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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187209102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-09
- Tag1872-09-10
- Monat1872-09
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1872
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MfthetM tLzttch früh 6'/, lyr. »er alou z» 8 Uhr. t»wA. ihelr. » V. . Turn«. V. »d unsm tttffen »r ember. chmid. snä. tbeol sanft r»1 ins«, g«, dies liedre sondern ept. 1872. lbrtcht. unerbitilich nen vt«lze> Vrudir und Säcker. aooten zur Lindner, tuen. Nachmil taz 1872. ir Nachricht, d»tG düs, i»artet im »'ist. Heu Btwkis« «nvtulnr»' Sd-l-rtd. ^ctor, nenberg. pollo. INu-18 «racur eiü jsers 1»»t !ept. IS'. t» «ob Hotel St. ecapitaio an« a. Ntw-fferl, ,7g g Soll»«, ove, r-üt H. « Holcl »r» H Haofft. itlpäLt, gotd« tobt Nom ü an« Ptlsa, tkl z. Magd«. bürg. avd , a. Lhewuttz. L^ndoa, Hotel , H. z. P-lwb. ad . »«'« Hotel. St. Nüiuderg. gatdll« Go»»«. ,»« Sud«», ßt»ßb^IlhUtz«», » «»nur. Joh<umt»gaff« S». Her«Nv Aedatteur Fr. chtUt»«. Sprechstmrd« d. Nrdattum «or«ttla,» »»» lt—N «hi «,id»lN«,I »», 4—t «tz». gdouthmr der für die nächst- Wlßendr Nummer bestimmte, tzuienttr iu den «ocheuiage, bis 8 Uhr Nachmittag«. riWM.TlmMM Auzeiger. AMSblatt der «vlligl. LezirVzerichtk und d« Raths drr SlM Leipzig. «LflSV 1110». Lbmn«e»r»t»»rei» otrttchährlich t Lhlr. ?'/, t»ü Snngrrlohu 1 Lhlr. ltt Nqr. grd« ciazäur Nummer 2'/, Ngr. «ebübreu für «xtrabcUagen vhme Pofibcsvrderunq 9 Thlr. Mt Postbcfvrdenmg 12 Thlr. IM streit Lgefpallciik^vurgoiSjetle 1'/,Ngr. Größere Schriften laut unserem PrriSverzrichntß. Rectomt »ater d. »edacstoasstttch die Spaltzeile 2 Ngr. Füiele.- Otto Klemm, Univerfitätsstr. 22. Louis Lüsche. Hatustr 21, patt W 251. Dienstag den 10. September. 1872. Bekanntmachung. De fortwährend sich erneuern den Verstöße gegen dt« Stttlichkeit veranlassen »ns, folge»-« Bestimmung«» aus dem Regulativ« vom 14. Decemvrr 1888 hierdurch bekaunt zu machen: Frauensperson«, welch« nicht ln eines der auf Grund des gedachte» Regulativs der polizeilichen Ueberwachung unterstellten Häuser eingeschriebin sind, »erdeu, wen» sie -er «SMertzG»»g»chet üdersührt worden, mit Hafistrafe bis zu 6 Wochen belegt, tm Wieder, holuugssalle zur trbrtt iu der Straf, und Versorg-Rvstalt »um Georgeuhaus« angehalien nur, wenn fie nicht ortsangehörtg siud, auS der viadt gewiesen. G«schLrfte Srrasen habe» besondns Diejenigen zu gewärtige», welche bei solchem Treiben auf Promenaden oder öffentlichen Straßen und Plätzen betreff«« werden. Mannspersonen und Frauenspersonen, w,lch« Unzucht auf öffentlichen Straßen, Plätzen, Promenaden oder in sonstigen offenen Räumen treiben, auch wen» et» Botz« dafür »tcht tzea»spr«cht oder genommen worden ist, werden mit G'ldstraf« bis zu 50 oder mit Haflstrafe bis zu 4 Woche» beleqt. L«ptig, den S. September 1872. Das Vollzrtaeeet -er Stadt Leipzig. vr. RUder. Erste Bürgerschule. Zur Annahme vou Anmeldungen neuer Schüler und Schülerinnen, welche nach den Mchaelis- Ferien tu die Schul« treten sollen, bin ich Doeeuerstag de» IA u«d Freitag de« 13. d. MlS, vormittag- von 8—10 Uhr bereit. Die Vorlegung eine- Tauf- oder Geburtsscheines ist erforderlich. L. k>1«e1I»v»ck«w. Die Zusammenkunft der drei Kaiser. VI. * Leipzig, 9. September. Nach Beendigung drr großen Parade fand tu Berlin am Soun- ad«no im köuigltchen Schloff» große Gala- Tafel statt. Den Platz in drr Mrtte zwischen den Kaisern von Oesterreich und Rußland »ahm die Kachlin Augusts eio. Zur Rechten des Kachrs von Oesterreich saß drr Kaiser Wilhelm. Di,s«r trug die Uniform V»S österreichischen Ja. favtttit-Regimenl» Nr. 84, die Kaiser Franz Jos,pH und >l«xonder diejenige ihrer preußlschen Garde-Grenadier-Regimenter. Die Plätze den Majestäten g'grnllber patten tun«: in der Mitte drr Nnchskauzier FUrst Bismarck, zu seiner Rettin Fürst Gortschakoff, zu seiner Linken Graf Andrasty. Naa> etwa halbstündiger Dauer de- DtuerS er hob sich der Kaiser Wtlh«lm und bracht« folge«- den Trir.kspruch auS: „Mit dem Gefühle beS berzliLst-u Dankes für Ihr« Anwesenheit erhebe ich daS MaS auf daS Wohl Meiner Kaiserlichen Gäste! " Die Mnstk ging auS d«m Tusch in die Melodie „Hott erhalt, Franz den Ka.sir" Uber. Alsbald nhod fich drr Kaiser von Oester« r«ich zu folgenden Worten: „Gißatten T«. Maj«. stäi den Dank für dt» soeben vernommenen herz lich«« Wort« auszusprechtn mit den Worten: Gon erhall» und beschütz« Kaiser Wühelm, Ihre Maj«. fiät di« Kaiserin und das aanze königliche HauS!" Nach kurzrr Pause ergriff sodann der Kaiser von Rußland daS Wort: „Ich trinke auf daS Wvhl der tapferen preußischen Armee!" Um 5', Uhr wurde dt« Halatafel aufgehoben. Am Abend fand tm könt;lich«n Optrnhaus« eine milttairisch» Borst«llung, wie solch« nach großen Paraden üblich ist, statt. Nach Schluß der Vor- stellung nahm der große Zapfenstreich seinen Anfang, welcher von N24 Sptellruten und Mu- flk«rn sämmtlicher Mustk dls Garde. CorpS auS- g,führt, von dem Geurral-Mustk-Dirigevtev Saro, Musikmeister des Kaiser Franz. Regiments, ge- lettek und militairischerseitS von dem Commandrur b«r Lübcompagutr deS 1. Garde-Regiments zu Fuß blfehligt wurde. Drr Zug setzt« sich um SV, Uhr vou dem Denkmal Köutg Friedrich- II. auS in Bewegung. Dt« Tambourß schlugen au- fang- Parademarsch, gingen darauf »um Bicken Uber, worauf dt« MustkcorpS der Iusauterie d«n Pariser Ltvzugsmarsch uud dann, rach aber, maligem Abschlagen der Tambours, den ^»rk'schra Marsch dmchspielteu. Sobaldder Zug dt«Schloß- brücke überschritte» u«d -l« Ramzx des Schlöffe- erreicht hatte, wurde «tu« Ouarre.AufkeÜuua ge- nommeu. Io der MM« der Aufstellung ftaud rin Podium für de» Gsneral-Mustk-Dirigenten, hinter diesem t« Halbkreise di« große» und kleinen Trommeln uud Becken von den Iufant«rte.R«gi. meutern, zur Linken 288 Sptelleut, und 18 va- taillons-Tambour-, zur Rechten 854 Musiker mit Blechinstrumenten uud hinter de» Trommeln uud Becken 484 Hautboistea der 10 Garde Infanterie. Re-imenter. Der Platz vor dem königlichen Schloff« war glänzend durch Flambeaux nleuchtet. Svbrld Ihre Majestäten di« Kaiser vou Oester reich und Rußland, der Kaiser und König und d e Kaiserin - Königin, sowie di« Höchsten Herr, schüft«» in dem Spiegrlsaal« drr KöotgSkammern k«S Königliche» Schlosses Sich versammelt hatten, ließ d,r G«n,ral.Mufik.Dirig«nt zum Z«tch«n de- Beginnes von sämmtlichen groß«« Trommrlu e neu Schlag auiführeu ; es erfolgt« das Com- mando „Sttllgistauden" uud aul «ia gegebenes Zeichen intonirten sämmtlich« Musikcorps dt« cst«rr«ich!scht Hymne ,Gott «rhalt« Franz den Krisrr" von Haydn. ES folgte, von den Mllfik- ccrpS drr Infanterie auSgrführt, drr Alexander- Marsch von L/onhard, von sämmtlich«« Musik. corpS d«r Sinzugswarsch der Gäste aus der Oprr . Tannhäu'er" von Waaner, von den Musikcorps drr Crvallertr drr Rad,tzkymarsch von Strauß, und darauf, von sämmtlicheu Musikcorps tu- rontn, die rusfiich« Hymne von Lwoff. Au di» Ausführuvg dieses Programms schloß sich der Zrpfe^flriich selbst, während drfl!» der Lustgarten tn eliktrischem Licht« uud di« Säulenhalle des Museums tn rothem beugalischeu Feuer erschien. Law Schluß, rack d«m Lento, erfolgte ein vom Pianifflmo biS zum Fortifftmo anschwilleuder uud ebenso herabflnkcvder Wirvel aller Tambours; so- dann traten die Fackelträger ivmitteu des offiuen Ouarrös zusammen uud rückt«» nach drr Kaserue am Kupsergrabin ab, wo dir Rest« der Fackiln zusammeu- geworfeu und auf einem Hauf«n verbrannt wurden. DieIllumtnation, wtlche die Stadt Berlin zu Ehren deS TageS tu ihren Lauptthrilrn v«r- anstaltrt hatte, war üb.-rauS glänzend uud groß« artig. D«n Mittelpunct derselben bildete die Beleuchtung dir den Lustgarten umgebenden Gr- bäud». Am Schluß deS Zapfenstreiches bet den Klängen deS G«b»tS sandte die elektrische Batterie von den Zinnen deS SchlossiS herab ihr Licht über d«n Platz, drr mit Gakflambiaur hell er leuchtet war, während in demselben Augenblick dir Säulenhalle d»S g'genübrrlirgevdeu MusrumS tn ro'hkin btngal'.schrn Licht erglühte und die vor und auf d«m Zeughaus« kennenden rothrn uud grünen Feulv vir Eonturen d«S Bau«S deuilich hrrvortreten li»ßen Di« alle und di« n«ue Börse in Ser Nähr waren durch mannigfache Gakfigurrn geschmückt. DaS ncu« RalbhauS in der Köutg. stadt, mit zahlreichen Lampions decorirt, strahlte in magisch halb-dunkelm Brtüautfeuer, während vou der Plattform d«S ThurmeS, di« mU viele» Fahne« g'ichmückt war, ununterbrochen« Roth, seurr ihr L cht v,rbreilet«n. In diesem Stadt- theilr erglänzten, w!« tn den andern, neben dem StadtgertchtSgrbäude und d«m Gebäude deS Po- U,«i-Präsidiums noch viele Privatzebäude in Heller Beleuchtung. Tausend« und Mvertausende vrn Menschen durchzogen in f«stlich«r Stimmung noch zlr später Stund« dir Straßen. Drr Kaiser von Orst«rreich b,findet sich, wie au- siiuer Umgebung versichert wird, im besten Wohlsein und hat sich tn ecdsr Weise über den so überaus herzlichen SmpfcHg im höchsten Grad» befnrdigk P'äußert. Der Verkehr unt«r den drei Kaisern trägt völlig den Charakter naher ver- wandtschafiltchrr vertrauth«il. Sonntag Morgen nach 8 Uhr t»>»h sich Kaiser Franz Joseph mit dem KronprintzMSon Sachsen und dem Prinzen Mox Lmanuel »v» Bayern, geleitet vom Ober- Crremonienmetster, Grafen S:illfriid, zur Hed- wtgskirch». wo er von der grsammten Geistlichkeit am Portal» empfangen wurde und einer stillen Messe beiwohnt«. Er kehrte darauf um 8'/, Uhr ins Schloß zurück. Sonntag Mittag 1 Uhr fand »in« Fahrt nach dem Zoologischen Garten statt, wohin Kaiser Wrl- Helm und der Kaiser vou Oesterreich, sowie di« Kaiserin Augusts und der Kaiser von Rußland, ferner der Großfürst Thronfolger, und der Krs«. Prinz gemeinsam fuhren; di« übrigen Fürstlich« ketten erwartete» die Majestäten am großen Stern im Thiergarten, von wo aus die Fahrt zusammen fortgesetzt wurde. Die dem Zoologischen Garteu benachbarten Straß,« sowie dir Emaauz des Gartms waren festlich geschmückt. Der ver« waltungSrath sowie der Director Bodiuus er- »arteten die Majestäten und führten dieselben herum. DaS Publicum, welches schon seit den frühen Morgenstunden sich zahlretchst «ingefuudeu batie, begrüßt« dt« Monarchen enthusiastisch. Nach fast einstündtgem Aufenthalte b»gab»v fich di« Majestäten und di« übrigen Fürstlichkeiten «ach Potsdam. Man dürfte wohl kaum fehlgreifen. »euu man behauptet, daß die Press» d»ö größten TheileS der W«lt gegenwärtig in Berlin anwesend ist. Nach der „Schl. Z^g." ist Wien durch sechSunv- dreißig vtrichtrrstaner vertreten, London durcb fast ebenso viele, Paris durch z,hu biS zwölf Rrdacltur«; auS Petersburg sind etwa fünf zehn Reporter hingikommrn, und auch Bel gien und Amerika haben ein ansehnliche- Conttngrnt gestellt. Die Lmerikavrr, die größere Blätter vertreten, find beauftragt, nnr per Kabel zu refenren. Tagesyeschichtllche Ueberftcht. Der „Köln. Zeitung" wird auS Berlin, 7 September, geschrieben: Naä>)«m die Kaiser- Zusammenkunft und die Bermutbungeu, dt« au dieselbe geknüpft waren, deu Kreis des j»ur« ualisttsch Mögliche» und Denkbare» so ziemlich durchlaufen hatten, steht jetzt, wo diplomatisch« Besprecbunzen in deu Blättern angekündigt find, rin neuer Anlauf zu erwarten, der die bisherigen Phautafieu voraussichtlich üderdiklen wird. Zu deu auch in politischen Kretsku hier und va »irderkehrrnvrn unhaltbaren Lesarten gehört auch, daß England von der Zusammenkunft beunruhigt sei und tn Folg« Dessen «ine Annäherung zwischen England und Frankreich bevorstehe. Worauf DaS fußen soll, ist schwer ersichtlich. England ist bri der Befestigung deS Friedens zum mindesten so sehr interesfirt wie irgend rin anderer Staat, und mau ist in London Uber di« hiesigen Vorgänge orientirt genug, um zu wissen, daß auS der Kaiser» begrgnung Nichts hervorgehea kann, waS dir englischen Interessen in vachtheiliger Weise b». rühren könnte. W«ilgrrif«nd, Verabredungen iber den Orient gelrgrutlich der hi»sigeu Be» 'vrechuug«« splilen in einer gewissen journa» tstischen Behandlung deS Ereignisses ihr« Roll», chwerltch tn d-r ernsthaft poliuseden. Daß man ich über den Orient hinter dem Rücken und auf kosten England- und der Türket verständigen wolle, 'st «tn»Kannegießeret, d!e zu dem Frt«denSmanif«st, welches di« Begkgnung in sich schließt, schlecht stimmen will. Dir Leute «erden sich nach langem Umherrathen endlich darein finden müssen, daß auß»r uud neben drr hochbtdeu.sameir Wendung, welch» das ge meinsame IhLtsächliche Einfiehen der drei Kaiser für den Frieden darbictet, schwerlich irgend ein politische- Abkommen bevorfieht. Dir oft wieder kehrende Fia .» nach den Gründen, welche nament lich den Fürsten Gortschakoff, der kein» laufender' Geschäfte von hier zu erledigen batte, bewogen hab«n konnten, sich von seinen Räthen b-glrilen zu lasten, hat ihr» natürliche Antwort in dem Hinweis ans Loßerlchr Convenirnzen stbon er- halten. Man hat in dieser Brzirhung auch noch v.werkt, daß, nachdem die Begrgnung drr Kais«r di« Anwisruhrit ihrrr Minister stldfivlrstänrl ch bedingt halte, di« gleickz'itigc Anwesenhe't der Kanzleün di« Bedeutung d«SVorgangs nach außen hin nur vermehren konnte. DaS Letztere mag dahivgistellt bleiben. Die charakteristische ver- Wanderung drr politischen Kreis« tn diesem Puncte >«wr:st indessen, wie wenig man noch immer ormell politischen Acten, und waS damit zu- ammenhänzt, entgegen steht. Erwähnt wurde chou', welche Besürchtuugen di« Ultramonlanee» uud Socialifirn Uder die Zusammenkunft hegrn, iswir welche sehr günstige Voraussetzungen über friedliche Verabredungen für künftig, Falle von allen unterrichteten Seiten daran geknüpft »erden. Dt« „Frankfurter Presse" schreibt:. Als Fürst Wswarck im R«tchSlag« dem französischen Klerus per» Rubme vachsagen durste, daß dieser trotz z«1»«r erklärten Anhänglichkeit an den päpstlichen Stuhl doch nicht aushbr«, tn erster Linie Fran zos« zu sein, iud«ß di« katholisch, Geistlich keit Deulschlands sich kein Gewissen daraus mach«, dl« natioualen Interessen d«S Vaterlaudes auch den überspanntesten Forderungen der römischen Curie zum Opfer zu bringen, da konnte man noch nicht wisteu, daß sich die Wahrheit dieses Aus spruchs sckon so bald durch die Thal bestätige» »erde. Die 'uSfÜhrung d«S Jesuit,«gesetzt- läßt jetzt de» deutschen Kl«ruö tn einer Stellung er. scheinen, die seiner Bestimmung wenig entspricht und ihm überhaupt nicht sonderlich zur Ehr« gereicht. Der Bischof von Mainz hat essen und unumwunden erklärt, daß er ohne di« Jesuiten nicht mehr fertig werden könne; und «in kläg licheres ArmuthSzeugn.ß hat ein deutscher Bischof der deutschen GrtstUchkeit noch nicht ausgestellt. Iu andern Diöc»s»n hrt sich derstlbe Schmerzen-- 'chrei vernehmen lasten; und der nieder« KleruS cheint in stinrr unlrrthäntgsten Stellung so fühl öS geworden zu s«m, daß er schon gar nicht mehr melkt, zu weich,» unwürdig» Handlanger ditnsten er ualer dem Ktcchinregtmente der Jesuiten, seiner Herren und Meister, degradirt werden sollt«. Zwar versichert Herr von K«t1«ler iu seiner Eingabe an die großhnzogltLr R«giernng, „die Jtsuiten in Mainz bilden tn k-.tnrr Weis« «ine OrdenSuiederlastrng, und ihre Tbä'igk-tt ist kein» Orde. ethä:tgket:: sie sind virlm yr Hülfkprikstrr für die ordentlich, Pfarrseelsorge tn Main» und uichtS Auderes." Aber «S stad doch nach wir vor uur Jesuiten, dir auch in der gewöhnlich,« Pfarr seelsorg, nicht v:rg«stea dürfen, waS st, ausnahm- wtis« in der katbolischm Kirche zu besorgen baden, Jesuiten, d'e fron durch ihr Drstin neben dem PfarrkleruS beweisen, daß ihnen tm Verkehr mit dem Volk« eine Bestimmung angewiesen ist, dt« sonst kein katholischer Priester, der noch «inen Funken von Nattonalg«fühl tn fich trägt, zu er füllen fich versteht, — weil ihm dazu der blinde Gehorsam gegen di« gastlichen Obern imSmne der Moral de- J.suitrnordruS fehlt. Daß sich nun dir Jesuiten zu einer Seelsorge, di« daS Volk dem Reiche entfremdet u?d tn dir Gefangen, schüft nach Rom abführt, gebrauchen lasten, kann freilich nicht befremden ; um so bifremdltcher aber ist eS, daß der hochwürdige deutsch« PfarrkleruS seine unwürdige Stellung neben den Jesuiten nicht begreift und sich von seinen eigenen Bi- schöfeu rtn ArmuthSzeugntß über seine Leistungen in der Seelsorge auSstellrn lasten muß. In Berlin ist dem Obrrstlteutenaut a. D. und Poltzeihauptmavn v. TempSki der Charak ter als Polizei-Oberst veritehen worden. Die Wiederdeseyung dieses seit dem Abgang deS Herrn Patzke vacant gebliebenen Postens giebt einen neuen Beweis dafür, wie sehr man an böchstrr Stelle bemüht ist, daS Poltzeiwesen der Haupt stadt zu kräftigen und s«in«n sich stet- schwieriger gestaltenden Ausgaben gtwachsm zu erhalten. Ein weiterer Schritt in vieler R.chiung wird dt« bestimmt in Aussicht genommene Vermehrung de- SLutzwannSprrsonals um achthundert Mann sein. Am 15 d. M. ist der eidgenössische all- gemeine „Bet-, Buß. und BUrtag", und es e,lasten auf diesen Tag die verschiedenen Can- lonSrrgtervnjeri «ine Proklamation „an mein Volk"; einige Regierungen haben sich von dieser Sitte rmanctpirt, dir we-.sten aber halten daran fest. Sehr beachtenSwerth ist die vom bernischen Regirrunps.alh erlassene. Keiner Partei tritt sie zu nahe und allen wird sie gerecht. S-e verzichtet auf übel angebracht« Lobrrden Uder daS Land und sein« „herrlichen" Einrichtungen; ungeschminkt sagt sie die Wahrheit und giebt ein getreuiö Spiegelbild drr Situation der Schweiz. ES heißt da u A.: „Mit tiefer Beschämung müssen wir bekennen, daß »S tm öffentlichen Leben Er» scheinungt« giebt, welche, so unerheblich sie Vorkommen mögen, in ihrem Wachö.'hum die Leben«, und Widerstandskraft unsere- Volke« sehr gefährden müßten. ES ist die« nicht bloS mancherlei Unsitte, Untreu« und Unmäßrgkeit, welch«, indem fie den Einzelnen verserben, auch zur Entsittlichung der Gesammtheit bettragen, sondern jene weniger grell in dir Augen fallenden Mißstände, welche fich auf daS öffentlich« Leben beziehen. Wir finden da viel Unreife d^ Ver- schauunge» und kleinlichen Interestrn der Ort schaft oder LandeSgrgend zur Rücksicht auf da- Allgemeinwohl, das ja auch daS Wohl jede« Ein zelnen ist, sich zu erheben vermag. Daneben ist vanq viel selbst-,nugsames Gerede Uber unser« vfsentliwen Zustände. Unser öst-ntUchr- Leben scheint vielfach tn Festlichkeiten zu allerdings guten Zwecken sich verlieren und dir rrpubitkavtschr ernst» Arbeit an dem Volk« in Prunkreden vor dem vo!k« sich erschöpfen zu wollen. Da ist »S denn hoch an der Zeit, daß da« ganz« Volk sich znsammennehme, daß wir in Schul«, Kirche und Hauö den Sinn für die höchsten Güter und dir Opferwilligkeit für dieselbeu beleben, daS Be- wußttetn si tlicher uud va'erländttcbrr Pflich t« und Verantwortlichkeit kräftigen, k,tn Opfer scheuen, um dt« gottgegrbene Vernunft de- i-eronDachseaden Geschlechts zu biloen und da« AÜkL in geräusch« loser, nachher ltgrr Tha'kraft, welche keine Arbeit tm Großen und Kleinen scheut, auf daß w.r ein Volk seien, daS in allem edlen und freigeflnntrn Werk voransirhe und der Welt rin weithiniruch- tendeS Beispiel republikanischer Tugenden gebe." Di« Gesellschaft der Pariser Merzt« halbe« kanr.tlich erklärt, daß di» deutsch ln Aerzte während deS lrtzten Krieges ihre Pfl.cht nicht ge- han, die Genfer Convention vcrletzt urd die ranzöfischen Berwundrien, die in ihre Hände g«. allen seien, schlecht behandelt haben Dagegen chretbt drr vr. Antonio Boltoai dem Diritto auk Ferrara, daß er den Feldzug als Arz' tn der von Garibaldi brfrhl gten Bsg-sen Armee m'.tgemachr habe. AiS sich die Garibaldianer am 3l Januar
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