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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.01.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130104022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913010402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913010402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-01
- Tag1913-01-04
- Monat1913-01
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Neueste Drahtmelduugeu vom 3. Januar. > - . . Der Kaiser Lei« Kanzler. Berli« sPriv.-Tel.s Der Kaiser stattete heute früh »cm Reichskanzler sofort »ach besser? Rückkehr aus Stuttgart eine» Besuch ab. der über eine Stunde wahrte. >Man dringt den Besuch mit der Besetz»»«, des Postens des »Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes in Verbindung. Der zweite Berliner Opernhaus-Wettbewerb. Berlin. tPriv. Tel.i Die Ergebnisse des zweite» Opernhaus W ettbewcrbs sind seit helUe der össentlichen Besichtigung zugänglich gemacht. Im Anhalter Bahnhöfe sind sie in zwei Säle» ausgebant, die aber noch nicht groß genug sind, »m für die zahlreichen Detailzeich- nnilgen, die von den Architekten eingereicht wurden, ge niigenü Raum zu gewähren. Man findet, daß die Aus steüung einen groben Fortschritt gegenüber dem ersten Wettbewerb ergibt. Fahrt des Prinzen Heinrich im Marinelustkrenzer »V. 1". Johannisthal. Prinz Heinrich von Preußen be sichtigte beute aus dem Flugplätze die deutsche Versuchs anstalt für Lustschiffghrl. während seiner Anwesenheit »nternahm er mit dem Marinelustkreuzer »L. l" einen Aufstieg. Protest gegen das Reichskinogescft. Köln. Der Verband der K i n e m a t o g r a p h e n best her beschlob gestern, gegen Iiche R cgeluiig des Kinvivesens RcichStheatergesetz zu protestieren Regelung zu verlangen. Teilweiser Streik im Saargcbiete. Saarbrücken. Auf der Grube Velsen sind heute früh von den !00 Bergleuten der Frühschicht 30» nicht n ngefah r e n. Die Arbeitsniederlegung ist auf das Ver halten der Sicherheitsmänner dieser Grube zurttckzn- führen. Diese hatten am 18. Dezember für die ganze Be legschaft und sich selbst gekündigt. Die Kündigung für sie selbst war angenommen, für die übrige Belegschaft aber als rechtsungültig zurückgewieien worden. Bei der gest rigen Anfahrt zur Mittagsschicht wurde den Sicherheits männern gesagt, das, sie nicht anfahren könnten, bevor ihre KüuSignng zurückgezogen werde. Sie verweigerten die Zurücknahme ans Grund einer angeblichen Zusage, die der Vorsitzende der BergiverkSdirektion dem Abgeordneten Giesberts gegeben halte. Der Gesund!,eitsznsland des Kaisers «Franz Joseph. Wien Die Gerüchte über ein Unwohlsein dcö Kaiser s sino vollkommen nnbc g r ündc t. Der Kaiser, der gestern nachmittag einen längeren Spaziergang in der groben Galerie von Schönbrnnn unternommen hatte, er freut sich des besten Wohlseins. die reichSgeseh- im Anschlüsse an das und eine gesonderte G Oldenburg. Mitte viannar tritt der Grobherzog ans seiner Jacht „Lensahn" eine gröbere Seereise an, ans der ibn der Erbgroßherzva. sowie die Hcrzoainneu Ingebvrg und Altbnra begleiten. Die Reise soll in das! Schwarze Meer führen, wo ein Aufenthalt von drei Mo- naien genommen wird. Torgau. Zu der Reitbahn seiner Schwadron stürzte heute der Rittmeister Kurt v. Rabenau vom Thüringischen Hnsaren-Regiment Rr. 12 so unglücklich mit dem Pferde über ein Hindernis, daß er unter das Pferd zu liegen kam und von diesem durch einen Hnfschiag gegen den Schädel getütet wurde. Newvork, Der Bankier Eden er schob gestern in seinem Wvhnhailse seine Frau und sich selbst. Eden hatte sich in die Frau eines Freundes verliebt und ihm 30 000 Dollars gezahlt, damit er ibm seine Frau