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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187910147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18791014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18791014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-10
- Tag1879-10-14
- Monat1879-10
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1879
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ii.75 ff.-rw är, «3.«8. 515 p», Ido. loe, n-Novm. »ge" per e 154 80. e 5451, S80, v-r 180. p,r »der 7.7» ' Lttrrl«, Decemder per Otto- Nober-Ro- »400, per ftovnnber prtt-Mai n. Oktober tu» per 48'/. Br., pril - Ntac back. — oc» s.so per No- nerisch , 4b K k l e rubig. ar-Mäk»- hort Holk — Re>S. 0 Bcllcn m ruhig. Per No- Januar» »er 51.00. »er Nprit. Lermcn« er Fru'- r Herbst S.« Ei>„ Weiten >aen per «geboten »er Octo- >Sl dv»p. Grscheiat täglich früh 6'/, Uhr. Nrt«N», «t «epedttte» JvhamnSgafi« 3« Aprrchßmde« «er Rrdartt»,. vorrmttag« 10—12 Uhr Nachmittag» 4—5 Ubr. P0r »ii Nü«t,-d« etniriandtki Mami- NM>tr »uXtzr st«d die Ncd-<r,oa nicht »nmudUch »r der für dir nächst- Nummer bestimmten lltr an Wochentagen bis Nachmittags, au Lonn- uud Festtagen früh bis '/,9 Uhr. >« de» Fütaü« fSr Z»s-Lamchmr: Ott» Klemm. UllwersttälSstr. 22, Louis Lösche, Kathanaenstr. 18.P. um bis '/.8 Ubr chMer. Tageblatt Anzeiger. vWn für Politik. Localgeschichtc, HaudrlS- Md GeschästSderkehr. Mch-«irf!«ge 1«,20S. At»»»r«c>t§prrt» viertelt. «V.Nk'. mcl. Brinaerlohu b Mt, durch die Post bezogen 8 Mk Jede einzelne Nummer 2S Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Lxlrabcitagen »hne Postbefvrderung 3« ML Mit Postbesörderuug 48 Mt. Inserate ügesp. Petitzeile 20 W Größere Schriften laut unsere» Prersverzrichniß.—Tudeüariird« Satz nach höherem Tarif. »ectamra »otrr drm »edaclleueßttck die Spaltzeile 4« Pf. Inserate sind stets an d. Gepedvle» zu senden. — Rabatt wird mch» gegeben Zahlung praeavraoranch, oder durch Postvorschu-. 287. Dienstag den 14. October 1879. 73. Jahrgang. icka» »rm Bekanntmachung. Bei dem Reichsgericht soll für die Zeit vom 1. October d. I. bis ult. Mär» 1880 die Herstellung der erforderlichen Bücher-Einbände. deren Zahl etwa 800 bis 1000 betragen kann, sowie die Lieferung der nach« folgend mit der Angabe de- muthmaßlichen BedarfSquantum» verzeichnet«« FeueruugS- und Schreib materialien i» W«o« d«r Submission vergeben werden: 1000 Lentner Prchstückkohlen, 140 Rieß Kanzlei-Papier in verschiedener Qualität, 5 Riet EonceptPapier (jeder Vogen 33 Cent. hoch, LI Cent. breit), 4 Rieß Packpapier. 5 Rieß Actendeckelpapier (grün oder weiß), 15 Kilogramm Siegellack, 8 Kilogramm Heftzwirn, LOOO Couvert» — Ociav und tzalbfolio —. Die entsprechenden, äußerlich alS solche erkennbar zu machenden Offerten werden nebst den bezüglichen Proben biS zum 15. dsS. MtS. incl während der Dienstkunden in dem Geschäfts«ebäude de- ReichSgerichti, Zimmer sttr. 1«, entgegen genommen, woselbst auch die Lieferungsbedingungen emgcsehen werden können. Leipzig, den 8. October 187«. Die »ertchttschretSeret des «ei»S,e,icht». Bom 15. October d. I. ab findet bei den Güterzügen der Linie Gaschwitz Plaawitz Personenbeförderung in II. und lll. Wagenclasse statt. Den Fahrplan der Züge enthält daS allgemeine, soeben veröffentlichte Fahiwlanplacat, dre Fahrpreise der gleichzeitig au-gegebene Nachtrag U zum Localpersonentarife. Dresden, am 13. October 187«. Königliche «eneral-treett»« Per sächsische» GtaatSeisenbahneu. von Tschirschky. Bekanntmachung. Der zweite Termin »er stöBtische« Einkommensteuer ist a« IS. Ortober PteseS Jahres «it tze» »suche« Etenersatze fällig und werden die hiefigen BettragSpflichtigen aufgefordert, ihre Steuer- bettäge spätestens binnen 14 Tagen von dem Termin ab an die Etadt-Steuer-Einnahme, Brühl 51, Blauer Harnisch, S Stock, abzuführrn, da nach Ablauf dieser Frist di« gesetzlichen Maßregeln gegen di« Säumigen eintreten müssen. Leidig, den 8. October 187«. Der «ath »er Ltapt Leipzig. vr. Georgi. Taube. Bekanntmachung. An dem Neuen Stadtthealer hiersrlbst soll ein freistehendes Pissoir von Eisenconstruction erbaut und die Herstellung desselben an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Di« Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Bauamt, Rathhau». Zimmer Nr. 18, L. Etage auS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift Pissoir am Etndtttzenter betreffend versehen ebendahin und zwar bi» MN» 2s. October b. I. NnchnrlttngS s Ahr etnzureichen. Leidig, den 10. October 167«. Der «ath »er «tnbt Leipzig. —— vr. Georgi. Wangemann. Versteigerung aus den Abbruch. Gämmtltche Baulichkeiten in den der btadtgemeinde gehörigen Grundstücken: 1) «anstödter Stetnweg «r. 75 (früher Naumann'scheS Grundstück) und Nr. 76 (vormalige- PredigerwohnhauS der Jakobskirche) S) «austidter Steivweg Nr. 78 (alter MilitairhdSpital) und Nr. 7» (ehemaliges Tuchmacher- JnnunaSbauS) sollen in obigen zwei Abtheilungrn Dteustag. de« 21. d «ormittngs 11 Uhr im großen «aale der «lten Waage, Katharinenyraße Nr. Sv, L. Stockwerk auf de« «bbruch »er- steigert werden. Die BersteigerungSbedingunqen, in welchen die zu versteigernden Baulichkeiten sveciell aufgeführt find, liegen in unserem vauanete (Rathbau-, L. Stockwerk, Zimmer Nr. 1) zur Einsichtnahme auS, auch werden die Gebäude Montag, den 20. r. M„ vormittags von Ist—12 Uhr und NachmtttagS von 2—4 Uhr zur Besichtigung geöffnet sein. Leipzig, den 10. October 187«. »er «ath per «ta»t Leipzig vr. Georgi. Lerutti. Bekanntmachung. Die Beitragspflichtigen unserer Gemeinde, welche mit ihrer diesjährigen Steuer noch im Rückstände find, werden hierdurch an Entrichtung derselben erinnert. Der vorstaup »er Israelitische» «eltgtonSgemeinde zu Leipzig. , i-sv U5-LL5 hiesiger -185 » ! 85—ISO 0 I ^ b«z.. Z chlesischer . 140 >» 188 bi» Futter ez. u. vr, S30 bis ^ Br. steigend., ovember Br. inverän- r. Wei« 8L btt II 18^4. > und l 13 ^ ack toc» OLO bit o. Oc !.. «estrige .Credit- !4l.-. 40, do. r. Gold- -, 5proc. LI 7-, r «LS». )iScont»-! er 38.7»,! Orient-! her Do- dompfer ropa in Ich« <ni> lntischen Mosel". gangen. donian" vampfer Destem- .(«/ 0): in New- »goiv. Mrfl Lismarck als Sirger. Die Würfel sind gefallen und die Rechte drk prenßischen Abgeordnetenhauses hat einen weit über die gehegten Erwrrtnnaeu hiuanSgehenden Sieg davon getragen. Ei» charakterisufcheS Zeichen für die Unsicherheit der Lage bietet der Umstand dar, daß die Ueberrafchung über den Ausfall der Wahlen auf allen Seiten, bei den Siegern wie bei den Besiegten, ja selbst bei der Regierung gleich groß ist. DaS gewonnene Resultat wird, darüber kann kein Zweifel herrschen, in erster Linie den Reichs kanzler befriedigen, der nun zur weiteren Aus führung seiner Pläne schreiten kann. DaS all gemeine Urtheil hat sich jetzt wohl dahin geklärt, daß der Ausfall der Wahlen alS ein entscheidender Sieg ausgesaßt wird, den Fürst BiSmarck sowohl über den Liberalismus alS auch über die Ultra- montanen davougetragen hat. Herr Windthorst- Meppen soll — wenn wir recht berichtet find — keineswegs erfreut gewefm sein, als er von dem überraschend starken Wachsthum der conservativen Partei gehört hat. z» dem seine Anhänger in vielen Wahlbezirken recht kräftig beigetragen haben. Weniger wäre für ihn und feine Leute bester gewesen. Denn ie schwächer die konser vative Partei wäre — immer voranSgesetzt, daß sie wenigstens so viel gewonnen, um den Lide- ralen die bisherige Mehrheit zu entreißen — um so dringender wäre Fürst BiSmarck auf die Hülse de- TentrumS angewiesen gewesen. Jetzt gesteht selbst da- Berliner Iefuiteublatt. d»e „Germania", welche in den ersten Tagen nach dem Bckcmntwerdeu der Wahlen ihre Partoi alS die auSschlaagebeud« feierte, widerwillig zu, daß Fürst BiSmarck/ auch ohne den Beistand de- CentrumS in Lufprnch z« nehmen, für seine politischen Zwecke, Verstaatlichung der Eisenbahnen, Emfüh- ruug längerer Legislaturperioden rc., in dem neuen Abgeordnetenhause eine Majorität gewinnen könne. Er braucht höchsten» 40 Nationall.berale in diesen Kragen auf die regierungsfreundliche Seite hinüber- zuziehen, und wer den Wablkampf und die Aeuße- rmlgeu vieler „liberaler" Candidaten in demselben aufmerksam verfolgt hat, muß allerdings zugestehev, daß daS nicht ganz unmöglich wäre. ES wrrd hier durch freilich nicht ausgeschlossen, daß dieselben „libe ralen" Abgeordneten, welche bei der Verstaatlichung der Bahnen nnd der Verlängerung der Legislatur perioden mit der Regierung Zusammengehen, ihr in andern Puncten die entschiedenste Opposition machen werden, aber e- wird sich dann wieder um Kragen handeln, in denen da- Eeutrum noth- gedrungen «it den Conservativen zufammeugehen muß So ist de« Fürste» BiSmarck stet- eine Majorität gesichert, uad wenn eS wahr ist, daß erden ganzenWinter hindurch nicht nachBerliu zurück' kehren will, so wird ihm gewiß keine Unbotmäßig, keil d«S Abgeordnetenhauses diese Absicht durchkreuzen Bon einer Secession deS CentrumS kanu füglich rächt di« Rede sein, wenn auch daS Iasagen zu Gunsten der Pläne d«S Fürsten BiSmarck von dieser Seit« ziemlich verelansnltrt bei de» Abstimmungen hervertreten dürste. ES handelt sich für die ultra- moutane Fraktion nnr darum, ihre Zustimmung möglichst thener z» verkaufen An diesem Sinne saßt auch d« „Weserzeituna" die Lage auf, indem sie schrewt: „Rach dem Ausfälle der prenßischen Landtag-Wahlen ist die bisherige Spauunug, wie daS HauS der Abgeordneten zu den Regierungs vorlagen sich stellen werde, natürlich sehr erschlafft. Wäre nicht da» Centrum, da» zwar höchst wahr scheinlich auch zu allem Za sagen wird, aber immerhin noch einen gewissen Eigenwillen za behaupten suchen wird, so wäre alle» Interesse an dieser Frage ge schwunden. Die bevorstehende Session ließe sich mit einem mittelmäßigen SeasationSroman vergleichen, dessen Geheimniß bereits a»f dem Titelblatte verrathen wäre. Einen solchen zu lesen, wird Niemand sehr begierig sein. Wa» da» Ceutrum betrifft, so scheint die Regierung selbst diese- ZagredienS nicht mehr als Würze und pikante Zuthat zu schmecken. Der LuSfall der Wahlen wird von ihren Preß- organen alS „hochersreulicheS" gefeiert. Ein solche- Beiwort ist, vom Standpuncte der Regierung auS, doch nur dann berechtigt, wenn die schwarze Cohorte alS unbedingt zuverlässige HülfStruppe schon jetzt angesehen wird. Denn ohne die neunzig uad einige Stimme« der Päpstlichen würde da- »eue Abgeordnetenhaus weit entfernt sein, den Abfichten der Regiernng zu entsprechen. Nicht einmal die Hälfte de- Hause- könnte man alS gouvernemental bezeichnen, und nach gewöhn lichem konstitutionellen Sprachgebrauche kann ein Ministerium e< nicht erfreulich oder gar hoch- erfreulich nennen, wenn seine Anhänger bei den Wahlen in der Minorität bleiben. Die officiöfen Blätter werden abne wohl Recht haben zu triumphiren, die CentrumSmänner werden höchst wahrscheinlich da- thuu, was man von ihnen er wartet. Sie werden zwar eine andere Fahne schwenken alS ihre Bundesgenossen von der Rech ten, aber sie werden mit diesen in derselben Richtung feuern. Sie werden ihre Reden ander verzieren, aber sie werden ebenso stimmen." Unter diesen Verhältnisse» wird da- höhere Interesse in der bevorstehenden Session sich auf die Minorität richten, auf die Art und Weife, wie die verlorene Sache vertreten und vertheidigt wird. Der Reichskanzler aber ist in der glücklichen Lage, mit Ruhe dem Schauspiele folgen zn können, well die Majorität ihm freiwillig in die Hände arbeitet und damit die Verantwortlichkeit für die Aus führung seiner Pläne übernimmt. Politische Uebersicht. Leipztr, 18. October. Eine in hohe« Grad« beklagen-«erthe Ver stärkung der Leidenschaftlichkeit, welche da» »olitische Parteigrtriebe in Bewegung setzt, wrrd von evangelisch-orlhodoxer Seite angestrebt An statt den Gerst der Toleranz und Bersöhunug walrea zu lasten, verschmähen eS die Diener am Worte nicht, auf die Rednertribüne zu steigen »nd gegen Andersgläubige weidlich z« Hetzen Allen voran der kaiserliche Hofpr^iger Stöcker z» Berlin, ein Manu, der dem „Semitenthum" auf eigene Kaust den Krieg erklärt hat. lieber die Lyätiakeit diese- Herrn wird un- a»S Berlin vom Sonntag geschrieben: „Der Abg. Stöcker führt in entlegenen Vorstadtkneipen den Tultur- kampf gegen die Jude» fort. Die heutigen Morgen- blätter enthaften wieder einen Bericht «it jenen tuunlltuarischen Manifestationen der Audeu- hetzer, die unter dem Vorsitze de- gedachten Hof- Prediger» »ud unter dem Schutze der Polizei fort- wuchern. Wie wir hören, ist fetten» der hiesigen Judenschast die Absicht kundgegeben worden, Volks versammlungen zu berufen, in welchen ihnen und den freisinnigen Parteien Gelegenheit geboten würde, der St öcker'schen Demagogie entgegen zu wirken . Aber den Gegnern der Christlich-Socialen wurde be deutet, daß ihre Agitation nicht ans den Schutz der Sicherheitsbehörde zu rechne» hätte und ihnen entweder die Genehmigung zur Abhaltung der Volksversammlung verweigert oder diese ausgelöst würde. Ein anderer Vorschlag verlangt, daß Petitionen an da» Abgeordnetenhaus gerichtet werden sollen, um den Liberalen Gelegenheit zu geben, den socialistischen »nd konfessionellen Kreuz- zug de» Abg. Stöcker aus feine wahren Motive zurückzuführen. Jedenfalls wirst daS gestrige agitatorische Vorgehen de» HospredigerS Stöcker scharfe Streiflichter aus die Politik der Conservativen; denn Herr Stöcker will die Macht de- Capital- durch den Ankauf von Privatbahuen, die Börsensteuer rc. schmälern «nd fordert feine Getreuen aus, die schlechten Zeitungen abzuschaffen, dafür „Reichs bote". „Kreuzzeitung" uns „Post" zu halten. Ein Redacteur der Kreuzzeitung brachte ihm dafür ein donnerndes Hoch a«S. Von parlamentarischer Seite wird jedoch der Meinung AuSdruck gegeben, daß man nur die komische Seite der Stöcker'schen Hetzereien in Bedacht ziehe« dürfe, well da» Ber liner Wahlergebuiß den Beweis geliefert, wie die Hetzereien Stöcker'- nicht ernst genommen werden dürfen." — So weit der Bericht. Ein weitere» Zeugniß kür da- WachSthum der Leidenschaftlichkeit in politischen Dingen wird auS Schlesien gemeldet. An DreSla« ist eS bei der Wahl de- dritten Abgeordneten/, als welcher Herr Hob recht hervorging, zu tumultnarischeu Auftritten gekommen. Der conservative „Neue Wahlverein", welcher vorauSsab, daß er seinen Candidaten nach dem Vor gänge bei der Meyer'schen Wahl gegen die vereinigte Fortschritts- und nationalliberale Partei nicht durch bringen könne, hatte seinen Wahtmännern die Pa role erthrilt, für den Candidaten der nationallibe ralen Partei, Minister H »brecht, »u stimmen; seine mit dem Buchstaben A stimmenden Wahlmänner gaben also ihre Stimmen Herrn Hobrecht. Hierauf entstand große Unruhe im fortschrittlichen Lager, ein vielfache» .ah" und „Aha" erscholl. AlS die Absttm- muna an Herrn RechnungSrath Aß mann kam und dieselben Ruse ertönten, erwiderte er ungefähr Fol gende»: .Zch kann stimmen, wie ich will und lasse mir von diesen ver Juden Nicht» vor schreiben". DaS verletzende Beiwort wird der „BreSl. Ztg." von mehreren Zeugen ausdrücklich be stätigt. Darauf erhoben sich mehrere jüdische Wahl- Männer, unter ihnen auch ein Herr vr. Asch, und setzten Herrn RechnungSrath Aßmann sehr lebhaft zur Red«. Ci« körperliche Mißhandlung war, wie Herr RechnungSrathAßmann selbst zuaiebt, nicht vorge- kommen. vergeben» bemühte sich der Wahl-Commistar, mit seiner Stnume durch«,dringen, um den Tumult »u beschwichtigen, seine Dwhuna, er werde die Ver sammlung schließen, blieb ungehört oder unbeachtet. AlS die Ruh« einigermaßen heraestellt war, ver langte jener fortschrittliche Führer da» Wort, waS ihm aber von dem WahlcommiffariuS verweigert wurde (nach 8. 27 der Verordnung über die Aus führung der Wahl der Abgeordneten zur »weiten Kammer, vom 80. Mai 184». verweigert werden mußte), da er Streitigkeiten nicht zu entscheiden und nur für die ordnungsgemäß« Erledigung der Wahlen »u sorgen habe. ES war Nacht» L Uhr, alS da« Protokoll aeschloffen wurde» nach hartes sted»chnstün- diger Wahlarbeit. Im Vorsaale, im Hofe und auf der Straße hatte die versammelte Volksmenge ein wüste» Geschrei erhoben, und ein alS Wahlmann an wesender PolizeicommiffariuS hatte polizeiliche und milistairtsche Hülfe rrqririrt,die mUausgepflanM» Seitengewehr auf der Straß« hielt. Auf sein« Auf forderung soll sich aber di« LolkSmaff« ruhig entfernt haben. Der Ruhe, Besonnenheit und Unpartellichken de- Wahlcommlffar», Oberbürgermeisters FriedrnS- burg, kann nicht genug Lob gespendet werden. Selbstverständlich rief dieser Vorfall da» größte Aufsehen und die allgemeinste Aufregung tu- und außerhalb de» Saale- hervor. Wir können nur auf da» Tiefste beklage», daß die Verwilderung, welche wir in gewissen Zeitungen tagtäglich wahr- zunchmen haben, sich nun aus Kreise zu übertragen scheint, welche schon durch iyre Bildung und ihre sociale Stellung vor derlei Ausschreitungen ge wahrt fein sollten. Aus Berliner Regter«n-»kretsen wird un» wie folgt berichtet: „AugenbUcklich tst auf de« Gebiete der höheren Politik eine Ruhepause ein- getreten; außer Fürst Bismarck hat auch sein Stellvertreter Graf Otto zu Stolberg «Wer nigerode, Berlin verlassen und sich nach Wer nigerode begeben. Sein Aufenthalt daselbst wird sich nur aus einige Tage auSdehnen »nd hat, wie verlautet, hauptsächlich den Zweck, die Übersiedelung der gräflichen Familie nach Berlin für den Winter zu bewerkstelligen. AuS dem Umstande, daß sowohl der Reichskanzler als Graf Stolberg ihre Abreise von hier mehrmals verschoben hatten, und daß zwischen den Staatsmännern bi» zum letzten Tage mehr malige Conferenzen stattfanden, war der Schmß gezogen worden, daß noch Berathungen über Ge genstände ernstester Art gepflogen worden seien. E» stellt sich jedoch jetzt heraus, daß die« nicht der Fall war. E» hat sich um Fragen gehandelt, welche im schriftlichen Verkehre viele Umstände »nd Zeit aufwand verursacht hätte», durch mündlich« Verein barung aber sich besser und rascher abmachen ließen. — TS erhält sich da» Gerücht, daß der Justiz- minister wegen seine» leidenden Zustande- dem nächst au» de« Amte scheiden wird. Herr Leon- Hardt kann jetzt auch wirklich mit gutem Gewissen abgehen, denn die Justizorgauisatiou ist durchgeführt. Der spätere Ruhm dersttbeu wird für immer »it seinem Namen verknüpft sein. Al» Nachfolger wird noch immer Herr v. Schilling bezeichnet, ob zur Freud« de« preußischen RichterflandeS, lassen wir dahingestellt. — Wieder*einmal wird behauptet, daß Herr v. RadoWitz den Gesandtenposten in Alben aufgebeu werde, da er hier im Auswärtige» Amte gewissermaßen eine dauernde Stellung ge funden. Da» war aber vor Jahren ebenso. Am Reichstage wird sich Gelegenheit finde«, Nachfrage zu halten, wofür eigentlich da» hohe Gesandten- gehalt gezahlt wird." Di« Wiener Zusammenkunft hat bereit» greif- bare Resultat« auszuweisen. Zwischen de« Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungar» schweben Verhandlungen, welche den Abschluß eine« vertrage- wegen Regelung der gegenseitig zu ge- währenden Rechtshilfe in bürgerlichen Recht», streitigkeiten zum Gegenstände haben. Nachdem diese Verhandlungen bisher schriftlich geführt worden find — so wird officiö» gemeldet — tst «an jetzt übereingekommev, den versuch zu machen, ob durch commissarische Berathungen von Vertretern der beiderseitigen Justizverwal tungen eine Einigung über die noch bestehenden
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