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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.09.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19150912026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915091202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915091202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-09
- Tag1915-09-12
- Monat1915-09
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am Gonnadead aber»-. In den Gefechten südöstlich von Friedrich st adt und östlich von Wilkomir sind weitere 1050 Gefangene gemacht und vier Maschinengewehre erbeutet worden. Lkidel und das nordwestlich davon gelegene Nie- krasze konnten nach hin- und hcrwogenden Kümpfen von uns endgültig erobert werden: auch Lawna lan der Strotze Skidel-Lunno—Wola) ist erstürmt; 2700 Gefangene und zwei Maschinengewehre fielen in unsere Hand. Die Eisenbahnknotenpunkte Wilejka (östlich von Wilnas und Lida wurden durch unsere Luftschiffe ausgiebig beworfen. Der Uebergang über die Zelwiauka ist an einzelnen Stellen erzwungen: österreichisch-ungarische Truppen nahmen das Dorf Alba (westlich von Kossow). Die Nüssen sehen ans der Sereth-Sinie mit starken Kräfte» die Gegenangriffe fort, ohne jedoch mehr als vor übergehende Teilerfolge zu erzielen. Der „Hespe r ia n" hatte nach einer Meldung deS Lyoner „Progres" ein Geschütz an Bord. Südlich von Kreta wurde ein englisches Handelsschiff von einem deutschen Unterseeboot torpediert: 18 Mann sind auf Kreta gelandet worden. Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, -er etwa zehn Tage als Gast des Königs Ferdinand in Sofia geweilt hat. ist nach Konstantinopel abgercist. Der Bierverband entschloß sich zu neuen Vor schlägen an Rumänien, Griechenland und Portugal. genommen. Sechs deutsche Flugzeuge versuchten am Frei- !ag morgen St. Menehvuld zu überfliegen, wurden aber non unseren Batterien gezwungen, umzukehren. (WTB.) Die Lage der deutschen Gefangene»» in Frankreich. Laut „Dtsch. Tgsztg." bringt das Pariser „Journal" einen Bericht über das Gefangenenlager in St. Nazairc, wo mehr als Tausend deutsche Soldaten Hafenarbeiten oerrichteu. Der Bericht vermag die düstere Lage der Gefangenen nicht zu vertuschen. (W. T. B.) Wirkungen der Zeppelin-Angriffe ans England. Nach dein „Hamb. Fremdenbl." haben die letzten deut schen Luftangriffe aus die englische Ostküste zu einein wahren Stur in lauf auf die Versicherungs- Gesellschaften geführt. (W. T. B.) Das Geschütz an Bord des „Hcspcrian". Der Lyoner „Progrös" meldet, daß der „H espcria n", als er Liverpool verließ, ein Geschütz an Bord hatte, das ausschließlich der Verteidigung dienen sollte. (WTB.s - Bum Angriff hätte sich dieses Geschütz selbstverständlich nicht verwenden lassen!! Allgemeine Bewaffnung der englischeu Dampfer? !B. Das Wiener „Voltsblatt" erfährt zuverlässig über Rotterdam aus London, daß die britische Regierung die allgemeine Bewaffnung der Fischdampfer und der H a n d c l s d a m p f e r in den englischen Ge wässern anbesohlen hat. Amerika bittet um Abberufung des Botschafters Dnmba. Remer meldet aus Washington: Der amerikanische Botschafter Pensicld in Wien erhielt (wie wir einem Teil unserer Leier bereits kurz gemeldet Habens die telegraphische Weisung, der österreichischen Regierung mitzuteilen, daß ihr Botschafter Dumba als Vertreter der Donau- Monarchien bei den Vereinigten Staaten nicht länger an genehm sei und daß seine Zurückberufung er beten wird. Tic Note der amerikanischen Regierung über den Zwischenfall Dumba erklärt, einer Reuter- Depesche zufolge, Dumba habe zugegeben, daß er beab sichtigt habe, seiner Negierung Vorschläge zur Anzettelung von Streits in