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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187804076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-04
- Tag1878-04-07
- Monat1878-04
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1878
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ffcknius. Santo- Kupfer Pallawo e 68 bi- rl. WM billiger i tri. K-». wltlsched 17 «Kl e Silber »a: ors. Queck 7 «tri. Lstrl. - L>k 61 ngto». ren 60« chweine. Ochsen . b« 41. incfleisL Wcl»en ,r. Mo, 60, pr. r, loco .70. pr. nrituS i 50.70. »4.00. — >en pr. . Juni- ».50. pr. 6.50. — kkeize» .00. — 147.00. IKilogr -irituü i 53.80. 13 Hau el, 2l4 tandard iwolle. ck. Un- l Schlup- ti 10.85, August- Beizen Br. - Mai-, (Schluß end. — oleum « weiß, 1'/. Br., pr. E«p (Schluß; toaaen iai 44?/.. »geboten jt. i 08 71. Erscheint tilgltch früh 6»/, Uhr. »»t trPklttto» JohanniSgafie 3». Jortty-mk» »er Uedartt,»: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. »»ahme der für die nächst- tonide Nimimrr desttmmteu nserarr an Wochentagen bls Uhr Nachinittags. an Loun- ick -efttagen früh bis '/,8 Uhr. k» Ftltak, siir Z»s. Aoiahmr: ko Stemm. Uuiversttätsstr. 22, »»»< L-schk,Kathar,nc»sir. >8,p. nnr bla '/.8 Uhr. Mpziger..TaMM Anzeiger. OrM für Politik, Localzcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anflage 15,S0S. Ll>»»»emrnt«prel» viertelt. 4'/,Mk., incl. Vrinaerlohn 5 Mk., durch dir Post bezogen 8 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Exttabeilagen ohne Postbesördrrung S8 Mk. mit Postbesördrrung »5 Mt. Instrale ügesp. Petirzeile 20 Pf. Größere Lchnften laut unserem Preisverzeichnis — Ladellarifcher Satz nach höherem Tarif. Lectamco ualrr km ttevaciloaoslrich die Spaltzrile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Lrpedttion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»eaiiw>v»acio oder durch Pvstvorfchuß. ^ 97. Sonntag den 7. April 1878. 72. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten «MW*ch a« IN. «pril ». e. «»end» '/,? vtzr 1« «aale der I. vüraerschule. Tagesordnung: . Gutachten de« Ausschusses zum Feuerlöschwesen über die Anschaffung zweier Dampfsprihen. l. Gutachten de- Bau- und OekonomieauSschustes über ». Parzellirung städtischen Areals an der kleinen Burggasse, an der Münzgasse und an der Harkortstraße, sowie über einen Arealaustausch mit Herrn Hermann Schramm, d. Verkauf zweier Bauplätze an der Auen- und Fregestraße, c. die Herstellung des Gerichtswege-. . Gutachten deS Bau-, Oekonomie- und StiftungSauSschusfeS über Herstellung der projectirten Straßen l. und UI. im großen JohanniSgarten. . Gutachten über die Verwendung mehrerer zur Zeit vermietheten Räume in der Alten Waage für die Expedition deS Stadwerordneten-EollegmmS. Holzpflanzni - Verkauf. Bo» dem Leipziger Forstreviere Connewitz können in diesem Frühjahre durch den Revierverwalter Herrn -»Herr ln Connewitz (Post, ^ " ^ -- " '" .er «ch-nherr in Connewitz (Postamt Connewitz-Le»pz,g) nachbenannte rzahlung oder Nachnahme bezogen werden, alS: 15 Hundert eingeschulte Nothbuchen, 1 M. hoch 5 5 . - vergatzor«, 1'/,—2 M. hoch . . . . - SOO « zweijähr. «ichensaat - 100 » einjähr. Vschcnsaat - 10 « 8jähr. gut bewurzelt« Etchen-AuSschutz-Pflanjen . - 8 . 4,ähr. dergl. Eschen-AusschutzLfianzen . . . . - 80 . Fichten mit vaUcn 1—1'/, M. hoch - Stück 50 - 8 . dreilähr. weißtannene «aatpflanren "/« /. Holzpflanzen gegen 18 >it — ^ 18 » — » 1,50-3 X — 75 ^ 4 - - - 3 - — - 40 - — - 3 - — » werden »um 1. Juli drei gröbere und ein NetuereS Zimmer zu miethen gesucht " ealitä Verpackung und Transport zur Bahn wird nur nach den Selbstkosten berechnet. Leipzig, am 13. Februar 1878. LcS NathS Forst-Teputatton. Für die hiesige Buchhändlerlehrlingsschule Eventuell würde - auch genügen, wenn die Loyalitäten nur für die Morgenstunden, im Sommer von 6—8, im Winter von 7—9 Nhr, und außerhalb ber Messen zur Benutzung überlassen werden könnten. Anerbietungen werden baldigst an den Unterzeichneten erbeten. «er Vorstand der vnchhaudlerlehrlingsschule. I. A. Refelshöfer. Holzpflanzen -Verkauf. Bon dem städtischen Forstrevier Vurgau können durch den Revierverwalter Herrn Oberförster Metze (Forsthaus vurgau. Postamt Ltndenau bei Leipzig) die nachverzeichneten Hol,pflanzen zu den beigesetzten Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme abgegeben werden, als: 500 500 1000 1000 500 1000 1000 500 3500 10,000 500 5000 1000 tück großblätt. Ulmen «irkcn detgl. dergl. »herrschen Linden eschenblätt. Ahorn Ahorn «schen Weißbuchen zu Hecken '/,—'/. Lärchen mit Ballen 1'/«—1'/, Fichten - - 1—1'/. dergl. > - 1'/,—2 1'/.-1'/. 2-3'/. L'/.-2'/, 2-2'/. 1'/,-2 1'/,-2 3 Meter Höhe ä Stück 1 X — 5 Hundert 80 50 40 SO 50 75 35 » Stück — 50 - - — - 50 - » » 1 - — « Leipzig, am 11. Februar 1878. 40 35 35 40 70 30 10 10 I 40 40 90 50 Geschäftslocal-Vermiethung. Des «aths Forft-Deputatto«. Im «ettengebäude des UniverfitätSgrundstückS „Stadt Dresden" an der Querstraße hier ist ein verkausslocal nebst Schreibstube und Niederlage vom 1. October 1878 an auf drei Jahre anderweit meistbietend »u vermiethen. Miethlieohaber werden ersucht, sich zu besten Versteigerung Dienstag, den 8. April 1878 vormittags 11 Uhr im UntverfltätS-Rentamte (Paulinum), in welchem auch die LicitationSbedingungen zur Einsicht auSIiegen, einzufinden und ihre Gebote abzugeben. Die Auswahl unter den Licilanten und die Entschließung in der Sache überhaupt bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 30. März 1878. UnetzersttätS-Aentamt. Graf. (e. T. kn IledLuck« ckvr 4. Vvr1rk«8ek»lo, kartboa^traE). Ln cker rrvltax ckoa 12. ku^. krük von S—12 nnck Si»«km1tt»x^ 2—5 lldr nack 8onnak«nck ck«n 18. krük von S—12 vkr »tattSnckonckon Xll8»toUanx ckor 8ektll«rarbvit«n, «onlo ra ckor kntl»«8a»x äer adxvdoncksn 8cküler 8onnad«nck ckvn 13. Kol. Alttaxn I vkr dvokrt «ick im -iamso üo» I,«drercoll«xlum8 vrxobonnt vlnrulackon 6vr Vlrvvtor 0. Tipsinn, k. vanratk Leipzig, 6. April. Die Lao !.S0 izen loeo er June- Ve< - per >enz: Er Frühjahr ust-Sep enz: Er ^rutziakr , Herbst »: Flau. flai-Jum Umsatz looo v. >S irgend Rrddling »dl. fair Moor!« r Macei» Middl. Lgypkan rab 4'/^ vhollera- dhollerah /^ Fair tzial 4'/^, ' F<ur ^ Argo " ». ffen. in Dampfer l Buenos nstaufen" Dampfer ;r Amen ol. w Nord Europa. ifage im Orient hat sich in den letzten Tagen erheblich geklärt, und heute macht sie sogar trotz alle- KriegslärmS ein ziemlich friedfertige- Gesicht. Zwar haben Oesterreich und England kundgegeben, daß sie den Frieden von San Stefano entweder gar nicht oder doch nickt ohne die einschneidendsten Aenderungen und Ergänzungen gutheißen werden, erster«- gelegentlich des Ignatiefj'schen Besuche- in Wien, letzteres durch die Runddepesche Salisbury'S. 7 ber eben der Umstand, daß man Die- nun in Peter-burg weiß, daß man genau die Puncte kennt, an denen sich die anderen Mächte stoßen, und die Entschlossenheit, mit der sie auf der Wahrung ihrer bedrohten Interessen beharren. — eben Da- muß klärend und abkühlend auf die heißspornige russische Politik wirken, die in ihrer Siegrs- trunkenheit alle Zügel abzuwerfen drohte und sich schon einbildete, sie könne mit der europäischen Türkei machen, waS sie wolle. Die abkühlende Wirkung tritt denn auch schon sehr erfreulich hervor. Die russische Antwort auf Salisbury'- Rote soll, wie angekllndigt wird, sehr freundlich und versöhnlich lauten ; England soll gebeten werden, mit positiven Abänderungsvorschlägen hervorzu trete»; die Stimmung in Petersburg soll eine fried liebende, die Hoffnung auf das Zustandekommen des Kongresse- noch immer nicht aufgegeben sein. Kurz, Rußland führt wieder einmal eine besonnene und ver ständige Sprache, und von London her hallt e- natür lich, dei aller Festigkeit und Vorsicht, in ähnlicher Tonart zurück; auch dort hält man dafür, daß die Lage einen günstigen Umschwung genommen habe. An der Entschiedenheit, mit der England und Oesterreich den russischen Ansprüchen entgegen treten, wollen wir nicht mäkeln, uns vielmehr daran erfreuen im Interesse de- europäischen Gleichgewicht- und eine- dauernden Frieden-; dock will unS scheinen, als ob in dieser Entschiedenheit ein g»t Theil deutschen Einflüsse- enthalten wäre. Lu- den« diplomatischen Schriftwechsel, de» die englische Regierung ihrem Parlament vorgelegt hat, erfahren wir nachträglich, daß Fürst BiSmarck die Theitnahwe an einem Eongrrß, in welchem England fehle, abgelehnt habe, daß er also eine Regelung der Orientsrage ohne England zurück loeye. Noch viel mehr gilt Da- von dem unS vie näher stehenden Oesterreich. Weit entfernt, an Oesterreich drücken zu wollen, ihm wohl gar durch eine theilweise Mobilmachung zu Gunsten Rußland- zn drohen (wie ein alberne- SensationSgerücht anzudeulen schien), lasten wir virlmebr Oesterreich vollkommen freie Hand für eine kräftige tiploma tische Action gegen Rußland. daS in Folge besten vorsichtig rurilckweicht. Stünde hinter dem Wider stände Oesterreich- und Englands nickt in gewisser Weise der ermunternde oder doch zulastende Einfluß Deutschlands, so würden die jetzigen Wirren kaum noch irgend welche Hoffnung aus einen friedlichen Au-aang bieten. Deutschland führt aber seine Rolle ai» „KrredenSmakler" ehrlich durch, und so können wir hoffen, daß Rußland den Weg der Verständigung mit Oesterreich und England finden werde. 2n dieser Auftastung der jetzigen deutschen Orient Politik werden wir bestärkt durch einen höchst be achtenSwerlhen Artikel, welchen die „Nordd. AUg. Ztg." heute an ihrer Spitze bringt. Dieses sonst ehr rufsenfreundliche Blatt giebt Rußland zu be wirken, daß e- neben den Erwägungen der Freund« chaft und Nachbarschaft auch noch andere Momente ebe, durch welche» wenigsten- mdrrect, die deutschen Interessen berührt werden. E- könne für unS nicht gleichgültig sein, ob Rußland durch seine An- prüche zu anderen, mit Deutschland ebenfalls be nachbarten und befreundeten Staaten in einen G gensatz trete, in dessen weiterer Entwickelung die Gefahr eine- europäischen Krieges liege. Denn Deutschland wünsche den Frieden nicht uur für sich elbst, sondern auch für die anderen Staate« Europa-. Da- Blatt fährt dann fort: Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, mußte man >ei unS an den Friedensschluß von San Stefano zu nächst die Voraussetzung knüpfen, daß die russischen Bevollmächtigten genau über die Grenzen klar sein würden, innerhalb deren daS möglicherweise zu er reichende Maß der Zugeständnisse lag, welche nicht )ie wehrlose Türke«, sondern die bei der Orientregu lirung unmittelbar betheiligten europäischen Mächte machen könnten; leider tragen aber d,e Vorgänge der letzten Wochen seit Veröffentlichung d«S russisch-türki schen Vertrages zu dem Eindruck nicht bei, daß die Unterhändler von San Stefano jene Erwägungen un verrückt vor Augen gehalten haben. Von Wien, wie von London auS werden bestimmte Puncte des russisch-türkischen Separatfriedens als durchaus unan- hmbar bezeichnet, und man kann heute wohl schon ne sagen, daß Rußland die vollständige Durchführung lenes Friedens nur um den Preis eine- neuen, sehr viel ausgedehnteren und verhängnißvolleren Krieges ft" . eine sorgfältige politische Vorbereitung und durch weisere- Maßhalten im Erfolge nicht hätte vermieden werden können. Der Artikel schließt mit den Worten: Der englisch« Minister de- Auswärtigen erkennt an, daß große Veränderungen in dem bisherigen RecbtS- verhältmß in den Orientländern nothwendig sein würden. Gras Andrasth hat eine gleiche Anschauung seit NuSbruch der Krm- nie verhehlt, und auch Ruß land will nur Totalrmorm und neue Garantien für die Regierungen der christlichen Völkerschaften auf der Balkanhalbinsel, nicht aber den Untergang der Türke» oder die Eroberung von Konstantinopel. Es ist also kein principieller Gegensatz, welcher die Anschauungen der drei direct belheiligten Mächte trennt, sondern nur ein bedauerlicher Mangel an rechtzeitiger Ver ständigung über diejenigen Wege, auf denen man neben einander zum Ziel hätte gelangen können. Hoffen wir, daß schließlich doch das gemeinsame Be dürsniß nach Frieden unter allen Erwägungen die Oberhand behalten und daß dann auch die formelle Versöhnung der jetzt im Gegensatz zu einander auf tretenden Einzelintereffen gefunden werden wird. Eine rustensrcundliche Politik spricht auS diesen Worten nickt, wohl aber eine sehr kräftige, auf Erhaltung des Weltfriedens gerichtete Neutralität- Politik. Die Parole der Interessenvertretung in den gesetzgebenden Körperschaften ist in neuerer Zeit wiederholt laut geworden. Die „frei willig - gouvernemenlale" „Norddeutsche Allgcm Zeitung" besonders hat dieS Thema mit einem ge wissen Feuereifer behandelt. Schwerlich zu irgend Jemande« Verwunderung. Tenn zu deutlich war daß sie eS damit auf die nächsten Wahlen abge sehen hatte, und zu diesem Zwecke ist dem genannten Blatte ersahrungSmäßig kein Mittel zu schlecht. Ueberraschew aber muß eS, nunmehr auch daS an erkannte Organ der freiconservativen Partei, die „Post" — ein Blatt, welche- die politische Dis kussion nach den Gesichtspunkten sachlicher Kritik und nicht nach denjenigen einer gewissenlosen Stimmungsmache zu führen pflegt —, die Fahne der Jnterestcnpolitik entrollen zu sehen. Und viel unverhüllter, als die „N. A. Z.". Tie letztere hat wohl einmal den Vorschlag gemacht, daß in unseren Parlamenten an die Stelle der bestehenden wlitischen Parteien, welche nach ihrer Anschauung iberwiegend auf veralteten doktrinären Begriffen ußen, neue Gruppen zu setzen wären, welche sich nach der Verschiedenheik der wirthschastlichen Inter- essen gebildet hätten. Aber sie hat eS wohlweislich Unterlasten, die logische Folgerung zu ziehen und die Forderung aufzustellen, daß alSbann auch die Wahlkvrperschasten, auS denen die Parlamente hervorgehen, nach denselben Grundsätzen zu bilden seien. In der „Post" dagegen wird unter der Form einer Zuschrift auS der Provinz Hannover alles Ernstes eine Umgestaltung unserer jetzigen „Kopfwahlordnungen" in der Richtung in Aussicht enommen, daß an die Stelle der heutigen unter- chiedslosen, auS allen mehr als 25 Jahre alten unbescholtenen Staatsbürgern zusammengesetzten Wählerschaft ein „Gremium von hohe Steuern zahlenden Landwirlhen, Kaufleuten und Gewerbe treibenden" treten würde. Es bleibt im Unklaren, ob der Politiker de« freiconservativen BlatteS sich die definitive Ausgestaltung der Reprasentativver- fastung nach seinen Plänen so vorstellt, daß die ver schiedenen Interessengruppen gesondert in die Volks vertretungen zu wählen hätten. Wie dem aber auch sei, der Grundsatz der Interessenvertretung, für die Bildung der parlamentarischen Körperschaften ein mal ausgestellt, müßte mit mathematischer Sicher heit über kurz oder lang zu einem Analogon des mittelalterlichen Ständestaates führen, würde jedenfalls die Aushebung de- in der heute bestehen den Verfassung zum Ausdruck gelangten Rechts staateS sein. Wie wollte man z. B. aus eine auS Unterestengruppen zusammengesetzte Körperschaft den in unseren Verfassungen ausgesprochenen Grundsatz anwenden: „Die Abgeordneten sind Ver treter deS ganzen DolkcS"? Bisher hat man eS als die beste Errungenschaft der modernen StaatS- entwickelung betracklet.daß die einander bekämpfenden socialer. Gegensätze früherer Jahrhunderte ihren Eini- gungSpuncl fanden Inder gemeinsamen Unterordnung unter den StaatSgedankcn. DaS gerade ist die Eigenthümlickkeit der Gesetzgebung de« Rechtsstaats, dag sie ausschließlich unter den politischen Ge sichtspunkt des allgemeinen StaalsinteresteS gestellt und dem Kampfe der wirthschastlichen Gegensätze, wenigstens principiell, entrückt ist. Jetzt sollen plötzlich wieder tic wirthschastlichen Einflüsse zum bestimmenden Moment erhoben und die politischen Gesichtspunkte in den Hintergrund gedrängt werden. Ganz osten wird m der „Post" daS Princip ausgestellt, „daß die zur Aner kennung gelangte wirthschastliche Tüchtigkeit eines ManneS, unangesehen seinen politischen Stand- punct, maßgebend werden soll für seine politische Erwählung." Wie will ein ausgesprochene- poli tisches Parteiorgan diesen Grundsatz mit seiner eigenen Existenz in Einklang bringen ? ES würde auch aus dea Artikel überhaupt nicht einrugehen sein, wenn nicht sein unbeanstandetes Erscheinen in der „Bost" im Zusammenhänge mit der ganzen inneren Lage auf die Anbahnung eines höchst eigen- thümlichen politischen FeldzugeS hinbcutele, gegen welchen aus der Hut zu sein das freisinnige deutsche Bürgerthum allen Grund hat. Tagesgeschichtliche lleberficht. Leipzig, 6. April. Die Antwort des Kaisers Wilhelm auf den Brief de- Papste« ist nach einem Telegramm der „Köln. Ztg." aus Rom am Mittwoch den 3. April von dem bayerischen Gesandten, Grasen Paumgarten, dem Staatssecretair Franchi über geben worden. In ReichStag-kreisen ist da- Gerücht verbreitet, daß die Verhandlungen mit dem Grafen Stol« berg - Wernigerode wegen Uebernahme des Posten- eines Vicepräsidenten des StaatSministe- riumS neuerdings wieder in da- Stocken gerathen seien. Eine authentische Bestätigung diese- Gerüchts liegt nicht vor und könnte es sich möglicherweise nur um Conimentare über die Verzögerung der bereits alS sicher signalifirtcn formellen Berufung handeln. Der neue Finanzminister Ho brecht hatte neu lich eine lange andauernde Unterredung mit dem Präsidenten des Reichstages, Herrn v. Forcken- deck, so weit verlautet, um mit demselben aus führlich über diejenigen Vorlagen, welche das Finanz- und Steuerwesen des Reiche- betreffen, zu sprechen und die Meinung deS Präsidenten bezüg lich der Behandlung derselben sowie Uber die all gemeine Lage der Finanz- und Stcuerverhältniste zu erfahren. Ueber den näheren Jnbalt de- Ge spräch- verlautet biS jetzt Nicht-. Jedenfalls ist der Versuch Le« FinanzminsierS, mit dem Parlamente eine Art von Fühlung zu gewinnen, immerhin zu registrireu. In NeichstagSkreisen be absichtigt man vor der Besprechung der Steuer vorlagen, welche die Negierung bis jetzt nicht zurück gezogen hat, die Vorlage über die Tabaksenguete, die sich biS jetzt bekanntlich noch im BundeSrathe befindet, abzuwarten und im Hause zur Bcrathung gelangen zu lasten. Der Beschluß über diese Vo>- lage « die so wie sic vom Buudeeralhc jetzt fcstgestellt worden ist, schwerlich zur Annahme im Plenum gelangen dürste) muß ja von maßgebendem Einfluß aus daS Schicksal der Slcuervorlagen der Re gierung sein. Den Reichstag wird, wie erwälmt, in einer der nächsten Sitzungen die wichtige Frage der Aus dehnung des Haftpslichtgesetzes beschäfti gen. Es liegen von nativnalliberaler, svrtschrilt licher, klerikaler und socialdemokratischer Seite Anträge vor. Am unbestimmtesten ist der von dem ultramontanen Abg. v. Hcrtling gestellte Antrag gehalten; derselbe verlangt eine „Revision" deS Ge seycs in Bezug aus den Betrieb von Bergwerken und nnt besonderer Gefahr verbundenen gcwcrblichkn Anlagen. Tie auS der natiouallibcralen Par tei hervorgegangencn Anträge betreffen eine Aus
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