abtretc und dafür die Frau Edens he rate. Beide halten bereits die Schei dung cingereicht. Was Eden zu dem Mord veranlaßt hat. ist noch nicht aufgeklärt. Sittliches und Sächsisches. * Se. Majestät Reichcnbergcr Revier Dressen 3. Januar. der König hielt heute Jagd auf ab, zu der in üblicher Weise an die Königlichen O b c r f o r st m e i sr c r ii'w. Einladungen er gangen waren. Abends wird der König den Rout beim Staatsmininer Grafen Vitzthum v. Eckstädl im Minister- Hotel besuchen. -- Ihre Königliche Hoheit natnn gesccrn mittag 12 Uhr ernannte» bezw. der ihr noch ontgegen. —* Dem Ratsarchivar Professor Dr. Richter in Dresden wurde bei seinem Ueberlrilt in den Ruhestand das Ritterkreuz t. Klaue des rhlvrechtsordens, der Köchin Ebriuiaiie Ätzilheliinne Salzer in Dresden die Fried- lich-l'lugnft Ptedaillc in Silber und dem Feuermann Otto Prinzessin Mathilde die Vorstellung der nen- nicht vorgeslelllen Offizierc in Dresden für Errettung eines Mädchen- au« der Gefahr, in der Elbe »U ertrinken, bi« silberne LebenSrettungS- medaille mit der Befugnis, sie am weißen Bande zu trage« vörliehen. —* Dem Vorstand des Königlichen Schwesternhauses zu HnbertuSburg Oberpfarrer Naumann und dem Vor stand des Königlichen PflegrrhauseS zu Hochwettzl Pfarrer Hempel wurde -er Titel Rektor mit dem Range in Klasse 1 Gruppe 1L der Hvfrangordnung verlsehen. —* An der Friedenskonferenz zur Beilegung der Diffe renzen auf dem Balkan nimmt auch ein Delegierter aus Athen mit dem deutschen Namen D r. Streit teil. SS dürfte interessieren, daß dieser Dr. Streit einer sächsischen früher in Medewitzich in Sachsen angesässenen Adel» »amtkte angehört. Der Grobvater de« jetzigen Frieden» Unterhändlers wandert« einst nach Athen aus. wo die Familie jetzt in beträchtlichem Wohlstände lebt. Sie führt jedoch den sächsischen Adelstitel nicht weiter, womit sie dem Beispiele vieler Emigranten damaliger Zeit gefolgt ist. —* Die AmtShanptleute von Sachse» haben sich auch diesmal, wie alljährlich zum Jahresbeginn, zu einem ge meinsamen Festessen auf dem Königlichen Belvedere ver einigt. —* Absturz zweier Flieger-Unterossiziere aus dem Flug« plaft Lindenthal. Die heute vormittag zu einer Felüpiloten- übung in Lindenthal bei Leipzig aufgesttegeneu Flieger- Unterossiziere Sergeant Markgraf als Führer und Sergeant Müller als Begleiter stürzten nach ihrer Rück kehr von Halle über dem Flugplatz ab. Beide wurden schwer verletzt. Ihr Apparat, ein MarS-Dvppeldccker der Deutschen Flugzeugwerke» wurde vollständig zer trümmert. —* Gegen die Errichtung von Laubengäugen beim Baue der Löwenapotheke a» der Ecke des AltmarkteS und der Wilsdruffer Strabe hat jetzt auch der Bezirksverein der Iohannsladt einen Beschluß gcfabt. Er beabsichtigt, gemein sam mit den Bereinigte» Bezirks- und Bürgervereinen Dresdens eine Versammlung abzuhalten, in der gegen de» geplanten Bau Protest erhoben werden soll. Der Abbruch der Löwenapotheke und der angrenzenden Häuser soll bereits in den nächsten Tagen beginnen. — Urheberrecht und Kochrezepte. Ein Fräulein T. in Berlin, die Verfasserin des Victoria-Kochbuches, behauptet, daß ein gewisser H. in Berlin Rezepte ihres Kochbuches in sein grobes Illustriertes Kochbuch, das im Verlage von August Scherl erscheint, ausgenommen und sich des halb eines Nachdrucks schuldig gemacht habe. Fräulein T- führt deshalb schon seit Jahren einen erbitterten Kamps gegen den Verfasser des Illustrierten Kochbuches. Nach dem erfolglosen Versuch einer strafrechtlichen Verfolgung hat sie gegen H. und den Verlag Scherl Klage auf Zahlung von 15 0 0 0 0 Mark Schadenersatz wegen Nach drucks aus ihrem Victoria-Kochbuch erhoben. In einem Vorprozeb ist bereits verneint worden, daß ein Nachdruck nattgesunden habe. Im gegenwärtigen Prozeß hat daS Landgericht Berlin auf Grund des neuen Urheberrechts auögesührk. daß die Beklagten verpflichtet gewesen seien, bei einem Siebentel der Rezepte das Victoria-Kochbuch der Klägerin als Quelle anzugeben. Das Kammergericht hat auf Grund der Gutachten von literarischen Sachverständi gen und eines Küchenmeisters die Klage vollständig ab gewiesen. DgS Kammergericht führt zunächst ans, daß daS Victoria-Kochbuch allerdings ein geschütztes Werk im Sinne deS Urheberrechts ist. Doch habe das Gericht die Ueberzeuginig gewonnen, daß ein zivilrechtlicher Nachdruck nicht vorlicge. DaS große Illustrierte Kochbuch lasse über all selbständige geistige Tätigkeit erkennen und weise sogar neben dem Vorzug besserer stilistischer Bearbeitung einen besseren Aufbau nach. Zahlreiche Abhandlungen und Tafeln zeigen ein beträchtliches Matz selbständiger lite rarischer Tätigkeit. Einige Rezepte sind, wenn auch nicht wörtlich, so doch mit Abweichungen aus anderen Koch büchern, übernommen. Solche Wiederholungen werden sich bei Kochbüchern aber nie vermeiden lasten, da einzelne Speisen so einfach herzustellen sind, daß die kurze Dar stellung ihrer Herstellungsart fast immer in den gleichen Worten Ausdruck finden muß. DaS Reichsgericht hat auf die Revision der Klägerin das Urteil des Kam mergerichts aufgehoben und die Sache zur ander weiten Verhandlung und Entscheidung an das Kammer gericht zurückuerwiesen. Der Erste Zivilsenat des obersten Gerichtshofes legre zur Begründung der Aufhebung dar. daß Kochrezepte vom Urheberschutz nicht ausgeschlossen sind. Die Uebcrnahme einzelner Rezepte durfte nur mit Quellenangabe und ohne vertuschende Aenderungcn ge schehen. Fraglich ist nun. ob durch die Unterlassung der Quellenangabe nur die Ehrung des Schriftstellers über gangen ist oder ob auch ein BerinögenSschaden eingctreten ist. «Für den eingetretcnen Schaden könnte die Klägers» nach 8 824 des Bürgerlichen Gesetzbuches Ersatz begehren. Zur Prüfung über diesen Punkt mußte die Sache an das Kammergericht zurückverwiesen werden. —* Ein Zusammenstoß zwischen einem Straßenbahnzogc nud einer Droschke fand gestern abend gegen 9 Uhr auf der Gruuaer Straße statt, wobei der Droschkenführer von seine« Sitze auf die Straße g«. schleudert wurde. Man brachte den Verunglückte» zu- nächst in den Flur eine« Hauses und von da im «ranken, automobil nach selner Wohnung. Hier stellte der hinzu, üczogenk Arzt fest, daß er eine schwere Quetschung der linken «rustkastenseite erlitten batte. Die Erörterungen über die Schuldfrage sind noch im Gange. —* Feuerwehrbericht. Gestern früh tu der «. Stunde wurde der Melder Wvrmser.EckcHuttenstraß« aus Unfug gezogen. —* Ehemniß. Heute mittag sanden spielende Kinder in einem dichten Gebüsch de« Zeisigwaldes die Leichen zweier Männer, von denen der eine dr» besseren Ständen, der andere dem Arbciterstande angehört haben dürste. Neben den Leichen lag ein Revolver. Die Toten müssen schon einige Wochen im Walde aelegen haben, denn Ne waren von Füchsen und Mäusen bis zur Unkenntlich, keit zernagt. Ob Mord und Selbstmord oder Doppelsclbft- mord vvrltent, konnte noch nicht sestgestrllt werden. Auch war über die Persönlichkeiten der Toten noch nichts zu ermitteln. —* Landgericht. Gegen den 1888 tu FretbergSbvrf ge borenen. in Löbtau wohnenden Eisendreher Kurt Georg Kohl wirb wegen Rllcksalldtebstahls verhandelt. Der An geklagte kehrte am Abend des 8. November nach der Lohn- zahlnng in einem LSVtancr Gasthcmsc ein und vermißte auf dem Heimwege von seiner Barschaft ein Zwanzigmark- stück, weshalb er zu Hanse daS übliche Wirtschaftsgeld nicht abgeben konnte. Am nächsten Abend ging K. au-, um etnige Mark durch Gesanasvorträge zu verdienen. Am Abend traf er in einem Gasthause auf eine Skatgesellschaft und machte die Beobachtung, daß der eine Mitspieler viel Geld in Papier und Silber im Portemonnaie hatte. Kohl nahm neben dem angetrunkenen Spieler aus dem Sofa Platz, zog ihm das Geldtäschchen aus der äußeren Rocktasche, fuhr schleunigst mit der Straßenbahn in das Stadttnnere, wechselte die Kassenscheine in einem öffentlichen Hanse um und verschenkte das leere Portemvnnatc. Der Bestohlene hat bis jetzt nichts zurückerhaltcn. Kohl wird unter Zu billigung mildernder Umstände zu 8 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. — Der erst 13 jährige, jetzt in Hitndors bedienstetö Knecht Franz Ott» Lindner aus Wilsdruff hat sich wegen einfachen und schweren Diebstahls zu verantworten. Der Angeklagte bk- kündete schon in früher Jugend diebische Neigungen und ist daher längere Zeit in der Anstalt BräunSdorf unter gebracht gewesen. Am 1. November 1611 trat er bei einem Gutsbesitzer in Hündors in Dienst und stahl drei Tage später aus der Ladeukassc eines dortigen Materialwaren» Händlers 28 Mk. Das Geld ist bald zurückcrlangt worden. Das gegen L. eingelettete Strafverfahren wurde vorläufig eingestellt und dem jugendlichen Angeklagten eine drei jährige Bewährungsfrist eingeräumt. Lindner zeigte sich jedoch in der Folge dieser Vergünstigung nicht wert. In der 'Nacht zum 1». November 1612 verübte er bet demselben Händler einen Einbrucksdiebstahl. Er sprengte mittel» eines Beiles einen Fensterladen ans. schlug die Glas scheiben entzwei, stieg ein und entnahm der Kaste 4,50 Mk. Der Angeklagte behauptet, daß er damals über 00 Mk. Schulden z» bezahlen hatte. Er muß nunmehr wegen beider Diebstähle abrechnen und wird zu 0 Monaten 2 Wochen Gefängnis verurteilt, 4 Monate bleiben noch zu verbüßen übrig. — Der 187» s„ Münsterbern geborene Invalid August Franz Nentwig und der Kutsche« Friedrich Otto Lorenz entwendeten am 14. Oktober ge meinsam ans dem Packhofe einen Sack Aepsel. Ende Oktober und Anfang November trieb sich Nentwig wieder holt auf der Wettinerstrabe umher, verübte allerlei Un fug, beleidigte mehrere Gendarmen durch die gemeinsten, Redensarten und leistete bei der Arretnr Widerstand. Nent- wtg erhält 6 Monate Gefängnis und 3 Wochen Hast, Lorenz 3 Tage Gefängnis. Aus de» amtlichen Bekanntmachungen. Herr Stadtamtmann Dr. jur. Hüffner ist als 3. Ge werberichter und Kammcrvorsitzender beim Kaufmanns gericht der Stadt Dresden verpflichtet worden. Die städtischen BolkSbäder bleiben am 8. Ja nuar während des ganzen Tages geschlossen. Handelsregister. Eingetragen wurde: die offene Handelsgesell schaft Patcnt-Stiefelabfatz-Gesellschaft „Mara thon" Schubert L Hiltebrandt in Dresden und als Gesellschafter der Schuhmacher Moritz Paul Schubert und der Kaufmann Paul Hiltebrandt, beide in Dresden, — die Firma Änton Schmid in Dresden, Zweignieberlaffung der in Frankfurt a. M. unter der gleichen Firma bestehende» offene« Handelsgesellschaft und als Gesellschafter d!« Kaufleutc Theodo» Schmid und Eugen Schmid, beide in Frankfurt a. M., — dt« «Firma Gustav P o s n c r iu Dresden und als Inhaber der Kauf mann Gustav Posner in Dresden, — daß der Inhaber der Firma Schleich L Fuchs in Dresden, Kaufmann Bruno F u ch S, ausgeschieden Ist, daß das Handelsgeschäft und di« Firma erworben haben die Sansleutc Alfred Ernst Georg Große und Mar Paul Franz Birke, beide in Dresden, baß dir an Gustav Posner und Johann Schicrach erteilten Gesamtprokuren erloschen sind und daß Einzclprokura erteilt ist dem Kaufmann Johann Schierach in Dresden, — daß die offene Handelsgesell. v* Der Bassist Karl Manerhoser gestorben. Ans Wien wird der Tod des berühmten Bassisten der dorcigen Hoi- vper Karl Maiieriwfer gemeldet, der von 1854 bis 1865 in allen Baßbnfsorvllen auftrat. Der Künstler hatte vor kurzem in voller geistiger Frische das 85. Lebensjahr voll endet. Cnn! Richters Kunftsalon. In Emil Richters Knnstscilon sicht eS auch heute noch nach den WeilnuichtSfeiertageu bunt genug aus, da Künstler von sehr verschiedener Richtung und Bedeutung dort gleich zeitig mit Gemälden und Skulpturen vertreten sind. Am meisten imponieren die Landschaften und Marinen mit oder ohne Staffage des Münchners Hans v. Bartels, der noch immer als der größte Virtuose unter den deutschen Aquarellisten angesehen werden kann. Allerdings sind seine Aanarelle, die auch im Format längst über das früher für diese Technik übliche Maß hinausgeivachsen sind, keine Aqua relle, bei denen die Lichter sorgsam ausgespart werden, im eigentlichen Sinne des Wortes mehr. Bartels verwendet vielmehr das früher verpönte Deckweiß in ausgiebigster Weise und kombiniert Wasser-, Gouache- und Temperafarbcn mit so raffiniertem Geschick, daß es selbst seinen Znnft- genosien in manchen «Fälle» schwer fallen dürste, sestzuslellcn, wie seine Gemälde zusammengebracht morden sind. Das Resultat ist aber immer staunenswert, am meisten vielleicht in seinen reinen Seestücken, wenn er eine MccreSbrandung oder einen Seestnrm darznstellen unternimmt. Keiner aber vermag es besser und lebendiger zu sagen, wie „es wallet und siedet und brauset und zischt", keiner hat daS Leben und Treiben der holländischen Küstenbewohner, die als Fischer aus den Heringsfang oder als Lotsen auSziehen und ihre "Frauen und Kinder in Sorgen um ihr Schicksal daheim -lassen müssen, mit den Augen des Malers nach jeder Richtung hin schärfer beobachtet, keiner ist in ihren Behausungen, an ihren Kumincn und auf ihren Gehöften mehr zu Hause. Auf liefere psychologische Schilderungen läßt er sich allerdings nicht ein. er sieht alles nur aus die Farbenwirkung an und gefällt sich in einem kecken, jedoch immer großzügigen Naturalismus. Ein ähnliches Verfahren wie HanS v. Bartels in seinen Gemälden schlägt seine Tochter Wera in ihren plastischen Tiergruppen ein. Sie behandelt sie am liebsten polychrom ud wird dann, namentlich in den größeren, leicht zu aus- ringlich. Wo sie sich aber mehr auf Andeutungen beschränkt, -Wie bet ihre» Ziegen, ober nur verkleinerte Bronzefigurrn schasst, z. B. eine Reihergruppe oder einen Leoparden, der eine Tatze emporhcbt, bemerkt man doch, daß sie nicht nur die Natur sorgfältig studiert bat, sondern auch die Fähigkeit besitzt, das Wesentliche der Erscheinung in knapper Form präzis auszudrücken. An fleißigem Naturstndium hat es auch der Dresdner Bildhauer Walter M. Sachse nicht fehlen lassen, aber auch er behandelt bis jetzt die Kleinplastik weit besser. alS Ausgaben, die ihn, wie seine verschiedenen Porträtbüsten, zur Ausführung in größerem Maßstabe nötigen. Seinen Büsten fehlt die individuelle Beseelung, er hängt noch zu sehr am Modell oder bleibt, wie bei seiner Lcda mit dem Schwan, rein akademisch. Unter seinen kleinen Figürchen und Plaketten findet sich jedoch manches reizvolle Stück, z. B. der »Sächsische Page", der „Müdchenakt" und die »Gratulantin". Den Bildnissen des I- reiherrn v. Ledebur möchte man gleichfalls etwas mehr Leb.en und Ausdruck wünschen. Sie sind elegant und sauber durchgeführt und eignen sich für den Salon, aber sie bleiben in bezug auf die Charakte ristik am Aeußerlichen hasten. Etwas höher stehen seine verschiedenen Blumenstiickc, am besten ist eine Partie aus dem Park von Pillnitz in herbstlicher