Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187802193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-02
- Tag1878-02-19
- Monat1878-02
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1878
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
,küsste und M die feinen to. erlitten, «» Et», bi» den stellten ra», in der täten kaum ldMayonne tzen waren «ich «ottrr ck Hilden vett SS bis !rmg«ndften .in Lille, »egend von Frr»., ohne mehrt, und r m-'feinei: 4-Ä1Krcs. n schwarzen chsmarkt in Geschäft still ochenumsatz b Getreide » mehrfach mrna. In den Preise . An Hol irößere Zu- Am Rhein »as besserer ter her B« and zeigten cbavertscben UMgen, die Oesterreich schließlich loggen ,u iev, Gerste auf letzt- itteldeutsch i berichtet, ileich festere lagen sehr loch groß«', hnen. Die sn gebessert »enz. Die :m Einfluß :rl Zurück- mscheinend ^ Frühjahr el, Warthe chtet wird, ericht von neter: 88». Getreide ieginn des hon etwas Nacbgeben nkten Ver- twäs, und ch bis zum . Weizen aber dabei sich knapp, nur wenig Spiritus »och schloß b Qualität weiß poln. SO«'/, ^ Zuni-Iuli nach Qua- Bahn bez., c Februar bez., per 145'/, b Qualität Qualität -137 >i, >—135 >«, —137 Bahn bq., 139'., t nach «, Futter- rrt. > 1: 86.50 ^l, do. 0 rutto incl. 30.10 .4k er März- S bez., i 30.3k .10 , Rübsen > «S.5 ^t, >9 -»l, per ni 68.8 1 w 84.8 ^li, Februar- t-Oktober is 34.6 ; 51.8 it Ueber 51.S ^t ^ bez., ser Iunr- i-August »eptemver rr. Kün- tzebruar Weizen Gerste - Safer ckm». em. lM. Erscheint täglich früh «V. Uhr. Uchattt»» «ch Grpebttte, JohauuiSgafle SS. LorrSck»»»,, »er Le»««»»: vonmttagS 10—12 Ubr. Nachmittags 4—6 Uhr. der stir die nächst- Rtmtmer bestimmten „ a« Wochentage« bis 8 Ustr «mstmlNag», an Eouu- «»» Festtt^u frsttzdtS '/.v Uhr. I> »e, Fütaleu fdr Ick Zt,«h»c. Ott» Klemm. UuiverfitätSstr. 22, MiMger „T agrl, lall Anzeiger. OtM fir Politik, Localgeschichte, HaudelS- md GrfchäMake-r. Mch-ge 1S.»üv. Lbonoementoyrri» viertelt. ^/.VL. incl. vrinzerloh« b Ml., bmrch die Post bezogen » Mt. Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 1« Vf. Lebstbrrn für Lxttadeilag» ohne Postbefvrdenmg SS Mt. mit Postbesürdrruug 4b Mt. Justmte Laesp. Pttrtzalc 2tz Ps Größe« Schriften laut nnsercu, Prei-ver-eichlllt. labellarischer Satz «ach hbherrm Loris. Lertame« «Uer »cm »«»«rstonechtch bi« Spaltzrile 4« W. Jnsem«, sind stet» an d. «w«»st«w zu sende». — Rabatt »irb nicht gegeben. Zahlung praonnmaranäo oder durch Postvorschuß. 50. Di«»Stag den 19. Februar 187t>. 72. JahkgMg. Bauplatz-Verkauf. Wir beabsichtige» den der Stadtaemeinde gehörigen, an der linke« <Eütz>) Gelte de- nach der Schwimm anstalt führenden Traktes der Gchrenerftraste rechts von der Plagwitzer Straße an dem Einflüsse deS Kuh- stranawasserS in die Elster gelegenen vanplatz Nr. 7 deS bettessenden Parcellirungsplanes, Parcelle Nr. 3593 deS FlurvuchS, von 87Ü« ÜE«e« --- 1268 lü Meter Flächengehalt aus freier Ha»« zu Verkaufe«. Die BerkausSbedingungen nebst Situation-plan liegen in unserem Bauamte (Rathhaus, 8. Stockwerk) zur Einsichtnahme aus und sehen wir bezüglichen Kaufsosserten entgegen. Leipzig, den 15. Februar 1876. Ger Natt «e» Et»«t «et«»t,. vr. Tröndlin. -erutti. Holz-Auction. Mittwoch Ve« SV. Februar ». o. sollen voy Vormittag- v Uhr an im Burgauer Forstreviere ca. stv Abraumtzaufeu, sowie ISO Lanahausen, darunter SS starke eichene Durchforstuusstzause«, unter den an Ort und Stelle öffentlich ausgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung au den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: im verschlossenen Hülse, tzi»ter «em «e«e« Gchütze«tz«»se t» »er Nähe «er rhürtnger Eisenbahn. Leipzig, am 11. Februar 1878. Des Natt« Aorst-Lezmtatio». Katholische Schule zu Leipzig. Nächste Ostern find alle diejenigen Kinder, welche den 3O Mär, d. A das sechste Lebensjahr erfüllen, der Schule zuzuführen; auch werden auf Wunsch der Eltern rc. die Kinder ausgenommen, die das sechste Lebensjahr den 30. Juni d. I. vollenden. Die Anmeldung der betreffenden Kinder ist vom 4. bis v. März d. I., Vormittags von 10—18 Uhr, in der Expedition deS Unterzeichneten unter Vorlegung des Geburts- oder TaufzeugniffeS und de- Impfscheines zu bewirken. Leipzig, den IS. Februar 1878. I. Ltb««»N. Schuldirektor. 8L1LUILA äes ärLtlielien L62Lrk8V6rein8 <1er 8taät Vlvuutaz, Sv« IS. kvdraar, ^dvaä« 8 vdr, tu» 8«u»Iv ä«r Lrutva vvrxeraeduls. I»»»»aräuu»Ur 1) v»t»l rveier Aitglieäer rum gkinieektea Xu88etn»8» kür öüealliede 6e8aaäkeit8püege. — S) Xat/ND se, Vr» ttvl««», Sie XuMkruag Ser 8e8evlk88e Se8 diLraberger ^errleMge« detr. — 3) öeiiekt Se, Xa«et»U8^» kLr LtaoSescwgelegenkeitea über einea von Ser »IsgSedurger l,edea8versickerui»gs-6eseU,cb»kt tte»»ebt«a Voraedl^r. — 4) lieferst, S», »rrtlieke Loiresp.-KIstt detr. vr. kl»W. LriPzist. 18. Februar. Wir empfangen auS Berlin von gut unterrich teter Seite folgende Mittheilungen über die auf Dienstag angesetzte Orient-Interpella tion: Wohl nur selten ist die allgemeine Spannung auf Verhandlungen im Reichstag so hochgradig ge wesen, wie da- vermalen in Bezug auf die Beant wortung der wegen der deutschen Orientpolitik im Reichstage gestellten Interpellation seitens de- Reichskanzlers der Fall ist. Diese Angelegenheit bildet jetzt allgemein hier das Tagesgespräch, die Gesuche um Einlaß auf die Zuhvrertribünen sind bei dem Präsidium des Reichstages so massen haft eingegangen, daß dasselbe zu außerordent lichen Maßregeln sich veranlaßt gesehen hat. Für den DienStag treten die aus diese Zu lassung für ^gewöhnlich bestehenden Bestimmungen außer -rast «nd e» haben die Abgeordneten auf ihr Recht. Personen ans die Tribünen führen z» können, Verzicht leisten müssen. Sämmtliche Sitz- Plätze find nmnerirt worden und eS werden die selben ebenso wie die Stehplätze von dem Prä sidium nach dem Stärkeverhältuiß der Parteien des Hause- an die von den einzelnen Abgeordneten angemeldeten Personen, soweit eben die Plätze aus- reichen, vertherlt. Diese Anmeldungen sind aber Mitte voriger Woche schon so zahlreich gewesen, daß nur em sehr kleiner Theil wird Berücksich tigung erfahren können. Ohne Zweifel werden sich viele der wegen der Hochzeitsseierlichkeiten am Hofe gegenwärtig in Berlin aufhältlichen fürstlichen und sonstigen hohen Persönlichkeiten unter den Zuhörern vesinden. ES ist nun freilich noch nicht absolut gewiß, ob die Beantwortung der Interpellation» durch den Reichskanzler auch wirk lich am DienStag geschehen wird. BiS jetzt ist allerding- die größere Wahrscheinlichkeit dafür vor handen, daß Fürst Bismarck sofort, nachdem die Begründung der Interpellation erfolgt sein wird, antwortet; indessen eine Bürgschaft in dieser Be ziehung läßt sich bei der noch unbestimmten poli tischen Lage nicht geben, und es können im letzten Augenblicke Verhältnisse eintreten, welche den Reichs kanzler bestimmen, in der Sitzung nicht zu erschei nen und die Abgabe seiner Erklärungen zu ver zögern. WaS da« Wesen der Interpellation selbst be trifft, so kann eS keine«, Zweifel unterliegen, daß deren Zweck nicht allein darin besteht, der Nation einigen Aufschluß über die Ziele der deutschen Po litik in der iOrientfrage zu geben, sondern daß da mit namentlich auch eme unzweideutige Aussprache nach denjenigen Punkten hin verknüpft sein soll, von wo der Erhaltung de- europäischen Friedens noch Schwierigkeiten bereitet werden. ES gilt als sicher, daß einer dieser Punkte Petersburg ist, und man wird in der Annahme wohl nicht fehl greise», daß die Erklärungen deS Kanzlers in er kennbarer Weise an da- russische Cabinet mit adressirt sein werden. ES habe« sich in den letzten Tagen die Anzeichen vermehrt, daß gewisse Maß regln und Forderungen Rußland- ,n den maß gebenden Kreisen der deutschen Reichspolitik als bedenklich und zu weit gehend angesehen werden, und man beaegnet sich in der Auffassung, daß eS zweckmäßig ser, in Petersburg mäßigend auf die dort durch d,e Erfolge der russischen Armeen her vorgerufenen Gelüste einzuwirken. Außer den eigenen Interessen ist e- hauptsächlich Rücksicht nahme auf da- befreundete Oesterreich, welche gewisse freundschaftliche Vorstellungen in der russischen Hauptstadt wohl demnächst Hervor rufen wird. Die deutsche Politik hat niemals so enae Fühlnng zu derjenigen Rußlands genommen, daß sie Alle- gut heißen müßte, waS von der letz teren auSgeht. Auf der anderen Seite aber würde eS auch em Fehler sein, sich in die Auffassung zu versenken, alS ob in unseren leitenden Kreisen neuer dings die Geneigtheit für die Politik und den Standpunkt der englischen Reaierung sich vermehrt hätte. ES ist kein Geheimnis, daß diese Geneigt heit bisweilen unter den Gefrierpunkt za sinken droht«, und die Weigerung de- englischen EabinetS, den Abmachungen deS Berliner Memorandum sich anzuschließen, wodurch der ganze orientalische Krieg hätte vermieden werden können, ist nicht der Ver gessenheit anheim gefallen. In der Presse hat bisher ein Umstand nicht zur Genüge Betonung gefunden. Der Interpellation über die Orientfrage war anfänglich ein gewisser tendenziöser Beigeschmack dadurch verliehen worden, daß man sie in Gegensatz zu der Politik de« Reichs kanzlers brachte. So lange die Interpellation nur auf einer Kundgebung der Fortschritt-Partei allein beruhte, mochte diese Annahme einige Be rechtigung haben, da es nicht zweifelhaft ist, daß ein Theil dieser Partei und d,e von ihm beein flußte Presse mehr oder weniger entschieden gegen jedwede Unterstützung der russischen Politik auslrrtt. Von dem Augenblick aber, wo die Interpellation gemeinschaftliche Sache aller reichstreuen Parteien ,m Reichstage wurde, war jene Auffassung aus geschlossen »nd heute hat dre Interpellation nur die Bedeutung, daß sie den sämmtliche» reichstreuen Parteien die Gelegenheit bieten soll, vor Europa zu bekunden, daß die große Mehrheit deS deutschen Volkes auch mit der Politik seines Kai sers und seines Kanzlers in der Orient frage vollkommen Uoereinstimmt, und die Interpellation soll zur Unterstützung dieser Politik dienen. Bei den Verhandlungen, welche wegen gemein samer Einbringung der Interpellation mit der Fortschrittspartei gepflogen wurden, stellte sich die erfreuliche Thatsache heraus, daß von dieser dem Wunsche der nationalliberalen und der konserva tiven Parteien nicht die geringsten Schwierigkeiten entgegen gestellt wurden; im Gegcntheil, man war sofort mit der gemeinschaftlichen Action einverstan den, und die Einigkeit der Interpellanten ist heute so weit gediehen, daß, falls Bismarck erklärt, er könne die Anfrage noch nicht beantworten ober müsse sich in Bezug auf dieMittheilnng gewisser Verhältnisse Reserve auferlegen, dann von keiner Seite weiter in ihn gedrungen, sondern ihm selbst überlassen werden wird, die geeignete Zeit und Form seiner Aus sprache zu bestimmen. Es möcfen einige sich fort schrittlich nennende Blätter damit nicht einverstanden sein, aber es ist doch wahr, daß zur Zeit in der Fortschrittsfraction des Reichstages derjenige Einfluß maßgebend ist, welcher vom Abgeordneten Hänel ausgeübt wird, ein Einfluß, der aus das Verhältniß der reichstreuen Parteien zu einander nur fördersam sein kann. Ueber die geschäftliche Behandlung der Inter pellation haben sich die Fraktionen dahin ent schieden, daß der Abgeordnete v. Bennigsen sie mit kurzen Worten begründen wird. Je nach den Erklärungen deS Reichskanzlers soll dann die weitere Entschließung gefaßt werden, ob es sich empfiehlt, eine Debatte folgen zu lassen. Vor läufig herrscht im Allgemeinen die Meinung vor, baß die Debatte zu entbehren sei; man wird aber nicht so weit gehen, dieselbe unter allen Umstän den abzuschneiden. Wollen dem Reiche entgegen stehende Parteien ihr Mißvergniigen durchaus äußern, so wird man sie in diesem Beginnen nicht stören, und für die Verhinderung von Skandal wird der Präsident sorgen. Man glaubt nicht, daß das Centrum. dessen Mitglieder sich wegen der mit der Papstwahl verbundenen Verhältnisse augen scheinlich großer Zurückhaltung befleißigen, am Dienstag mit großen Demonstrationen hervortreten werde. AuS obigen Aufschlüssen ersehen unsere Leser, daß die aus anderer Quelle herrührende Mittheilung in unserem letzten SonntagSblatte, wonach in den leitenden Kreisen der deutschen Politik eine gewisse Umstimmung gegen die russische eingetreten sei, nur zu begründet gewesen ist. Ruß land, von feinen Erfolgen fortgerissen, scheint ,n der That eine Woche lang in dem Wahne gewesen zu sein, daß eS die Schwäche der Türkei und die Unkenntniß der übrigen, außerhalb de- Gehejmnisse- gebliebenen Mächte dazu benutzen könne, weit über da- Programm hinauszugreifen, mit dem e- in den Krieg gezogen, und sowohl England alS Oester reich gegenüber, sowohl in der Dardanellen- als in der Donau-und Balkanfrage mit vollendeten That- sachen vor den Congreß zu treten. Inzwischen sind aber der russischen Diplomatie, die — weniger weise, als die deutsche nach dem französischen Feld zuge 1871 — in da- Schlepptau der heißspornigen Krregspartei gerathen war, erst von England, dann von Deutschland und Oesterreich einige Dämpfer aufgesetzt worden. Die Dämpfer haben ihre Wir kung gethan, und so sehen wir heute, am Vorabend der Orientdebatte im deutschen Reich-tage, die Lage fast noch in beruhigenderem Lichte erscheinen, als die- vor dem Eintritt dieser bedenklichen Epi sode der Fall war. Englands Auftreten hat zur Folge gehabt, daß Rußland vor Konstantinopel Halt macht und auf die Besetzung GallipoliS ver zichtet, und England beeilt sich nun seinerseits, einen Beweis seiner Friedensliebe zu geben, indem eS seine Dardaneüenfiotte rückwärts nach der Mundaniabai beordert. Und der Bruck, den — un abhängig von Englack» — Oesterreich und Deutschland auf die Politik de« Ezaren au-übten, macht sich nicht nur in dem ruhigen Verlaufe des englisch-russischen Conflictes, sondern auch in der Promptheit geltend, mit der Rußland jetzt seine Friedensverhandlungen mit der Pforte und das Zustandekommen de- Conaresses zu fördern sucht, dessen zustimmendem, einschränkendem oder verwerfendem Urtheil es seine Abmachungen mit der Türkei zu unterbreiten bereit ist. Damit aber und mit der wohl gleichzeitig ge gebenen Andeutung, daß man in Petersburg nicht daran denke, Oesterreichs Interessen in den Donau- ländcrn zu verletzen, die Donaumundungen in Be- schag zu nehmen, die Grenze des neuen freien Bulgarien allzuweit über den Balkan zu erstrecken und die Dardanellen den übrigen Mächten zu ver schließen, dürfte die Verstimmungsepisode, die in Wien und Berlin gespielt hat, bis aus Weiteres erledigt sein. Rußland weiß jetzt, daß Oester reich wachsam ist und daß Deutschland hinter dem Nachbarstaate stehen wird, wenn dessen Lebens interessen gefährdet werden. Aber auch Oesterreich und England müssen wissen, daß sie in ihrem Drucke auf Rußland nicht zu weit gehen, daß sie es nicht bindern dürfen, aus seinen großen militairischen Erfolgen diejenigen dauernden Vortheile für sich und die slawischen Länder zu ziehen, die sich nur irgend mit den Interessen der übrigen europäischen Staa ten vertragen. Irren wir nicht, so werden sich vie Erklärungen deS Fürsten Bismarck, wenn sie überhaupt die erwähnten Punkte streifen werden, in der anaedeuteten friedengebietenden, sriedentRr- heißenden Richtung bewegen. Sowohl aus Berlin als aus Wien, Paris und London liegen denn auch Nachrichten und Stimmen vor, welche den Friedenshoffnungen aufS Neue Raum geben. Die „Post" zieht auS den ihr zuge gangenen Meldungen den Schluß, an allen Haupt plätzen deS politischen LebenS scheine der Eindruck der zu sein, daß die bisherige Spannung nachge lassen habe und der Friede nicht mehr unmittelbar bedroht sei. Der „Köln. Ztg." meldet man auS Berlin: Bon allen Seiten wird bestätigt, daß die seit An fang voriger Woche trotz der unverkennbar ge spannten Lage in der politischen Welt festgehaltene Fribdcnshoffnung guten Grund hatte. Die Haupt schwierigkeit ist noch immer die Bulgarei, sowohl wegen der Grenzen des von Rußland projectirten autonomen Staates als wegen der beabsichtigten russischen Besetzung. Oesterreich soll sich darüber sehr offen in Petersburg au-aesprochen haben. Man will Grund zur Annahme yaben, daß Graf Andrassy namentlich in diesem Punkte daS Interesse Oesterreichs nachdrücklich wahren werde. Daher die Erwartung, daß Rußland seine Forderung em- schränken werde. Die vor einigen Tagen gemeldete Aussicht, daß die russischen Anhänger einer radi kalen Lösung sich bald etwas wenwer laut ver nehmen lassen würden, hat sich allem Anscheine nach soeben England gegenüber bewährt. Nach den letzten Telegrammen hat Rußland mit Bezug auf Konstantinopel und waS damit zusammenhängt den Conflict nicht aus die Spitze getrieben. Um so mehr erscheint die BorauSsetzung berechtigt, daß Rußland auch in den Punkten, die vorwiegend Oesterreich berühren, Rathschlägen der Mäßigung Gehör geben werde. Die Wiener „Presse" ist gleichfalls friedlich ge stimmt, warnt aber doch davor, den fortdauernden Ernst der Lage zu verkennen; sie sagt: Die jüngste Krise ist ,u einem vorläufigen Abschluß gelangt. Durch Vermittelung Deutschlands wurde der Kongreß als daS ausgleichende Medium in den Vorder grund der Friedensaction geschoben. Nicht die Con- seren», wie Graf Andrassy vorgeschlagen, sondern der Congreß, die höchste Instanz in vSÜerrecbtlichen Dingen. Fürst Gortschakoss will die zwischen Rußland und der Türkei vereinbarten FriedenSvuncte — nämlich die nun erst in Adrianopel endgültig feftzuftellenden — dem europäischen Areopag unterbreiten. Aus dem Congreß sollen nicht die Bevollmächtigten, sondern die Repräsentanten der Mächte in der Person der auswärtigen Minister erscheine» und unmittelbar bezüglich der neuen FriedenSordnung im Orient ihre Entschließungen fassen. WaS ist nun mit dem Kongresse für die mögliche Erhaltung des Friedens, für die definitive Lösung der Orientwirren erreicht ? In diplomatischen Affairen ist die Form nicht selten identisch mit dem Wesen der Sache. Der Congreß ist allerdings nur eine Form für die künftige Vereinbarung; aber angesichts der Krise, die wir eben durchlebten, ist mit dieser Form auch ein bedeutender Erfolg in der Sache er rungen. Rußland wurde zum Geständniß seines begangenen Fehlers gebracht. Rußland entsagt wieder der Rolle, die es sich angemaßt, der Rolle des alleinigen Hebers und LegerS der Orientfragen. Rußland anerkennt, indem es den Congreß acceptirt, die Verpflichtung, Europa in jenen Punkten zu befragen, welche europäische Interessen berühren- Rußland unterzieht somit seine eigenen Entschließungen hinsichtlich der Friedensaction der Beurtheilung und Zustimmung des europäischen Conccrtes. Es ist hiermit eine nicht zu unterschätzende Korrektur in der schwierigen Sachlage eingetreten, wie sie durch Rußlands Vorgehen in den letzten Wochen war ge schaffen worden und wir können den Leiter unseres Auswärtigen Amtes zu dem Resultate, welches er durch seine muthige Initiative in diesem kritischen Momente erreicht hat, nur aufrichtig beglückwünschen. Aber so sehr wir selbst jeden frischen Friedensodem, der die Welt durchzieht, mit Freuden begrüßen, und so sehr wir selbst bemüht waren, in den letzten Tntzen vor allzu sanguinischen Kriegsgelüsten ernstlich zu warnen, so können wir doch, wollen wir nach jeder Seite hin aufrichtig sein, heute noch nicht in jene Friedens- Hymnen einstimmen, welche vielleicht von Sanguini kern anderer Art und Farbe zu Ehren des nun ge sichert scheinenden Congresses werden gesungen werden. AuS London endlich weht heute ein milderer Wind alS die ganzen letzten Wochen hindurch. „TimeS", „Daily News" und „Standard" betrachten die Lage viel friedlicher und glauben, daß die Kriegsgefahr vorläufig abgewendet sei. „Standard" glaubt, daß die Rückbewegung der britischen Flotte nach der Mundaniabai die Bereitwilligkeit Ruß land-, von der Besetzung KonftantinopelS ab;«' sehen, zur Folge gehabt habe. Tagesgeschichtliche liederlicht. trelPGl,, 18. Februar. Im Reichstage war man am Sonnabend allgemein über das gesnnde AuSsehen de« Fürsten BrSmarck erfreut. Der Fürst begrüßte bei seinem Eintritt zunächst den Schriftführer de- Hauses, den Abg. Weigel, ferner seinen als BundeS-Eom- miffar anwesenden Leibarzt, Geh.-Rath vr. Struck, und begab sich dann zum Grafen Moltke und znni Präsidenten v. Forckenbeck. Im Saale selbst war er etwa 20 Minuten anwesend. Sodann hatte er mit dem Abg. v. Bennigsen, dem Präsidenten deS Abgeordnetenhauses, in seinem Konferenzzimmer eine Unterredung, welche Über eine Stunde währte, worauf er zu Wagen, wie er gekommen, da- Haus verließ. Daß daS Vorgehen Rußland- in jüngster Zeit in Berlin verstimmt bat, bestätigt neben der „Post" auch die „Kreuzzcitung", welche schreibt: „In den Zeitungen finden sich gegenwärtig An- deutungen Über eine hier vorhandene ernstliche
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite