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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.12.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19121206026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912120602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912120602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-12
- Tag1912-12-06
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-rrsdnei Rach richten » Rr.ZL? Da» Poftscheckaesetz t» der v„»a«t«»««ikß»«. Berlin. iPriv.Tcl.j Tie Bubgrtlommtsfton He» Reichstages nahm beute das Postscheckgesetz an. Ei» «»trau der Wirtschaftlichen Bereinigung. „Ber- etuiaimaen »nd Anstachen" neben de» Handelsgesell schaften. die nicht inrislische Personen sind, anzusügen. ins besondere im Interesse der Gewerkschaften »nd religiösen Vereinigungen. ivnrde trotz des Widerspruches etncs Ver treters des Reichspvstamtes mit grober Mehrheit angenom men. Ter Staatssekretär sagte die gesetzliche Festlegung der verminderten Ltammeinlagen ans 50 Mk. zu. Sine längere Debatte entspann sich über die Höbe der Gebühren und de» ,>rankiernngs.ivaiig schließlich wurde die Herab setzung der Einzahiuugsgebiihren auf 50 Psg. beschlössen. Ter Frankiernngszwang wurde abgelebnt. Die Ver- ztniuna Ser <öuibat>en wurde gleichfalls abgelebnt. Südlich wurde beschlossen, den Truck der Zahlkassen, der bisher der Reichsdruckerei Vorbehalten war. für die Zukunft freizu- aeben Mit diesen Abänderungen fand da- Gesetz An nahme . ' Tao preußische Wassergeset; vor dem Abgeordnctenhause. Berlin. iPriv. Tel.i Tas ?l bg ev rdn c t c n h a n s nah,» die dritte 2 e s n » g de s W assergesetzeS vor. Tte Redner aller größeren Parteien äußerten sich im all gemeine» zustimmend zu dem Gesetz in der Fassung, die eS in der zweiten Lesung erhalten hat. Landwirtschafis- minister Freiherr r>. - ch o r l e m e r wies nochmals ans dir Grunde ln», die den Erlaß eines RcichswasiergesetzeS un möglich mache». Tte preußische landwirtschaftliche Ver waltung werde aber in Uebercinstimmung mit den be teiligten Ressorts unter allen Umständen dafür sorgen, daß entweder im Wege der Gesetzesbestimmungen oder durch sonstige Vereinbarungen mit den übrigen VnndeSstaaten eine weitere Verunreinigung der Wasierläufc verhindert werde. «Beifall.» Tic Telkgiertcnvcrsammlnng der Viihnengcuossenschaft. Berlin iPriv. Tel.i Tic heutigen Verhandlungen, der Delegiert e »Versammlung der T e li ticken V i« lt n e n g c n o i s e » s ch a s t. verliefen wieder reckt stür-! nüich Schließlich wnrde aber eine Vertrancnskundgebnng für Nisse» mik großer Mehrheit angenommen. Potsdam Ter Kaiser begab sich heute nachmittag nm l Uhr 55 Min. im Sonöerzuge von der Station Wild park nach V ii ck c b n r g. Laueuburg iPoinmern». Ter konservalive Reichstag»-! und Vondkagsal'gevidnctc des Wahlkreises Stolp-Lane»- burg W i l l ist gestern abend im Alter von t>4 Mähren in Lchivcsltn gestorben. Paris. In der Nähe des VahnboseS Argcntenil leltceu gestern abend infolge Bruches der Kuppelung sieben Wagen des Vororizuaes den abschüssigen Bahndamm hin unter und stießen mit der Lokomotive eines Personen',uges zusammen, t-' Personen wurden teils schwer, teils leichter erlebt. SV söhliges Jubiläum der sächsischen Handelskammern. Nachdem die sächsischen G e w c r b e k a m m e r n vor wenigen Woche», am ll. Oktober, den Ehrentag ihres Haib- i a h r h u n d e r k - I u b i l ä u m S begehen konnten, war dasselbe Freudenfest Heine auch den sächsische» Han delskammer n beschicden. ,flagge» an den Masten vorm Portal des Hanöelskammervalastes an der Albrechtstraße kündeten den Passanten die seltene Feier. Ein schöner, svnnenübergolöeter Dezembertag war dem ,reite beschielten, zu dem sich zum überhaupt ersten Male die Mitglieder sämtlicher fünf sächsischen Handelskammern versammelten. Wieder, wie vor zwei Zähren bei der Einweihung des neuen Handeiskammergebaudcs, präsentierten sich die vornehmen, aufs behaglichste eingerichteten Räume des Palastes im Schmucke kostbarer Blumenspenden. Von l-ll llbr an versammelten sich in den Wandel- güngcil und Parlonrs einige hundert Herren, Mitglieder der sächsischen Handelskammern und eine große Zahl von Ehrengästen. Man bemerkte u. a. die Handelskammer- Präsidenten Geheimen Kommerzienrat ' Haensel-Pirna, Kommerzienrat Gulden-Chemnitz, Geheimen Kommerzien rat Waentig-Zittau, Bankier Schmidt-Leipzig und Kommerzienrat Roessing-Plauen, ferner die Ltaatsminister v. Lciidewitz. Frhrn. v. Hansen, Grasen Vitzthum v. Eckstädt, Nagel und Beck, die Oberbürgermeister der Städte, in denen Handelskammern ihren Zitz habe», Beutler, Lturm. Külz, Titnich und Tehne, die Ministerialdirektoren Noscher, Lchclcher, Rumpelt, Heiuk. Schröder und Elicrich, den Ltaaioeisenöahziprändeiiieu llibricht, den früheren Dresdner Hgndelskgmmerprünüeutcn Geheimen Kommerzienrat Eotlenbnich, den Präsidenten der Geucralzolldirckion Geh.! Rat Hurtig, die Geheimen Regiernngsrätc Stadler und! Morgenstern, die Kreishanptieule der sächsischen Handels-! kammerbezirke v. Oppen, Lossow, v. Eraushaar, v, Bürge-! dorss und Fraueusteiu. den Präsidenten der Zweiten Stände-' kainmer Vogel, den stellvertretenden Direktor der Reichs-! bank v. Glasenavv, die Obervostdirektoren Sprauger- Tresden, Domizlafs-Leipzig und Richter-Chemnitz, de» Prä-! scheinen des Tenischen Handelskammertages ReichstaaSvräsi- dt»t Kaempf. »enrralsekretär »trselbe« Kär»t»schaft Soetber. den Vorsitzenden »et vertande« sächsische» Industrieller Kommerzienrat Lehmann, den ehemaligen Syndikus bet Dresdner Handelskammer, den achtzlgsährige» Herr» Renisch. Kurz vor N Uhr nahmen dir Herren ln dem mit einem erlesenen künstlerischen Geschmack ausgesratteten Altzungssaal Platz, durch dessen gemalte Glasfenster die Aonue ihr Helles Vicht ergoß. Es war el» sestllches Bild, die viele» angesehenen Vertreter der sächsische» Industrie. Name» von Klang und Ruf, im angeregten Gespräch mit ihre» Ehrengästen beisammen zu sehen. Hinter dem Redner pult erhob sich zwischen riesigen Gebinden weißer Chrysan themen dle Büste des Königs. Um >l Uhr kündeten Fa»- sarcn der im Garten aufgestrllten Kapelle die Ankunft Lr. Majestät des Königs, der, von den Handelskammer» präsldenle» geleite», ln Begleitung des Ministers, des Kämmerers y. Erlege»» und seiner Adtutanten den Saal betrat, in dem sich die Anwesenden von de» Plätzen erhoben Hanen. Nachdem die Klänge bet Fvlkunger-MarscheS ver klungen waren, wandte sich der Dresdner Handeltkammerprästdent Geheimer Ksmmerzien« rat Haensel vom Rednerpult aus an die Festvcrsaminlung Mit etwa folgende» Worten: „Ein seltener Tag iß heute den sächsischen Handelekammern erschienen, ei» Tag von votier Bedeutung, denn wir feiern in dieser weihevolle» Ltundc ihr Lbjähriges Besiehe». Euer Majestät Anwesenheit Holsen wir dahin deute» zu dllrfcn, daß Euer Majestät gnädig» Anteilnahme an der Entwicklung der sächsischen Handelskammern ihnen auch in Zukunft erhalten bleiben wird. Ich begrüße die Liaatominisicr, die Veiler und Vertreter hoher Staats. und ReichsbehSrdcn, di« tverbürgermetsier, di« Leiter und Vertreter wirtschaftlicher Korporationen, die un» die Ehr« geben, dem heutigen Wethcakte beizuwobncn. Mit dem Ausdruck ausrichttger Freude über Ihr Erscheinen verbinde ich den de» wärmsten Tankes siir da» den Handelskammer» in Ausübung ihrer gutachtlichen lätigkeit allezeit entgcgengebrachte Wohlwollen, mit dessen Erhaltung wir auch in Znkunst rechnen zu könne» glaube». Ich begrüße weiter die Mitglieder der sächsische» Han delskammern, die sich das erste Mal vereinigen, um ei» seltenes Jubelfest gemeinsam z» begeben. Alle erfüllt das ernst« Streben nach dem gleiche» Ziele: unser Wissen und Können «inzuicye» zur Wahrung und Förderung der uns a n ver trauten Interessen. Es ist heute, als ob ein goldener Kranz die sächsischen Handelskammern »mtchlükse, gebildet ans 5ä Blättern mit den Jahreszahlen 1staü bis IlNü, jede« Blatt die Geschichte eines Jahres enthaltend. Zn den verslossene» ist» Jahre» haben mächtige politische und wirischaltltchc Ereignisse ans die Ent faltung aller gewerblichen Arbeit, alles gewerblichen Lebend ein« gewirkt »nd damit sind auch den Handelskammern immer neue Ausgaben zugcwicscn worden. Sachsens Handel und Sachsens Industrie sind hoch angesehen, nicht nur in unserem engeren niid weiteren Vaterlandc, sondern überall, wo die Kultur ihre Ttütten nnischlägt und nach Anerkennung ringt. Ter sächsische Gewerbetleiß bat den Name» unseres Vaterlandes hinanSgeiragc» über das Weltmeer und seine Erzcugniisc erzählen dort von der Anteilige»',, der Tatkrait »nd dem Wcgemnt Euer Majestät Unter tanen. Alles aber, was erreicht worden ist, haben wir an erster Stelle der landesnäteriichcn Fürsorge unseres erlauchten Herricher. Hauses zu verdanken, Sei» unsere Herzen in aller Lachsenirenc entgegenichiagen, und diese Treue soll der Uniergrund auch der heutigen Festlctcr sein!" tBravvil Gleich darauf erhob sich Leine Majestät der König, der die Uniform seines Großen Hai» er Hlisaren-Rcgimcnts trug, lra: vor dns Rednerpult und stielt etwa folgende A»spräche: „Ten geehrten Milgticdcrn der Sächsischen HandelSkamniern spreche ich zu ihrem h.nligen schönen Jubiläum meine wärmsten Glückwünirhe ans. Tie lange Zeit von t>» Andre» hat ctue» beispiellosen Aufschwung in Handel »nd Industrie ge zeitigt. Seitdem durch de» große» beutich-sianzvsischeii Krieg die dcnticke Euibcii durch Gottes Fügung geschaiscn worden ist, ist uns ein 40>ährigcr unnnterbrochcncr Frieden belchicdc» gcivcseit, der aus Handel und Industrie nicht ohne Einslnst geblieben Ist. Ter Handel und die Industrie haben aber diese Zeit nicht unbe- »ützi vorübcrgehen lasten, sondern baden, gcsiüvi auf ein« starke Negierung, auch für die Arbeiter viel Gute» geschallen, um Ne vor Invalidität, Krankheit und Alter zu schütze». Es ist durch die Tätigkeit der in den Handelskammern znsammenaeschlostencn Herren ein Aufschwung erzielt worden, wie man vor SO und noch weniger vor SO Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Ich hotte, daß dieser Friede unS unter Leitung bcS Toutscht» Kaisers und geschützt und gestützt ans eine starke Armee und Ma- rtne erhalten bleiben wird. iBravoii ES ist unsere Pflicht, i n dieser ernsten Zeit nn» das kostbare Gut zu bewahren und eS nicht durch Unoiniakeii und Genußsucht zu zer stören, ans daß wir jederzeit bereit sind, K nt un d Blutetn- zuscvc n zum Wohle des Vaterlandes. tLebkalteS Bravoil Ich hotte, daß die Handelskammern ihre segensreiche Tätigkeit auch fürderhin entfalten werden." Tte erste Festrede hielt der Chemnitzer Handclskammcrpräsident Kommerzienrat Gulden. der die „Organisation »nd Tätigkeit der sächsischen Han delskammer» in den letzten 50 Jahren" zum Gegenstand seiner Betrachtungen gewählt halte. Nach einer Schilde rung der Hauptmomentc aus der Geschichte der sächsischen Handclökammern und ihrer bisherigen Wirksamkeit er läuterte der Redner die heutige Bedeutung der Kammern, die den maßgebenden Stellen in Reich und Staat einen außerordentlich umfänglichen Ltoss an Begutachtungen. Anregungen, Vorschlägen und Anträgen unterbreitet haben. Ihre Tätigkeit erstreckte sich auf Sic mannigfaltig sten Fragen aus allen Gebieten des Wirtschaftslebens, die mittelbar oder unmittelbar Handel und Industrie be rührten. Namentlich durch den politischen Zukammcn- s»lu» b,t drutscksn «olke» stnv dte Ausgaben der Handel,, kammern an Bekutuna ,rbebli» gewachsen. Infolge der Einigung Deutschlands machte sich auch in den wirtschaft lichen Vorgängen selbst ein größerer Zug bemerkbar. Dies lrbrt zum «etsplel ,tn «lick aus dte Statistik über die «usbreitnng der Industrie in Sachsen vor und nach der Entstehung de, Reiches. Gegen .'4 000, etwa siins sechstel aller heutigen Fabrikbetrteb« Lachsen-, sin» be zeichnenderweise erst nach Ik>7l entstanden, so daß man das Zeitalter des neuen Deutschen Reiche» auch sür Lachsen als ein solches stärkster Belebung tndiißriellcr Be tätigung anerkennen muß. Dt« Vtrwaltungsbesngniste der Handelskämmtrn sind in Sachsen geringer als im übrigen Deutschland. In einer Zeit aber, wo häufig bei staatlichen und städtischen Behörden ein erhöhtes Man kausmännischen «eiste» sür erforderlich erachtet und von der «taatsregterung selbst auf eine Vereinfachung der Staatsverwaltung mngearbtitet wird, sollte der Gedanke, sich dl» Handelskammern nock mehr als btsl, er nutz, dar z» machen und st« auch,» den Ausgabe» der mittel- baren Staatsverwaltung h,ranzuzteben. in Erwägung gezogen werden Zweifellos haben sie den Besäkn- gnngSnachmeis zur Wahrnehmung von Ausgaben der allgemeinen ZtaatSverwaltnng durch ihre bisherigen Arbeiten erbracht. Der Wolilsakrt de» deutsche» Volkes zu dienen, zum Gedeihen ihres Sachscnlandcs bcizu- tragen, bildet bas Streben der Handelskammern. Ter Gedanke an das gemeinschaftliche Zusammenwirken aller im Dienste der großen nationalen Interessen muß jeden Einzelnen beleben und erfüllen. TaS Bcwiißi- setn dieses allzeit regsamen nationalen Impulses erhebt auch diese Feierstunde zu besonderer Bedeutung »nd weist von neuem darauf hin. daß die Handelskammern sich be trachten müssen als ein Hort sür dir Wahrung nationaler Interessen und als Pslcgstätte eines idealen GemeinstnneS. Möge auch der henttge Anlaß ihnen als Ansporn dazu dienen, sür alle Zeiten ihre ganze Kraft einzuseven zur Ehre der durch sie vertretenen Kaufmannschaft und zum Rubine unseres Vaterlandes. iBravo'I Danach ergriff der Snndiku» der Handelskammer Planen Tr. Dietrich das Wort zur zweiten Festrede über „Tie wirtschastliche Entwicklnng Sachsen» innerhalb der letzten fünf Jahrzehnte". Ausgehend von dem Menzelschcn Bilde „TaS Cllcnwaizwcrk". eniwickcltc Redner die Voraussetzungen des '»-nskricllen Aufschwungs Deutschlands und Lachsen». Tie speziellen Bedingungen der Eniwickliing Lachscns sah Redner in seiner a c o a r a p l> i s ch c n Lage im Herzen Deutschlands, dem R eicht u m deS Landes an Roh- und Hjlisstvsse», sowie a» Wasserkräften »nd ferner in der außergewöhnlichen Fähigkeit und dem Flcißc der Bevölkerung. Besonders hcrvvrzuhcben sei die sächsische r c r t i l i n d n st r t e mlk ihre» mannigsachcn Erzeug nissen, die den Ruhm der sächsischen Industrie in alle Erd teile hinnustrügen. T^s belebende Element für die ge samte sächsische Induslrie und zugleich der größte Betrieb seien die Königlich Sächsischen StaatSeisenbalinen. Als Ergebnis dieser industriellen Entwicklnna zeige sich einmal eine gewaltige Vermehrung der Bevölkerung, die sich in Sachsen in den letzten 50 Jahren mehr als ver doppelt und jetzt säst die Zisser von 5 Millionen erreicht habe, dann aber eine vollständige NmbiId » n g der wirt- schastiiche» nnö sozialen Struktur dieser Bevölkerung. In erster Linie trete der Unternehmer hervor, dessen Verdienste um die moderne Entwicklung der Redner bcivn- dcrs »ervvrhob. Sodann warf er einen Blick aus die Arbeiter, deren Wohlstand gestiegen sei. deren Kümpse gegen die Unternehmer aber nicht ausbörc» würden. Im Grunde genommen aber gehörten Arbeiter und Unter nehmer zusa m m e n . »nd cs sei eine Verständigung wohl möglich in der Voraussetzung, daß die Arbeiter sich auf nationalen Boden stellten »nd dem Staate die Macht mittel nicht vorcntliieltcu. deren er zu seiner Eristenz be dürfe. Redner forderte aber vom Staate eine organisgw- rische Ausbildung der Schule zur Ermöglichung der Heraushebuna der Intelligenzen aus den untersten Ständen in die Oberschichten. Ter allgemeine Wohlstand s«! unzweifelhaft a e st i e a c n. auch die hngicniichen Vor aussetzungen des Lebens seien schärfer erkannt. Wesent lich sei »Niere jetzige Kultur aber beeinflußt von der durch aus veränderten S t e l l n n a b e r F r a n. die teils in das Erwerbsleben hineinaczogen, teils sür eine höhere Aus bildung des Intellektes freiaeworden lei. Auch andere Völker, so schloß der Redner, hätten sich kommerziell und Industriell weiter cnimickelt nnd der Wettkampf der Nationen werde sich noch schwieriger gestalten. Nach den Erfolgen, die Deutschlands und Sachsens Volkswirt- schaft tn den letzten 50 Jahren erreicht hätten, sei aber in freudiger Zuversicht z» hotten, daß das in sich gefestigte Deutsche Reich und innerhalb des Tenttchen Reiches dae Königreich Sackten ihren vollen Anteil haben wer den an der industriellen, intellektuellen und moralischen Eroberung der Erde, die uns die Welt bedeute. lLebhastcr Vcisall.j Ter stellvertretende Direktor der RcichSbank v. Glasc- na pp-Berlin eröfsnete dir Reihe der Beglückwünschungen. Er betonte, die sächsischen Handelskammern hätte» in mustergültiger Weise mitgcholfen, das industrielle Leben achicns auf seine bcmerkenSwcrle Höbe z» bebe». Ter er das Raimund-Theater in Wien: 1010 kehrte Ernst Gettkc wieder nach Deutschland zurück und übernahm das Hebbel- Theater, dem er den vielvcrheißenöen Namen „Modernes Theater" gab. Aber nur ein Jahr lang wirkte er hier: schwere Erkrankungen zwangen ihn, die Direktion nieder- zulegen. Gettke war Mitglied des Deutschen Bühncnver- eius. Noch im vorigen Jahre war es ihm vergönnt, sein 5üjähriges Bühueniuhttäum zu setern. Neben seiner künst- lerischeit Tätigkeit hat er sich um die Entwicklnng der Ge nossenschaft Deutscher Bühuenaiigehüriger, zu deren Grün der» er gehörte, Verdienste erworben. Die zulunstsgeftaltung einer Großstadt lautete das Thema, das am Mittwoch abend Herr Geh. Hosral Pros. Dr.-I»g. G n r l i t t vor dicht gefülltem Küustlerhaiiosnalc tu einem längeren, sehr interessanten Vorträge behandelte. Unter den Erschienene» befanden sich eine größere Anzahl Vertreter beider städtischen Kollegien, an der Spitze Herr Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. 'Beutler und Stadlbaurat Pros. Erlwcin, ferner hohe Miuistcrialbeamtc. der Krcishauptmann und andere Ver treter der königlichen Behörden. Mitglieder der Stände- tcnnmern. Vertreter der Handels- und Gewerbekammern lind der Gemeindeverwaltungen aus der Umgebung, der Technischen Hochschule, sowie endlich zahlreiche Ingenieure und Archiktcn. Nach Begrüßung der Versammelten durch den Vorsitzenden des Sächsische» Ingenieur- und Archi- tckten-Verctns. Herrn Oberregterungsrat Michael. ^ führte Herr Geh. Hosrat Prof. Tr. G » r l t t t zu seinem Thema u. a. aus: Zunächst müsse er eine Enttäuschung be reiten. denn er werde nicht über die Entwicklung Dres dens. soirdern Düsseldorfs sprechen. Diese Stabt habe unlängst einen großen Wettbewerb ausgeschrieben kür Sie Gestaltung von Groß-Düß'eldors. Redner ging zunächst auf die Entwicklungsgeschichte der Stadt et» und bemerkte, es zeige sich tn jenem Gebiete der rheinisch-westsälischen Schwerindustrie eine Anhäufung von Menschen, die darauf Hinweise, daß dieses Gebiet, dessen Zentrum Düsseldorf sei. zuerst die großen Ausgaben zu lösen habe, die unseren jGroßstädten Levorstehen. Daß eine solche Stadt klug tue, nsu. überlegen, wie sich die Verhältnisse in 40 bis 50 Jahren gestalten würden, zeige das warnende Beispiel von Berlin, da» cs nicht verstanden habe, zur rechten Zelt die Vororts gemeinden zu inkorporieren. Düsseldorf besitze schon jetzt bet etwa MOOlXi Einwohnern eine Grundfläche von N 000 Hektar, während Dresden mit 560 000 Einwohnern nur 6800 Hektar aufweisc. In kurzer Zeit werde es doppelt so viel Grundfläche wie Berlin haben. Redner ging dann auf das Preisausschreiben Düsseldorfs ein. Man habe tn weiser Fürsorge die hohen Kosten nicht gescheut, um Auf schluß zu bekommen, wie dte Sachverständigen sich die Ent wicklung der Stadt denken, und um die großen Kragen in die weitesten Kreise der Bevölkerung hineinzulragen. Unter den zu lösenden Fragen sei die der künftigen E t s e n b a h n v e r k e h r s v e r h ä l t » i s s e eine der wichtig sten. Ein solches Projekt könne nicht durch einen einzelnen acnialenMenschen gelöst werden,sondernnur durch sorgfältige gemeinsame Arbeit des Städtebauers mit dem Vcrkehrs- ingenieur unter Fühlungnahme mit den maßgebenden Be hörden und dessen, was diese für erreichbar »nö uncrretch- bar halten. Man sei allgemein der Meinung, daß unsere Eisenbahnen nicht imstande seien, ans die Dauer den Per sonenverkehr allein zu übernehmen, sondern daß ihnen eine Konkurrenz entstehen müsse durch elektrische Fernbahnen. Mit den bestehenden Straßenbahnen aber könne man die elektrischen Fernbahnen nicht in Verbin dung bringen, sic müßten ihre eigenen Linien haben. Auch die Beschaffung van Autostraßen empfehle sich, um den Güterverkehr zu regeln »nd zu be- schleunigen. Die alten Landstraßen genügten für diesen Verkehr nicht mehr. Die Bestrebungen, Arbeiter. Wohnungen in die Nähe der Fabriken zu legen, würden immer mehr verschwinden, man werde solche weiter hinaus bauen müssen. Die Aufteilung deS Gelände- müsse nach verschiedenen Bauklassen erfolgen. Sei dieses Gelände tn den Händen vieler einzelner Gemeinden, so werde deren berechtigter Egoismus dahin führen, baß sie die Aufteiluna nach ihre» besonderen Wünschen rinrichten. Das aber sei der Entiüickluna der modernen Großstadt höchst hinderlich. Redner erläuterte seine Worte durch verschie dene Lichtbilder. Aus dem einen Bilde zeiatc er. baß Dresden, wenn es die Grundfläche Düsseldorfs haben wollte, seine Grenzen bis Weißer Hirsch. Klotzsche nnd die BabiSnauer Pappel auSdehnen müßte. Bet Gelegenheit der Besprechung eines anderen Bildes, das die künftige Ge- staltnna der Rheinnfcr zeigte, wandte er sich persönlich au Professor Erlwcin und bemerkte mit Bezug auf dessen Be streben, de» Einblick in die Stadt vttcn zu lassen, daß cS unter Umständen viel richtiger sei, einen unschönen Ein blick durch eine künstlerische Kulisse zu verdecken. Redner schloß: Es handelt sich hierbei nicht »m die Erfüllung augen blicklicher Aufgaben, und die Ausführung dieser Gedanke» wird u ngcheure Ko st e n verursachen. Man wird auch in Düsscldvrf kaum einen verschwindenden Teil dieser Ge danken verwirklichen. Aber man hat sich darüber klar werden wollen, was eine Großstadt in Zukunft bedarf, »nd ist sich klar geworden, baß es vor allem eines klaren Blickes tn dte Zukunft bedarf. Man darf sich nicht damit ausrebcn wollen, daß man von der Entwicklung der Großstadt überrascht worden sei. Wir wissen, daß, wenn nicht großes Unglück über das Deutsche Reich hcreinbricht, sich die gegenwärtige Entwicklung tn derselben, ja vielleicht in potenzierter Weise sortseven wird. Darum müssen wir unseren Söhnen wenigstens «in Gelände überlaßen, wo sich nichts befindet, was die Ausführung großer Gedanken stökt oder gar verhindert. Das ist aber mit der Planung im einzelnen »nd wo jede Vorortsgemcinde ihre» Be bauungsplan selbständia autttcllt, nicht möglich, linier sächsisches Gesetz gestattet zu diesem Zwecke die Schaffung von Z w c ck v e r b ä n d c n. Es ist ausgeschlossen, daß wir zu einer wirkliche» Klarheit über die Zukunft der Groß städte kommen, solange wir nicht eine zentralisierte Behörde haben, die über die gesamten Pläne der Groß stadt und ihrer umliegenden Gemeinden wacht. Es handelt sich bei diesen Fragen nicht nur um einzelne Gemeinden und Bevvlkernngskreise. sondern um baS Wohl »nd Wehe der ganzen Nation. Auch für Dresden müssen wir uns klar werden, waS dt« nächsten Jahrzehnte von nnS fordern nnd müssen von unseren Behörden verlanaen. daß sic den allerdings kostspieligen und schwierigen Arbeiten mit icstem Blick, ruhiger Entschlossenheit und mit dem guten Willen, das Große zu leisten, entgegentreten. — Der Redner wurde für seine höchst interessanten und lichtvollen Ausführungen, die vor allem auch die vollste Billigung des Herrn Ober- bürgermeister» zu finden schienen, mit lebhaftem Beifall ansgczclchnet.
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