Beleuchtung gelungen. Von den Stimmungslandschaften des in Antwerpen lebenden Richard Fehdmer, der schon in der Richter- schen WeihnachtsauSstelluilg auffiel, ist die größte, „Am Mühlbach" betitelte, die wirksamste. Sie ist im besten Sinne dekorativ und verbindet damit eine Reihe höchst intimer Züge. Andere zeichnen sich durch eine gewisse Verhaltenheit aus und verraten eine eigenartige Melancholie, die den aufmerksamen Beschauer je länger, je mehr fesselt. Auch in die Buntstistzeichnungen der Dora v. Esch- wcge. in Leipzig nach Riotiven aus Südtirol, aus Korsu und vom Noten Meere her mag sich ein solcher gern Ver liesen. Sie sind nicht nur fleißig und sauber durchgesührt, sondern geben die Struktur der Landschaft in allen wesent lichen Zügen wieder. Um so weniger anziehend sind die Bildnisse und das venetianische Nocturno Leo Rauths in Leipzig, von dessen unerfreulicher Malerei man sich am besten überzeugen kann, wenn man sein in der Zeichnung und Karbe gleichmäßig ungenügendes Porträt der Alice Sanden als Carmen betrachtet. Ebensowenig ausstellungs reif erscheinen die verschiedenen, meist aus Paris stammen den und nur als Farbenskizzen zu bewertenden Architekturen l von Han» Friedrich in Leipzig. H. A. Li« r. Bom unbrauchbaren Leutnant rum berühmten Feldherr». Eine Erinnerung an August v. Gocbc n. Von Achim v. Adelstein. Es war im Jahre 1835 beim 24. Infanterie-Regiment in Ncu-Ruppin eine feststehende Tatsache: aus dem Sekond- Leutnant August v. Gocben wurde nie und nimmer ein brauchbarer Offizier. Die älteren Kameraden schworen hoch und heilig, der Goeben würde nie imstande sein, auch nur drei Mann richtig über einen Rinnstein zu führen. Es steckte ja keine Spur militärischer Anlage in dem lang- aufgeschossenen Leutnant mit der vorspringcndcn Haken nase, auf der eine Brille bemüht war, den unmilitärischen Eindruck der ganzen Erscheinung noch zu verstärken. Er hatte eben seinen Beruf verfehlt, als er vor zwei Jahren von dem berühmten Oberst v. Petery, besten Andenken durch zahlreiche, wenig schmeichelhafte Anekdoten noch heute in der Armee lebt, als Avantageur angenommen wurde, llnd zu dem mangelnden Verständnis, mit dem der junge Goeben dem Drill der damaligen Zeit gegenüberstand, kam noch eine andere Eigenart, die auch dazu angetan war. eine frühzeitige Beendigung seiner militärischen Laufbahn wahrscheinlich zu machen: August v. Goeben hatte eine aus gesprochene Neigung zum Jeu. und allen väterlichen Er- Mahnungen zum Trotz verspielte er mit dem ihm eigenen Pech immer wieder von neuem seine nach damaligen An schauungen höchst opulente MonatSzulage von 7 Talern. Der Verkehr mit den wohlhabenden Kavalleristen der Gar nisonen Pascwalk und Schwedt und dem umwohnenden Landadel, zu deren Lieblingsbeschäftigungen daS Jeu nun einmal gehörte. Uetz auch einen Wandel in dieser Be- ziehung kaum erwarten. Und so kam denn mit tödlicher Sicherheit der Tag Hera;, au dem die väterliche Geduld ihr Ende erreicht hatte. Nach nicht sehr freundlichen Ausein andersetzungen zwischen Vater und Sohn stand im März 183S nach kaum einsährlger LcutnantSzeit der Entschluß fest, den Dienst zu quittieren. Und der Leutnant a. D. August v. Goeben begann darüber nachzudenken, welche Richtung er nun weiterhin seinem Lebenswege geben sollte. Sein Widerwillen gegen da» Einerlei de» Garnison- dienstcS lieb nur einen Entschluß in ihm auskommen: er wollte sich zwar weiter dem militärischen Beruf« widmen, aber nur in fremden Diensten, wo kriegerische Sretgntffe seinem Tatendrang und Wagemut Gelegenheit zur Betätt- aung boteu. Und so erweckte der damalige Karltstenkrteg.
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