Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187804093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-04
- Tag1878-04-09
- Monat1878-04
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1878
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint IL-Uch früh 6»/, Uhr. Reiettt»« LrprdtÜ», J«h«mi»gafie SS. LmatzD»»Sr, »er »chettt»»: voronttags io—ir Uhr. Nachmittag« «—« Uhr. Annahme der für dir nächst- iolarndk Nummer bestimmten Ämeratr an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmlnags, an Sonn- «nd Festtagen früh vis '/,st Uhr. >» tz«, Filiale, für Z,l.-L,»atz»e: Ott« Klemm. UuiverfitLtsfir. ri, öonts Lösche, Katbarmenstr. l 8, p. nur bts '/^i Uhr. Auflage 15,SVV. Ah,»mme,«,»rrt« viertelt. incl. Brinaerlohn b Mt., durch dir Post bezogen 8 Mt. Jede einzelne Nummer LL Pf. Belegexemplar Ist Pf. chedilbrcn für Extrabeilagen ahne Postbesörderung 3« Mk. mit Postbriörderung 4L Mt. Z-ücalk Lgesp. Petit-eil« 20 Pf. Größer« Schnfleu laut nnferrm Preisoerzeichniß. — Tabellarisch«, Satz nach b-herem Tarif. Rrclawe, „ler dem *c»artt»«strich di« Spaltzril« 40 Pf. Inserate find stet« an d. Tembtti»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zabluug praeau»«»oä« »der durch Postvorfchutz. 89. Dienstag den 9. April 1878. 72. IühMNg. Bekanntmachung. In Folge der Ueberwölbung deS Elstermühlgrabens sollen Sonnabend den 1». April d. I. hier auf de« Rathhause, Zimmerk.Nr. 18, 1. Etage, die unter G verzeichnet«» und zur Angermühle gehörenden Bauwerke ungetrennt und unter den auf unserem Bauamt, Rathhaus, L. Etage, zur Einsicht ausliegenden Bedingungen an den Meistbietenden auf den Abbruch versteigert werden. Leyqig, am 3. April 1878. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. G Der über den 4 Wasserrädern befindliche Anbau einschließlich dieser Räder, 8 Stück Gattersäulen, 4 Stück Hebel nebst Böcken, 4 Stück Ziehwcllen, 8 Stück Panzerketten, 4 Stück Ziehscheiben nebst Wellen rrnd 4 Ziehstirnräder. Bekanntmachung, Miethverändernngen betr. Um das verzetchnttz der »1>g«artterungSdstichttgen und der zur »t«q»artteru«g greiggete« Nkume in Ordnung »u erhalten, geben wir den Hausbesitzern und Administratoren hiermit auf, jede t« ihren HauSarundftnckeu eingetretene Mteth- resp. Ztnüvercindernng längsten» 8 Tage nach deren Eintritt bei unserem Quartieramte (RathhauS, 2. Etage) schriftlich anzumelden. Jede Unterlassung oder Bersäumniß dieser Vorschrift wcrd mit einer Geldstrafe von fünfzehn M«rt geahndet werden. Leipzig, am 6. April 1878. «ath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Lamprecht. üanäelsIekraiiZtatt. Dle ötkvnUlodoa krkkonxoo knäen in äiesem Islire >vie folgt statt: am 18.' Iptil^von U bw i» ö-t Xdtkei.uvg äer N-uälungaleluli^e. am 10. Xpril Vormittag« von 10 di« 13 Ukr nnä diackm. von 3 bi« 5 Udr l in äer köderen am 11. ^pril Vormittag« von 9'/, di« 12'/, Ulir unä >'»ckm. von 3 di« 5 Lkr / Xbtdeilung. Aatlassuug äer Abiturienten «ter t,ekrling«adldeilung: sm 12. Xpril trüb 9'/, Ldr. Der Loteraeiednete deekrt aiek kierau ergebenst einrulsäen. Pros. I>r Oävrmann, Direktor. krvitag, ä«a 12. Lprll, Vormittag« 10 Ldr, virä äer Direktor äer 1lan<leI«Iedra»«t,It, Herr Prof. Dr. Oäormavi», «ein Xmt nieäerlegen unä öarsa «viril »icd äie tüntudrung «eine« öiacdfolger«, <ie« Herrn k. IVolkrum, I»i«k«rigen Direktor« äer köderen Danäelasckule ru Augsburg, a»«cklie«8en. Xu äie«er peierücklceit deekren vlr un« kieräurcd ergebenst einrulaäeo. vor Vorstanä äor UanäolnIolirLnslalt. 6n«t»v lireutrer, Vorsitreoäer. Bekanntmachung. Die LoosungSscheine der im Jahre 1878 in Leipzig, Stadt, gemusterten militairpflicktigen Mannschaften sind eingegangen und liegen auf unserem Quartieramte, Rathhaus, 2. Etage, zum Bbholen bereit, was hiermit zur Kenntniß der Betheiligten gebracht wird. Leipzig, am 6. April 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. Dr Georgi. Lamprecht. Für die hiesige Buchhändlerlehrlingsschule werden zum 1. Juli drei gröstere und ein kleineres Zimmer zu miethen gesucht. Eventuell würde eS auch genügen, wenn die Loralitäten nur für die Morgenstunden, im Sommer von 8-8, im Winter von 7—9 Uhr, und antzerhalb der Messen zur Benutzung überlassen werden könnten. Anerbietungen werden baldigst an den Unterzeichneten erbeten. Ser Vorstand der vnchhandlerlehrltugsschnle. I. V.: A. Refelshöfer. Eine Wendung -er -rutschen Politik. st. Berlin, 7. April. (Originalcorrespondenz.) Deutschland ist auS seiner Zurückhaltung beraustgetreten, aber nicht um den Krieg an zufachen und Oel inS Feuer zu gießen, sondern um den Krieg zu verhindern und Frieden zu stiften. Auf diesen Umschwung der deutschen Politik — Venn ein solcher ist eS, da Deutschland die Sorge für die orientalischen Angelegenheiten nicht mehr den direct betheiligten Mächten allein überläßt — deuteten schon vor einigen Tagen Artikel der „Post" und der „Nordd. Allg. Ztg/ hin. Beide Blätter Iahe« den Grund der augenblicklich verwickelten Lage m dem Mangel an rechtzeitiger Verständigung, und machten hierfür nicht allein Rußland, sondern auch Oesterreich verantwortlich: erstereS hätte eher, d. h. noch bevor eS sich durch den Frieden-Vertrag von San Stefano der Türkei gegenüber band, eine Verständigung mit den Interessenten suchen müssen, Oesterreich hätte als Glied des Kaiferbundes eher, schon vor Monaten eine Verständigung anbieten und seine Forderungen bestimmt angeben müssen. Den in Verlegenheit gerathenen Mächten bietet sich nun Deutschland zur Vermittelung an. Man glaubt sich hier der Bereitwilligkeit Ruß lands, alle wünschenswerthen Zugeständnisse zu mack«», versichert halten zu können. Allem e- wird auf Beweise hierfür ankommen. Nach Kenntniß der Sachlage und der in St. Petersburg vorwaltendeck Stimmungen nimmt man hier an, daß Gortschakoff jetzt den ersten Schritt thun werde, um der diplomatischen Verständigung Thür und Thor zu öffnen; er wird nickt nur von Eng land fordern, daß eS seine Bedingungen und Vor schläge, durch deren Erfüllung es sich für befriedigt erklären könnte, aufstclle, sondern er wird ebenso Oesterreich ausfordern, seine Bedingungen officiell in einer Note zu formuliren; bis jetzt sind die« selben der Kenntniß der Mächte entzogen und eristiren nur officiöS in dem Bescheide, welchen Ignatieff von Wien nach St. Petersburg ge bracht hat. Dre Meinungsäußerungen des Londoner und deS Wiener Cabinets werden nun unzweifelhaft die Grundlage bilden, auf der eine Verständigung ge sucht wird. Am besten dürfte ein Congreß dieses Ziel herbeisühren, aber ein Congreß mit ver ändertem Programm. In Erwartung der ofsiciellen Kundgebungen bereitet Deutschland den Platz vor, auf welchem ein Ausgleich versucht werben kann. Es tritt von Neuem für einen Congreß ein, welchem aber nicht die Auf gabe zufällt, den Frieden-Vertrag von San Stefano zu prüfen — an diesem Programm scheiterte ja neulich der Eongreßgedanke —, sondern für einen Congreß, welchem dte Abänderung de- Pariser Vertrag- vom Jahre 1856 und die selbst, ständig« — vom Stefano-Vertrag unabhängige — Neuorganisation der Ballanhalbmsel obliegen soll. ED läßt sich heute auch nicht im Entferntesten Urtheil darüber fällen, ob England- und lrtheil r reich- n, ob Ansprüche Rußland ver »e gerecht und maßvoll sein diese Ansprüche sofort zu be crklä .. . «m Oester werden friedmm sich bereit erklären wird, ob die drei mtereffirten Mächte ohne Weitere« sich für die Beschickung eine- unter dem obgcdachten Pro gramm znsammentretenven EongresscS entschließen werden, und ob der Congreß zu einem friedlichen Eraebniß führen wird. Das aber kann schon heute versichert werden, daß Deutschland nicht mehr willen- ist, da- Isissor kalr«. lLissorallor bei Regelung der Orinitsrage als obersten DeuEchland meid» »kuscht, ist e- doch denkbar und wahrschein t kommt, wo Deutschland mit frei Grundsatz gelten zu lassen. So sehr die Rolle eine- Schiedsrichter- zu lcch, Vdß aue mülhigster Offenheit erklärt: „Diese Ansprüche sind ungerecht und unerfüllbar." In dem Entschluß, durch seinen Einfluß für die Ausrechterhaltung des Friedens zu sorgen, besteht der oben angedeutete Umschwung der deutschen Politik, der noch durch eine andere Thatsache in merkwürdiger LÜeise illustrirt wird. In den letzten Tagen haben sich Frankreich und Deutschland einander genähert; beide Mächte verfolgen dasselbe Ziel: die Aufrechterhal tung deS Frieden-. Die Uebereinstimmung beider geht so weit, daß hier in den obersten Sphären die Möglichkeit einer deutsch-französi schen Allianz zum Zwecke der Bekämpfung Des jenigen erwogen wird, der durch das Uebermaß seiner Ansprüche die Störung de- Friedens ver- schuldet. Ich bin in der glücklichen Lage, Sie auf diese Wendung al- der Erste aufmerksam macken zu können; bald werden die Spatzen da- Gcheimniß von der merkwürdigen Verbrüderung Deutschland- und Frankreichs von den Dächern herab auSplau- dern. ES könnte sich demnach ereignen, daß diese beiden Mächte denen, die den Weltkrieg in Scene setzen wollen, ein Veto entgegenrusen. Vor den Beweisen dieser Friedensallianz dürfte weder Ruß land noch England noch Oesterreich sicher sein. Und in der That scheint dies der einzige Weg zu sein, welcher Europa vor Unheil be wahren kann, wenn auch nicht die Gefahr eines solchen gemeinschaftlichen SchiedSricbteramlcs ver kannt werden kann. Der nachdrückliche Wille der beiden größten Militairmächte Europas kann den Frieden herbeiführen, er kann aber auch zu einem allgemeinen Brande führen. Indeß darf man wohl Grund haben, ru hoffen, daß der Friede, für dessen Aukrechlerhaltung Deutschland und Frankreich eintreten, hierdurch eher befestigt als erschüttert werden wird. Von dieser neuesten Wendung ist zu hoffen, daß sie auch für das fernere Berhältniß zwischen Frank reich und Deutschland von segen-reichem Einflüsse sein wird: denn Frankreich, von Deutschland zu einem edlen Zweck als Bundesgenosse begehrt, wird hierdurch sich sicher geehrt fühlen und versöhnlichere Tendenzen gegen Den annehmen, von dem es bisher stets glaubte, seine Macht sei aus die Vernichtung der französischen Gewalt gerichtet. Tagesgeschichtliche Ilebersichl. Letpzt«. 8. April. Auf der parlamentarischen SoirLe, die am Sonnabend beim Fürsten BlSmarck stattfand, waren etwa 300 Personen anwesend, welche sich in den weiten Räumen des neuen PalaiS fast verloren. Die „Post" berichtet darüber: Die Damen waren weniger zahlreich al- sonst, da eS »»hl nickt be kannt genug geworden war, daß a» dem Abend Damen-Empfang stattfinden würde. Anwesend waren u. A. die Minister von Bülow, Hofmann, vr Kriedeuthal, Graf Eulenburg. Mavbach, die Herren von PhilippSborn, Eck, Michaeli-, Herr und Frau v. Nostitz, Fürstin Hatzfeld, Herr und Frau von Tvrkheim, Herr und Frau v. Wedell- Malchow, Herr und Frau Stumm, Herr und Frau Pfeiffer, Gräfin Schlippenbach, Herr »nd Frau v. Puttkamer, Herr und Frau v. Kusserow, Fürst Hohenlohe-Langenburg, Freiherr von Stauffenberg, wie überhaupt Abgeordnete aller Fractione». Die Gesellschaft trennte sich nach 12 Uhr. Bon den Reichstags-Abgeordneten Fürst zu Hohenlohe-Langenburg. vr. Loewe, vr. v. Bunsen (Hirsckberg), v. Wedell-Malchow, unterstützt durch 121 andere Abgeordnete, ist am Sonnabend der Antrag beim Reichstage eingegangen, in der dritten Lesung deS Etat- die zur Förderung der afrika nischen Forschungen geforderten 100,000 zu bewilligen. Eveuso beantragen die Abgeordneten Bergmann und vr. Lasker nebst 74 Anderen, für die Straßburger Universitätsbauten 300,000 statt der in zweiter Lesung beschlossenen 100,000 -T zu bewilligen. Während diese Anträge durch' Mitglieder der nationalliberalen und srei- conservativen Partei, Altconservative, Autono misten und Angehörige der Fraktion Loewe unter stützt sind, haben sich 105, Klerikale und Altcon- servativc zu den, Anträge des vr. LingenS vereinigt, den Reichskanzler zu ersuchen, daraus Bedacht zu nehmen, daß den Post- und Telegraphen Beamten an Sonn- und Feiertagen die entsprechende Zeit gewährt werde, um am Gottesdienst Theil nehmen, sowie vom Wochendienst sich auSruhen zu können. Wie da« „Dtsch. MtgSbl." hört, hofft man, daß der Abg. Rickert, nachdem er neuerlich auf die Candibatur zum Landesdirector verzichtet hat, seinen Wohnsitz dauernd nach Berlin verlege, um dort die geschäftliche Leitung für die national liberale Partei zu übernehmen. Letztere hatte bis vor einigen Jahren einen besoldeten Secretair; seitdem unterzog sich der Abgeordnete Techow dieser sehr mühevollen Arbeit, bis er vor einiger Zeit, angegriffen durch den Verlust der Gattin und selbst hoch betagt, davon zurücktrat. So ist die Partei zur Zeit in dieser Beziehung eigentlich verwaist, während eine feste Hand und eine organisatorische Kraft zur Bewältigung der vielfachen geschäftlichen Aufgaben nothwendig erscheint. Im Abgeordneten Rickert, glaubt man, würde sich die für diese Zwecke geeignetste Persönlichkeit der Partei bieten. Herr Bebel muß einen Doppelgänger in PariS haben; er ist schon wieder dort gesehen worden. Sogar die „Post" läßt sich Folgendes aus Paris schreiben: „Seit einiger Zeit befindet sich Ihr be rühmter Landsmann Bebel hier in unserem Babel. Deutsche Zeitungen hatten ihn angekündigt, mit dem Bemerken, er reise alS Drechsler mit gewerb lichen Zwecken. Es scheint aber dock, daß diese Ankündigung zu anspruchslos gewesen ist. Man bemerkt wenigstens, daß Herr Bebel mit den hie sigen Häuptern der Internationale einen lebhaften Verkehr unterhält, und die gute Ausnahme, welche er bei ihnen findet, soll nicht bloS seiner Persön lichkeit zu danken sein, sondern auch einer guten .KriegScassc, die er mitgebracht und ihnen zur Ver fügung gestellt habe. Auf dem vorjährigen So- cialisten-Conareß in Gent hatte eS sich gezeigt, daß die deutschen Socialisten vorzüglich organisirt sind, und ihren Führern sind darüber von Freund und Feind Complimente geinacht worden. Herr Bebel hat, wie man mir erzählt, dergleichen Com plimente abgelehnt und bescheidener Weise erklärt, die Partei prosperirc deswegen so in Deutschland, weil sie in keinem anderen Lande so wenig durch die Gesetzgebung genirt sei." — Hierzu ist nur zu bemerken, daß Herr Bebel jetzt nicht in Paris fern kann, weil er eine Gefängnißhaft in Leipzig ver büßt. Dcr jetzt glücklich beigelegte Nicaragua-Fall wird nicht mehr allen Lesern in Erinnerung sein; daher dürste ein kurzer Rückblick am Platze sein: Der frühere deutsche Konsul und gelegentliche Con- sulatsverweser Paul Eisen stuck, ein geborener Sachse und seit etwa 28 Jahren in Nicaragua ansässig, hat eine Stieftochter Franziska von Hedemann, welche von einem Eingeborenen, einem Zahnarzt Francisco Leal in Lion, entführt und geheirathet wurde. Bald nach der Ehe kam eS aber zum Streit zwischen beiden Gatten. Leal jagte seine Frau wegen anstößigen Lebenswandels auS dem Hause, entführte sie aber zum zweiten Mal, weil er durch den offenen Skandal in seinem Credit und seinen Geschäfts- einnahmen gelitten batte und weil er sich durch den Besitz seiner Frau die Unterstützung der Schwie gereltern sichern wollte. Diese jedoch brachen den Ver kehr mit dem Schwiegersohn ab, nahmen indessen die Tochter nach einiger Zeit wieder bei sich aus. Leal schwur sich zu rächen und suchte sich wieder ge waltsam in den Besitz seiner Frau zu setzen. Am 23. October 1876, AoendS 10 Uhr, wurde Paul Eisen stuck, als er mit seiner Frau, der genannten Tochter und einem jungen Mann nach Hause zurückkehrt«. überfallen. „Es wurden durch zwei ibnen folgend« Personen, von denen die eine angeblich von ihnen verkannt wurde, drei Pistolenschüsse auf sie abgefeuerl, glücklicherweise ohne Jemanden zu verletzen." Eia zweiter Neberfall fand am 29. November 187« statt. Leal bemächtigte sich, als die anderen Familien Paul und Moritz Elsenstuck (letzterer Consul) Abend- 10 Uhr von einer Gesellschaft nach Hause zurückkehrten, seiner Frau und behielt diese seitdem auch in seiner Gewalt. Es kam zum Handgemenge, in welchem Leal von einer ihm zur Ausführung seiner Absicht über lassenen Patrouille geholfen wurde, während der Consul, sowie seine Frau und Frau Paul Eisenstuck verschiedene Kolbenstoße erhielten und Paul Eisenstuck verwundet ward. Der Eonsul und die Seinigen wurden von der Patrouille al- Gefangene fortgeführt und erst durch die Dazwischenkunft einer Privatperson wieder freigegeben. Diese beiden Angriffe nun bildeten den Gegenstand wiederholter Beschwerden, erst deS ConsulatS- verwesers Paul, dann des Consuls Moritz Eisenftuck und schließlich des Geschäftsträgers v. Bergen, welche in der angeblichen Säumigkeit, resp. Niederschlagung ihrer strafrechtlichen Verfolgung eine Rechtsverwei- gerung, einen der deutschen Flagge angetbanen Schimpf erblickten, und schließlich, weil die nikaraguanisch« Regierung den von dem deutschen Reiche verlangten Schadenersatz- und Genugthuungsansprüchen nicht willfahrte, zur Durchsetzung ihrer Forderungen einige Kriegsschiffe zugesandt erhielten. Das gleichzeitige Erscheinen der letzteren an der Ost- und Westküste veranlaßte denn die nikaraguanische Regierung zur sofortigen friedlichen Beilegung der Sache. Die Wiener „Montagsrevue" schreibt, die Aus sichten auf eine friedliche Lösung der politischen Krisis seien in den jüngsten Tagen etwas stärker in den Vordergrund getreten. Deutschland erkenne die Existenz und die Berechtigung des allgemeinen europäischen Interesse- an, sowie, daß eS neben seinem Berhältniß zu Rußland freundschaftliche Beziehungen zu den anderen Staaten habe, welche eS nicht einfach opfern könne. So komme Deutsch land zu der Rolle einer mäßigenden und berich tigenden Macht. Wenn ein Staat von solcher unlitairischen und politischen Bedeutung diese Auf gabe aufgreife, so müsse dieS als die erste, vielleicht entscheidende Friedensbürgschaft betrachtet werden. Wie heute die Dinge lägen, sei eine friedliche Lösung fast untrennbar von dem Zustandekommen de- Congresies. Die Antwort deS Petersburger CabmetS auf die letzten englischen Eröffnungen würde demnach für die nächste Zukunft unzweifel haft entscheidend sein. Wenn dieselbe dem Con- greßvorschlage die Thür offen lasse, so sei zu hoffen, daß die den politischen Horizont gegenwärtig ver düsternden Zeichen allmälig verschwänden und die Interessen Aller in dem gemeinsamen Friedens bedürfniß und der Thatsache eine- allgemeinen Friedens einen versöhnenden Abschluß fänden. BiS jetzt sei weder auf die englische Note noch aus lue Bemerkungen des Grafen Andrasiy eine Antwort Rußland- erfolgt, doch ließen alle Anzeichen auf einen friedlichen AuSgang schließen. Die „Presse" hofft, daß eS dem Fürsten Bis marck trotz der Fehler der russischen Diplo matie gelingen werde, da- VermittelungSwerk von Neuem kräftig in die Hand zu nehmen. „Aber — fügt sie^mzu — so aufrichtig wir eine solche günstigere Wenoung der Dinge herbeiwünschen, so wenig möchten wir dock, daß man sich neuen Illu sionen hinsichtlich der Stellung der einzelnen Mächte hingebe. Vor Allem scheint eS uns, daß man in den politischen Kreisen diesseits wie jenseit- der Leitha noch immer keine ganz klare Vorstellung von der Haltung Deutschland- den Orientdingen gegen über habe Noch immer lesen wir in dem einen oder
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite