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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187803146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-03
- Tag1878-03-14
- Monat1878-03
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1878
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Rrbattio» mi> Lttudttti» JohanniSgasjr 38. -prrchLuoirn der Ntdactiou : VorinittoqS lv—12 Uhr. Nachmittags 4—k Uhr. »«ruchine der für die nächst- tuende Nummer bestimmten Jmeratr an Wochentagen bw 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- and Festtagen früh bis '/,S Uhr. 1» »e« Flliate, fSr Z,s. LmrHme: VN» Klemm. Univerfitätöstr. 2r. Y0»t< Läsche.Katharinmstr. 18, p. m»r bis V.8 Uhr. Tagrbial! Anzeiger. drM für Politik, Localgeschichtt, Handels- wd Geschäftsverkehr. Attflage 15,S0«. Ztt>!>nnemr«»»rrrt» viertelt. e'/.ML, mcl. Brinqnlobn b durch die Post bezogen >> Mi. Jede emzclnt Numn»er 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Nebllbreu für Extrabeilagen ohne Postbeivrderung :r« Vti. mit Postbe'brderung 4ü DL Ziistrate Sgesp Petitzeüe 20 Pf. ÄriHere Schriften laut unserem PrriSverzeichnitz.—Labellarifch« Satz nach höherem Tarif, »retmar, »ater de» »edarttovchrtch di« Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. trpedMm» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoaaiaanmä» oder durch Postvorschuß. 73. Donnerstag den 14. März 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Wir lasten gegenwärtig die Lage und Beschaffenheit der Sttaßenscbleußen der inneren Stadt durch unser Bauamt untersuchen. Um bei dieser Untersuchung feststellen zu können, ob die Kellersoblen der anstoßenden Gebäude nach den Schleusten entwässert werden können, ist es nothwendig, die Tiefen aller Keller der Häuser der inneren Stadt messen zu lasten. Zu diesem Zwecke ersuchen wir die Besitzer und Administratoren von Grundstücken, den mit jenen Messungen beauftragten Personen, welche von unserem Bauamte ausgestellte Legitimationsschein« bei sich führen werden, den Zutritt zu den Grundstücken und Kellern gestatten zu wollen. Leipzig, den 4. März 1878. Der U«th Der Stabt Leipzig. vr. Georgi. Messerschmidt. Bekanntmachung. Bom 3. August d. I. an ist von uns ein Hölzel'sches oder HittzlscheS Stipendium im Bettage von 188 Mark jährlich auf vier Jahre an einen hiesigen Studnenden zu vergeben und zwar zunächst an einen solchen, welcher den Namen Hölzel oder Hölzl führt und von ehelichen Eltern geboren ist, in besten Ermangelung aber an einen hier studirenden Leipziger Bürgers- und Handwerksmeisters-Sohn, bez. an ein Annaberger Stadtkind. Wir fordern diejenigen hiesigen Herren Studirenden, welche sich in einer dieser Eigenschaften um das gedachte Stipendium bewerben wollen, auf, ihre Gesuche schriftlich unter Beifügung der erforderlichen Zeug nisse bis zum 31. d. M. bei uns einzureichen und bemerken, daß später eingereichte Gesuche unberücksichtigt bleiben müssen. Äipzig, am 5. März 1878. DerNath derStadtLetpriA. llr. Georgi. Stöß. Bekanntmachung. Zwei auS einer Stiftung von Heinrich Wiederkehrer, sonst Probst genannt, vom Jahre 1511 berrührrnde Stipendien für Studirende auf hiesiger Universität, im Bettage von je 31 L8 H jährlich, sollen von Ostern d. I. an auf zwei Jahre vergeben werden. Hierbei sind nach einander zu berücksichtigen: 1) Wiederkehrer'sche Verwandte aus WillandtSheim, Jxhofen »der Ochsenfurt, Li dergleichen auS dem Bisthum Würzburg, 3) Studirende aus den Ländern, deren Angehörige die ehemalige Bayerische oder Meißnische Nation auf hiesiger Universität bildeten. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich in einer der gedachten Eigenschaften um eine- dieser Stipendien bewerben wollen, auf, ihre Gesuche sammt den erforderlichen Bescheinigungen bis zum SO. dieses Monats schriftlich bei uns einzureichen; später eingehende Gesuche müssen für diesmal unberück sichtigt bleiben. Leipzig, am 5. März 1878. Der Rath ber Et«bt Leiprt«. vr. Georgi. Stöß. Bekanntmachung. Die von uns zur Submission ausgeschriebene Lieferung und Verlegung von Trottoirplatten und Gram schwellen vor der höheren Töchterschule auf dem Scklettervlatze ist vergeben und werden die unberücksichtigten Herren Submittenten daher ihrer Offerten hiermit entlasten. Leipzig, am s. Mär, 1878. Der »«ttz der Stadt Lelptt». vr. Georgi. Wangemann. Leipzig. 13. März. Der junge König Humbcrt ist nicht auf Nosen gebettet. Kaum zwei Monate trägt er die Krone von Italien, und schon fallen ihm bittere Tropfen in den Becher der Herrscherfreudcn. Seiner Ver sicherung gemäß, ein streng konstitutioneller Monarch sein zu wollen nach dem Vorbilde seine« entschla fenen Vaters, enthielt er sich bei feinem Antritte jede- Eingriffs in die Reaierungsmaschine und beließ da- aus der liberalen Mehrheit der Deputirten- kammer hervorgeqanaene Minister ium Depre- t i« im Amte. Ao schien es, als ob die Stetigkeit der Entwickelung im politischen Leben Italien- trotz de- bedeutsamen Zwischenfalle«, der durch den Tod Victor Emanuel's cinaetretcn war, nicht gestört werden sollte. Aber kaum hatte sich der Sarg deckel über der Leiche de- ersten Königs von Italien geschloffen und noch hatte der Thronerbe da- Par iament nicbteröffnet. als auch schon der Zerbröcklungs- proceß inncrhaib des Ministeriums begann. Die Gegner desselben, die theils in der conservativ- liberalen Rechten (Consorteria), theils auf den Bänken der äußersten radikalen Linken saßen, nahmen geschäftig ihre Bohrversuche wieder auf und brachten nicht ungeschickt eine Skandalgeschichte aus dem Privatleben Crispi's, des erst kürzlich ««getretenen Ministers des Innern, aufs Tapet — eine Geschichte, wie sie eben nur in katholischen Ländern passiren kann, wo die Ehe ein „Sakra ment" und Scheidung fast ein Ding der Unmög lichkeit ist. Crispi konnte sich von dem Verdacht einer Doppelehe nicht reinigen, und so fiel infolge dieses unglückseligen Fehltrittes ein Mann, um dessen im klebrigen vorwurfsfreie Persönlichkeit und um dessen Talent es wirklich schade ist; Deutschland, dem Crispi sehr gewogen war (wie sein jüngster Besuch in Berlin zeigte), hat den frühen Untergang dieser staatsmännischen Kraft noch ganz besonders zu bedauern. Einen Augenblick sah es aus, alS ob Crispi seine Collegen nicht mit in seinen Sturz verwickeln würde; aber sehr bald kamen auch diese «s Wanken. Der am weitesten nach links nei- zmden, dem Ministerium Depretis nur halb er gebenen Gruppe der Kammermehrheit, an deren Spitze Cairoli steht, war es noch vor der Eröff nung des Parlament« gelungen, ihrem Führer zur Präsidentschaft zu verhelfen. DaS Ministerium er blickte hierin ein Zeichen deS Mißtrauens und reichte noch vor der Eröffnung seine Entlastung ein. Der König vertagte die Entscheidung biS zum eigent lichen Vollzüge der Wahl, und als diese mit großer Mehrheit für Cairoli entschied, genehmigte er den Rücktritt des Ministerium-, da- jetzt nur noch ^itweilig und bis zum Eintritt eine- neuen CabinetS die Geschäfte verwaltet. Die Bildung diese« neuen Cabinets macht aber große Schwierig keiten. Der König hat dem konstitutionellen Brauche entsprochen und den Vertrauensmann der r»m Siege Gelangten, Cairoli, mit der Neubildung l> traut. Cairoli ist ein Radikaler; seine Neigungen und Verbindungen sind weit mehr republikanischer, «!S monarchisch-konstitutioneller Art und es wird ih« schwer werden, die verschiedenen Schattirnngen der Linken, die sich zur Opposition um seinen Nnmen gesammelt, nunmehr auch zu positiven Regierungszwecken um sich zu schaaren und unter einen Hut zu bringen. Die Zerfahrenheit der liberalen Mehrheit ssi im italienischen Parlament noch viel ärger alS im deutschen, und auch Cairoli wird jetzt erfahren, daß daS Regieren denn doch viel s-tüverer istals daS Negiren. Schon der erste Schritt ui die Regierung stößt auf Schwierigkeiten und Rücksichten, deren der Parteimann, der von unten 8er Opposition macht und für die Ausführung nicht ^rantwortlich ist, nicht zu achten braucht. Die Zweifel an der Möglichkeit eines Cabinets Cairoli haben denn auch zu der Annahme geführt, daß die jetzige Krisis sich ,m Kreise drehen und auf- Neue Depretis an die Oberfläche treiben werde, dessen gemäßigte Parkeirichtung sich auch in der Kammer eines größeren Anhanges erfreut. Gelingt es aber Cairou doch noch, ein Cabinet zn Stande zu bringen, so hat ihm König Humbert schon im Voraus eine Schranke gezogen, die zwar nicht ganz nach der Schablone des orthodoxen Coustitutiona- lisniuS sein mag, die aber doch für die Entwickelung Italiens nur heilsam sein kann. Der König verlangt, daß daS Garantiegesetz (welches ein friedliches Zu sammenleben deS Papstthums mit dem Königthum in Rom sichert) nicht angerührt, die auswärtige Politik nicht geändert und keine solche Reform ein- gesührt werde, welche die Grundlagen des Staates erschüttern müßte. Das Garantiegcsetz mag ver besterungsfähig sein; im gegenwärtigen Augenblicke aber wäre ein Rütteln an dieser «irmHtnng ein Mißgriff, der Italien in schwere Verwickelungen stürzen könnte. Auch in Betreff der auswärtigen Politik bedarf Cairoli eines Zügel-. da er und sein Anhang auf den Anschluß von Trieft und Trient an Italien loSsteuern, König Humbert aber nicht Lust hat, sich einen Krieg mit Oesterreich aufzuladen; und die dritte Bedingung drängt sich einem Republikaner gegenüber, der von einem cvnstitutionellen König thum Nicht- wissen will, von selbst auf. Mag nun aber Cairoli obenaufkommen, mag er in ein Ministerium Depretis eintreten oder diesem ganz daß Feld räumen — die innere Lage Italiens, wie sie durch die jetzige Krisis wieder blosgelegt wird, ist sicher nicht erquicklich. Die Zerfahrenheit der Parteien, auf die sich eine Regierung stützen kann, ist im Wachsen; die Ministerkrisen häufen sich; die staatSmännischen Kräfte — und auch Italien hat deren nicht viele — nutzen sich be denklich schnell ab. Wir in Deutschland nehmen herzlichen Antbeil an den Geschicken Italiens, und Schadenfreude liegt unS daher fern. Aber es gewährt uns doch einigen Trost, daß es anderwärts nicht bester steht als bei unS: Flamen miserw socios liadai886 waloruiu! Tagesgeschichtliche Ueberjicht. Leipzig. 13. März. Wie die „Post" hört, ist die Nachricht, Fürst BiSmarck werde sich in den nächsten Tagen nach Friedrichsruhc begeben, unbegründet. Derselbe kann bei dem Umfange der ihm augenblicklich ob liegenden Geschäfte nicht daran denken, Berlin zu »erlassen. Die „Post" schreibt ferner: „Wie wir hören, hat die Wendung unseres Berichtes über die letzte parlamentarische Soiree beim Reichs kanzler, daß die Herren von Bennigsen und Laster unter den Nationalliberalen gefehlt hätten. daS Mißverständniß hervorgerufen, als ob wir auf eine demonstrative Abwesenheit hätten anspielen wollen. ES konnte die- um so weniger der Fall sein, als e- ja hinreichend bekannt ist, daß Herr von Bennigsen jeden Sonnabend zur Erledigung seiner AmtSgeschäfte nach Hannover reist. — Auf den Wunsch des Herrn LaSker bemerken wir noch, daß der Grund seine-Fernbleiben- von der Soiree lediglich körperliche Ermüdung nach der lang dauernden Sitzung war." Die „Rat.-Ztg." sagt: Eine Reihe von Ge rückten über Ministcrcombinationen, Stim mungen und Verstimmungen in Regierung-- und Abgeordnetenkreisen laufen wieder in einer größeren Anzahl von Blättern um. Wir beschränken unS darauf, unsere Lesere zu versichern, daß nach unseren Informationen, soweit wir diese Gerüchte verfolgen konnten, denselben positive Thatsachen überhaupt nicht zu Grunde liegen. Wie verlautet, würde in den nächsten Wochen eine Entscheidung in den schwebcnden persönlichen Fragen nicht zu erwarten stehe». Das abermalige Gesuch des Finanzministers Campha»sen «m Entbindung von den Ge schäften spricht für den festen Entschluß des Ministers, der Regierung nur noch aus möglichst kurze Zeit anzugehvren. Bis zur Auffindung eines Nachfolgers bleibt Herr Camphausen aller dings im Amte; aber er wird nicht geneigt sein, noch einmal mit einem der Parlamente zu ver handeln. Minister vr. Friedenthal, welcher in Folge eine- rheumatischen Leidens erkrankt war, befindet sich wieder in der Besserung. Die Fertigstellung des Um- und Erweiterungs baues der Festungswerke von Königsberg soll nach neueren Mittheilungrn bis Ende 1879, die der Festungsbautcn von Posen hingegen bis AuSgang 1880 bewirkt werden. Ob für beide Festungen eine Verstärkung ihrer Werke durch Panzerthürme vorgesehen ist, verlautet noch nicht. Dagegen wird als ganz gewiß bezeichnet, daß dies bei Köln, Straßburg und Ingolstadt statthaben wird. Der Festungsbau von Metz wird in diesem Jahre noch mit der Fertigstellung deS Fort- Aa- mecke, daS zwei Panzerthürme enthalten soll, seinen Abschluß erreichen. Für Straßburg soll derselbe schon im nächsten Jahre und für Köln spätesten- biS Ende 1880 erzielt werden, wonach also bis 1881 der Um- und Erweiterungsbau aller Hanpt- waffenplätze sowohl an der deutschen West- wie Ostgrenze vollständig bewirkt sein würde. In Oesterreich stehen die neuesten Erklärun gen des Grasen Andrassy in den Delegationen cm Vordergründe des Interesses; sie entbehren nicht des friedlichen und versöhnlichen Charakters, zeugen aber von großer Entschlossenheit für den Fall des Eintritts einer Eventualität, über die nock daS Geheimniß gewahrt wird. Andrassy hofft, daß der Congreß den Frieden bringt, und deshalb wird in Oesterreich noch nicht mobilisirt oder wenigstens sollen die verlangten 60 Millionen nock nickt verausgabt werden. Den Delegationen ist auch ein Roth buch vor gelegt worden, welches aber nur historisches In teresse hat; die darin mitgetheilten Depeschen reichen bis zum Beginn des russisch-türkischen Krieges. Von Werth und Bedeutung sind die nachfolgenden, lieber die Reichsstadter Begegnung telegraphirte Graf Andrassy am 9. Juli 1876 nach Paris, London und Rom: „Tbeilen Sie als Ergebniß der Reichsstadter Be gegnung vertraulich mit, daß wir mit Beseitigung aller neueren Vorschläge übereingekommen sind, an Nicht intervention unter geaenwärtigcn Verhältnissen fest zuhalten. Erst wenn die Umstände es erfordern und ein concreter Fall vorliegen wird, soll ein weiteres vertrauliches Einvernehmen zwischen allen christlichen Großmächten eingeleitet werden." Hierauf antwortet Graf Beust unter dem 10. Juli: „Telegramm Euer Excellenz erhalten. Lord Derby empfing die Mittheilung mit großer Befriedigung und sagte: „Jetzt erst kann ich erklären, daß kein allge meiner Krieg zu befürchten ist, was hier so sehr be unruhigt." Am 3. Oktober 1876 telegraphirte Graf Andrassy über die Mission Sumarakoff's: „Die Mission des Grafen Sumarakoff hat die ver schiedensten Auslegungen gefunden. Die Thatsache ,st folgende: Der General üverbrachte ein autographeS Schrecken des Kaisers Alexander, dessen Inhalt sich naturgemäß jeder Mittheilung und Discussion ent zieht. Zugleich hatte derselbe eine Mittheiluna der russischen Regierung zu überbrinaen, welche auch den anderen Cabineten zugegangen ist. Sie enthielt den Vorschlag einer Besetzung Bulgariens durch russische und Bosniens durch unsere Truppen, unter gleich zeitigem Erscheinen der großmächtlichen Flotten im Bosporus, als Mittel, d« Pforte zur Annahme der Friedensbedingungen zu zwingen und Maflacres vor- zubeugen. Wir können den ersten Theil dieses Vor schlages nicht als geeignet erachten, um diese beiden Zwecke zu erreichen, waren daher nicht in der Lage, ihn anzunehmen. Andererseits glauben wir, daß in sofern rm Laufe der Verhandlungen die Notwendig keit eines Zwangsmittels sich Herausstellen sollte, die Action der vereinigten Flotten im Lenttum selbst das geeignetste Mittel wäre." ä Ueber die Ablehnung deS Londoner Protokolls erklärte Graf Andrassy am 6 April dem Vertreter in Konstantinopel: „Er sei erstaunt darüber, daß der Minister-Eonseil das Londoner Protokoll erniedrigend finde. Wenn die Pforte bedenkt, daß sie die Wünsche der europäischen Konferenz zurückwies und daß nach diesen, Refus Europa sich begnügt, das zu verlangen, was sie selbst zugestanden, so muß sie emsehen, daß hierin Nichts liegt, was ihrer Würde und Unabhängigkeit im Ge ringsten nahettäte. Er räth der Pforte, die Unter handlungen mit Montenegro nicht abzubrechen. Oester reich habe keine Ursache, auf eine Vergrößerung Montenegros hinzuwirken. Dagegen spricht sich Grat Andrassy gegen eine europäische Friede.^cmmisstou aus. Oesterreich sehe in dem Protokoll nicht- für die Türkei Gefährliches oder Erniedrigendes, würde aber in der Zurückweisung desselben eine Gefahr für den Frieden Europas erblicken. Freiherr von Herbert mög.- daher zur Annahme rathen. Dieser Rath wurde nur im Interesse der Türk« ertheilt, da Oesterreich de, einem Kriege zwischen Rußland und der Türkei in der Lage sein werde, seine Interessen in jeder Richtung gegen Schädigung zu wahren." Die Situation unmittelbar vor dem Kriegsaus bruch bezeichnet folgendes Telegramm vom 22. April 1877 an den Grasen Beust in London: z,Sir Andrew Buchanan theilt mir mit, Layard habe mit dem Großvezier Unterredung gehabt, worin Letzterer den Krieg für unvermeidlich erklärte, außer wenn die Mächte durch förmliche Mediation die Frage zu schlichten versuchen. Die Pforte wäre in diesem Falle zur Abrüstung geneigt. Lord Derby erklärt sich bereit, »n dieser Richtung vorzugehen, wenn die Mäckte sich anschlietzen und Rußland zustimme. Ich habe Sir Andrew erwidert, daß wir erst in den letzten Tagen einen letzten Vermittelungsversuch in St. Petersburg gemacht. Wir haben vorgeschlagen, daß die Mächte der Pforte Entsendung eines Bevoll mächtigten anrathen, welcher den Ezar in Kischenew nach früherer Gepflogenheit im Namen des Sultan- begrüßen und Vollmacht zur Verhandlung über Ab rüstung haben sollte. Fürst Gorlschakoff antwortete, daß es zu spät sei. Bel solcher Sachlage fürchte ich, daß eine förmliche Mediation nach dem schroffen Refus der Pforte nicht nur kein Resultat ergeben, sondern eher zu Meinungs-Verschiedenheiten zwischen den Cabineten führen könnte, welche die Localrfirung des Krieges erschweren werden." Zu den Bedingungen Andrassy's bemerkt die „Nat.-Ztg.": „Fürchtet man in Oesterreich wirklich nicht mehr als die AuSvehnung Bulgariens bis an- ägeische Meer und die Occupation über sechs Monate hinaus, so ist die Furcht nicht groß, oder doch ihre Veranlassung. Um diese Dinge wird weder Rußland noch auch Oesterreich selbst eine« Krieg beginnen. Ueber das Stückchen Küste a« ägesschen Meere wird Rußland wohl mit sich handeln lassen, und waS die Occupation betrifft, so erinnern wir unS, daß Graf Andrassy in einer Decembernote von 1876 eine GenSdarmcrie für Bulgarien construirte, die aus Belgiern oder Schweizern oder einer anderen harmlosen Natio nalität bestehen sollte, und welche, so viel wir wissen, von Rußland nicht perhorrescirt wurde. Schwerlich würde sich Rußland heute mit der Ge fahr eines neue» Krieges der Forderung wider setzen, daß die Occupation zum Theil von anderen als russischen Soldaten auSgesührt werde." Zur Theilnahme an dem Leichenbegängnisse des ErzherzogS Franz Karl waren am Dienstag i» Wien eingetroffen: der Großherzog Ferdinand von ToSkana, der Prinz Georg von Sachsen, der v»m Kronprinzen am Bahnhofe begrüßt wurde, der Erbprinz von Hohenzollern, welchen der Erzherzog Ludwig Victor empsing. Der würltembergische Hof »st durch den Obersthofmarschall Grasen v Laube vertreten. Au- Prag war der Cardinal Fürst Schwarzenberg in Wien angekommen AuS Rom, 12. März, meldet man der „K. Ztg Der Papst erhielt einen Brief de-Kaisers von Rußland, in welchem derselbe seinen Dank für die gewährte Gelegenheit. Verhandlungen wegen der Frage der polnischen Katholiken anzuknüpsen, auGrückt. Der Kaiser schreibt ferner, daß er seiner
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