Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120605027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912060502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912060502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-06
- Tag1912-06-05
- Monat1912-06
- Jahr1912
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dresdner Nachrichten. »- -s s s «erlin sPriv. Tei.j Sin der heutigen Delegierten- verionuntnng des B oterlü » ü ische » Frauenver» e i n nahm -ie K > o n p > i » ; esii » teil. Vs wurde ein Danktetegramm der Kaiserin aus ei» gestern abgesandlcs Hnidigungolelegt ann» des Pereins »erlesen. Die Kaiserin teilte mit. das, sie menen ihres Auslandes der ilir nach imnicr Lchonnlig anseilege. der Litznng fernbleibrn müsse.' Berlin. Nacll einer Inesine» Korrespondenz sind die im Slriillcriedcpor in Lpanda» ge st oh lene» Zcichnu» gen nicht me»r geheim, so -aß der Diebstahl militärisch ohne Bedeutung ist Paris. iPriv. Tcl.l Einem Erfinder in Toulon namens Zepet ioU es gelungen sein, einen vorderhand noch nicht näher beschriebenen Apparat zu konstruieren, der es ermöglicht, Töne und Geräusche aus erstaunlich weite Entfernungen vernehmbar zu Mache». Augenblicklich wurde» ans der im Hafen von Toulon liegenden, dein bürsten von Monaco gehörenden Jacht „Hirondelle" Per- inche mit dem Apparat angesrellt. Es soll letzthin sogar gelungen sein, die in Algier aus der entgegengesetzte» Leite des MittelmeercS gespielte Marseillaise deutlich zu ver nehmen. Archangelsk. Durch gröbere E i s »i a s s e n und Nebel werden bei dem Lwiatoilenchttnrm im Weißen Meere .',9 Dampfer, vorwiegend Ausländer, fest- gebalten. Ein ans Norwegen nach Archangelsk ent tandler grober Netinngsdainpser ist hier bisher nicht ein getroffen. Eh'le. Die Negierung ist von einem Geologen davon unterrichtet worden, das; er im Gebiete von Aranco Koh lenlager cntdekl habe. Die Negierung wird in dem Gebiete Lchiirsnngeit vornehme» lassen. Seitliche» und Söchfisches. Dresoen. 4 Juni. * Le. Majeslat der König kam heute nach den Be slchiignngen ans dem Truppenuvungspiatzc Zeitvain ins lliesidenzschloß. empfing um Uhr die HosöeparteinenlS cbesS znm Rapport und erteilte um l- Uhr 15 Min. dem Königl. bäurischen Liaatsininisicr Dr. Freiherrn v. Hert- üng Audienz. Anschließend fand .Königliche FrülistückS- tascl statt, an der Le. König!. Hoheit der Kronprinz leilnahm und zu welcher »och Einladungen an den bann scheu Gesandten Grasen von MontgclaS, Skaatsminister lsrafen Vitzthum von Eckstädt. Gesandten Wirkt. Geh. Nat l'»rasen o. Rex und Legationsrat Grafen zu Eastcll-Easiell ergangen waren. Abends M Uhr 5 Min. wird sich der König nach Zeitbain begeben, nm morgen früh der Be sichtigung des 22. Pionier Bataillons bcizuwobnen. -* Lr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen, der am Lonniag die Billa Ltrehlen bezogen hat, brachte gestern morgen das HoboistenkorpS des Leiv-Grenaüicr- Negiments eine M o r g e » m u s i k dar. Bor der Billa ist ein militärischer Posten aufgezogen. - * Le. König!. Hobelt Prinz Johann Georg be gab sich beute nachmittag 3.11 Uhr mit dem Herrn Staats minister Dr. BeK zur Besichtigung der Fürstenkapelle »am Meißen. Zur Besichtigung waren ferner die Herren Präsident v. Kirchbach. Geb. Hvsrat Hartung und Bürger meister Dr. An geladen, 5.55 Uhr reist der Prinz wieder nach