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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187804135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-04
- Tag1878-04-13
- Monat1878-04
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1878
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Erschein tLglich früh 6'/, Uhr. Sellattt«« »t «vrXtt», Ivhamusgaffr »8. >Prrchß»1n> »er Le»««»»: B»»ittag« 10—12 Uhr. NachmiuagS 4—V Uhr. ««»dMe der für die nächst- fchtzend« Nummer bestimmte« «u «mheatageu dt« -.«Sonn- bis'/.»Uhr. r» de, FUtetc» fllr L»sH«uchm«: Ott» LN»«. UntversitätSpr. 22, L««t» -äsche. Katharmenstr. IS.p. lli-V^ Uhr. 1V3. Mpzi-er Ja-MM Anzeiger. OlM für Politik, Localgeschichte, HaudrlS- »ud Geschiftsverkthr. Sonnabend den 13. April 1878. «r»sl«ze 1S,S«td. L5e»««»»»^rr1» vtettelj. 4'/,DL. iarl. vnllgcrtohn L ML, durch di« Post bezogen k DL Je« einzelne Nummer 25 Pf- Belegexemplar 1» Pf GMÜbrc» für Extrabeilagen »tmr Poswefvrderung ZV DL mit Postbefdrdrrung 45 Mt ruftlMe Lgesp. Petttzeil« 2u Pf. <^r»tzem Schnftea laut uosrrrin Prcisverzclchuiß. — Tabrllariichcr Satz nach höherem Tarif, »tertime, mitrr »na >^r»ac1t«a»ftrtch dir Spaltzeile 4U Pf. Inserat« find stet- an d. Erpebitto, zu senden. — Rabatt wird mcht gegeben. Zal'lungpr»«oun>ar»n(l« .. »der durch Po-vorschuß. 72. Jahrgang. Zur geflllM Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 14. April nur Vormittags bis ',9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung. Auf dem »wischen der MoscheleS-Straße und dem Pleißenwildfluthbett gelegenen Tratte der Sebaftian- B»ch-Etraße soll bosfitteS Etraßen-Pflaster und Mosaik-Pflaster gelegt und diese Arbeit an einen Unter nehmer in Lccord vergeben werden. Di« betreffenden Bedingungen und Formulare der Kostenanschläge können auf unserem Ingenieur- Bureau (RalhhauS, U. Etage, Zimmer 19) in Empfang genommen werden, woselbst auch die Offerten mit der Aufschrift: „Pflasterungen in »er Sebafttanvach-Stratze" bit »um 19. April dieses JahreS Nachmittags k Uhr unterschrieben und versiegelt einzureichen find. Lestyia, den 9. April 1878. Ter «ath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Wangemann. Bekanntmachung. Auf dem zwischen der MoscheleS-Straße und dem Pleißenwildfluthbett gelegenen Tratte der Sebastian- Bach-Straße sollen Sranitschwellen gelegt und diese Arbeit an einen Unternehmer m Accord vergeben werden. Di« betreffenden Bedingungen und Formulare der Kostenanschläge können auf unserem Ingenieur- Bureau (RathhauS, U. Etage, Zimmer 19) in Empfang genommen werden, woselbst auch die Offerten mit der Aufschrift: „Echwelen-Legnng in der Sellaftian-Vach-Straße" bts »um 19. April diese- Jahre- Nachmittags b Uhr unterschrieben und versiegelt einzureichen find. Der «ath der Stadt «e»p,t«. Wa, iig, den 9. April 1878. vr Georgi. Wanaemann. Bekanntmachung. Dw Laasnn-Sschetue der im Jahre 1878 in Leipzig, Stadt, gemusterten milrtairpflrchtigen Mannschaften W» «ingegangen und liegen auf unserem Quartieramte, Rachhaus, 8. Etage, zum Abholen bereit, waS hiermit »nr Kenntniß der Hetheiligten gebracht wird. Letpzig, »in « April 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lamprecht. Bekanntmachung. Die Hälfte der einjährigen Zinsen der «lockenstiftung ist von unS an 4 wiirllipe, tzslsSllellürftige Wittwcn, welche hier »hren dletbeuden Wohnsitz haben und nicht schon Unterstützung auS der Armen- anstalt erhalten, gegenwärtig zu vertheilcn. Wittwen, welche den angegebenen Stiftungsbestimmungen entsprechen und sich um die »u vertheilenden Spenden bewerben wollen, haben ihre Gesuche längstens bis zu« L0. dies. Mo«, schriftlich bei uns — Eingangsbureau RathhauS, I. Etage, Zimmer Nr. 7 — einzuretchen. Leipzig, am 11. April 1878. Der Math der Stad» Leipzig. vr. Georgi. Mefferschmidt. Bekanntmachung. Die beim Abtrag deS in der Canalstraße am Elftermühlgraben gestandenen Häuschens und des dort befindlich gewesenen Steges gewonnenen Materialien, als. Bruch-, Ztrgel- und Dachsteine, vundholz, Balken, Pfosten, «reter, Thüren, Fenster re. sollen in kleineren Partien in der Näh« der Abbruchsstelle Donnerstag de« 18. diese» Monat» von früh 9 Uhr an gegen Baarzahlung und unter den an Ott und Stelle bekannt zu gebenden weiteren Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, den ll. Avril 1878. De» »ath» Bandepntatton. Bekanntmachung. Wegen des Baues der Brücke über den Elstermüblgraben zur Verbindung der Canalstraße mit der Frankfutter Straße wird der dort befindliche Steg am Montage den Ik. dieses MonalS abgebrochen und eS bleibt von da an bis zur Vollendung der Brücke die Passage über den Mühlgraben an der bezeichneten Stelle gesperrt. Leipzig, am 13. April 1878. Der Nath »er Stallt Leipzig. vr. Tröndlin. Wangemann. Bekanntmachung. In Gemäßheit des A. 1 der Instruction sür die Ausführung von Wasserleitungen und Wasseranlagen in Privatgrundstücken vom 7. Juli 18^5 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß der Klempner Herr Wilhelm Reinhard Mütze, Brandweg 5, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei unS sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vor richtungen nachgewiesen hat. Leipzig, am 8. April 1878. Der Nath »er Stallt Leipzig. I>r. Georgi. Harrwitz. Städtische Gewerbeschule. Die Schülerarbeiten bleiben von Freitag den 1i. bi- mit Sonntag llen 14. lls». Mt«, von früh 10 bi- Mittags 1 Uhr im Schullocale, östlicher Flügel der III. Bürgerschule, ausgestellt. Die Direktion »er stiillttsche« ^lewerlleschnle. Nieper, Pros. Leipzig, 1». April. Neben dem Umschwünge, den Fürst DiSmarck der deutsche« Pandels-, Finanz- und Wirthschaftspolitik zu gebe» sucht, geht eine Wendung her, d,e sich im Ktrchenkampfe anbahnt. Daß die Unter handlungen zwischen Rom und Berlin im Gange find, ist wohl nicht zu bezweifeln, doch scheinen sie stch 1«hr langsam vorwärts zu bewegen. Die erst« Grundlagen der Unterhandlungen, die zwi schen Kaiser und Papst gewechselten Briefe, liegen leider noch immer nicht in authentischer Fassung vor. In Betreff de- päpstlichen Schreiben« find wir auf die Wiedergabe eines belgischen Blattes (deS „Prscurseur") angewiesen, nach welchem das Schrmven folgenden Wortlaut haben soll: Papst Leo XIII. entbietet dem allerdurchlauchtigsten und mächtigsten Kaiser und König seinen Gruß. Durch die unerforscblicben Wege des Herrn und ohne irgend ein Verdienst von unserer Seite sind wir auf den Stuhl deS Apoftelfürften erhoben worden, und wir erlegen unS die angenehme Pflicht auf, Ew. kaiserlich« und königliche Majestät, unter deren mäch tigem und ruhmreichen Scepter eine so große Anzahl von Anbänaern unserer heiligsten Religion lebt, von dieser Lhatsach« unverzüglich m Kenntniß zu setzen. Da wir zu unserem Bedauern die Beziehungen, welche in früherer Zeit so glücklich zwischen dem h. Stuhl und Ew. Mazestät bestanden, nicht mehr vor- flnden, so wenden wir uns an Ihre Hochherzigkeit, u» « erlangen, daß der Friede und die Ruhe des Gewissen- diesem beträchtlichen Theile Ihrer Unter- tbanen wiedergegeben werde. Und die katholischen Unterthanen Ew. Majestät werden nicht verfehlen, wie es ihnen ja auch der Glaube vorschreibt, zu dem sie sich bekennen, sich mit der gewissenhaftesten Er gebenheit achtung-voll und treu gegen Ew. Majestät zzz zeigen. Zn vollster Ueberzeugung von der Gerechtigkeit Ew. Majestät rufen wir Gott den Herrn an, daß er Ihnen die Fülle seiner himmlischen Gaben verleihe, «nll flehen Ihn an, er wolle E». Majestät mit unS durch h» Band« der vollkommensten chttstlichen Liebe «reinigen. Gegeben zv Rom, in der Basilika von St. Peter, den 30. Februar 1878, im ersten Jahre unserer Re gierung. Gezeichnet Papst Leo Xlll. Inwieweit die Wiedergabe wortgetreu ist, vermögen wir nicht zu beurtheilen: unwahrscheinlich ist es nicht, daß wir hier den Wortlaut de» Schreibens vor an- haben, welche» entgegenkommend gehalten ist, ohne gerade viel zu versprechen, ohne den Papst irgendwie zu binden pnd auch nur entfernt die Unterwerfung der Kirche anzudeuten. lieber die Antwort de» Kaiser» bringt die „Italie" einige werthvolle Andeutungen. Da- Schreibe« ,f»v bereits in voriger Woche durch Beimnttelung der bayerischen Gesandtschaft an den heiligen Stahl gelangt sein. Die päpst liche Lurie soll von der mit so großer Span nung erwarteten kaiserlichen Epistel nur mittel mäßig befriedigt sein, indem dieselbe Nicht« ent halte, was ein Licht Uber die Ideen der deut schen Regierung in Bezog auf die religiöse Frage «ud vornehmlich Über die Wiederherstellung der Beziehungen verbreitete. Kaiser Wilhelm begnügt sich in seinem äußerst höflich abgefaßten Briefe, dem Papste für die ihm gemachte Mitteilung zu danken und Se. Heiligkeit seiner immerwährenden Wohlgeneigtheit zu versichern; waS jedoch den von Leo Xlll. ausgedrückten Wunsch anbelangt, die Uebel, von welchen die katholische Kirche in Preußen heimgesucht sei, aufhören zu sehen, so drückt Se. Majestät nur den Wunsch aus, es möchte der Streit ein Ende nehmen, damit die Wiederauf nahme aufrichtiger Beziehungen gestattet sei. Uebriaens, meint die „Italic", habe eS nicht bei dem bloßen Briefwechsel sein Bewenden, indem sich die Reserve Sr. Majestät damit erklären taffe, daß die Verhandlungen durch Unterhändler geführt wür den. Beiderseits sei man bemüht, die Schwierig keiten hinwegzuräumen. Der Reichskanzler sowohl als der Minister Falk brächten die Frage offen auf- Tapet und erklärten, die Maigesetze müß ten als Grundlage betrachtet werden, indem nur, wenn man sie zum AuSgattgSpuncte nehme, ein Einvernehmen möglich sei. Im Vatikan ist eine besondere Cardinalscongregation mit der Prüfung jener Gesetze beauftragt, um zu sehen, ob dieselben einer ein Einvernehmen gestatten de» Auslegung fähig sind. ES tauchen hier bei zahlreiche Schwierigkeiten auf; die Theo logen glauben, die kirchlichen Satzungen gestatteten nicht die Anerkennung von Gesetzen, welche eine Negation der Satzungen selbst seien. Dem ent gegen betrachten andere die Frage von einem ver schiedenen GesichtSpucte, indem me dafürhalten, daß eine Erklärung der preußischen Regierung, was die Auslegung und Handhabung der in Rede stehenden Gesetze anbelange, hinreichend sein würde. Fürst BiSmarck selbst ,st wiederum der Ansicht, daß ein Antrag solcher Art müßig wäre, indem sich nach ihm die Maigesetze zu Auslegungen in einem an deren Sinne nicht eigneten, und was dann die Strenge anbelangt, mit welcher sie angewendet wür den, so weist der Reichskanzler des Beispiels halber auf Bayern hin, mit welchem der Vatican Be ziehungen unterhalte und ein Concordät unterzeich net habe, durch welche« der katholischen Kirche eine nicht minder schwierige Lage als diejenige erwachsen sei, welche sie au- den m Preußen erlassenen Gesetzen ableite. Der Vatican wies auch darauf hin, daß rücksichtlich der Art des Vorgehen- der preußischen Regierung den Bischöfen gegenüber Abänderungen in dem bisherigen Verfahren zu treffen sein würben. Er hob hervor, wie gewisse Bischöfe der Gegen stand unaufhörlicher, hartnäckiger Verfolgungen seien, während andere unter der Gerichtsbarkeit unparteiischerer Behörden stehende nicht beunruhigt würden, weshalb der Vatican auf einer gleich mäßigen Behandlung aller beharren würde. Dar auf erwiderte die preußische Regierung, daß die jenigen Bischöfe, welch« keinerlei Verfolgung erlitten hätten, jene seien, welche sich klugen Sinnes und guten Glaubens erwiesen, wogegen den anderen der Krieg gemacht würde, weil sie denselben erklärt hätten. — Kurz die Unterhandlungen drehen sich nocb immer im Kreise. Der „Offervatore Romano", das Organ der römischen Unversöhnlichen, bemerkt, daß ein Archen politischer Umschwung in Deutschland unbestreitbar sei und durch allerseits eintreffende Nachrichten be stätigt werde. Der berüchtigte Culturkampf, der gleichbedeutend mit einer Religionsverfolgung der Katholiken gewesen, stände im Begriff nachrulassen, ja vielleicht aufzuhören. Einen Beweis ftir diese Schwenkung liefere auch die Ernennung preußischer Minister, die wegen ihrer konservativen Gesinnung bekannt seien, so namentlich der neue Minister Graf Botho Eulenburg. Der „Offervatore" fährt dann fort: „Hst es aber glaublich, daß Fürst Bismarck, endlich bekehrt, aus Gercchtigkeitsliebe einer besseren Einsicht folgt? Leider ist eine aufrichtige Bekehrung des größten modernen Religions-Verfolgers nicbt arnu- nehmen. Nur ein hochwichtiger politischer Zweck be gründet den Umschwung. Die europäischen Verhält nisse zwingen im Augenblick den Fürsten Bismarck, den inner« Frieden zu suchen, um seine auswärtigen Pläne ausfuhren zu können. Dieser Versuch des Fürsten Bismarck, zu einem Religionsfrieden zu ge langen, sei der beste Beweis dafür, daß der euro päische Krieg unvermeidlich sei. Ein BiSmarck'scher ReligionSsrieden sei aber im Grunde nur ein Wanenstillstand, obgleich die deutsche Regierung im Augenblick bereit sei, Alleszuzugestehen. Zum Schluß sagt der „Offervatore": „Wir sind immerhin erfreut über den Waffenstillstand, aber wir rächen den Katho liken, sich keinen Täuschungen über die Beweggründe binzugeben. Erst der AuSgang deS europäischen Krieges wird die wirkliche Haltung deS deutschen Cabinets im Religionskampf bestimmen. Hoffentlich führen die gegenwärtigen Conflicte zum Triumph der Wahrheit und der Wiedergeburt der Völker". DaS heißt auf gut deutsch: Den Waffenstillstand acceptiren wir einstweilen; aber hoffentlich be kommen wir einen allgemeinen Krieg und Preußen in demselben seine Schläge. — Danach scheint eS un», alS ob wir von der Einstellung deS Kirchen kampfes noch sehr weit entfernt wären; vielleicht ist es mit der Schutzzöllnerei ebenso. Fürst BiSmarck selber soll die ihm zuaeschriebenen Auflösung de- Reichstag« brauche man nicht ander- Notiz zu nehmen, . _ .. ^ Gedanken an eine bestritten haben. Dennoch hält die „Weser-Ztg." die Frage nicht für überflüssig, wie er den Wunsch, den alten Reichstag beizubehalten, mit anderen, nach besten Nachrichten vorhandenen Neigungen wird in Einklang bringen können. Wie jetzt der Wind weht, sage ganz deutlich der Aussehen erregende Artikel der „Prov. Corr.", aus welchem man klar er sehe, daß der Kanzler ein vollständig schutzzöllnerisches Programm habe. Die beschlossenen Enquöten über die Eisen- und Baumwollenindustrie, die unwidersprochene Behauptung wegen baldiger Wiedereinführung der Eisenzölle, der Hinweis auf daS sehr schutzzötlnerische Frankreich als Musterland nationaler Wirtschafts politik, die Bezeichnung der FreihandetSwiffenschafl als Scdulmeinung. die Denuncirung ihrer Sätze als Schlagworte, das seien Zeichen mehr als genug, und ihnen stehen keine gegenteiligen gegenüber. Bon den extremen Unterstellungen, als wolle man i zu dem TabakSmonopol auch noch da» Zucker- und ! Gott weiß was sür andere Monopole fügen, s als Ul constatiren, daß sie viele Liberale, die beim Tabak ivegen der hohen Erträge eine AuSnabnie vom Princip machen wollten, bestimmt haben, nicht dem Teufel den kleinen Finger zu geben, sondern fest beini Princip zu bleiben. Die ausschlaggebende Partei im Reichstage soll daher auch bestimmt entschlossen sein, aus dem TabakSeuquetegesetze die Möglichkeit der Hinführung aufs Monopol zu be seitigen. Es sei aber sehr wohl möglich, daß der Kanzler sich mit einem so amendirten Gesetze nicht zufrieden geben werde, ohne die Majorität zu einem anderen bewegen zu können. Habe er die frei händlerischen Elemente auS der Regierung ent fernt, so werde er nicht bei dem vorherzu sehenden Widerstande des Reichstages die Hand sinken lassen. Wolle er schutzzöunerisch regie- ren, die bekannten finanziellen Euren durch führen, mit einem Ministerium regieren, daS wenig oder keine Fühlung zur nationälliberalen Partei habe, so bedürfe er einer anderen ReichStagS- majorität, und auch der Wunsch, den Reichstag nicht auszulösen, werde stärkeren Wünschen das Feld räumen müsse,!. ES gebe ferner noch mancher lei Gründe, die auf eine baldige Verwirklichung der Auflösung hindrängen. Sein angegriffener Gesundheitszustand treibe den Kanzler zur Eile. Die Lage trage daher trotz wiederholter Dementis den Charakter der Spannung, ob, wann und wes wegen die Auflösung erfolgen werde. Dagegen schreibt die „B. A. C." (das Organ Lasker'S): Das Gerücht von Auflösungsabsichten ist durch Agitatoren der extremsten Schutzzollbe wegung erfunden worden, welche dadurch ihrer Sache einen Dienst zu erweisen glauben, daß sie dieselbe zu der Wichtigkeit einer die ganze innere Lage beherrschenden Zeitfrage aufbauschen. Der erhitzten TageSagitation ist ja schon ein augen blicklicher sensationeller Erfolg erwünscht, weil sic davon ihre Existenz eine Zeit lang weiter zu fristen vermag. Kein überlegender Politiker durfte aber daran glauben, daß die Reichsregicrung mit neuen Männern in den gerade für diese Fragen maßgebenden preußischen Ressort» an ihrer Seite noch vor aus gesprochenem Programm und vor jeder Betätigung jener Männer in der Verwaltung, in eine durch die Auflösung deS Reichstages verschärfte Wakl- campagne eintreten würde. Daß an daS Auf- lösungSaerücht dennoch einen Augenblick geglaubt und daß es im Reichstage selber zur Grundlage von „Wahlreden" gemacht wurde, beweist nur, wie groß die Erregtheit der Gemüther und — die Un klarheit der Situation ist. Nacb Ursprung, Absicht und Aufnahme steht diese» Auflösungsgerücht in Parallele mit dem kurzlebigen MobilisirungsgerÜcht." Tagesgeschichtliche Ueberficht. Letpzt,. 1». April. In der nationalliberalen Fraetion wurde am Donnerstag die Vorlage, die Enquste über den Tabak betreffend, zum Gegenstand der verband- lung gen,acht. Nach eingehender DiScussion kam
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