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Dresdner Nachrichten : 22.12.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191312225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19131222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19131222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-12
- Tag1913-12-22
- Monat1913-12
- Jahr1913
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- Dresdner Nachrichten : 22.12.1913
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hteSwal wiek»«r zur Feier eingestellt hatten, Herr Stadtrat Glütner. der Dezernent des Waisenhauses, konnte u. a. begrühen Frau Oberbürgermeister Dr. Beutler, die Herren Oberstaatsanwalt Geh. Instizrat Dr. Bahr, Ltadtrat Müller, Ltadtrat Bert mit Gemahlin, Kommerzienrat Krlrdemann niit Gemahlin. Stadtverordneten Haupt, Lani» tkKSrat Dr. Marschncr. Pastor Ztlltngcr. Handelsrichter Grumbt. Allgemeine «Hesänge leiteten die Feier ein, dann sprach et« Knabe das WeihnachtscpaiigkUuin und nach Ge klingen und Deklamationen der Waisenkinder hielt der Waisenvater Herr Inspektor Patzig eine herzliche An sprache an die Bcnnmmlung. Er erinnerte daran, wie vor lunedert Jahren, als die K liegsstürme über unser Vater land dahlnüebraust waren und die mörderischen Schlachten mrd verheerenden Leuchen viele Eltern weggerafst hatten, auch der Watsenlinder immer mehr gewvrden seren, so da« aur Wethnachtstape des Ialires 1813 -ll» Kinder mehr rrntcr dem Etirisll'aume gestanden hätten. In jedem Jahre sei das Ctzristkind wiedergetch-rt und habe den Tisch der Aurder immer reichlicher gedeckt. Bis zum Jahre 1845» frei lich lmttcn sul» die Waisen ihre btabcn durch den Gesang geistlicher Lieder in den Straften der Ltadt selbst erbitten müssen, bis man auf Anregung eines edlen Kinder- freuudeö, des Herrn Stadtrates Gehe, diesen Brauch aiustelltc und Listen durch alle Haushaltungen Dresdens schielte. Da die «Haben so reichlich geflossen seien, das, man sic trotze nicht alle verwenden können, so sei eine zweite Bescherung am Iohannisfesic eingerichtet worden, die noch jetzt für die Kinder des -Haus-co und die in Privatpflege befindlichen Waisen bestehe. Seit 1885, habe auch das Sam melu rwn Gaben durch die crlvähateu Listen aufgehört und das Christkind habe daher viel zu tun. um jedes Jahr «Leu Kindern den Tisch zu decken. Das Waisenhaus solle sein und bleiben ein Stück lebendig gvtvvrdeiren Evarrgc Kinns der Nächstenliebe, und die selbstlose Opferfreudig keit, die die Kinder setzt an sich spürten, sollten sic auch an stch selbst üben und mit lnneinuehmen in ihren eigenen späteren Lebcnskreis. Der Ansprache folgte wiederum Gesang und ein inniges DanVcswort eines Mädchens. Dann wurden die vor Freude und Aufregung strahlenden Kleinen au die reichbedcckten Tafeln geführt und jedes 5klnd fand dad, was es am Bußtage auf den Wunschzettel geschrieben hatte. Ueberall herrschte nun echte, rechte Weih nachtsfrcudr. Die Kinder wurden nicht müde, ihre P-üpp chen zu Herzen nird mit zitternden Händen alle die Herr lichkeiten zu liebkosen, mit denen sie der Weihnachtsmann beglückt hätte. Im ganzen wurden 30 Knaben und 1L Mädchen beschert, darunter je » Konfirmanden und Kon firmandinnen. souiie zwei bereits früher konfirmierte Mädchen. I« Privatpflege befinden sich auftcrdem nahezu KVO Kinder. Die reichen Geschenke staimntcu sämtlich von Wohltätern und aus Stiftung«Mitteln. U. a. hatte Frau verw. Treibmanu eine ganze Fuhre Spielzeug ge schickt. In diesem Jahre trat bei der Christbeschcrung auch »zmr erste« Male die Hassc--Stiftuug in Wirksamkeit. WechaachtSscier bei de« „Germanen". Zn eiltcr erhebenden Beterancnbcschcruug Halle gestern i»bc»o die junge Ortsgruppe Dresden der „Gcr- «ranen" (Sitz Leipzig) nach dem Hotel „Her-ogiu Garten" eingeladeu. Der Verein verfolgt den Zweck, die vaterlän dische Gesinnung zu pflogen, das Interesse des deutschen Bokkcs und insbesondere der deut-scheu Jugend für die vielen kranken und notleidenden Kriogsveteraneu zu wecken und die Mittel zu beschaffen, um überall da helfend eingreifen zu können, wo Staat und Gemeinde eine ausreichende Für sorge nicht gewähren können. Die Dresdner Ortsgruppe, nn Sommer dieses Jahres gegründet, trat mit der gestrigen Weihnachtsfeier zum erstenmal in die Ocffcntlichkeit, und »war in ehrendster Weise. Eine größere Anzahl Ehrcn- Mte mar Zeuge des wohltätigen Slbcnds. U. a. ivarcu zu gegen Kanslcirat Knüpfer vom Präsidium des Sächsischen Rilttärveretnsbundeö. der Gründer des Leipziger Haupt- »ereinS Architekt Meinig, ein in zwei Feldzügen erprobter Veteran, verschiedene Vorsitzende hiesiger Militärvercine usm. Treffliche Borträge des Mannergesangvereins „Fürst Bismarck" (Liedermeister Paul Zerbkaj und von Fräulein Zcrbka, sowie ein vorzügliches Konzert von Mitgliedern der Kapellen des Grenadier-Regiments Nr. 101 und des Schützen- Regiments, die von der König!. Kommandantur beordert worden wareir, umrahmte die eigentliche Bescherungsfeier, die mit einer herzlichen Begrüßung der zahlreich Versam melten durch den Vorsitzenden der hiesigen Ortsgruppe, Herrn Felix Müller, cingclcitet wurde. Mit Freuden konnte er hervorhebcn, daß alles, was der reich geschmückte (Habenttsch zierte, Ehrengaben seien, wie cü der „Ger manen" Art entspreche. Die Rede schloß mit einem Hurra auf Kaiser und König. Hierauf teilte der Vorsitzende mit, daß Sr. Majestät dem König in einem HuldigiingSiclegramm das Gelöbnis unwandelbarer Treue versichert worden sei. Die Festrede hielt das Ehrenmitglied Herr Ktrchenrat Ne nur eiste r, Militär - Oberpsarcr des 12. Sachs. Armeekorps. Erinnernd daran, daß überall auf der Erde, wo deutsche -Herzen schlagen, jetzt Weihnachten ge feiert werde, gedenkend der Jahrhundertfeier, die uns nahe kege, über den Toten die lebenden Krieger nicht zu vergessen, die Not und Sorge bedrücke, und daß zur weiteren Linderung dieser Nöte die „Germanen" die eigentlich Berufenen seien, die sich deshalb auch hier zusammcngesunden Hütten, um WeihnachlSglanz und Wcibnachtsfreude in bekümmerte Her zen zu tragen, schilderte der Redner dann eingehend, wie Weihnachten 1870 von den Deutschen im Feindesland be gangen wurde. Die Ortsgruppe lasse heute einen hoffnungs vollen Anfang erkennen, und alle, die noch nicht „Germanen" seien, sollten mithelfcn, daß die Frage des Vctcrancnelcnds getilgt werde durch eine große Tat, damit der Wahlspruch der „Germanen" zur Wahrheit werde: „Ein dankbares Volk ehrt seine Helden!" — Nunmehr wurden zwölf arme und bc- dürftige Veteranen beschenkt, darunter der älteste 79, der jüngste »8 Jahre, einer geschmückt mit der silbernen St. Heitz- richsmedaille, ein anderer mit dem Eisernen Kreuz, alle an getan mit den Auszeichnungen braver Soldaten. Die Orts gruppe ließ dazu allen das Ehrenkreuz der „Germanen" überreichen. Unter den klingcitdcn «Haben befanden sich noch für viele der Bescherten Lvendcn von den Regimentern oder Truppenteilen, bei denen sie gedient hatten. Es war für die alten Leute ein beguckendes Gefühl, daß man ihrer so fürsorg lich gedacht batte, und manchem traten die Tankestränen in die Augen. — Mit weiteren Gesangs- und Instrnmentalvor- lrägen ging die vom Geiste hilfsbereiter Kameradschaftlich keit getragene Feier zu Ende. Wetterlage in Europa am 21. Dezember vorm.8 Nbr. Eine breite Junge hohen Druckes erstreckt sich von d°m Martmuni über der südlichen Nordsee ostwärts bis zu uns herein, ein Neses Minimum unter 7»» Millimeter Ingert im hohen Norden. Teilmarima von 780 Milli meter sind im Südwesten der britilchen Inseln und im Südosten des Erd teils vorhanden Eine nordwestliche Strömung bringt trübes WKIer mit Frost, der weiter anhatten dürfte, auch steht dcr EinIriU von Schneefällen in Aussicht. Aussicht kür Montag den 22. Dezember Ililri. Nordwcstwind, bedeckt, lall, Schneesall. Wasserstand der Elbe und ihrer Zuflüsse. neuerdings so lebhaft und fast allgemein besprochen, daß wir nicht daran Vorbeigehen können, obwohl eine völlige Erledigung noch nicht stattgesuuden bat. Soviel ist sicher, baß Freiherr v. Schleinitz nicht in seine alte Stell ung zurückkchren wird, da bereit- ein Nachfolger für ihn ernannt worben ist. Wir haben niemals ein Hehl daraus gemacht, daß wir das Ausscheiden des unzweisrlhast tüchtigen und verdienten Offiziers aus seiner Stellung bc dauern würden, meinen aber, daß, wie die Dinge liege», ein anderer AuSwcg nicht gesunden werden konnte. Zunächst möchten wir zwei Irrtümer als solche kenn zeichne». Es war behauptet worden, daß schon der frühere Staatssekretär des Reichskolonialamtcs das dcmnächstigc Ausscheide» des Herrn v. Lchleinitz aus seiner Stellung siir notwendig erachtet habe. Das ist nicht der Fall gewesen: Herr Dr. v. Lindcguist hatte leine Veranlassung, an eine Abberufung des Herrn v. Schleinitz zu denken, da ihm das nicht bekannt war, was jetzt bekannt geworden ist Die Abberufung ist auch nicht aus die bekannten Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Gou verneur Freiherr» v. Rcchenbcrg und dem Oberstleut nant Freiherr« v. Schleinitz z u r ii ck z u sü h r e n. Diese Meinungsverschiedenheiten waren bereits beseitigt, che die Tinge bekannt wurden, die zur Abberufung des Herrn v. Schleinitz führten. Zunächst glauben wir doch noch eine gewisse Zurück Haltung üben zu sollen, da »nö amtliche Berichte über die Vorgänge nicht bekannt sind. Soviel muß aber gesagt werden, daß es sich um sehr schwere Grausamkeiten handelt, die von ASkariS bei der Ausführung eines Befehls begangen worden sind. Der Befehl ist zwar nicht von Herrn v. Schleinitz gegeben morden, wohl aber trägt er die Verantwortung. Tic Gransam- leitcn, die mehrere Jahre zurückliegen, sind nun erst neuerdings dem Kvlonialamte bckaiintgeivordcn. Wie das Versagen der Berichterstattung möglich und erklärlich ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Nachdem aber das Kolvnialamt unterrichtet worden war — gleichviel, auf welchem Wege —, mußte es einschreitcn, und die Folge des Einschreitens war die Abberufung des verdienten Offiziers. Die letzte Entscheidung in der persönlichen Frage ist noch nicht erfolgt u,td wird zunächst abgcwartct werden wirst«», Unseres Erachtens würde die nationale Prelle gut daran tun, auch ihrerseits in der Beurteilung des Falles die gebotene Zurückhaltung zu üben. Diesem SSuuschc kann man sich nur anschlicßen. bunzl-u L°un Bud- weis Mo- dran Par. dubitz Me!. ' Leil- ! I I Mao- nit meri^ ^6! Dre.den L». Dez. 2t. Dez. -r- -IN 4- »o -t- «4 4- kt« — 2 4-1024- 4-M4-17» 4-e2üj 4- 82 i — 4- K4!4- 20j4-I3b4-14»i4-19l! 4- b« s — Su der Angelegenheit der Sbrrftleutnantr v. Schleinitz schreibt die „Deutsche Tagesztg": Die Angelegenheit des früheren Kommandeurs der Schutztruppe von D e u t s ch - O st a s r i k a, dcS Oberstleutnants Freiherr» v. Schleinitz, wird in der Presse Uebcr die auswärtige Politik uetcilt die „Nords. Allg. Ztg." m ihrer Wachen-Rundschau: „Die Erklärungen des Reichskanzlers zu den auswärtigen Fragen, die Ausführungen des Grasen RerctstM, in den Delegationen und die Rede des Marquis di San Giuliano ergänzen sich zu einer beachtenswerten Kundgebung für die Einheitlichkeit der D reib nn d p o l i t i k. Sluch fernerhin sichen die Regierungen des Dreibundes vor Aufgaben, bei deren Lösung sich ihr Einvernehmen bewäh ren kann. In der In jels rage hat Sir Edward Grey den Großmächten Vorschläge für eine gemeinsame Rege lung der strittigen Punkte milteilen lassen. Diese Vor schläge fuswn auf Grundgvöanken, die in ihrer letzten Sitzung die Londoner Bojschastcrvsrsammlnn« für eine künftige Lösung Ser Jusolsnage ins Auge gefaßt hatte, ohne einen förmlichen Beschluß darüber hcrbeiznfnhren. ES ist danScuDwe-rt. daß Sir Etztv-ard Grey jetzt, wo die Sicherstellung der Grenze Siidakbaniens dringlich wird, mit dem Streben hervortrttt, Europa für eine baldige Lösung der Jnselfragc zu einigen. Der OessentliclKcit sind die englischen Vorschläge bekannt. Die Deeibundnrnchte sind beschäftigt, die Einzelheiten gemeinsam zu prüfen." Aussordevnng zum Massenstreik«: strafbar. Eine sozialdemokratische Zeitschrift war kürzlich offen für den Generalstreik cingetreten. Das Landgericht I in Berlin hatte in diesen Acußerungen eine Aufforde rung zum Ungehorsam gegen die Gesetze ge sehen und den verantwortlichen Redakteur der Zeitschrift zu einer Gcfänignisstrafc verurteilt. Das Reichsgericht har den Einspruch gegen bas Urteil verworfen mit der Be- aründnng. der Generabstveik. der plötzlich und unerwartet anobrechen solle, könne nur durch einen Verstoß gegen die Gewerbeordnung und das Bürgerliche Gesetzbuch dnrch- gesührt werden. Die Aufforderung z» einem solchen Streike sei also eine Aufforderung zum Ungchors^n gegen diese Gesetze. Zur Sirchenauötrittsbewegung. Wie der Rcichsbote" mittcilt haben die beiden Genc- ralsnperintendcntcn von Groß-Berlin in Sachen der Ans- trittsbcmcguiig aus der Landeskirche ein Schreiben an die ihnen unterstellten Kirä-envorständc gerichtet, in dem sie darlegen, der Wert, den möglicherweise große öffentliche Gcgenvcrsammlungen gegen die Anstrittsbewcgiing haben könnten, sei zwar nicht zu verkennen, es müsse aber immer berücksichtigt werden, daß die Kraft der evangelischen Kirche in der Gemeinde liege. Deshalb wird ein allgemeiner Ki r ch e n s v n n ta g in Anregung gebracht. Am 11. Januar 1014 sollen in allen Berliner evangelische» Kirchen Gottes dienste stattfinden, in denen ohne unmittelbare Bekämp fung der AuStrtttsbewegnng den Gcmcindemitgliedern klargelegt werden soll, was sic an der Kirche des Evange liums haben nnd was sie durch das Ausscheiden aus der Kirche verlieren würden. Der „Rcichsbote" meint dagegen, daß große öffentliche G e g e n v c r so m n, l u n g c n in unserer Zeit der Ocffcntlichkeit unentbehrlich seien. Roosevclt über die Deutschen. Die Zeitschrift „Süd- und Mittel-Amerika" berichtet über eine interessante kleine Episode, die sich während Nvosevclts Aufenthalt in Brasilien zntrug: Als der Expräsident nämlich am 1. November durch S. Maria kam und sich aus dem Bahnhosc mit einem Dcutschbrasiliancr auf Deutsch unterhielt, meinte dieser, er sei ja von deutscher Abkunft, achte aber den Amerikaner höher als den Deutschen. Ans diese würdelose Acußerung erhielt er von dem Expräsi- dcnten der Vereinigten Staaten folgende verdiente Zurecht weisung: „Das müsse» Sic nicht sagen, besonders Sie, der Sic von deutscher Abkunst sind. Denn überall, wo ich ans meiner jetzigen Reise anhiclt, fand ich immer den deutschen Fleiß, die deutsche Ausdauer, das gründliche deutsche Wissen und Können, die das meiste beigetragen haben, um dieses Land zu heben, und auch mein Vaterland verdankt Vieles und Großes den Deut schen." Der Gcwcrkschastsprozcß. In dem Prozeß der christlichen G c w c r l s ch a s - ten sagte der Verleger der „Köln. Korresp". Tr. Kans- m ann. aus, daß der Papst für den Beitritt zu den christlichen Gewcrlschastc» in seiner Enzyklika schwere Bedingungen gestellt habe: wen» die christlichen Gewerkschaften diese Bedingun gen nicht erfüllt hätten, so Hütten die Bischöfe den Beitritt katholischer Arbeiter zu den christlichen Gewerkschaften ver bieten mtisscu. Da aber tatsächlich eine Reibe von Bischöfen für die christlichen Gemcrlschaften eintraten, so sei damit be wiesen, daß sie sich der Enzyklika unterworfen Hütten. Von höchster Stelle der katholischen Kirche wisse er, daß ihr ein häufiges Streiken nicht angenehm wäre. Pfarrer M i x er klärte, daß er seine Behauptungen nicht mehr aufrecht er halten könne und sic mit dem Ausdruck des Bedauerns znrücknehme. Das Verfahren gegen Pfarrer Mix wird darnach eingestellt. sWicderholt.) Zum Falle LtapiuSki Die Lonnabend-Litzuirg des Wiener Abgeordneten-« Hauses wurde mit der Besprechung -er von dem Minister präsidenten Grafen Slürgkh ans die Interpellation wegen des Falles Stapinski gegebenen Antwort ausgc- sülli. An der Besprechung beteiligten sich nur Vertreter der galszischen Parteien, soivic der tschechische» Sozialdemokraten. Die Redner der galtzischen oppositionelle» Parteien griffen den Polcirklub soivic den Minister stir Galizien, Dlugosz, heftig an. Der Obmann des Pvlcnklubs, Dr. Leo. bc dauerte die Verwendung des Dispositionsfonds zur Bccin- slnssung von Abgeordnete». Er stellte seit, daß weder der Pvleiillub, noch dessen Präsidium von der Prcsseaktio», die der Ministerpräsident am Freitag «»sühne, Kenntnis gehabt Hütten. Auch Minister Dlugvsz habe hieran keinen wie immer gearteten Anteil genommen. Ter Redner ver wahrte sich auf das entschiedenste gegen irgendwelche Ei» jlußnahme aus die inneren Verhältnisse des PolcnklubS. Ter ittedner der polnischen Volkspartei wies unter heftigem lärmende» Protest aus Grund verschiedener Schrill stücke die gegen Dlugvsz erhobenen Anschuldigungen als unwahr zurück. Er hob dabei die Verdienste des Ministers Dlugvsz um die Hebung der Volkswirtschaft Galiziens her vor. Auch SiapinSki ergriff das Wort, um neuerlich festzustellen. daß er die von seinem Parteigenossen DlugoSz erhaltenen Gelder ausschließlich für Parteizwecke verwendet habe, ohne von deren Herkunft Kenntnis zu haben. - Die Reise Churchills. Tic Bemühungen der französischen Presse, das Unter bleiben einer Reise des englischen Marineministers Lord Churchill nach Berlin als eine Unfreundlichkeit gegenüber Deutschland hinzustellcn, werden in den Berliner politischen Kreisen als ein Manöver angesehen, das zu durch sichtig sei, um eine Wirkung auSüben zu können. Man iß auch der Ueberzeugung, daß Lord Churchill selbst diesen Treibereien durchaus sernsleht. Kunst und Wisteufchast. -s Dresdner Theatcrspielplan für heute König! Opernhaus: „Undine" t8>: König!. Schauspiel hautz: „Ter Raub der Sabinerinnen" t8t: Albert Theater: „Akrobaten" tUtsi: R c s i d c n z t h c a 1 c r.: „Der Zigeunerprimas" <!^8). f Königliches Opernhaus. Hnmpcrdin'ck.S Märchenoper „Die K ö n i g s k i n d c r" fand gestern nach längerer Pause wieder eine sehr stimmungsvolle Ausführung und sogar ein ausverkauslcs Hans, das zwar zum Teil wohl den erheblich ermäßigten Eintrittspreise» »nd dem frühen Spiclansang zu danken war. Mag cs auch Kindern »er sagt bleiben, den symbolischen Gehalt der Sagendichtung z» erfassen, mag es selbst Erwachsenen beim ersten Hören nick« leicht fallen, alle Vorgänge in ihrer poetischen Verknüpfung deutlich zu verstehen (wie es denn sicherlich ein Fehler des Komponisten ist, bei seiner polyphonen Schreibweise an wichtigen Stelle» die unbcgncm tiefe Gesangslggc vvrz» ziehen) — die innige deutsche Musil erfreut und erquickt ^ Große und Kleine. «Hestern zeigte sich als Gänsemagd zum ^ ersten Male Frl. Merrem, die in dieser Partie sich schon » die Gunst des Leipziger Publikums gemgnn. „Hold wie tz- das golönc Mvrgenlicht" war sie in Spiel und Gesang, und tz, cs schien Absicht, auch de» tragischen Königskindertod in tz- sanfterer, holderer, zugleich auch seine Bedeutung mildern derer Art zu sterben, als man es von Frau Nast gewohnt 8 ist. Herrn Staegemanns neuer Holzhackcr war namcnt- « lich im ersten Akte von ergötzlicher, derber Charakteristik. Im übrigen zeigte die von Herrn Striegler gewandtst, geleitete Vorstellung die gewohnten Vorzüge: die prächtigen' Z, Walddckorationcn und in den anderen Hauptrollen vvr-rs v züglichc Leistungen SootS und Plaschkes. Herr Kratina?"«» gab den wackeligen Natsältcsten überraschend wirksam. " Lauter Beifall erscholl nach allen Alten, leider aber jedes- mal fast eine halbe Minute zu früh, nämlich noch während Sl ^ der letzten Orchesterakkvrde. Und ein pünktlicheres Er-8 5 scheinen des Publikums wäre selbst bei solchen zeitig bc-Z'Z^ ginnenden Vorstellungen erwünscht. 6. k. - — f Königl. Opernhaus. In der „Tannhüuscr"-Ausfüh-^ rr rung am Sonnabend war für den anactündigtcn Ver- ^ treter dcS Wolfram Friedrich Plaschke, der wegen « starker Indisposition hatte absagen müssen, Kammersänger Perron eingcsprnngen. Das Publikum zeichnete den Sänger, der die Partie des Wolfram stets zu den hervor- ^ ragenden seines Repertoires zählte, durch besonders freund- ^ lichen Beifall aus. Ter Ausführung mit der stilschöncn Elisabeth von Helena Forti. Löltgcns Tannhäuser. ^ der Venus von Magdalena Serbe wohnte Sc. Königs. ^ Hoheit Prinz Christian bei. X 1 Frau Kammersängerin Eva Plaschke-v. d. Osten wird Anfang Januar im Königl. Opcrnhause zum ersten Male die Isolde singen. 's Das zweite städtische Bolkssinsonic-Konzcrt, das an. Sonnabend im Gewerbehaus staltfand, überraschte durck, die kühle Aufnahme der Haydnschen Sinfonie mit dem Paukenschlag. Gewiß kann man sich den Vortrag des Wer kcs noch beschwingter und klangschöner denken. Aber die G e w c r b c h a u ö k a p e l l e bot unter Willy Olsen doch so viel sorgsame Arbeit und instrumentaten Wohllaut, daß zum mindesten das Andante dieselbe lebhafte Aner kennung verdient hätte, wie die Ouvertüre zu Chcrubinis „Wasserträger" und das Mozartschc Violinkonzert, das Willy Pöhlmann mit edlem Gesangston und schlackenloscr Technik (nur in der Haltung z» unruh.igt zu Gehör brachte. War dem Publikum, das doch sonst so dank bar ist. die Handnschc Musik zn schlicht ? Entbehrte das rein klassische Programm zn sehr der Sensation? Ware» die Erläuterungen von Dr. Georg Kaiser zu gediegen in der Ausmachung? Sie hielten sich freilich in ihrer Grund lichkeit und dem fachmännischen Ernste fern von Haschen nach Volkstümlichkeit und literarischer Schaumschlägcrci. die sich neuerdings bei ähnlichen Gelegenheiten bemerkbar machen. Oder darf man — bei einem Konzert von 75> Mi nuten Dauer! — ivcihnachtlichc Mattigkeit als Entschuldi gungsgrund annehmcn? Wir wollen die Frage nicht ent scheiden, vermerken aber die Tatsache als Beitrag zur Praxis und Psychologie von Volkskvnzcrtcn. —cü— 's Das Leipziger Schanspiclhaus, das seit dem Tode des Hofrats Hartman» für Rechnung der Erben von Fritz Vieh weg geleitet wurde, ging durch Kaufvertrag in den Besitz der Herren Erik Ernst Schwabach, Kurt Wolfs und Fritz Vichwcg über. Die neue Betriebsgemeinschaft beabsichtigt, das Haus nach »msassenden Renovierungen im Herbst 1914 in eigene Regie zu nehme». Die Direktion wird Herr Fritz Bichwea behalten. Das Theater soll auf der Ba sis guter literarischer Tradition wcitcrgesührt werden. 's Max Uth, der bekannte Berliner Landschaftsmaler, der kürzlich seinen 5>o. Geburtstag feierte, ist zum Königl. Prcuß. Professor ernannt worden. v Professor Julius Lchcincr, Extraordinarius an der Berliner Universität und Hauptobservator am Königlichen Astrophnsikalischcn Observatorium in Potsdam, ist am Sonnabend plötzlich gestorben. Schcincr war am 25,. Dezember t85>8 in Köln geboren. Er war von 1881 bis 1880 Assistent der Bonner Sternwarte und ging da»» in gleicher Eigenschaft an das Observatorium in Potsdam. Hier entfaltete der «Helehrte eine überaus fruchtbare wisscn- schasllicbe Tätigkeit. Zahlreiche Körverschaften zeichnete» ihn durck Ehrnngcn aus, und der Kaiser von Rußland ver lich ihm vor einige» Jahren den StantSlauö-Orden 2. Klasse. Von Scheiners Schriften seien besonders gcnannl die Lehrbücher der Spektralanalyse »nd der Photographie der Gestirne, die Schriften über die Temperatur der Sonne und den Ban des Wcltajls.
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