Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187206100
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-06
- Tag1872-06-10
- Monat1872-06
- Jahr1872
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1872
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Orschttrü tS-ltch früh 6»/, Uhr. «chatt», «e,r»ttt», JohanntSgaffe 3S. Mott». diedacleur Fr. -Sttia. Sprechstunde d. Redaktion »o» II—n Ubi »»chm»»«« »»» 1—t uh«. TagM« W»h»r der für die nächst- Müde «ummer bestimmten Meratr in den Wochentagen dt« S Uhr «nchmttta-s. Anzeiger. NutSblall des Königl. BeMgmchtS und der Raths der SM Leipzig. Auflage SS5V. AUannrmn>e„rrI> vierteljäbrltck > Thlr. ?>/, Nqr. tncl. Bringerloka t Lblr. >0 Ngr Jede einzelne Nummer 2>/, Ngr. Gebühren für Extrabeilagm ohne Postbefvrderung s Thlr mit Postbefvrdernng 12 Tblr Inserate «gespalten« vourgot«zeile1>/,Ngr. Größer« Schriften lant unserem PreiSvrrzeichaiß. Neclamea unter d. «kdarttoasjtrich die Spaltzeile 2 Stgr. Filiale Otto Klemm. UniversitätSflr. 22. Local-Comptoir Hainstrabe 21. W 162. Montag den 10. Juni. 1872. Zur Nachricht. Dir Einlösung der am 30. Juni resp 1. Juli diese« Jahre- fällig «erdinden Eaupow« »ou K. Sachs. StaatSpaptere» — einschließlich der denselben gleich zu achtenden Sächf-Schlrs. StaatSbah» Nettea. Löha« Ztttauer Gtfe«- bah»» Nette» «wd Nlb.rtSbahw-Nrtortteiit--Obltgattone» — sowie von K. Säichs. 8a»d«»e«tt»rre»te»ba«k-Schet«e«, te-ltichru der für denselben Termin a«»gelo»ste« Lapitalfchet«» v»« »wrg»«a««te« Staatsschuld«»- rc Wat- tuuge» nfelgt bet Unterzeichneter Taff« bereits Bekanntmachung. Da- 16. Stück de- diesjährigen ReichS-GesetzblatteS ist bei unS einaegangen und wird bt« z»w« Ltt. ds«. Mow. auf dem RathhauSsaale öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 829. Gesetz wegen Erhebung der Brausteurr. Vom 31. Mat 1872. Str. 830. Gesetz, betreffend die Einführung de- Gesetze- über die Portofrrihette» vom 5. Juni 1869 im Verkehr mit Bayern und Württemberg. Vom 29. Mai 1872. Nr. 831. Ernennungen im KonsularcorpS deS Deutschen Reich-. Leipzig, den 8. Juni 1872. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Crrutti. vom, 17. diese« Monat« ab iu den Vormittagsstunden von 9 bi« 12 Uhr. ^tiprh, am 6. Juni 1872. Rüeeiglich» Lotterte-Darleh«S-Eaffe. * Ludwig Müller. Marschall. Bekanntmachung. Zum Bau drr III. BezirkSschwle sind gußetser«« Feasiertrüger erforderlich, und eS sollen dieselben in Submrsston vergeben werden. Diejenigen, welche sich hieran delheiligen wollen, werden aufgefordert, die in der Bauexpedttion auf dem Floßplatze au«l,egenden Modelle, Ziichnungen und Bedingungen «inzusehen und ihre Preise in die daselbst gegen Copialgebühren au-zugebenden Anschlagsformulare »tnzusetzeu, welchr letztere versiegelt mit der Bezeichnung „Ae«sterträger zur III. BezirkS-Schwle" bi« 17. Juni d. I«. Abend« « Uhr auf dem RathSbau-Amte abzugeben stad. Leipzig, am 8. Juni 1872. De« Rath« Vaudeputatto«. . Kirschverpachtung. Dir die-jährige Kirsch« utzung auf der Mockauer Straß» vom Magdeburg-Leipziger Bahnüber gänge dt« zur Flurgrenze der Petzscher Mark soll an den Meistbietenden gegen sofortige daarr Zahlung mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitamen verpacktet werden. ES haben sich darauf Rtsirctirende Dteuttag den 11. Jwwt d. I. Vormittag« 9 Uhr in der MarfiallS-Expedition ri»j«stndrv, ihre Gebote zu tbun uno sodann wettere Nachricht »u gewärtigen. Leipzig, den 7 Juni 1872. De« Rath« Stratzeubau-Deputatto«. Tagesgeschichtliche Neberstcht. Die „Magded. Ztg " sagt: Der Reich-lag hat am 7. Juni unter Ablehnung der von LaSker und Mitgliedern der Fortschrittspartei gestellten Imnbtmrnt» L»S Milt tairstrafgesrybuch ledialich in der in 28 Sitzungen von der Com- misston mit der Regierung vereinbarten Fassung aiaevommen. Die Majorität deS HauseS war dieser Fassung von vorn herein gesichert und der Gang der DiScusflon darum ziemlich matt. Man merkt» rS de» Gegnern der Vorlage an, daß sie sich sehr wohl bewußt waren, für eine verloren» Sache zu kämpfen, und daß alle ihre Gründe in der Commission schon hundertmal vorgebracht und widerlegt worden waren. Daß der Entwurf seit der ersten Lesung große Verbesserungen erhalten, d«ß dt« Regierung in vielen Stücke» Milderungen Utaestande« nnd große Nachgiebigkeit bewiesen Hab«, daß »in «ohlthuendrr humaner Grift da- Gtsetz durchwehe, wurde so ziemlich von allen Veiten anerkannt. Aber die Bestimmungen üter die Arrrstfirafe schienen der Sentimentalität der Gegner »och nicht mild genug, und die ganze Wucht der Opposition warf sich denn auch auf diese» Punct. Moltke, dem man nun schon in diese» Dingen die beste Sachkenntniß und größte Autorität nicht wird bestreiten können, trat mit sehr ei»fachen und schlagenden G-ünden den Be mängelungen entgegen. Wer di» militairischen Verhältnisse versteht, wird nicht umhin können seinen Worten Befall zu zollen. Größere Leb« hastigken brachte allein der alte Ziegler in die soust lahm« Opposition. TS ist keine Frage, daß vtelel von Dem, waS der Redner sagt«, garz «eignet ist daß Herz zu erwärmen. Aber Ziegler »t ei» Dichter, und in der Politik soll nicht »um Gemüth, sondern zum verstände gesprochen werden. Denn dt« deutsch« Geschichte auch nur seit 1866 nech de» Ziegler'schev Intentionen ihren Gang «eiommrn hätte, so würden wir keinen Norddeutschen vund, dessen Verfassung von der Fortschritts» Partei bekanntlich verworfen worden ist, gehabt had«u und jetzt keinen deutschen Reichstag besitzen. Phantast»» können, so schön sie auch seien, in der rauhen Eutwickeluaa der politischen Verhältnisse keinen Anspruch auf bestimmende, leitende Geltung machen Und »aß Ziegler vom „Stein" und dem „Dome" sprach, war unklar und phantastisch gering. Unser« deutschen Dom haben wir im Widerspruch mit der Ziealer'tche» ConflictSthrorie aufg,richtet und, so wett die Zeit eS gestattete, grade durch dir von dem Redner so hart «enge» griffen« Politik der Versöhnung und Ausgleichung un Innern auSgebaut und geschmückt Wo wären wir htugerathen, wenn unsere Vertreter jede Krage, tu welcher di« Gegensätze auf einander Platzten, zu einem Tonflicl« zugespitzt hätten? «licken wir auf Daß, waS bisher erreicht worden, znritck, so haben wir wahrlich keinen Grund, »»zufrieden zu sein. Und so auch freuen wir »n« von Herzen, daß die wichtige Reform, welche die deutsche Wehrkraft in hohem Grad« stärken »ich, nach de» Ergebnisse der Abstimmung am Krckog vollkommen sicher gestellt ist. 2» Köln ist der altkatholtschen Ge- »etnde durch Schreiben de- Gouverneur- Ge» anal. Lieutenants v. Frankenkerg mitgetheilt worden, daß e- ihr nunmehr gestattet werden könne, dir biS jetzt auf spät« Morgevzrit fallende gottesdienstliche Stunde auf gelegener« Zeit zu verlegen. ES wird demnach, da um 10 Uhr der g'Lkhnlich, Gottesdienst der evangelischen Mllttair- -kwiind» beginnt, Herr Pastor vr. Tangermanu für sich dt« Zeit von 7 Uhr MorgenS dtS dahin zur Verfügung haben. Gleichzeitig wurde durch be Escellevz der Gebrauch der Anaexcapelle zur vt. PaalaleonStrrche der altkatholtschen Gemeinde zugegeben, die auch in den Genuß der biSyrr für den katholischen MilitairgottrSdienst benutzten Gacristet treten wird. In Oesterreich hat der Staat 500,000 fl. angewiesen, um damit di« Einkünfte der schlecht- bezahlten nieder» Pfarr-Geistlichkett auf. zubessern und diese selbstständiger zu machen. Die Bischöfe dringen nun darauf, daß die Geistlichen in ihren Versammlungen sich ablehnend verhalten, wir die- unter dem Linzer Bischof Rudtgter schon zwei Dccanate gethan; und statt dessen «erden Sammlungen, z. V. für Errichtung einer mufika- ltschen Capelle in dem noch gar nicht erbauten Dom zu Ehren der unbefleckten Empsängntß an- gestellt, und die Geistlichen, drr N!ch:S erhalten, müssen nun noch zahlen. Aber der Herr Bischof gebt in offenbar jesuitischer Verdrehung noch weiter; seine Aeituvg, da- „Linzer VolkS- blait", stellt mit eherner Stirn in Ansicht, daß, im Falle die Regierung auf ihren llnt^r- stützungS-Absichten beharrt, schon bestimmte Petenten auS dem KleruS aufgestellt würden, welche dir Unterstützung in Empfang nehmen, um sie ungeschmälert den vom Bischöfe bestimmten Zwecken zuzuführev. Somit würde die StaalS- hülfe nur einen Fonds bilden, um jene Elemente zu unterstützen, welche gegen die Schul- und con- fesstonellen Gesetze agitiren DaS geht selbst im ..Reiche drr Unwahrschrtnlichkeiten", wie Brust Oesterreich nannte, über daö geduldete Maß ultra- monlaner Anmaßlichkett hinaus. In Rom ist unter dem Titel „Erzählung eine- KüstenwächtrrS" ein offenbar von einem höhern Ser-Osficirr geschriebene- Werk erschienen, welche- in ebenso eindringlicher al- aeistreicher Weise den nach der Ansicht de« Verfasser- unvermeidliche» Eintritt eine- Kriege- gegen Frankreich be- spricht und Anleitungen für dt« hierbei anzu- »endende Vertheidigung der italienischen Küsten und die Zusammenwtrkung der Kriegsmarine mit der Armer gtebt. Daß Lamarmora als Verfasser dieses natürlich nicht eben Frankreich besonder- freundlichen Werke- sogar den Marineminister selbst bezeichnet, ist charakteristisch genug und ein mfflicher Commentar zu der in Italien Frankreich gegenüber herrschenden Sttmmurm. Daß übrigen- gleichzeitig mit dem erwähnten Werke zwei ander« gegen Frankreich gerichtet« Broschüre», die allge meine Sensation machten, erschienen, deren erstere den Drputirten Pellotri zum Verfasser hat und den Titel „Oallia äeleväa" (Gallien, d. h. Frank- reich muß zertrümmert werden) trägt, während dt« zweite von einem ehemaligen italienischen GtabSofficter, Franzoja, herrührt und „Der künftige Krieg »wische» Italien und Frankreich" sich betitelt, bestätigt nur, daß die Ueberzeugung. eS müsse früher »der später zu einer Abrechnung mit Frankreich kommen, so fest in den Herren der Italiener wurzelt, daß all« ihre Gedanken nur darauf aerichtet sind, de» unvermeidlichen Strauß mit Ehren und fiegrrtch zu bestehe». Aus Atr-t un- Lau-. * Leimig, 9. Juni. Wie schon erwähnt, sind am 7. Juni von der Jury zur Prüfung der Entwürfe zum ReichStagSgebäud« an fol gend« Architekten Preise ertheilt worden: 1) Bohu- ftedt (Gotha), 2) Ende und Bkckmann, 3) Kayser und von Großheim (Berlin), 4) MyliuS und Bluutschli (Frankfurt), 5 Gilbert und John Scott (London). Prof. Bohnfledl in Gotha har den ersten PretS von 5000 Thlr. Sold, die Uebrigrn gleich« Preise von 1000 Thlr. Gold er halten. Der Entwurf de- Prcf. L. Bohnstedt in Gotha verlegt den Sitzungssaal in da- maihe- maitsch« Cenlrum der ganzen Anlage und mackl ihn so auch foimal, w'e er «S dem Sinne nach schon ist, zum Angelpunkt de- Ganzen. Zoe» größere rff ne Höfe und vier L.chlhöfe umfassend. grupptren sich dann um diesen die übrigen Räume. An der Seite de- HauptetngangeS sind über einem hohen Unterbau zur Dekoration der Fa^ade zwischen den heivorspringenden Mt'tel- und Eck- körpern Säulenhallen von zum Theil doppelter Säulenstellung gewählt. Da durch dieS Motiv die dahinter liegenden Räume (Fest- und Erfri- schungSsaal) dunkel sein würden, so ist für ihre besser« Beleuchtung Oberlicht gewählt. Di« tiefen Hallen gestatten dann auch den Austritt in- Freie, ohne daß doch die sich im Schatten der Säulen Ergehenden von den Blicken der Vorübergehenden erreicht würden. Sine weite Vorhalle, welche die Treppe enthält, öff iet sich nach der Straße in einem hohen Portal (in der Art de- Palarü de l'Jndustrte zu Pari-). DaS Faiadenmoliv ist für die übrigen Theile folgende-: Einfach recht- winkelige Fenster in schwerem Ouaderwerk üa Untergeschoß, mit Giebeldreiecken verzierte Fenster oben, an den Nrbenfronten Anwendung von korinthischen Wandsäulen. Uebrr dem Portal erhebt sich eine Quadriga, so daß dasselbe zugleich, wenn auch nur leise, an die römischen Triumph bogen erinnert. Statuen und Skulpturen aller Art schmücken außerdem den Bau in reicher Weis«. * Leipzig, 9. Juni. DaS „Dr. I." meldet amtlich: Sr. Maiestät der König haben aller- gnädigst zu genehmigen geruht, daß der Mtlin- Haber d«S typographischen Instituts von Girseckr und Devrient zu Leipzig, Herrmann Friedrich Girseckr da- von Sr. Königl. Hoheit dem Groß. Herzog von Sachsen Weimar ihm verliehen« Ritter kreuz zweiter Ablheilung deS Großherzoglich Sächsischen HauSordenS der Wachsamkeit oder vom weißen Falken annehme und trage. — Sr. Majestät der König haben allrrgnädigst zu genehmigen ge ruht, daß der Warkthelfer Karl Funk« zu Leip zig da- von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen ihm verliehene Königl. Preuß. allgemeine Ehrenzeichen annehme und trag«. * Leimig, 9. Juni. DaS Elend, welches die Ueberschwemmung in Böhmen hervorge« rufen hat, ist ganz ungeheuer; ein entsetzlicher Anblick aber soll e- gewesen sein, alS nach Rück tritt de- WafferS die Leichen der Ertrunkenen zwischen den Trümmern der Hab« der beklagenS- wertheu Bewohner jener Distrikte zu Tage lagen. Bet gar Bielen wird der Schmerz am da- ver- lorene irdische Gut noch verdoppelt durch den Verlust eine- theuren FamiliengltedeS, da- seinen Tod in dem entfesselten Element gefunden hat. Die Sorge um d»e Zukunft ist für die Beschä digten eine ganz außerordentlich« und eS erscheint daher alS Pflicht wahrer Chrtstenliebe, hier durch greifende Hülfe zu schaffen. — So erfreulichen Erfolg der Aufruf de- Herrn Superior und Pfarrer Schlegel auch bereit- gehabt hat, wie auS den erlassenen Quittungen de» Genannten zu ersehen ist, so kann doch Allen, welch« die Sammlung bisher unbeachtet ließen, nicht dringend genug an- Herz gelegt werden, zur Linderung drr Noch in Böhmen ein Scherflein betrusteuern. Am Schluffe der im Jnseratentheilr befindlichen Quittung über dt« neuesten Eingänge sind di« Sammrlstellen verzeichnet, welche bereit willigst Beiträge entgegen nehmen. * Leipzig, 8. Juni, lieber den Stand der Dinge in den neuen RrtchSlanden find bekanntlich in der deutschen Presse oftmals sich ganz widersprechende Berichte veröffentlicht worden. Ueber den wirklichen Sachverhalt giebt unS ein Deutscher, der sich seit zwei Jahren in dem süd lichen Elsaß niedergelassen hat und vermöge seine- BeruecS mit allen Claffen der Bevölkerung in fie er Berührung »st, folgenden Aufschluß: Der GermantstrungS-Prociß schreitet vorwänS, unmerkltch aber sicher. Tieien keine poliulcken S'örurgen ein, so ist j'dersaüS die nächste Gene ration, die au- drr Schule hirauSwächst, zum größten Theil« gut deutsch, die letzige Generation eben so zu machen, ist ein Ding der Unmöglich, kett, sie fügt sich nur mehr oder weniger gutwillig in daS Unvermeidliche. BiS jetzt ist schon der eine große Gewinn erzielt, daß die Bevölkerung materiell zufrieden ist Die Früchte der BiS- marck'schen VersöhnungSpolittk sind unverkennbar. Streng« hätte nur Erbitterung erzeugt. Ein großer Theil der Vorurtheile gegen die deutsche Verwaltung ist im Schwinden begriffen, aber von Anerkennung einzelner guter Seiten bis zu irgend einer Sympathie ist ein weiter Weg. Deutsch land ist verwöhnt durch seine raschen Siege, di« jetzig« Arbeit ist MaulwmfSarbett. Wir scheuen freckich da- Tageslicht nie, aber unser Wirken verbirgt sich dem Auge de- Beobachter-. Kurz, die guten Deutschen müssen warten lernen, ihre alterprcbte Geduld auch bei dem neuen Reich-- lande bewähren. Dt« Berichte mehrerer Frank furter Blätter sind leider von einem sehr bedauer lichen Geist« voll; die deutschen Beamten sind keine Engel, aber die Verdrehungen ihrer Hand lungen thun großen Schaden, denn die kleinen und grcßen französischen Zeitungen bringen jene Artikel atS Beweise für die Barbarei und Tyran nei der Deutschen. Glauben Sie stet- höchstens die Hälfte von Dem, waS jene sauberen Cor- respondenten dringen." * Leipzig, Juni. In Berlin Hai sich am 30. Mai der Bauverein „HauSrrwerb", ein getragene Genoffenschaft, constttuirt. Di« Ge- noffenschast bezweckt, mit der Zeit jedem ihrer Mitglieder ein einfaches Wohnhaus (Landhaus) mit Bor- und Hirttergartrn alS Privatrigevthum zu verschaffen. Der Werth eine- derartigen Be sitze- wird von ungefähr 3000 biS lo,000 Thlr. deiragen, soll aber in der Regel letzteren Betrag nicht übersteigen. Die Idee ist auS Beamten kreisen hervorgeganaen. denen sich später Kaufleute, Gewerbtreibende, Rentier- rc. angeschloffen haben, und auf diese Kreise wird die Genossenschaft auch zunächst ihre Thäligkitt beschränken. Die Mit glieder theilen sich mit der Zeit ,n Sparer und Borger; kein Mtttglted kann Borger werden, wenn «S nicht zuvor Sparer gewesen ist. Die Statuten find in vielen Hauptsachen den Satzun gen bewährter englischer Baugenossenschaften ent sprechend. Die Verwaltung soll möglichst billig geführt werden: der zeitige Vorstand hat am Besoldung veretchtet. Die Genossenschaft biab- stchtigl nicht, von vornherein einen bestimmten Trrrainabschnitt um Berlin zur Gründung einer eigenen Ansiedelung in- Auge zu fasten, eS soll im Gegenthetl jedem einzelnen Mitglied« da- Wohnhaus rc. da hrrgestellt resp. fertig gekauft werden, wo eS seinen Wünschen und Bedürfnissen am meisten entspricht. Die Beiträge der Mit glieder sind mäßig gestellt, um auch dem weniger Bemittelten, dem auf ein bestimmte« Einkommen Angewiesenen den Beitritt zu ermöglichen. — Man schreibt auS Dresden, 7. Juni: Die Socialdrmokraten und die Frei religiösen im Lande, welche ein« Zeit hindurch in ihren Bestrebungen nach Umgestaltung der derzeitigen menschlichen Gesellschaft Hand in Hand zu gehen schienen, haben sich, wie e« scheint, neuerdings ernstlich unter einander entzweit. Von den drei freireligiösen sächsischen Blättern: „Mor- genröihe," „CovfessionSloS" und „NrmrsiS" hatte letztere« unter der früheren Leitung de- jetzt in Pirna in Haft befindlichen böhmischen ScbullehrerS Dietrich bt-her die auSgesprocherste socialdemo- krauste Färbung. „ConfessiovSloS" wird rcn dem vielgenannten hiesigen Schuhmacher Knöfel und einem jungen reformjüdischen Schriftsteller auS Prag, Namen« Jstdor Lae.dau, in einer vcn polit.steu Ansp klungen möglichst freien Weise redtgirt, und die „Morrenröibe" deS frrtreligiöscv Predigers ElSner zu Zittau hütet sich noch mehr,
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