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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187202136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-02
- Tag1872-02-13
- Monat1872-02
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1872
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5ttt»H, Ike. -nchkint täglich früh 6' r Uhr. A. Lvfa» Du?r» Ende ist » V. «acht«. e Set« keM. h lavzn udn ut itzer, i, nt« zu sene». 8 «Uhr. unridÜch r, Kr« reh»«t, o> ihm ö-ss-. !k, nxlch« < lick« >o rhtil Sohn. Uhr vo» «.t-lltdn itll. «uiuntz* l. Febnm >urd« SO die Inda ooe» ze- te Irdei> ne». Ai lmbamo. , H,tel«. -trrdd H. . Si«d. «d rl H«ßr. H»<U P» vremüch». »e-ocitoii ml) SweSilion jtebannisgaffe 33. Ikn^:w Rctac'.cur /r, tiüttiier. rrrclbflu:itc d. Redaktion kcnmn^-e rcn ll—>e Ul r rrn 4—b Udr. Iimlimc der für die nachtt- l^nvk 3,»mmer britimiiilrii i^rrnnr in den Wochentagen ns 3 Ulir Nachmittags. Wp)igkr Tageblalt Anzeiger. Amtsblatt dcs Kvmzl. Bezirksgerichts und dcs Raths der Stadt Leipzig. Dienstag den 13. Februar. Avi!el,?45§. ^i>l>n»ci»klik»pr,I» Vicrteljalrliw I 2l!r 7'/, Nqr,, iiicl. Briiigcrlolni i Ti'lr, >,«r>,.zr. Jede cinzelne Numincr 3'/^ 3t>zr. Gct'ii'.rcn 'ür Crt'.adcilaacn vliiir Poüoe'orrcciing :« mit Posit'c'orecruiig 13 T lr. Ziistralk die Lpattzcilc l'/, Ngr. ttrliaiiitii unter d. Urdactioiirltrich die Spaltzcile 3 Nqr. /tltolk: Slto >Urm»l, Umoerntäwstr. 33, Loeal-(5oi»ptoir Haiiistraße 31. 1872. Bekanntmachung. Der Straßentract von der Pfafsendorser Brücke bis zum Gohliser Wege, welcher bisher alS .Mndorf" bezeichnet wurde, ist zu der Pfaffendorf« Straße geschlagen worden, und sühn von H au auch die Benennung „Pfafsendorser Straße". Die an diesem Tract gelegenen bebauten Emd-Ülke sind in besten Folge mit veränderter Straßennummer zu versehen, nämlich: nt Kr. 13b der Pfafsendorser Straße daS städtische Baumschulengrundstück, , » 14 - , - daS vormalige Gut Pfaffendorf unter Nr. 50 Abth. 6. deS Brand-CatafierS, bisher Pfaffendorf Nr. 2, die Kammgarnspinnerei Nr. 49 Abth. 6. deS Brand Cat., bisher Nr. 3 von Pfaffendorf, die Kammgarnspinnerei Nr. 48 Abth. 6. deS Brand-Cat., bisher Nr. 4 von Pfaffendorf, daS Grundstück der Herren Gebr. Götze, Nr. 47 Abth. 6. de- Brand-Cat., bisher Nr. 5 von Pfaffendorf, daS von Herrn Kretzschmar «pachtete Commungruudstück Nr. 40 8 Ablh. 6. deS Brand-Cat. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. G. Mechler. . 15 > - 15 b ! > » 16 » , , » 16d » , , Lchzig, am 8. Februar 1872. Carneval. Her Festzug a« Montag. Sn km herrlichsten Wetter — wie gewöhnlich 1- ab unter dem Zusammenströmen zahlloser iMstrumaffen entfaltete sich am Montag Vor- Imog drr Festzug deS CarnevalS und bewegte Itt rus dem herkömmlichen Wege durch die IdieKnn Snaß« nach dem AugustuSplatze und In die Stadt. Der Anblick der bunten Menge, InlS« sich auf dem schönen Platze zwischen Theater lob Museum zufammengefunden hatte, war von «Wem Vtandpuncte auS ein höchst interessanter, kbl Erwartung der Dinge, die da kommen sollten, iitzte die Menge hin und her, alS endlich, fast «ei IN/, Uhr, die Spitzen deS ZugS auö der M sichtbar wurden und sich allmälig näherten. Ln, erblickte daS Volk zuerst ? Keinen Ge ringer« als den selbst mit Kaisern und Königen !« Verkehr stehenden, durch seine infalltblen iLettnberichte unsterblich gewordenen Stanne- e.tzer alS Wetter-Ulan hoch zu Roß die k Spitze d«s ZugS bildete. Zha folgten die vom Publicum, namentlich der zudringlicheren Elementen desselben, sehr ge- lÄtletm Platzreil er, welche daS Costüm der Iw letzt« Feldzug so berühmt gewordenen Ulanen «Ml hatten und dadurch nickt wenig imponirten. I Zetzl erschienen, schon von Weitem durch ihre IlrSig« Weisen vernehmbar, die Musiker deS ersten Mn- in altdeutscher Tracht, ebenfalls hoch zu IXki und hinsichtlich ihrer Schattenseite ein leib IschißkS Contrrfei der deutschen Bundesstaaten. I de Elite deS ZugS, bestehend auS dem Krieg-- nirister, demS trat egen und dem Pro via nt- »isier als Urteutonen, ließen daS Nahen der lupitlichen Hauptgruppen erwarten. Und siehe da, Ich schwindelnder Höhe thronte der Urnarr, lö ReichSmarschall auf hohem Schaukelpferde, 1» Aesitzr der zwei Milliarden: L stolzes Deutschland freue Dick, Der deutsch« Narre schaukelt sich. Zwei Milliarden sind schon da, Jnvivallerallrrallera I Eue Anzahl bteckenpferdretter verbeut» Ikchta, wie nicht bloS in Frankreich, sondern auch l i» Deutschland ei» Leder sein eigen btecken- sbsatmtrt. de wohlgenährten Gestalten der Corso» lilessirer, welch« in der Uniform der Genera- Lit nnhnstolzirten, ließen an ihren freudestrah« llaba Mienen erkenne», daß auf sie der Refrain bet bekannten LiedeS „Auf der Welt ist Alle- siel, wir hab'n aber 'S Geld im Beutel" volle > Inenbung erleide. Vie in früheren Jahren, zeichnete sich auch bietael der Esterhazy-Keller durch eine eben > s« Mche alS sinnreiche Gruppe, die Arche Noah bnsielltüd, auS. Ne Leipziger Wirthe, die sich schon in > scheren Jahren durch Stellung hervorragender ! Suppen im Ftstzuge hrrvorgrthan, waren auch ! jan wieder auf daS Würdigste vertreten. Ein »MiaeS Viergespann zog einen mächtigen Wagen, as welidem eine vollständige Collection der fetzt s Liäa sowohl wie der abgetakelten Gefäße nebst an Scala der Hopfenpreise und der von den isubrauerrien gegebenen Dividenden prangte, ich brr folgende Wagen, ebenfalls von den frnM Wirthen gestellt und die Firma tragend „ke ührt die tadle ä'düte der Leipziger Hotel-. ! Itzetch« beweisen." gab ein hübsckeS Sortiment > rou ftisch Gestalten der neidvollen Bewunderung Inch Line liebenswürdigeCarricatur liefert» der Irripzizt Weinhandel beleucktende BacchnSwageu, Ixltr« auS Mangel an einem vollen Orchester Ijin vollständig ausgerüstete musicirende Nacht- !echter voranschritten. DaS Wäglein wurde von skue» OechSlein gezogen. Inf stürmisches Verlangen erschien hierauf zum m Mal die Fahrt nach PhtppSltthal. nähere Beschreibung dieser Grupp, ist leden- tberflüsfig, da in Dachsen Jedermann weiß, er davon zu halten hat. Brkanntmachiing. Bei dem Unterzeichneten Bezirksgerichte und besten gericblSamtlicken Abthrilungen ist Herr Beutler-Obermeister Friedrich Shriftia« Henniger hier alS Sachverständiger für Beutler- und Handschuhmacherwaaren in Pflicht genommen worden, -tipzig, am s. Februar 1872. Das Königliche Bezirksgericht daselbst. vr Rothe. Holz-Auctio». Mittwoch, am 14. Februar d I, sollen Vormittags von 8 Uhr an in Lonne» witzer Revier auf dem Mutelwaldscklage Nr. 20ad ca. 57 eichene Nu-klötze von besonderer Stärke und Qualität, 7b buchene, 79 rüsterne, 7 lindene, 1 erlener und 2 akpene Klotze, 7 etcbere Kahnkntee, K Schtrrhölzer und 170 Hebebaume unter den im Termine an Ort und Stelle öffentlich angeschlagenen Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: im sogen Haken an der Linie. Leipzig, am 31. Januar 1872. DeS RathS Forst»Deputation. Tinen gewaltigen Effect brachte die „Fahrt nach Berlin" hervor, welche, trotz deS Zeter geschreies eines sonderbaren Schwärmer- auf der bekannten Wirse deS Tageblatt-, dennoch im Zuge zur Veranschaulichung gebracht wurde. ER, alS Kutscher, SIL und ES auf schwindelnder Höhe, Gramont nebst dem gesamwten diplomatischen CorpS und Allem, waS drum und dran hängt, zu Füßen der einstmals so Gefürchteten, allesammt aber in einem mächtigen Käfig mit entsprechenden Inschriften versehen, auf besten Kuppel der deutsche Aar dem französischen den GarauS macht — eS war ein Bild, welche- daS deutsche Herz zu er quicken vollständig geeignet ist. Einem Musikchor folgten Fürst von Goldmark, der ReichSpostmtntster, Graf Meter, Graf Liter und Graf Kilo, oder, verständlicher gesagt, „die deutschen Errungenschaften in Münze, Maaß und Gewicht" sehr treffend dargestellt und von dem Publicum vielfach mit Beifallsrufen begrüßt. DaS nun erkennbare Herannahen der Edel narren kündigte die baldige Erscheinung de» fürstlichen HaupteS deS NarrenreichS an. Und richtig —die prächtigste und bedeutsamste Gruppe deS FestzugS, der Prinzenwagen, kam in Sickt. Der Wagen war daS Sinnbild deS kriegs bereiten Friedens; die Ausstattung repräsemtrte die 10 Millionen deS ReickskriegSschatzeö, über welchem Prinz Carneval thronte, während ER auf dem Bock da- prächtige SechSgrspann, welches die deutschen Reichsfarben trug, leitete. Prinz Carneval zeigte sich höchst befriedigt durch die Huldigungen, welche ihm von allen Seiten dar- gebrachl wurden, und schaute mit huldvollster Herablassung auf die geliebten Umerthanev her nieder, die nicht müde wurden, ihm ihre Ova tionen zu bringen. Wie m jedem nevneuSwerthen Hofstaate die Gesandtschaften eine wichtige Rolle spielen, o war dirS auch bezüglich de- prinzlichen Hof- iaateS der Kall, der sich, in zahlreichen Gesandt- chaftev aus aller Herren Landern uud dem eigenen Hofstaate de- Prinzen bestehend, dem Prinzeuwageu anschloß. Eine wahre Rarität und zugleich ein Meisterstück der Wagenbaukunst war die Caroffe mit dem Ministerium. Michel auf dem Goldberae, die 3., 4. uud 5. Milliarde erwartend, war die folgende Gruppe. DaS Gespann, von Nachtwächtern begleitet, welche die noch in der Luft schwebenden Milliarden er warteten, erregte vielfache Heiterkeit. Zur Ruhe werden jetzt gebracht, Was langen Hader oft geschafft, Die alten Münzen, Mäaße und Gewichte, Sie fahren hin zum jüngsten der Berichte, die- war der Sinn de- WaaenS, auf welchem, voran ein Leichenbitler, dt« Invaliden zu Grabe gebracht wurden. Der unsterbliche Ruhm, welchen Füsilier Kulschke in der deutschen Kriegsgeschichte sich erworben, er war auch im Zuge verherrlicht und durch dir Ge sellschaft Thalia in einer Gruppe dargestellt, welche den Moment de- BuschkraucheuS aufgefaßt hatte. Der Leipziger Buchhardel hatte insofern Ver tretung im Zuge gefunden, als ein kleine- Re- mittenden-Wäglein der vorigen Gruppe ror- antrollte. Der gute Appetit, welchen Prinz Carneval bis her entwickelt, halte den Hofwurstmacher Sr. Hoheit, den bekannten Wurstfabrikanten Niyschmann, darauf Bedacht nehmen lasten, sich für alle Even tualitäten dem Zuge auzusckließen und die delika testen Produkte feiner Fabrik in Bereitschaft zu halten, theilweife aber auch unter die dadurch freudig überraschte Volksmenge auSzuwerfen. Eine leibhaftigere Reclame alS die von „Keil- Restauration zur Gartenlaube", in wel cher sich ein gemüthlich Narrenvölkcken gütlich that, ist nicht leickt zu finden. Tie ganze Aus führung war eine ebenso originelle alS gelungene. Dem deutschen Schulmeister nebst Familie folgt» »ine höchst gelungen» Gruppe, wtlcke daS deutsche allgemeine Recht (eine Collection von Pandekten, Codices, Sachsenspiegel, HauS- recht rc.) repräsentirte. Auch die Leipziger Umgegend halte im Zuge Vertretung gefunden und zwar durch eine Gruppe auS Neuschönefeld, welche die dortigen Zustände und namentlich die Gerechtigkeit-Pflege andeutungs weise beleuchtete. Der Gründungsschwindel, daS modernste Thema der öffentlichen Kritik, hatte sich auch im Zuge ein Plätzchen zu verschaffen gewußt. DaS GründungScomile, auf daS Gedeihen deS Proiecls trinkend, war bemüht, die Actten durch einen son derbaren Mechanismus in die Höhe zu leiern und daS angenehme Wörtchen „Hausse" heraus- zupresten. Einen gelungenen Commentar zu dem vorigen Bilde aber lieferte die Papiermühle, deren Lumpenstampfr die unglücklichen Actionaire mit Haut und Haaren verschlang, um sie alS CourS- zettel wieder an daS Tageslicht zu fördern. Den Sckluß bildeten nock eine Anzahl Privat wagen. * Leimig, 12. Februar. ES Hai diS in die neueste Zeit immer nock eine Menge Leute nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb unserer Stadt gegeben, welche sich beharrlich der Ansicht verschlossen, daß der Carneval auf die Dauer in dem sonst so nüchternen Leipzig Eingang finden könne. Diesen Ungläubigen wird endlich am gestrigen ersten Festlatz ein Licht darüber auf gegangen sein, daß Leipzig und sein große- Narren- Volksfest unzertrennlich geworden sind. So auS- gebreitel und witzreich wie gestern war der Corso in früheren Jahren niemals und, worauf wir daS Hauptgewicht legen, der närrisch« Teufel war so ziemlich in alle Köpf« gefahren. DaS lustige und närrische Straßeuleben hatte sich fabelhaft entwickelt, bald hier, bald da tauchten allerhand maSkirt» und tzrotteSk« Gruppen und Einzel- gestalten auf, m dem riesigen Narrensckwarme schwirrte, summte und ratzte eS durcheinander, kurz, der heitere Ulk, dt« fröhliche Narrheit führten von gestern ab ganz allein daS Regiment m unserer Stadt. Der Corso nahm Nachmittag- 3 Uhr seinen officiellen Anfang. AlS Se. Hoyeit Prinz Car- neval V. auS seinem Palais heraus auf den Balcon trat, da empfing ihn daS donnernde Hurrah, der fröhliche Willkommengruß seiner in unermeßlicher Anzahl versammelten Uvtecthanen. Die prinzltch« Ansprache wurde mit lautem Jubel «mfgenommen und mit vor Ungeduld und Freude klopfendem Heizen stürzt« sich nun jeder Narr sammt seiner Närrin in daS Wogen und Treibe» deS Corso. DaS größte Aufsehen erregte daselbst entschieden die Ausführung einer Idee, die nur in dem Gehnn eines Narren von der edelsten Sorte entspringen konnte, wir meinen die von dem zwanglosen Krieg-Heer occuptne Chausee-Geldereinnahme. In dem statt lichen TruppencorpS waren alle Waffengattungen vom General Anton bis zum Kanonier Bombe herab, in der würdigsten Weise vertreten und alS im Laufe dcS Nachmittags der Bundes - General- Jnspecttur zur Revue ennraf, da konnte derselbe der Truppe nur leine höchste Zufriedenheit auS- drücken. Man mußte sie aber auch sehen, die braven Mannschaften, wie ste im Schweißt ihres Angesicht- ihre schwere Obliegenheit erfüllten, bald hier sich auf den Scklag der vorübrrfahrenden Wagen schwangen, um gegen die dargereichten Chaufseezettrl klingende Münze entgegenzunebmen. bald von den ohne Bezahlung eckappinen Wagen Zertel mi: der Aufschrift „durchgebrannl" auszu kleben. Wie bedeutend d r Andrang deS Publi cum- zu dieser närrischen Hebrstelle gewesen ist, gehl daraus hervor, daß .ie Baareinnahme circa 120 Thlr. betrug. Die Halle, in welcher die „Runkrlstoanrr ftdele SingSleut'" concenirten. glich einem Taubenschlao, in welchem daS Gestänge der un aufhörlich Einlaß Begehrenden kein Ende nehmen wollte. Und allerdings war der Genuß, den daS lustige Pseudo-Tyroler-Bölkchen im Chor- wie im Solo-Vortrag darbot, ein wiiklich hoher. DaS Programm war ein reichhaltiges, und besonderen Beifalls erfreuten sich die g'spaßigen Lied'le mü'n Jodler. Die Sänger waren stattliche Buben, noch chöner aber die sakrischen Madie, vor Allen die chwarze Miezl und S blonde Hannerl; alle reprä- enlirlen einen tadellosen Wuchs und Ebenmaaß n den Körperformen, so daß das Unheil, welches riese weiblichen Sänger in den Herzen der männ lichen Besucher angerichlet haben, sicherlich kein unbedeutendes gewesen sein mag. — UeberdieS war der Stoff, der in diesem Kunsttempel vrr- schänkl wurde, Dank der Sorgsamkeit deS Wirthe, kein schlechter und jedenfalls kann dieses Corso- Unternehmen als eine der gelungensten Ideen bezeichnet werden Dir Beschränktheit dcS Raumes verbietet unS auf alle Einzelheiten deS Eorso einzugehen, wir beeilen unS deshalb anü dem bunten Gemisch der Schaustellungen noch folgende hcrauSzugreifen. Tas anatomische Museum von Bräufcher war im Programme bezeichnet als eine Samm lung von Knochen und Fleisch, Haut und Gemüse, Feit und Wachö, Gypö und Spiritus, in den sonderbarsten Gebilden und Mißgebilden zusammen- testellt für Gebildete und Ungcbildete. In der Thar fand hier srlbst der Fachkenner Stoff zum Nachdenken und zur Bereicherung seiner.Kennt nisse. Auch der „Salon .Ifloston", von Hessin Vorstellungen namentlich die Geisten Erscheinungen ungetheilien Beifall des Auditoriums fanden, er zielte die närrische Wirkung, die man von diesem Unternehmen von vornherein erwartet hatte. — DaS Schlafcabin et der Er-Kaiserin ent faltete eine Eleganz der inneren Ausstattung, welche nur durch den fabelhaften Glanz deS Aeußeren der Bnde verdunkelt wurde. Tie Familie Schnapsel führte sich beim Publicum durch große Placate rin, auf welchem die verlockendsten Anpreisungen notirt waren; wirklich leisteten diese Künstler in der höheren Magie wahrhaft Erstaunliches. Die,,M enschrn° fresser-Famtlte", der „grobe RülpS", daS Panorama fanden ihr Publicum; der Salon deS unvergleichlichen Kutsch kr üble eine außergewöhnliche Anziehungskraft durch den excellenten Stoff, der hier von achtbaren Damen credenzt wurde. Die Fülle der Gosen flaschen, welche unablässig aus dem Felde geschafft wurden, gab ein beredtes Zrugniß von den Schlachten, die hier geschlagen worden sein mußten. Der Auf enthalt in diesen Räumen war höchst gemüthlich, die Produktionen der Musik- und Gesangskünfiler trefflich. Eine leicht erklärliche Zugkraft übte der Irr garten am KönigSplatz auS und man kann wohl sagen, daß die Idee, ein solche- närrisches Laby rinth zu «richten, eine höckst gelungene war. Die Zahl der Besucher war bedeutend und Man cher mußte seinen Vorwitz, ohne Führer die Wanderung angetreten zu haben, durch eine lang wierige Rundreise wider Willen büßen. — Viel Spaß machte auch der Tanz platz in der un mittelbaren Nachbarsckaf: deS Irrgartens. Ja der Reihe der Festlichkeiten nahm die Soiree am Sonnabend Abend nack der Theater- Vorstellung eine wichtige Stelle ein. Der Prinz entwickelte dort seine ganze Liebenswürdigkeit und daS holdselige Lackeln,' mit welchem er ;edrn der sich dem Throne Nahenden empfing und wird« entließ, gewann ,hm Aller Herzen, Die Hos- capille spielte meisterhaft, und eine Men,-e Toastc, unter welchen die des Gebieters, seines Minister präsidenten und deS CultuSministerS alS ganz vor» zügltche Geistebprobucte bezeichnet zu w«rdrn ver dienen, erhöhten den Reiz der Tasrlsreuden. Tie Hoskückr de- ReichS-Truchseß Kraft trug aller dings ebenfalls daS Ihrige zur Erweckung stdelec Stimmung bei. Am Sonntag Vormittag fand, wie bereits vor läufig berichtet worden, die Auffahrt deS Prinzen
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