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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187205047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-05
- Tag1872-05-04
- Monat1872-05
- Jahr1872
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1872
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Erste Anlage mm Leipziger Tageblatt und Anzeiger? 71 E. hn^ Ntj D«.. Keichg- 2Uhr. u kfm. r-iu. it vor- 2 Tr. g von Nach, -tte gen. mvrre» -d Bl. licht lener rn -er t. 5t NtUM zeheil!. » t i. e beaof- »lteß. lungea tteln. iVjtg, tiov, tiooeo äes. lg- iohii-, t» ich fällige nähme nd 10 2 Uhr trefft n cv ge« Lin Jahr im Reiche. ** Heut» vorm Jahr feierten wir den Ge burtstag de-Deutschen Reiche-: am 4. Wat 1871 trat die Verfassung desselben tv- Lebe». Damal- sprachen wir für die neugrborne Schöpfung warme -Wiche und Hoffnungen auS. Mit dem heuti» gen Tage ,st ern Jahr unter der Vrrfaffung des nenm Reiche- zu Ende gegangen, und wrr fragen und: sind unsere Wünsche und Hoffnungen be» friedigt worden? Wir dürfen getrost mit Ja ant worte». Da- Erste und Wichtigste ist, daß sich da strich in der öffentlichen Meinung ungemein ge» Ml und gefestigt hat. Selten dürfte e- in der Aeschichte sein, daß eine neue StaatSverfaffuvg, welche plötzlich auS einer großen Bewegung hrr- vorgeht, sich o rasch in den Geistern der Ration einlrbl, so ra ch zum allgemeinen Bewußtsein und Vnständuiß kommt. Hterin liegt dt» beste Bürg schaft, daß unser neue- StaatSwesrn nicht- Er künstelte», nicht- Gemachte-, daß eS vielmehr etwa» Natürliche-, etwa- Gegebene- ist Denn nur mit Dem, was natürlich ist, waS in den Um standen gegeben ist, befreundet sich die menschliche Mur leicht, und sie ist dann sogar geneigt, sehr bald Da» al- selbstverständlich anzusehen, waS kurz vorher so selbstverständlich durchaus nicht war, za wo» zu erreichen kurz vorher al- eine Riesenauf- aade, al» rin Problem erschien. Kaiser und Reich find uns erstanden, Kaiser und Reich haben die Probe ihrer inneren Lebenskraft schon jetzt gläv zend bestanden. Für die Geschichte de- neuen Deutschen Reiche- wirb e» immer charakteristisch bleiben, daß im ersten Jahre seiner Existenz, in welchem eS Wurzeln schlug und Boden faßte nach allen Seiten hin, gleichzeitig von gegnerischer Seite gewaltig, aber doch ohr-mächtig gegen dasselbe an- gekampfl wurde. Dieser Kampf war nothwendig, um seine Kraft und seine Gesundheit recht deutlich zu erweisen nm zu zeigen, daß seine Constitution gut genug ist, um jedem 'Anprall widerstehen zu können, uu die krankhaften Gebilde in seinem Organismus zu tobten. ES ist die- wie beim Menschen; wie wird er oft in seiner zarten Jugend von Krank heiten und Widerwärtigkeiten erfaßt, denen eine schwächliche Constitution erliegen muß. Die starke Mur siegt, und dieser frühe Steg stärkt und kräftigt für alle Zukunft. Die inneren Feind», welche dat Reich noch hat, zersMn eigentlich in drei Kategorien. E- sind die llltramontanen, die Socialdemo- krate» und die Particularisteu. Welch herrliche» Kleeblatt! Gefährlich find sie jetzt alle drei kam» mehr, selbst wenn sie sich zu innigstem Vereine gesellten, eine Bereinigung, dir bei aller Grundverschtedenheit der eigentlichen Bestrebungen durchaus nicht so unwahrscheinlich ist und in der Th« sich schon mehrfach praktisch, insbesondere bei Wahlen, gezeigt hat. Die Bereinigung solcher Elemente übt mehr al- alle- Andere »ine vernichtend« Kritik derjenigen Bestrebungen, welche reich-feindlich sind. Am offensten gehen die Social demokraten zu Werke, und DaS erhöht vielleicht ihre Unschädlichkeit. St» sagen von vornherein: „Wir wollen vom Reiche Nicht- wissen, wir kennen kein Vaterland, wir kennen keine Nation." Hätte da- Deutsche Reich uu- mit Freiheiten über schütter, da- hätte in dem Geschrei der Social demokraten gegen da- Reich nicht da- geringste geändert. Jede freiheitliche Einrichtung, die ge schaffen worden ist, hatte da- Glück, von ihnen begeifert, verspottet zu werden. Und da- ist von ihrem Standpunkte au- ganz richtig. Denn die ruhige, aber sichere Fortentwickelung zum Besseren wirb schließlich dem blödesten Auge erkennbar; daß die Masse de- Volke- aber da- erkenn», cal- cultrrn dt» Herren social-demokratischen Führer, da- muß verhindert werden. Denn, waS für Erfolg können sie sich von ihre« Unrsturzbestre- bllngen versprechen, wenn da- Volk «infieht, da auf ruhigem Wege auch »um Ziel« zu gelange» ist ? Die Feindschaft der Socialdemokrateu gegen da- Reich Hai ihren Grund in der Abueigun gegen jede- fest», widerstaudverheißende StaatS- wtsen. Daher haben denn auch dt» Socialdemo traten so oft parlicularistische Anwandlungen weil die Zerrissenbeit und Ohnmacht der Staat- aewalt ihnen weit eher paßt al- die Einheit und Macht derselben. Die Particularisten, sollen wir sie wirklich Feind» de» Reiche- nennen? Diejenigen, di« eS uoch giebt sind meist sehr harmloser Natur. Der Particula ri-muS entspringt zum Theil au- einer — sage» wir e» offen heraus — süßen Gefühl-dusele welche an sich durchaus ehrlich ist und tu der Politik mehr einen komische» al- gefährlichen Eindruck macht. Dieser gmmüthige Particula- ri-mu- ist weit entfernt davon, dem Reiche schaden zu «ollen. Im Gegentheil, er gönnt ihm da- beste Wohlergehen, er schmollt nur »mn da- Reich so unartig ist, in seine alten lieben, süßen Gewohnheiten einzugreifen, da vaterländcheu so zu behandeln, al- wäre r nicht mehr ganz von sich selbst abhängig. Bei diesem guimüthigen ParticulariSmuS spielen auch persönliche Neigungen und Gewohnheiten rin» Rolle, wie e- ja genug beschränkte Leute giebt dir die Person vom Staate nickt zu trennen ver mögen, sei e- im öffentlichen, sei eS im privaten Lebe». Der anständig« Particularist schmollt, ist aber auch wieder aut, wenn er sieht, daß Dach wcks er bisher bekämpft, so Übel in der That gar ^cht ist. Rn- der Dritte dieser An Particula risten rekrmirt sich, je mehr sich da- Reich ent- wickelt und infolge dieser Entwicklung, rin großr- Coutingrnt eifriger Reich-freunde. Freilich giebt S auch Particularisten anderer Natur, die unter Imstäuden ein Bvndniß mit den Socialdemo- raten nicht scheuen. Hier hört di« Ehrlichkeit auf; da- sind die verbissenen und bo-haften. Dies» Sorte, dieselbe, welche seiner Zeit die Zranzosen in- Land herein wünschte, würde e- zeute lieber al- morgen sehen, wenn da- Reich u Schanden ginge und der Glanz de- engeren Vaterlandes wieder in voller Macht und Unab hängigkeit ihnen leucktrte. Solche giebt eS zwar nur wenige; aber sie befinden sich gerade in Kreisen und Stellungen, in welchen man sie am wenigsten z» finden wünscht. Und da- Schlimme, wir wollen nickt sagen da- Gefährliche, ist bei hven Da-, daß sie schlau genug sind, da- Btsir nicht zu öffven, wodurch sie sich lächerlich oder unmöglich machen würden. Sie lächeln, find reundlich und freuen sich über daS schöne Deutsche Reick, und ballen in der Tasche die Fäuste. So bald dann ein» Gelegenheit kommt, wo daS schöne Reich nach irgend einer Seite hin auch praktisch zeigen will, daß und wozu eS da ist, da ver finstern fick ihr« Mienen, da werden die Fäuste auS den Taschen herausgezogen, und nun geht da- Geschrei gegen aufsaugrnde Centralisatton, gegen Verpreutzung und waS dergleichen Redens arten mehr sind, loS, da wird dir ewige Ge rechtigkeit und di» Treu» und alles Heilige an- gerufrn gegen die Ausdehnung der Competenz deS Reiche- nach irgend einer Seite hin. ES ist nur gut, daß wenigstens bet solchen Gelegenheiten dies» Sorte von Particularisten sich entpuppt, daß man da seine Leute kennen lernt. Die Ultramontanen endlich sind die mächtigsten unter den Feinden deS Reich-- Sie find weit verzweigt, und die geistlich» Macht stützt sie. Gegen sie den offenen Kampf aufzunehmen, war auch dem jungen Reiche zuerst beschiedeu. LS hat diesen Kampf ausgenommen und mit Ehren. Be endet ist er noch nicht. Er wird aber durchgeführt werden, und zwar gegen die Ultramontaneu in allen Lagern. ES ist der Kampf gegen die staats feindlichen Bestrebungen einer sich überschätzenden, ihrer eigentlichen Aufgabe sich nicht bewußt sein wollenden Kirche. Daß dieser Kampf dem Reiche schon im ersten Jahre seiner Existenz aufgrdrungev worden, ist nur ein schöner BewirS seiner Leben-frische. Sol cher Kampf schwächt nicht; er stärkt den Geist der öffentlichen Meinung; er eröffnet große GesichtS- und Ztelpuncte, und diese gehören zum Wesen einer großen und gebildeten Nation. Indem sich da- Reich gefestigt und auf großen Gebieten um große Kampfpreist gekämpft hat, ist aber auch im ersten Jahre seiner Existenz ruhig fortgearbritrt worden an der inneren Entwicklung auf den Gebieten der Gesetzgebung, der Verwal tung und der Wirtschaft. Und auch in allen diesen Beziehungen können wir zufrieden auf da- erste Jahr im Deutschen Reiche zurückblicken, dürfen wir die froh« Zuversicht auf rin» glückliche Zu kuvft auSsprrchen. Tagesgeschichttiche Uebcrfichl. Bei der Ernennung de- Cardinal - Hohen lohe »um Botschafter ber dem Papste wurde offittö- sehr entschieden die Deutung, al- könne diese Ernennung für «inen Rückzug der Bt-marck scheu Politik genommen werden, widerlegt. Ein Rückzug ist jener Act wohl gewiß nicht, aber viel leicht bezeichnet er «ine veränderte Kamvfe-weife und eine» Wechsel in der Wahl der Mittel. Allem Anscheine »ack sucht Fürst BiSmarck jetzt den prin- cipiellen Conflict mit der dt» katholische Kirche vertretende» ultramontaneu Partei »och einmal hiuau-zuschieben. ES ist vielleicht sehr aut, daß er Du- thut, aber wird er mit dieser Politik de- TrmporisirrnS auSkommrn? Die Eonsequenz de- jesuitischen Priucip- duldet den Frieden zwischen Staat und Kirche nicht. Wie ein unentrinnbare- Verhängnis schwebt der groß« Kampf zwischen dem moderne« Staat und der folgerechten Ausbildung de- bterarchtschen System- über unfern Häuptern UedrigeuS ist zu bemerken, daß zunächst der Car> dinal Hohenlohe al» Botschafter vom Papst noch nicht angenommen worden ist und eine Ablehnung wenigsten- nicht außer dem Bereich der Möglich keit liegt. Nack der letzten Notiz über die Ausprägung von RetchS-Goldmünzen waren biS zum 13. April d I. in den Münzstätten de- Deutschen Reiche- in Zwanzigmark-Stücken 89,107,320 Mar au-aeprägt worden. In der Zeit vom 14. biS 20. April d. I. sind ferner in solchen Stücken g, prägt in Berlin 5,032 040 Mark, in Hannover 1,244,980 Mark, in Frankfurt a. M. 1,839,940 Mark, in München 847,600 Mark, in Dresden 993.480 Mark, in Stuttgart 435,380 Mark, in Karlsruhe 300,000 Mark und in Darmstadt 302,000 Mark, zusammen 10,995,380 Mark. Di» GesammtauSprägung stellt sich daher bi- 20. Apri^ d. I. auf 100.102,700 Mark. In der Sitzung der Nationalversammlung zu Versailles am 30. April ist die Regierung wieder einmal aufgefordert worden, sich der Op tionen der Elsässer anzunehmen, und Herr v. Remusat hat, obwohl er die Sache eigentlich al- ziemlich hoffnungslos ansieht, doch erklären zu müssen geglaubt, „die Regierung werde Alle- daran setzen, um dt« für die Rechte der Tinge borenen günstigste Interpretation b«S Frankfurter Vertrage- zur Geltung zu bringen." Diese- ganze Verhalten der Franzosen in der OpttonS- rage kann man in der Thal nur entweder kl ein geradezu kindische- oder als ein über allen Br- zriff anwaßlicheS bezeichnen. Die Franzosen sind »nmaßrnd und verwöhnt genug, sich etnzubilden, daß e- in Bezug auf sie ander- sein mV ff», als eS sonst in der ganzen Weltgeschichte gewesen ist. Sie wiegen sich in der Illusion, daß, obwohl Elsaß-Lothringen völkerrechtlich an Deutschland ab getreten sind, doch die Bevölkerung eine französisch« bleiben könnte und Deutschland kein anderes Recht hätte, al-da-abgetreten» Gebiet einstweilen sür fie zu verwalten und in ihm über Franzosen zu regieren. Die deutsche Regierung wird auf die vollste Zustimmung de- Volke- rechnen dürfen, wenn sie siese Illusion in der alleruuzweidruttgsten Werse zerstört und die Optionen für di» französische Nationalität in keinem anderen Falle anerkennt, als wenn sie in der thatsächlichen Ver legung de- Wohnsitzes nach Frankreich sich alS ernst erweisen. Jeder gute Deutsche wünscht überhaupt sehnlickst den 1. October her bei, wo di« RekrutenauShebungen der Bevölkerung handgreiflich klar macken werden, daß die Annexion jetzt eine vollzogene Thatsache ist. Den französi schen Illusionen, indem wir daS Land auch nach dem 1 October voll Franzosen ließen, ferner auch nur di« mindest» Nahrung unsererseits m gewäh. ren, wäre eine Thorheit unv ein Verbrechen gegen unsere Zukunft zugleich, und die Franzosen mögen wissen, daß in Deutschland Niemano so verblendet ist, zu solcher verbrecherischer Thorheit irgend zu rathen. Der Stuttgarter „Beobachter" entwickelte in den letzten Tagen daS neue Programm und die neue Taktik der „deutschen Volkspartei" und faßte jene in der Parole zusammen: „im Reiche wider da- Reich". Hinter dem Programm der schwäbisch-deutschen Volköpartet steht nun glücklicher Weise Niemand weiter alS Herr von Hasenkamp auS Königsberg, der sich alS Verfasser ausdrücklich verkündet. Daß dieser „im Reich" stehen will, ist für daS Reich gewiß eben so schmeichelhaft, als »S ungefährlich ist, baß er „wider daS Reich" zu kämpfen entschlossen ist. Die „Wiener Zeitung" publicirt den Freund schaft--, LandelS- und SchifffahrtS-Vjer- trag zwischen der österreichisch-un Mischen Monar chie und dem Kaiserthum China vom 2. Sep tember 1869, ratificirt den 8. Mat 187 l. Die Ratificationen find zu Shangai am 27. Novem ber 1871 ausgewechselt. Die soctalistische Press« WienS scheint in einer KrisiS begriffen zu sein. Der social- demokratisch» Verein „Brüderlichkeit" hielt am 27. April eine von etwa 300 Parteigenossen be suchte Versammlung ab, in welcher der Arbeiter Ludwig sagte: „Einige Personen nur sind »S, welch« die Redaction deS „BolkSwillr" (Organ der Arbeiterpartei) bilden. Sir nützen daS Blatt für ihr eigene» Interesse auS, sie verdächtigen Jeden und, wenn e- nothwendig ist, die gesammten Arbeiter Wien-, wenn st« nur ihre Rechnung dabet finden. Jetzt wollen diese Leutchen ein tägliche- Blatt, und wenn wir, di» Arbeiter, auch davei verhungern sollten, wir müssen die 100,000 Gulden herbeischaffen. Brauchen wir so dringend ein Tagr-journal? (Stürmische Rufe: Nein!) Diese Männer, die seit Monaten unsere Ehre angreifev, weil wir ihnen auf die Finger gesehen, baden auch die ganz« Wiener Press» be schimpft und bet unS zu verdächtigen gesucht, um nur da- Geld aufzutreiben; aber um über die Presse zu Gericht sitzen zu können, muß man selbst erst rein und sehrltch sein." Lebhaft« Zustimmung^ Landauer will «iu Blatt, welche- wirklich der Partei gehören soll und dessen Redacieure nicht, wie Scheu und Oberwtnder, auf Unfehlbarkeit Anspruch machen. Nach etwa dreistünlnger Debatte ward folgende Resolution einstimmig angenommen: „In Er wägung, daß der sogenannte „Volk-Wille" den Grundsätze» der österreichischen Arbeiterpartei und ihren gerechten Forderungen nicht entspricht und dt« ehrlichen Absichten der intelligenten Ar beiter geradezu ignorrrt ; in Erwägung, daß die Redaction be» „volk-wille" nur persönliche Interessen verfolgt und bet Verbrauch der blutige« Kreuzer der so schwer ge drückten Arbeiter letztere gar nicht berücksichtigt, erklärt die heutige Versamm lung de- politische» BereinS „Brüderlichkeit", mit dem „volk-wille" Nicht- mehr gemein haben zu wollen und nur jene- Blatt für ein Parteiorgan anzuerkrnne», welche- für Gleichheit und Brüder lichkeit iu Wort und Schrift etunitt." Auch anderwärt- werden hoffentlich den Arbeitern di« Augen noch aufgehen. Die spanischen Nachrichten constatirrn den Fortschritt der Operationen der königlichen Trup ven, vor denen der carliflische General Rada langsam zurückwttcht, und soll derselbe bereit- ziemlich an dt« Grenze gedrängt sein. Marschall Serravo selbst befindet sich an der Spitze einer Colon»», welch« auS 6 Infanterie- und 6 Jäger- bataillove» besteht, zu denen noch die bereits im Feld« befindlichen Jägerbataillonr von Ciudad Rodrtgo, Cuba und Calarrava, sowie da- Ca- vallerte-Regiment von Calatrava stoßen sollen. In den Pariser Blättern sind zwei Proclama tionrn de- Prätendenten Don Carlo-, dir eine an da- spanisch« Volk, dir andere an Heer und Flotte gerichtet, abgedruckc, wrlcke aber nickt geeignet sind, seinem ganzen Auftreten den aben teuerlichen Charakter zu benehmen. Don Carlos ist der Meinung, von der Vorsehung beauftragt zu sein, da» spanische Volk zu retten und wahr scheinlich da- „Princtp de-Heil-" für die andern Völker der Erd» zu werden. Die Arme«, welche er zum Treubruck aufruft, wird daran erinnert, daß di» besten Adrl-tttel auf dem Schlachtfelde gewonnen werden. Hoffentlich wird e- Marschall Serrano nicht an der nöthigen Energie haben fehlen lassen, um mit allen diesen Illusionen gründlich aufzuräumrn. — Ernsthafter als die carltstische Erhebung scheint der mit Amerika drohend« Conflict. Wie auS Washington ge meldet wird, hat d«r amerikanisch« Gesandte in Madrid seine Entlastung genommen und soll der Posten nicht eher wieder besetzt «erden, alS biS Spanten den amerikanischen Forderungen Genüge geleistet hat. Grund de- Zwiste- ist die Ver haftung eine- Amerikaner-, vr. Howard, welch» wegen Theilnahme am kubanischen Aufstande durch die spanischen Behörden auf Cuba erfolgt». In Mexico hatte sich die neulich geschlagene Rebellen-Armer in Räuberbanden aufgelöst und verursacht» der Regierung, welche fast machtlos ist, um deren Verwüstungen Einhalt zu thun, viele Verlegenheiten. Mehrere Güterzüge zwischen Mexico und Puebla waren anaehaltrn und be raubt worden. Wan hoffte, daß, bei der Rück kehr der siegreichen Armee vom Norden, Juarez im Stande sein werde, die Räubereien zu unter drücken. — Telegrammen auS Jamaica zufolg» hat der amerikanische Consul in Kingston gegen die durch einen britischen Commodore vollzogene Beschlagnahm» de- die amerikanische Flagge füh- rinden Dampfer- „Edgar Stuart", mit einer muthmaßlich für dir kubanischen Insurgenten be stimmten Ladung von Kriegsmaterial, Protest ein gelegt. — lieber die Zustände in Uruguay schreibt der in BuenoS-AyrrS erscheinende „Stan dard" vom 28. März: „Der Friede scheint nun endlich in Montevideo zum Abschluß gelangt zu sein, und der lange Bürgerkrieg, der während der letzten zwei Jahre die Banda Oriental so ver heert hat, mag nun alS beendigt angesehen wer den. Der La Plaiastaat verdankt dies dem mu- thigen Entschluß der brasilianischen Regierung. ES wird in Montevideo eine gemischte Regierung eingesetzt und auf diese Weise dem Zwist zwischen den BlancoS und Colorado- ein Ziel gesteckt werden. All» Parteien begrüßen diese Nachrichten mit Befriedigung, da Montevideo nur einiger Jahre de- Friedens bedarf, um der gedeihlichste und am meisten Fortschritte machende Staat am La Platafluß zu werden." Meßbericht. IV. -8- Leipzig, 3. Mai. DaS Geschäft in der Manufacturwaaren-Branche war die-mal, der Zeit und den Verhältnissen angemessen, ein ziemlich lebhafte». Wie in der ersten Woche die Ausländer der jüdische» Feiertage wegen ihr« Ein käufe rasch besorgten, so konnte man in der zwei ten Woche fast in den meisten Magazinen rin rege- Leben und Treiben der inländischen Kund schaft gewahren. Alles drängt» sich, geschmackvolle Neuheiten, welche dies« Saison so mavnichfach bringt, rechtzeitig und möglichst sortirt zu er langen. Hätten nicht die jetzt so hohen Preise eine Mäßigung im Einkauf bedungen, so hätte sich ein gleiche- Geschäft auch in den verschiedenen Staprlsachen entwickeln und diese Messe die Be zeichnung einer brillanten verdienen können. Die Kauflust in sächsischen Manufacturwaaren neigte sich meist den Glauckauer Fabrikaten zu und eS zeigten sich die Fabrikanten auch ziemlich zufrieden. Wollene Strumpfwaaren fanden wenig Nehmer; die Preise waren viel zu hoch und die Käufer «erdrn ihr« Lager erst später completiren. Auch baumwollene Strumpfwaren standen zu hoch im Preis«, al- daß sich darin ein» Kauflust hätte zeigen können. Ueberhaupt wäre all« wollene und baumwollen« Waare flotter umgesetzt worden, wenn sie nicht so theuer gewesen. In Letneuwaarev ging da- Geschäft nur mittelmäßig, da auch hierin dem Publicum die Preise zu hoch erschienen und «in Herunterdrückea derselben tu keiner Weise zu ermöglichen war. Schon seit einigen Messen behaupten alle Lrinen- waareu, in Folge der Preissteigerung der Garne sowie hoher Spmnerlöhne, ihre erhöhten Preis», welche sich wohl auch noch länger« Zeit halten dürften. Die zur Mess« gekommenen Kleinhändler meist aller Artikel waren in der ersten Zeit mit dem Geschäftsgang höchst unzufrieden. Di« zwei letzten Meßfonntage sowie der preußische Bußtag hatten aber, bei sehr günstigem Wetter, viele Tausend» von Menschen zugeführt, die mehr oder weniger einkauften, und auch in den letzten Tagen be merkte man noch, daß ziemlich viel gekauft wird. Wenn di» Meßbesucher auch fast auSnahmlo« »twaS höhere Preise zu zahlen hatten, so wurde doch immerhin nach Bedürfniß gekauft. In böhmischen Gla-waaren wurde ziem lich viel für Amerika und England umgesetzt ; «S war aber auch di« soustige Kundschaft nicht müßig, und da- Meßgeschäft in diesen Artikeln darf alS «in mittelmäßige- bezeichnet werden. Der Srtdenwaaren-Branck» war die Messe recht günstig. AuS Rußland hatten sich viele be deutende Etnkäuftr eingestellt, die hier ihren Be»
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