „Es lebe der König!" lmirdc sodann der Vorschlag Lacavas einstimmig durch Akklamation angenommen und dann die Sitzung ans morgen vertagt. Die Deputierten verließen den Saal, um sich zum Quirinal zu begeben. Eine Kundgebung der deutsche« Regierung. Berlin. Die „Nord-. Allg. Ztg." schreibt zum Atten tat auf den italienischen König: „Dieser frevel hafte Anschlag auf -aS Leben eines um sein Land hoch verdienten Monarchen muß in der ganzen gesitteten Welt tiefen Abscheu Hervorrufen. Dem italienischen Königs hause und dem verbündeten italienischen Botte bringe« wir die herzlichsten Glückwünsche dar zur Er rettung des geliebten Königs aus schwerer Ge fahr. Die Empfindungen, mit denen die Kunde von der Untat und von ihrem Mißlingen überall ausgenommen worden ist. werden die Sympathie für die Person des mutige», pflichttreuen Herrschers nvch erhöhen und die Stellung noch befestigen, die sich Viktor Emanuel im Herzen seiner Italiener und in der Hochschätzung der Zeit genossen erworben hat." Der Reichskanzler v. B e t h m a n n° H o I l w eg be gab sich, der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge, heute nachmittag zu dem italienischen Botschafter Pansa, um wegen des Anschlages auf das italienische KünigSpaar seine Entrüstung und wärmste Teilnahme auszusprechen. Konferenz der Amanzmiuister über die Wehr vorlagen. Berlin. (Priv.-Tel.) Heute vormittag 10 Uhr be- gann-en uitter Vorsitz des Reichskanzler» tm Bundes- ratssaale des Rvichsamts des Inner» die vertraulichen Be sprechungen über die Wehr vor lagen und ihre finan zielle Deckung, zu denen der Reichskanzler die leiten den Minister -er Einzehstaaten eingeladen hatte. An den Besprechungen nahmen die Chefs -er beteiligte« ReichS- ressorts und die Finanzmtnister der größeren Bundes staaten teil. Die Konferenz wurde um l Uhr abgebrochen und am Nachmittag fortgesetzt. — Beim Reichskanzler und Frau von Betbmann-Hwllweg fand äbends ein Diner kalt, zu dem die hier anwesenben Minister der BonveS- staaten, bk Staatssekretär« und die prenßtsche« Minister Einladungen erhalten hatten, darunter bk sächsischen StaatSmindster Graf Bitzthum von Ecksistdt uod von Seydewitz, sowie »er sächsische Gesinrdte SreGerr »»»
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