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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187801125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-01
- Tag1878-01-12
- Monat1878-01
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1878
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Erschekrt täglich früh 6 V« Nhr. Reseeti«» uad Lr-!-»ttis» ' Jöhaanicgasi« '«.r. tztzrrchßvndtu der vcdacii-a: Bvrmn^- 16—12 M>r Nachurin.'g-- 4—6 Nln. Amiaümr der für die uächft. 'viacnbe Nummer tzenimmiril Lmerorr an Wochcutagcki bi- Ülrr Nachmittags, an souii- uad k^eittagen früh bis'.9Nhr. I« sc» ftUalr» für Jas-Inaalimc. Ltto Klrmm. Unwerfitätsstr. 22. Louis Lölchc.statdarinrnslr. 1^i,p. nur bis '/Z Uhr. TagMM Anzeiger. / Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 15,2tO. Lb»»m«k»tt»rttt viertelt. iacl. Bringrrlohn 5 Mt, durch die Post bezogen K Mt Jede einzelne Nummer 2» Pt Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrdenmg 3« Mt. «tt Postdesbrderung 4ü M. Jasrrate Sgesp. Petitzelle 2» Pt Grüfte re «Schriften laut unseren Preidverzeichnitz. — Tabellarische Satz »ach tzöberrw Tarif. Uettamrn »«irr de« »rdatttenrßM die Spaltzeste 46 Pf Anserat« stad stets an d. Eepedich* zu senbeu. — Rabatt wird uichc gegedru. Zahlung pr»«nnwt ranch oder durch Postvorschuft. 12. Sonnabend den 12. Januar 1878. 72. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 13. Januar nur Vormittags bis 'K Ubr geSffnet. Bekanntmachung. Zu Ausführung der durch das Gesetz vom 22. December 1874 und die Ausfübrung-sVerordnung vom 8. December 1876 m Verbindung mit der Verordnung vom 14. December 1877 angeordneten Aufstellung der Einkommensteuer-Kataster für die Stadt Leipzig auf das Jahr 1878 haben die Hausllesitzer oder deren Stellvertreter ein vollständiges und zuverlässiges Berzetchnttz sämnrtltcher in ihre« Grundstücken woh- »«enden Personc«, einschließlich der «ftermtethcr und Schrasstellenmiether, iugleichen aller auswärtswohncnden Besitzer des Grundstücks unter Angabe des dermaltgen Wohnsitzes sowie der auswärtswohnenden Inhaber oder Thetlhaber von gewerblichen Etablissements unter genauer Angabe des jetzigen Wohnsitzes anzufertigen, sich dazu der oorgeschriebenen Formnlare z« bediene» und solche bei einer Geldstrafe bis zu 5« H, welche bei Berat»- sänwnn« des Termins unnachstchtlich betgetrieben wird, binnen 8 Tagen, von ber Anfertigung ber -ormulare an gerechnet, bei der Stadt-Steuer-Einnahme, Gcorgenballe, 2. Etage links, entweder persönlich oder durch Personen, welch« zur Berichtigung etwaiger Mängel Auskunft zu ertheilen im Stande sind, abzuaeben. Hierbei wird zur sorgfältigsten Beobachtung aller der HauSltste vorgedrnckten Bestimmungen aufgesordert, und insbesondere aufmerksam gemacht, daß die Aamtltenhäupter wie Hausbesitzer für die Nichtigkeit und Vollständigkeit der Aufzeichnungen gesetzlich verantwortlich find, daher auch letztere in den betreffenden Spalten 19 und 20 zu bestätigen, beziehentlich durch etwaige erforderliche Bemerkungen zu vervollständigen haben. Falls die bebändigten Hau listen unzureichend sind, werden auf Verlangen an gedachter Steuerstelle Einlage-Formulare verabreicht. Leipzig, den 11. Januar 1878. Der Nath der Stadt Leitzzig. vr. Tröndlin. Taube. Bekanntmachung. Zum Löschen des Staubes auf öffentlichen Straßen und Plätzen sollen 6 Stück einspännig zu fahrende vierräderige Wasserwagen mit eisernen Cvlindern und Sprengvorrichtting ang«fchafft und die Anlieferung derselben im Wege ber Submission an den Mindestsvrdernden vergeben »erde«. ' Reffectirende vollen ihre Offerten bis zum 6V. d. M. Abends » uhr versiegelt auf der Eyi» Vekonomie-Jnspection niedersegen, wo auch die «mieten Bestimmungen eingeseyen werde« können. Leipzig, den 8. Januar 1878. Die Straßenbau - Deputation. Geschäftslocal- Vermiethurra. In der I. Etage des in den Besitz der Stadtgemeinde übergegangenen Hausgrundstücks Sellier'S Sos, «eich-straße Nr. 55, soll da- zeither von Herrn Emil Höritzscb innegehabte, aus einem kleinen Vorsaal, 2 zweifenstrigen Stuben nach der Rcichsstraßc heraus und einer Kammer bestehende BeschäftSloeal bv« 1. Nprtl 1878 an auf drei Jahre fest und weiter gegen cinhalbjährliche Kündigung an den Meistbietenden »eranetstet werden, wozu wir Versteigerungstermin an Rathsstelle auf Dienstag de« SS. dieses Monats Bormittags 11 Uhr anberaumen. Di« Bermiethungs- und Bersteigerungsbedingnngen können schon vor dem Termine bei uns einseben werden. Sechzig, den 8. Januar 1878. Ser «attz der Stadt Sechzig. vr. Tröndlin. Eerutti. Bekanntmachung. Das Agathe Berger'sche Stipendium für einen „armen Studenten zur Erlangung der Magisterwürde" NN Betrage von 25 .g! 69 /H ist auf den Termin Michaelis 1877 annoch »u vergeben. Bewerber um dieses Stipendium werden aufgesordert, ihre Gesuche bei uns schriftlich nebst den erfor derlichen Bescheinigungen bis zum 25. dss. Mts. einzureichen. Leipzig, den 10. Januar 1878. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Stöß. Bekanntmachung. In Gemäßheit des 8- 1 der Instruction für die Ausführung von Wasserleitungen und Wafferanlaaen m Privatgrundstücken vom 7. Juli 1885 und der 88- 2 und 7 des Regulativ- für die Einführung von Gas- rohrleitunaen und Gasbeleuchtungsanlagen in Privatgrundstücken vom 2. März 1863 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die Inhaber eine Bau- und Wirthschasts-Klempnerei Gebrüder Thierfelder, Lindenstraße 8, zur Nebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrich tungen nachgewiesen baden. Leipzig, am 8. Januar 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Harrwch. Bekanntmachung. Das von uns unterm 13. vor. Mon. zur Vergebung an den Mindestfordernden ausgeschriebene Nehren der Schornsteine in den der Stadtaernetnde und den unter unserer Verwaltung stehenden Sttftrmae» gehörigen Gebäuden, sowie in den städtischen Schulen innerhalb der Stabtflur ist »ergebe», was wir den unberücksichtigt gebliebenen Bewerbern hierdurch bekannt machen und dieselben ihrer Angebote entlasten. Leipzig, den 9. Januar 1878. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Vermiethung. Die von uns dem dermaligen Abmietber gekündigte Abtheilnng Nr. 74 der Lanpsieifcherhalle am Plauen'fche« Platze soll an Rachsstelle Dam»er»t«g Pen S4. d. M Vvrnrtttag» 11 vhr vom S3. März d. I. an gegen dreimonatliche Kündigung anderweit an den Meistbietenden verariesthct und es können die Bermiethungs- und Versteigerungsbedingungen schon vor dem Termine bei unS einge sehen werden. Leipzig, den 9. Januar 1878. Der »ath der Seadt Leip-tg. vr. Eeorgi. Cerutti. Höhere Bürgerschule für Mädchen. Die Anmeldung neuer Schnyahri Sonnabend den 1» Hur Aufnahmeprüfung, Impfschein, die MichaelisEen. Es wird noch bemerkt, daß ruren aus da- Schuljahr 1878/79 erbitte ich mir für Elaste Vll (vierte ln- Elastzn Vf-lWntag den 91.» «. vonv-14Ehe. , den I. Februar 9 Nhr, hat jede Schülerin ihren GeburtSschem, den und Feder mitzubringen. , , ^ , le nächstens in daS neue Hau- aus dem Schletterplatze überstedelt und daß von Ostern an der Unterricht nur in den Morgenstunden von 8—1 Uhr erthellt werden soll. Da der fremdsprachlich« Unterricht in Zukunft schon in Elaste V» beginnen wird, so ist e- wünscherrs- wertb, daß alle für die Schule bestimmten Kinder derselben mit Beginn de» vierten Schuljahre- (9. bis 10. Lebensjahr) zugeführt werden. Zur Erlheilung näherer Auskunft bin ich täglich von 10—11 Ubr bereit. Leipzig, den 8. Januar 1878. vr. W. Röldeke. Königliche Poliklinik für Frauen 1« Trier scher» Institute Grimma'scher Gteinweg Nr. 56, Mittelgebtude. Beratbungssiunde: Nachmittags von 2—3 Uhr. Alle unterleibskranken Frauen erhalten unentgeltlich ärztlichen Rath, Arzneren rc. Professor vr Credö, Geh. Mebrcinalrath. Leipzig, 11. Januar. Da- Bild der Lage ist ein friedliches. Die Waffenstillstands-Unterhandlungen sind unter günstigen Anzeichen cmgeknüpst, und die eng damit verbundenen Vorerörterungen über einen später abzufchließenden Frieden haben Aussicht auf glücklichen Fortgang; denn die Grundbedingung zum Friedensschlüsse, die Geneigtheit beider Kriegführen den, die Feindseligkeiten zu beenden und zu diesem Zwecke weder zu viel von einander zu fordern noch zu wenig zu gewähren, ist offenbar vorhanden. Was zunächst die Pforte betrifft, so scheint für diese twr Tag nüchterner Sclbsterkenntniß abge brochen zu sem: ste hat ihre völlige Isolirung eingeseben und chre Vertreter haben in offener Dcputirtenkammer urgegeben, daß die Türkei auf Hülfe von außen nicht mehr zu rechnen habe. Aber auch darüber wird man in Sonftantmopel wohl intz Klare gekommen sei«, daß die eigene Wider standskraft nahezu erschöpft ist. daß man nahe am Rande der Mittel z« einer erfolaverheißenden Kort« setznug de» Kampfe, steht. SckLg anf Schlag haben d* Ruff« den Fall von Plävna und den tragischen Untergang v-man's und seine- Kern« Heeres an-aebeutet. Sofia ist in ihrer Gewalt und mit dem Balkan stehen ihnen die Thore offen, durch die sich die ruffischen HcercSwoacn unge« hemmt in die rumelifche Ebene, nach Adrianopel hinabwälzen können. Ja, die türkische Schivkaarrnee, weit entfernt, diesen Borbruch der Russen aufzuhalten, at sich nicht einmal rückwärts ru retten vermocht; ist mit Mann und MauS gefangen in die Hände es russischen General- Radetzkv gefallen. Ohne jede- Hinderniß kann nun die bei Tirnowa con- csutrirte Armee nachrücken und durch den Scbipka» paß hindnrch, über E-ki-Sagra geraden Wege- auf Adrianopel marschiren. Schon vor einigen Tagen haben wir gyeigt, daß dieser Platz, selbst jv«pn die Türken sich dort wieder sammelten und es noch auf eine Schlacht ankommen ließen, kaum >»ehr zu halten wäre; jetzt, nachdem ihre Kräfte noch mchr gelichtet, nachdem auch die Gchipka« ar«« vom Kampfplatze verschwunden, würde ihnen Da- noch schwerer fallen. Die Einnahme von Ndriaruwel aber, die jetzt mehr als wahrfchein« lich, die fast gewiß erscheint, würde den direkten Marsch auf Konstantinopel bedeuten, und somit Wäre die Türkei fertig. Jedenfalls würden dann t we kl die Bedingungen Rußlands im Verhältniß zn seinen größeren Opfern steigen müssen; sie würden weit värtere sein, als Rußland ^sie jetzt gewähren kann, selbst wenn auch dann noch Konstantinopel ganz ans dem Spiele bliebe. Die Pforte wird also gut tbun, wenn sie sich von einer aufrichtigen Friedens stimmung durchdringen läßt, wenn sie möglichst im Molltone mit Rußland redet, und wir glauben uns nicht zu täuschen, indem wir annehmen, daß diese Tonart gegenwärtig im Serail zu Stambul vorherrscht. — Aber auch Rußland wird es nicht an seinem Entgegenkommen fehlen lassen, wird seine Bedingungen nicht allzuhoch schrauben dürfen, da auch ihm daran gelegen sein muß, den Krieg wo möglich im jetzigen Stadium abzuschließen und nicht vor die Thore von Konstantinopel zu tragen; denn im letztere» Kalle würde die Einmischung Englands, an die jetzt nicht zu denken ist, doch wohl noch eintreten können. Und wie es dann mit Frankreich stünde, wie mit Oesterreich — wer will da- jetzt Voraus sagen? Sicher würde der Krieg ein ganz anderes Gesicbt erhalte«. Dar»« glanben wir, daß Ruß« land gern die dargebotene Friedenshand ergreifen wird, wenn es im Stande ist, schon jetzt den Kern feiner Kriegsziel« zu erreichen. Unter diesen steht die srere Fahrt durch die Dar danellen voran. Die „Times" meldet aus Petersburg, daß Rußland nicht die ausschließ liche Eröffnung der Dardanellen für russische und türkische Kriegsschiffe beabsichtige, was auch die Mächte nickt zulaffen würden, sondern die Ab sicht habe, die Dardanellen den Kriegsschiffen aller Nationen zu erschließen. Diese Nachricht erscheint glaubwürdig und England würde sich mit einer derartigen Regelung, obwohl sie mittelbar seine Secherrschast veeinträchtiat, zufrieden geben müssen, da alle übrigen Mächte hierin mehr auf russischer als auf englischer Seite stehen würden. Was die Landentschädigungen betrifft, so wird Rußland nicht in Europa, sonder« in Asien Abtretungen ver langen ; da wird es sich denn nur um ein Mehr oder Minder handeln; darüber aber, daß Armenien oder doch ein großer Theil davon flöten gehen wird, darüber giebt sich die Pforte wohl keinen Illusionen mehr hin. Bliebe nur noch die Krage, waS aus Bosnien und Bulgarien wird (denn die Schein- Hoheit über Rumänien. Montenegro und Serbien ist für die Türkei keinen Schuß Pulver mehr werth). In türkenfreundlicben Kreisen erwartet man, Ruß land «werde sich mit der Errichtung eines suzeränen Bulgarien nördlich des Balkan begnügen »nd eine türkische Besatzung in dem FestungSviereck zulaffen. Nun, cs unterliegt keinem Zweifel, daß daS letztere Zugeständniß von Rußland nicht gemacht werden kann, ohne daß ein Hauptziel deS Krieges — Schutz der slawisch-christlichen Bevölkerung vor neuen türkischen Vergewaltigungen und Garantien für diesen Schutz — unerreicht bliebe. Bosnien und Bulgarien werden wohl nach Art der anderen Halbstaaten von der Türkei abgelöst, für neutral erklärt und unter den gemeinsamen Schutz Europas gestellt werden müssen. So dürften in der Hauptsache die Bedingungen aussehen, über welche Rußland und die Türkei sich zunächst zu verständigen haben, wenn die bevor stehenden Verhandlungen Aussicht auf Erfolg und auf Billigung der Übrigen interessirten Mächte haben sollen. Daß diese Verständigung erfolgen lverde, dafür scheint unS die gegenwärtige mrli- tairische und politische Lage zu bürgen. Ueber den Thronwechsel in Italien äußert sich jetzt fast die gesammte Presse in theil- bedauerndem, theils hoffnungsvollem Tone. Wir lasten einige Stimmen folgen. Die,,Nationall. Corr." sagt: Der jähe Schlag, welcher Italien mit dem Tod« Victor Emanuel's betroffen, hat für daS junge König reich eine weit größere Bedeutung, als die des Ver lustes eines von seinem Volke allgemein geliebten und geehrten Fürsten. Wohl gilt auch für Italien der Grundsatz des monarchrschen Staates: „Der König ist todt — es lebe der König!" Aber Victor Emanuel war seinem Lande viel mehr, als der Repräsentant des abstrakten Königtums' mit ihm ist eine der lebendigen Stützen deS neugeschaffenen Nationalstaates rusammengebrochen. Man bat gut sagen, daß er selbst den strengen Constituttonalismus durckgesübrt habe, der die persönliche Bedeutung des Monarchen beinahe auslöscht und an ihre Stelle ein Princip setzt; in den Augen seines Volke- war und blieb der .König Ehrenmann" die Verkörperung der nationalen Errungen schaften. Mehr vielleicht als der Bolksbeld Garibaldi be saß er das Herz der ganzen Nation. Die Lücke, welche scin Tod gerifsen,wird schwer ailszufüllen sein. König Humbert ist der großen Masse deS italienischen Volkes bisher em Unbekannteraewesen. Mit wie großem Vertrauen ihm auch die Nation entgegenkomme, den Zauber, welchen die tapfere Bekämpfung Harrer Schicksale und wunderbare Enolge an den Namen Victor Emanuel's geknüpft hätten, vermag er nicht auszuüben. Und die schwienge Stellung, welche er unter allen Umständen bei seiner Thronbesteigung gehabt hätte, wird noch verschärft durch die Plötzlichkeit, die llnvorbereitetbeit, mit weicher er jetzt sein Amt hat antreten müssen. Bei solcher Sachlage wird denn Alles darauf antom men, ob die Institutionen stark genug find, das junae Staatswesen allen Gefahren zum Trotz aus- recbtzueryalten. Gering find diese Gefahren nicht ru ver anschlagen. Die Parteigänger der enterbten Fürsten Häuser werden ihre MaulwurfSarbeit mit verdoppel tem Eifer betreiben ; die republikamsck-revoluliorraire Propaganda, welche auch nach errungener nationaler Einheit niemals ganz erloschen war, wird stärker wi^ der laufleben. Zwischen beiden in der Mitte sieben die Jesuiten mit ihrer Todfeindschaft gegen daS Ko nigreich Italien. Angesichts solcher Gegner werden die Freunde der jheutrgen Staatsordnung alle Kräfte »usammenfafsen müssen. Ein Bück auf die dem draußen stehenden Beobachter kaum verständliche Zer fahrenheit der Parteien, wie > das ! jarlament ge rade in den letzten Mon- gezeiM bat, bietet irr dieser Beziehung allerdings wenig Tröstliches. Aber man darf erwarten, daß die Mahnung zur Einigkeit, welche der Hingeschiedene Monarch am NeujahrStage an die Parteien gerichtet hat, jetzt, unter de» frischen Eindrücke de- erschütternden Ereignisse-, nicht ohne Wirkung bleiben wird. Italien ist bei der Herstellung seiner nationalen Einheit durch außer ordentliche Glücksumstände begünstigt gewesen: der schwerere Theil der Aufgabe, die Befestigung und der Ausbau des rasch geschaffenen Einheitsstaates, bleibt ihm noch zu bewältigen. Allein, wie bedenklich die AuSfichten für das glückliche Gelingen des Werk- sich auch zuweilen anlaffcn mögen, die innere Nothwendiq keil, aus welcher die Auferstehung der italienischen Nation hervorgegangen, muß schließlich über alle Schwierigkeiten Herr werden. — Was Jtaliefts Lage nach außen betrifft, so ist dieselbe in dem gegenwärtigen kritischen Momente ohne Zweifel ungleich sorgenfreier, als noch vor wenigen Monaten. In den letzten Wochen batte man aus der Audienz, welche Gambetta bei Victor Emanuel gehabt, und aus gewissen Andeutungen des Letzteren allerlei Bermutbungen über ihre künftiae Gestaltung aufgestellt. Der Tod des Königs hat den selben fürerst den Boden entzogen. Nach welch»« Grundsätzen die auswärtige Politik Italiens in Zu kunft geleitet werden wird, vermag heute mit Be stimmtheit Niemand vorherürsagen. allein wiederum die innere Nothwendiakeit der Dinge läßt uns an nehmen, daß diese Politik keine Deutschland feindliche sein wird. Nicht der Trieb des Herzen» — das wissen wir Alle — hat Victor Emanuel zu Deutsch land hingezoaen, sondern die Macht der Verhüftnifie König Humbert wird, soviel man weiß, dieser
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