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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.06.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19150625029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915062502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915062502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-06
- Tag1915-06-25
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Irestzmr NMnchten --.N!!'k>- Nr.!?4 M'rv oittge Lsfov am Donnerstag abend. Die Kämpfe an -er Westfront wurden von uns er folgreich fortgesetzt: auf Sen Maashöhen nahmen wir noch 12V und vei Ban -e Sapt 20 Franzo-sen gefangen. Die Armee -es General» v. Lin fingen hat den Dnjestr überschritten und steht in Ixstlgern Kampfe auf dem Nordufer bei Halicz und Zurawno. Das russische Hauptquartier befinLet sich nach einer Meldung aus dem K. ». K. Kriegöpressequartier nicht mehr auf galizischem Bode». Die Berichte über den Fall Lembergs haben in Petersburg grobe Kundgebungen vor dem Palaste de» Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch veranlaßt. Die Nachrichten von -er Wiedereroberung Lemberg» riefen in K v n st a n t i n v pe l begeisterte Freude hervor. Der mit Weizen von Montreal nach Hüll bestimmte Londoner Dampfer „Punisiana" wurde von einem Unterseeboot torpediert. Die „Nords. AUg. Ztg." bestätigt die Meldung, nach der an den Gerüchten über F r i c d c n » a b s i ch t e n oder Friedensanvahnungen kein ivahreS Wort fei. Die Zweite Kammer überwies die Regierungs vorlage über die Hinausschiebung der Neuwahlen und den sozialdemokratischen Antrag auf Aenderung des Wahl rechts der zweiten Deputation. l u st e der Italiener werden als sehr grotz be zeichnet. San Marino im Dienst der „reinen" Sache Italiens. „Corriere d'Italia" veröffentlicht eine Kund gebung der Regierung der Republik San Marino, die besagt, das; toe Republik sich mit allen Kräf ten in den Dienst der heiligen, reinen Sache Italien» stelle. — „La Sera" meldet: 200 junge Leute au» der Republik San Marino sind als Freiwillige in die italienische Armee cingc- lreten.. sW. T. V.) Amtlicher türkischer Kriegsbericht. Au» Koiistantiuopel wird vom Mittwoch, 8 Uhr 30 Min. irbends, gemeldet: Das Hauptquartier teilt mit: An der K a ii k a s n s f r o n t bemächtigten sich unsere Truppen, die sich in der Richtung Olt» befinden, am Dienstag nach er bittertem Kampfe des 2000 Meter hvhen Karadagh. der in der Gegend von Kale Boghazi zwei Stunden von unserer Grenze entfernt liegt. Wir erbeuteten von dem nach Osten flüchtenden Feind in c l> r e r e hundert K i st e n M n n i k i o ii inid eine Menge Material der Pioniere. An der Dardanellen! r v n r wurde am 22. Juni ein am User bei Ari Bunin vvrnbersahrciides feindliches Torpedo boot durch zwei von unserer Feldaitillcric abgescuerte Gra naten getroffen, woraus c» sich rntscrntc. Tie Schlacht bei Seödnl - Ba l>r am Juni, die fast vicrnnözwanzig Stunden dauerte und mit einer N i c d c r l a g c d cs F c i n- de» endete, verlief svlaendermaßen: Der Feind bereitete einen Williamen Angriff vor. indem er besonder» während fünf Tagen ohne Unirrbrechnng mit seiner schweren Artille rie unsere Schützengräben bombardierte, die einen Teil de» Unten Flügel» nifferee Gruppe bei Lcddnl-Bahr bildeten. Am 21. Juni, morgen» 2 Uhr, hatte der Feind, nachdem er dieses Feuer noch verstärkt hatte, indem er 120 Granaten in der Minute abseuerte, infolge eines Sturmangriffes und dank beständig bei ihm cingetrvffener Verstärkungen einen Teil unserer Schützengräben auf unserem linken Flügel beseht, die übrigens sehr dicht an ihn herangeschoben waren. Diese Schützengräben gingen aus unseren Händen mehrere Male in die des Feindes infolge wiederholter Gegenangriffe über. Gegen abend blieb nur noch ein 100 Meter langes Sffiet Schützengraben in den Händen de» Feindes. In der Nacht vom 21. zum 22. Juni nahmen unsere Drirpven, die während des Kampfes am Tage groben .S'eldenuntt gezeigt Haffen, durch cverglichen Angriff und nächtliche Ueberraskhimg dieses Stück Schützengraben dem Feinde wieder ab, der schließlich t otz großer Munitions- verichivcndiing und nnier g r o st eB c r l u st c n für i h u in Unord n n n g in seine atten Stellungen z u - r ü ff g e iv o - s e u wurde. Am Dienstag versuchte der Feind teine .rrmnpstiandlnng. Nur am Morgen und am Abend d,inerte der Artiüeriekampf mit Unterbrechungen auf unserem linlen Finget an. Ans den übrigen Fronten er eignete sich nicht» von Bedeutung. lW. T. B.) Die Auszeichnung des Kayitänlcntnauts Hcrsing. Durch Reuter ist am 18. Juni über Poldhu und in der Presse die Nachricht verbreitet worden, dem Kapitänleut- uant H erst n g sei der hohe Orden Uc-ur Ic merite als Be lohnung sür die von ihm vollbrachte Versenkung der Lusitania" verliehen worden. Von unterrichteter Seite wird nn» hierzu mitgcteilt, daß Kapitänlcutnant Herfing diese hohe 2iuszeichnung für Kriegsdienste erhalten habe, die mit der Vernichtung der „Lusitania" in keinem ii s a m m cnha n g stehen. lW. T. B l «tue Ansprache de» König- van Bayern. Au» Anlatz der Eroberung von Lemberg bc- retteten etwa 10 üüv Personen dem König Lud- wtg einebcgei st rrte Huldigung. Die versammelte Menge sang die Künigshnmne. worauf der König auf dem Balkon de» Münchner Palais erschien und folgende Ansprache an die Menge richtete: „Ich danke Ihnen, daß Eie hierher gekommen sind und datz Sie sich mit mir freuen über da» siegreiche Vordringen unserer uird unserer «erblindeten Armeen. Wir sind durch da»selbe dem Frieden vielleicht näher gerückt: aber noch lang« hcttzt e» Geduld haben und ausborrcn, bi» unsere Feind« in Ost und Weit und Süd vollständig niedergerungen find. Datz wir beute schon so weit gekom men sind, da» verdanken mir in erster Linie unseren tapfe ren Truppen, die Sieg auf Sieg errungen haben, da» ver- danken wir aber auch den Zurückgebliebenen, die durch ihren aufopfernden Fleiß die Arbeitskräfte der im Felde Stehenden zu ersetzen mutzten, unserer Industrie und unserer Landwirtschaft, die es uns, eingekrcist von Feinden, ermöglichen, au» eigener Kraft den Bedürfnissen des Lande» und des Heere» gerecht zu werden und unser Volk zu er- nähren, nicht zuletzt unserer arbeitenden Bevölkerung, die. wie wenige andere Länder, für das Wohl des Ganzen ein- gcstanden ist. Aber es heißt noch ausharren. Viele von Ihnen haben schon durch den Verlust lieber Angehöriger schwere Opfer bringen müssen, und es stehen noch grobe Opfer bevor. Möge der Gedanke Ihnen zum Trost ge reichen. datz dieselben gebracht werden in grober Zeit für die grobe Sache unseres Landes, des Reiches und deS ganzen deutschen Volke». Nochmal» danke ich Ihnen. Gott befohlen!" iW. T. V.j Sin Handschreiben des König» von Spanien an Kaiser Franz Joseph. Kaiser Franz Joseph hat am Dienstag den spanischen Botschafter in halbstündiger Audienz empfangen. Der Botschafter überbrachte der „N. Fr. Pr." zufolge dem Kaiser ein in herzlichen Worten ge haltenes Handschreiben des KönigSvo n Spa nt c n. (W. T. B.j Die Sicherstellung der Brotversorgnng in Oesterreich. Am Mittwoch wurden, wie aus Wien gemeldet wird, durch kaiserliche Beiordnung die erforderlichen Maßnahmen für die Sicherstellung des Be darfs an Mehl und Brot aus der neuen Ernte getroffen. Gleichzeitig wird auch das abgeänderte Statut der Kriegsgetreibeverkehrsanstalt veröffentlicht. Die in ländische Getreideernte für 1V15, und zwar an Wetzen, Spelz. Roggen (Korn), Gerste, Buchweizen und Mais aller Art. wird mit dem Zeitpunkt der Trennung vom Ackerboden zugunsten des Staates für beschlag nahmt erklärt. Die beschlagnahmten Gegenstände über nimmt die Äriegsgetreidegesellschast. Die Kric-'sgctreide- gescllschaft ist verpflichtet, zum Kaufe angcboteneS mahl- fähiges Getreide anzukaufen und bei Abnahme zu bezahlen. Der Besitzer der beschlagnahmten Gegenstände ist verpflich- tet, diese, soweit sic nicht »ach den getroffenen Bestimmun gen ihm zu verbleiben haben, an die Kriegsgctrcidegcsell- schaft oder deren Beauftragten zum festgesetzten lieber- nahmeprcis zu verkaufen. Der Minister des Innern be stimmt die Grundsätze, wonach die verfügbaren Vorräte dem Verbrauche zuzuführen sind. iW. T. B) AiaSko der Balkanbundsidee. In der griechischen und italienischen Presse herrscht sichtliche Enttäuschung über die weitere Zurückhaltung Rumäniens. Die Wiedervereinigung deSBal- kanbundeS wird jetzt allgemein wegen des serbisch bulgarischen Streites um Mazedonien, des serbisch-rumäni schen Streites um den Besitz des Banats, des serbisch griechischen Streites um Albanien als unmöglich auf- gegeben. Nach Aeuherungen eines russischen Diplo maten. die die „München-Augsburger Abendzeitung" ver öffentlicht, droht sogar ein neuer Balkankrieg, falls die An erbietungen de» Vierverdandes an die einzelnen Balkan- staatcn deren Gegensätze noch verschärfen. Ruhland dürfe Serbien nicht fallen lassen, verliere aber dadurch Bulaa- riens und wegen des Banat» auch Rumäniens Mit wirkung. müsse außerdem bei Rückkehr BenizeloS auch er höhte griechische Ansprüche befürchten. Alles in allem, die Quadratur des Zirkels erscheint als eine ebenso lösbare Aufgabe wie der Ausgleich der Interessen der einzelnen Balkanstaaten. Blutig« Zusammenstöße zwischen Griechen «nd Engländern aus Lemuos. d. Italienische Blätter melden aus Athen: Auf der Insel Lemnos ereigneten sich vor einigen Tagen schwere Unruhen. Die Engländer hatten auf einem Gebäude die englische Flagge gehißt, was von der grie chischen Bevölkerung dahin aufgefaßt wurde, daß die Engländer die Insel annektiert hätten. Tie Griechen rotteten sich zusammen und gingen mit Waffen gegen die englischen Soldaten vor. Es kam zu heftigen Zusammen stößen. wobei e» aus beiden Seiten eine Anzahl Tote und Verwundete gab. Schließlich gelang c» den Engländern. die Griechen über ihren Irrtum aufzuklären, woraus wieder Ruhe cintrat. Das Verhältnis zwischen Griechen und Engländern ans der Insel ist aber noch immer gespannt. Ei» sranzöstsch-griechischer Zwischeusalll» Nach Pitvatnachrichtrn hat ein französischer Kreuzer Montag früh die unter griechischer Ottnpation stehende Insel Eastellorizv bombardiert. Aus das Kloster wurden etwa 20 Schüsse abgegeben. iW.T.V.j Die neuesten Meldungen lauten: Wirkung der deutschen Vergeltung gegen Fraukreich. b. Kopenhagen. (Priv.-Tel j „Politiken" meldet aus Paris: Die französische Negierung ordnete an. datz die deutschen Kriegsgefangenen in Dahome aus Gesund heitsrücksichten nach Norbafrika zu überführen seien. Die ersten Transporte haben bereit» stattgefunden. <Es ist da» die Wirkung der Vergeltung, zu der sich die deutsche Regierung gegen französische Kriegsgefangene veranlaßt sah, nachdem nach zuverlässigen Nachrichten die deutschen Kriegsgefangenen in Dahome von den Franzosen geradezu barbarisch behandelt worden sind.) Der Unterseekrieg. t>. Berlin. (Priv.-Tel.) Die britische Admira lität meldet: Das Kriegsschiff „Roxburgh" wurde am 30. Juni In der Nordsee von einem Torpedo getroffen, ohne daß ernstlicher Schaden angerichtet wurde. Das Schiff war imstande, unter eigenem Dampf die Fahrt fortzusetzen. Verluste sind nicht zn beklagen. (Diese Meldung ist eine Ergänzung der Meldung unseres Admiralstabes über die Torpedierung eines englischen Panzerkreuzers vom Mino taurs-Typ am 21. Juni.) Die amerikanischen Waffenlieferungen, d. Rotterdam. iPriv.-Tel.j Die englische Ad miralität laßt nach Meldungen amerikanischer Blätter in den Vereinigten Staaten ein neues Kampf mittel gegen deutsche Untersccbovtc ln Auftrag geben. Es sind Boote, die in Gemeinschaft mit den Fischdampfern den Patrouillendienst gegen die deutschen Boote in den eng lischen Küstengcwässern versehen sollen. Diese Boote wer den, wie die amerikanischen Zeitungen behaupten, mit sehr starken Motoren ausgerüstet sein und eine Geschwindigkeit entwickeln, die die der modernen Torpebojäger weit über trifft. Der Aktionsradius dieser Fahrzeuge wird dagegen nicht sehr groß sein, da ihre Länge nur 17 Meter betragen wirb. Oefterreichische Verwaltung in Lemberg, kk. Krakau. (Priv.-Tel.) Eine große Abteilung des WachtpvlizeiaufgebotS mit einem Kommandanten und mehreren Polizcibeamten ist nach Lemberg abgrgangcn, um den Dienst zu übernehmen. Eine rumänische Stimme zum Falle Lembergs, stk. Bukarest. iPriv.-Tcl.j Das Blatt „Moldawa" schreibt: Für nnö Rumänen ist die Bedeutung der Erobe rung von Lemberg äußerst groß. Die Besetzung Lem bergs durch die Russen hat seinerzeit für die Agitation der fremden Agenten den Anlaß gegeben. Es ist der rechtlichen Denkungsart unserer Politiker zu verdanken, daß wir bis her nicht an die Seite der Entente getreten sind. Wir glauben sicher, daß die jetzigen Ereignisse bas rumänische Volk nicht von seinem bisherigen Wege ablenken werden und daß cö auf jenem Wege fortschrciten wird, den es als den richtigen erkannt hat. Wir sind überzeugt, daß d i c letzte Stunde für Bcßarabicn geschlagen hat. Eine Mahnung Peter Carps. stk. Bukarest. lPriv.-Tel.) „Moldawa", da» Blatt Peter CarpS, schreibt in seiner letzten Nummer folgende sehr markante Zeilen: Nachdem die österreichisch-ungarischen Truppen die Russen vollkommen geschlagen haben, sind sie in Äeßarabien eingedrungen und rücken gegen Ehotin bzw. Kischincm vor. Wir machen die Regierung darauf aufmerksam, daß die Zeit hcrangerüüt ist. daß Rumänien aus seiner Neutralität heraustritt und seine Pflicht gegen Oesterreich-Ungarn und Deutschland erfüllt, indem cs gegen R'-'-land in Aktion tritt. Die Wirkung von Lemberg auf ein deutschscindlichcs Blatt Kopenhagen. Die deutschfeindliche „Nationaltidcnde' schreibt in einem Leitartikel: Der Fall Lembergs ist eine entscheidende KricgSbegcbcnhcit. Der russische Gencralstab hat selbst erklärt, daß cö einige Zeit währen würde, bis Rußland wieder imstande sei. eine Offensive zu unternehmen. Aber diese Pause kann für die Heere der Verbündeten verhängnisvoll werden. Die deutsche Heeresleitung gewinnt dadurch Zeit sür die Ope rationen im Weste u und wird sicherlich verstehen, sic aus- zunützcn. Die Hauptgefahr droht jetzt rvahrscheinlich dem italienischen Heere. Italien hat offenbar zu lange gewartet, sich zu einem entscheidenden Schritte zu ent schließen. ES hat dadurch die Gelegenheit versäumt, ohne Gefahr für die eigenen Grenzen die Entscheidung bei den Dardanellen herbcizusühren und dadurch die neu tralen Balkanstaaten zum Eingreifen zu veranlassen. Trotz Kunst md Mflevschaft. ' Ter Neue Theater Verein zn Dresden hat mit der Direktion de» Albert - Theaters ein Abkommen gelrosten, wonach die Mitglieder, wie im Vorfahr, wieder eine Anzahl von Vorstellungen unter besonder- günstigen Bedingungen erhallen. i* Eine Stei,--Fichte-Schule in Darmstadt. Dem Geist der Zeit entsprechend, ist jetzt in Darinstadt eine Stein- Fichte Schule begründet worden. Sic siebt unter der Leitung I v h a n n e s L a n g c r m a n n » und soll ein Er- ucbüng-östaat sein, wie ihn Stein in seinem politisch-päda gogischen Testament und Fichte in seinen Reden an die deutsche Nation gefordert haben. v* Frcskensnnb. In einer dem heiligen Rochu» ge weihten Kapelle neben der Psarrlirche zn Bergamo sind, drin „Cicerone" zufolge. Fresken entdeckt worden, Votiv- Nil d c r des io. Jahrhunderts mit Darstellungen der Pcstheiiigcil Rochus und Sebastian, de» hl. Antonius, der lil. Lu> ia, der Madonna, letztere in der Art des Giovan Bacvmo Gavasio. Im Jahre 1280 wurde, während eine Pest den Ort heimnichic, ein Teil der Fresken übcrtnncht und durch Leinwand verdeckt. Georg Lührig. Ausstellung seiner Werke in der Galerie Arnold. Die Ausstellung früherer und neuerer Werke von Georg Lührig, die alle Räume der Galerie Arnold füllt — ieit zwanzig Jahren in diesem Umfang seine erste —, go naffet ein avichließendes Urteil über die Eigenart und di: Bedeutung Lührig» sür die künstlerische Entwicklung in Dresden und Dcuffchlaiid. Der Maler gehört innerhalb der Kreise der heimischen Künstler und Kunstliebhaber zn den nmstrilteiiereii Gestalten. Außerhalb Dresdens, in Denffchland, ist cr wenig bekannt. Es ist rin weitverbreiteter Irrtum, datz die Kunst kritik nur eine inbjekffvc Ansicht des Beurteilenden sei. beruht daraus, daß der Beschauer seine Gefühlserlebnisse ahne weitere» mit dem Gehalt und dem Wesen des Äunst- werles selbst gleichzusetzen pflegt. Tic Wirkung kann aber aus rein assoziativem Wege entstanden sein. Ein Gemälde braucht nur der Anlaß für die Fülle non Gedankenver bindungen zu sein, die in der Seele des Betrachters aus gelöst werden, ohne an sich etwas damit zu tun zu haben Ob sie schön oder häßlich, bedeutend oder trivial sind, hängt von der Gemütsversassnng des Beschauers ab und sagt nichts über den objektiven Wert des Gemäldes selbst aus. Es steht außer Zweifel» daß bei sehr vielen sich auf diese Weile das Nacherleben von Kunstwerken vollzieht. Es gibt aber noch eine andere Art von Kunstcrkebrn. In ihm ' wächst das subjektive Empfinden aus den anschaulichen > ' Tatbeständen des Kunstwerkes heraus, cs ist also sachlich! »gerechtfertigt. Die künstlerische Gestaltung beruht in > der gänzlichen Vereinheitlichung von Inhalt und Form. Was der Schaffende darstellt, drückt er durch die formalen Zusammelrhängc schon unmittelbar aus. In einem vollendeten Kunstwerk lassen sich Form und Inhalt nicht mehr voneinander trennen. Wenn der Nachcrlebcnde sie nun doch voneinander löst, so ist die» nur ein intellektueller Notbehelf, der ihm einen Zugang in das einheitliche, darum abgeschlossene Kunstwerk verschafft und ihm das Phänomen der künstlerischen Einheit im Gegensatz dazu um so stärker zum Erlebnis bringt. Die Verteidiger des reinen Kunst- genießcns glauben freilich, daß ein solch sachliches Erleben nüchtern und unnain sei. Indessen ist die Naivität und Tiefe des Nachcmpfindens in erster Linie nicht eine Frage der Methodik, sondern des Temperamentes, der Persönlich test. Gewöhnte man sich daran, ans dem letzteren Wege an Kunstwerke hcranzugehen, so würden weniger wider- streitende Urteile über den künstlerischen Gehalt von Dar stellungen zutage treten. Es ließe sich der Allgemeinheit leichter begreiflich machen, warum ein Teil der Schaffen den mit Unrecht, andere aber ganz mit Recht keine breite Anerkennung finden. Bei einem Rundgang Lurch die Ausstellung, die Ar beiten seit dem Jahre 1891 bis in die jüngste Gegenwart enthält, imponiert der große Fleiß Lührigs. Die Bilder selbst zeigen im allgemeinen ein beträchtliches Maß von technischem Können. Die malerischen Beiträge lassen deutlich eine Wandlung in der Absicht Lührigs erkennen. Ein Gemälde ans der Frühzeit, .,H e i in k e h r e n d c Ar beiter" i>80l), eine ziemlich realistische Auffassung der Arbeiter, die durch eine abendliche Schneelandschaft hcim- wandern, bezeichnen den einen naturalistischen Pok. alle gorische Schilderungen der Jahreszeiten, ..Frühling" und ..Sommer" slSOlj den anderen Pol. Nun zeigt sich aber, datz die allegorischen Werke keines wegs Lührigs schöpfcriiches Eigentum sind. Sie find aus Anregungen, die er von bekannten Meistern empfangen hat» z u s a m m e n g e t r a g e n. Was ihm sür ihre Aus- drnckswelt charakteristisch schien, hat cr übernommen. So wird beim „Alten Baum", einem knorrigen, uralten Stamm, in dessen Höhlung mit verglasten Augen ein Greis sitzt, indes ibm zu Häupttn. im Wipfel, das junge Volk von weiblichen Wipfelgeistern spielt, Schwind und Welti nach gearbeitet. Die Darstellung des „Frühlings" ist zu- sammengeseht aus Elementen, deren spezifischer Charakter einerseits durch Böcklin. andererseits Lurch zwei altdeutsche Meister, Dürer und Aldegrever, ausgeprägt worden ist. Lührig gibt eine weibliche Gestalt, die mit schnellem Schritt einen grünen Hang hinabschreitet: ein leichter Schleier weht um ihre mächtigen Glieder, die ringligen Locken treibt der Wind in horizontaler Linie vom Kopf. Das charakteristische Schrittmotiv kennen wir aus der berühmten blumenstreueiiden „Flora" von Böcklin, bloß ist Bücklins Figur von einem Gewände umkleidet nnü trägt ein Tuch um die Schultern. Kleid und Schultertuch aber werfen im Wind schon dieselben Kurven, wie wir sie im Schleier Lührigs, nur oster wiederholt, sehen. Voll wendet uns die Gestalt Lührigs das Antlitz zu. In ihm liegt im Gcgensall zn der Bewegtheit der Glieder etwas Starres, Unerbitt liches. gewissermaßen der Zwang des Naturgesetzes, dem sich alles beugen muß. Diesen Zug von Notwendigkeit im Gesicht hat Dürer in einem bedeutenden und bekannten Stich gefunden, in der „Nemesis", deren Gesicht allerdings im Profil gesehen ist. Wir finden ihn in einem 2Serk Aldcgrcvcr», der sich auf Dürer stützt, wieder, in der ..Nemesis" vom Jahre 1225. Lührig hat ihn etwas variiert, sowie er anschauliche Grundgedanken im Anfban seiner Figur leise abgetönt au» der Arbeit Dürers, vor allem aber Aldcgrevcrs hcrübcrgenommcn hat. Dürer stellt da» beflügelte Schicksal auf einer rollenden Kugel über einer Gewitterwolke dar. Da» Gewand der Nemesis flattert hinter ihr im Winde, Las Haar lost sich schon in kleinen horizontalen Lockensträhncn oben vom Kopf. Bei Alde- grever sehen wir, wie bei Lührig, die voll entwickelte Masse horizontal flatternder Locken. Dockt hat der letztere im Gegensatz zn Aldegrcver, der sic anstelle der horizontalen Flügel im Nacken ansetzt, den Gedanken Dürers aufgc- grisscn und wcitcrgesührt und sic wieder in die Höhe des Kopses hinaufgeschoben. Lührigs Originalität besteht letzt hin -- vom Farblichen abgesehen — darin, daß er die Be wegung der Figur anstatt wie Böcklin, Dürer und Aldegrcver non links nach rechts, umgekehrt von recht» nach links hinübersührt, datz er den Schleier in der Rich tung ihres Schreitend wehen lätzt. Gewinnt man hinsichtlich der schöpferischen Phantasie Lührig» keine allzu hohe Meinung, so wird das Ergebnis für ihn noch ungünstiger, wenn man erkennt, wie äußerlich- stosslich, wie unbedeutend er gegenüber seinen bedeutenden Quellen bleibt. Die Schilderung des „Alten Baumes" im Verhältnis zu einem im Borwnrf verwandten Bild Schwind», dem „Rübezahl", ist dafür besonders bezeichnend. Bei Schwind geht Rübezahl auf klappernden Holzpan toffeln. vornübergebeugt, durch den Wald. Seiner Be wegung folgen die Buchen. Sie schreiten vor ihm, neben ihm, hinter ihm. mit ihren Formen die Gestalt des Wald- gelstes wiederholend. Rübezahl ist unter Len Bäumen wie unter seinesgleichen, der bewegende Wille im Raum, un mittelbar die Seele des Waldes. Was der deutschen
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