Dresden zurück. - * Die Beisetzung des Geheimen Rates Merbach in Freiberg qeskallcke sich zu einer großartigen Dranerkund- gebnng. AnS Dresden waren die Herren Minislerialdirek- kor Geheimer Nat Dr. Wahle, Geheimer Nat Härtig, Präsi dent der .soll- »nd Ltenerdircktion, Vizepräsident der Gcneraldirektivn der Ltaatsbahnen Dr. Mcttig, Herr Ober- verwaltnngSgerichisrat Bküher und viele andere erschiene». Ebenso waren die Bergakademie und die Ossizierkorps der Garnison vertreten Die städtischen Kollegien nahmen fast vollzählig keil. Noch großer war die Zahl der Teilnehmer a»S allen Kreisen der Bürgerschaft, die den heimgegangc. neu Ehrenbürger ans seinem letzten Wege ehrten. Den Drost der Kirche spendete Herr Lnperintendent Dr. Leh mann. Ehrende Nachrufe widmete» dem Entschlafenen die Herren Oberluittenamtodirektor Oberbergrat 6 o cb i n k e ini Namen der staatlichen Hüttenwerke. Ober bürgermeister Haupt im Namen -er Ltadt F-rcibcrg. Namens der Liadtverordnetcn sprach Herr Ltadtverord- »cicnvorsieher Ltaatöanwalt Klotzsch. Herr Obcrberg- rai Professor N o ch legte in Vertretung des alif einer wiisenschasUicuen Dienstreise befindlichen Rektors im Rainen der König!. Bergakademie einen Kranz am Large unter Worten des Dankes nieder. Als letzter Redner sprach der Vertreter des Korps „Montania" Herr Sind. W c n n e n s c l d, Daraus ivnrdc der Larg zur stillen ttzrnst getragen. Der Geistliche sprach Gebet und Legen, und noch cinmal senkten sich zum letzten Grus; die Fahne» über der Ruhestätte Kurt Merbachs. * Die ReichsschuUommission trat gestern vormittag im .Königlichen Kultusministerium zu ihrer Frühsahrs- siynng zusammen. Als Vertreter der sächsischen Regierung nahm n. a. Geheimer Lchnlrat Dr. Seeliger an den Verhand lungen teil. Gestern abend 7 Mir fand auf dem Belvedere aus diesem Aula» ein Festessen statt, bei dem .Kultusminister Dr. 'Beek die Komuiissiou namens der sächsischen Regierung begrüßte. Die Mitglieder der Kommission werden heute mehrere Lchulen besuchen. * Lein üb jähriges Biirgerjnbiläum beging gestern der vormalige Lchnbmachermeiitcr Herr Johann Friedrich R ohlanS im ütürgerhoipitalc. Herr Stadtral Dr. Hubert beglückwünschte namens der städtischen Körper- fchgftrn den Jubilar und überreichte thm rkn Ei-rkiigeschriik der Ltadt. - * lke-er die Landung des «a«»»s .El-e" in »inhiand sei dem Berichte d»S am 2. d. M. früh zurüctgekehrten Führer» Dr. Porschel folgendes entnommen: »Als der Ballon »Elbe" den Grenzfluß Posna überflog, fiele» siebe» icharse Schüsse. Platzpatronen werden an da» Grcnzkvmmando überhaupt nicht anSgegeben. Ob die Absicht voriag. den Ballon zu treffen, oder ob es nur Lignalschüssr «ein sollte», läßt sich nicht feststrlien. getroffen wurde der Ballon jedenfalls nicht, obgleich er nur etwa 299 Meier über dem Erdboden flog. Nach der Landung wurden die Luftichifsrr drei Tage fc st g e h a l t e n, -iS ein Kurier, der ihre Dokumente und Karten dem General, gnbernator in Warschau zur Prüfung vorlegte, wieder nach Krasnvstaw znrückgckehrt war. In der Zwischenzeit durften sie ihre Wohnung nicht verlasse», zwei Posten mit Gewehr bewachten das Haus. Ballongerät und die übrige Habe ivnrdcn in Ärasnnstaw untersucht, alles, was irgend verdächtig erschien, zum Beispiel der Fahrplan »Blitz" und eine gedrnctte Anleitung für LIrbhaberphvlograplir». wurde mit nach