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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187802053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-02
- Tag1878-02-05
- Monat1878-02
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.02.1878
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per Februar r» lL'/. bii 144 2 bez, : Jmri-Juü ach Qualität »ch Qualität 8—136 SS—188 ^r. 2S-140 d Bahn de»., ni 139'/,-^ K6 nach »>, Futter- dett. nd 1: 36.591 10 do. »I Brutto lncl.' ,r 19.90 >> Mblt, per Mai SO ^uni-Jul, 4l. Rübsen loco 71 >4!. rz 70.S 0.1 >i. per 84 9.7 ^tt bq.. nähme der per April -l.3^l bez., suli-August 4—53.9 -4 is 49.4 >1 Februar Docke fort esuckt, das mackte sich gen festere cückhaltend Nachfrage ist etwas Geschäft in rders feine lt. Roggen öaser 14<i, Kleesaal. 7»-W./» verändert. Weizen - Gerste - Hafer Srschet«t täglich früh 6'/, Uhr. Rrdartw« »«d LwedtNa« Johaunisgasse 3». KprMusdcn dir Redartt«,: Vormittags 19—12 Uhr. Nachmittags 4—« Ubr. Annahme der für die nächst fvtarnvr Nummer bestimmten In,rraie an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Lonn- «nd Festtagen früh bis '/,ü Uhr. Z« »m Ftttalra für Zas.-Annahme: Otto klemm. UniverfitälSstr. 22. Louis Lösche. Kathannenstr. IS.p. UM bis '/^t Uhr. Mipiigcr Nagclilali Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflüge 15,250. Lho>,emtM,»rrt» viertelt. 4'/, M7. mcl. Bringerlohu S ML. durch die Post bezogen ü K>'t. Jede einzelne Nummer 2ü Pt. Belegexemplar 19 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postdeförderung 39 Mr niit Postbeförderung 4L Mt Inserate Lgesp Petitzeile 29 P» Größere Schriften laut uuserew Preisoerzerchniß. — Tabetlarisckiei Satz nach höherem Tarif. Reklamen nutcr dem Üedatt1»«ßtt» di« Spaltzril« 49 Pf. Inserate sind stet» an d. LricdM«, zu senden — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praominiarmxb, oder durch Postvorschuh- : 37/10"' co inländ isch-galizi 5—siv>s inger ISO loco hies. ruff. 140 ä3 bez. ostpreust es,ge 193 . Futter —140 Brf. —IS« . do. russ. ». u. Br.. wminell. tbez. -I7K > Futter .4! Br., 2 >tl LXBr. Br. ß ruhig, rer Feb »co woisi wedische i unver ü S0.80 « Geld, 30. Ja ar loco o 49.70 Nr. 00 35 ^ lemnehi >. Rr. U co 9LS l.KO bis Huno" Ueber ampfer anrpfer st ein n: in " und rfeille: in St. ^avre; rcutta «Sl-^ lnckor unard liscou itian ", 36. Dientztag den 5. Februar 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Der a« t. Februar b. I. fällige erste Termin der Grundsteuer ist nach der zum Gesetz vom 13. December vor. Jahres erlassenen Ausführungs-Verordnung von demselben Tage mit drei Pfennigen Grundsteuer von jeder Steuereinheit zu entrichten, und werden die hiesigen Steuerpflichtigen hierdurch aufgefordert, ihre Tteuerbeträge nebst den städtischen Gefällen an Psg von der Steuereinheit von genanntem Tage ah vis spätestens 14 Tage «ach demselben an dre Stadt-Steuer-Einnahme hier — Ritterstraße Nr. 15, Georgenballe. 1 Trepp« links — zu bezahlen, da nach Ablauf der Frist die gesetzlichen Maßregeln gegen die Säumigen Eintreten müssen. Leipzig, den 30. Januar 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Taube. Holz-Auction. Mittwoch de« 6. Februar ». e. sollen von Vormittag- 9 Uhr an im Forstreviere »ra-Porf auf dem diesjährigen Gebau, im sogenannten Staditz 11 Raummeter vrennschette, 33 «braumhause», 8« Langhause« und 300 Stück baselne «eifstäbe unter den an Ott und Stelle öffentlich ausgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft auf dem Gehau im Staditz, am Seegeritz-Merkwitzer CemmumcationSwege. Leipzig, am 29. Januar 1878. Des «ath» -orstdepntatto«. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, 8 Stück 34 mm weite und I Stück 18 mm weiten Wassermesser, welche aus hiesigen öffentlichen Schulen als überzäblig entnommen sind und sich noch in brauchbarem Zustande befinden, im Einzelnen oder im Ganzen an den Meistbietenden gegen Baarzahlung zu verkaufen und sind dahin bezüg liche Offerten bis zum 15. Februar d. I. bei unserer Stadtwasserkunst (Ratbhaus, 3. Etage, Zimmer Nr. 8) e nzureichen, wo auch die Wassermesser während der Expeditionszeit in Augenschein genommen werden binnen. Leipzig, am 38. Januar 1878. Des Raths Vaudeputativn. Realschule II. Ordnung (an der Parthe>. Die Anmeldung neuer Schüler für Ostern d. I. erbitte ich mir Mittwoch den 6. und Donnerstag den 7. Februar Vormittags von 8—12 Uhr. Das letzte Sckulzeugniß, Tauf- oder Geburtsschein und Impf schein sind vorzulegen. D»e Aufnahmeprüfung findet Mittwoch den 20. Februar früh 8 Uhr statt. Papier und Feder sind mitzubringen. vr. Pfalz. Leipzig, 4. Februar. So ist er denn endlich da, der wiederholt ange- fagie, aber immer wieder auSgebliebene Wasfen- siillstand von Adrianopel, diese militairisch« diplomatiscke Schwergeburt, bei der ganz Europa Pathenstelle versieht und die es freudig hoffend be grüßt als ein lebendiges Unterpfand, als einen Vorboten des lang und heiß ersehnten Friedens! Denn die Grundbedingungen des Friedens sind im Waffenstillstände mit enthalten; der Abschluß des letzteren ist eine Bürgschaft für das Zustande kommen des ersteren. Schon der Umstand, daß daS Aktenstück, welches die Waffenruhe verbrieft, von Adrianopel aus datirt ist, daß also die russischen Heere vor Konstantinopel Halt machen und auf den Giegeseinzug in die Stadt der Hagia Sofia verzichten, schon dieser Umstand weist daraus bin, daß die Diplomatie des Fürsten Gortschakoff den Heißspornen der Krieg-Partei Zügel anzulegen, daß sie sich mitten in ihrem Triumphzuge zu mäßigen und den Wünschen und Interessen der übrigen Mächte zu beugen — oder, wie die Diplomaten sagen, zu accomodiren weiß. Und da Rußland außerdem sowohl England als Oesterreich gegenüber ausdrücklich sich verpflichtet bat, nicht eigenmächtig, sondern nur unter Billigung der interessirtcn Staaten an die Aenderung der Pariser Vertrags bestimmungen gehen zu wollen —, warum sollten wir da nicht hoffnungsvoll in die Zukunft sehen und der frohe» Zuversicht leben, daß die Verhand lungen, die nunmehr für den endgültigen Friedens schluß und für die endliche Regelung der Orientfrage bcvorstehen, sich friedlich abwickeln und zum guten Ende führen werden? In diesen Verhandlungen — mögen sie nun auf einem europäischen Congreß oder im Wege des Notenwech sels geführt werden — wird das Hauptobject der russischen Kriegsentschädigung, Armenien, schwerlich irgend welche Atolle spielen. Selbst von London aus ist amtlich erklärt worden, daß man in dem Ueber- aange dieser Landschaft in russische Hände keine Gefahr sehen würde. Und daß auch die Pforte, selbst wenn sie es könnte, in diesem Puncte keine Schwierigkeiten machen wird, geht aus dem Zuge- ständniß der Räumung von Erzerum hervor; sie bat Armenien offenbar selbst schon aufgegeben. Einer theilweisen Ablösung oder Sonderstellung von Donaubulgarien will sich die Pforte gleichfalls nicht mehr widcrsetzen, wie die zugestandene Räu mung der Donaufestungen (Widdin, Rustschuk, Silistria, Schumla und Varna) und der bisber zwischen Silistria und Rustschuk festgehaltenen Stellungen be weist. Den übrigen Mächten ist es Vorbehalten, für diese Sonderstellung, die Rußland ihnen als That- sache zustellt, eine politische Form zu finden, und zwar eine möglichst neutrale, den Einfluß Rußlands eindämmende, die Interessen Oesterreichs nicht ge fährdende Form. Rußland wird in diesem Puncte klein beigebim müssen; doch wird es sich nicht all zuschwer dazu entschließen, da es ja ohnehin nicht daran denken kann, Bulgarien zu schlucken. E- wird sich mit der Ausbreitung seines Einflusses über die Donau hinüber zufrieden geben müssen und sich hüten, sich wegen eines Mehr oder Minder in dieser Beziehung mit Oesterreich zu Überwerfen. Dasselbe gilt von den Douaumündungen und von dem jetzt zu Rumänien gehörigen Stücke von Beffaravien. Rumänien will dieses Stück nickt wieder herausgeben und Oesterreich wird seine Weigerung unterstützen; ja selbst Deutschland, dessen Kanzler wiederholt erklärt hat. daß er die Lebensinteressen Oesterreich- an der Donau nickt prei-geben lassen könne, wird hierin Ruß land nicht beispringen können. Diese« wird sich «n günstigsten Falle mit einer kleinen OebietS- abrundung begnügen müssen, die Donaumündungen über nicht mit Beschlag belegen dürfen, die vielmehr dann neutralisirt werden würden. Nock schwieriger als in Bulgarien liegen die Dinge in Bosnien und der Herzegowina: auch hier werden die Interessen »nd Vorschläge Oesterreichs, welches mit begrün deter Bcsorßniß da- Wachsen des Südflawen- thunis an seiner Grenze sieht, den Ausschlag geben. Den Haupterfolg in Europa wird Ruß land davontragen durch die Oeffnuna der Dardanellenstraße; diese wird sowohl von Oester reich als von Deutschland und Italien gebilligt, ja von den letzteren Staaten dankbar begrüßt werden, und England — wird gute Miene zum bösen Spiele macken. Wie gesagt, wir glaube« nicht, daß die Regulirung der Orient- wirren, nachdem daß russische Schwert den Weg gebahnt, noch auf große Schwierigkeiten stoßen wird, und wir meinen sogar, daß selbst die griechische Frage, dieses neueste Amendement rum russisch-türkischen Kriege, das noch vor Thor schluß hereingeschlüpft kommt, diese Schwierigkeiten nicht sehr erheblich vermebren wird. Wie unsere Leser wissen, hat Griechenland den in den griechisch- türkischen Provinzen ausgebrochenen Aufstand zum Anlaß genommen, um mobil zu machen Thessalien. Mahonien und EpiruS und Thessalien. Makedonien und EpiruS zu freilich nicht sehr gentlemLnIike gerade jetzt bei ihr versprechen. daS Haus zu verbieten. Die zweifel haften Nachkommen des Hellen werden sich häus lich in jenen Landschaften niederlaffen und dann auch ihrerseits mit einer vollendeten Thatsacke vor die Mächte treten. Die Russen sind nicht sehr erbaut von diesem Vorgehen der Griechen, sie fürch ten mit Reckt, daß diese, wenn sie sich auf der Balkanhalbinsel festsetzen, ihren dortigen Einfluß beträchtlich beschneiden könnten. Aber eben des halb wird weder England, noch Oesterreich und Italien, wenn eS einmal so weit gekom men ist, fick den griechischen Bestrebungen wider setzen. Kann die Türkei in Europa nicht mehr conscrvirt werden, so gebietet es gerade das Interesse der genannten Staaten, in der Aus dehnung Griechenland- nach dem Balkan hin, in der Stärkung dieses antislawischen Elements ein Gegengewicht wider Rußland zu schaffen. Aber auch dieses wird gegen die LoSreißung der griechischen Provinzen schließlich Nichts einwenden, weil dieselbe ein neuer Fortschritt auf der Bahn der Ver treibung der Türken aus Europa sein würde. So wird nach unserer Meinung selbst dieser sehr ernst aussehende Punct einer friedlichen Lösung der jetzigen Wirren nicht im Wege sein, und wir halten daher an der Hoffnung fest, daß der Waffenstillstand von Adrianopel den Frieden be deute. Tagesgeschichtliche Uebersicht. Leipzig» 4. Februar. Nock immer bildet der Gesetzentwurf in Betreff der Stellvertretung des Reichskanzlers einen Hauptgegenstand der öffentlichen Erörterung. Entschieden ablehnend und schroff absprechend lautet, mit ganz vereinzelten Ausnahmen, das Urtheil der fortschrittlichen Blätter über die Vorlage und ihnen schließt sich die ultramontane Presse an. Aus natio nalliberaler Seite sind die Ansichten getheilt. In dessen gewinnt dock mehr und mehr die Auffassung die Oberband, welche in dem Entwürfe einen be deutungsvollen ersten Schritt aus dem Wege zu einer Reform des Organismus der Reichsverwaltung sieht, und daher die Annahme desselben durch den Reichstag für eine unabwei-lich« Forderung der poli tischen Einsicht erklärt, da der Entwurf dein nächsten Bedürfniß eine ausreichende Abhülfe gewähre, uud der ferneren Entwickelung keineswegs in einer den na tionalen Interessen nachtheiligen Weise vorareife, vielmehr unter der BorauSsctzung eine-einheitlichen Zusammenwirkens der Reichsregierung mit der ReickStagSmehrheit au- ihm weitere Reformen vor aussichtlich mit einer gewissen inneren Nothwendig- keit hervorgehen werben. Allerdings wird diese Anerkennung zum Theil in ziemlich reservirtem Tone ausgesprochen, gegen Einzelheiten werden Be denken erhobiw; aber diese Bedenken dürften doch schwerlich stark genug sein, um denen selbst, die sie kund geben, eine Verwerfung der Vorlage räthlich erscheinen zu lassen. Es ist daher wohl die Hoff nung gerechtfertigt, daß die Mehrheit des Reichs tags sich über alle Bedenken untergeordneter Art erbeben und einem Gesetze, welches,' indem es an erkannte Mißstände beseitigt, der naturgemäßen Entwickelung der Reichsinstitutionen dient, lkre Zu stimmung nicht versagen wird. Zu der in der zweiten Hälfte der^nächsten Woche bevorstehenden Berathung der Stellver tretung svorlage in den Ausschüssen des Bundesrath« für die Verfassung und für Justir- wesen werden die leitenden Minister der Mittel staaten, welche sämmtlich in diesen Ausschüssen ver treten sind, in Berlin erwartet. Seitens der Reichsregierung werden Staatssecrctair v. Bülow und der Staatssecretair im Justizamt vr. Fried berg an den Berathungen Theil nehmen und vor aussichtlich eingehende Mittheilunaen über die von dem Reichskanzler beabsichtigte Ausführung des Gesetzes machen. Erst wenn diese vorliegend wird Die „Nordd Allg. Ztg." bezeichnet die Meldung der Zeitungen von einer dreitägigen Conferenz des großen Generalstabes in Kassel als „total irrthümlick"; es handle sich nur um die alljährlich wiederkehrende Conferenz zur Feststellung sämmtlicher Militair-Fahrpläne. Feldmarschall Graf Moltke wohne, wie früher so auch in diesem Jabre, der Conferenz nicht bei. Der französische Botschafter in Berlin, MarquiS Saint-Vallier, drückte bei Ueberreichung seines Beglaubigungsschreiben- den Wunsch wechselseitiger Einstimmung und herzlichen Einvernehmens zwischen der französischen Regierung und Deutschland aus. Frankreich, ausgcstattet mit einer republikanischen, parlamentarischen, zugleich freisinnigen und konser vativen Verfassung, bekenne zu allen Nationen freundschaftliche Besinnungen. Ballier erwähnte seine alten Sympathien für Deutschland und betonte die innigen Beziehungen, die er hier bewahrt habe. Seine ganze Vergangenheit bezeichne ihn als Dolmetscher freundschaftlicher Politik. Der Kaiser erwiderte, daß der Präsident der Republik durch die Wahl Vallier's die guten Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland constatire. Die deutsche Regierung werde Alles tbun, um die Beziehungen guter Nachbarschaft zwischen beiden Staaten zu erhalten. Die nationalliberale Fraktion trat am Sonntag zu einer Berathung zusammen über ihre Stellung zu dem neuesten Beschluß der Staats- regierung, den Landtag imj Laufe dieser Woche zu schließen, demnach also auf die Durchberathung des AuSführungsgesetzes zur Gerichtsverfassung zu verzichten. Der Abgeordnete LaSker wies darauf hin, daß das Herrenhaus resp. dessen Justizcom mission, deren Hauptmitglieder Beseler und dem Reichstage angehören, sechs zur Berathung des Gesetze- ge- Es wäre doch in hohem Grade während dieser langen Zeit die zugleich dem Abgeordnetenhause angehörenden Mit glieder des Reichstages Diäten beziehen sollten. Lasker beantragte, an erster Stelle daS Sitzgesetz ru berathen, unv dann, unbekümmert um den Be schluß der Staatsreaierung, das Aussührungsgesetz jedenfalls noch zu Ende zu diScutiren und zu er ledigen. Dieser Antrag fand die Zustimmung der Fraction. Die Socialdemokraten wollen nach dem „Dtsch. Mtgsbl." beim Reichstage sechshundert Petitionen einreicheu, welche, auf d,e bekannte Lieb- knecht'scke Anregung hin, sich gegen die Orient Politik der deutschem Reichsregierung wenden. Ueber den Recur-bescheid an die Jacobi« gemeinde sagt die „Tribüne": Wer die Lage der kirchlichen Verhältnisse in Berlin kennt, mußte auf den Inhalt de» OberkircheurathS-Beschlusse- in der Hoßbach'scken Angelegenheit längst gefaßt sein. In krrchenpolitischer Hinsicht aber bedeutet dieser Beschluß offenbar Nicht» weniger, al» eineu Schritt auf dem Wege ver Reaction, sondern i» Gegentheil viel« Bernuth zugleich bis acht Wochen brauchen würde, unschicklich, daß mehr den Versuch, durch eine Art freiwilligen Opfers die letztere abzuwenden. Der Sturm der orthodoxen Camarilla, der seit Monaten im Hinter gründe lauerte und um jeden Preis die Absetzung freisinniger Geistlichen verlangte, ist abgeschlagen. Uu« ihn aber abzuschlagen und die Gunst an maßgebender Stelle für ihn zu mindern, blieb nichts Anderes übrh. als jene Halbheit des EntschließenS, wie sie m dem Bescheid des Oberkirchenraths jetzt vorlieqt Die Orthodoxen wollten Absetzungen, Hoßbach sollte fallen, Wöllner's unselige- Andenken in Preußen wieder aufleben. Das Airchenregiment, das fick diesem Ansturm nicht gewachsen fühlte, hatte keine andere Wahl, als entweder ihm das Feld zu räumen, oder zu retten, was zu retten war. ES durfte nicht für den Standpunkt Hoßbach'S eintreteu, wenn es nicht die Axt an die eben erst geschaffenen synodalen Ordnungen legen, den reactionairen Umschwung gewaltsam Herbeiführen wollte; es durfte den Standpunkt de» freisinnigen Geist lichen aber auch nicht proscribiren, ohne sich i» verleugnen und mit der Orthodoxie gemeinsame Sache z» «och«. In dieser Zwangs lage nun hat der Oberktrchenrath den Ausweg eingeschlagen, dem Lic. Hoßbach die Bestätigung ru versagen, zugleich aber zu erklären, daß eine DiSciplinaruntersuchung auf Amtsentsetzung nicht geboten sei. DaS Bild, das solche Zustände von der kirchlichen Lage in Preußen zeigen, ist wahrlich kein erquickliches. Trotzdem aber fühlt man es dem Bescheide des Oberkirchenrathes ab, daß man durch ihn einer seit Monaten wühlenden gefährlichen Reaction entgangen ist, die weit über die In tentivnen des kirchlichen Oberhauptes hinausgreifen würde und die, zum Siege gelangt, die gesunde Basis der lieutiaen Grundverfassung, die uns so wenigsten« erhalten bleibt, umgestürzt und zer trümmert hätte. Unter den Vorlagen, die in der bevorstehenden Sef sion an den Reichstag gelangen werden, wird sich endlich auch ein Entwurf, betreffend dieschon so lange und so lebhaft befürwortete Einführung einer obu- aatorischen Todtenschau für das deutsche Reich, befinden. In Deutschland besteht jetzt die obliga torische Leichenschau auf Grund genügender Be stimmungen nur in einem Theile Bayern», iu Sachsen, Baden und in der Provinz Nassau, wäh rend in den übrigen Theilen Deutschlands ganz un zureichende Vorschriften in Geltun, sind. Der in Rede stehende Entwurf hat kürzlich dem preußischen Staatsministerium zur Berathung Vorgelegen, so daß in nächster Zeit dessen Einbringung beim BundeSrathe und beim Reich-tage zu erwarten ist Die officiöse „Wiener MontagSrevue" schreibt: Durch die Annahme der Conferenz seitens Ruß lands ist ein bedeutende- Resultat gewonnen. Durch daS Zugeständniß, daß die Punctationen von Ke sanlyk keineswegs als eine vollendete und der euro päischen DiScusfion entzogene Thatsache aufgefaßt werden, ist die Conferenz gesichert, da nickt anzu nehmen ist, daß irgend eine europäische Macht den Muth hätte, eine Behandlungswerfe abzulehnen, die, im Recht und in den Gewohnheiten Europa« begründet, die naturgemäße Folge der seit dem Be ginn de- Kriege» eingenommenen Haltung bezeichnet und alle Bürgschaften einer glücklichen Beendigung der Wirren einschließt, welche Europa seit 3 Jahren aufgeregt und beschäftigt haben. Die französische Presse beschäftigt sich leb Haft mit den Skandal-Scenen in der letzten Kammersitzung. Dieselben werden allgemein schar? getadelt. Bonapartisten und Republikaner schiebe» sich gegenseitig die Schuld daran zu, unter den heftigsten Vorwürfen in ihren Journalen. Ob gleich die Zurückweisung Rouher's durch Gambetta nothwendig war, bedauert man doch die überaus leidenschaftliche und au-fallende Sprache de- Letz teren. Die Republikaner sind entschlossen, in Folg-' der letzten Vorfälle «nnachsichtlich von Neuem un: UngültigkeitSerNärungen von Wahlen vorzuaehen Lu» Rom bringt die Wiener „Neue Fr. Presse" eine Schilderung, der wir Folgende- entnehme«: Die jetzige Königin Margaretha ist eine der
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