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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187803154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-03
- Tag1878-03-15
- Monat1878-03
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1878
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. LttottilM „d Ewestll»» JohanniSgafle 3s. -P«chst»«dr, der tleö»ttt»»r jjsrmittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. « der für dir nächst- Nummer destimuueu te an Wochentage« bis Uhr Nachmittags, an Soiut- «» -esttagen früh bi- '/,- Uhr. Lv »c» Flliale» fiir Z«s.-Amlotz«r: Otto Klemm. UniversitätSstr. 22, Louis Lösche, Kacharinenftr. IS.p. uur bi« V,3 Uhr. MMer Jagcklalt Anzeiger. Organ für Politik, Loralgeschichtc, HandclS- und GcschäMcrkchr. ' A»slage 1L,S00. Lb»«»r«r»t§ort<» viertelt. mcl. Bringerlohn L Stt., durch die Post bezogen o Mt. Jede einzelne Nummer 2S Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrderuag 3« Mt. mit Postbesvrderung 4L Mt. Z »brate ügesp. Petitzeil« 20 Pf. Arützer« Schriften laut naser-m PrriSverzeichniß. — Tadellarttü»« Satz nach höherem Tarif. U»cta»r> uoter te« Netartionrfirlch di« Spaltzrile 40 Pf. Inserate sind stets au d. Echedtti"» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pra«n,w«r>»>1o oder durch Postvorschuß. a? 74. Freitag den 15. Miirz 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen in nächster Zeit auf dem zwischen der Arndt- und Moltkestraße gelegenen Tratte der Hochstraße Schleiistenneubanteu vorzunehmen und fordern daher im Interesse der Erhaltung der Schleusten in antem Zustande diejenigen Besitzer bez. Administratoren der an genannte Straßentratte angrenzenden Grund stücke, fiir welche sich die Nothwendigkeit der Einführung von Beischleußen in die Hauptschleuße für die nächsten Jahre übersehen läßt, auf, hierüber bi- spätestens »en 3« «prtl b. I. bei dem Ratbsbauamte (Rathhau-,2. Etage) Anzeige zu erstatten, damit die Legung der Privalbeischleußen- rohr« gleichzeitig mit dem Bau der Hauptschleuße auf Kosten der Adjacenten erfolgen kann. Leipzig, am 28. Februar 1878. Der Naty der Ttadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. von der unlängst zu Orchester - Pensionssond- Danksagung. Plagwitz verstorbenen Frau Liddy vcrw. Advocat Steche sind dem hiesigen Sechshundert Mark letztwillig zugewendet worden. Wir verfehlen nicht, für diese freundliche Gabe unfern Dank hiermit öffentlich auszusprechen. Leipzig, den 13. März 1878. Der verwaltungsauöschnfz deS.Mrchefter-PensiousfondS. Oeüeatlieke üantlelsleliraiistalt. v»o neue 8etmstadr degiimt ili cker dülisrn ^dtboUnnx, äereo Kelksoaaxni«»« rnm vlnjLiirlxon pe»tre1UlU0NÜl«08t« borovbttxvn, »m W. äprll. ^nmeläungeo kür üieoelde erbittet »ixk der Diilerreicb- oete ia äeo IlVoekeatogeo von 10 dis 12'/, Ukr >mck krospeete siaä im 8ekulgedäuüe ru Koben. vr. Vävrmauu, vireetor. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch da- bezüglich des Fahren« und Netten« auf den Wegen de- Johanni-chales besteheirde Verbot in Erinnerung und werden Zuwiderhandelnde von uns unnachsichtlich nnt einer Geld strafe von 18 oder mit entsprechender Haststrafe belegt werden. Leipzig, den 28. Februar 1878. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Holzpflanzen-Verkauf. Von dem städtischen Forstrevier vnrgau können durch den Revierverwalter Herrn Oberförster Rietze lForsthan« Burga«, Postamt Ltndevau bei Leipzig) die nachverzeichneten Heilpflanzen zu den beigesetzton Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme abgegeben werden, als: 500 Stück großblätt. Ulme« 800 1000 1000 800 1000 1000 800 2800 10,000 800 8000 1000 Birken der gl. dergl. Ebereschen Linden eschenblätt. Ahorn Ahorn Esche« 3 Meter Höhe L Stück 1 ^4! 1^.-2'/. - l'/.-I'/. 2-2-/, 2V.-2'/. 2-2'/, 1',.-2 1'/,—2 80 40 30 80 78 38 - /,—- Wettzbuchen zu Hecken V,—V« ' Lärchen mit Ballen 1'/.—I'/, - Sichten dergl. Leipzig, am 11. Februar 1878. l-1V. 1'/,-2 L Stück — 80 ^ o s — r 50 r ss 1 « — « ä Hundert 90 - » 40 - — « » » 38 » — » - » 28 « — » » - 40 - — » - - 70 » — » - « 30 « — » - « 10 » — » - - 10 » — » - - 1 » 80 » - - 40 . — - - - 40 » — » 90 De« «ath« Forst-Deputat ton. Leipzig, 14. März. Noch einmal, dicht vor dem erhofften Zusammen tritte des CongresseS, spitzt sich die orien talische Krisis schärfer zu. Der Großfürst Rllolaus will durchaus dem Sultan in Konstan tin opel einen Besuch abstatten; dieser aber meldet sich krank, und der Großfürst setzt sich daher, nach dem Motto „Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt", mit Rosien und Reisigen in Bewegung, um seinen Besuch auf dem nicht mehr ungewöhn liche» müitairischen Wege in- Werk zu setzen. Einem Konstantinopeler Telegramme zufolge nähert die russisch« Armee sich bereit« Buzukderc. dem Sommersitze der europäischen Diplomatie am Bosporus, und andere Anzeichen lassen darauf schließen, daß der linke Flügel sowie da- Centrum der russischen Aufstellung vor Konstantinopel die gleiche Höhe mit San Stefano erreichen sollen. Die türkische Hauptstadt ist jetzt von zwei Seiten her eingeschloffen, und diese Annähe rung der Russen muß natürlich nicht nur die Türken in neue Angst jagen, sondern auch bei den Engländern Besorgniß erregen und auf dieser Seite Gegenbewegungen zur Sec Hervorrufen. Die Dardanellenflolte ruckt näher heran und auch da britische Geschwader, das bisher in der Besikabai stand, ist nach den Dardanellen beordert, um dort das vor Gallipoli stehende Geschwader zu ver stärken. Es sind das beiderseits Vorsichtsmaß regeln und Kundgebungen, die schwerlich zu irgend wächen ernsteren Begegnungen führen werden. Aber sie bilden doch eine sehr unharmonische Be gleitung zu den jetzt schwebenden Vorverhand lungen für den Congreß. Das Gerücht, daß die deutsche Regierung vereit» die Einladungen rum Congreß erlaffen habe, stellt sich als verfrüht her an-. Schon aus formellen Gründen konnte Die- nicht eher geschehen, al- bis der Frieden-Ver trag, mit dem Jgnatieff und Reouf Pascha au» Freitag oder Sonnabend in Petersburg eiutreffen sollen, endgültig abgeschlossen und be kräftigt (ratificirt) tst. Außerdem hat auch das Congreßproject selbst noch nicht ganz festen Veden gewonnen; es müssen erst gewisse Borpuncte erledigt sein. Dieselben betreffen da- Programm des CongresseS oder die Grundlagen, ans denen er zu verhandeln haben würde. Rußland will diese Grvndlagen enger, England und Oesterreich wollen sie weiter gefaßt wissen. Rußland sträubt sich, den ganzen Frieden-Vertrag vorzulegen; es will davon nur diejenigen Abmachungen der europäischen vemMGtnna unterbreiten, die nach seiner Ansicht derplß« b^ürsen. England aber meutt, daß die Ent scheidung hierüber de» Touareß znsteht. Oester- reich ist namentlich daran gaege», die Krage nach der Begrenzung de- neuen bulgarische» Staate- m»d nach dessen längerer oder kürzerer Besetzung durch die Russen vor den Congreß gezAen zu sehe». Es will, so verlautet, die russische» Truppen nicht zwei Jahre lang, sondern höchstem- S Monate in Bulgarien sehen, und e- will nicht dulden', daß da- Gebiet de- neuen Slawenreiche- bi- zum legäischen Meere hinab reiche. Die Entscheidung hierüber, die seine Lebensinteressen berührt, mag o> nicht den Kriegführenden allein überlasten. Und beide England und Oesterreich, wollen dem an wachsenden slawischen Element da- griechische gegen über stellen. Wie jenes purch die Losreißung der slawischen Provinzen, so soll dieses durch die Befrei ung oder Besserstellung der griechischen gehoben werden and ei» Gegengewicht gegen Rußland bilden helfen, als dessen Vorhut die slawischen Halbstaaten an- fnsehea find. England »nv Oesterreich arbeiten wher an der Vertretung Griechenland- auf dem kwPresse. Daß dessen Zulassung von Rußland «e»ts emgeräumt sein sollte — wie von einer gemeldet — ist nicht sehr wahrscheinlich; eher wird Rußland in eine indirekte Vertretung der Hellenen durch England willigen. Griechenland macht im Augenblicke die größten Anstrengungen, um selbst auf dem Congresse erscheinen zu dürfen, und Oesterreich unterstützt diese Bemühungen. Da sind die Vorfragen, über die gegenwärtig zwischen den Mächten — unter Deutschlands Betheiligung und Vermitteluung — verhandelt wird. Keiner dieser Streitpuncte ist derart, daß er eine fried liche Verständigung ausschlösse. Hoffen wir, daß diese bald erreicht werde, damit der Congnß, auf den Aller Augen sehnsuchtsvoll warte», sein Frieden-« werk beginne» könne. TazesgeschichUiche Uebersicht. Leipzig, 14. März. Dem preußischen Staatsministerium liegt gegen wärtig ein Entwurf vor, welcher bezwecken soll, mittelst eine- preußischen Anträge- im Bunde-ratb eine Vorlage in den Reich-tag zu bringen, durch welche die Reichsregierung ermächtigt werden soll, Ermittelungen in Betreff dn verschiedenen Formen der Tabak-steuer vorzunehmen. Ueber da- Schicksal der Stenervorlagen im Reichstage schreibt man der „K. Ztg.": Na<hp«n die Budget-Commission ihre Aufgabe bezüglich de- Budget- vollendet hat, hat sie sich der Erörterung dieser Vorlagen zu unterziehen. Das Ergebnis wird die Ablehnung sein. Die Regierung hält indessen an der Tabaksteuer fest und wird sich die Möglichkeit offen halten, entweder eine Besteuerung nach dem amerikanischen System oder das Monopol zu beantragen. Zunächst soll eine Enquete über den Zustand des Tabakbaues und der Tabakfabri kation im deutschen Reiche angestellt werden, gleich zeitig werden einige S achverständige nach den Ber einigten Staaten entsandt werden, um an Ort und Stelle da- amerikanische System gründlich zu studiren. Wie bald diese Erhebungen eine neue Vorlage ermöglichen, ist noch nicht voran-« rusaaen; schwerlich dürste Da- für die nächste Session der Fall sein. Der Reich-tag hat am Mittwoch seine Sitzungen vertagt, um zunächst den beiden Häusern de- preußischen Landtage- möglichst freien Raum für den Abschluß ihrer dringendsten Aufgaben zu gewähren. Die weiteren Anordnnngen im Reichs tage dürften sich jedoch wesentlich danach richten, daß der Reichsha»-haltsetat rechtzeitig bi- zu« 1. Avril festgestellt sein kann. Die Hänfer vc- Lanvtages nehmen ihre vor fünf Wochen unter brochene«, nur in einigen Commissionen fortge führten Arbeiten wirrer auf. Da- Herrenbau wird vor Allem da- Ln-fKhrung-gesetz znr Reich«- Gerichtsverfassung ans Grund der sorgfältigen Eommissionsarbeiten weiter berathen, — va- Ab geordnetenhaus wird vor der schließlicken weiteren Vereinbarung über diese- Gesetz die dringliche Vor lage wegen Fertigstellung der Berliner Stadt- eiseubahn au-Staatsmitteln in Berathung nehmen. Die Nachsession de- Landtage- dürfte kau« weniger als 14 Tage in Anspruch nehme». Der (Bennigsen'sche) „Hannover'sche Courier" schreibt über dre voraussichtlichen Wirkungen des Stellvertretungsgesetze»: Das Gesetz — und »arin liegt seine wesentlich« und dauernde Wichtigkeit — ermöglicht, daß künftig an die Spitze der eintelnen ReichSLmter „Veichs- minister", d. h. Männer von geistiger Selbstständigkeit und politischer Initiative, treten, da eS gestattet, baß auf die Ehefs der ReichsreffortS die Verantwortlichkeit des Kanzler- übertragen wird. Für den Augenblick dagegen ist die Bedeutung eine andere. Sie könnte darin liegen, daß durch die Ernennung de- „Bice- kanzlerS" die Verbindung der Reichsregierung mit der parlamentarischen Mehrheit hergeftellt würt^, deren Mangel so vrel« Mißständ« im Gefolge hat. Nach den Vorgängen der jüngsten Zeit ist diese Entwickelung der Situation aber jetzt sehr unwahrscheinlich; viel wahrscheinlicher ist, daß von der Vollmacht zur lieber- tragung der Stellvertretung auf die verschiedenen Ressortchefs Gebrauch gemacht, ein „allgemeiner Ver treter" jedoch zunächst nicht ernannt wird. Da im Per sonal dieser Leiter der einzelnen Reichsämter eine er heblich« Veränderung kaum bevorsieht, so würde sich die nächste Ausführung des StellvertrttungSgesetzes somit nur als eine geschäftliche Auskunft darstellen, welche den Fürsten Bismarck entlastet, ihm aber, weil von jenen Ressortchef- kaum einer dös Zeug hat, sich » einem „Reichsminister"" zu entwickeln, unverändert die gesammte obere Leitung der Reich-regierung über lassen würde. ' Die halbamtliche „ Provinzial - Correspondenz" bespricht die Annahme des Stellvertretung-- gesctze- durch den Reich-tag in ihrem Leitartikel, dessen Gedankengang schon durch die Uebcrschrift charakterisirt wird: „Ein guter Schritt vorwärts in der Reichsverwaltung". Der höchst bemerkenS- werthe Artikel erwähnt zuerst die Besorgnisse und übertriebenen politischen Bedenken, welche sich an da- erste Bekanntwerden des Vorschläge- geknüpft, die, an sich ungegründet, bald gegen die Urkennt- niß der großen geschäftlichen Wichtigkeit und prak tischen Bedeutung de- Entwurfs zurücktraten. Dann heißt e- weiter: Die liberale Partei hatte die Frage »nd deren wünschenswerthe Lösung in engem Zusammenhang« mit der Behandlung der Finanz- und Steuerreform im Reiche und mit den gleichzeitig erstrebten weiteren OrganisationSveränderungen auffafsen zu müssen ge glaubt. AIS nun die erste Berathung der Steuer- ehrheit vermeidlich, daß die Parteistellungen bei der Erörte rung der Stellvertretungs-Vorlage zu weiterem und bestimmterem Ausdrucke gelangen würden, um so mehr, als diese in einem wichtigen Puncte allerdings die künftige Behandlung der Finanzfragen des Reiches berührt. Um so erfreulicher rft es, daß der Reichstag in seiner großen Mehrheit, ungeachtet mancher lebhaften politischen Auseinandersetzungen, welche sich an die Berathung knüpften, doch die Vorlage selbst lediglich nach ihrer unmittelbaren praktischen Bedeutung und Nothwendigkeit ins Auge faßte und sich in seinen Beschlüssen nur von dem Gesichtspunkte leiten ließ, daS Zustandekommen des an sich unbedinP erforderlichen Gesetzes nicht durch den Streit über besondere politische Dünsche ui gefährden. Dieselben konservativen und liberalen Parteien, welche durch ihr Zusammenwirken mit der Regierung seit der Grün-, duna de- norddeutschen Bunde- alle Fortschritte de- BerfassungSlebens gefördert haben, find auch die-mal fest und geschloffen für die volle Sicherung und weitere Gestaltung der Reichsverwalt«» eingetMen. Wenn da-, wa- durch da- neue Rvichsaesetz erreicht ist, hinter den Pattei-Erwartungen «krückvtotbt, so ist eS doch keineswegs nur ein „Nothbmekft", — sondern es ist damit zur rechten Zeit gesckaffon, wa- für die Reichsverwaltung dauernd Roth chstt. So ist denn in der Thal mit dem StellvertretuNG-gesetz« ein anter Schritt vorwärts gethan für die fest« »nd ersprießliche Organisation der Reich-Verwaltung. In ihren üblichen kurzen Notizen über die Thä- tigkeit de- Kaiser- erwähnt die „Pro» -Corr." auch den Empfang de- Minister- Eamphaufen seitcn- Sr. Majestät und erwähnt dabei, daß da- Ab schiedsgesuch dcS Herrn Minister- bi»her nicht ge nehmigt sei. Lus Berlin schreibt man der „M-ssdeb. Ztg ' : Man ist gespannt darauf, ob dar Kinanzmimster Camphausen an den Beratbnngen de- Land tage- theil»khmen wird; im Reich-tage war er seit der vielbesprochenen Tabak-steuerdebatte nicht wieder erschienen. Die Auffindung eine- geeigneten Nach folger- für Herrn Camphausen macht außerordent liche Schwierigkeiten; am liebsten sähe es der Reichskanzler, der Finanzannister bliebe im Amte und vergäße, was pch in den letzten Wochen zuge tragen hat. Allein Herr Eamphaufen ist hierzu nicht zu bewegen, und Kürst Bismarck weitz das- auch. Der Minister soll geäußert haben, er werbe nach Niederlegungdcr Geschäfte Berlin auf lanße Zeit verlassen. WaS neulich von äußeren Ans zeichnungen erzählt wurde, die den, Minister »«ge dacht wären, um ihm da- Verbleiben im Amte plausibel zu machen, daS AUrS ist al- mythisch ab- zuweisen. Es bleibt völlig unklar, wie sich in der näcksten Zukunft die innere Lage gestalten wirb. Von klerikaler Seite wird eifrig gearbeitet, um den Cnlturkampf zu beendigen. Man ist durch Unterhändler in Rom, wo sich in letzter Zeit «nb theilS noch augenblicklich eine Anzahl bekannter «nv unbekannter Größen befinden, bemüht, eine Ein wirkung auf u«ö durch jene -reife herbeizasähre». welche feit Jahren dahin ßvrbay de» Reich-itnniler zu beseitig« m«b namentlich feit Jahr und Tag gewisse BorWmmniße in der protestantisch« Mnche zu benutzen, um bie Stellung de» EultuS-Ministers Falk zu untergraben. Mit ziemlicher Wahr scheinlichkeit ist jedoch vorauSzufehen, daß diese Jntriguen ihr Ziel verfehlen. Cardinal Franchi ist zu klug, um sich darauf in irgend welcher Weise bindend einzulassen. Als der unstrei tig tüchtigste, vielleicht einzige Diplomat der Curie wird er diese Unterhändler nicht vor den Kopf stoßen, weil er sich die Möglichkeit nicht «b- schneiden mag, auf dem günstigsten Wege »um Ziele zu kommen. Aber er sagt sich auch, daß e- nicht leicht ist, den Reichskanzler au» dem Sattel zu heben; er steht ein, baß der EultuSminister in diesem feine beste Stütze findet, und verschmäht eS dayer nicht, durch factischeS Nachgeben zum Ziele zu kommen. Die Operation der freiwillige» Diplomaten betrachtet er al- ein Mittel, die wirk lichen geneigter zu machen, um dem Vorwürfe, al- wolle man den Frieden unter keiner Bedingung, die Spitze abzubreche«. Im österreichische« Abgeordnetenhaus« erklärte in Beantwortung einer Interpellation wegen der Grenzsperre am 13. März der Ministerpräsident Mrst Auer-perg, al seien bereits durch den Minister der auswärtigen Angelegen heiten bei der deutschen Regierung und de« sch »rischen Bunde-rathe Schritte gethan. mn Aufhebung der GrenAerre z» erzrele» mG freien Tran-Port von Vieh zu ^mögliche» — Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde die General debatte über da- Budget beendet und mit sehr großer Majorität beschlossen, in die Specialdebatte desselben einzugehen. Die ersten vier Cavitel de« Budgets wurden genehmigt. DaS Hau- wählte schließlich einen Ausschuß von 18 Mitglieder» »nr Berathung darüber, ans welche Wesse Er sparungen i» Staatshaushalte zu erzielen seien. — Die „Wiener Abendpost" veröffentlicht ein Hand- fchreiben des Kaiser» an den Fürsten Auersperg, m ivelchem der Kaiser der ihm gewordenen tröste«- den Kundgebungen der innigsten Theilnahm« «nd anfricktigsten Betrübniß über das Hiisscheidea feine« Vater- mit besonderer Rühruna gedenkt und der gesammten Bevölkerung der Monarchie für die auf» Reue bewiesene Trene und Anhänglichkeit a« da- Kaiserhaus seinen herzlichste« Dank ausspricht. In« neue italienische Ministerium sole» nach einer noch der Bestätigung bedürfenden Mel dung außer Zanardelli und Farin» auch Abignente und Desanctis eintreten; zum Minister de- Aus wärtigen sei, fall- General Durando auf der Ab lehnung dieses Posten- beharren sollte, der Präfekt von Mailand, Bordessono, auSersehen. Al-Candwat r da« Präsidium in der Kammer würde von der ^aiorität der Kammer Coppina aufgestellt werden. Mit der Krise im Quirinal scheint eine Krise Vatikan gleichen Schritt zu halten. Die im Partei der Unversöhnlichen hat in den Spalten des „Osservatore romano" der neuen Aera offen drn Krieg erklärt. Sie greift zwar nicht die Persön lichkeiten de- Papste- und de- Cardinal-Staatt-
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