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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187804102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-04
- Tag1878-04-10
- Monat1878-04
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1878
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Erscheint tS-lich früh 6'/, Uhr. RekuNm «,» CepediN«» J«tza»«t--affe 35 L,achß»»k, »er LekuN«,: VorMttaAS 10-12 Uhr. Nachmittag« 4-0 Uhr. Annahme der stk die nächst- fviarndr Rümmer bestimmten Imeratr an Wochentagen bis s Uhr Nachmittags, an Sonn- «ab Festtagen früh bis '/.d Uhr. La öeaVUak, stk Z,t L»»ah»u: Ott» Klemm. UmvrrfitLtSstr. 22, Lauts Lösche, Kathartuenstr. 18,p. a«r bi« '/^ Uhr. WpMr.Tageblall Anzeiger. vlM str Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschWvakrhr. 1v«. Mittwoch den 10. April 1878. Auflage 15,300. Lö»»»l«e,t»,rri» viertelt. iucl. Brinarrlohn b Mt., durch di« Post bezogen » Mt. Jede einzelne Nummer 2b W. Belegexemplar io «. Sebüdren für Extrabeilagen ohne Postdesvrderung 30 «k mit Postdefdrderung 1L «l Lastrak Lgesp Petrtzeilr 20 Erdtzer« Schnfteu laut unierrm PreiSverzeichmß.—Tabellarischer Sah nach höherem Tarif »«imm, unter de« »rtacttamßrtch die Spaltzeil« 4» Pf. Inserate stad stet» an d.GmettNe» »» sende«. — Rabatt »Kd »ich« gegeben Zahlung pn»a»»«m>aa* »der durch Postvorschnh. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf di« hierunter beigedruckte Verordnung de- Königlichen Ministerium d«S Innern vom 1. Kecember 1804 fordern wir hiermit alle hiesigen Einwohner, welch« Nachtigallen halten, auf, die darauf gelegte JahreSsteuer ohne Verzug an die m der zweiten Etage de- RathhauseS befindliche Hunde steuer-Einnahme zu zahlen. In die angedrohte Strafe des dreifachen Betrag- der Steuer verfallen Diejenigen, welch« bi- zum 1. Mot b. I. »icht bie Steuer abgeführt haben. Leipzig, am 15. März 1878. Der NatH ber Stabt Leipzig. * vr. Georgi. Lamprechi. Verordnung, die Besteuerung der Nachtigallen betreffend, bo» 1. December 1864. Ruf Antrag der StLndeversammlung wird hierdurch Folgende- verordnet: Wer eine Nachtigall gefangen hält, hat dafür vom 1. Mai 1865 an eine jährliche, der Armencaffe seine- Wohnort- zuflwßende Abgabe von 4 Thalern und zwar in der Regel am 1. Mai jeden Jahre- zu entrichten. Die Sprosser, d. h. die großen, sogenannten ungarischen oder polnischen Nachtigallen (Nachtschläger) sind jedoch dieser Abgabe nicht unterworfen. Illeber die erfolgte Abentrichtung der gedachten JahreSsteuer ist in den Städten eine von dem Stadtrath« au», ' ' ^ >- - > - " ^ ^ ^, Bei! de- SteuerlegerS zu verlauten hat. Geht innerhalb de- vom 1. Mai bis zum nächsten 30. April laufenden Steuerjahres eine auf das letztere bereit- versteuerte Nachtigall in den bleibenden Besitz einer anderen Person über, so kann sich die Letztere von der außerdem selbst für die betreffende Nachtigall zu leistenden Entrichtung der Steuer auf daS bis »um nächsten 30. Avril noch laufende Steuerjahr nur durch den Borweis der auf daS letztere lautenden, von dem betreffenden Stadtrathe, beziehentlich dem Armencafsen-Einnehmer, auf ihren Namen übertragenen Quittung über die seiten- des vorigen Besitzers der Nachtigall auf das laufende Steuerjahr bereits bewirkte Zahlung der Steuer befreien. Die volle Steuer ist auch von Demjenigen zu entrichten, welcher eine erst während des laufenden Steuer- fahre- eingefangene Nachtigall hält. Hinterziehungen der Nachtlgallensteuer sind mit dem ebenfalls der Ortsarmencafle zufließenden dreifachen Betrage derselben zu ahnden. Seiten- der in dieser Angelegenheit competenten Armenpolizeibehörden ist dabei, insoweit es sich nicht um Eonkaventionen und deren Bestrafung handelt, allenthalben kostenfrei zu expediren. Hiernach haben sich Alle, die eS angeht, gebührend zu achten. Insonderheit haben die Stadträthe, sowie bi« Gericht-Ümter und Gemeindevorstände dafür, daß dem Vorstehenden genau nachgegangen werde, gehörige Sorge zu kagen. Dre-den, den 1. December 1864. Ministerium -es Innern. Frhr. v. Brust. Lehmann. »u-rufertigende, auf dem Vlatten Lande eine von dem Armencafsen-Einnehmer des betreffenden Orte- unter Beidrückung de- GemeindesiegelS au-zuftellende Quittung zu ertheilen, die in jedem Falle auf den Namen Bekanntmachung, »ie Bezahl«»»- -er Jmmabiliar-Brmkhcaffenheitrr-e betreffend. Len 1. April d. I. sind die für den ersten halbjährigen Termin laufenden Jahre- fälligen Brand- »erficher»«-»»cttrii-e nach ß. 65 de- Gesetz«- vom 25. August 187« mit 1'/, Pfennig »an der Beitrag-- einheU zu entrichten und werden die hiesigen Hausbesitzer und deren Stellvertreter hierdurch aufqefordert, ihre Beitrage »»« diese« Tage ab spätestens dinnen 8 Tagen bei der Brandcassengelder-Emnahme allhier — Georaenhalle, Eingang Ritterstraße 15, erste Etage — zu bezahlen, da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maßregeln gegen die Restanten eintreten müssen. Leipzig, am 28. März 1878. Ter «ath der Stadt Leipzig. De. Tröndlin. Scharlach. Bekanntmachung. Nachdem durch Erlaß der Kaiserl. Normal-Eichungs-Commission vom 15. Februar 1878 die 88- 69 und 01 der Eichordnung vom 18. Juli 1868 aufgehoben worden sind, ist fernerhin im öffentlichen Verkehre der Gebrauch von «rwtchten und Waagen, weiche mit eine« früheren Landes-Sichungsstempel versehen find, nicht «ehr gestattet. Solches wird zur Nachachtung hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, am 2. April 1878. Ser Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Reichel. Bekanntmachung, die katholische Kirchenanlage betr. Wir bringen andurch zur öffentlichen Kenntniß, da' lichen Unterricht- beschlossen hat, für dies Jahr von Er Leipzig, den 6. April 1878. Bekanntmachung, Miethveränderungen best. Um da- verzeichnttz der »tnanartirrnng-pfftchtige« und der zur «inqnartter»»« neet««ete» Nänme in Ordnung zu erhalten, geben wir den Hausbesitzern und Administratoren hiermit auf, jede In ihren HanSgrundstncke« eingetretene Mteth- resp. JtnSverändernng längsten- 8 Tage nach deren Eintritt bei unserem Quartreramte (RathhauS, 2. Etage) schriftlich anzumelden. Jede Unterlassung oder Versäumniß dieser Vorschrift wird mit einer Geldstrafe von fünfzehn M geahndet werden. Leipzig, am «. April 1878. Ser «gth der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lamprecht. Verkaufslocal. In der Durchfahrt zwischen dem Fürstenhaus« und dem Manrtctannm, Srimma'sche Straße 16/1«. ist links von der Straße herein ein kleines Berkaufslocal vom 1. Oktober 1878 an auf sechs Jahre meist bietend zu vermiethen. Hierzu ist Freitag, den IS. April 1878. varmittag- 11 vhr Termin angesetzt und werden Reflectanten ersucht, sich zu der angegebenen Zeit im Universität»-Rentamt« einzufinden und ihre Gebote abzugeben. Die LicitationSbedingungen liegen daselbst zur Einsicht auS. Die Auswahl unter den Licitanten und die Entschließung in der Sach« überhaupt bleibt dem Rentaotte Vorbehalten. Leipzig, am 1. April 1878. Universität» - «entantt. Graf. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen bei Gelegenheit der Ueberwölbung des Elstermühlgrabens im Ranstädter Steinwege, auf dem linken Ufer desselben eine Thonrohrschleuße ernzulegen und fordern daher diejenigen Besitzer bez. Administratoren der an genannte Ufersette angrenzenden Grundstücke, für welche sich die Nothw» ndigkeit der Einführung von Beischleußen, sowie der Unterführung von Fallrohrfchleußen m dies« Tyonrohrschkenß« für die nächsten Jahre übersehen läßt, auf, hierüber bis spätestens den SV. April d. I.. bei dem RathSbauamte (RathhauS, II. Etage) Anzeige zu erstatten und die erforderlich« baupolizeiliche Ge nehmigung hierzu einzuholen, damit die Legung der Privatbeischleußenrohre gleichzeitig mit dem Bau der Hauptschleuße auf Kosten der Adjacenten erfolgen kann. Leipzig, am 28. März 1878. Lee Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangeman». Bekanntmachung. Auf deü zwischen der Kronprinzstraße und der Straße 3 des südlichen Bebauung-plane- gelegenen Tratten der Kochstraße, fowie aus den zwischen der Koch- und Südstraße gelegenen Tracten der Kronprinz- straße, der Skaße ll und Straße 1 sollen Echleußen lll. Elast« erbaut und die hierzu erforderlichen Arbeiten einschließlich der Materiallieferung an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die betreffenden Kostenanschläge, Bedingungen und Zeichnungen, sowie die Probefteine können aus unserem Bauamte (RathhauS, 2. Etage) eingesehen werden, wo auch d»e Offerten mtt der Aufschrift: „Schlenzen in de« Südvorstadt detr." bi- zum 20. April d. I. Nachmittag- 5 Uhr unterschrieben und versiegelt einrureichen find. Leipzig, am S. April 1878. Ler Aath der Stadt Leipzig. vr. Ge«rgi. Wangemann. Bekanntmachung. das Königliche Ministerium des CultuS und öffent- bung einer katholischen Kirchenanlage abzusehen. Ler «ath der Stadt Leipzig. Mess vr. Georgi. kefserschmidt. Der Anschlag der am 1. d. M. ans den Addruch versteigerten Baulichkeiten, nämlich deS in der Eanalstraße quervor am Elftermühtgraben stehenden kleinen Hauses und des daneben über den Mühlgraben nach der Frankfurter Straße führenden HolzstegeS ist von unS adgelehnt worden und werden daher in Gemäßheit der BerstcigerungSbedingungen die Vieler ihrer Gebote hiermit entlasten. Leipzig, den 8. April 1878. Ler Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerutti. Städtische Gewerbeschule. Zu der am Donnerstag, den II. dieses Monats, Vormittags von 8 bis 12 Uhr stattfindenden Prüfung der drei TagcSclassen und der damit verbundenen Ausstellung von Tchülerardeiten im Locale der Ge Werbeschule (öftl. Flügel der lll. Bürgerschule) beehrt sich hierdurch ergebenst einzuladen Leipzig, am 8. April 1878. das Lehrer-Collegium der städtischen Gcwerbeschnle. Nieper, Prof. Leipzig, 9. April. Heute ist e- gerade zwölf Jahre her, daß Preußen beim verflossenen Bundestage den Antrag auf Ein berufung eines deutschen Parlamentes stellte <9. April 1868). ES ist bekannt, welche Aufnahme dieser Antrag fand und wie BiSmarck, da er sein Programm nicht durch den Bundestag verwirk lichen konnte, sich gedrungen sah, ihm trotz deS Bundestage» zum Durchbruche zu verhelfen. Der mürrischen Anweisung deS preußischen Reform- autrage» folgte die Bildung einer gegenpreußischen Eoalitwn, der Austritt Preußen- auS dem Bunde, die Sprengung desselben, der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich und die Errichtung eine- neuen, de- Norddeutschen Bunde-, einer starken Eentralgewalt mit preußischer Spitze und mit einem auS allgemeinen VolkSwahlen gebildeten Parlamente. Diese- Bundesparlament, welches die Ereignisse der Jahre 1870 und 71 zu einem gesammtdeutschen Parlament erweiterten, ist der Boden geworden, aus welchem der deutsche National- geist sich rasch erhob und immer kräftiger ent faltete; eS ist aber leider auch mit seinen allge meinen VolkSwahlen. für die unser politische- Leb«i sich noch nicht hinlänglich vorbereitet zeigte, der Boden geworden, aus der eine anfangs wenig beachtete Erzfeindin unsere- nationalen Staates, die rvthe Demokratie, emporwucherte und sich immer drohender auSbreitete. Man hat gesagt, daß unser Arbeiterstand noch nicht reff sei für da- allgemeine Wahlrecht. Da- mag sein. Wenn wir aber ehrlich sein wollen, so müssen wir hinrusUgen, daß auch da» Bürger in« noch nicht üoerall die erforderliche Reife an den Tag gelegt hat. DaS allgemeine Wahlrecht an sich ist nicht schuld an den Erfolgen der Social demokratie, wohl aber die halb« und schwächliche Anwendung, die da- BUrgerthum bi- jetzt davon gemacht hat. Unsere Schwäche ist die Stärke der Socialdemokratie, die wir mit Leichtigkeit und ohne gewaltsame Mittel Niederhalten könnte», wenn die Tausende und Abertausende von Philistern, die 30, 40,50Procent von nichtwählenden Wählern anfangen würden sich zu schämen und sich ihrer Pflichten gegen daS Vaterland, gegen die Ihrigen, gegen sich selbst zu erinnern. Und zwar darf der Wahlkampf sich nicht auf ein kurzes Wahlfieber von wenigen Wochen beschränken; wenn wir eine gute Ernte hereinbringen wollen, müssen wir in Zeiten auf die Saat bedacht sein. „Wir haben DaS schon so oft gehört!" sagt vielleicht Der oder Jener. Wer aber in den Tag hinein schläft, darf sich nicht wundern, wenn er immer und immer wieder den Ruf hört: „Wach' auf, ermunt're dich!" Und so wollten wir denn auch den heutigen Jahrestag, der unS an die Reich-taq-wahlen erinnert, nicht vorübergehen lasten, ohne unseren alten Weckruf ertönen zu lasten. Der Tag fordert aber nicht nur. zu einer ernsten Mahnung auf; er ladet unS auch zu einem freund lichen und dankbaren Rückblick ein auf die Bahn, die wir feit zwölf Jahren durchlaufen, und auf all daS Große und Schöne, was seitdem in Deutsch land geschaffen worden. Diese- war vor zwölf Jahren noch ein geographischer Begriff; seine Scheinverfasiunq, der alte Bund, war ein schlottern des Schattengehilde, da- nur den Svott herauS- forderte; im Auölande stand der Deutsche wehrlo- und kleinlaut da; er that am klügsten, wenn er seine Abstammung vcrleugnete und seine Zunge verstellte. Heute schützt ein starke- Heer die Grenzen unsere- von allen Völkern gefürchteten und um worbenen Reichesunsere Flagge durchzieht die fernsten Meere, und wehe dem Fremden, der einen Deutschen zu kränken wagt. Wir haben Einen Kaiser und Ein Parlament. Eine Münze, Ein Maß, Ein Gewicht, Ein Recht. Zwar sind wir jetzt gerade an einer Pause angelangt, von der Viele einen Still stand, einen Rückschlag fürchten. Manche wollen sogar schon daS Gespenst einer Reaction, wie nach der Bewegung der Jahre 1848 und 49, heranschleichen sehen. So weitgehende Befürchtungen halten wir für thöricht. Die zwölf Jahre, me hinter unS liegen, wurzeln zwar in dem Stur« und Rausche, in den Ideen- und Redekämpfen jener Revolution-- fahre; sonst aber haben sie Nichts mit ihnen ge mein: eS waren äahre harter Arbeit, stetigen FortbaueS, praktischer Reform. Ereignisse, wie die Gründung de- deutschen Reiches und die Re formen, die Gesetze und Einrichtungen, die es mit sich geführt hat, graben sich tief in die Tafeln der Geschichte; der stärkste ReactionSfchwamm kann sie nicht auSlöschen. Bleiben wir also thätig und wachsam; seien wir aber nicht undankbar und kleinmüthig. Vertrauen wir vielmehr der Macht der nationalen Idee, die unS über so viele Hinder nisse hinweggeholfen, die unS bi- hieher geführt und unS auch weiter vorwärts führen wird! Tagesgeschichtliche Aebersicht. Leipzig, 9. April. Die äußeren Anzeichen der Lage sind noch immer friedlich. Nach der „Köln. Ztg." ist anzu nehmen, daß Deutschland daS vorläufige Scheitern des CongresieS bedauert hat und jede günstige Ge legenheit zur Vermittelung ergreifen wird. Üb der Boden schon geebnet ist, muß sich bald zeigen. Zur inneren Lage meldet man demselben Blatte auS Berlin, 7. April: Auf der gestrigen parlamentarischen Soirse de- Reichskanzler- waren von den neuernannten preußischen Ministern die Herren Graf zu Eulenburg und Maybach erschie nen, während der Finanzminister Ho brecht durch Abwesenheit glänzte. Wie eS heißt, wird er sein Debüt im Reichstage als Vertreter der Tabak- besteuerungS-Enquöte machen, und wenn e- gelingt, einige Härten auS dem Entwurf, der jetzt im BundeSrath abschließend festgestellt ist, zu ent fernen, wird die Vorlage ohne Leben-gefahr den Reichstag passiven. Wenn vereinzelt andere Nach richten äufgetaucht find, so beruhen diese auf einer Voreingenommenheit de- ParteistandpuncteS, welche von der großen Mehrheit de-Reich-tageS nicht getheilt wird. Andererseits zeigt sich immer deutlicher, daß weder die unbedingten Krennide de- Monopol- noch die blin den Anhänger des amerikanischenBesteuerungSshstem«, das in seiner Wirksamkeit und Wirkung immer noch ungenügend gekannt ist, sondern die entschieden zahlreichere dritte Gruppe, welche zunächst nur an der Ueberzeugung festhält, daß der Tabak von un- stärker zur Besteuerung herangezogen werden muß. ohne für eine bestimmte Besteuerungsart eingr- schworen zu sein, die Lage beherrscht. Ihrem Stand punkt entspricht eine loyale Untersuchung der Vor bedingungen für die in Frage kommenden Be- steuerungsformen, und wenn sich der Minister Hobrecht mit einem solchen Vorschläge einsührt, bat er im Reichstage keinen Mißerfolg zu befürchten. WaS man sonst von den bevorstehenden Reuig keiten im Finanz- und Steuergebiet hört, ist weniger harmloser Natur. Bekanntlich hatte sich die ReichSregierung entschlossen, auf daS Andringen der Schutzzöllner, welche eine allgemeine industrielle Enquöte forderten, eine solche bezüglich der Eisen industrie in- Werk zu setzen, und seitens der Freihändler und Anhänger der bisherigen preußisch deutschen WirthschaftSp»litik hatte man sich mit diesem Schritte völlig einverstanden erklärt. Sind i-'doch die Mittheilungen richtig, welche seit einigen Tagen in engeren Kreisen uud gestern allgemeiner laut geworden sind, s» wäre wieder einmal ein DecorationS-oder wenn man will Stimmungswechsel eingetreten, und statt jener Enquete soll eine Vor lage wegen Wiedereinführung der Eisenzölle noch in dieser Session dem Reichstage als Pistole auf die Brust gesetzt werden. Im Falle der Ablehnung, die sowohl auS formellen als sachlichen Gründen unausbleiblich erscheint, würde dann eine Berufung an die Nation durch Neuwahlen versucht werden. Ob sich in dieser eigenthümlichen Weise die Ver sicherung de- Herrn Hobrecht. daß er durchaus auf dem Standpunkte seine- Amt-Vorgänger- stehe, bewahrheiten soll, oder ob dieser Feldzug-plan über den Kopf deS KlnanzministerS hinwegfliegt, läßt man dahingestellt. Die am Sonntag in Kassel abgehaltene Ver sammlung deutscher TabakSinteresfenten
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