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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187912182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18791218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18791218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-12
- Tag1879-12-18
- Monat1879-12
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1879
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stände besteh« in der über»»- aertoge» Breite der Irottoirs in der Coloauadeustraße, welch« auf leder Seite vur 80 Ceutimrter betrage, fv baß absolul aus de« Trottoir Niemand de« Anderen aasweichen könne. Die ganze Straße sei 6 Meter 7» Eeutimtter breit, »nd wenn ans jeder Seit« aas Trottoir ans 1 Meter, wie das z. B. im Thomasgvßche» der Fall sei, verbreitert werde, so würden immer noch für dev Fährverkehr 5 Allen Breite übrig b'eibeu. eine Breite, die bei vor« sichtigem Fahren gestatte, daß zwei Geschirre an einander vorüber fahren können. Die Verbretterung der Trottoirs »« je 20 Centi- «enter werde genügen, »m da- Ausweiche« zweier sich begegnenden Passanten zn ermöglichen. Der gegenwärtige Zustand der Fahrbahn in der Lolon- aadenstraße sei dadurch, daß die Straße in der Mitte beträchtlich gewölbt »nd nach beiden Seiten abschüssig autgrführt ist, gerade;» gefährlich, denn die einander «»-weichenden Wagen kämen in eine schiefe Lage »nd ragten dann weit ans das Trottoir hinürer. A»s diesem Gründe werde e- sich empfehlen, in einer etwa an den Rath z» richten« dev Eingabe mit darum z» bitten, daß die Fahr« bahn gerade gelegt »nd mit volsirten Steinen ge pflastert werde. Ein Unglück könne sich in Folge des angedenteten Uebelstände- jeden Tag ereignen, »ad es sei bester, diese Möglichkeit von vornherein z» verhüten. Herr Flelschermeistcr Laue befürwortete eben falls »ringend die Verbreiterung der Fußwege in der Colonnadenstraße »nd bestätigte in allen Stücken die Angaben de- Vorredner-. Radikale Abh ilfe werde freilich n»r z» hoffen sein, wenn sich e.nmal eine größere Gesellschaft, wie die Immobilien« Gesellschaft, an die vollständige ver- ä»der«vg der Colonnadenstraße mache. Nachdem a»ch die anderen Redner sich durchweg im Sinne de- Referenten ausgesprochen »nd von «ine» der selben der Zusatzautrag gestellt worden, es möge der Rath noch der Verbreiterung der Trottoirs den Fährverkehr durch die Colonnadenstraße n«r nach einer Richt»ng hin, in gleicher Weise, wie da- im ThomaSgäßchen der Fall ist, gestatten, ge nehmigte die Versammlung folgenden combinirten Antrag, an den Rath da- Gesuch >u richten, derselbe wolle Veranstaltung treffen, daß der Fahrweg in der Lolonnadenüraße seiner jetzigen gewö.btrn Gestalt entkleidet und mit bossitten Steinen ge- pflastert, di« Trottoir- auf berden Seilen um vo Lenlimrter verbreitert, der Fährverkehr nur nach einer Richtung bin gestattet und da- be treffende Verbot für Jedermann leicht ersichtlich angebracht werde. Bon Herrn Fiedler wurde übrigens mit Dank anerkannt, daß die städtische Behörde insofern der Colonnadenstraße ihre Fürsorge zu Theil werden laste, als sie schnell bei der Hand lei, dort die Schnee- »nd Schmutzhausen zu beseitige». Der zweite Gegenstand der Tagesordnung be tras d»e Uebelstände der Frankfurter Straße. Man fand dieselben zunächst in dem gänzlichen Mangel einer Beleuchtung bei Nacht auf dem äußeren Theile der Straße, vom Thorhause bi- zum Kuhthurm, begründet. Dieser Mangel habe eine bedauerliche Unsicherheit der Verkehrszuflände nach etvtrrtender Dunkel heit erzeugt, und erst ganz neuerdings sei, begünstigt durch den Mangel an Beleuchtung, ein Raubavfall au jener Stelle vorgekomme?. Bon den ver schiedenen Rednern, den Herren Fiedler, Winkler, Beul-Hausen, Körner:c., wurde ferner ver außerordentlich starke Fußgängerverkehr ans der äußeren Frankfurter Straße, welcher dringend die Beleuchtung wüvscheuswerth mache, hetont »nd dara»f htngewieseu, daß durch die Verlegung des Trmtttirten-Hause- in die vormalige RathSziegelri die Uebelstände in Bezug ouf die Sicherheit de- Verkehr- wesentliche Verstärkung erhalten. Herr Töpfer glaubte von der Er richtung einer Pferdebahulinte von Leipzig nach Linvenau eine Besserung der gedachten Zustände erwarten zu sollen. Die Versammlung genehmigte schließlich den Antrag, daß der Rath gebeten werden möge, für die Beleuchtung de- Tratte- der äußeren Frankfurter Straße, gleichviel, womit die Beleuchtung geschieht, Sorge tragen z» wollen. Ern zweiter Uebelstaud der Frabkfurter Straße, für dessen Beseitigung alle Redner eiutraten, ist da- Nichtvorhandeusein von Trottoirs läags der großen Funkenburg »nd der übrigen Grundstücke de- Herrn Prof. vr. Frege. Man betonte, »icht eiasehea zu können, war»« diese« Grund stücksbesitzer eftw Ausnahme von der gesetzlichen Bestimm,«« zu Thetl werde» solle, und »«zeichnete es als dringend notwendig, daß Herrn Frege vom Rath« zwaag-wnse aufgegeben werde, längs seiner Grundstücke Trottoirs zu legen. Die örtlichen Schwierigkeiten seien durch«»- nicht vo» solcher Art. daß dadurch die Legung der Trottoirs unmöglich gemacht werde. Loa eine« Redner wurde übrigen- aufmerksam gemacht, daß der Westvorstädlische Vezirk-verem sich schon vor mehreren Jahren mit derselben Angelegenheit besaßt habe, daß «an damal- aber von weiterer Verfolgung Abstand genommen, da mitgetheilt worden s«, daß der Rath in Unterhandlungen mit Herrn Professor Frege stehe. Die Versammlung beschloß, vunmehr beim Rathe die Angelegenheit in Erinnerung zu bringen und denselben zu ersu chen, Herrn Frege eine Zwang-auflage zu-eheu zu lasten. Ein weiteres, an den Rath zu richten de- Gesuch soll sich dahin erstrecken, daß der Ran städter Steinweg und die Frankfurter Straße, jede Straße für sich, mit sortlavfenden Haus- nummern versehen werden. Nachdem hiernach die Tagesordnung erschöpft war. wurde die Versammlung geschloffen. MM. Füllst-» Ellterpe-Eoncert. Lettztts. 17. Decen.ber. Unsere einheimischen Opeenkrält« finden eiaentlich im Sor.c«r»wesen recht selten Verweneung. Wie oft haben früher Namen wie Pelchka-Lrutner, Ontzschbach, Gura. Ehrte re. aus den Eoncertprogrammen gestanden; beute will mal vo« Theater, scheint es, nicht viel wissen. Die Qualität der Leistungen mag dabei wohl nicht immer das allein Maßgebende sein, denn daß unsere vübne auch gegenwärtig roch Kräfte besitzt, deren sich kein Soncertinftitut zu schämen braucht, das hat da- gestrig« Euterpeconcert »ur Genüge bewiesen und da- Euterpe- publicum ist bezügl. de, Solisten nicht weniger wählerisch als dasjenige derEewar.dhau-eoncrrle. Frl. Antonie Schrei der fand mit dem Bortrage eurer Arie von Mozart, noch mehr aber mit vier Liedern von Ruoinftein, Franz, Metzdorff und Schu mann erne geradezu enthufiasusche Ausnahme. Sie wurde bei ihrem zweiten Auftreten mit Applaus em pfangen und schließlich derart mit Verfall über- schultet, daß sie sich zu einer Zugabe veranlaßt sah (FühllN^Slled von Eounod ) Die Kritik kann üb-r rhre Leistungen nur im günstigsten Sinne urlhellrn. Wurden tn der Arie die Coloraturen mit der größten Sauberkeit auSqr- führt, so trat sowohl hier schon al- vlrlmehr noch rn den Liedern ein so warmes, dabei aber von llrber- treibung durchaus freie- Gefühlsleben zu Tage, daß di« Wirkung dlfielden fickirr nicht auSgrbliedcn sei-, kürde, selbst wenn dat Organ der geichätzten Län< penn weniger sympathisch wäre, al- eS in d.r Tytt rft. Frl. Schreiber darf sich erne- Erfolges rühmen, wie rhn in der Euterpe nur die aukgezcichiretft.n Künstlerinnen gefunden. Eie »ur Mitwirkung ver anlaßt zu haben, war demnach rin glücklich»« Griff von der Direction der Eutnpeconcerle, welche sich dadurch veranlaßt sehen möge, auch später »uwe len daran zu denken, daß da- Eule oft näher zu finden ,S als man glaubt.*) Neben Frl. Schreiber bat sich Frl. Dora Echirmacher au- Liverpool, welch« Leipzig gleich falls mit einigem Rech:« zu den Eeinigen rechnen darf (die Lame war zuletzt Schülerin de- königlichen Conservatorium-), mit vollen Ehren behauptet. Sie spielte ein Loncert vonLaverEcharwenka, einem tüchtigen jüngeren Tonletzer, der sich in seiner Top- peleigensch^ft al- PianofortevrrtuoS und Compomst für sein Instrument bereit- einen sehr vortheilhasten Namen erworben hat. Daß Eckaiwevka im besagten Eoncertr l 8 moll) am meistenLtSzt schenEinfl ßerk- nnen laßt, darin liegt ersten-, daß da- Werk nicht so leicht zugänglich ist, und zw.iten-, daß die Ausführung deff.ldrn einen sogenannten „starken" Spieler er- berscht. Männliche Kraft erfordert brsonrerS der heroisch« Charakter des ersten und letzten Satze-, da- duftige Scherzo dagegen kann eine »allere Hand s. hc »obl »ertragen. Die Art und Wnse nun, wie sich Frl. Echirmacher mit dem Loncert abgrfunden, nüthigt entschieden Resprct ab, sowrhl vor ihrem technischen Können, al- besonder- auch vor ihrer AnSLauer. Man wird Loneerte wie diese- immer lieber von einem Künstler au-führen sehen, al- von einer Künstlerin, durchaus anerkenmnSwerth aber ist es, wenn »ine Dame irz solchem Grade Begei sterung zn erwecken vermag, wie Frl. Echirmacher. durch deren Darstellung sich da- Werk sicher manchen Freund erworben hat. Muß der mit dem Eoncerte errungen« schöne Erfolg um so höher angeschlagen werden, al- die Künstlerin auf Lherlnahm« an der Sache von vornherein nicht zu rechnen hatte, so be> fand sie sich in gedeckterer Stellung mit rhren Solo stücken (Mendelssohn, Lied ohne Worte tn »lewsll, Chopin, Etüde in 6i»moII und Walzer vp 4L), auf deren oft erprobt« Zugkraft sich zuwrilen auch wenig» tüchtige Virtuosen verlassen. Fr!. Echirmacher erzielte mit derselben einen durch- schlagenden Erfolg und sah sich in der ehrendsten Weise ausgezeichnet. In der That dürften wenig jünger« Pianistinnen in der Lage sein, sich mit Frl. Schumacher vergleichen zu können, deren technische Lurchbrloung makellos ist, di« aber auch bereits so unzweideutige Beweise selbstständigen musikalischen Handeln- erbracht hat. daß man mit R.cht große Erwartungen auf b»S Talent der Dame setzt. Glanzvoll ««schlagen hat sich diesmal auch ta- Orchester. Al- gelte e- eine Scharte au-zuwetzen, so standen die Mitglieder desselben Mann für Mann, ein Jeder mit Anspannung aller Kräfte auf die Durchführung seiner Aufgabe bedacht. Ich Hab« vom Euterpeorchester selten eine vollendetere Leistung ge hört al- gestern die reizvoll« volkmann'sche Fest« ouverture, die mit wahrem Feuer gegeben wurde. Merkwürdig glücklich von Statten ging aber auch die Betthoveu'sche Owoll-Evmphonie. Ich erinnere mich, bei der letzten Aufführung d»S Werke- die schlechte Stimmung der Holzinstruvunie beklagt zu haben, die sich besonder- i« langsamen Satze bemerkbar macht«. Diesmal war davon kaum noch ein« Spur zu finden! Slarineiten, Flöten und Hoborn ließen vielmehr unter einander da- beste Einvernehmen erkennen, nur die Fagotte wollte hier und da noch die Harmonie stören, und mit welchem Feuer gingen i« Trio de- Scherzo die BLfsr in da- Zeug! Di« aanz« Aufführung war von echt künstlerischem Geiste belerlt und gereicht al- vorzüglich dem Euterpe- sichest« »nd seinuu Dirigenten Herrn Ccpevm.ifter Treiber,u» höchste« Ehre. Mit Glanz ist dre erste Hälft« der Saison »u Ende geführt worden. Möge un- die »weite nicht uwniger glücklich wieder zu« sammenführen! Morttz Vogel. Lirola-Ltzeiter. Leipzig, 16. December. „Laßt die Kindlein »u mir kcmmen', sagt bas Theater io der So; bien- straße, welche- da- E. Görner'sche Weihnachls- stlck: „Klein Dänmling. Rapunzel mit dem langen Haar «nd Prinz Riquet mit de« Schopf" gestern zn» ersten Male in Scene gehen ließ Ja der That hekamen die Kleinen in °iesem Mäichevragout mit dem langgrstrickien Titel viel zu sehen, nicht hlos die ganze Geschichte vom D-iumltng. die Wanderung durch den Wald, die grausen Scenen beim Menschenfresser, den k ck-n Raub der Siebenmeiler-stieseln, welche der kleine Tom Pouc« d,- Märchen- dem Schlächter a»-zt,bt, sondern auch allerlei Hos- und KcogS- acttonm im Offenbach'lchen Stil »nd sie *) Sehr wahr; mebrfach haben wir darauf hinge wiesen. baß Fil. Schreiber al- KünstlSrin wet höher zu schätzen ist, al- manche der im Gewandhaus ausgetretenen Hosopernsängerinnen. Dir Redactton. rührend« Rebe de- Aschenbrödels Rapunzel zu de« häßlichen Prinzen Riguet, der an ihrem lange» Haar sich durchs Fenner in ihr Burgver ließ schwingt und dann mit ihr auf geisterhaftem Schimmel von dannen sprengt. Wie Prinz R quet zulrtzt durch die Wichtelmännchen der guten Fee seine garstige Nase und feinen chinesisch brschopften Kahlkopf verliert und wieder ein schöner Prinz wird, sowie auch Fräulein Rapunzel die Freundlichkeit hat, sich tu eine Prinzessin zu ver wandeln: das Alles mit tiefer Rührung zu ge- nießen, ist den Kleinen Vorbehalten, welche noch dazu diesen Märchenzauber garz umsonst haben. Sie werden mit Herrn C Görner nicht allzu streng ins Gericht gehen, kriue Vergleiche zwischen „Aschenbrödel" »nd dem neuen Bühnenmärchen machen, »ha nicht darüber zur Rede stellen, daß er in sehr äußerlicher Weise diese Bilderbogen aus deutschen Märchen zusammen geklebt hat, baß die Berbindung-säden so dünn wie möglich sind, ihm nicht vorwerfen, daß dem Stück j-ne Einheit fehlt, wie sie „Ascher.br örel" »nd „Doirnörchen" de- sitzen, und daß die Offenbachiade de- hrrumtanzen- deu Psauenhofk-, diese ganze carik rte Hosäfferei den Emdrrck der schlichten deutschen Märchen etwas verfälscht; sie werden kommen, sehen — und besiegt werden durch die Fülle der rasch wichseln- den scemschen Bilder und rte geschmackvolle veco- ratrv« Au-stattung, welche die Direction diesem Weihnachtsmärchen hat zu Theil werden lassen. Die kleine Rapunzel ist lyrischer, als ihr Name verwulhen läßt, und ihre Herzev-rrgüfle in Versen hl.den mit ihren Haaren die große Länge gemrin. Fräul. Massen fpielle sie, bcsoneeiS in allen Stellen, wo sie afchenb, ödelt, mit großer Innigkeit. Herr Eggeling fand sich mit dem verzauberten Prinzen Riquet ganz gut ab; eS ist kein Ver gnügen. mit einer so häßlichen Ma-ke Liebe-scenen zu spielen; einen schlechten Geschmcck hat die kleine Rapunzel doch, die mehr auf da- Herz sieht al- auf die Nase »ud den Schcpf. Die dritte Hauptrolle, der kleine Däumlmg, wurde von ihrer Trägerin in Freud «ud L id mit loben-werther Au-bauer vurchgesührt; erne gri ßere Lection hat wohl selten ein kleiner Bühner künflier herzusagen; immer blieb der liebenswürdige Ki.irpS frisch «nd munter und ließ nirgend- allzu intime BezuHungen mit dem Souffleurkasten merken. Seine sechs Brüder unterstützten ihn topser; man hat Mitleid mit den armen Kleinen. Dagegen lasten die sieben Töchter de- Menschen fresser- mit den goldpapierenen Kronen sehr kalt, »nd doch wird ihnen das grauenhafte Loos zu Theil, vom rigenrn Vater abgeschlachtet zu werden. Der alberne Beherrscher de- Psauenlai de-, Herzog Schnabel, »nd seine um einige Centimeler kürzere Grmahlm Mella werden von Herrn Wallner und Fra« Pfeil so grotesk wte möglich bärge- st.llt. Stullerine, die Tochter de- König- vom Fasanenb«:ge, findet nicht hinlänglich G lrgrnheit, zu beweisen, daß sie rin Recht hat, in die Familie de- Herzogs Schnabel zu heirathrn, ein Recht, da- sich auf ihren Mangel an Ingenium stützt, doch die wenigen Züge, welche darauf hindeutev, wurden von Fräuu Lorm ganz pikant hervorge hoben. Wrr wollen hier kein Register der Hof- chargen beider Reiche, kein Staalsadreßbuch mil theilen, sondern nur erwähnen, daß dre Herren Kallmann, Röficke, von Ernest, May, Klotz und Frl. Mageuer ihre Aemter mit komischer Würde bekleideten »nd dabei von den stummen Würdenträgern gur unterstützt wurden; namentlich war der General Hauihrrdurch des Herr» Klotz ein echter miles glorios,». Die Dorfgrschrchte war durch den rercyen Bauer Filz und Sohn, durch den armen Holzhauer Martin und seine Frau vertreten. Herr Erdmann »nd Herr Jdali brachten den stolzen und unbarm herzigen Bauer eben so gut zur Aaschauurz wie Herr Schäfer »nd Frl. Jagemann das verzweifelte Tagelöhuerpaar. Namentlich fand die letztere einige ergreifende Accente, die aa- Tragrsche strerften. Der Ogre d, - Herrn Richter war rin grotesker Märchenheld, er aß und trank »ud schnarchte im großen Stil, seine mrldgesim.re Hcmhälterrn wurde von Frl. Kühn entsprechend dargej eüt. Für die Welt der Wunder mußte die Bühne selbst da- Meiste thurr: die Dcooialioaen waren charaklertstrsch, besonder- die Gartendecoration mit dem Throne des Pfaueaköaigs; die ganze Aus stattung war mu uuo geschmackvoll. Am meisten gtfiel die glänzende Schlußdecoration, die Glorie ver Apotheose, aber au« da- mugnrsisch be leuchtete Brld, die Entführung zu Roß, mußte mehrfach wiedererscheineo. Herricherranen m brestm Reiche des Zauber- waren die beiden Kien, die gute und böse, die natürlich auf sehr gcspanntem Fuße miteinander stehen »od sich pegrnlerlig die Wahrheit sagen, wte Marie »rd Elisabeth im Garten von Fotheringhvy-Schloß. Die »»scheinbare graue Fra« wurde von Frl. Kühle mit so vielem rhetorischen Schwung g spielt, als die Verse Gör- ner's irgend gestatteten. Man we ß lange nicht »echt, ob sie wirklich eine gute Fee rst; sie ist etna- streng in ihrem pädagogischen Versah,,n. Eist als sie durch ein wunderbare- Ealdua.ung-mittel den Prinzen Riquet von feinem Schopf befreit und durch ein ebenso wunderbares Haarwuchsmittel ihm eine Frisur augezaubert hat, wie sie jedem Wach-modell 'tm Fnstrladen zur Zierde gereich-n würde: erst da Überzeugt »au sich, daß sie eS «rt den Herzen und Köpfen der Menschen wirklich gut meint. Fee Baläne aber au- dem Hofstaate de- Teufel-sohne- Merlin wurde von Frl. Gröger mit einer Eleganz au-gestattek. welche bewies, daß eS bei den vachlgeborenen Geistern ganz angenehm und sashionadrl hcrgeht. Auch gönnt diese Fee Baläne ihrer Gegnerin stet- daS letzte Wort und hilft sich damit, baß sie so rasch wie möglich in der Versenkung serichwrndet. Bei den nächsten Ausführungen de- Märchen- wird wohl Alle- noch bester klappen und rascher ineinander greisen, denn di« Vorstellung war gestern eine ganz« Stunde später zu Lade, al- es der Zettel anzeigte. Rudolf von Gottfchalb Vermischter. — verschiedene kleine, aber immerhin sSr da- Publicum wichtige »nd wissenswerthe Neuerun gen m den postalischen Bestimmungen treten vom 1. Januar 188s ab in Kraft. Post karten, Drucksachen »ud Waarenproben, welche au- irgend einem Grunde von der Beförderung au-geschlosten werden wüsten, werden al- unbestell bar behandelt. — Die Verse»-»« solcher ge druckter Karten, mit welchen Formmar« zr. Postkarten zur Antwort verbunden find, ist nur bann gegen Drucksacheutaxe gestattet, wenn die Antwort-karte ohne Postwerthzeichen ist. — Die Herstellung von Postanweisung«sormularer rst dem Publicum nicht gestattet, wohl aber dürfen von oer Post bezogene derartige Formulare nachträg lich auf dem Adreßraumc und dem Abschnitte dediuckt werden. — Die Zurückforderung von Post sendungen ist zulässig sür gewöhnliche uuo ein geschriebne B-irse »no Briefe mit Werthangabe nach: Oksterrrich Ungarn, Niederlande, Rußland Belgien, Dänemark. Schweden. Norwegen, Schweiz. Frankreich, Rumänien, Portugal, Argentinische Republik, Britisch-Intien, Aegypten und Peru Nur für eingeschriebene »ad We.thbriese ist die Zrnückfordelung zulässig in Italien und Perfirn, uderHaupt unzulässig dagegen in Griechenland, Großbritannien. Serbien, Spanien, Türkei »ud Amerika. Packete mit und ohne Werthangabt köcuen zurückgesordert werden im Verkehr mit Belgien, Dänemark. Oesterreich-Ungarn, Rußland, Schweden »nd Schweiz. Bei derart zurückoer langt, n Sendungen ist da- Porto für Hin- uud Rückweg zu bezahlen. — Die Laudbriesträger bestellen rn Zukunft Werthbriefe biS 400 Mark (jetzt nur bis 150 Mark). — Gehören mehrere Packele za einer Beglertadresse »nd nimmt der Empfänger nur einen Theil der Pocket« an, sc- kann bei genö-ulichen Pccktten diese Aushändigung sofort erfolge, ; Werthpacktte dagegen werden zur Postanstalt zurückgeliefert uud Hot der Empfänger hier gegen Ausstellung besonderer Ablieferung-- scheine die auSaewühltrn Packele abzuholen. — Die Gerichtsvollzieher haben auf unentgeltliche Stundung der Portobeträge