amerikanischen Munitionsfabriken zu machen. Die amerikanische Regierung erhielt Kenntnis davon durch die Abschrift eines Schreibens des Botschafters an seine Regierung. Der Botschafter habe als lieber- briugcr seines Berichts einen amerikanischen Bürger, den Journalisten Archiüard benutzt, der unter dem Schutze , f eines anierikaujlchen Pa's es reiste, und habe dies auch zu- ^ gegeben. Weil Dumba sviuii seiner Regierung Vorschläge §» zur Beeinträchtigung der Industrien amerikanischer Bürger und zur Storung ihres gesetzmäßigen Handels habe machen wollen und daher die diplomatischen guten Gebräuche ver- A letzt habe, indem er einen amerikanischen Bürger, der durch ciuen amerikanischen Paß geschützt wurde, als Uebcrbringer *** amtlicher Berichte durch die fcindkichen Linien benutzte, habe der Präsident den amerikanischen Botschafter in Wien beauftragt, der k. u. k. Negierung mitzuteilen, daß Herr Dumba nicht länger als persona xrata betrachtet »Verben könne. Fn der Annahme, daß dem Präsidenten der Ver einigten Staaten keine andere Möglichkeit übrig blieb, als die Zurückberiifuilg zu erbitten wegen ungehörigen Ver haltens, äußert die amerikanische Regierung ihr tiefstes Bedauern, daß ein solches Vorgehen notwendig wurde, und versichert der österreichisch-ungarischen Regierung auf 'L richtig, daß fl« Li« herzlich«« u»L freuudfchaft. lichen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der k. u. k. Regierung fortzu setzen wünscht. Englische Sriegsziele. Der „Independent", da- Blatt -er euglischc» Arbeiter- Partei, hat eine Umfrage veranstaltet, betreffend Stellung der Befragten zu der Erklärung Lloyd Georges gegenüber Humbert, solange ein deutscher Soldat auf französischem oder belgischem Boden stehe, werde kein Eng länder von Frieden träumen. Das Blatt veröffentlicht jetzt die Antworten von Sir Edward Grey, Lord LanS- downe, Lord Creme. Arthur Henderson und Winston Thur- chill, welche Lloyd Georges Ansicht zustimmen. (WTB.) Sin optimistischer Engländer. Robert Cccil, der NnterstaatSsekretär deS Aus- wärtigen Amtes, sprach in einer Rede, welche er gestern abend in Croydon hielt, auS, er sehe nichts in der gegen wärtigen Lage, was ihn am endlichen Siege der Alliierten zweifeln lassen könnte. Er kalte den Erfolg an den Dardanellen bestimmt für «icht fern. (W. T.B.) Auf dem Wege zur Wehrpflicht. d. „Daily Mail" meldet auS London, daß der Premier minister einen Ausschuß ernannt habe, mit Lansüoivne als Vorsitzenden, um der Regierung Vorschläge zu machen über die beste Art und Weise der Benutzung des so eben ausgestellten nationalen Personenregisters zur Fortsetzung des Krieges. Finanzminister Bark in London? „Secolo" verzeichnet russische Zeitungsmeldungen, wo nach Finanzminister Bark nach London abgercist sein soll. Auch gehe ein Gerücht von einer Beringung der Duma, das bis jetzt jedoch nicht bestätigt werden konnte. (W. T. B.) Der Bcrgarbeiterausftaud in Südwales. 2500 Bergleute in Südmales st r e i k e u weiter und »vollen den Streik fortsetzen, bis alle Nichtorganisierten Arbeiter den Gewerkschaften beitreten. (W. T. B.j Der Wahlkampf in Südafrika. DaS Reuter-Bureau meldet aus Kapstadt: Der Wahl kampf ist in vollem Gange. Fast jeder Wahlkreis ist um stritten. Die Nationalisten bekämpfen über all die Partei Botho. Alle Minister nehmen an der Wahlagitation teil. Botha bereist die Nordbezirke der Kapprovinz. Die Städte haben In allen städtischen Wahl kreisen Kandidaten aufgestellt. Die Botha-Partei erstrebt die absolute Mehrheit über die anderen Parteien. (WTB.) Der italienische Ministerrat. Der römische Korrespondent der „Stampa" schreibt zu dem italienischen Mir» ist errat am Donnerstag, Sonnino habe über den Krieg mit der Türkei gesprochen, der nicht wirkungslos bleiben werde. Der Korrespondent versichert, daß die gegen Oesterreich angcsetzten Kräfte nicht für einen anderen Kriegsschauplatz bestimmt werden. Der nationale Krieg Italiens solle keinerlei Ablenkung erleiden. Die Abmachungen Italiens beschränkten sich nicht uur auf Frankreich, sondern dehnten sich auch auf England aus. (W. T. B.) Der Baseler „Nationalzcitung" wird, im Gegensatz zu der Meldung der „Stampa", aus Mailand berichtet: Jta- lienischerseits wurde wegen der rauhen Witterung im Ge birge früher als gedacht auf die Offensive verzichtet. Zur Defensive genügen nach offiziöser Auslassung weit weniger Mannschaften. Der Ueberschuß an Truppen wurde nach der Lombardei gebracht, uerinuklich um anderwärts Verwendung zu finden. Man spricht auch in italienischen Kreisen ganz offen davon, daß diese Truppen den Weg durch den Mont Cenis nehmen, um sich mit einem großen französischen Heere zu vereinigen, das sich im Raume Bclfort — Dijon sa»n»nclt. Die italienischen Truppen brennen darauf, auch einmal in eiuein Gelände zu kämpfen, »vo nicht jeder Berg eine Festung ist. Darum wäre ihnen die Halbinsel Gallipoli gar nicht recht, die sich ebenso tückisch erwies. (W. T. B.) Amtlicher italienischer Bericht vom Freitag: Längs der ganzen Front dauerten die kleinen, aber wichtigen Treffen an, die der Offensivtätigkeit unserer Erkundnngöabte'lungen oder der AngriffStätigkcit zu ver danken waren, die der Feind namentlich nachts gegen unsere vorgeschobenen Stellungen versuchte. Schneid und Energie unserer Truppen in der Offensive, ihre rege Auflncrksamkeit und ihr hartnäckiger Widerstand in der Defensive entschieden diese Treffen allenthalben zu unseren Gunsten. Das gleiche war der Fall in den Kümpfen auf der Naglerspitze (3218 Meter), am oberen Vcltlin, in Malga, Val Piana, in Val Ealamento (Suganatal), in dem Sentinella-Paß und im Sextcntal, wo ein Bcobachtungs-! Posten genommen und ein gepanzerter Unterstand am Plvckenpaß zerstört wurde. Ter Gegner versuchte am Mor gen des S. September, gegen unsere Besatzung der Äatzstein- spitze, nördlich des Monte Eregnebul. und im Seebachtal (Galitz) einen sehr kräftigen Vorstoß. Nach anhaltender > Vorbereitung Lurch Artilleriefeuer griffen feindliche Ab ' terlungen, unterstützt von zahlreichen Maschinengewehren,! unsere Stellungen entschlossen an, wurden aber zurück- gesidlagen. Im Karst batte das geschickte Borrttcken -er Unfrigcn kleine RUckzugSbewegungcn des Feindes zur Folge, der Waffen. Munition und anderes Kriegsmaterial zurücklieb. Auch gestern erbeuteten wir auf den Abhängen deS Monte San Michelo einige hundert österreichische Ge wehre. Telephvnmaterial und Ausrüstuirasgegenständl'. Feindliche Flieger »»ersuchten noch hier und da plötzliche Einfälle. Arn 0. September bombardierten sie tm Lause des Tages die Ortschaften San Giorgio, Bagni dt Sella im Maggiotale (Brenta) und Grabo. ES entstand aber kein Schaden. (W. T. B.) Zarückgeftellte Schadenersatzklage«. Kk. DaS Mailänder Appellgericht hat am 4. Septembci die Schadenersatzklage» aus Anlaß der Mailändei Pübelunruheu bis zum Friedensschluß zurückgrstellt Italienische Boreiligkeit. (Ueber Bern.) Nach dem Mailänder „Secolo" sind alle Arbeiten an dem neuen ParlamentSgebäuüe in Nom ein gestellt morden, da im Sitzungssaal« noch Sitze für die neue» Tr lest er und ist rischen Abgeordneten eingebaut werden sollen. (W. T. B.) — Diese neue»' Sitze werden voraussichtlich immer leer bleiben! Der amtliche türkische Kriegsbericht. Der Bericht des türkischen Hauptquartiers teilt u. a. »nit: Ein Artillerieireffer zwang ein feindliches Torpedoboot vor unserem Enken Flügel zum Rück zug. Auf diesem Flügel besetzten »vir einen Schützen- I graben. Unsere Küstenbatterie,» jagten zwei feindliche Torpedobootszcrstürcr vor der Meerenge iu die Fluch», Auch di: feindlichen Stellungen bei Seddul-Bahr und beim Landungsplatz wurden erfolgreich beschossen. An der Irak-Front fanden zwischen dem 2. und 7. September vier Zusammenstöße statt. Bier feindliche Offiziere, darunter ein Bataillonskvmmandcur, und 100 Soldaten wurden getötet. Unsere Verluste betrage» vier Tote und neun Verwundete. Feindliche Motorboote wurden zur Flucht gezwungen. Unsere Truppen überraschten ein feindliches Barackenlager, das nieder gebrannt wurde. Der Feind mußte fliehen. (W. T. B.l Deutsche Unterseeboote vor Kreta. Nach einem Berliner Blatte ist ein englisches Handelsschiff südlich von Kreta von einem deut schen Unterseeboot torpediert worden. Achtzehn Mann sind auf Kreta gelandet. (W. T. B.) Vor de« Dardanellen. b. In der französischen Zeitung „Crolx" schreibt ein französischer Feldpriester, nachdem es seinem Regiment ge lungen war, unter schweren Verlusten die Landung zu bc werkstelligen, folgendes über seine Eindrücke: Zwei Tage »var ich der einzige Priester, der sich an Land befand, und hatte vollauf zu tun. Während die Schrapnells über meinem Kopfe platzten, während die Granaten ihr blutiges Werk verrichteten, nahm ich Beichte ab. Den ganzen Tag lief ich durch die Schützengräben, um denen, die danach verlangten, meine Hilfe zu bringen. Ein Soldat verlangte zu beichte», während er. das Auge auf den Feind gerichtet, mit an geschlagenem Geivehr vor dem Schußlvche lag. Hinter uns schlug eine Granate ein und beschüttete uns beide mit Sand, Während der letzten vier Wochen habe ich mehr geleistet, als während meiner ganzen früheren Amtstätigkeit. Heute in der fünfte Sonntag, daß ich mich an Land befinde, habe aber immer noch nicht eine Messe lesen können, da sich die nötigen Geräte noch auf dem Kriegsschiffe befinden. Aber selb!» wenn sie mir zur Verfügung ständen, könnte ich dennocti keine Messe lesen. Es wäre unmöglich, dazu eine Gruppe Soldaten zu versammeln, weil »vir zu sehr dem feindlichen Feuer auSgesetzt sind. Was man hier erlebt, ist einfach schauerlich. Am ersten Tage nach der Landung verlor mein Regiment die Hälfte seines Bestandes. Gestern holte sich ein Schrapnell einen jungen Soldaten von weinci Seite. Einige Meter weiter fanden wir seine zerstückelten Körperteile. Wenn ich noch einmal vor die Wahl gestell» würde, hierher zu gehen, würde ich es nie mehr freiwillig tun! Es ist weniger die persönliche Gefahr, welche ab- schreckt, sondern vielmehr das n e r v e n z c r r ü i t en dc feindliche Feuer. Mau kann sich davon gar keine Vorstellung machen. Ich habe kräftige Soldaten gesehen, die plötzlich irrsinnig wurden, wenn sie sahen, »vic die Gra naten Kameraden an ihrer Seite in Stücke rissen. Ich lebe mit meinem Regiinent im Schützengraben. Jeder einzelne hat eine Höhle unter sich, wohin er sich flüchtet, sobald das Schrapnellfeuer beginnt. Unser Aufenthalt ähnelt Kaiiin- chenbauten. Meine Wohnung gleicht einein Grabe, nur mit dem Unterschiede, -atz es ein Loch besitzt, durch das man ein und aus kann. Da schlafe und esse ich. Gemütlich ist -ic Wohnung nicht, aber sie schützt gegen die Schrapnells. Frei lich, wenn es regnet, wird mein Aufenthalt entsetzlich. Wäh rend des letzten Monats bin ich nur einmal aus meinen Kleidern gekommen. Rasieren und waschen konnte ich mich nur zweimal! Sehe aus wie ein Räuberhauptman», Wasser ist sehr kostbar. Wir erhalten davon gerade das no! wendigste zum Kochen und Trinken. Zum Waschen langt's nicht mehr. Unsere Nahrung ist ausreichend, aber ohne Ab »vechslung. Immer das gleiche Vüchsenfleisch. das selb,'» mit einem Hammer nicht weich zu kriegen ist. WaS mich KM md Wissenschaft. V* Mitteilung der Königlichen Hosthcater. König liches Opernhaus: Dienstag, den 14. September: Tiefland", Besctznug: Sebastians: Friedrich Plaschke; Tomimnv: Julius Puttlih: Mvrnccio: Robert Büssel: Martha: -Helena Forti: Pepa: Elisabeth Rethberg: An tonia: Elisa Slünzner: Rosalia: Frieda Gollmer: Nuri: Henriette Mödiingcr: Pedro: Fritz Vvgelsrrom: Nando: Emil Enderlcin. Anfang K8 Uhr. 1* Mitteilung des Residenz-Theaters. Als nächste Neuheit wird die L'vcrcrte „D ie ideale G a t i i n" von Julius Rrammer und AUred t'-rünwald, Musik von Franz Le hör gegeben. j'd Königliches Schauspielhaus. In Hebbels Tra gödie „Gygcs und »ein Ring" hat Friedrich Lindne r zum ersten Male den Gyges gespielt. Man weiß, daß Hebbel, dem Kern des gewählten tragischen Pro blems cuisprecheiid, für seine Tragödie den Titel „Rhodopc" wählen wollte nnd erst später, als ihm selbst bewußter ward, wie tief der von Nhvdopcns „Äberkeuschheit" auS- gelöste Konflikt auch in die Seele des Griechcnjünglings bineinwirkte, dessen Namen in die Bezeichnung seines Werkes aufnahm. Damit ist hinreichend deutlich gcmacht, daß in der Tai der Anteil am tragischen Erleben ins besondere zwischen diesen beiden Menschen hin und her »pinnt, während Kandaules, dessen Frevel am „Schlaf der Welt" den schwebenden Schicksalsülvck zum Herabstürzcn bringt, einen Schritt hinter der Linie des Spieles Rhvdope—Gygcs zurückstchi. Diesmal, in der schönen, von der Hellen Geistigkeit des überwirklich schimmernden Hebbel- Gestirnes tief durchleuchteten Aufftthrung, stand Gyges noch einen Schritt vor Rhvdope. Es »var ersichtlich, daß Friedrich Lindner an die neue Aufgabe mit der innersten Glut jciucr Seele herangcgangen war und ein tiefes seelisches Erleben, ringend zwischen spröder Scheu und rückhaltloser Offenbarung. auszuwirken strebte. Für Hebbels dialektischen Prozeß, für seinen in der Lcidenschast des Denkens und zu Ende Denkens eines überspitzen Pro blems begründeten Mangel an Sinnlichkeit die natürlichen, darstellerisch sinnlichen Farben zu finden, ist die schwierigste nnd wichtigste Aufgabe des Giigcsspielers. Lindner löst sic mit den ihm eigenen Mitteln des neuen Sprech- und Dar siellungsstiles. der seinen genialsten Vertreter in Kainz batte. Wohlverstanden, es ist damit nicht gemeint, Lindner »nit Kainz in Parallele zu stellen. Da liegen noch bedeutende Geseusunterschiede dazwischen. Aber im Gestciltungsvor- gang liegen Verwandtschaften, in der Behandlung der Sprache gleiche technische Grundsätze. Nicht mehr die Einzelheit, und sei sie noch so schön, bildhaft und für sich bedeutend, sondern die Plastik des ganzen Wort- und Bers- gcbildes, soll herausgehoben und die seelischen Höhepunkte aus langgedehuten Strecken gleicher Wellentäler mit Wucht emnorgegipfclt werden. Dieser Sprachbehaudlnng entspricht natürlich überall die seelische Gestaltung, oder vielmehr gehl jene aus dieser hervor. Lindner beherrscht den neuen Stil insofern noch nicht völlig, als er bei aller bewundcrnSivertcn Entwicklung seiner Sprechkunst die Notwendigkeit übersieht, gerade aus diese oft überiprudclnüc Weise doch nie unver ständlich zu werden. Erst wenn er für sein Pianissiino den unbedingt in ieder Ecke des Hauses verständlichen Stärke- grad als Grundlage gesunden haben wird, kann er auf all gemeinere Anerkennung seiner Art rechnen. Denn die Hörer schaft läßt sich nun einmal ihr Recht auf Verstehen des Wortes nicht rauben. Diese technischen Erörterungen müssen voranstchen, wenn die Besonderheit von LindnerS Kunst, die noch mit vielem Widerstand zu rechnen hat, auch im Geistigen dnrchdringen soll. Mit der beseelten Geistigkeit seines Gyges, mit dem innerlichen Feuer und dein tiefen Leidcnszug. den er der mythisch gewollten Griechengestalt in einer rührenden Weise zu verleihen vermocht hat. »nutz er als Hebbelspicler von außerordentlichen Gaben aner kannt werden. Er hat die auf hoher Stufe stehende „Gygcs"-Vvrstell»lng noch um ein bedeutendes Stück ge hoben. Und er stand vorzüglich zu WieckrS schönheits- vollcm und maßvoll erregtem, mehr nach innen hinein kämpfendem Kandaules. Weniger klang seine Art mit der Rhodope zusammen, um deren seelische Ausgestaltung Ger trud Treßnitz mit vollcin Einsatz ihres Könnens rang. Aber ihr fehlt für diese subtilste aller Hcbbelgestaltcn das' Indisch-Blumenhafie und Exotische, der irgendwie fremdartige Ton, der sie über das Heroinenhastc liinanö- hcbt, I''. v* Rcsidenziheatcr. Bei der gestrige» Wiederholung der Operette „Der liebe Pepi" wurde die Nolle des Heinz Wieseirburg, deren Vertreter Zvonimir Werin unpäßlich gemeldet war, von Herrn Spielmann vom Chemnitzer Siadttheater gespielt, der erst eine halbe Stunde vor Be ginn der Vorstellung in Dresden eingetrossen war und sie nun ohne jegliche Probe übernommen hatte. Trotzdem führte er sie in recht zufriedenstellender Weise durch. f* Der Dresdner Tonkünstlerverein hält morgen, Sonntag, mittags 12Z4, Uhr im Palmengarten eine außerordentliche Generalversammlung al> behufs Acuderung der Vereinssatzungcn. Es soll die Be stimmung getroffen werde»», daß Mitglieder deS Btrcin:- bci WvhliäiigkcitSvcranstaliungcn künftig nur dann mit wirken dürfen, »venu die Ueberweisung eines gewisse» Teiles deS Reingewinnes an die im September 1015 zu gründende „Kasse des wirtschaftlichen BcrbandcS der kon zertierendcn Künstler in Dresden und Umgebung" siche, gestellt und außerdem eine entsprechende Zciieiiischädiguit!» gewährt wird. Hoffentlich wird diese Anregung wirklitt! zum Beschluß erhoben: cs wäre das ein erfreulicher Forl schritt in der leider noch sehr im argen liegenden sozialen Fürsorge des Musikcrstandcs, die in diesen Zeiten dring licher denn je erscheint. v* Galerie Ernst Arnold, Die Ausstellung der Werke von Hans Ba tuschet wird kommenden DienStag geschlossen. Donnerstag, den 16, September, 12 Uhr, wird Pros. Richard Müllers Ausstellung von Zeichnungen vom Kriegsschauplatz durch Prinz Johann Georg eröffnet. Sk« »msaßt ungefähr l:'» Zeichnungen ans den Ortschaften Löwen, Mecheln, Dinant, Rechet, Sedan usiv. r* Kunstausstellung Emil Richter lPragcr Strohe). Neu aud gestellt sind im grohc» Oberlichts»«.!: Gemälde.Sammlung von Panl Ob erhoff; im Nebenraum Arbeiten van dem vor Jahresfrist in Frankreich gefallenen Maler Robert SpieS au» Wachwltz und Federzeichnungen von Friedrich P reust iWeißenburg i, Bäncr») zu Gedichten non Friedrich Kurt Benn dorf und Verse» von Alsred Mombcrt; beide Schüler vo» Pro fessor Alexander Schneider. -r» Ein nachahmenswerter Beschluß. Der Aufsichtsrai der Schiller-Th ater A. - G. hat. »nit Zustimmung LcS Charlottenburger Magistrats, den Beschluß gefaßt, de» Betrag von 80000 Mark unter die Angestellten des Schiller-Theaters als einmaligen Zuschuß zur Ver teilung zu bringen. Marie v. bbner-Menbach. Zum 85. Geburtstag der Dichterin (18. Septbr.1, Eine gütige, hochherzige Frau, ein starker Mensch, ein ans geradem, eigenem Grund stehendes Talent — das ist die Dreieinigkeit der gefestigten Persönlichkeit Mari< v. Ebner-Eschenbachs. In ungeschwächter geistiger uni körperlicher Frische hat die Dichterin, die in ihrer Art ein« der bedeutendsten Erscheinungen der deutschsprachigen Er von srick-
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