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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187801060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-01
- Tag1878-01-06
- Monat1878-01
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1878
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Erscheint tiigUch früh 6»/. Uhr. Rr»«n««» «,» «kvktliiiio JohanniSgassr 33. L^r«-»»»tM »rr ttt»actto«: . LermütagS 10—12 Udr. Nachmittags 4—k Uhr. »e der für die nächst- Nummer bestimmten an Wochentagen dis Nachmittags, an Zonn- rftta-rn früh dis '/.V Uhr. ! »e» /ittele» fßr Z«,s. .Xnnahmr: 10 Klemm. Universitätsstr. 22. c«»tä Lische.Katharincnstr. lv.p. n»r bis '/.3 Uhr. Tagclilaü Anzeiger. LlW für Politik, Lvcalgeschichtc, Haudels- und Gcschüstsverkehr. ii»»»,r II>,2L«. -bo,»e»e,»«»rrl, viertelt. «»/.ML, incl. Brinaerlohn 5 ML, > durch dir Post bezogen 8 Mk. Jede einzelne Nummer 2b Pf. velegexempl« 18 Ps «ebüdren für Erttadeiü-m ohN« Pojwc'cvderung 38 Mk. mit Postbrschchrrung 4b Ml. Znscmte bgesp. Petitzril« 20 Pf. ÄcSvrrr «chrifteu laut unserem Preieüerzeichniß, — Tabellarischer Latz nach höherem Tarif. SrrKche« >«te« »r« ttc»atN««firich di« Lpaltzeile 40 Ps. Inserate find stets an d. «medltt«» zu senden» — Rabatt wird nicht gegeben Zahlimapraonumormulo oder durch Postvorschuß. Sonntag den 6. Januar 1878. 72. Jahrgang. Zm Monat Dttkmbn I8N nhieltm daß hiesige Bürgerrecht: 'Herr Taubert, Hermann Wilhem, Bureau Borstekcr. rr Ludwig-Wolf, Leo Friedrich, Stadtratli. Ackermann, Ernst Reinbeld, Weinkändler. Hüttner, Friedrich Wilhelm, Kaufmann. Kürsten, Friedrich Andreas Samuel, Tischler. Grobmann, Friedrich August, Hausbesitzer und Productenbändler. George, Theodor Heinrich Hermann, Kaufmann. Riedel, Johann Ebregott, Schneider. Hammigg, Wilhelm Hcnnann, Instrumenten macher. Zipfel, Christian Heinrich. Packmeiftcr. Schaffer, Ludwig Adolf, Kaufmann. Gcorgi, Heinrich Hermann, Schutzmann. Bock, Reinhold Otto. Lehrer. Werner, Anton, Schuhmacher. Im Monat Tcccmber ist vom Stadtrath anaestcllt ivordcn: Als Expedient bei der Stadtwasserkunit: Friedrich Adolph Ärcbard Grätz. Nutzholz-Anction. Montag, den 7. Januar 1878 sollen von Vormittags 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Mittelwaldschlage in Abtb. 8 s, 12 e, 6, s ca. 49 eichene, 89 buchene, 4 abornc, 45, rüstcrne, 48 erlene und I apfelbaumner NutzklSsse, sowie 8 eschene, 7 rüstcrne, 1 eichenes und 3 erlene Lchirrhölzer, ferner 400 Hebebäume und 1 eichener Fletsch- oder «mbosstock I unter den im Termine öffentlich ausgchangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meist- 1 dielenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Mittelwaldschlage im sogen. Apitzsch in der Nähe der hohen Brücke an der sConnewitzer Chaussee. Leipzig, am 19. December 1877. Les Naths Forst-Deputation. Bekanntmachung. Aus den Zinsen des uns im vorigen Jabre von einem Bürger unserer Stadt schenkungöweise zur Be gründung einer Stiftung für SeWinartstem-Sttpendten übergebenen Capitals sollen zu Ostern dieses Jahres drei solche Stipendien, eins zu .300, eins zu 300 und eins zu 100 .4 jährlich, an befähigte, fleißige und ihrem Gesammtverhalten nach würdige Schüler von öffentlichen VolkSschullehrer-Scminarien vergeben und dabei Söhne unbemittelter hiesiger Einwohner vorzugsweise berücksichtigt werden. Jedes dieser Stipendien wird auf zwei Jahre, jedoch auch innerhalb dieser zwei Jahre für den Fall- dab sich das Verhallen des Empfängers oder die Verhältnisse der Eltern ändern sollten, auf Widerruf ver lieben. Das Stipendium von 300 kann nur in den zwei ersten Jahren des Seminaraufenthals bqogen und keinem Bewerber von Neuem verliehen werden, es kann aber Derjenige, der das Stipendium von 300 zwei Jahre bezogen hat, das Stipendium von 200 oder das von 100 erhalten. Jeder Stipendiat hat alljährlich zu Ostern eine beglaubigte Abschrift seiner Schulzeugnisse uns vorzulegen. Bewerbungen sind unter Beifügung der Schul- und Bedürftigkeitszeugniffe htS zu« 2V. Jnnnnr bei uns cinzureicben. Leipzig, den 3. Januar 1878. Der Nattz her Stahl Leipzig. Me vr. Georgi. Kefferschmidt. Bekanntmachung. Die Expkditionszeit bei der Städtischen Spareaffe ist für den Monat Januar 1878 auf die Tagetzeit von 8 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittags beschränkt. Leipzig, den 30. December 1877. Der «ath der Stadt Leipzig. Leipzig, 5. Januar. Während die schwarzen Kaffern als unfreiwillige Bundesgenossen Rußlands austauchen und sich hemmend an die orientalische Actionspolitik des Lord BeaconSfield hängen, naht diesem von anderer Leite her ein Überraschender Entsatz: unsere Rothen sind es, die unter der Führung ihres Gcneral- tambours Liebknecht herbeieilen sollen, um dem noch immer schwankenden DiSracli Muth zuzu« sprechen. Wie wir bereits vor einigen Tagen mit- theilten, geht man in den socialistischen Kreisen Deutschlands mit dem genialen Gedanken um, durch Volksversammlungen and später durch Reichs- tagsdob»rtea einen Druck auf die Orient-Pvlltjk des Fürst«, Li-»arck auSruÜben und hierbei natür lich auf eine Frontwendung Deutschland« gegen and zu drmgen. Run, dem englischen Lord nnd Toryführer, dessen Jnterventionsgelüstc in den verständigen Arbeitcrkrciscn seines eigenen Landes seinen Anklang finden wollen, konnten wohl kaum unbequemere Bundesbrüder kommen, und sicher wird er sich beim Lesen des Liebknecht'schen Liebes- bricschens an das Wort von den „Freunden" er innert haben, „vor denen uns Gott behüten möge". Aber auch sich selbst werden die zudringlichen Freunde des Lord BeaconSfield, wenn sie wirk lich ihren Plan ausführen sollten, schwerlich einen Gefallen thun. Im Reichstage ist ihnen ein gründliche- Fia-cv sicher; denn die Orient- rolitik ist gerade derjenige Punct, in welchen, alle Parteien deS Parlaments — von der äußersten Rechten durch das Centrum hindurch bi- zur äußer ste» Linken — einmüthia und vertrauensvoll zum deutschen Reichskanzler stehen, wie die- die vorige Reichstagssession dargethan. Welchen Werth, welche praktische Wirkung unter diesen Umständen die Orientmeetinas der Herren Socialisten haben sollen, ist nicht ersichtlich; ja es ist wahrscheinlich, daß sich in diesen Versammlungen selbst lebhafter Wider spruch gegen die Zumuthung regen wird, Deutsch lond in emen Krieg zu Gunsten England- und der Türkei hineinzuzerren. Denn darauf würde der ganze Bolksversammlungsschwindel ja doch hinaus- lauftn, wie deutlich au- folgendem Artikel der socialistischen „Berliner Freien Presse" erhellt: Immer bedrohlicher gestaltet sich die Weltlage — r brennender wird die Gefahr, daß auS dem russisch- .«den Krieg ein europäischer Krieg hervorgeben werde. Die englische Regierung hat sich endlich zur Action aufgerafft, und — unzweifelhaft im Einver- stäudniß nnd nach Verabredung mit der Pforte — di« Rolle de- Frieden-Vermittler- übernommen. La nun Rußland erobern will und England ent schlossen iß, keine russischen Eroberungen^ welche di« Ezistenz der Türkei und die Inter«,sen Ena- nueden werden kann. Rußland müßte denn noch in letzter Etnnde au- der Roth eine Tugend machen und sta, mit den „moralische» Eroberungen^ seiner tzumani- räls- und LivilisationScampagne begnügen — was kaum zu erwarten ist. Ln ein Zurückweichen Englands das erst nach langem Zaudern in die Action ein trat und sich im Besitz der den Erfolg verbürgenden Machtmittel weiß, läßt sich einfach nicht denken. Daß aber, wenn einmal der Zauber gebrochen und von irgend einer Seite die Initiative gegen Rußland er griffen ist, Oesterreich und Frankreich auf die Dauer nicht neutral bleiben können, und daß dann die eigen- thümliche Neutralitätspolitik des Fürsten Bismarck unbaltbar, und vor die Alternative des Brucks (wenn auch nickt da- Kriegs) mit Rußland oder eines offenen k,Schutz- «A Trutzbündniffes mit Rußland gestellt z.mnrd, da- haben wir in früheren Artikeln des Räder« au-Gesührt. Es fragt sich nun, soll das deutsch« Voll ruhig die Hände in den Sckooß legen Innd, vertrauend aus die ftaatsmänniscke Weisheit und .bewahrte Friedensliebe deS Fürsten Bismarck" Bennlgsen'scke Krattphrase), mit untertürkiscbem Fata ismus oie Entscheidung von Oben erwarten? Oder «- sich ausraffen und, so weit es in seiner Macht , da- Selbftbestimmunqsrecht ausüben, seines icksals Schmied werden? Es gilt, vor Zu sammentrilt des Reichstages, überall, wo es irgend angebt, Volksversammlungen zu veranstalten und Massenproteste gegen die bisherige Orient politik der deutschen Reicbsregierv ng und gegen die. von gewisser Seite beabsichtigte militairische Parteinahme des deutschen Reiches für Rußland (??) lervorzurusen. Geschieht dies, so läßt sich vielleicht eine Bewegung organisiren, mächtig genug, den Frieden, dessen wir so dringend bedürfen, zum Mindesten die ehrliche Neutralität Deutschlands zu erzwingen. DaS also ist das Programm ,ür die einzuleitendc Agitation. Die Herren möchten gar zu gern den Wcltbrand entfesseln, -au dessen Verhütung die deutsche Politik feit Jahren unausgesetzt arbeitet. Durch ihre lärmenden Proteste möchten sie den Schein erwecken, als ob man in Deutschland ein Eingreifen England- in den Krieg, eine Erweite rung desselben freudig begrüßen wurde. Die jetzige Neutralität Deutschlands, die zugleich alle anderen Mächte in Schach hält und den europäischen Frieden sichert, ist ihnen ein Greuel; erst wenn wir und auf die Seite der Türken schlagen oder auf die der Russen gedrängt würden, wenn Alles drüber und drunter ginge, Alles ins Wanken und Schwanken käme, da- Feuer ein allgemeines würde, erst dann würden sie sich wohl fühlen. Und diese Leute nennen sich Apostel de- Friedens und der Freiheit! Zum Glück ist dafür gesorgt, daß ihre Gistbäum- chcn nicht in den Himmel wachsen! Tagesgeschichtliche Uebersicht. Veipzttz. 5. Januar. Die kurzen Friedensworte, welche der Kaiser beim Reujahrsempfange gesprochen, werden jetzt auch von der „Prov.-Corr." bestätigt. Bei dem Gewichte, welches den Acußerungen dieses Blattes beizulegen ist, geben wir dieselben nach träglich wörtlich wieder: „Der Kaiser gab am Neujahrstagc, nachdem er die Minister in gewohnter Huld begrüßt hatte, der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, ,daß das neue Jahr eine friedliche Ent wickelung nach Außen wie im Innern bringen werde." Kürst Bismarck, welcher die letzten Wochen über verhältnißmäßig wohl war, leidet augenblick lich, wie die „Post" hört, an einer heftigen Erkäl tung, welche er sich »n Folge der schroffen Tempe ratürwechsel der letzt« Tage zuzog. De« Bnndesrathe wird, wie die „Magdeb. Ztg." meldet, eine Vorlage -»gehen, welche für eine neue Reichsbehvrde,daS „Eentralbureau des Re ick S- kanzler-", rund SV,OVO fordert. Diese Be hörde würde au- einem Vortragenden Rath, zwei Subalternen und dem nothwendigen Sanzleidienft- Personal bestehen. Dieselbe würde nicht im Reich-« kanzleramt-palai-, sondern in dem neu zur Woh nung HM Kanzler- eingerichteten Hotel Radziwill untergebracht «erden. Auf dieser neuen Specialität soll, wie man hört, auch der Gehaltsposten de- Reichskanzlers figvriren, welcher demnach zum ersten Male aus dem Etat de- deutschen auswärtigen Amte- ausgeschieden würde. Diese- Eentralburcau dürfte den Zweck haben, dem Reichskanzler als selbstständig für ihn allein eingerichtete Behörde zu dienen und ihm somit den Verkehr mit den übrigen Reich-behörden zu erleichtern. Bisher war her Reichskanzler ans die Hülfe von Beamten de- preußische» Staatsministeriums und deS auswär tigen Amtes angewiesen, die er „leihweise" entnahm. ES hat die< wohl zu Unzuträglichkeiten geführt, denen mit der besprochenen Vorlage abgeholfen werden soll. ES bleibt fraglich, in wie weit dies neue „Eentralbureau" in Verbindung zu bringe« ist mit den allgemeinen Veränderungen in den obersten Reicksbeyörden. welche augenblicklich mehr oder weniger feste Formen anzunchmen im Begriff stehen. Augenscheinlich werden sich an diese Specialität de- Eentralbureau weitere Debatten über die Ansgestaltuna der Rcichsorganisation knüpfen, fall- nicht schon vorher ausführlichere Mittheilnngen über die neuesten Pläne zur Neu organisation der Reichsbehörden resp. Vorlagen über dieses Thema an den Reichstag ergehen. Im nächsten Reichsetat soll das Auswär tige Amt für den Botschafter in London abermals eine Gehaltserhöhung von 30,000 beantragen, die der Reichstag in der letzten Session ablehnte. In Rede stand damals gleichzeitig die Gehaltsaufbesserung des Botschafters in Petersburg, die dem Auswärtigen Amt zugestandcn wurde, und cs macht den Eindruck, als wäre Graf Münster mehr durch Zufall der Zulage entgangen, durch denselben Zufall, der dem Botschafter des deutschen Reichs am Petersburger Hose die Gehaltsaufbesse rung zusprach. Wenn Graf Münster sein Gehalt um 30/100 erhöht sieht, so steht er materiell den Botschaftern anderer Staaten immer noch nach, denn Rußland. Frankreich und Oesterreich werfen für ihre ersten Vertreter im AuSlande grundsätzlich sehr hohe Summen aus. Im Ganzen unterscheidet sich wohl der nächste Etat des Aus wärtigen Amts wenig von dem des laufenden EtatSfahres, denn ganz geringe Mehrforderungcn für einige Generalkonsuln und für mehrere Unter beamte der Wiener Botschaft fallen nicht ins Ge wicht. Der Dienst für das Auswärtige Amt hat für beinahe sännntlicke Träger desselben ein nicht unerhebliches Privatvermögen zur natürlichen Vor aussetzung; deshalb ist der Kreis der Candidaten für alle Stellen im Auslande ein cngbegrenzter. Die Ausschüsse des BundeSraths haben den Marine-Etat, vorbehaltlich der Beschlußfassung über die Deckung der außerordentlichen Ausgaben, festgestellt. Das Deficit des Etats für 1878—79 wird aus 30 bis 35 Millionen Mark berechnet. Der Wunsch nach Wiederherstellung des Frie dens zwischen Staat und Kirche, welcher in den letzten Monaten wiederholt laut geworden, hat sich natürlich an der Jahreswende besonders lebhaft fühlbar gemacht, lieber dieses Thema stellt die „National!. Corr." folgende Betrachtungen an: Mit wirklicher Freude führt wohl keine Partei den Kampf weiter. Man klagt über die „Eulturkämpfcr von Prosession", welche die Versöhnung zu hinter- treiben suchten. Unseres ErachtenS mit Unrecht. Der wahre Culturkampf, der Kampf der Geister über die höchsten Probleme der menschlichen Eivi- llsation, hat unmittelbar Nichts zu schaffen mit einem Eonflicte über die Grenzlinie zwischen den staatlichen und kirchlichen Rechten; nur mittelbar ist er dabei bctheiligt, insofern durch eine richtige Abgrenzung der Reckte der Kirche thatsächlich die 'rne Beweguna der Geister ermöglicht und gewähr- eistet wird. Jener Culturkampf wird fortbauern, olange das Menschengeschlecht besteht; diese Rechts- abgrenzung aber braucht nur durch die Gesetzgebatzg vollzogen und kraftvoll aufrecht erhalten zu werden— alsdann hat auch der „Culturkämpfer von Prs- session", wenn man darunter nicht geradezu her»- stratische Naturen verstanden wissen will, an der Fortdauer des Streite- zwischen Staat und Kirche kein Interesse mehr. Nun, jene Grenzlinie ist «i der sogen. Maigesetzgcbung gezogen, und eS wir- ihr von den Organen de-Staates mit entsprechen der Energie Achtung verschafft. Da ist es natur gemäß, daß von den Anhängern des staatlichen Standpunkts immer lebhafter der Wunsch geäußert wird, cs möchte die Kirche ihren Widerstand gegen diese Gesetzgebung endlich aufgeben. Der Thatsache, daß der Staat nur nolhaedrungen den von der römi schen Hierarchie herausveschworenen Kampf ausge nommen hat, entspricht e-auck, wenn seincBertheidigtr bereit sind, der »kirche in Nebendingen alle diejenigen Zugeständnisse zu machen, welche ohne wesentliche Be einträchtigung jener Grenzlinie gemacht werden können. Ob eS im gegenwärtigen Stadium zweckmäßig ist. diese Bereitwilligkeit bei jeder Gelegenden zur Schau zu tragen, ist freilich eine andere Frage. Geradezu bedenklich erscheinen uns aber die Bemerkungen, mit welchen die „Provinzial correspondenz" in ihrem Jahresrückblicke den gegen wärtigen Stand des Kampfe- kennzeichnet. Es sollen in letzter Zeit die „ersten Anzeichen" hervor« getreten sein, „daß allmälig Stimmungen zur Geltung gelangen, welche nicht mehr auf die Stärkung des grundsätzlichen Widerstreites ri^cn, sondern die Möglichkeit von Lösungen auf dem Boden der unabweislichen staatlichen Gesetzgebung in Aussicht nehmen". Da- halbamtliche Blatt kann hier dem Zusammenhänge nach offenbar nur Anzeichen meinen, welche aus Stttcn der Vorkämpfer der Kirche hervorgetreten seien. Solche Anzeichen sind aber von unbefangenen Augen nicht allein nicht bemerkt worden, sondern die „Germania" fetzt auch der betreffenden Behauptung kurzweg die trockene Bemerkung entgegen, eine Losung „auf dem Voden der staatlichen Gesetzgebung" sei überhaupt nicht in Aussicht genaNtwen. Seine Wünsche für Wirklichkeiten nehmen ist unter allen Umstünden ein Fehler, ganz besonder- aber, wenn man sich mitten im Kampfe befindet. AuS einzelnen Reden der ultrainontancn Wortführer im preußischen Abge ordnetenhaus? klang allerdings ein unverkennbares Frieden-bedürfniß hervor, aber von einem Ausgeben de- grundsätzlichen Widerstreite- gegen die Abgren zung der Sphären der Kirche und deS Staates durch die Staatsgesetzgebung ist in denselben nicht die leiseste Andeutung zu entdecken. Bon ultra- montaner Seite wird in neuerer Zeit mit Vorliebe ein deutsch-patriotischer Ton angeschlagen Die Vcrthcidiqer der Rechte des Staates würden einen schweren Fehler begehen, ließen sie sich dadurch den klaren Blick trüben. Nicht, als ob wir die Gefühle der Vaterlandsliebe im Lager der EentrumSpartei für eitel Humbug erklären wollten, obgleich die dort geführte Sprache vor der neuesten Wendung in Frankreich allerdings eine wesentlich andere war. Aber in dem herrschenden kirchenpolitischen Kampfe hat eine wie immer geartete Sentimentalität keinen Platz. Bei dem Appell an die patriotische., Empfindungen der Männer der Centrumspartc i vergesse man doch nie, daß dieselben sich in allen die Rechte der Kirche berührenden Puncten als zu unbedingtem Gehorsam verpflichtete Werkzeuge der römischen Curie betrachten. Mit dieser, nicht mit einer Fraktion des Parlaments oder mit einrr Partei im Lande wird der Kampf geführt. Der römischen Curie gegenüber hat aber noch niemals Anderes geholfen, als rücksichtslose Festigkeit. Die selbe ist doppelt nothwendig in einer Zeit, da jedcn Allgenblick die Politik de- Vatikans durch das Eonclave auf lauge Dauer hinaus neu geregelt werden kann. Wir fürchten aber, der materiellen Unterlage so sehr entbehrende Acußerungen, wie die oben angeführte der „Prov.-Eorresp.". werden in» Vatican weit eher als ein Zeichen der Schwäche, denn als ein Zeichen der Festigkeit gedeutet. Die gemäßigt klerikale „Augsburger Poftzeitvng" äußert flch an der Jahreswende Über die Verhält- niste Bayern- kurz also: „In Bayern nah« der ^ "eichende Cnlturkampf feinen Fortgang. Das Dm der Einschüchterung erzielt« Resultat«, die noch viel größer sind, al- äußerlich hervortritt. Dabei innerhalb der katholischen und patriotischen Elemente Spaltungen, welche dem Feinde sachlich und moralisch zum Bortheil dienen. Acht Jahre sind verflossen seit dem großartigen Aufschwung de« Volke- gegen die „Berpreußung" und gegen die antichristlichen Bestrebungen, und heute werden nur mit Mühe die letzten Positionen noch gehalten." Rach e,ner Pariser Nachricht der „Köln. Ztg " begiebt sich Midhat Pascha nach London, um Lord BeaconSfield anzudeuten, wie weit die Pforte in ihren Zugeständnissen Rußland gegenüber gehen kann, ohne eine zu gefährliche Stimmung untcr ihren mubamedanlschcn Untertbanen zu erzeugen. Derselbe hatte am S. Januar eine UnterrÄnng mit dem Minister de- Auswärtigen, Waddinato». Der „Moniteur" schreibt: „In der Umgebung des Kricgsministers General Borel) wird d»e Un-
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