Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.04.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130409016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913040901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913040901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-04
- Tag1913-04-09
- Monat1913-04
- Jahr1913
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.04.1913
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
« ^ Kreisen: Bulgarien hatte im Bündnisverträge Serbien den Besitz der n o r d a l b a » i s ch e n Küste versprochen Ta ini» Serbien aus Grund der ?lb»iachn»gen der Groh- Mächte die »ordalbanische Küste nicht erhalten wi^d, erbebt es andere Ansprüche, die ihm Bulgarien streitig macht." — Bon arvster Bedeuiung ist es. dast Bulgarien bereit» militari s ch r Bvrdcreit u n g c » trifft, die sin» g e g e n s e i » e eigene» Bervündet e n richten. So meldet die „Südslawische Korrespondenz" an» Sofia: Da» A> meekvm»iando nimmt nmsangreiche ; r u p p e n v e r s ch i e b u n g e n vor. die namentlich eine starke militärische -Sicherung einzelner Punkte bezwecken, die unter de» Bundesgenossen noch strittig sind. Drei Divi sivnen werden in die okkupierten Gebiete gelegt. Hier scheinen sich also neue Konflikte vorzubereitrn. Auch ein Konflikt zwischen Griechenland nnd Italien ist jm Enistelie» dcgrissen. Wie au» Pari» gemeldet wird, bai dort der Enischluh Italien», bei Ltampiglia ,'Aslrv- vtialia im Aegaischeu Meer» unverzüglich eine neue Sec- divii'ivii zu vereinigen und eine zweite bereitzuhalteu. um von Griecheliiand den a u » ö r ii ck I i ch c n Berzicht auf die Festsetzung in der Bucht non W a l o n a zu erreichen. B c u n r u h i g u u g hervorgeruse». Zurzeit bemühen sich mehrere Grohmäcliie, »m von Griechenland w c i k e r g e h e n d c Z u g e st a >i d n i s s e in dieser Rich tung zu erlangen. .in den Friedcusverhandlirngen wird an» Peter»bnrg gemeldet: Lerbien und Mon tenegro sind, wie an mastgebender Ltelle betont wird, p r i n z i p i e l I einverstanden zusammen mit den übrigen Verbündeten .vriedenoverhandlnrigen mit der Türkei a»- znlniipsen. d v ch e r st n a ch d e m Falle von Lkutar i. Lerbien» Borluste vor Adriauopel. ."in der serbischen Lkupschtina legte der Krieg»»iiuistcr ktzeneral Bojanowitich aus eine Anfrage de» Nationalisten Nibarae die Nolle dar. welche die serbische Armee bei der Belagerung nnd Einnahme AdrianvpelS gespielt hat. Danach hatte da» I7üü8 Mann starke serbische VelagernngS- korp» unter i^eneial Ltesanomitsch. welche» den stärksten Teil der Besestigungen belagern muhte/die Ausgabe, bei dem isteneralsturin diese Beseslignngen zu stürmen, um den Bulgaren den Angriff aus die Ostfront zu erleichtern. Lchükn Pascha wurde oom 2ü. serbischen Regiment ge langen genommen. Die Verluste der Serben betrugen wahrend der ganzen Belagerung 4 7ü Gefallene, n «i 8 an K r a n k l> e i t e n G estorbene und IVl 7 B c r w undet e. Die Lkupschtina nahm den Bericht des K riegsminister» mit stürmischem Beifall ans. — Die ser bische Regierung bat einen a n h e r o r Ke ii t l i ch e n H eercskrcdi t von üü Millionen Dinar» angefordert. Erneute panjlawistische Kundgebungen in Ruhland. Bor deni v n l g a r i s ch e n Konsulat in K i e w fand eine von Ltndierenden g e b n n g stakt. Zn der ichen auch bulgarische -- - -n, » L - 'S D- sr r» s: veraiistalteie grvhartige K n n d Menge bemerkte man anher rnssi Flaggen. Redner vegrühten den Koninl als den Vertreter de» BalkanbnnSe» und baten ihn, den Balkankonigen telegraphisch die L n in v a t h i e n deS r n s i i s ch e ii Balte» sür die siidslaivischen Frciheits lampser aiiszuiprechen. Hieraus zogen die Manifestanten zum griechischen Konsulat und von dort zum Denk mal König Alexanders II.. wo sie die russische Hniniic und den Ehoral „Ewiges Andenken" linier Kniebeugung sangen, wahrend sich die ,rahnen senkten. Bor dem Gebäude der L t a d t d n m a wurden patriotische Reden gehalten. Die Rübe ist nirgend» gestört worden. Bom Kriegsschauplatz. An» .Kolistantiiiopel wird berichtet: Der deutsches Flieger Sclierss machte mit dem Hauptmanu Kenia, Ben einen 2Gstündigen Erknudnngsslng bi» nach Ltrantza. i Das v u l g a r > s ch e H anvlla g e r bei Kabakdschalöj wurde anscheinend erfolgreich in i t B v ui b e n b e w orse n. Da das ivlngzeug nur 400 Nieter hoch »log, war es auch > dem Lchrapncllfeuer ausgesetzt. : Ein amtlicher türkischer Kriegsbericht besagt: > Am Sonntag nach Mitternacht .,ai der F e i u 0 unseres Stellungen auf den Anhöhen westlich von T s ch a n a k d s ch a ! und Kastania angegrisfen. llniere Truppen erwiderten den Angriff und warfen die B ulga r e n z n r n ck. Im Lause des Montag entwickelte sich ein schwaches I ii f a li iert ege fcchk zwischen sciuo,ichen Truppen und ürki- >chen Abteilungen, die gegen die Hohen nördlich von Kum- l'nrga» vor nnscreiit linken S,ugel vorrücklei.. 'Bei Bulair herrschte Ruhe. Am Nioutag lies die „Medichidijeh" mit einigen Torpedobooten an» den Dardanellen ans und nahm den Kurs südlich Tcnedvs. Einige von dort kommende feindliche Torpedoboote ergriffen die »lacht. Die neuesten Meldungen lauten: Tic Ansfichtcn aus Frieden Wien. Die Abendblätter enthalten eine Znsormcuivn von mahgebender Sielte, wonach die Reden des Reichs kanzlers v. B e t h m ann Holl w e g nnd des Staats sekretärs G r c n geeignet seien, die Friedenszuversichi z» stärken. Der König von Montenegro über die Lkntari-Fragc. Berlin. iPriv.-Tel.i Die „N a l i o » a l z e i t u n g" IlNt sich an den K ö n ig v o n Ni o n t c n c q r o mit der An träge gewendet, wie er sich dem E i » s p r n ch E nropas in der Angelegenheit der Belagerung von Skntari gegen über nunmehr zu verhalten gedenke. Der König hat in einer Depesche, datiert Eetinje. 7. April. 10 Uhr 2» Min. nachmittags, geantwortet: 'Auf Zhre heutige Ansrage wollen Sie folgendes zur Kenntnis nehmen. Wir hegen die tiefste Ilebeizcngnng, dah unsere Sache vor Gvlt und den Men schen acrecht ist. Wir wünschen dem albanischen Bolkc alles ">>,rc und wollen mit ibm im besten Einvernehmen als ante Nachbarn leben. Die Stadt Skntari ist jedoch der uralte Si tz n nierer K ö nige acivescn. Skntari ist für nniere nationale und wirtschaftliche Entwickluna unentbehrlich, und wir werden nur einer groben Uebermacht gegenüber ans diese Perle verzichten. Ausschissung serbischer Truppen in Saloniki. Saloniki. Die hier zur Abfahrt nach Albanien ringeschistten serbischen T r u p p e n gehe» gemäst liier enigeti offener Weisung wieder an Land. Die Aus schiffung hat bereits begonnen. Eine panslawistischc Kundgebung in Petersburg. Petersburg, i Priv. Tei l Um A d e l » sna > e fand gestern eine F e sr vcrs a m in l n n g der Pansla w l - sie n stakt, bei der über ',000 Personen aller Slünde. iiauient- lich Militär. Abgeordnete. Ne ich »rate und hohe Aristokraten, ngege» wäre». Al» 'S ras BobrinsIi seinen Bortrag ober die Becsolgungen der Rnthcncn durch Oesterreich btelt. ertönten von der Galerie laute Zurufe: „Fort mit Ssaivnow!" ..'Nieder mit Oesterreich!" Die Rine ivurden von der ganzen Bcrsammlung wiederholt. Dann tam es zu einer stürmische» Kundgebung. Tie anwesenden Ossi ziere nnd Marincvssiziere wurden unter Rusen: „Hoch die russische Armee!" begeistert ansgehoben nnd durch den Saal getragen. Ruse wurden laut: ..Ans zu den Waffen!" „Werst Oesterreich nieder!" Angenommen wurde eine Ne iolutiv». in der ». a. verlangt wird. dast. wen» in dem vv» Montenegro eroberte» Gebieten ein österreichisches Prv- ictiorat der lathvlischcn Kirche zugclassen werde, Ruhland üch ein Proiektorat über die Rechtgläubigen jener Gebiete sichern müsse. Drahtmeldungen vom s. April. Deutscher Reichstag. iSortsrtzung au« dem Abendblatt.) Berlin (Prfv.-Del.) Im weiteren Verlauf seiner Rede zu den Wehrpo klagen führte -er At». Dr. vafierman» des weiteren auS: > Die autwärtige Lage hat sich schwierig gestaltet, und wir müslen mit der inter nationalen Berwicklung eines Krieges rechnen. Ans diesem Grunde sind wir bereit, die Verstärkungen zu bewilligen. Die fetzige Vorlage bestrebt sich. Dinge uachzuhvlen, die man schon früher hätte einführen müssen. Wenn der deutsche Generalstab eine Verantwortung für den derzeitige» Umfang der Armee und ihrer Form nicht mehr übernehmen wollte, so kann der Krtegsminister daran nicht vorübrrachen. Jetzt soll jeder Deutsche wehr- pflichtig sei», das Volk in Waffen. Notwendig ist eine Reform des M i l i t ä r st r a f r e ch t S. Die Sol dat e n in i st l, a n d I un g e n müssen energisch bekämpft werden. Wir wünschen keine Zurücksetzung vdcr AuS- ichliestung wegen des religiösen Bekenntnisses und keine Bevorzugung des Adels. Unser Volk ist reif genug, um die auswärtigen Gefahren zu erkennen. Wir leben in einer Zeit der Reibungen und der Kriegsgefahr. Eine neue grvste Zeit stellt nns neue Aufgaben. Meine Freunde sind bereit, den Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht dnrchzusühren, das ist eine nationale Pflicht, ein Gebot der Selbsterhaltung. (Lebhafter Beifall.» Abg. Graf Kanitz fkons.f: Wir werden die Vorlage an nehmen, denn sie ist ein ,>rieden»werk allerersten Ranges. sBeifall rechts.j Die Sozialdemokraten wolle» gegen den ..Rttstnngswahnsinn" protestiere». Sic veranstalten grohe Versammlungen hier und in Paris »nd anderwärts. Aber wie ist eS Iauräs ge gangen, als er gegen den Militarismus protestierte? Ricdergesciirie» wurde er mit dem tausendstimmigen Rufe: ,.ü Berlin!" >z?ärm bei den Sozialdemokraten. Hört, hörtN Wir wollen dafür sorgen, dast die Iranzvsen nicht ihren Nils ,.ä Lerün!" betätigen werden. Die deutschen Sozial- demvkratcn wollen sich an ihre Rachegelüste nicht kehren, aber sic werden cs müssen, und wenn sie selbst Siadthagen »ach Paris schicken. iGroste Heiterkeit.) Sic vergessen in ihren Prvtestversammlungen, wenn sic von den kolossalen Lasten sprechen lein Sozialdemokrat ruft: Hurra!» — von einer Hurrastimmung ist wahrhaftig bei uns nicht die Rede das eine groste Opfer, das dem Lande aufcrlegt wird. Es handelt sich um die Manilschnsten, um die vielen tausend Männer, die in ih.cr frühesten Zeit auch zur Armee müssen und dadurch der Arbeit zu Hause ans dem Lande entzogen werden. iLehr wahr! rechts.i Schon seit einer Reihe von Zähren gehen die Rüstungen Frankreichs, und lediglich und ganz allein durch die Rüstungen Frankreichs sind wir gezwungen, die grosten Opfer zu bringe». Durch ganz Frankreich ertönt der Ruf: ,.ä Borlin!" ILachen bei den Sozialdemokraten.l Obgleich seine Bevölkerung nur :>ü gegen V.7 Millionen der unsrigen beträgt, hat es in den letzten Zähren eine Armee unterhalten, die an Stärke hinter der deutschen Armee in keiner Weise zurücksteht. Nun sind auch die neuen Sie u c rac setze angenommen und bringen eine Bermchrnng der Armee. Sie sind von den sranzösischcn parlamentarischen Körperschaften ohne jeden Widerspruch angenommen worden. sHöri. hvrüj Auch die Sozialdemokraten stimmten dafür, tiln- rnhe bei den Sozialdemokraten.) Und letzt wird die Wiederherstellung der dreijährigen Dienstzeit ver langt. so dast die französische Armee »ns über den Kops wachst. Das können wir nicht zulassen, da können wir nicht den Kopf in den Sand stecken. tBeifall.) Wir können mit unserem Mcnschenmaterial doch etwas länger aushalten, als die Franzosen. ES wäre eine schlimme Unterlassung, wenn wir von diesem Borsvrungc keinen Gebrauch machen wollte». Deshalb müssen wir dem Reichskanzler dankbar sein. Sah er diese 'Vorlage cingebracht hat. die uns den Frieden garantieren wird. tBeifall.) Dieses 'Verdienst des Reichskanzlers must hier offen ausgesprochen und auch gewürdigt werden. Die Bevölkerung Frankreichs nimmt stän dig ab. Sie wird nach zuversichtlicher Berechnung Ende dieses Zahrhnndcrts nur noch 3t> Millionen betragen und Ende des nächsten Jahrhunderts wohl nur noch M Millionen. lGelächter bei den Sozialdemokraten.) Das ist ein ganz einfaches Rechenexcmpel. tZurus bei den Sozialdemokraten: „Aber falsch!"» Das sind keine erfreu lichen Aussichten für den künftigen Ersatz der französische» Armee, deren Anforderungen an die Militärtauglichkeii ständig herabgesetzt werden müssen. Wir in Deutschland haben jetzt wohl noch einen Gcburtenüberschust. aber auch bei uns ist ein bedenklicher Geburtenrückgang zu ver zeichnen. Wir tragen uns wahrhaftig nicht mit irgend welche» Angrisssgedankei,. Dafür bürgt die »'»jährige F r i c d e n s r c g i e r n n g des Kaisers, aber wir wollen lieber fetzt eine Milliarde opfern, als uns einer künftigen Niederlage anssetzen, die unzählige Milliar den kosten und hunderttausend,: Menschenleben fordern würde. An unserer Friedensliebe scheint erfreulicherweise jetzt auch England nicht mehr zu zweifeln. Wir bedauern, dah England eine Acndcrung der Dislokation seiner Schisfs- machi vornehmen und die Vormacht im Mittelmecr auf eine andere Macht übergehen soll. Wir hoffen gleichwohl noch, dast der StaiuSguo im Mittelmeer nicht zuungunsten Eng lands geändert werde. Die Verteilung der von den V a l k a n v c r b ü n d c t e n eroberten Gebiete wird gewist noch groste Schwierigkeiten verursachen, und es wird der ganzen Kunst der Diplomatie bedürfen, um hier neue Kvmplikalionen zu vermeiden. Wir dürfen uns der Kriegs gefahr nicht verschlieste». Solange wir die Stärkeren sind, wird uns der Frieden erhalten bleiben, aber nicht einen Tag langer. Möge das Deutschland vvn 1»13 nicht an Opserwilligteit zurttckstehen hinter dem von 1813! lLcb- haster Beifall.! Abg. Müller. Meiningen fVolksp.f: Gras Kanitz ist viel friedliebender als seinerzeit Herr v. Hendcbrand. Bon Hurrastimmung war nur in der Rede des Abgeordneten Dr. Spahn etwas zu spüren. (Heiter keit.! Diese Rede war ein Extrakt der Schriften des Wehr Vereins. Die A u s s ü h r n n g e » des Kricgö mini st e r s waren das stärkste Stück, das bisher dem denk scheu Parlament geboten wurde. Die Güte der Motive steht im nmgekehrie» Bcrhältnis zu der Wichtigkeit der 'Vorlage. Die ganze Borlage ist geradezu prono- zierend nnd staatsrechtlich vollkommen unübersicht lich. die Zahlen der Deckung irreführend. Wir haben rein nüchtern und objektiv zwei groste Fragen z» prüfen: Zst eine solche ungeheure Kostcnerhöhung und Hcercsvcrmehrnng unbedingt notwendig und wird nach allen diesen Opfern die Sicherheit des Reiches auf das beste nnd billigste erreicht werden? Wir haben die mora lische Pflicht, jede Ausgabe doppelt und dreifach zu prüfen, nnd cs ist Wahnsin», jede» Abstrich als Baicrlandsverrat zu bezeichnen, wie cs bereits versucht worden ist. In keinem Staate, ich nehme nicht einmal Ruhland ans, wird die 'Volksvertretung io behändest als hier. Die Vorlage tritt allem entgegen, was der Kriegsminister bisher vertreten Hai. Tic ganze answäriige Lage, die heute die Vorlage begründen s»L »gr un- schon «m Frühjahr. ISIS voll, kommen bekannt. Die Situation de» Reichskanzler» ist! nicht leicht. Beruhigen auf der einen Sette, daneben eine Milltarbcnvorlage begründen, das ist rin Kunststück, und das bat er sehr gut aemachi. (Heiterkeit.) Da» Merk, würdige ist. dast die Situation sich noch niemals zu unseren Gunsten geändert hat. sondern stets zu unseren Ungunsten. Das ist ein sehr schlechtes Zeichen sür den Wert und die Dätigkelt unserer deutschen Diplomatie. Auch wir hoffen, dast die Zetten der gegenseitigen Verhetzung zwischen England und Deutschland vorüber sind. Es ist nationale Pflicht aller Parteien in allen Ländern, der skrupellosen KrtegShetzerri. die sich hier und dort breit macht, rntgegenznireten. Den dentschen Ueberpatrioten fehlt die ante politische Kinderstube. Die Geschichte der Militärvvrlage weist auf das Treiben einer unverani- wörtlichen NebenregterUng h,n. Der Genera Ist ab tra' gegen den Sriegsminifteb nnd den Reichskanzler auf. Man verlangte sogar, daß nicht der Kriegs,nintster. sondern der Genrraistab die Vorlage hier im Reichstage vertreten sollte. (Hört, hört!) Der Ge- neralinspeltenr des Verkehrswesens soll znm Zeichen des Protestes gegen oen Krtegsintnister seinen Ab schied genommen habe». Der Grundgedanke der all gemeinen Wehrpflicht ist auch uns sympathisch. Notwendig ist eine gediegene turnerische Ausbildung der Jugend. Die beste technische Ausrüstung ist für unsere Soldaten gerade gut genug. Der Aerztemangel ist auf konfessionelle Bor- urteile zurückzusühren. Ich weise eS entschieden zurück, dast Herr v. ölebert gestern von „sremden Elementen" sprach, die sich zum Offizierkorps drängen. Zum Zahlen sind diese fremden Elemente wohl gut genug. Durch bas I n sp i z i e r u n g s fl ebe r wächst die Nervosität im Ossi zierkorps ständig. ES must viel mehr gespart werden. Es gibt kaum noch einen Wucherprvzrh, an dem nicht Offiziere beteiligt sind. Muhten durchaus die Rathenower Husaren zum Empfange des Prinzen von Cumberland hcrbeigeholt werden? ES fehlt auch an dem guten Beispiel von oben. Diese ewigen Feste und Prunktafcln stumpfe» jedes Ge fühl für Einfachheit ab. Ein groster Unfug sind die privi legierten Regimenter. Das Volk hat nur Laste», nicht Rechte. Wo ist die Inbiläumsgabe an das Volk? Die Er bitterung in dem rechtlosen deutschen Offizierkorps wächst vvn Jahr zu Jahr. Wir Süddeutschen sehen in der Aufrechterhaltung eines starken Prcuhen die feste Ge währ sür die Macht dcS Reiches, aber wir erblicken die charakteristische Eigenart Preustens nicht in der verständ nislosen Ignorierung moderner Rechtsidcc». (Beifall.) KriegSmiuister v. Heeringen: De^ Abgeordnete Dr. Müller hat nicht ganz un^ recht gehabt, wenn er glaubte, ich würde ihm entgegnen, dast er stark übertrieben habe. So ist cs auch tatsächlich. Das deutsche Offizierkorps steht fest gewnrzclt auf dem Boden, aus dem es gewachsen ist. (Lachen.) DaS Offizier- korps ist einheitlich erzogen und einheitlich ausgebaut und steht in Treue zu seinem allerhöchsten Kriegsherrn. Ich glaube, atzhcrhcrlb Deutschlands wird niemand auf die Idee kommen, einem deutschen Offizierkorps vorzuwcrsen. daß cs in dieser Beziehung etwas zu wünschen übrig lasse. Es wird im Ernstfälle willig seine Pflicht und Schuldigkeit tun. (Beifall.) Dast manches gebessert werden kann, ist selbstverständlich, aber dann sollte man nicht mit solchen U e b e r t r e i b u n g e n kommen, wie Dr. Müller. Meiningen. Ich must mir ver sagen, auf Einzelheiten eiiizirgchen. Sic werden in der Budgetkommission behandelt werden. Rur eins. Die Prehkampagne von 1N12 ist als eine solche deö Gcneral- stnbcs und des Kricgsminlsterinms bezeichnet worden. Ich kann mich natürlich nicht einverstanden erklären mit allem, was gedruckt, geschrieben oder geredet worben ist. Es ist bedauerlich, dah die Kritik an der deutschen Armee dabet zu weit gegangen ist. Das Vertrauen zur Armee mutz erhalten bleibe». Darüber scheint kein Patriot im Zweifel zu sein, dast das Vertrauen zur eigenen Wehrmacht der erste Faktor des Sieges ist. (Sehr richtig!) Aber cs ilt sehr viel Klatsch in der ganzen Angelegenheit laut geworden. Einen anderen Ausdruck kann ich nicht gebrauchen, nnd dazu gehört die Geschichte von der Verabschiedung des GeneralinspekteurS des Verkehrswesens. Daran ist lein Wort wahr, und ebenso unrichtig ist, dah eine Prehkampagne zwischen dem Ministerium und dem Generalstabc geführt wurde. Die beiden Behörden sind ans der gleichen Grundlage aus gewachsen nnd leben auf ihr. Sie verfolgen so gleiche Ziele, daß eine derartige Pretzkampagne überhaupt unmöglich ist. D-aö Kricgsministcrium hat damit überhaupt nichts zu tun gehabt, und der Ehef des Generalstabcs hat mir versichert, das, auch seine Herren ebensowenig daran beteiligt waren. Wenn in den Zeitungen steht: „Ein höherer Offizier schreibt uns" oder „von geschätzter militärischer Seite wird uns ge schrieben", dann kann niemand überhaupt wissen, was da hinter steckt. (Sehr richtig!) Auch tn der Presse wurde einmal hervvrgehoben, man könne das nicht wissen, viel leicht könne der Urheber ein sehr junger Reserveoffizier sein. tBeifall und Heiterkeit.) Man kann das alles nicht für bare Münze nehmen. Dast unsere Presse hier unb da zurückhaltender sein könnte, ist bei aller Hoch- unk» Wertschätzung der Presse wohl zuzugcben. Der Vorredner sagte, die Militärverwaltung hätte sich von den Ereignissen ans d c m B a l k a u überraschen lasten. Das ist richtig. ES ist aber noch einigen anderen Leuten so gegangen. (Sehr richtig! und Heiterkeit.) Ich glaube den Abgeordneten auch. (Groste Heiterkeit.) Hinterher kann man freilich anders sagen. Wenn «r dir Mtlitärvorlage das Ergebnis einer Diplomatie nennt, die seinen Wünsche» nicht entspricht, so hat er eigentlich die Be gründung der HcereSvorlage selbst zugegeben. Denn wenn wir uns von den Ereignissen haben überraschen lasten» dann ist ebe» eine neue Situation geschaffen, und es ist nur natürlich, dast sie das Ergebnis einer seinen Wünschen nicht entsprechenden Diplomatie sei» mühte. Ich habe 1S11 ans- drücklich hervorgehobcil, dast die damalige Vorlage nur die allerdriiigeiidslcn Lücken des Heeres aussüllte, und auch ll)12 habe ich in keiner Weise betont, dah mit dieser Vorlage auf alle Zeit die Bedürfnisse des Heeres erledigt seien. (Lachen und Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Derartiges kann man überhaupt nicht sage». Auch die Militärvorlage ist nur das Ergebnis der jeweiligen 'Verhältnisse, der poli tischen, militärischen und finanziellen. Wenn diese sich eben derart ändern, wie seit 1912, so wäre eS von der Militärver waltung «in Verbrechen a m V a t c r l a n d e gewesen, wen» sie nicht die Koiisegnenzen gezogen hätte. (Lebhaftes Sehr richtig!) Die Ereignisse des vergangenen Sommers und Winters hat der Herr Abgeordnete übersehe». Ich glaube überhaupt, die Notwendigkeit dieser Vorlage darf nicht zu sehr ans der Vergangenheit, sondern vor allem auS der Gegenwart nnd Zukunft begründet werden. Darauf kommt cs an. Und wenn die Militärverwaltung hundert fach fälschlicherweise oder, wie man meint, verbrecherischer- weisc, im vergangene» Jahre anderer Meinung gewesen wäre, so muh man jetzt urteilen, ob Deutschland für die Gegenwart und die Zukunft stark genug ist, den Frieden zn sichern. Diese Frage ist jetzt zu beaiiiwvrie». Und die Militärverwaltung beantwortet sie mit einem kräftigen Ja. (Lebhafter Beifall.) Abg. Seyda (Pole): Angesichts der Bedrückung der Polen durch den führe», -cn Bundesstaat würden die polnischen Wähler eS einfach nicht verstehen, wenn ihre Abgeordneten der Regierung die Milliarden sür neue Heeresrüstiingen bewillige» würden. Die Slawe» auf dem Balkan verdienten die größte Som-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder