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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187201267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-01
- Tag1872-01-26
- Monat1872-01
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1872
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Redactionsfirich die Spaltzcile 2 Ngr. Filiale: Otto Klemm. Univcrsitätsstr. 22, Loral-Comptoir Hainstrabe 2l. W 28. Freitag den 26. Januar. 1872. Bekanntmachung. DaS bethciligte HavdrlSpublicum wird hierdurch benachrichtigt, daß eine Nestttutio« »o« MrHuukoste» für Propre- und Transtto-Güter, die während der gegenwärtigen Neujahr-meffe im freien Verkehre hier eingegangen sind, nur dann gewährt werden kann, wenn die hierüber ein- ,«eichende», Verzeichnisse nebst Unterlagen längstens - de« L7. Januar I87> bi- Abend- S Uhr allhier abgegeben sind. Spater eingehende Reclamationen können von hier auS keine Berücksichtigung finden. Leipzig, am 3. Januar 1872. Königliche- Haupt-Zoll-Anrt. Met sei. Nach dem Anträge der I. Srction de- BörsenvorstandrS haben wir beschlossen, die Zahl der Wechselmäkler «ne zwei zu vermehre«. Bewerber werden daher aufgrsordert, ihre Gesuche bi- zum tt. Februar d. I. schriftlich auf unserem Bureau niederzulegen. Leipzig, den 22. Januar 1872. Die Handelskammer. Edmund Becker. Bekanntmachung. Die am 23. dies. Mon. versteinerten Niederlag-räume im Erdgeschoste deS Gewandhauses sind für daS gethanene Höchstgebot vermtethet worden und entlasten wir hiermit in Gemäßheit der Ver- steigerungSbedingungen die übrigen Bieter ihrer Gebote. Leipzig, den 25. Januar 1872. Der Math der Stadt Leipzig. Dr. Koch. Cerutti Bekanntmachung. Diejenigen Grundstücksbesitzer, welche einen BeischleuHencanou an die Stadtcafle zu zahlen haben und damit pr. Termin Weihnachten I87L und Neujahr L872 im Rückstand« ge- vltebeo sind, werden zu besten sofortiger Berichtigung aufgrsordert. Leipzig, den 13. Januar 1872. De- NathS Fiuanz-Deputatiou. Holzauktion. Mittwoch am 3L. d. MtS. soll Nachmittags vo» '/, 1 Ubr an in GraSdorfer Revier und zwar hinter der Seegeritzer Mühle eine Partie Laug- und Abraumbaufeu argen Anzahlung von 1 Thaler für jeden Haufen und unter den übrigen im Termine an Ort und Stelle angeschlagenen Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, am 23. Januar 1872. De- RathS Forstdeputatiou. ,Prov )es Wet : kirchl öezuhllii mehr koi Leitung Aeist wo! lasten voüi sowie ew unveräujn nsprücke h zu wahra ie Hoffniu uS auchr eser Sessi« des neu« Theil d rium» ein unterworfl r dringlich H von do gung zug- varten, zu Slaili er wichtig c Discos n auf und SlL snung llüiaj it ein gr, rnden. rr die rchch! utiae: m>! i4 Pcchual änzlich m-I e Eiusetz^ Zweck neu Slkll rte sich t»I r Nalimtl irselben »I . Franst».-.! lllmeifter bbad, md Stadt Bat»! und Pruste, dt, Sl.tAi.1 )ieu, . Sl. br. U d de-»«>«».! >ln, pe'.ri de Sk Pond».! ing, Holet z.s g«r. -viel HäufstI nSdoif, gkt-I .de «a «den, Wüg eüne Linde.! »ha. Nordd. >. Pamta S'. Leo Thür Vorträge »« Beste« de- Deutschen (keutral- M»s««mS für Völkerkunde in Leipzig. III. Lm 22. Januar sprach Herr Geh. Hofrath Professor vr. v. Tische ndorf Uber die Krage: „Laben wir den echten Schristtext der Evange- ümn und Apostel?" Den Inhalt dieses von dem sehr zahlreichen Auditorium mit größter Teil nahme aufgenommenrn und am Schlüsse durch laute Beifallsbezeigungen geehrten VortragS ver suchen wir in 'Nachstehendem kur, wiederzuaeben. Zu den herrlichsten Besttzthümern der gebildeten Welt gehört die Literatur deS AlterthumS. WaS die bevorzugten Geister des menschlichen Geschlechts im frühen Alterthum geschaffen, ist nicht vergangen und vergessen, wir besitzen eS heute noch. Die größten und mächtigsten Staaten, die bewundern-- «rrrhrsien Bauwerke, die gefeiertsten Kunstschöpfun gen find untergegangen; aber was die weisesten und gelehrtesten Männer vor Jahrtausenden ge dacht und erforscht und ergründet, waS Homer und der König David gesungen, daS halten wir heute noch in unfern Händen. Diesen beneidenS- werlhen Vorzug verdanken wir dem Papier und dem Schreibrohr. Gehandhabt wurden diese be scheidenen Werkzeuge der Unsterblichkeit vorzugs weise durch die Mönche deS Mittelalters. DaS war vielleicht ihr größtes Verdienst: durch ihre Abschriften retteten sie die GeifleSproducte längst vergangener Zeilen für die kommenden Geschlechter. Die Autoren diclirten, noch gewöhnlicher schrie be! sie ihre Werke selbst nieder auf den Schreib- stoss ihrer Zeit; dieser war vor Christus und auch i» den ersten drei christlichen Jahrhunderten am aewöhnlichsten PapyruS. Erst seil dem vierten Jahrhundert nach Christo kam vorherrschend in Gebrauch da- Pergament. Der ägyptische PapyruS war vergänglich genug; aber bald nach der Nieder schrift erfolgten Abschriften; dadurch wurde die Literatur erhalten. vesentUch bei jeder Schrift ist die Echtheit und die Richtigkeit ihre- Texte-. Die Bewahrung dieser Echtheit hiny ganz besonder- ab von den Abschreibern, von ihrem Geschick und ihrer Ehr lichkeit. An und für sich war eine treue genaue Abschrift bet der alten Schreibweise nicht leicht, und auch Vorwitz konnte ablenken. vo viel im Allgemeinen von der Fortpflanzung alter Schristerzeugniffe. Denselben Verhältnissen unterlagen zunächst auch ne Schriften de- Neuen Testaments. Sie wurden all» griechisch niedergeschrieben, auch daS Evangelium de- Matthäus, die Originale wohl alle auf PapyruS. Sie gingen frühzeitig unter, wenigsten- erfahren wir von keinem christlichen Gelehrten, auch nicht deS zweiten Jahrhundert-, daß er ein Original gesehen. Wir können sie unS aber noch vorstellen durch Vergleichung der PapyruS- rollen auS Herculanum und auS den ägyptischen Gräbern. Aber schon in der zweiten Hälfte deS ersten Jahrhundert-, wo sie entstanden, waren sie viel fach abgeschrirben. Von solchen Abschriften ging die Kirche vielfach ab, obgleich sehr früh daneben sch die mündliche Tradition geltend machte. Welche Schicksale hatten me Abschriften, von den ältesten an? Eine überraschende, wunderbare Thatsache ist, daß wir noch jetzt solcher auf Per- lament verfaßttr Handschriften auS dem vierten, fünften uud sechsten Jahrhundert zwanzig, all dem siebenten, achten und neunten noch einige dreißig haben. Die gesammte klassische griechische Literatur hat noch nicht den zehnten Theil solcher Landschrtften höchsten Alter-, wie sie da- Reue Testament allein hat. Und diese allen Hand- schrifte» find kein todter Schatz, e- sind lebendige, beredte Boten längst verklungener Vorzeit; sie lasten unS unmittelbar erfahren, wie der heilige Text in den frühesten christlichen Jahrhunderten Vorgelegen. Haben wir eine Handschrift auS der d«S ersten christliche« Kaiser-, so dürfen wir auSrufen: also so oder ganz ähnlich muß der erste christliche Kaiser und seine Zeitgenossen die heilige Schrift gelesen haben. Zu diesen griechischen Handschriften kommen als wettere Belege de- ältesten Texte- die ältesten Versionen und die Citate der Kirchenväter, auch der Häretiker uud Gegner de- ChristenlhumS. Durch Benutzung aller dieser Quellen kommen wir auch zur Beantwortung der Frage: Haben wir heutzutage den heiligen Text so, wie er wirk lich vrrfaßt worden? Wenigsten- können wir Nachweisen, wie er im zweiten Jahrhundert ge lesen wurde, und der Text deS zweiten Jahr hunderts muß dem ursprünglichen unbezweifell viel genauer entsprechen al- derjenige, den wir auS den späteren Jahrhunderten kennen. Woher der deutsche Luthertext, mit dem auch der englische uud der anderer protestantischer Länder zusammengeht, auch fast ganz der in der griechischen und russischen Kirche eingeführt»? Ari dem griechische« Texrr de« LraSmuS von 1510 und den folgenden Jahren. Dieser Text stammt auS einig«» griechischen Handschriften de- fünf zehnten und der nächst vorhergehenden Jahr- Hunderte. Weder EraSmuS noch Luther waren mit der Textwistenschaft naher bekannt. Aber seitdem ist eö ander- geworden. Man weiß jetzt, wie sich die Textbelege der früheren Zeit zu denen der spateren verhalten. Die großen Arbeiten darüber und die glücklichen urkundlichen Entdeckungen haben unS aufgeklärt. DaS Resultat ist folgen de-: Die EraSwischen Han-schriften entsprechen im Großen und Ganzen den byzantinischen Hand schriften, die den schon seit Jahrhunderten m der byzantinischen ReichSkirche verbreiteten Text ziem lich gleichmäßig enthielten. Aber von diesem Text weichen di« noch älteren Zeugnisse s«hr vielfach ab. Schon HieronvmuS im vierten Jahrhundert spricht von der außerordentlichen Vielgestaltigkeit tzer handschriftliche, Texte. Nach der Ueberzeuguug de- Redner- ist eine nicht gntnae Brrschiedenheil schon au- dem ersten uud zwmm Jahrhundert auzunehmen. Die- ist zwar bedauerlich, aber es liegt auch ein« apvlogetische Seite der Thatsache vor; denn nachweisbar muß der Text der vier Evangelien schon bi- zum Jahr« 150 durch sehr viele Hände gegangen sein. Wie kann da be hauptet werden, daß da- Johanni--Evanaelium nicht lange vorher erst geschrieben worden sei! Eine merkwürdige Analogie für die so früh zeitige Entstellung unsere- heiligen Texte- bietet der Koran. Schon im zwölften Jahre der Hedschra gab eS so viel Varianten, daß sie in sieben Elasten ringetheilt wmden. Nach zwanzig Jahren ließ der Katts der vielen Streitigkeiten halber alle Hand schriften vernichten bi- auf eine, die al- einzige Norm dienen mußte. Die brsondern Ursachen der großen Verschieden heit der Texte sind in Folgendem zu snchen. Man ah von Anfang an die Schriften de- Neuen Te- kamentS nicht al- Literaturwerke an, deren vuch- iäblichkeit den höchsten Werth habe. Man besserte m guten Glauben und erweiterte, brachte ein zelne Stellen in größeren Einklang, ließ sich auch durch dir mündliche Tradition beeinflußen. AlS man später von dem dadurch herbeigeführien Schaden Kenntniß gewann, ließ er sich nicht wieder ganz auSgleichen. Nur wurden vou da an in dem gotte-dienstlichen Gebrauch der ReichS- kirche die Exemplare gleichmäßiger, ohne daß aver dieser Text eine» besonderen Vorzug gehabt hätte. Daher also amb der Erasmische, der Luther sche uud die verwandten Texte. Die römisck - katho lische Kirche sanctiontrte ihren lateinischen Text, für den sie aber nicht einmal, wie st« vorgab, ihrem HieronywuS im vierten Jahrhunderte streng folgte, noch weuigrr über ihn hinaus auf frühere Documente zurvckging. Ist uuu aber, .frug der Redurr, bei diese?» Staude der Sache rvh»g zu verharr/n, trotz de- Bewußtseins, daß wir mit unserem Text de- Neuen Testament- nur der kirchliche« Gewohnheit, nur dem Herkommen, wenn auch immerhin einem alten Herkommen folgen? Nein, da- glaube ich nicht. Auch ein tausendjähriger Jrrthum bleibt Irrt hum und hat kein Recht über die Wahrheit. ES gilt hier TertullianS treffliche- Wort: Christus hat nicht gesagt: Ich bin die Gewohnheit, sondern: Ich bin die Wahrheit. Der Protestantismus besitzt, gegenüber der römischen TradtltonSkirche, sein wahres Palladium an der Schrift; ihm vor allen muß daher an der Echtheit und Richtigkeit de- Textes der Schrift gelegen sein. Die Wieder herstellung de- heiligen SchrifttexteS mit allen Mitteln der Wissenschaft anzustreben, da- ist daher eine der höchsten Aufgaben der protestantischen Wissenschaft. In dieser Ueberzeugung habe ich selbst seit 32 Jahren meine beste Kraft an die Lösung eben dieser Aufgabe gesetzt. Zuvörderst galt eS neuen gründlichen Quellenstudien. Ich verwandte daher 0 Jahre auf Retseforschungen; sämmtlichen ältesten griechischen Handschriften, zerstreut auf den euro päischen Bibliotheken, widmete ich eingehende Arbeiten; andere, in vensrlben KreiS maßgebender Autoritäten gehörige, gelang eS mir im Orient aufzufinden oder doch zuerst zu benutzen; ihre Zahl beträgt über 20, darunter der ( ockex LiuLiticuz, durch sein Alter, da- an die Zeit de- ersten christlichen Kaiser- hinanreickt, durch seine unver gleichliche Vollständigkeit, durch seinen Schrifl- charakter die Krone aller neutestamentlichen Hand schriften. Die umfänglichsten Arbeiten widmete ich an zweiter und dritter Stelle den alten Ver sionen, namentlich der lateinischen, und der reicben kirchenväterttchen Literatur; für beide Gebiete gelangen mir gleichfalls wichtige neue Auffindun gen. AuS diesen Arbeiten, die früheren hinzu genommen, ging nun etr» kritischer Apparat von großem Umfang uud großer Zuverlässigkeit hervor. Diesen galt eS aber auch zu verarbeiten. Bei seiner Verarbeitung »um Zwecke der Herstellung de- ältesten Texte-vefolgie ich Grundsätze, die sich am nächsten mit denen de- englischen Kritiker- Richard Bentley vom Jahre 1720 und Karl LachmannS vom Jahre 1831 berühren, Grund sätze, deren erfolgreich« Anwendung allrrding- «rst durch die glückliche Sicherstellung und wesent liche Vermehrung de- maßgebenden Apparate- ermöglicht wurde. Sie laufen daraus hinaus, vom hergebrachten Texte gänzlich abzusehen und dafür den documentttch dtglaubigien Text de- 2. Jahrhundert- herzustellen. — Die nach Ver breitung von etwa 40,000 Exemplaren augen blicklich im Drucke begriffene 20. Auflage meine- arttchischen Neuen Testament- wird der gelehrten Welt da- bi- jetzt «reichte Resultat vorlcgen; bald darauf soll eine deutsche Bearbeitung folgen. Aber die Aenderungen de- Lmhertexte- sind viel leicht doch nur äußerlich und geringfügig? Hierauf ist zunächst zu erwidern: Handelt sich'- pm da- Wort Gotte-, um da- heiligste und einflußreichste Buch der Welt, da ist Nicht- geringfügig, da ist'- der Mühe werth, über irden Buchstaben mS Klare zu kommen. Freilich sind die Verschiedenheiten zum großen Theil nur sprachlich, und viel« andere, die über da- Sprachliche hinauSgehen, doch nicht von historischem oder dogmatischem Belang. Die lst selbst schon von Wichtigkeit; die evangelische, die apostolische Wahrheit gewinnt an Glaubwürdig keit, wenn sie auS der Anwendung des scharfen kriltschen Messer- unverwundet hervorgeht. Allein VS gtebt der streitigen Stellen im Neuen Testa mente gar viel», die dem christlichen Le er so wenig wie dem gelehrten Forscher gleichgültig ein können. So ist z B. die Stelle Joh. 8, 1—11, vok der Ehebrecherin, unecht, trotzdem daß sie schon Augustin leidenschaftlich vntheidigte. Ebenso ist unecht der BerS Joh. 5, 4: Denn rin Engel fuhr herab rc., desgleichen der letzte BerS von Ev. Joh. 21, 25. de-gleichen beim Anfang de- MarcuS der Zusatz zu Jesu Christo: „dem Sohne GotteS", zerner Luc. 24, ül die Worte: ,,und fuhr auf gen Him mel?' Ebenso die zwölf tahalirrichen Verse Marc. 16, 0—20. Sie sind der Kirche vielfach theuer geworden. Aber auch fromme Anhänglichkeit und gläubige- Vorurtheil muß der Forderung der Wissenschaft, dem Interesse der Wahrheit geopfert werden. Bei Matth. 6, 13 in der Vaterunser- Stelle sind die Worte: „Denn dein ist daS Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. Amen" weder von Matth, geschrieben, noch vom Heiland ge sprochen, so sehr sie auch alter ehrwürdiger Brauch geheiligt; sie stammen vom frühesten gottesdienst lichen Gebrauch. Nebenbei sei erwähnt, daß eS unberechtigt ist, im Vaterunser zu sagen: und vergib unS unsere Schuld, denn die Worte de- Heilands lauteten: und vergib uns unser- Schulden. Selbst Luther hatte nicht da- Recht zu andern, und er änderte auch nicht, sondern schrieb „und vergib unS unsere Schuloe". AuS M'ßverständniß dieser Pluralform ist später daraus gemackl: unsere Schuld. Apostelgesch. 20, 28 muß eS heißen: „Ge meine de- Herrn" statt „Gemeine GotteS". I.Ttm. 3 10 schrieb der Apostel nicht: Gott erschien im Fleisch, sondern: welcher erschien rc. Die berühmten Worte 1. Joh. 5», 7: „Denn drei sind, die da zeugen im Himmel" rc. find entschieden unecht, und auch Luther erkannte sie nicht an, nur falsche lutherische Pietät hat sie in den lutherischen Text gebracht. Zuletzt: Glaubt die Kirche mit Recht an die göttliche Inspiration de- Buchstabens der Sch iftj? Man wird fragen: Wie kann die Schrift wört lich inspirirt sein, wenn eS so schwer ist, den echten T»xt festziistellcn? ES ist eine wichtige Thatsache, ich möckte sagen: eS ist ein Fingerzeig der Vorsehung, daß die textliche Feststellung z'i einer so einsten Aufgabe der Wissenschaft geworden. Diesem Stre ben Übrigen- den Vorwurf eines Mangels an Pieläl machen, ist verfehlt. Jst'S frömmer, den althergebrachten Dxt ungeprüft für GotteS Wort zu halten, ober den strengsten Maßstab der Prü fung anzulegen und nur daS Bewährte anzuer kennen ? So hoch auch daS Won dir Schrift über allen andern Worten auf Erden steht, unendlich höher auch als jeglicher anmaßliche Einfall römischer Priesterherrschaft uud al- jede mit täuschender Schmeichelrede maSkirte Prälenston de- modernen Unglaubens, so gilt doch auch hier der AuSspruch de-Herrn: „Der Geist ist'-, der da lebendig macht", ein AuSspruch, an welchen PauluS an knüpfte, indem er an die Korinther schrieb: der Buchstabe tödtet, aber der Geist macht lebendig. Verein für die Geschichte Leipzigs. Jauuarversaenuelung am 17. d. I. vc. Leipzig, 20. Januar. Der Archivar de- Verein-, Lehrer vr. F. R. Pfalz, erfreute am Mittwoch die zahlreich erschienenen VereinSmit- gliedrr durch einen Vortrag, dem er den charak teristischen Titel „Vor offner Lade" gegeben hatte. Es ward diese Mittheilung, der Vorläufer weiterer urkundlicher Beiträge zur Localgeschtchte, mit größter Theilnahme entgegengencmmen und der Verfasser ersucht, seine Arbeit zu den VereinS- acten behusS späterer Veröffentlichung in den Ver- einSschriften zu geben. AuS diesem Umstande woll-n eS unsere Leser sich erklären, wenn an dieser Stelle ein AuS»ug auS dem allgemeinen Thetle von vr. Pfalz' Vortrage (über die Entstehung und Entwickelung de-Zunftwesen- in Deu'sckland mit vorzugSweiser Berücksichtigung sächsischer und Leipziger Verhältnisse) nicht gegeben wird. Wir folgen vielmehr dem Redner erst von da ab Schritt für Schritt, wenn auch in aller Kürze, wo er an der Hand de-„UrkundenbuchS der Stadt Leipzig" (im Ovdox Diplomatie»!» ixrroniae) die die Handwerke und ihre Vereinigungen und Organisationen betreffenden ältesten Actenstücke bespricht. Mit Urkunde 16 vom Jahre 12^8 beginnen diese Actenstücke. AuS dem Leipziger RathSartive druckt v. Posern-Klett einen Vergleich zwischen dem Abt de- Erfurter Scholtenk.osterS und der
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