sür ihre Dteustsen- düngen keinen Anspruch. — Postlagernde Päckerei- seutungen nach oder au- Oesterreich-Ungarn blei- den nur 2 (nicht mehr 3) Monate lagern. — Bei einer Prüfung Einjährig-Frei williger in Karl-ruhe wurde ein junger Mann gefragt, wa- er über die Entdeckung Amerika- sagen wisse. Er antwortete, daß e« de» Papstr PiuS IX. gelungen sei. dt« unfehlbaren Beweise betzubringen, daß Christoph EvlumbnS. getrieben von sciner kirchengläubiarn Begeisterung, einen kürzeren Weg zu de« heiligen Grab« auszufinven, diese Länder für die Kirche erobern, ihr Seelen und Sä ätze gewinnen wollte, aber auf dieser Reise zufällig Amerika entdeckt habe. Der Exa- mi: ator, sehr verblüfft ob dieser Antwort, fragte den jungen Mann, wo er diesen Unsinn her habe Dieser erwiderte ganz unbefangen: „Da- fei zu lesen tm (ultramontauev) „Badischen Beobachter"' 1879, Nr. 222." Allgemeine Ueberrakchung. Man schlägt den „Beobachter" nach »nd siehe da, der jenge Mann hatte e- da gelesen, denn genau da- stand darin. Jetzt b,gr ff man, warum die Parte? drS „Beobachters" Nicht* von Staatsfchule wisse» will — weil der Glaub« an die CaplamsWeisheit »nd die gesunde Vernunft nicht zusammen «es einer Bank ftz-n dürfen. ES ist ein belgische- Wochenblatt, dem der „Beobachter" die Entdeckung über Columbus entnahm, mit dessen Seligkeit*^ sprechungSproceß «an bekanntlich rn Rom beschäf tigt ist. — In Osterode am Harz haben sich neulich die thörichten Jungfrauen, deren Lampe nicht brannte, als der Bräutigam kam, in Cantor und Küster verwandelt. Bräutigam »nd Braut waren da und standen vor dem Altäre und der GeisliLe war auL da »ud hielt eine sehr erbau liche Traurede; als aber das Amen gesprochen war «nd die Orgel ein fallen »nd den Choral be- gltiten sollte, dltebs tosten still; denn der Cantor war aus seiner Orgelbau! rtugeschlafen und nicht zu ermuntern. Da ries der Geistliche den Küster; über auch düser schlief den Schlaf de- Gerechten. Nun verließ der Geistliche den Altar. »« dan Kister, der in der Nähe saß, zu rmckeu. Der fuhr auf, hörte schlaftrunken nur die Wort«: Wrck n Sic den Organisten! und lies sott in die Wohnung »«jseiben. E- Hais nicht-, der geistliche Herr moß.e selbst auf den Chor fingen und dv» Organisten an- Morpheus' Armen rnßeo, damit d-r Schlußchoral gesungen werdrn konnte Me OiphouS hat er nicht gespielt; denn er koaute licht einmal da- Lachen der Zuhörer bezähme». — Am 2. Januar 1882 wird die Universität Würzburg daS 300jährige Jubiläum ihre- Be stehen- feiern. Al- Beitrag zu den Koste» der Jubiläumsfeier batte die bayerische Staatsregie rung im Budget de- königl. Cultu-ministeriumö 40.000 Mark postulirt. Der Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer berieth über dieses Postulat, daß vom Staat-minister v. Lutz, vom Mintsterial- lath von Lölk und von den Abgg. v. Echauß. C'ämer und vr. Frankenburger in eingehendster Weise verlheidigt wurde: die Herren vo» der dichten, die i« Ausschüsse mit «ner Stimme die Mehrheit haben, lehnten aber da- Postulat, selbst nachdem dasselbe von liberaler Seite auf die Hälfte reducirt war, ab — ein Beschluß, der sicherlich in den weitesten Kreisen nicht geringe- Aussehen er- erregen wird. Ob die Kammer diesem AuSschvß- brschlusse beistimmrn wird, dürfte denn doch »och abzuwarteu sein.
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