Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187801142
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-01
- Tag1878-01-14
- Monat1878-01
- Jahr1878
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1878
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ne»«ttt«a ou- Lrptküiv» Jvhanuisgafir 33. SprrA-midrv »rr *c»acl1eo: BormfttagS 10—!2 Ukr. Nachmittags 4—8 Uvr. ««malimr brr jür dir n'chst. wlgcnde Hummer vrsitminken Zmerntr an Wochentagen dt* zitttzr Nachmlttags. an Lvnn« Festtagen krüt, dis' /.»lttn. z« »ca ttliateu lür Z„s .Xnn,l»mc: Otto Kirn,m. lloivcnität >iic. ^2, Lsuis Lölcktz'.Karharincastr. I l,,p. «ur vis Nhr. Anzeiger. OM» für Politik, Lvcalzcschichtc, H»ndcls- und GcschWvcrkchr. Avstnge 15,25V. Al>i>iiun»r»I,»kri»virttelt.-t'/,ML, i»ct. Bringerlohn 5 Mt., du eck ex Post bezogen 8 M'k. Jede einzelne Nummer 2 - Pf. Belegexemplar tv Pf. tzxdütire» für Extrabeilagen ot»ne Postbekvrderung 38 Nk. mit Poüde'ördrning 45 Mt. Infeealk ,'.q«sp Pclitjeil« 20 Pf. ^rSherr Lckmürn laut unserem Preisverzeichnis — TadeLarrüvcr Satz nach höherem Lan< Nectamru uulcr »rm lte»actioa»fii i<tz die Lpallzeile 40 Pf. Inserate stnd stets an d. Erpetttia» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung peaanuwer-nnio oder durch Postvorschuß. 14. Montag den 14. Januar 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Bestehender Vorschrift gemäß haben Diejenigen, welche aus öffentlichen Wegen. Straßen und Plasten Trottoirs anzuleaen beabsichtigen, zuvor die obrigkeitliche Erlaubnis; dazu nachzusuchen und weitere Vorschriften insbesondere auch darüber zu erwarten, in welcher Breite und Höhe die Trottoirs anzulegen find und welche etwa zu treffenden besonder« Einrichtungen sowohl wegen der Lage von Gas- und Waffer- leitungsröhren, als auch in Rücksicht aus Brunnen, Kellerlichtöffnungen. Bciscbleußen, Falirohrabieituiigen, Straßengerinne, Schleußeneinfalilöcber und dergl. in Obacht zu nehmen sind. Wir bringen hierdurch diese Vorschrift mit dem Bemerken in Erinnerung, daß Diejenigen, welche ohne die obgcdacbte obrigkeitliche Genehmigung oder den allgemeinen bez. den ihnen erthcilten besonderen Vor schriften zuwider die Trottoiranlagen ausfübren oder aussübrcn lassen, gemäß 8 367, 15 des Strafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 150." Anlagen zu beseitigen und aber sich zu gewärtigen haben. , Leipzig, den 10. Januar 1878. Ter Natt» der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Reichel. Tagesgeschichüiche Ueberficht. Leipzig. 13. Januar. In Sachen der Kanzler krisis mahnt die ..Nationall. Corr." zur Geduld. Es liege ja doch auf der Hand, daß der in Varzin unternommene Versuch, zwischen dem Reichskanzler und der Ma jorität der Volksvertretung eine Verständigung über die Grundzüge der in Reich und Staat un erläßlichen Organisations- und Reformarbeit zu Stande zu bringen, nicht von einem Tage zum andern zu einem endgültigen Ergebuiß in der einen oder der andern Richtung fuhren könne. Und ebenso begreife sich, daß eS im besten Falle uvccklos fein würde, die Einzelheiten der be treffenden Verhandlungen in diesem Augenblicke an die große Glocke zu hängen. Man werde reu führenden Männern der nationalliberalen Partei gewiß nicht Zutrauen, daß sie Lust hätten, eine Art Cabinetspolitik zu treiben. Ihre Haltung in der gegenwärtigen entscheidungsvollen Zeit werde dem öffentlichen Urtheile rechtzeitig genug unter breitet werden. Bis dahin dürfen s»e mit Recht erwart«^ daß man ihre Schritte mit demjenigen r, begleite, welches sie seit langen Jahren ans ihren hervorragenden Posten gestellt hat. — Im Anschluß hieran veröffentlicht die genannte Parteicorrespondenz folgende Mittheilung: „Die fort, Ül Zeitungen fahren »der die Barziner Be sprechungen der WeihnachtStage und die damit im Zusammenhänge stehenden Vorgänge die ver schiedenartigsten Enthüllungen zu bringen . Neuerdings sind auch die Verhandlungen, welche Dienstag Abend mvcrnationalliberälenFraction stattgefun den haben, Gegenstand der besonderen Aufmerksam keit der Presse geworden. Man wird gut thun, an die Mittheilungen, tvelche hierüber in den Zeitungen umlaufen, denselben Maßstab anzulegen, wie an die Nachrichten über die Varziner Besprechungen. ES ist zunächst unrichtig, daß die in Berlin wohnenden nationallibcralen Mitglieder des Reichs tags zu der erwähnten Sitzung der Fraktion ein- geladen worden und erschienen seien, unrichtig ^rner, daß der Fraktion bestimmte, auf die gegen wärtige Situation bezügliche Vorschläge gemacht worden seien, welche dem Fürsten Bismarck unter breitet werden sollen, unrichtig schließlich, daß irgend welche besondere Personalfragen im Anschluß an die Varziner Besprechungen besprochen uorden seien. Richtig ist nur, daß in der er wähnten Sitzung der nationallibcralen Fraktion »der die gegenwärtige politische Situation im Rutschen Reiche wie in Preußen und die Hal tung. welche die liberale Partei in derselben anzu- uchinen haben werde, eine vertrauliche Verhand lung ftattgehabt hat. Erfreulicherweise hat sich dabei, wie unS versichert wird, eine vollständige Uedercinftimmuna unter allen Mitgliedern der Partei herausgestellt über DaS, was der Partei unter den obwaltenden Umständen zu thun und zu Unterlasten obliegt. Einig war man auch darüber, daß der gegenwärtige Zustand sowohl nn Reiche wie in Preußen ein gänzlich unhaltbarer sei, und daß seine Fortdauer eine schwere Schädigung namentlich de» deutschen Reiches herbeisühren müsse. Der „Hannov. Courier" führt aus, daß der preußische Gesetzentwurf über Erhöhung derTabakS - -euer nicht da« Project des Reichskanzlers sei; er schreibt: Mehreren Blättern wird aus Berlin gemeldet, an läßlich b«S preußischen TabakSfteuervnyecte» „dürfte ftbon i« Bundcsratbe ein Antrag aus Emfübrung de» Tabak-monvpolS gestellt werden, dem es auch inner halb der prmchischen Regierung vielleicht nicht an Un terstützung fehlen würde." — Letzteres ist durchaus nicht unmöglich, obgleich das preußische, von dem Finanz- minister Eamphausen au-gehcnde Project ein so wenig umsastendes «st, daß seinetwegen die Einführung des Monopols nicht angezeigt wäre: aber die Absicht des FmanrmmffterS, dieTabaksbefteuerung nur soweitzu er höhen, daß eine Erhöhung der Matricularbeiträge vermie den wirb, hat ebensehr wenig mit dem Gedanken gemein, xne Eteuerfrage zu einer Finanzresorw im Reiche und in Preußen zu benutzen. Eine wenig belangreich« Ver größerung der Einnahme vom Tabak, Pie Herr Eamp hausen in gewohnter Selbstbeschränkrlng auf einen ganz naheliegenden Zweck. ,n gewöhn,' umfassenderer Bedanken sie plant, wüs weniger Anlaß zu agitatorischer Ausbe als da» umfassender«, dem Reichskanzler Project — aber keinen Gesichtspunkt darl irbiete Abweisung nicht viel geben, chrrebene welcher mit der mißlichen Notbwendigkcit, mehr bezahlen zu müssen, versöhnen könnte. Dazu kommt noch ein An deres: die bei der Tabaksbcsteucrung in Betracht zu ziehenden landwirtbsckastlichen, industriellen und Han cels-Vcrbällnifse bedingen, je nach der Höhe des Er trages, den man erzielen will, mit Nothwendigteil verschiedene Formen der Besteuerung: das Camp kausen'sche Projekt z. B. wird trotz seiner Beschciden- keil die Umwandlung der jetzigen, von den Tabaks- baucrn zu entrichtenden Morgcnsteuer in eilte Gewichts- steuer notbwendig machen, die der Rohtabak-Händler, resp. der Fabrikant zu bezahlen bat: und eine spätere, noch umfassendere .ncranzichuug des Tabaks, wie sic in allen großen Cullurstaaten außer Deutschland bc siebt, könnte abermals eine Veränderung des Steuer systems erfordern. Das; im Bundesrath von nicbtpreu- ßischcr Seite der Antrag auf Einführung des Monopols gestellt werden wird, ist kaum zweifelhaft; die süddeutschen Staaten sind stets, schon zur Zeit des alten Zollvereins, für dasselbe eingelrctcn, was um so charakteristischer ist, da in Baiern und Baden verbältnißmäßig viel mehr Tabak gebaut wird, als in Norddeutswland: jetzt ist diese Mvnopolpartei noch durch das sehr stark tabakbauende Elsaß-Lothringen verstärkt worden. Daß bei hoher Besteuerung das Monopol die dem Tabak bau günstigste Erhevungsformr ist, darüber scheint unter den Sachverständigen Einstimmigkeit zu herr schen' auch für die Raucher, also das Consumcnten publicum, soll, wie vielfach behauptet wird, das Mo nopol — immer eine Hobe Besteuerung des Tabaks vorausgesetzt — am vortbeilbaftesten sein : die Gegner des Monopols sind die Händler und diejenigen Na- tionalöconomen, welche aus Grundsatz jedem Staats betrieb, und besonders jedem monopolistischen cnt- gegentreten. Die Einführung des Monopols würde bei uns allerdings ziemlich umfangreiche Expropria tionen, also Entschädigungen der jetzigen Fabrikanten bedingon; die jetzigen Detailbändler könnte man durch Uebertragung von Verkaufsstellen des Staats ent schädigen. Diese letztere Entschädigung würde denn doch eine sehr unzulängliche sein. Die schweren Bedenken, die dem Project des Tabaksmonopols entgegenstehen, haben wir bereits hervorgehoben. Wir können nur wiederholt zur Vorsicht mahnen. In der „Lothringer Zeitung" war folgende Notiz zu lesen: „Als General bezieht Fürst Bismarck keinen Gehalt. Sein amtliches Einkommen setzt sich folgendermaßen zusammen: Er bericht als Reichskanzler 54,000 Mark, als preußischer Mi nister des Acußern 36,000 Mark und als ehe maliger Minister für Lauenburg 9000 Mark, Zu sammen 99,000 Mark." Die „Post" kann versichern, daß diese Notiz eine ganz willkürliche und unrichtige sei. Ausweislich de Etats bezieht Fürst Bismarck lediglich 54,000 Mark. Die „Nordd. Allg. Ztg." bezweifelt, daß dir russische Regierung entstlich daran denke, Forderungen betreffs der Beschränkung der Durchfahrt durch die Dardanellen für russische Kriegsschiffe auszu stellen. Ein Petersburger (Korrespondent de« Blattes bezeichnet daS Berliner Memorandum als den Ausgangspunkt mrd die Grundlage der russischen Forderungen. Die „Thüringische Correspondenz" schreibt: Zu Ende dieses Monats finden Verhandlungen zwischen preußischen, meiningischen und schwarzburg- rudolstädtischen Commistaren über die projectirtc Errichtung gemeinschaftlicher Landgerichte in Meiningen und Rudolstadt statt. Auch dürsten entweder vorher oder im Anschluß hieran Verhand lungen stattfinden über den Eintritt Preußens in die VertragSaemeiuschaft der thüringischen Staaten über das in Jena zu errichtende Thüringische Ober lande-gericht. In Bern ist soeben ein offener Brief an Frei herr» Otto von LoS in Pari« von Heinr. Joachim Gehlscn, dem ehemaligen Redakteur der „Reichs- glockc", erschienen D«c beiden früheren College» haben sich veruneinigt, da der Eine, Herr von Loe. dem Andern nicht die versprochenen Gelder gezahlt hat. Der „offene Brief" portraitirt Herrn von Loi-, wie zu erwarten, in einer nicht- weniger als schmeichelhaften Weise. AuS Veranlassung de« Ablebens de« Könia» Victor Emanuel^gt auch der österreichische Hof vom !b. d. ab eine 16tägige Hoftrauer an. Im französischen Senat richtete der Herzog Audiffret-PaSquier am Sonnabend eine kurze An sprache an die Versammlung, in welcher er seinen Dank für das ihm durch die Wahl zum Präsidenten von Neuem bewiese Vertrauen ausdrückte, dessen Verth er jetzt mehr al» jemals zv schätzen wisse. Er werde die ihm durch die Wahl auserlegten I Pflichten zu erfüllen bestrebt lein. I Im Beisein des Königs Humbert, dcP Prinzen AmadeuS und eines glänzenden Stabes fand am Sonnabend die Eidesleistung der in Rom stehenden Truppen statt. Dieselben begrüßten den König mit dem Ruse: „Es lebe König Hum- bcrt, cs lebe der König von Italien!" Die Be völkerung geleitete den König unter enthusiastischen Kundgebungen nach dem Quirinal zurück. — Die Leiche des Königs Victor Emanucl ward von einer großen Menschenmenge besucht. — Die Turiner Zeitungen sprechen den Wunsch aus, daß die Leiche des Königs Victor Emanuel in der Familiengruft von Euperga beigesetzt werden möge. Die „Agence Russe" hebt hervor, das langsame Vorschreiten der WafsenstillstandSverhand- lungen erkläre sich durch die große Entfernung, welche die von Petersburg nach den beiden russi schen Hauptquartieren in Bulgarien und in Asien gesandten Weisungen zurückrulegen hätten. Bezüg lich des Waffenstillstandes selbst wiederholt die ge nannte Agenee, daß das Recht, der Brauch und die Billigkeit eS erheischten, daß erneni Waffen stillstände, welcher den Frieden zum Zwecke habe, eine Vereinbarung zwischen den Kriegführenden vor angehe, durch welche die Grundlage der Friedens Präliminarien sestaestellt würde. Anderen Falles würde ein Waffenstillstand ein dcni Besiegten dar gebotenes Milte! sein, sich zu erholen, neuen Widerstand vorzubereiten und neue« Blutvergießen hcrvorzurusen. Nach einer Meldung aus Belgrad ,st in der Vereinbarung über die Capitulation der Festung Nisch die Ücbergabe sämmtlicher daselbst Vorge fundenen Kanonen und aller Vorräthe an Muni tion und anderem Kriegsmaterial stipulirt. Ferner ist bestimmt, daß die türkischen Truppen von Nisch nach der Ablieferung ihrer Waffen außerhalb des Bereiches der serbischen Operationen geführt und sodann sreigclassen werden. Di« Ofsiciere behalten ihre Säbel. Die Kriegsbeute der serbischen Truppen in Nisch beträgt 15l) Geschütze und Uber 20,000 Hinterlader, welche sich daselbst im Depot befanden. Aus Konstantinopel, 12. Januar, wird ge meldet : Die vor den Russen flüchtende Bevölkerung Rumeliens trifft in großen Masten hier ein. Moukhtar Pascha ist mit der Besichtigung der hauptstädtischen Befestigungen beschäftigt. Die hiesigen Blätter wollen von einem größeren Kampfe bei Hatar-Basardschik wissen. Club der kosmophilen. Den dritten diesjährigen Vortrag hielt am ll. d. Herr Ernst Haynel aus den Vereinigten Staaten; sein Thema war: Meriko sonst und jetzt. Die gesammte Ureinwohnerschast der neuen Welt zerfällt in zwei große Vvlkersaiiiilien Eine aus der untersten Stufe der Eivilisation, jedem Peredelungsversucke erfolgreich Widerstand leistend, die andere, kunstgeschickt und geschmückt, eine eben bürtige Schwester der asiatischen Weltreiche. Zur letzteren gehörte das alte Meriko. In eingehender Weise veranschaulichte der Redner die Culturhöhe des Reiches der Azteken zur Zeit der Landung von Fernando Eortez. Die religiösen Tradi tionen der alten Azteken bieten interessante Achn- lichkeiten mit denen anderer Urvölker. sie berichten von einer Sündfluth, aus der nur ein Mann, Namens Coxcor. und sein Weib entkamen, — von der Göttin Cioacoatl, ,chas Schlangenweib", so nach den in ihrer Nähe stets daraestellten Schlangen benannt, welche als die vorsündfluthliche aztekische Stammesmutter galt, durch welche die Sünde in die Welt kam, — endlich von einem Weißen lang- bärtigen Manne aus dem Osten, NamcnS Quetzal« coatl, welcher dem goldenen Zeitalter Anahuac's Vorstand, und der geheimnißvoll, wie er gekommen, auf dem atlantischen Ocecm wieder verschwand. Doch das gläubige Volk harrte seiner versprochenen Wiederkehr. In malerischen Bildern entrollte Herr Haynel daö pomphaste Leben am Hofe, die Krönung des Kaisers, als Staffage die schrecklichen massenhaften Menschenopfer, die Lebensweise der aztetischen Fürsten, ibre Paläste, Museen und Gärten. Redner behandelte die Stellung der Frauen, die Erziehung beider (Geschlechter, die hohe Cultur des Volkes in Künsten und Gewerben, vor Allem in der Goldschmiedekunst. Sonderbarer Weise kannten sie nicht da« Eisen, von dem ihre Bergwerke strotzten; eine Verbindung von Zinn und Vronce vertrat dessen Stelle für ihre Werkzeuge. Welch schreiender Contrast zwischen dieser Blüthezeit Meriko« und der Gegenwart, Dank der spa nischen Eivilisation! — Leider zwang die vor- anückte Zeit den Redner, die zweite Hälfte seines überaus interessanten Vortrags zu kürzen. Er war bestrebt, beide Männer, die die Größe Merikos im l9. Jahrhundert noch einmal aufzu richten versuchten: Maximilian von Oesterreich und Benito Iuarez, „der letzte Mexikaner", Beide al» Ehrenmänner darzustellen, ein Jeder begeistert für seine Pflicht, ohne Furcht und Tadel. Redner wies die n iederträchtige Falle nach, welche der französische Imperator dem unglücklichen Erz herzog stellte, um sich mit Hülse des elenden Ba- aine ein Vasallenreich zu gründen. Ergreifend childerte er, wie die getreue Freundin des gefangenen Kaisers,PrinzessinSalin-Salii», vor Iuarez auf den Knien lag und dieser mit Würde ant wortete: „Es thul mir leid, Madame, Sie so vor mir zu sehen, aber wenn alle Fürsten der Welt dasselbe thätcn, ich würde den Erzherzog nicht retten können". Das Volk verlangte seine Hin richtung. — Maximilian, der es verschmäht batte, die ihm zur Flucht gebotenen Gelegenheiten zu benutzen, starb von den Kugeln durchbohrt aus den Höhen von Queretaro, mrd so ward rhm der Wunsch erfüllt, den er in friedlich-sonnigen Tagen einst in seinen Liedern ausgedrückt: „Ich möchte nickt im Thale sterben. Den letzten Blick beengt von Zwang..." Außer diesem niit lebhaftem Beifall ausgenommen«!, Vortrag bot dieser Club-Abend ein reiches Pro gramm in GesangSvorträgen. Vor Allem war eS Fräulein Martin, die in Arien aus Figaro'S Hochzeit und dem Freischütz das Auditoriuni durch ihre klangvolle und mächtige Stimme, verbunden mit anmuthigrm Vortrag, entzückte. kt. D Aus Stadt und Lund. Leipzig, 13. Januar. Die Gemeinnützige Gesellschaft feiert, wie aus dem Inserat zu er sehen, den 18. Januar, als den Tag, an dem vor 7 Jahren das deutsche Reich errichtet wurde, durch ein im Schützenhause abzuhaltendes Festmahl. Dasselbe beginnt „nach 8 Uhr", d. h. so, daß Die jenigen, welche vorher den Vortrag deS Herrn Cons.-Rath vr. Baur im Gewaudhause zu hören wünschen, noch rechtzeitig zum Beginn erscheinen können. 12. Januar. Das großherzoglich * Leipzi badische ezirksamt _ Herzog,,cp zu Mannheim hat, unter Aussetzung einer Belohnung von drei hundert Mark, eine Bekanntmachung folgenden Inhalts erlassen: .iD>öfer, Karl, Bierbrauer, zu Ilvesheim den lO. März 1850 geboren, auf einem Arm die Buchstaben k. v. und ein Mühlrad ein- geäzt, bis 30. December 1877 in der Braverer in Brebna in Sachsen als Braugehttlfe ge- arbeitet, sollte aus Ersuchen seiner Familie Anfangs dieses Monats in seiner Heimath ein- treffen, zu welchem Zwecke er seine Koffer an seinen in IlveSheim lebenden Bruder abge sandt hat, auch nach eingetroffenen Nachrichten von Brebna abgercist ist. Da Karl Höfer bis jetzt weder in seiner Heimath eingetroffen ist noch Nach richt von sich gegeben hat, wird vermuthet, es möge demselben ein Unglück zugestoßen sein." Der Schluß lautet dahin, daß die Behörde das Ersuchen stellt, in Spitälern, Gefängnissen, Gasthösen, Brauereien x. „ach de», Vermißten forschen und eventuell tele graphische Nachricht nach Mannheim geben zu wollen. —r. Leipzig, t3. Januar. Der in manchen Gegenden Sachsen- auf dem Lande in Scene ge setzten Agitation gegen verschiedene Bestimmungen des Volksschulgesetze- ist es leider gelungen, wenig stens in einem Puncte zum Erfolge zu gelangen. In dem Gesetz war vorgeschrieoen daß spätestens in, Jahre 1878 da- Tnrnen überall als obli gatorischer Lebrgeaenstand eingeführt sei» mußte. Gegen diese Bestimmung liefen beim gegen wärtigen Landtage in Dresden Petitionen ein, welche eine Vertagung der Angelegenheit be gehrten. Beide Kammern sind auf diese Wünsche eingegangen, so daß also der obligatorische Turn unterricht in den Volksschulen wieder in unbestimmte Ferne gerückt ist. Aus dem Leipziger Landkreise. 13. Jan. In der am gestrigen Tage abgehaltcnen Bezirks- Versammlung der Leipziger Amtshaupt mannschaf l ist es leider nicht gelungen, die etwas einseitige Zusammensetzung des Bezirks- und Kreis ausschusses abzuändcrn, indem die alten, ausschei- dendcn Mitglieder wieder gewählt worden sind. Dieses Wahlergebniß kann selbstverständlich nicht umgestoßen werden, aber es muß erlaubt sein, die Beschwerde darüber zum Ausdruck zu bringen, daß „ach wie vor die Vertreter deS platten Lande» für sich fast allein die Vertretung in dem Bezirksausschuß in Anspruch nehmen, und daß namentlich den großen Industrieorlen rm Osten von Leipzig auch nichte,n ein ziges Mitglied im Ausschuß vergönnt wird. Der Be- z,rksau»schuß ist der Natur der Sache nach eine reine Interessenvertretung und aus diesem Grunde würde es der Majorität in dieser Körperschaft wohl an- sacke geschaffen, daß die Orte Alt- und Neuschöne, VolkmarSdorf. Reudnitz. Thonberg. Stötteritz u.s.w., welche an die 50,000 Seelen zählen, auch nicht einen einzigen Vertreter weder im Bezirksausschuß, noch im KrersauSschuß haben. E» läuft das auf eine
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