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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.09.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120914029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912091402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912091402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-09
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* -- ^ « ^2" >-» »*>» r.L 2 - tt k r»w <» »- n ^ <F S L» ^ MM 2 katserltchen Barackenlager, da» beim Dorf« Verntttz am Forste HubertuSburg errichtet war und vom sächsische« S. Grenadier-Regiment bewacht wurde, dessen Sdef der Monarch ist. nochmals rin Kamps »wischen der S8. roten und 10. blaue» Division stattaesunben. der so völlia krieg sm ästig verlief, bast schließlich die sächsischen blauen Regimenter der Brigaden v. Trtte»rbvrn und Graf Vitzthum mit dem Rücken gegen di« rote, bet Oschatz stehende Hauptmacht, die roten Truppen des General- leuinantS v. Ehrenthal in einer krönt sochten, die im Ernstfälle sie stellenweise von ihren Bagagen und rück wärtigen Verbindungen getrennt haben würde. Eifrig, bewegt war im besonderen dies friedliche SriegSsptel» wo Teile der blauen Heereskavallerir attackierend «in. griffen. Selbst der allerunparteitschfte Schiedsrichter war am Ende seiner weitzbehelmten Weisheit, und man konnte die gründlichst ineinander verbissenen Manöverfeinde nur dadurch wieder für ihre heutigen neuen Tate» gesechtS- füvig bekomme», indem die Ehren als gleich verteilt be- zeichnet und männiglich in seine alte Stellung zurück- beordert wurde. Als schon völlige Dunkelheit eingrtrrten war. knatterten immer noch, n. a. östlich von Mügeln, wo der .Kaiser am Nachmittage die Oberleitung besucht hatte, die Gewehre und Büchsen der „schwarzen" Brigade, die mit dem Schützen-Regiment 108. den 12. Jägern, einem sächsischen Rescrve-Iäger-Bataillvn und Teilen der Marien berger llnterofsizierschule. schon dem vorzüglichen Ersatz nach, eine besondere Elitetruppe vorstellte. Die Flug- motore waren bis in die sinkende Nacht über Mügeln zu Horen. Ob sie aber gestern abend und heute morgen, wo ii n d u r ch d r i n g l i ch e r Nebel die Gegend um den Cvllm Chimbvrasso deckte, viel zum Ziirückmelden gesehen haben, darf füglich bezweifelt werden. Die Kämpfe des 12. September waren zumeist für Rot g ü n st i g verlaufe». Einzelne Teilerfolge von B l a » vermochten die Gesainllage nicht genügend zu be einflussen. um nicht klar erkennen zu lassen, daß das Schlachtenglück gegen die numerisch schwächere Armee des Generalobersten Freiherrn v. Hausen war. Ihr Kühler hatte gestern abend seine vier Infanterie-Divisionen, in der Reihe 1», 21, 8 und 7. westlich von Nermsdorf, dem Hauptguartier des Königs Friedrich August, bei Luppa und nördlich von Oschatz, bei Dahlen, massiert. Rot stand dieser blauen Igel-artigen Stellung mit den Divi sionen u. st. 28, 82 und 0 in einer Linie gegenüber, die etwa von Llrebla bis auf eine deutsche Meile südwestlich uv» Mügeln reichte. Nur etwa zwei Kilometer trennten die zwei Armeen, deren Führer am nächsten Morgen, L. h. heute, beiderseitig angrcifen wollten. Am frühesten ins Gefecht kam wohl die 9. Division, die aus dem Vormarsch aus das Städtchen Mutzsche», ander Grimmaer Ltraste, in der Marschkolonne befindlich, von dem blauen Kavalleriekvrvs attackiert wurde. daS dem general v. Kathen schon gestern an der Freiberger Mulde zu schassen gemacht halte. Die banrische n E h e v a u x - legers der Brigade des Obersten v. Hvßlin aus 'Nürnberg nahmen eine ganze Reihe von Geschützen oeS 'Niederschlesischen Feldartilleric-Regimenls Nr. 11. In dem dicken, aus wenige hundert Schritte alles verhüllenden Nebel blühte der reikerliche Weizen. Trotz dieses Verlustes hauen aber bald genug die 9. und die 32. Division von Lariich überlegen und io erfolgreich aus die IN. Division gedrückl. da» der rechtr Flügel von Blau durch de» WerinSdorser und Hubertusburgcr korst auf daS eigene Zentrum bei Luvva hin geworfen war. ehe die nahen Dorfuhren acht geschlagen hatten. Als ein Tröster im Unglück fuhr bald darauf König Friedrich August bei den Regimenter» der geschlagenen Division herum und verteilte einen reichen Ordenösegen. dem sich ein dito preußischer, von Kaiserlichen Flügeladjutanten übcrbracht, an sch los;. Auch dem roten Sieger wurde solch bunter Knvpslochlorbeer. Mancher höhere Offizier, der außerdem von den Thüringer Fürsten, vom Größt,er,zog von Meck lenburg oder vom Prinzen Ludwig von Bayern dekoriert war, sah mit den vielen neuen Bändern aus, als käme er vom Hofparkett und nicht von Bellonas Blumenwalzer. Der Angriff von Not. der östlich an dem Torfe Cvllm vorbei die 23. Division mit der 21., von der Elbseite her das 3. KorpS mit dem 1. im Norden von Oschatz hands- acmein werden ließ, wurde durch gewaltige Ist om-Batte- rien der Jüterboger Fustartillcric-Schiestschule und des '>. Fußartillerie-Regiments v. TieSkan vorbereitet, die nahe Bimbach ausgebaut waren. Die blaue schwere Ar tillerie. ein Garde-Bataillon aus Svandau. ein zweites aus Magdeburg, antwortete aus der Gegend von Dahlen. Zwischen deu tiefen Bummbaß der Mörser klang, um eine Oktave höher, der hellere Klang von über 500 Feld geschützen und Feldhaubitzeu: nur die automobilfortbcweg- irn Ballonabwehrkanoncii fanden in dem Nebelschleier kein Ziel. An der großen leipziger Chaussee und nach der vreußischen Grenze zu ballerte es aus 70 009 Flintenläufen und an die 100 Maschinengewehre trom melten in den Höllenspektakel hinein. Trotz des Lärmes wußte in der fechtenden Front niemand recht, wie die Schlacht stand, bis um tz-IO Uhr die Nebelschwadcn der oben ihren Sonderkamps kämpfenden Lonne wichen und das herrliche militärische Bild sichtbar werden ließen, das zwischen dem Collmberge »nd den Kirchtürmen von Oschatz wie in einem gewaltigen Rahmen ausgebant erschien. Dunkel stand im Hintergründe der schwarze Block der Dahlener Heide. Dort allein schien Blau trotz einer anderthalbfachen roten Uebermacht den Tag zu halten. Um Punkt l 0 U h r erschollen von der Striesaer Höhe 187, halbwegs zwischen Collm und Oschatz. die silbernen Trompeten der kaiserlichen Leibgarde. Nur allzu gern nahmen die Hornisten bei den ermüdeten Truppen das Signal „Das Ganze halt!" aui. Beobachtungs ballons. eben noch erögesesselte Riesen, stiegen aus wolkiger Höhe herab. Tie kilomeierlangen Schützenlinien schlossen sich wieder »u «omvaanten und ««üatLKnen »uta»me». Futtersäcke ßstr da» Verb, dis dawpfente» Sr»»r«none« s»r de« hun»rt»e« Mannschaftswagen erschienen: auch schüchterne Putzversuche wurden gemacht — der Man». ich wieder uttersSck, lr deu ßungrtgsn »««p chüchterne Putzvsrsuchr wurden gemacht — der Man», versrted« vo» Hu-ertusdurg lag Uber Rot und Blau. Wer i« Soldat war, «eist, daß ihn Sachsen und Preußen Anno 1788 nicht freudigrr begrüßt haben können, wie lßi3 die geetntgtsn deutschen Brüder im Schmucke der Waffen. * Otto». Lobberg. Die K»iser«a»ö»«r »nd die Kinemstographie Vt» wir hören, sind auf Wunsch de» Kaiser» ktnemato- graphische Aufnahmen vom Katsermanöver gemacht wor den. und zwar von besonder» interessanten Momenten, so von den Kavallerie-Attacken und den Brückenschlägen über die Elbe, sowie von dem Uebergang der roten Armee. Der Kaiser bat stch über bte Leistungen der Pioniere bet bem groben Uebergang über die Elbe sehr anerkennend auSgksprochen. Diese Bilder werden demnächst zur Vor führung kommen. Fliegernnfölle. In der Nähe de» Aasserturme» bei Oschatz ist heute ein OfftzterSfltegcr abaestürzt. der nur leichte Berlrtzungen davontrug. In der Nähe von Lei», nig stürzten die Flieger Hauptmann v. Rundstedt und Hauptmann Hofer ab. die beide in das Oschatzer Garnisonlazarett etngeliefert wurden. Während jener mit leichten Verletzungen davonkam, wurde Hauptmann Hofer namentlich an Kopf und Gesicht schwer verletzt. Sertlicher and SSchMer. Dresden. 14 September. —* An der Tafel bei Lr. Majestät dem Könige im Jagdschlösse zu Nermsdorf gestern abend 7 Uhr nahm Se. Majestät der Kaiser nebst den Herren des Gefolges teil. Zur heutigen königlichen Tasel daselbst sind Ein ladungen ergangen an die Stabsosstziere und Rittmeister des preußischen 2. Garde-Ulanen-Regiments und des Ulanen-Ncgiments „HennigS von Tresfenscld" lAltmärkt- schcs) Nr. 10, deren Chef der König ist. —* Gr. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg wird heute abend 9,st5 Uhr nach Wien abretsen und mit Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzessin, die bereits gestern dort cingctrofsen ist, bis zum 15. d. M. daselbst weilen. Bon Wien aus schließt sich den Prinzltchen Herrschaften Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Josephine von B o u r b o n - S i c t l i e n auf der Weiterreise an, auf der Ihre Königl. Hoheiten zunächst der Frau Erzherzogin Maria Josephs einen eintägigen Besuch auf Schloß Miramar abstatten werden. Am l7. d. M. ersolgt die Ab fahrt von Triest über Brioni, Pola nach der Dalmatinischen Küste und danach weiter nach Korfu, wo stch die Herrschasten vom 29. September bis 8. Oktober nachmittags aushalten werde». Hierauf reisen sie über PatraS nach Athen, wo am II. Oktober auch Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde zwecks Teilnahme an der weiteren Reise ein- trifst. Bom 5. bis 18. Oktober werden Ausflüge in die Umgebung Athens unternommen und am 17. die Reise über Piräus, Alexandria, Kairo nach Palästina fortgesetzt. Hier ist Jerusalem zu längerem Aufenthalt gewählt, um die Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu besuchen. Am 1l. 'November verlassen die hohen Reisenden Jerusalem, um über Jaffa, Port Said zurück nach Aegypten zu gehen und von Kairo aus eine Nilfahrt bis zum zweiten Katarakt zu unternehmen, wobei auch einige Ausflüge zu Lande statt- stndcn. Bon Assuan ans ersolgt am 8. Dezember die Fahrt Nil abwärts bis Luxor und von dort mittelst Eisenbahn bis Alexandria, wo am Nachmittag des 19. Dezember an Bord eines Dampfers des Oesterrcichtscheu Lloud gegangen wird, der die hohe Reisegesellschaft nach Triest bringt. Bon dort gedenken Ihre Königl. Hoheiten über München am 28. Dezember wieder in Dresden einzutresfen. —* Die zu den Kaisermanüvcrn hier anwesenden Fürstlichkeiten werden heute bzw. morgen Dresden wieder verlassen. —» Dombesichtignng. Mehrere Mitglieder des Evan gelisch-lutherischen L a n d e s k o n i i st o r i u m s mit dem Präsidenten Dr. Böhme an der Spitze besichtigten gestern den Freiberger Dom. An der Besichtigung nahmen auch die Mitglieder des Domkirchenvorslandes, sowie die Herren Bürgermeister Dr. Haase und Staötbau- rat Rieß teil. Die Besichtigung dauerte etwa zwei Stun den. Die Herren informierten sich über den gegenwärtigen Zustand des Domes, sowie über die Absichten des Tom bauvereins bei dem Ausbau des altberühmten Baudenk mals. Auch der Kreuzgang und der Kirchhof wurden be sichtigt. woraus noch unter dein Borsitz des Präsidenten Dr. Böhme eine einstündige Besprechung in der sogenann ten Kastenstube des städtischen Kaufhauses stattfand. —* Die Einäscherung der Romanschriststellcrin Wil» helmiue Heimburg erfolgte heute mittag im Dresdner Krematorium. In der Trauerversammlung sah man mehrere Offiziere und sehr viele Damen. Den Raum vor dem Katafalk zierten Lorbeerbäume, der Sarg aber war mit einer reichen Fülle von Blumen überdeckt. Choral- gcsang leitete die ernste Feier ein. Sodann spendete Herr Pastor Hieckc aus Kötzschcnbroda den Trost der Kirche. Er gedachte, wie bereits bei der Feier im Hause am Tage zuvor, des hohen Liedes der Liebe, der die Verstorbene ge lebt habe auch unter dem wechselvollen Spiel des mensch lichen Daseins. Sie selbst habe bestimmt, daß auf ihrem Grabstein zu lesen sein solle: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei: die Liebe aber ist die größte unter ihnen". Weiter verlas der Geistliche den 78. Psalm, einen Teil des l. Iohannesbriefcs und das trostreiche W.' Speemann an» verktn im Namen de» Vorstände» und Aufsicht»rate» der deutlchen Berla»»ges«llschast »Union* jp Stuttgart einen Lorheerkrnnz am Sorg« nieder. Herr Schriftsteller Hauptmann z. D. Beter au» Berlin hielt weiterhin eine kurze Rede, in welcher er au»sührte. «» sei vo« vielen Setten beklagt worden, daß von den berufenen Schrtststrllerveretntgungen Dre»b«n» niemand adgeord- net worden 1«t. um die Tote bet der Trauerseter zu würdi gen. Wenn auch di« Entschlafene t» ihrer schlichte« Ein fachheit nicht gewünscht habe, dah viel »on ihr geredet werde, so geziem« e» sich doch, nicht von dieser Bahre zu gehen, ohne brr literarische« Bedeutung dieser Krau zu gedenken. Wtl-ekmine Hetmburg» Schriften seien nicht nur in Deutschland sehr «eit verbrettet, sondern genössen wett darüber htnau» Weltruf. Sie habe mit ihrer Feder da» schöne, aber schwere Ziel verfolgt und erreicht, die Herze« der Leser zu gewinnen. Da» geling« »ur denen, die selbst mit dem Herze« schreiben. Dt« teure Entschlafen« sei et» Mensch gewesen, dessen Herz und Gemüt unendlich reich war. Was sie gelebt und gefühlt, das habe sie in ihren Werken niedergelegt. So gebühre ihr der Dank aller Schriftsteller Deutschland». Nach dieser Rebe wurde der Sarg versenkt und die Trauerversammlung nahm, während dcr Chor „Wie sie so sanft ruhn" sang, mit einem letzten Blumengrüße Abschied von Wilhelmtne Hetmburg. — Verein sür vaterländische Festspiele. Der geschäst»- sührrnde Ausschub hielt am Mittwoch abend in Kneift» Restaurant unter Herrn Stadtrat Baumann» Leitung eine Sitzung ab, in der nach Erledigung einiger etngegange- »er Schreibe» Herr Oberstleutnant Sinert in den ge» schästösührrnden Ausschuß ausgenommen wurde. Dann er stattete der Obmann des technischen «uSschuste», Herr Lehrer Ziegen fuß, Bericht über die Festspiele 1912. Er ent rollte ein treffliches Bild von ihrem Verlauf und gab zu gleich an, wo Aenderungen »ur Verbesserung der Vor führungen am Platze seien. Zunächst wurde bte Platz- cintetlung bemängelt und u. a. der Wunsch laut, daß die mit Stacheldraht umgebene Wiese bet Anton» dem Verein überlassen werden möchte, damit die Schülergruppe mehr Raum gewinnt. Während bisher bas mitwirkende Militär den verschiedenen Gruppen angrgltrbert war, wird von nun an eine besondere Militärgruppe mit Herrn Oberstleutnant Einert als Obmann auftreten. Herr Ziegrnsuß betonte ferner, daß im nächsten Jahre die Straßenbahn mehr Rück sicht auf den Zug der Teilnehmer nehmen» baß ein sefte» Programm der Spiele streng etngehalten werden und dle Feier der Giegerverkündtgung abend» nicht so lang mehr ausgedehnt werden möchte. Dem Redner wurde sür den umfassenden Bericht allseitig Dank gezollt. Die LuSstellun- gen riefen einen regen Meinungsaustausch hervor. Herr Stadtverordneter Merbitz berichtete über die Ausgestal tung der Feier der Urkundenverteilung vom 18. Oktober im „Tivoli*. Voraussichtlich wird Herr Dr. Wildgrube die Festrede halten, Sänger, Fechter und Turner werden aus- tretcn. und die Infanterie-Kapelle unter Röpenack wird die Orchcstervorträge bieten. - Die Festspiele im nächsten Jahre finden am 0. Juli, die Sirgerverkündtgung abend» im Gewerbehause statt. Eine längere Aussprache zeitigte ein Schreiben des Rates iGrundftücksamt) über die Ver wendung der Spielwiesen an der Lennsstraße unter der Obhut des Vereins sür Vaterländische Festspiele, besten Gruppen auf diesen Wiesen ihre sportlichen Uebungen ab halten sollen. Die Einteilung des Raumes und der Zeit ist bereits ersolgt. Schließlich würde Kenntnis von einer Petition an bas Kultusministerium genommen, in der ge beten wird, dem über keinerlei Mittel verfügenden und auf die Hilfe dcr Stadt angewiesenen Verein von der vom Land tag ausgeworfencn Summe von 100 000 Mk. (Gewährung von Staatsunterstützungen für die Jugendpflege) einen Bei trag zu gewähren —* Starke Nebelbildunge« machten sich heute morgen bemerkbar, die teilweise so dicht waren, daß der Jahr.» verkehr nur mit äußerster Vorsicht vonstatten gehen konnte. Auch aus der Elbe lagerten bis in die neunte Stunde dichte Nebelschwaden, die dem Schiffsverkehr! hinderlich waren. Die Temperatur ging in den zeitigen Morgenstunden bis auf wenige Grad über Null zurück. —* Der Hcrbftansflng der Gesellschaft „Hoffnung* findet morgen Sonnabend statt. Abfahrt vom Neu städter Bahnhof 2 Uhr stv Min. nach Langebrück. —* Ei» Mädchenhändler, dcr 87jährige Ludwig Hamm, wurde heute in Bodenbach verhaftet. Er hatte einen schwunghaften Mädchenhandel im In- und AuSlande be trieben. —* Di« Leipziger JLnstrirt« Zeitung lVerlag von I. I. Weberl at ihre neueste Nummer vom 13. September dem Besuch des deutschen Kaisers in der Schweiz gewidmet und be handelt darin nicht nur die Festlichkeiten zu Ehren des Kaiser» in zahlreichen prächtigen Abbildungen, sondern berücksichtigt auch in Artikeln die staatsrechtliche» und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dcr Schweiz und Deutschland» die Entwicklung des schweizerischen Wehrwescns und bas schweizerische Milttärlcven in zahlreichen Abbildungen, ferner Schweizer Kunst und Wissenschaft im 29. Jahrhundert mit einer groben Anzahl von Porträts hervor, ragender Vertreter dcr schweizerischen Wissenschaft der Gegenwart. Ebenfalls dcr Schweiz angchört di« prächtig« sarbige Doppelseite „Das Gebiet der Jungsraubahn" nach einem Aquarell von HanS Beat Wieland. — Wie immer behandelt aber auch die neueste Nummer der Jllustrirteit Zeitung alle TageSfrage» tn Wort und Bild in eingehendster Weise. —* Polizeibericht. 13. September. Bet einer am S. September auf frischer Tat ertappten Ladendiebin wurden nachstehende Gegenstände vorgefunden, über deren Herkunft sie leine Angaben macht: 1 Paar braunwollene Tamcnstrümpfc mit dem Ausdruck: reine Wolle, Doppel- svhlc, 9; l Paar braunwollcnc Damenstrümpfe ohne Aus zeichnung! 1 Paar schwarze Damenstrümpsc mit schmaler, weißer Kante, ausgezeichnet mit 369,ll. 210.1l; l schwarze find in ehrlicher Bewunderung von ihm geschieden. Mit den Abgesandten der Kantone St. Gallen und Thurgau hat sich Kaiser Wilhelm eine Viertelstunde lang eingehend unterhalten, und alle Welt fragte sich, was er wohl mit ihnen zu sprechen hatte. „Ich habe es nachher erfahren. Mit dem einen sprach er übe'' den Ackerbau. Er hatte be merkt, daß man kein Getreide säe, sragte. warum und be zeugte das lebbastesie Interesse sür die Antworten, die ihm über den Weinbau und die Wichtigkeit des Weidelandes gegeben wurden. Einem anderen bewies er die genaueste Kenntnis der alten Spitzeninbustrie des Landes, erklärte, daß er reizende Zeugnisse dieser Kunst bei seinem Auf enthalte in Gaehwil gesehen habe, erkundigte sich nach den Mitteln, durch die man diese Lokalindustrie unterstützt. Er hatte sein bewunderungswürdiges Gedächtnis mit all diese» Einzelheiten belasten müssen, um sie zur gegebenen Stunde so mühelos bereit zu haben. Was sich hier ereig nete. ist nur eine Episode, aber ich weiß, daß sie sich hundert mal wiederholt hat im Laufe seiner Reise: es ging sogar so weit, daß die Umgebung des Herrschers, beunruhigt darüber, daß er auf diese Weise seinen Geist verschwendete, zu verschiedenen Malen unter mannigfachen Vorwänden diese nicht endenwollendcn Unterhaltungen unterbrechen mußte." Einen besonders rührenden Zug im Charakter des Kaisers findet der Franzose in seiner beständigen gütigen Rücksichtnahme gegen Arme und Untergebene, in dem Vor herrschen eines Gefühls der Vertraulichkeit, mit dem er sich zu ihnen wendet. Zur Illustration dieses Zuges führt er die Begegnung des Herrschers mit einer alten 70jährigen Genfer Dame. Mlle. Bujard, an, die vor einem Biertel- jahrhundert Gouvernante am Berliner Hof war. Sie hatte gebeten, den Kaiser, den sie als Jüngling zuletzt gesehen batte, noch einmal begrüßen zu dürfen, und im Salon wagen zwischen Basel und Zürich erkundigte sich der Kaiser sogleich nach ihr bei dem obersten Ceresolc. „Diese Er innerung. die Genauigkeit seiner Fragen sind schon, wo so viele andere Gedanken ihn beschäftigen mußten, erstaun lich. Als dcr Kaiser dann zur angegebenen Stunde Ma demoiselle Bujard empfing, behielt er sie eine halbe Stunde und länger da, ries in ihr die Erinnerung an seine Schwestern wach. Er acbachte der schönen Zeit, da diese fröhliche Jugend tausend Streiche im Schloß von Potsdam anSsührte, da er selbst die Gouvernante unter dem Tisch an den Beinen zog oder sie durch seine seltsamen Grimassen zum Lachen brachte, bis ihr die Tränen tn den Angen stan den: er erinnerte sie an den Taa, wo der Prinz Konstantin und er die unglückliche Prinzessin Sophie auf einen hohen Wandschrank setzten, wo sie durchdringende Schreie aus stieß. um von Mlle. Bujard befreit zu werden. Er erzählte ihr noch viele andere Geschichten von einst, und die alte Lehrerin, die immerfort vor Erregung zitterte, siel ihrer seits ein. Wilhelm H. war nicht mehr der Kaiser, den die Menge in den Straßen Berns erwartete, der allmächtiac Führer eines der größten Völker der Erde, er war für sie der Schuljunge, dem sie ihre Verweise gegeben, der Knabe, Uber besten Unarten sie geseufzt hatte." Puaux führt eine Reihe von Zeugnissen dafür an, nach denen das Grund clement im Charakter des Kaisers in seinem reltatösen Ge fühl zu suchen sei. Eine dafür bezeichnende Aeußernug soll er dem Präsidenten Forrrr gegenüber qetan haben: „Sehen Sie. Herr Präsident, ich liebe die Geistlichen, die Pastoren und alle die Prediger nicht sehr. Sie tun zu viel Eigenes hinzu zu dem Wort des Evangeliums. Ich, ich halte mich an meine Bibel, die ich lese und immer wieder lese. Da sinket man Lösungen sür alle Schwierigkeiten, alle Probleme, selbst in der Politik." lieber die Vorgeschichte der Schweizer Reise teilt der Franzose mit. daß die erste Idee im August 1008 auftauchte, als der Kaiser zu dem Schweizer Milttärbevollmächtigtsn bei dem Manöver in Lothringen sagte: „Was würden Sie sagen, wenn ich so als Tourist einmal zu Ihren Manövern käme?" „Wilhelm U. hat sich selbst eingeladen." Er wollte als Soldat einmal die Schweizer Truppen kennen lernen. „Ich habe ihn viel beobachtet in den Manövern, und Schweizer Offiziere, die tn seiner Nähe waren, haben mir gesagt: „Der Kaiser besaß eine außerordentliche Kenntnis unserer Armee. Er wußte die Namen aller Führer, die an den Manövern tcilnahmen. und ich höre ihn noch, sagte mir ein Offizier, rusen: „Halt! Da ist ja die Brigade X . lhier dcr genaue Name), die aus dem kleinen Gehölz her-^ vorbricht." (Der Kaiser suchte mit den Augen beständig, am Horizont, ohne sich des Fernglases zu bedienen.) «Sie, stellen ihre Stücke in Batterien auf." Der Kaiser sah Las alles, sozusagen vor uns. Er nahm an den Manövern mit; einem sichtbaren Intereste teil, wie wenn er einer deri unsrtgen wäre. Das muß bet ihm eine Gewohnheit sein» ein Bedürfnis, so daß es ihm unmöglich ist» irgendetwas, was er tut. nicht auf bas Intensivste zu durchleben." Puaux hebt dann noch etnigr Züge aus dem Verkehr des Herrschers mit dem Bundespräsidenten Forrer hervor, de, in seiner demokratischen Einfachheit gern zurücktrat und daduch dem Kaiser die Möglichkeit eines freien un gezwungenen Verkehrs mit den ihn interessierenden Per- sönltchkettcn gestattete. „Der Kaiser, der den außerordent- lichcn Wert dieses Staatsmannes, der sich unter dem Aeußcrn eines guten „PapaS" verbarg, wohl beurteilen konnte, war zu ihm von vollendeter Höflichkeit. Als am zweiten Tage der Manöver ein Windstoß Forrers Hut! entführte, lief Ihm der Kaiser nach und hob ihn auf. Forrer antwortete: „Ich danke Eurer Majestät unendlich. Einen so vornehmen Adjutanten habe ich noch nie gehabt." Am, Abend desselben Manövrrtage» machte Forrer. der 07 Jahre alt ist, bet der Rückfahrt nach Zürich im Zuge eiw Schläfchen. Kurz nach der Ankunft weckte ihn ein Offiziers und der Präsident atng. indem er sich dte Augen wischtet in den Salonwagen zum Kaiser. Kaiser Wilhelm redetet ihn vergnügt an: „Nun, Herr Präsident, man hat ein, Schläfchen gemacht!" Und Forrer antwortete ihm schlag-, fertig: „Ja, Majestät, ich habe wie ein König geschlafen!^
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