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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187802100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-02
- Tag1878-02-10
- Monat1878-02
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1878
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,.1/17« l-'ck-lü. . k2 fk.s U.87? L p.I/I7tz ,.1/477 P.1/17S 0. >-0>vp. ^»ü74 0»»p. D»».7S k. Sncheint täglich früh 6»/, Uhr. Redattl»» »al Srpctttt»» Johannisgasir »3. -»rnd-»»dra der LcLacllo»: VonnittagS 10—12 Uhr. Nachmittags 4—k Uhr. >rmahme der für die mlchst- fttaende Nnmmrr bestimmten Znfrratr an Wochentagen bis K Uhr NachinittagS, an Tonn- «,d Festtagrn früh bis V,9 Uhr. 1» hi, Filiale» fiir Z«s. Anaahiar: Otto Klemm, UniversitätSstr. 22, -SvtS Lösche, Katharinrnstr. 18,p. nur bis V,3 Uhr. WpMer.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichtt, Handels- nnd Geschäftsverkehr. «»«»,- I5.LÜV. , ZU»o»«emk«t»,rri, viettrlj.4'/,ML, incl. Brinaerloh« 5 ML, durch die Post bezogen K ML Jede einzeln« Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung SK ML mit Postbeförderung 45 ML Zosrrale 5gesp. Petitzeile 2» Pf. Ärüftere Lchriften laut unserem Preisverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reclamen unter dem dtadactioanfirich die Spaltzeile 4V Pf. Inserate sind stets an d. Lrpeditia» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonumerru-üo oder durch Postoorschug. 41. Sonntag den 10. Februar 1878. 72. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch am 13. Februar a. e. «bendS '/,? Uhr im Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Gutachten des Schulausschusses über Befreiung der Geistlichen und Lehrer von dem Schulgelde für ihre Kinder. II. Gutachten des Bau- und Oekonomieausschusses über Feststellung von Vorschriften für die Be bauung der Bismarckstraße. UI. Gutachten des Bau- und Stiftungsausschusses über Errichtung einer neuen (achten) Abtheilung für den neuen Johannisfriedhof. IV. Gutachten des Verfassungsausschusses über ». die von Herrn Dir. Peucker gestellten Anträge in Betreff verschiedener Einrichtungen für das Collegium, sowie der Zusammenstellung und Ver vielfältigung der ortsstatutarischen Bestimmungen, Regulative u. s. w.; d. einen Vergleich mit mehreren Grundstücksbesitzern in Stötteritz zur Beseitigung von Grenzdifferenzen. V. Gutachten des Verfassungs- und Oekonomieausschusses über den Präliminar-Vertrag mit dem Staatssiscus weaen Arealabtretung rc. an der Harkortstraße und an der Kleinen Burggasse. Holz-Anction. Moutag den 11. Februar 1878 sollen im Forstreviere Rosenthal 1) von Bormittags 9 Uhr an 17 eichene, 15 rüsterne, 1 buchener, 1 lindener, 1 ahorner und 1 ellerner NutzNötze aesen »te übliche Anzahlung und 2) von vormittags II Uhr an 18 Raumcubikmeter eichene Nutzscheite, ferner 117'/, Raummeter eichene, 35 Rmtr. buchene, 24 Rmtr. rüsterne, 7 Rmtr. ellcrne, 4 Rmtr. lindenc und 21 Rmtr. aspene Brennschcitc unter den öffentlich ausgehangenen Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: Vormittags um 9 und 11 Uhr am Rosenthalthore. Leipzig, am 4. Februar 1878. Tcs Raths Forstbeputattou. -Äuction. Freitag »en 15. Februar s. e. sollen im hiesigen Rosenthale von Vormittags 9 Uhr an 49 Abraumhanfcn und 117 Langhaufen unter den an Ort und Stelle öffentlich ausgehangenen Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: Vormittags 9 Uhr am Rosenthalthore. Leipzig, am 4. Februar 1878. LeS Raths Forstbeputattou. Schule zu Gohlis. Alle diejenigen Kinder, welche bis zum 28. April d. I. das 6. Lebensjahr vollenden, sind nächste Ostern G» tzchul» -nzuslchren; auch können am Wunsch der Eltern, Pfleger rc. solch« Kinder ausgenommen werden, welch« bis zum 30. Juni d. I. das sechste Lebensjahr erfüllen. Die Anmeldung sämmtlicber Kinder 'hat vom 11.—15. Februar, Vormittags von 10—12 und Nachmit tags von '/,2—V,4 Uhr bei dem Unterzeichneten zu erfolgen und es sind daher die nöthigcn Nachweise über Geburt, Impfung und Confession bez. Religion der Kinder vorzulegen. Gohlrs, den 5. Februar 1878. I. Lotzc, Schuldirector. Gewerbekammer Leipzig. veßentliche Sitzung Montag, den 11. Februar a. e-, Nachm. 4 Uhr im Kammerlocale Reukirchhos IS. I. Tagesordnung: 1) Registranden-Vortrag. 2) Bericht des Ausschusses für Gewerbeaesetzgebuug, die Petition vom Verbände deutscher Bau- gewerksmerster und vom Verein selbstständiger Handwerker und Fabrikanten an den Reichstag betreffend. 3) Bericht des Herrn Oehler über den Verlauf der Delegirtenversammlung in Frankfurt, die Reform des deutschen Creditwesens betreffend. 4) Wahl eines Mitglieds an Stelle des freiwillig ausgeschiedenen Herrn Stadtrath M. Krause. Leipzig, den 2. Februar 1878. Die Gewerbekammer. Otto Klemm, stellt). Vorsitzender. Herzog, Secr. Städtische Gewerbeschule. Der Unterricht des Sommer-Semesters beginnt Montag den 29. April v. die Kurse der Tagesschule mit wöchentlich 38 Unterrichtsstunden Bormittags 7 Uhr. die Kurse der Abendschule mit wöchentlich 14 Unterrichtsstunden Abends 7 Uhr. Anmeldungen zur Aufnahme sind im Schulgebäude, östlicher Flügel der 3. Bürgerschule, Grimma'scher Steinweg Nr. 17/18, täglich zwischen 11 und '/,1 Uhr bis 15. Mär, o. zu bewirken. Nach Ablauf dieses Termines eingehende Anmeldungen zum Eintritt in die Schule können nicht berück sichtigt werden. Leipzig, am 9. Februar 1878. Die Direktion der städtischen Gewerbeschule. Nieper, Prof. Realschule 1. Ordnung. Anmeldungen neuer Schüler für Ostern d. Js. werden Dienstag den 12.. Mittwoch den IS. und Donnerstag den 14. Februar Vormittags von 8 bis 11 Uhr und Nachmittags von 3 bis 5 Uhr gegen Vorzeigung des Taufzeugnisses oder Geburtsscheines, des Impfscheines, eines Schulzeugnisses oder der letzten Sckmlcensuren von mir entgegengenommen. Die «nfnahmeprüfung wird Freitag den 1 März von früh 8 Uhr au stattfinden. Leipzig, am 4. Februar 1878. Giesel. /1u88erür«lentllel>tz 8ltt«iiL äes LrrtÜelwil lierlrk8verelu8 I*r«1t»x, 4«» IS. kobraor, 8 Vbr, kromonackon»»»! cker L«ntr»II»»1I«. Taxvsorcknanx i 1) Vorlrsg de« Herrn 8sn-U. vr. I,. k'ürüi: ^.lieber ärrtlicke Keet,i88c1mtrvereine mii keünnderer 8erietnmg sus Leipri^er VerI>»Ilm88e". — 2) Vortr»^ de8 Herrn ker.-^rrtes l)r. 8iexe> ...Uitlkeilungen über Iinplergekm8jie des dabre» 1876 im I.snäderirtze Leiprig". — (Ilie >VskI rum 0e8unäkeit8»u88«ku88 findet am 19.»«!. !il. 8t»tt.) Ür. klos». Leipzig, 9. Februar. Die politischen Ereignisse drängen sich mit kaum dagewesener Fülle und Schnelligkeit auf und durch einander. In Berlin ist der Reichstag zusammen- getreten und ganz Deutschland blickt mit Span nung auf feine Vertretung und auf die Gestalt des Reichskanzlers, von dessen Rückkehr es entscheidende Worte und Thatcn, die Klärung der inneren Wir ren, die Lösung organisatorischer Lebensfragen er wartet. In Rom ist im neunten Pius nicht nur ein Papst, sondern zugleich der letzte König des Kirchenstaates gestorben; die Cardinäle sind zur Papstwahl in den Vatikan geeilt, und ihrem auf lange hinaus bestimmenden Ansspruche sieht die katholische, sieht die gesammte gebildete Welt mit Ungeduld entgegen. Gleichzeitig aber ist das erschütternde Drama im Osten unter stürmischen , Anzeichen in seinen letzten Act getreten. Der Kriegsschauplatz, der bisher die Scene bildete, ist in den Hintergrund geschoben; die Bühne zeigt ein friedliches diplomatisches Cabinct, aber mit Aussicht auf die See, auf der sich Kriegsschiffe tummeln; Rußland steht noch auf den Äretcrn; aber an Stelle der Pforte, die seitwärts getreten, sicht es jetzt England wider sich hcranzieben, und auch Oesterreich tritt zögernd ans der Coulisse hervor. Obwohl eS sich nicht bestätigte, daß die Russen Konstantinopel besetzt haben, hat das englische Parlament doch die Creditsorderung mit sehr ansehnlicher Mehrbcit (mit 328 gegen 124 Stimmen) bewilligt. Der Schatzkanzler gab noch in letzter Stunde der Forderung Nachdruck, indem er darauf hinwies, daß die Russen zwar nicht Konstantinopel selbst, aber doch die Verlbei- digungslinien dicht davor in ihrer Gewalt haben, durch welche sie jenen Platz vollkommen beherrschen. In der That sind die Stellungen, in welche die Russen auf Grund besonderer Abmachungen mit der Pforte eingerückt sind, thcils nur zwei Tage Märsche, tbeils sogar nur einen von Konstan tinopel entfernt, und dieses ist daher so gut wie besetzt. Der Czar hat zwar bis jetzt sein Wort gehalten, aus den Einzug verzichtet und er klärt, daß er zu diesem nur im äußersten Nothfalle schreiten werde. Da aber der letztere, d. h. der Ausbruch von Unruhen in Konstantinopel, welche Leben und Eigenthum der Christen gefährden wür ben. jeden Augenblick eintreten kann, so hat die englische Regierung, um einer einseitig russischen Besetzung der Bosporusstadt vorzubcugen, die Flotte in die Dardanellen einlausen lassen. Ein Zusam menstoß wird hieraus zunächst nicht entstehen; denn Rußland, das an eine Besitznahme von Konstanti nopel nicht denken kann, hat bereits früher eine solche gemeinsame Besetzung von Konstantinopel ge wünscht und voräuSgesagt. Dem Beispiel England- dürften sek">^r>)oz auch Italien, Frankreich und z»vardmal B o und so würde daS Vorspiel der von 32 j Eonscrenz sich nicht auf trockenem Wege, sondern zur See, im Marmara-Mcer und in den Darda nellen abspielen. WaS sich aber aus diesem Flotten-Stelldickein entwickeln wird, ruht noch in der Zeiten Schooß. Wir geben die Hoffnung noch nicht auf, daß ungeachtet dieser maritimen Action die Eonferenz zu Stande komme. Die heute bekannt gewordenen Friedensbedingungen Rußlands lasten im Allgemeinen die von uns erwartete Mäßigung nicht vermissen; unbestimmt, vieldeutig und darum beängsti gend sind nur die Bestimmungen über die russische Kriegsentschädigung (in Geld oder Land oder sonstwie) und über das Schicksal der Dardanellen, bezüglich deren die Pforte auf den „Schutz der russischen Interessen" bedacht sein soll. Die Be dingungen sind jedenfalls discutirbar, und wenn Rußland den Bogen nicht allzu straff spannt, wenn cs nickt auf die Einsetzung eines russischen Fiirsten in Bulgarien und aus die Ausschließung der anderen Mächte von den Meerengen ausgebt, so wird England trotz der entschiedeneren Haltung, die es jetzt annimmt, Oesterreich nickt mit sortzurcißen, aus seiner Jsolirung nickt herauszukommen ver mögen. Das englische Parlament bewilligt wohl einen Sechsmillionen-Credit zum Einlaufen der Flotte in die Dardanellen; aber vor die Frage eines Krieges gestellt, den es dann allein mit Ruß land zu führen hätte, wird es sich zweimal und zehnmal besinnen. Die Sperrung der Dardanellen zu Gunsten Rußlands verletzt nicht nur englische, sondern überhaupt europäische Interessen; darum kann Rußland eine solche Forderung nicht stellen. Die Oefsnung der Dardanellen schädigt zwar einigermaßen vie englischen Interessen; aber um ihretwillen allein wirb der britische Löwe sich nicht in einen Krieg stürzen. Tagesgeschichtliche Aeberficht. Letpzt«, 9. Februar. In größerer Zahl als vielleicht jemals zuvor hatten sich die Mitglieder dcrnationalliberalcn Fractioncn des Reichstags und des Landtags nebst einem kleinen Kreise geladener Gäste am Donnerstag im Saale deS Englischen Hauses zu einem festlichen Mahle vereinigt. Das Ge fühl, daß die Nation an einem bedeutungsschweren Wendepunkte ihrer politischen Entwickelung ange- lanat sei, gab der Versammlung ein gewissermaßen ernstes Gepräge. Der Präsident des Reichstags, Herr v. Forcen deck, der gleich dem ersten Vice- präsidcnten, Freiberrn v. Staussenberg, und dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Herrn v. Ben nigscn, der Einladung seiner politischen Gesinnungs genossen gefolgt war, brachte, dem guten alten Brauche gemäß, in einem kräftigen Trinkspruche dem Einiger Deutschlands, Kaiser Wilhelm, die Huldigung der versammelten dar. Dann feierte Herr v. Benda die anwesenden drei Präsidenten, die Versickerung hinzufügend, daß die nationalliberale Partei in mitten der gegenwärtigen schwierigen Lage nur mit um so unerschütterlicherem Vertrauen zu ihnen stehen werde. Im Namen der Präsidenten dankte Herr v. Bennigsen. Seine Rede, formvollendet und fcingegliedert wie immer, ein oratorisches Meisterwerk und dabei doch vom ungezwungensten Humor durchzogen, gab dem Feste recht eigentlich seine Bedeutung. Nicht „Enthüllungen" über un bekannte Dinge brachte sie, sie war eine Betrach tung über offen zu Tage liegende Tbatsacken. Aber grade die Hervorhebung dieser Tbatsachen und ihre energische Bekräftigung durch die Ver sammlung ist im gegenwärtigen Augenblicke auch ein Programm. Der Redner bezeichnte cs, nachdem er für die freundliche Begrüßung und das stets bewährte Vertrauen der alten politischen Freunde gedankt, als eine glückliche Fü gung , daß die Volksvertretungen des Reiches und Preußens an der Grenzscheide ihrer Wirksamkeit alljährlich einmal einige Tage nebeneinander ver sammelt sind. Es ist ja die unvermeidliche Folge alles angestrengten Arbeitend innerhalb eines be stimmt begrenzten Kreises, daß sich dem Auge das Maß der Dinge verschiebt, daß die eigenen Ausgaben und Leistungen alles Andere weit zu überragen scheinen. Da ist es denn ein wahrer Segen, wenn man ab und zu durch die Berührung mit Anderen aus dem engenGcsichtskreiseheransgehoben wird unddamit die Einseitigkeit des Urtheils eine heilsame Berichti gung erfährt. Das ist der unleugbare Nutzen, der dem Nebcneinandertagen der Parlamente trotz aller Widerwärtigkeiten innewohnt. Für die Harmonie zwischen demj Reichstage und dem Landtage des größten Einzelstaats ist diese unmittelbare Be rührung von größtem Werthe. Und diese Harmonie zu erhalten, wirb allezeit eine der ersten Pflichten aller Freunde deS Reiches sein müssen. Der un gestörte Einklag zwischen dem Reich und Preußen — das in der That ist daS Hauptproblem der innern deutschen Politik. Ob die Regierungen in dieser Beziehung stets das Richtige gewollt und gethan, ist nickt ganz außer Zweifel; der Redner konnte sogar die Befürchtung nicht unterdrücken, daß die nächste Zeit vielleicht dazu zwingen könne, in diesem Punctc den Finger auf dw Wunde zu legen. Was dagegen den Antheil der Parlamente an der Erhaltung beS Einklangs anlangt, so spricht das gute Vcrhältniß zwischen Reichstag und Landtag für sich selbst. Zu danken ist dies Vcrhältniß in erster Linie der na tionalliberalen Partei. Wie dieselbe vor 1866 die Interessen Preußens und der deutschen Nation auf agitatorischem Wege in Einklang zu setzen, wie sie diesen in der Natur begründeten Einklang klarru- ftellen und zu befestigen bestrebt gewesen ist, so hat sie das gleiche Ziel nachher in den beiden großen legislativen Körperschaften unausgesetzt praktisch verfolgt. In diesem Gedankenganae etwa bewegte sich der Redner, und er schloß mit der zu versichtlichen Hoffnung, daß die nationalliberale Partei im Reiche wie in Preußen in jenen» Be streben auch fernerhin und gerade in der gegen wärtigen Zeit treu und stark geeint bleiben werde. Die begeisterte Aufnahme, welche dieser Toast in der Versammlung fand, bewies am besten, daß die nationalliberale Partei ganz Deutschlands der ent scheidungsschweren nächsten Zukunft in vollkom mener Einmüthigkeit entgegengeht. — Der an geregten Stimmung gab alsdann der RcichStags- abgeordncle Bamberg er beredten Ausdruck. In seiner geistreichen Weise zog er gewisser maßen gleich die praktische Nutzanwendung aus den Bcnnigscn'schen Worten und brachte dem preußischen Abaeordnetenhause sein Hoch. Abg. v. Svbel sprach der Presse seine Anerkennung für die Unterstützung der Thätigkeit der Volksvertre tung aus, worauf Abg. Meyer-Breslau, Ches- Redacteur der „Scblcstschen Presse", dankend er widerte. Der von ihm auSgebrachte Toast auf die deutsche Dichtkunst gab dem als Gast anwesenden Berthold Auerbach Veranlassung zu einem kernigen Trinkspruche, in welchem er, als Ergänzung der Liebe zum Vaterlands, die Treue zum Vater lands leben ließ, jene Treue, die auch inmitten der tausend kleinen Widerwärtigkeiten des Alltagslebens unentwegt ihre Schuldigkeit thut. Auch der Frauen wurde natürlich nickt vergessen; der Abg. Schl 8 ger ließ es sich nicht nehmen, wie immer, dieser Ritter pflicht zu genügen. In einigen Blättern wurde behauptet, der Kaiser hätte auf die Absicht, in Person den Reichstag zu eröffnen, auf Grund wichtiger poli tischer Erwägungen verzichtet. Dagegen versichert man von ofsiciöser Seite, daß die angegebene Absicht überhaupt nicht gehegt worden, wie es denn über haupt seit langer Zeit Brauch sei, daß der Kaiser persönlich die Parlamente nur bei Beginn einer neuen LegiSlatur-Periode, oder wenn bedeutenden Gegenständen der Nachdruck bedeutender Worte aus den, Munde des Monarchen gegeben werden soll, eröffne. (Ist denn aber die Reichskanzlerfrage kein bedeutender Gegenstand'?) Nach der „Weser-Zeiturm" war bereit- für Sonn abend der Beginn der Berathungen der Bundes- raths-Ausschüsfe über die Stellvertretung«. Vorlage angesetzt; doch dürfte die Berathung in Folge der Erkrankung des Staatssecretalrs der Justiz, vr. Friedberg, einen Aufschub erleiden. Der „Hannoversche Courier" nimmt Anstoß daran, daß die deutsche Thronrede zwar eine Vorlage über die Verstärkung der eigenen Ein nahmen des Reiche- ankündigt, aber von Steuer- Reformen vollständig schweigt. „Soll, fährt er fort, dem Reichstage mit den Reform-Ideen eine Ueberrascbung bereitet werden? Er hat sich schwer lich einer solchen, die irgend welchen Werth hätte, ru derseben, und das Schicksal der angekündigtcn Vorlagen zur „Verstärkung der eigenen Einnahmen
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