Warschau geschickt. Daß der unfreiwillige Aufenthalt nicht noch länger dauerte, verdankte man dem energischen Eingreifen des Kaiserlich Deutsche» General konsulats i» Warschau, an das sich der Führer wiederholt telegraphisch mit der Bitte »m Unterstützung gewendet hatte, freilich durste jeder schriftliche oder telcgraphüche Beiteln nur erst wieder aus dem Umwege durch das Generalgouvernement in Wnricha» erfolgen. Anderseits erwiesen pvtnischr Familien den sächsischen Luftschisfern viel herzliche Freundlichkeit. Auch die Behörde» selbst, dte dtc seit zwei Zähren wesentlich verschärften Bestimmungen gegen deutsche 'Ballonfahrer mit peinlicher Gewissenhaftig keit und Ltrcngc durchfiihrten. ivaren doch persönlich durcbauS liebenswürdig gegen sic. Für Bestechung wurde auch nicht ein Rubel auogegebe». noch wurde dies versucht oder erwartet. 'Nach ihrer Freilassung wurden die Herren in das »Kasino" von KraSnnstaw eingcladen und ver. brachte» dort in Gesellschaft des KreiSchcss von Lewitzki, der die Untersuchung geführt batte, und anderer angesehe ner Familie» des 7999 Einwohner zählenden LtädtchenS eine» anregenden Abend. Die Hinfahrt durch die Luft dauerte 19 Stunden, die Rückfahrt mit Wagen und Eisenbahn 27 Stunden. Die Hoffnung, in der die Fahrt unternommen wurde, daß in den höheren Luftschichten eine RcchtSdrchnng deS Windes »ach dem nur wenige Werst südlicher angrenzenden Galizien führen würde, erfüllte sich leider nicht, doch hatten alle drei Korbimasicn vorsichtiger weise ihre Pässe von der russischen Gesandtschaft in Dresden vorner visieren lassen." — Zur Gordon-Bcnuett-Ausscheiduugssahrt. Von den Teilnehmern an -ein Breslauer Ansscheidnngsslicgen für die Gordon-Bcnnett-Zahrt ist der Ballon „Franken II" unter Führung des Fabrikbesitzers Otto Kor» aus Dresden nach achtstündiger schöner Zahn infolge der Nähe der Ost see. die nach den Abmachungen nicht überflogen werden durfte, in der Nähe von Laleske im Kreise Ltolp gestern früh 3 Uhr M Min. gelandet. Die Ballons »A brrero n" und ,.E r c f c I d" sind bei Ltolv bczw. Lchlawe ebenfalls gelandet. -* Das Ivüjährigc GcschästSjnbiläum beging am Sonnabend die weltbekannte ,Fabrik des Königl. Hof-Feder schmückcrs F. A. L cli n m a n n iInh. M. vcrw. H i in b s c U in Dresden. Zwei langjährige Angestellte der Firma — Frau Hedwig vcrw. Richter geb. Arnold für 15jäl>rige und Frau Margarete Voigt geb. Mierisch für Rlfährige Tätig keit in dieser Ltcllnng — erhielten an diesem Tage das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit. Zn den Morgen stunde» hatte schon ein Stündchen deS Musikkorps deS Ge.rdercitcr-Reaiments im Garten der stilvoll erbauten -vabrik- und Wohngebäude die Anwohner der Polilandstrcißc überrascht. Abends waren etwa läll Angestellte und Zreundc des Hauses in die Zestsäle des »Earola-Gartens" zu einein Mahle geladen. Ein warm empfundene- Tafel- licd, »erfaßt von der ,>irmeninhak>crtn Zran Maria vcrw. Himbsel, führte von Anfang an die rechte Stimmung herbei. ES kam dann auch in ernsten und heiteren Toasten eine arvßc Liebe und Verehrung für die Inhaberin und ihre Zai.iilie znm Ausdruck. Besonder- war ihre Mutter, die anwesende, betagte Gattin deS Begründers, Z-rau vcrw. Schumann, Gegenstand der Huldigung. Eine ganze Reihe von langjährigen und verdienten Angestellten wurden mit Geschenken von je 199, 59 und 25 Mark bedacht. Die er krankten Arbeiter, die an dem Festessen nicht teilnehmcn konnten, erhielten dafür eine reichliche Geldrntschädigung. Bei den Dhcaterdarbietungen wetteiferten das Personal mit Verwandten und Zreunden de- Zunior-EhefS. die ». a. auch mit GrazE ein Menuett im Kostüm iencr Tage der Gründung aufftihrten. Ein Ball schloß sich an, auf dem eine Saharacxpcdition unserer neuesten Landsleute vom Kongo mit einem von einem reizenden kleinen Tnrko be rittenen Strauße wertvolle Andenken kolonialen Ur sprungs an alle Anwesenden verteilte. —* Soldateuhcim. Der erste Psingstfciertag gestaltete sich zu einer festlichen nachträglichen Künigsgcburts- t a g s s e i c r. Herr Kirchcnrat N c u m c i st e r eröffnet? den Abend mit einer markigen Ansprache auf Sc. Majestät den König, worauf der Redner einen dankbarst ausgcnoin. menen Lichtbildcrvortrag über die Sachsen im Aeldc 1879/71 hielt. — Am 2. Zuni gab der Unteroffiziers- g e i a >t g n c r c i n deS 12. Pionierbataillons unter der bewährten Leitung seines Licdermcisters. des Herrn Lehrer» Krümmer, ein wohlgclungenc» genußreiche» Gesangskonzert. -eile» Programm die schönsten deutsche» Volkslieder answies, welche mit stimmungsvoller Zartheit und wohltuender .Vrischc znm Bortrag gelangten. Der geschätzte Verein erntete lebhaften Donk und reichsten «etsall. —* Sonderfahrt des Deutsche» Aotten-BereinS. Der Hauptausschuß für Berlin und die Mark Brandenburg deS Deutschen Zlotten-BeretnS unternimmt bekanntlich eine Sonderfahrt zur ZubtläumSwoche nach Kiel, die den Teilnehmern etwa» ganz Besondere- btkten wird. Die gesamte deutsche Kriegsflotte wird im Kieler Hasen vereinfgt sein. Zu dem Wettkampfe haben sich so viele Jachten ans aller Herren Länder gemeldet wir nie zuvor. Außer dem Katserpaar wird auch König Alfons von Spa nien mit einem Geschwader erwartet. Die Teilnehmer an der Sonderfahrt besuchen außerde»» noch die Hansestädte Lübeck und Bremen, die Martnrcmlagen ln Flensburg und Wilhelmshaven, ferner die Nordseebäber Westerland »nd Helgoland. Ausgedehnte Fahrten ans der Nord- und Ost see sind im Programm vorqrsehen. Ausführliche Pro. nrammc sind tostenlos beim HanvtauSschuß, Berlin VV.. Lchöiiebcrger User :t9. t. Et., erhältlich. Letzter Anmel- diingStermin: kl. Zunt. Die Fahrt dauert vom 20. biS 27. Znnl. -» Die beide» Dresdner Mädchen, die am 21. v. M. aus Dresden plötzlich verschwunden waren, sind aus. gefunden worden. Eine Dame de» DcleltinburcauS Fahnckc war ans Veranlassung der Angehörige» der jungen Damen nach Italien gefahren, wohin die Spur der beiden führte, und konnte dort seststellcn. daß sie sich auf einem von Genua abgehenden Dampfer nach Amerika eingeschlfst hatten. Bon der Südspitze Sardiniens, von Eapv Spcronc, wurde mittels drahtloser Telegraphie bei den im Mittel ländischen Meere fahrenden Dampfern ungefragt, ob sich aus ihnen die beiden junge« deutschen Mädchen befänden. Daraus meldete das eine Schiss die Anwesenheit der jungen Damen an Bord. ES wurde daraufhin angewiesen, die Mädchen in Gibraltar auszuschlffcn. Die» geschah auch am vorigen Sonnabend, dein I. Juni. Bon Gibraltar aus wurden sie nach Genna zurückbesördert. und eS steht ihre baldige Ankunft bei ihren hier lebenden Eltern bevor. Ob die tnngcn Mädchen entführt morden sind, oder ob sic frei willig, in Abenteuerlust, die Reise unternahmen, steht augcnblicklick noch nicht fest, dürfte sich aber durch die ein- aeleitete Untersuchung ergeben. Auf dem Schiffe befanden sic sich in Begleitung eines jungen Mannes. Es liegt je doch keine Meldung vor, daß dieser sestgcnommen worden sei. was sicher geschehen wäre, wenn cs sich um einen Mäd chenhändlcr oder Entführer handelte. Die Damen scheinen sich vielmehr dem als Passagier mitfahrcndcn jungen Manne angcschlofsen zu haben. — Ueber: »Das passive Wahlrecht -er sächsische» Äe- meindedcamtc»^ sprach am Sonnabend in einer Mit- gliedervcrsammlung der Ortsgruppe Dresden des Bun des der Fest besoldeten Herr Sekretär A. Preiß im oberen Saale der »Drei Raben". In seinen durchweg sachlichen Ausführungen beschäftigte sich Referent zunächst mit der beruflichen Stellung des Gemeindebcalnten und leinen Pflichten wie Rechten. Im Jahre 1873 wurde ihm da- aktive Wahlrecht für die Gemrindekollegien verliehen, aber noch immer werde ihm das passive Wahlrecht zu diesen Körperschaften versagt. Die Ansicht, daß der Gcmcindc- beamte nur Konsument sei und von der Gemeinde er halten würde, sei eine irrige. Biele Beamte seien für den Smdtsäckcl tätig, der ansehnliche Ueberschüsic adwerfe. Der städtische Beamte, der seine Kräfte den Mitbürgern widme, sei ebenso produktiv wie der Lehrer, der Berkchrsbcamtc. der Richter »sw. Die Gemeindcverfassung aus dem Jahre 1832 passe nicht mehr aus unsere heutigen Verhältnisse. Das werde auch allgemein anerkannt. Die Forderung nach Gewährung de- passiven Wahlrechts für den Gemetn-c. beamten sei in Petitionen an die Ständekammern wieder holt zum Ausdruck gekommen: wie deren Behandlung zeige, sei auch in den Anschauungen der politischen Par teien ersrcnlichcrwclsc ein Umschwung einaetreten. Schon durch seinen Beruf verfüge ja auch der Gemeindebeamte über eine genaue Kenntnis der Gemcindcangelegenheilen. Der Ausschluß dieser Beamten ans den Gemeindekolle- gien erfolge nur noch lediglich wegen der Befürchtung der Kollisionsgefahr mit den Dienstbehörden. Den Lehrern sei das Recht der Wählbarkeit in das Stadtparlament ein- geraumt, da sic nicht alS eigentliche Gcmeindebcamtc zu betrachten seien, wo Stadt- und Schulkassc getrennt zu ver malten sind. Es sei aber noch nirgends eine Kollisions- gesahr öingctrcten, wo der Lehrer als Gcmcindcvertretcr tätig war. Der städtische Beamte hätte bei Ausübung seines Mandats als Stadtverordneter in erster Linie die Interessen der Bürgerschaft zu wahren und keine Sonder- intcrcsscn zu vertreten. Die den Beamten angeüichtete Weltfrcmdheit würde in sich zusammcnsallen, wenn man ihnen Gelegenheit gebe, in städtischen Kollegien sich für die Allgemeinheit zu betätigen. Die Mitarbeit der Gemcinde- bcamten in den dgntschen Bundesstaaten, in denen sie Sitz nnü Stimme in den Gcmcilidcvcrtretilngcn bereits haben, würde allgemein anerkannt und gewürdigt. Klagen hinsichtlich einer Kollisionsgefahr mit Len Dienstbehörden seien nirgends zu verzeichnen. — In der sich anschließenden Debatte traten sämtliche Redner für das passive Wahlrecht deS Gcmeindebanitcn ein und betonten, daß ctne Pslichten- kollision eines städtischen Beamten als Gemeindcvcrtretcr mit den Dienstbehörden bei der politischen Reife der Ge- mcindebeamten völlig ausgeschlossen sei. Die Versamm- 7* Earuso im Konzcrtsaal. Wie man aus .Kopen hagen mitkeilt, wird Enrico Earnio sich nunmehr auch im Kanzeit,aat hören tauen. Die Leitung des weltbekannten ..Tivoli" hat den große» Sänger für zwei Abende ge wonnen. Verhandlungen, den Künstler auch für ein Kon- ;crt in Stockholm zu gewinnen, sind im «zZangc. 7* Ltrindbcrgo Vruder als Komponist. Die Ans sülirnngen des Ltrindbcrgschc» Dramas „Gustav Adolf" im Stockholmer Zirkus werden durch den Tod des Dichters teine Einbuße erleide». Bei dieser Gelegenheit debütierte Strinddergs Bruder. Arcl L t r i u d b e r g, als Komponist. Er Hai Mari che und Soldatenlieder nir das Drama seines Bruders teils komvoniert, teils für die geplanten Auf führungen znsammc»gestcllt. Goethe auf der Probe. Goethes Wirken als Thcaterdircktor, das in der Tätig ten seiner Mnnnesialire eine gewiß nicht unbedeutende Stellung eivnimmt, ist uns in den Mitteilungen so mancher Künstler, die »nier ihm schufen, geschildert worden, aber gerade eins der anschaulichste» Bilder, das Goethe auf der Probe zeigt, war bisher nur wenig beachtet. Diese Dar stellung. die „Goethes Kapellmeister", der bekannte Wei marer Musiker Karl Ebenvein, vor mehr als einem halben Jahrhundert in einer verschollenen Zeitschrift veröffentlicht hat, wird nun wieder ans Helle Licht gezogen in einem soeben von Dr. 'Wilhelm Bode bei E. L. Mittler in Berlin hcr- ansgcgebenen Buch, das die Goethe-Erinnerungen von Eberwcin und Lobe unter dem Titel „Goethes Schauspieler und Musiker" znsammengcstellt. »Goethe ließ in den Proben nie ans sich warten," erzählt Eberwein. »Wie war man beglückt, wenn er eintrat und die ehrfurchtsvolle Begrüßung seiner Untergebenen srcund- ljch erwiderte! Zeine Gegenwart wirkte so erhebend auf seine Jünger, als stünden sie vor einem zahlreich versam melten Publikum. Ernst »nd feierlich verrichtete jeder die ihm angewiesene Funktion. In den Proben »nd Vor stellungen nahm Goethe seinen Platz in der Mitte der ersten Bank des abonnierte» Parterre. Nach Errichtung der Par terrelogen wählte er die mittelste, uns zwar die enlserntcsic von der Bühne, von wo aus die Rezitation am besten zu beurteilen ist. Wie horchte man auf, wenn er aus der Tiefe des Parterre seine Stimme erschallen kieß, das Organ der begabtesten Schauspieler an Kraft, Fülle und Wohllaut über bietend! Seine Direktion deS Theaters war. wie alles, was Goethe unternahm, systematisch: daher seine Befehle faßlich und eindringlich wie ein höheres Gesetz." Selbst die ge feierte Sängerin Iageman», die als Nebcngattin Karl Augusts eine gewisse Ausnahmestellung genoß, konnte wohl, wen» sie während der Akte aus Mutwillen auf die Szene kam. die gewaltige Stimme zornig vernehmen: »Tausend Donnerwetter! Das ist ja wie in einem Taubenschlage! Ich will, daß niemand das Theater betrete, wer nicht dahin gehört!" Mit dem realisierten Stil, den Goethe in der Schauspiel kunst vertrat, hing cs zusammen, daß er von den Schau spielern »erlangte, sie sollten möglichst dem Publikum zu gewandt spielen. „Eines Tages bemerkte der Meister sar kastisch: „Herr Ocls! Ihre Hintere Partie haben wir genug gesehen: zeigen Sic uns doch wieder Ihr Gesicht!" Im 'Nu stand der beschämte Künstler «m <»cc seinem Ehcs gegenüber." Alle nnruhtgen Bewegungen waren ihm verhaßt. Als der Tenor Moltkc einmal allzu beweglich agierte, faßte er „ihn beim Arme und befahl, die Szene zu repetieren. Moltke drängte und zuckte, sobald er zu sprechen hatte; Goethe aber wich und wankte nicht und brachte so den allzu bewegliche» Länger zur Ordnung. Es bedarf wohl keiner Versicherung, daß dieser Austritt allgemeine Heiterkeit bewirkte." Ter Ernst und die Strenge Goethes seinen Schauspielern gegen über trug aber treffliche Früchte. Ihm gelang es, aus Leuten etwas zu machen, denen man nicht das geringste zutrautr. Das glänzendste Beispiel dafür ist die Erziehung der Schauspielerin Amalie Malkolmi, die dann als Frau von PinS Alexander Wolsf eine Zierde der Berliner Hos- bülmc wurde. Wege» der Plumpheit ihrer Bewegungen und dem Ungeschick ihres Auftretens war sie allgemein ver achtet, bis Goethe ihr bei der Erstausführung von Schillers „Braut von Messina" znm Entsetzen aller die Fürstin Isabtlla zudikticrte. Und er vollbrachte das Wunder: die I Malkolmi lernte durch ihn den edlen Anstand, der für die Rolle notwendig war und wurde mit einem Schlage eines 'der ersten Mitglieder der Txnppe. »Bon Novitäten oder neu zu besetzenden Dramen hielt der Meister so lange Leseproben, bis jeder in den Geist seiner Rolle eingedruiigen mar: dann erst fanden die Proben ans der Bühne statt. Mitunter deklamierte er ganze Szenen vor. In einer Leseprobe von den „Mitschuldigen" sprach er den Wirt, wobei er eine Komik entwickelte, daß man vor Lachen den Geist hätte ausgeben mögen." Goethe war kein Freund von kostspieligen Dekorationen und prächtigen Kostümen. Scharf hat er sich Lobe gegenüber über den nach seiner Meinung übertriebenen Prunk der Berliner Bühne ausgesprochen. „Er war der Ansicht, das Ganze sei ja nur ein Spiel: man müsse der Phantasie des Zuschauers Frei heit lassen, das zu ersetze», was »och fehle. Somit kleidete Goethe seine Könige in Nasch. Nachdem Karl August die großhcrzoglichc Würde angenommen, war man auch auf Verbesserung der Garderobe bedacht. Den Damen am Theater riet Goethe, vo» dem Rationellen und Zeitgemäßen ihrer Partien nur das zu wählen, was sie gut kleide. Er sagte: »Wenn ihr hübsch ausscht, so kann man vollkommen zufrieden sein." Auch hinsichtlich der Gcsichtsmalerei warb de« Dar stellerinnen alter, ehrwürdiger Frauen gestattet, ihr Gesicht so zu malen, als wäre die Zelt spurlos an Ihnen oorüber- gcgangen. . . Goethes Verhalten zu dem weiblichen Perso nal des Theaters war durchaus rcl». Die Liebenswürdigste hatte sich keiner größeren Gunst von ihm zu gewärtigen, alS daß er ihr die Wange znm Kuß darretchtc. Uebclkltngcnbc Namen der Theatermitglieder veränderte der Ehef kraft seines Amtes für den Theaterzettel. Infolgedessen verlor elne Demoisellc Petersilie ihren Peter . . . Unser hochver ehrter Meister hatte die Gewohnheit, die Augen zu schließen, wenn er einen Vortrag mit besonderer Ausmerksamkeit ver folge» wollte. Als Sechziger konnte cs thm daher leicht passieren, daß er darüber ctnschlief. Und so geschah es wirk lich in einer Probe, der er in seiner Loge beiwohnte. Die Schauspieler »ahme» sich, wie immer in seiner Gegenwart, sehr zusammen, und die Probe ging untadelig vonstatten. Die Agierenden waren sehr erfreut, der Exzellenz keine Veranlassung gegeben zu haben, sich Uber dieses und jenes mißfällig zu äußern. Eine Schauspielerin, die dem Gcheim- rat eine Bitte vorzntragen wünschte, begab sich in seine Loge. Und siehe da, der Meister schlief ganz behnglschl" K.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder