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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187209067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-09
- Tag1872-09-06
- Monat1872-09
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1872
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v. « tls». brikatn», Preist». SA lraorüz. Lrazon, »1». rerksnte . O. Sr <A- «v «s- lior « Halle» en. »ei«. 'er, lfioutll unk tr. 18. lai» lurä »5. olcklt. >» »iede» rkt»«»be ickt, m ebrws» «>»»«e» i Reiter. Erste Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. m rs«. Freitag den 6. September. 1872. Tagesgeschichtliche Aeberficht. LuknUpfeud an den Jahre-rag bei Sedan sagt di» halbofficiell« „Prov.-Csrrrsp." über di« Kai.- serzusammeutuaft: „Zwei Jahr» sind nach den Eretgmffen jener Srplembrrlag« verftoffe». Auch Europa hat sich »iu Uttheil db«r dt» Tragwett» und Entwickelung vnjeldeu bilden können. Der Blick uübefangru» Beobachter wird erkannt haben, daß die Entschei dung det Sedan einen sür Europa heilsamen Umschwung aagebahm har. Di, Au-etuaud»- setzuog zwischen Deutschland und Frankreich kommt allen übrigen Ländern de» WellthellS zu Gut«, weil sie d»e Uebermacht »tue» Reich«- gebrochen hat, dessen politisch« Bestrebungen von Herrsch sucht und Lroberuug-lust geleiler waren, während jetzt bi« deutsche Station zu einer unabhängigen und «infiutzreichea Stellung gelaugt ist und dem Entschluss» rreu bleibt, den Fneden mit ihren Nachbarn zu erhalten und zu fördern. Der Be such der reiben kaiserlichen Säst« am deutschen Kaffrrhos« hat unverkennbar nicht bloS di» Be- »eulnng «ine- LuSlausche- von KreundschastSbe- wrtseu zwischen den Personen der drei Herrscher; derselbe gilt vielmehr al- «in Unterpfand des guten Einvernehmen- zwischen Deutschland, Oester reich und Rußland. Hierin liegt aber «in un zweideutige- Zeugatß dafür, daß dir großen Sst. uchea Stachbarretch« sich mit der neuen Ordnung der Dinge, vir au- dem Schlachtselde von Sedan uns den anderen Stegen der deutschen Waffen «wporg». wachsen «st, ohne Rückhalt befreundet haben und mit Brrtrauen auf da- neugestaltet, Deutschland blicken. De-hald wird da- Erscheinen der hohen Gäste vom deutschen Volk« mit doppelt freudiger Empfindung begrüßt, und überall ,st ihnen der ehrenvollst» und herzlichste Empfang gesichert. Auch Europa darf out vertrauen und Genug- thuuug aus dt« Drei - Kaiser - Begegnung blicken. Die Zusammenkunft der Fürsten knüpft zwar an mtlitalrisch» Festlichkeiten an; aber sie ist au-- schließlich von friedlichen Adfichtea etvgegebea. Ja selbst dir Lhatsachr, daß die Beherrscher Oester reichs und Rußland- in freundschaftlicher Teil nahme ven tlevungen der deutschen Truppen bei wohnen, deutet darauf hin, daß st» in der Militärmacht Demschlavd» «in» Bürgschaft für den Frieden Europa- „kennen. In der Thar, dre Eintracht zwischen Deutschland, Oesterreich und Rußland soll keinem andern Zweck bienen, alS der Wahrung friedlich „ und geordneter Zu stände »u Europa: da- »st der Smu der Drei- Kaiser Zusammkuuft, den die öffentliche Meinung tu Deutschland und Europa mit richtigem Ber- PLndnitz erkannt hat." Der „Köln. Zlz." wird von guter Hand an- Berlin geschrleixm: Di« llttramoulauen m Frank reich und anderen Gegenden find auf dt» Kais«r- Zusammenkunftam wenigsten gut zu sprechen. Ersichtlich fürchten st», daß trotz b»r verschiedenen Stauvpuncl«, welch« V»e drei Mächte diS zu «mem g,wissen Punct, den kirchlichen Kragen gegenüber «lnnrhmrn, doch «in» Verständigung gegen lieber- griff« V«S Ballcan-, namentlich zw.schen den zu nächst detheiligten Cabtnetrn von Preußen und Oesterreich, fiq aabahnra könnte, woran »Lu Zu- sammengrhen für gewifi« Lveniualtläien der künf tigen Papstwahl sich anknüpsen könnte. Mit dieser Besorgnis ist indessen V«S melancholische Nachdenken der Irsuiteufteundr noch nicht „schöpft. Di« Zusammenkunft an und für sich kann zur Befestigung de« Frieden- und de- auf den Frieden angewiesenen Deutschen Reiche- nur beitragen. Zu den Rechnungen und Hoffnungen wenigsten- des politisch avauctnen TheileS der Klerikalen will Da» nicht stimmen Daher dt« abgeneigt« Art und Weis«, wt, dt« Begegnurg der Monarchen von der Part«, im Voraus oehanoell wird. Und doch wird sie sich darein finden mvfsen, baß die Dinge weiterhtu wie di-her sich gegen tyrr Wunsch, «ntwickel». Der Versuch, dem bevorstehenden Er„g- ruß de» Stempel «ine- scharfen Gegensätze- zu den Volk-freihetteu nach dem Vorbild« früherer Alliancen auszuprägen, ist vollständig mißglückt. Da- öffent lich« Bewußtsein har sich derartigen Ausstreuungen gegenüber schnell zurecht gefunden und wevtg beirren lasse». Man fühlt trotz aller verbrauchter Decla- mativnen über di« Au-dehauug der Militatrhrrr- schaff, wie d,e mächtigen nationalen Interessen «ud dt« »a den Reich-tnstitutioarn gewähr!«» Garantie«» den Lnachroui-muS der heiligen Allianz, wie man da» Schreckdtld in Kurze zu bezeichnen liebt«, nicht auskommev ließen. Man wird die Annäherung zwischen Rußland und Oesterreich unter den AuspiclN» Preußen«, wt« st« sich in der Zusammenkunft kun^ebeu wird, nir gend- unterschätzen, überall jedoch bald „kennen, daß Zeit und Umstände für positiv« wettgreiseab« Abmachungen wevtg geeignet st»v. Der Umstand, daß di« «ivtreffenben auswärtigen Minister von einige» Käthe» degleitet stad, steht damit nicht t» Widerspruch, Müssen doch di« lausenden Staat-geschäft« zum Th„l von hier au- Setten- dieser Staatsmänner versorgt «erden, ganz davon abgesehen, daß es für leitend« Minister in solchen Fällen stet- «in vortheil ist, wenn st« von kun digen Personen in ihrer Näh« jederzeit dt» geeig net« Auskunft „hallen könne». Darüber ist kaum «» »eit„«« Wort zu verlieren, «au wird sich Über dt, wirklich« Bedeutung d„ Zusammenkunft nicht wohl täuschen können, von tiversch»,«glichen Erwartungen aber, wi« st» hier oder da gehegt nnd besonder- von gegnerisch» Seit« genährt «ad», dald zurückkomm». Di« „Magveb. Ztg." sagt: Die König« von Sachsen und Bayern lasten sich durch Prinzen bei de« Berliner Kaisercongress« vertreten. Wen der König von Württemberg al- Abgesandten »ach Berlin schicken wird, darüber verlautet noch nicht- Bestimmt^. Daß dt» König« der an st« ergangenen Einladung nicht selbst folge», geschieht au- leicht begreiflichen Gründen, welche tu wob! zu weit gehendem Selbstgefühl« wurzeln. Die kleiuen König-krouen »ürd»n allerdings im Glanz« der drei kaiserlichen etwa- von ihrem Schimmer verlieren, aber r- würden damit doch nur dt« thatsächliche» Verhältnisse zum Lu-druck« gebracht, au denen sich auch durch da- Fernbleiben Nicht- ändern läßt. Bloß« Statisten wären dies« Fürsten bet der Berliner Entrevu« anderersett- doch auch nicht gewesen, den» «S ist ihnen ja «iu großer Thetl ihrer belbstherrlichkeit gewahrt geblieben, und sie würden nicht alS willenlos« Werkzeuge in der Umgebung unsere- Kaiser-, den sie stützen und von dem st» wieder beschirmt werden, er schienen fein. Dir Erinnerung könnt« fast etwa- bitter stimme», daß, wenn früh» der Kaiser von Oesterreich di« deutsche» Fürsten zu sich lud, diese sich weniger widerwillig zeigten. Und die Ab hängigkeit der Süddeutschen vom Hab-burger war damals doch nicht viel geringer, als di« jetzig« vom Hoheuzollrr. Dt» Selbstherrlichkeit braucht« sich also in jenen Zeiten nicht wenig» aufzu- bäume» al- heute. Wir berühren diese Ange legenheit übrigen- nur nebenher, denn groß« Bedeutung schreiben wir ihr keineswegs zu. Ueber di« bayerisch« Mtntsterkris« liegen kein« neuen Nachricht» vor. Zu ihr» Geuefi- wird indeß nachträglich mttgeiheilt, daß Herr v. Gast» anfangs mit dem größeren Thetl d«S bi-hrrigeu Labtuels zu oprriren bestimmt und entschlossen war und de-halb einzelne Mitglieder desselben zu gewiuueu sucht«, sich indeß in seinen Tendenzen durch di« »klärt« Solidarität d«S ganzen Ministerium- durchkreuzt fand. Zn der klerikalen ., Deutschen Reich-zettung" wird da- Herrn v. Gaff» gezollt« Zutrauen de- König-, abgesehen von sein» Gunst an dem Stuttgarter Hof«, dadurch »klärt, daß derselbe fein» Zeit di« Gouvernante d«S König-, Freit» v. Redwitz, ge- hrirathet hat. Mittlerweile jagen sich tu München die Gerücht«. Zum Krieg-minister an di« Stelle de- Freiherrn v. Pranckh soll d» au- dem letzten Krieg» rühmlich bekannt« Gr»»al - Lieutenant v. Mailing», Eommavdeur der zweiten bayerischen Infanterie-Division, bestimmt sein und unter den Cavdtdate» für da- Ministerium d«S Innern nennt man jetzt auch des Rrtch-tag-abgeordnete» und zweiten Präsidenten der München» Abgeord netenkammer Grafen Seiu-Hetm. Wieder andere Nachrichten laste» den König Ludwig «inen Besuch om Stuttgarter Hofe abstatten «olles, waS nicht wahrscheinlich, oder di« Stellung d«S mittelpartei lichen Eabinet-secretair-, Ministerialrat-«-v. Eisen hart, »schütten sein, waS nicht unwahrscheinlich ist. Bi« zur Neubildung de« Ministerin:- wird man sich wohl noch einige Tag« in Geduld zu fassen haben, wenn auch über di« Richtung der bevorstehenden Entscheidung kaum mehr ein Zweifel gestattet ist. Da- klerikale „Mainz. Jours." begleitet di« Notiz, daß di« Polizeibehörde in Mainz »ach Scklreßung der Jesuit,nniederlafsusg natürlich auch dt« Leitung der „geistlichen Exrrcttirn" im bischöfliche» Seminar durch eisen Priest» der Gesellschaft Jesu untersagt Hab«, mit folgender charakteristische» Bemerkung: „Um bi« 70 geist lichen Herren nicht der Gnade der Hebungen überhaupt beraubt fein zu lassen, übernahm der Herr Bischof, welcher alljährlich selbst den Hebungen anwohut, deren Leitung. Da- Ex»- citienbüchlein de- heiligen JgnatiuS wurde in den Händen de- verehrten Ober Hirte» zu «tu» eben so reichen Quell« der Gnade, wi« wenn «iu» der Söhn« de- heilige» Orden-stister- «S zu erklären vermocht hätte." Der Oberbefehl-Hab» der schweizerischen Bunde-arme«, General Herzog, hat sich einer kaiferltchr» Einladung folgend nach Berlin be- geben, um den dortigen Gardemanöver» brtzu- wohuen. Di« italienisch» Regierung hat «ir, klein« Schlappe »litten. Dt« größt« Stadt Italien-, Ne.apel, hat bei den Municipalwahle» «iu« stark« klerikal« Mehrheit gezeigt, «tu« um so beachteuSwerlh»« Ersch,iuuvg, al- bekanntlich sogar Rom liberal« Municipalwahle» zu Wege bracht«. Bekanntlich ist Neapel di« Hauptstadt de- ttali'uteuische» Müßiggang«- und SenußlebeuS, und mit diesen Neigungen eine- Volk»- hat di« katholisch» Kirche von jeher vortrefflich zu opertre» »»standen. Luch hat man in Rom di« priest», lick« Herrschaft wohl »och in genauerem Andenken. Dt» Matrosen de- französischen Kriegs schiffe- „l'Orenocque", dessen verbleiben im Hafen von Eivita vecchia von de» italienischen Blättern al- »iu« „Provokation Italien-" be zeichnet wird, sind am Festtag« d»S heiligen Lud- wig von Frankrchch (25. August) nach dem Besuch der Messe iu Rom vom Papst« empfangen und mit folgend» Ansprache beehrt worden: „Ihr seid hier zu meinem Dienst«'. Gut, mein« Junge»! — Eh! eb! w» weiß, wir werde» vielleicht «in« klein« Reis, zusammen mache». Roch weiß ich «s »icht gewiß, doch ist es möglich. Nu», dann »»de ich unter E-cort« braver Junge» reisen." Darauf gab ihn,» Piu- IX. seine, Segen und verabschiedet« st« mit einem Lächeln. Hofft „der Gesang«»« im vaticau" in d» That die italie nisch» Regierung mit solche» Schreckschüssen zmn Verzicht auf dl« Unterdrückung der Klöster be wegen zu könne»'? Dt« im Haag tagend» International« har schnell au- de» Rethen der eigenen Partei ihr« Gegenversammlung »halten. In Neufchatel tagt «in Gegencongreß derjeutgen Soctalisteu, die sich von dem Vorort London und feinem Haupt« Karl Marx loSgesagt haben. BtS jetzt umfassen di« Secesfiouisten «inen Thetl d» So cialdemokraten au- d» französischen Schwitz und sämmtlich« italienisch« Parteiaenoffea. An ihrer Spitz« steht der bekannte russisch« Emigrant Ba- kuniu und ihr Princiv ist im Gegensatz, zu dem Marx'sche» „communtstischen" da- „collectivistische" od» „anarchische". An- der socialisttscheu in dt« deutsch« Sprach« übersetzt: di« bisherige Verfassung der „Internationalen" ist ihnen zu einheitlich und »u monarchisch, st« beschuldigen Karl Marx de- Strebeu- nach der Diktatur, sowie nach einer Majoristrung der romanischen und slavischeu Soctaldemokrateu durch die germanische». D» di» jetzig« Gesellschaft bewegend« Streit zwischen dem unitarischev und dem föderalistischen System wie zwischen den einzelnen großen Races greift charakteristisch genug auch in jene Kreis» über, welch, di« ganz« Gesellschaft Umstürzen wollen. Daß di« rivaltfirenden Führ» sich gegenseitig „Verräther" tttuliren und — vakuntu Herrn Marx von BiSmarck, Marx Herr» Bakuvin von Rußland — bestocken vennm, bedarf kaum der Hervorhebung. AuS dem Haag, 4. September, wird berichtet: Congreß der „Internationalen". Ge stern wurde, wt« auch vorgestern, eine geheim« Sitzung abzrhalteu. LS ist noch unbestimmt, ob «in« öffentlich« Sitzung heute oder morgen statt- finden wird. Wt« verlautet, begegnet dt« Prü fung der Mandat« Schwierigkeiten, di«, abaesehen von anderen Beranlafsuvgea, dadurch entstanden find, baß verschieden« Depatirt« au- Furcht, daß st» alS strafrechtlich Berurthrilt« Behelligungen auSgesetzt sein könnten, ihr» wahr« Namen mit Pseudonymen vertauscht haben. Dies« falschen Namen figurtren auch in ihren Mandaten. Ge rüchtweise verlaut«, daß man sich in den öffent lichen Sitzungen lediglich damit beschäftigen wnde, eine Veränderung der Statuten zu beschließen, durch welch» die Macht d»S GenrralrathS verrin gert und di« Verwaltung vneinfacht wird. Die Blätter melden, daß sich uut» den angekommr- urn Deputirten die ehemalig«» Mitglieder der Commune Dereur», Rann», Srratll» und Leo Frävkrl befinden. Der „Spru. Ztg." schreibt man au- Part-, 2. Septbr.: Der lange Brief, in welchem der Ex-Barsüßler Hyacinthr dev Parisern feine Verlobung mit einem „zwar an Gütern der Erd« armen, aber mit Vorzügen d«S Geiste- reich au-- gestatteten Geschöpfe" anzeig!, wird in der ultra- montanen Press« ohne Zweifel viel Staub auf- wirbrln, und alle Welt freut sich namrntlich schon auf die Segen-Wünsche, mit denen Herr Lout- Beuillvt im „UniverS" diese- frohe Familien- errigniß illustrtren wird. Ich gestehe alS Akatholik und freiwillig», uuvereideter Junggeselle mein« ganz« Inkompetenz in dies» Angelegenheit; ab» «ine groß« Wirkung glaub« ick der dogmatisch- moralistifch-spiritualistischen Diatribr de- ehema ligen Karmrlitermönch» nicht versprechen zu dür fen. Wo ich mich wenigstens heute umthat, stieß ich überall nur auf die Frage: „Ob sie wohl hübsch sein mag ?" und dies» Punct dürft« iu dem frivolen Seine-Babel in der That den AuS- schlag geben. AuS Furcht, daß man ihn sonst mit Luther verwechseln könnte, erzählt unS d» eingebildete Mann (mit seinem rhetorischen Talent und sein» wahnwitzigen Eitelkeit der richtig« Emil« Ollivier d» französischen Kirche), daß er zum Unterschied» von dem deutschen Re formator trotz sein» vrrehelichung katholischer Priest» zu bleiben den Anspruch »heb». ,,D» Jrrthum Luther-", sagt er ausdrücklich, „bestand nicht in jener keuschen und frommen Heirath, welch« die Meisten von Denen, so ihn jetzt ver- fluchen, vielmehr ihm aachahmen sollten, sondern lediglich tu seinem Bruch mit den rechtmäßigen Ueberlieseruugeu nnd mit der nochweadiaeu Ein heit d» Kirche." Ich möchte dt» deutschen Alt katholiken, vor deren Bestrebungen ich all« Ach tung Hab», dringend bitten, den Fall Hyacimh, nicht ernst zu nehmen: solch «in französisch» Re former ist ans kirchlichem Gebiete wo möglich noch unzuverlässiger, al- auf politischem; man denk« au LamennaiS, der bei Joseph de Maistr» avfing und hinter Georg,- Sand aufhörte und doch an Genie, Innerlichkeit und echt» Eloquenz noch himmelhoch Uber Herrn Hvacinth« stand. Bor solchen Busde-gesoffen wöge der Himmel jede g»echt« Sach» beschützen! Verjchieüeues — Da- Unglück auf dem Züricher See, von. de« der Telegraph kurz berichtet hat, wird in der „Neuen Zürich» Ztg." folgendermaßen geschildert: Di« Schuljugend der Gemeind« Meilen machte, von de» Gemetudebehördeu und vielen Grmetudegeu-fs«, begleitet, «inen Ausflug nach Bad Nuole», «ud «S sollt« di« „Eoncordia", die sie führt«, heimkHrend, etwa- nach 7 Uhr tu Meilen landen. Da aber auch di« Schul« Ober meilen beim Festan-flug« war, wurde d» Capital» ueoer o» uiiacy, ois Untersuchung «tngeleitet. « nach der „N. Zürcher Ztg." der „Coucordta" sei brtrunk« ersucht, dort zuerst anzulegen. Di« Dampfboot- dtrecttou hatte htnvou kein« Keuatuiß, konnte also den Schiffen, welche dt« cour-gemäßen Fahr ten zu machen hatten, hierüber kein« Instruction geben. Abend- 6 Uhr 15 Mi», verließ da- Dawpfboot „Gotthardts Zürich für gewöhnlich« Fabrt und legt« etwa «tu« Stund« spät» in Meilen an. von da di« Fahrt fortsetzeud, kam zwischen Meilen und Oberwellen dt« „Coucordta" vei lletikou in Sicht. Al- der „Gotthardt", nachdem er in Oberwellen gelandet, sich vom Dampfbootsteg, daselbst abwaudt», war die „Cou- cordia" ganz in der Nähr, und e- schien, at- ob sie vorbetsahreu wollt«. Plötzlich, al- der „Gott- Hardt" «in paar hundert Schritt« vom Ufer weg war, sahen Capitain und Steuermann di« „Con- cordia" mit vollem Dampf fast vertical direct auf ihr Schiff zuwrudrn, und ehe der gewaltigem Schreck »preßt, Waruung-ruf: Stopp! Stopp! RvckwärtS l z» den Ohren der ahnungslosen Ma schinisten d» „Eoncordia" gelauaea konnte, fuhr da- Schiff mit erschütterndem Krach« uumittel bar vor dem rechten Radkasten in den Rumpf de- „Gotthardt" «iu. — Ein Schrei de- Ent setzen- — ein Blick — dt« „Concordta" ist mit schwerbeschädigtem Bug wieder frei — der „Gotthardt" wird finken! Uebrr di« nächsten Minuten fehlen augenblicklich noch dt« Berichte — Thatsach« ist, daß die „Eoncordia" mir den Kinder» ohne weit»« Gefährd« da- Land «»eichte, nachdem fi« noch bei der Rettung der Paffagier« und d» Mannschaft de- „Gotthardt" drhülflich gewesen. ES dauerte mehr al- ^hn Minuten, bi- der Dampf» sank, so daß sogar di« auf demselben befindlichen Waareu gerettet werdeu konnten. Ein Mensch,ulebeu ist zu be klagen, da- de- Schtff-casstrer- Brändlt, der fick beim Reiten verspätet zu haben scheint und wahr- scheiultch vom Wirbel de- finkenden Schiffe- er faßt worden ist. Außerdem will man in der Kajüte zwei Personen bemerkt haben, di« mit in da- »ellrugrab gesunken wären. Mau wird darüber durch dt« Taucher bald Gewißheit er halten. Da- Schiff liegt etwa 150 Fuß tief. Ueber dt« Ursache de- Unglücke- ist «ine streng« Allgemein nimm: man an, d» Steuermann betrunken gewesen und habe di« beiden Laternen an den Radkasten de- „Gott hardt" sür di« Laternen de- DampfsckiffstegeS augeseheu. — Wenn eS nicht »iu« bekannt« Thatsach« wäre, daß tu der großen Republik der veretNtgteu Staaten Alle- möglich ist, so würden wir ,S unterlassen haben, den Lesern nachfolgende- namenlose- Unglück zu berichten. Dies» Tag« wurde tu ein» amerikanischen Familie in Ein- cinriaii da- Geburt-tag-fest de- 5 Jahr« alren SöhnchevS Georg gefeiert; unter anderen Dingen hatte der Papa dem Kleinen «ine klein« Spiel dose zum Geschenk gemacht, «in« von den Miniatur-Mufikdoseu, dt» 4 bi- 5 Stück« spiele». Am Sonntag Vormittag, nachdem Georg- Mutter dt« Spieldose eben onsgewunden hatte, lief d» Knabe mit ihr auf die Straße, und dor: ver suchte ein bös» Bube au- der Nachbarschaft sich de- niedlichen Spielzeug- zu bemächtigen. Damit er sie ihm nicht entreiß«, steckt« Georg sie io den Mund und — »»schluckt, fi«. AuS Furcht, daß er Schläge bekommen werde, verschwieg er beim Nachhausekommev, waS ihm passirt war, und that, al- ob nicht- vorgrfallen sei. Aber al- di» Familie beim MtttagSeffev saß und auch Georg seinen Sitz »halten hatte, kamen plötzlick gan» mysteriös» Klänge anscheinend unt» dem Tisch hervor, und die sämmtlichen Speisen wurden kalt, während Bat», Mutter und dt« älteren Geschwister auf dem Fußboden nach der Quell« dies» Töne suchen. Doch am Abend sollte di« Wahrheit zu Tag« kommen. Während di« Familie im Gesellschaftszimmer vnsaunnelt war und da- Oberhaupt der Familie «iu Gebet sprach, bekam Georg den Schlucken, und im Nu ließen sich di« bekannten Tön« vnuehmeu: „So leben wir, so leb'o wir alle Tage". Da- hören und Georg beim Wickel kriegen, war für dessen Papa da- Werk eine- Augenblick-; er schüttelt« ihn bei den Haaren, ab» je mehr er schüttelt«, desto lauter spielte dt« Dos«: „So lrb'a wir all« Tage". 'Nun wurden all, Mittel angewandt, um di« Spieldose au- dem Jungen herau-znbekommeu. Man stellt« hu auf den Kopf, damit sie zum Mund herauS- älle. aber fi» fiel nicht: mau »»sucht« sie heraus- »schütteln, aber sie schien durchaus kein« Lust zu »ab«», fick so mtr nicht» dir nicht- herau-schvt- eln zu lassen; «iu herbeigeholt» Arzt sucht« fi» mittelst Instrument herauszuhole«, konnte indeflen nicht rief genug htuuatergreifeu; endlich versuchte man'- mit Brechmitteln verschieden» Art. Al mau ihm lauwarme- Wasser mit Bull» zu trinken gab, spielt« dir Dos«: „Ich weiß nicht, wa» soll «- bedeuten", blieb aber ruhig, wo sie war. Dann gab man ihm Brechwurz, und da- klein« Instru ment begann: „Die Treu« ist gebrochen, da- Riugleiu svrang entzwei". Zuletzt gaben sie dem armen Vuvea gar Brechweinstrin — der nvtzre eben so weuig. Und so half halt nicht-, »ud Georg hat di« Musikdos« noch tm Leib«. Stacht», weun er schläft, fängt di« Dos« manchmal an: „Steh' nur ans, steh' »nr auf, lust'g» Schweiz», bub", und iu d» Souatag-schul«, di» Georg be sucht, spielt« fi« neulich: „Schmeißt ihn 'naus »en Jude» Ätztz". Dt» Spieldose wird Georg- früh zeitigen Tod hnbeiführe». Wenn sie nicht Hera»-- geschafft wird, wird Georg sterben müffen.
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